Ich war sehr neugierig, als ich dieses Debüt eines Quintetts aus Neuseeland in den Fingern hielt. Die optisch sehr schöne Aufmachung (Booklet mit abgedruckten Gemälden historischer Seeschlachten mit gewaltigen Segelschiffen, dazu ein passendes Cover-Artwork) ließ mich zumindest musikalisch und thematisch (immerhin deutet dies auch der Albumtitel an) etwas Düsteres im Stil der letzten Platten von AHAB oder GEIST erwarten, die ja ähnliche Konzepte mit finsterem Seemannsgarn auffahren. Aber Pustekuchen! CD rein, was kommt? Metalcore! Echt nicht mehr feierlich, wie inzwischen versucht wird, diese ausgelutschte Mucke an den Mann zu bringen! Und IN DREAD RESPONSE sind nicht mal sonderlich toll – sie agieren nur etwas bombastischer und ausladender (gerne auch mit Longtracks und ein paar Keyboards – wie etwa in „Concrete Sanctuary“, einem der stärkeren Songs des Werks) als ihre Kollegen aus der zweiten und dritten Reihe. Statt atmosphärischem Albtraumtheater bekommt man Abgehangenes von IN FLAMES, SOILWORK, AT THE GATES und Ihr-wisst-schon. Richtig fesseln vermag „From The Oceanic Graves“ zu keiner Sekunde, weil man hier wieder mal das Gefühl nicht losbekommt, alles schon mal woanders wesentlich geiler gehört zu haben. Schimpft ruhig weiterhin auf Genre-Kings wie CALIBAN, MAROON, HEAVEN SHALL BURN und Co., aber die können es wenigstens; IN DREAD RESPONSE zum Beispiel nicht. Schade, denn dieses Album wird seiner wirklich schönen Verpackung bei Weitem nicht gerecht!
Aus Washington, DC stammt dieses grindige Trio, über das nicht allzu viel bekannt ist. Auch das Info der Plattenfirma schweigt sich bis auf die Tatsache, dass dieses selbst betitelte Werk das zweite der Jungs zu sein scheint, gekonnt über die Biografie dieser coolen Band aus. Nach etwas Herumpulen im Netz und aufmerksamem Zuhören liegt der Verdacht nahe, dass MAGRUDERGRIND einen jüdischen Hintergrund zu haben scheinen, was auch der Song „Martyrs Of The Shoah“ (mit hebräischen Gesängen am Ende!) andeutet. Letztlich zählt aber nur die Mucke, und hier macht die Band einen richtig guten Job. Die Riffs bollern herrlich voluminös und rotzig, die Stücke peitschen sehr abwechselungsreich mit gekonnten Blastspeed-Midtempo-Breaks nach vorne, und auch diverse Spoken Word-Parts und sogar Hip Hop („Heavier Bombing“) werden nicht gescheut. Zudem fällt auf, dass Jungs eine ordentliche Thrash-Kante beifügen, die zusätzliche Heaviness ins Spiel bringt. Jedenfalls setzt die Grind-Thrash-Crust-Mischung reichlich Energie frei, die sich jeder Fan gepflegter Knüppeleien ohne Probleme einverleiben kann. Das Niveau von zum Bleistift NAPALM DEATH oder ROTTEN SOUND erreichen MAGRUDERGRIND (noch) nicht, aber großes Potential ist hier ohne Zweifel vorhanden.
