Mit ihrem eindeutig betitelten Debütalbum “Thrash Metal” konnte die Band um den ehemaligen EMPEROR-Drummer Bard „Faust“ Eithun bereits einige Lorbeeren im Underground einfahren. Denn wer meint, dass hier waschechtes Schwarzmetall regiert, wird bitter enttäuscht, denn auch „Grand Feast For Vultures“ thrasht ohne Gnade und mit viel Dampf durch die Botanik. Man hört hier SLAYER genauso raus wie deutsche Premiumkost der Marke KREATOR oder DESTRUCTION (besonders im Gitarrenbereich!). Dabei gehen BLOOD TSUNAMI aber keinen Deut gezügelter zu Werke als all diese Referenzbands, sondern fahren ein gnadenloses Riffinferno auf, das zudem mit Gitarrist Peter „Pete“ Michael Kolstad Vegem (Lead-Schreie) und Bassist Peter „Bosse“ Boström (Backing-Growls) gleich von zwei amtlichen Brüllwürfeln unterstützt wird. Hinzu kommen eine knackige Produktion, die die Gitarrensalven ultrafett und voluminös durch die Boxen knattern lässt sowie eine Schippe hochkarätigen Songwritings, die besonders bei den beiden abschließenden, überlangen Hammersongs „Horsehead Nebula“ und „One Step Closer To The Grave“ bestens zur Geltung kommt und sich mitunter in endlosem Klampfendonner äußert. Aber auch der Rest des Albums lässt kaum Wünsche offen und macht „Grand Feast For Vultures“ zur Pflichtlektion für jeden Thrasher! Ich persönlich finde das Album jedenfalls nicht wirklich schwächer als das superbe aktuelle KREATOR-Werk „Hordes Of Chaos“…
Auf manche Konstante des Rockbiz ist immer verlass – das gilt auch für die mittlerweile in die Jahren gekommenen Herren von UFO. Weiterhin mit drei Originalmitgliedern an Bord, dem Chef und Mann am Mikro Phil Mogg, dem Gitarristen (und Keyboarder) Paul Raymond und Drummer Andy Parker liefern UFO auf „The Visitor“ 10 klassische Hard Rock Nummern, melodisch eingängig, klar arrangiert, mit Blues-Einschlag und schönen Soli, welche der zweite Gitarrist Vinnie Moore (seit 2003 Nachfolger von Gitarrengott Michael Schenker) ohne Starallüren und mannschaftsdienlich präsentiert – und das mit der richtigen Mischung aus Feeling und Rockattitüde. Als Anspieltipps für Fans und UFO-Frischlinge seien mal der hitverdächtige Rocker „Hell Driver“, das fast schon als AOR-Rock daherkommende „Stop Breaking Down“ mit seinem klasse Gitarrensolo, sowie die vom 70er-Blues- Rock getragenen Nummern wie der Opener „Saving Me“ und das cool southern groovende „Living Proof“ genannt. Natürlich ist das alles nichts Neues, und natürlich sind das nicht die 70er. Aber mit „The Visitor“ haben UFO ein echt gutes Rock Album vorgelegt, welches den Fans ausgezeichnet munden wird und das wohl einen anständigen Platz in der umfangreichen Biografie der Band einnehmen dürfte.
Es gibt Momente, da ist Krach einfach fehl am Platz. Machen wir uns nichts vor, manchmal passt weder „Screaming For Change“ noch „Killing In The Name Of“, weder „Like An Everflowing Stream“ noch „As Daylight Dies“. Für solche Momente bietet sich mit „Build It Up“ eine Alternative, auch wenn’s ziemlicher Popkram ist, was die Combo aus dem kalten Minnesota spielt. Aber was soll’s? Wenn das Ergebnis so viel gute Laune macht wie in diesem Fall, ist doch alles super. Ganz grob in der Nähe älterer WEEZER anzusiedeln, schmeicheln ONE FOR THE TEAM dem Ohr mit eingängigen Melodien, flotten Songs und gelungenem weiblichen wie männlichen Gesang. Das ist süß, ohne zu süß zu sein, und geht beschwingt in den Kopf. Kein Wunder, dass die zwölf Songs viel zu schnell vorbei sind, oder? Leichte, beschwingte Musik für Sommertage. Damit lässt sich zwar kein Coolness-Wettbewerk in der eigenen Subkultur gewinnen, aber irgendwas ist ja immer…
“One Step Behind Anger” war cool old school, da machen CHAOSFEAR gerne so weiter und liefern mit “Image Of Disorder” die nächste Thrash-Vollbedienung ab. Weiterhin auf moderne Einflüsse einen Scheiß gebend ballern sich die Brasilianer durch 45 Minuten Thash-Gewitter und lassen das Herz von Bay Area-Jüngern und Deutsch-Thrash-Anhängern gleichermaßen aufgehen. Natürlich zieht die Combo Brasilien und Thrash unvermeidlich SEPULTURA nach sich, an deren Glanztaten CHAOSFEAR zwar nicht ganz rankommen (dafür ist das Songwriting dann doch zu schwach auf der Brust), für einen soliden Platz im Mittelfeld reicht es aber allemal. Und da nur wenige Bands anno 2009 noch so charmant, böse und retro zugleich zu Werke gehen, haben CHAOSFEAR eh leichtes Spiel. Da stören auch die Versuche, cleanen Gesang in die Songs zu bringen oder das zum Ende doch limitierte Songwriting nicht wirklich weiter. Thrash as Thrash can!
CHURCH OF MISERY haben mit Rise Above endlich einen kompetenten Partner gefunden, der die Scheiben der Japaner auch im Rest der Welt erhältlich machen wird. Das erste Baby aus der neuen Verbindung ist „Houses Of The Unholy“, auf dem sich die Doomer from Japan wieder ihrem Lieblingsthema, US-Massenmördern, widmen. Musikalisch wird das Ganze in old schooligen Doom verpackt, mit entsprechend erdiger 70s-Produktion, schweren Riffs (hier bitte BLACK SABBATH und KYUSS als Referenz nennen) und ausschweifende Songs. Interessant wird die Chose durch die vielen chaotischen Abschnitte, in denen CHURCH OF MISERY vom Stoner-Doom-Einerlei abkommen und ihre eigenen Akzente setzen, „Shotgun Boogie“ ist da ein schönes Beispiel. Dadurch bleibt „Houses Of The Unholy“ interessant, gerade die Gegensätze zwischen den monotonen Parts auf der einen und den wirren Einschüben auf der anderen Seite machen da viel aus. Für die Zielgruppe ist das Scheibchen definitiv interessant, vor dem Kauf Probehören sollte aber drin sein.
DEVILS WHOREHOUSE machen nach der letztjährigen EP mit einem kompletten Album weiter, auf dem sie ein Dutzend Mal DANZIG und MISFITS huldigen. Schön räudig klingend, schön düstere Atmosphäre verbreitend, schön groovend – also alles schön? Nicht ganz, denn auf Dauer verliert „Blood & Ashes“ an Charme und Drive. Die ersten paar Songs machen noch Spaß, allen voran das treibende „Wicked One“, aber aud Dauer geht der Scheibe die Luft aus und entpuppen sich die Originale als die besseren Songschreiber. DEVILS WHOREHOUSE haben das Problem, dass ihnen – wie so vielen Hommage-Band – die endgültige Legitimation fehlt, warum sich jemand ihre Scheibe kaufen sollte. Klar können Musiker sich zusammentun, um nach „Dawn Of The Dead“, zwei Kisten Bier und drei MISFITS-Scheiben Songs zu schreiben und eine Platte aufzunehmen, aber wenn das Ergebnis so unspektakulär wird wie in diesem Fall, bleibt ein fader Nachgeschmack.
REINXEED aus Schweden legen mit „Higher“ ihr zweites Album vor und bedienen sich mal wieder jenem Bombast und Zutaten, denen Fans von SONATA ARCTICA bis RHAPSODY OF FIRE zugetan sind. Allerdings sind, wie bereits beim Vorgänger, die Ideen nicht immer konsequent ausgearbeitet worden – zu oft scheinen die Songs und Melodien sich um sich selbst zu drehen. Nur der Opener „Haunted Mansion“ und der Titeltrack „Higher“ bleiben da länger im Ohr. Sänger und Bandleader Tommy Johansson und seinen Jungs ist das spielerische Können nicht abzusprechen, auch die durchgehend hohe Geschwindigkeit könnte den einschlägigen Fans freuen, aber sein durchgängig hoher Gesang lässt Emotionen vermissen und die nur zum Teil interessanten Keyboards lassen den Gitarren und selbst dem Schlagzeug kaum Raum zur Geltung zu kommen – so klingen die Songs recht schnell austauschbar. Dazu klingt der Gesamtsound auch noch zu glatt – so als hätte die Band Angst „wen auch immer“ zu verschrecken – „everybodies darling“ funktioniert hier gar nicht. REINXEED bleiben mit „Higher“ also deutlich unter den oben genannten Größen zurück – Genrefreunde sollten hier lieber erst mal testen.
GRACE WILL FALL mussten nach ihrem dem Release ihres ersten Albums krankheitsbedingt eine Auszeit nehmen und wurden in der Zeit auch gleich mal von ihrem Label gekickt, wovon sich die Schweden nicht unterkriegen ließen und sich auf den DIY-Gedanken besannen – so kommt „Second Album“ auf Bandeigenem Label raus. GRACE WILL FALL bieten 15 chaotisch-wirre Songs, mit denen sich natürlich REFUSED-Vergleiche beschwören, für die Hardcore-Fraktion muss dann noch CONVERGE und MODERN LIFE IS WAR dazu und fertig ist die Schublade, in die „Second Album“ gepackt werden. Aber ist das schlimm? Eher nicht, denn die Schweden werden sich da wohl fühlen. Der permanent keifende Gesang, die chaotisch wie sperrigen Songstrukturen und die immer wieder auftauchenden eingängigen Parts („Bittersweet“) lassen auch keine anderen Vergleiche zu – das ist Stressmucke. Immerhin am unteren Ende der Stresserskala angesiedelt, trotzdem weit weg von Massenkompabilität. Darauf zielen GRACE WILL FALL eh nicht ab; hier wird die Hardcore-Fraktion bedient und bekommt ein angenehm eigenwilliges New School-Album, das mit jedem Durchlauf wächst und fesselt.
Der 1957 in Australien geborene NICK CAVE (eigentlich Nicolas Edward Cave) gehört sicher zu den innovativsten und kultigsten Songschreibern. Vor allem in dunklen, meist melancholischen Gefilden beheimatet lässt sich sein Stil kaum beschreiben – eine Mixtur aus Wave, Punk und Blues trifft es wohl noch am ehesten. Und immer dabei die Thematisierung des dunklen, oft nach innen gekehrten Lebens: Vom Anfang zum Tod, von Liebe zu Hass, von Vergeltung zu Versöhnung. Nach der mit seinem Kumpel und Gitarristen Mick Harvey gegründeten Vorgängerbands BOYS NEXT DOOR und BIRTHDAY PARTY und einigen vom Punk und Rockabilly beeinflussten Alben gründete man 1980 NICK CAVE & THE BAD SEEDS, trifft auf Blixa Bargeld (EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN) und erschafft sich einen eigenen Stilmix. Aus dieser von Ideen übervolle Anfangsphase (1984 – 1986) stammen die nun überarbeiteten ersten vier Alben von NICK CAVE & THE BAD SEEDS.
Angefangen hat das alles dann in 1984 – und so verwundert es nicht, dass das erste Album der Band gerade 7 Songs enthält (Vinyl und Tapes waren damals Stand der Technik), sondern das es auch diesen ganz besondern Charme der 80er, von dem man nicht weis ob man ihn als Kult oder Trash bezeichnen soll hat. Demzufolge ist das Debüt „From Her To Eternity“ nun so gar nichts für nebenbei. Als in den ersten Momenten schwer verständliches Werk offenbart es seine Qualitäten erst mit der Zeit. Schon damals setzten NICK CAVE & THE BAD SEEDS den Fans, welche sie als Ikone des Wave sahen mit ihrem Blues- und Punkattacken kräftig zu. Seine mal intensiv gesprochenen, mal fast heulend und wehklagend klingenden Texte musste man sich gefallen lassen. Abwechslungsreich vom dunklen getragenen Cohen-Cover „Avalanche“, über das eruptiv Unorthodoxe von Schlagzeug und Piano dominierte „Cabin Fever“ bis zum fast schon hypnotischen Titelsong „From Her To Eternity“ und der lyrischen Hommage „Saint Huck“ ist es hörbar, das NICK CAVE & Co. damals noch mit verschiedensten Stoffen experimentierte, überbändige Kraft hatten und kreativ am ausloten des möglichen waren.
Das Debüt „From Her To Eternity“ gibt es nun digital remastered (die Original 7 Songs) mit sehr ausführlichen Linernotes sowie einer zusätzlichen DVD mit einigem an Bonusmaterial, darunter die Singles einschließlich ihrer damaligen B-Seiten (u.a. ein geniales „In The Ghetto“, „In The Moon Is In The Gutter“ sowie den Titeltrack „From Her To Eternity“ in der 1987er Wim Wendes Filmversion), dem kompletten Album im 5.1 Mix und einem über 40-minütigen Film mit Kommentaren von Bands und Zeitzeugen zu den Anfängen von „From Her To Eternity“. Gutes Package für Fans und Anfänger.
Nachdem THE GRIT zwei Jahre lang fast durchgehend durch Europa getourt sind, haben sie sich dann doch mal wieder im Studio verschanzt, um ihr drittes Album aufzunehmen. Dieses hört auf den Namen „Straight Out The Alley“ und kann nicht nur mit dem hervorragenden Vorgänger „Shall We Dine?“ mithalten, sondern stellt diesen sogar in den Schatten. Die musikalischen Zutaten sind die gleichen geblieben: Psychobilly trifft auf Punkrock, Country, Ska und was sich sonst gerade noch so anbietet. Die Mischung ist auf dem neuen Album aber noch wilder geraten, was nicht zuletzt an diversen Gastmusikern liegen dürfte, die Mandoline, Ukulele, Mundharmonika und diverse Blechblasinstrumente eingebracht haben. So lauern an jeder Ecke Überraschungen, und am Anfang eines Songs weiß man nie, was einen erwartet. Irgendwie schafft es die Band aber, einen einheitlichen und eigenständigen Sound zu schaffen, so dass trotz der stilistischen Vielfalt alles wie aus einem Guss klingt. Dazu gehen die Songs gleichermaßen gut ins Ohr wie in die Beine und strahlen die Musiker eine ansteckende Spielfreude aus. Ein Album, das Originalität mit tollen Songs verbindet, von vorne bis hinten überzeugt und vor allem ohne Ende Spaß macht.