Aus Schweden kommt der neue und vierte Silberling "Endless Echo" der Death/Thrashmetal Band mit dem einfallsreichen Namen CONSTRUCDEAD. Zweifellos merkt man schon nach einem kurzen Reinhören, dass die Jungs um Sänger Jens Broman technisch versiert zu Werke gehen. So beinhaltet jeder Song eine Fülle von komplizierten, anspruchsvollen und abwechslungsreichen Passagen im mittleren oder oberen Tempobereich. Auch gesanglich bekommt man die volle Palette geliefert: Von extremen Kreischpassagen über Pantera-artiges Geschreie bis hin zu episch melodischen "Mitsing-Refrains" à la IN FLAMES. Bei soviel Anerkennung und Abwechslungsreichtum muss man trotzdem die große Schwäche des Albums letztlich offenbaren: Auf der Scheibe finden sich für meinen Geschmack einfach zu wenig wirklich gute Songs. Es entsteht letztlich der Eindruck, die Schweden hätten lediglich coole Riffs aneinandergereiht, ohne an einen zündenden und packenden Songaufbau zu denken. Manch einer wird sagen, dass dies gerade das geniale an dem Album ist. Ich sehe das jedoch anders. Auch nach mehrmaligem Durchhören habe ich daher bis jetzt keinen Zugang zu "Endless Echo" gefunden. Positiv aufgefallen sind mir jedoch die Songs "Mephisto" und "The One Besides Me", die gerade in ihren melodischen Passagen zu überzeugen wissen. Bei vielen anderen Songs frage ich mich jedoch, wo auf dem Album ich mich nun gerade befinde, da sich die einzelnen Passagen zu wenig unterschieden. Es hätte dem Album für meinen Geschmack gut getan, wenn man auf die Hälfte der Riffs verzichtet hätte und alles etwas zielgerichteter gestaltet wäre. Am Sound muss ich kritisieren, dass mir der Gitarrensound etwas zu harmlos und drucklos klingt. Auch stören mich die diversen Effekte, die man beim Gesang eingesetzt hat. Hier wurde schnell mal ein Hall-Effekt dazugesetzt, den ich oft als sehr unpassend empfinde. Es verbleibt ein Album, dass sicherlich trotz der aufgezeigten Schwächen technisch zu überzeugen weiß. Ich jedoch kann mich mit der Art und Weise, wie man hier die Songs zusammengestrickt hat, nicht anfreunden.
TOXPACK waren mir bisher unbekannt. Als ich den Namen der Band hörte, dachte ich, es handele sich um eine junge Speed-Metal-Band aus Florida. Tatsächlich existieren TOXPACK seit 2001 und kommen aus Berlin. Nach eigenen Angaben spielen sie Streetcore. Streetcore wiederum hört sich nach Interpretation der Band für mich wie Songs der BÖHSEN ONKELZ (R.I.P.) an. Rock meets Punk meets Metal. Würde man mir die neue und fünfte Scheibe der Band "Epidemie" auszugsweise vorspielen, so würde ich sogar Geld verwetten, dass es sich um neue Onkelz-Songs handeln muss. Sowohl gesanglich, textlich ("Feuer frei, wer zieht mit uns?" oder "...nichts als die Wahrheit") als auch musikalisch fährt man hier im gleichen Fahrwasser, und das ist nicht negativ gemeint. Die Songs der neuen CD kommen druckvoll und saftig aus den Boxen. Einzig den deutschen Gesang kann man ab und an kritisieren. Stimmlich ist er vereinzelt etwas wackelig. Ich hätte den Gesang auch etwas dominanter abgemischt, da gerade bei deutschen Songs der Marke "Onkelz" der Gesang eine zentrale Rolle spielt. Insgesamt ist die CD aber gut produziert und hat einen druckvollen Sound. Opener ist der Song "Kopfbohrer", der mir wegen seiner griffige Melodie am Anfang direkt ins Ohr ging. Es folgt das medienkritische "Ohne Mich", wohl die erste Single, zu der es auch einen Videoclip auf der CD gibt. "Für Immer in Mir" ist für mich ein schwächerer Song, der mir zu sehr dahinplätschert und nicht auffällt. Mit "No Remorse" geht es wieder etwas schneller zur Sache, wobei der Song durch den Gastsänger Gary Meskil von PRO-PAIN etwas aufgepeppt wird. Der Song ist mir hier allerdings doch zu eintönig. Richtig stark ist allerdings das danach folgende "100% Ich" mit einigen druckvollen Riffs, die dem Song das gewisse Etwas geben. Hier zeigt die Band, was sie drauf hat: Starke Texte, druckvoller gitarrendominanter Sound und Refrains, die ins Ohr gehen und live zum Mitsingen animieren. Hervorheben will ich noch meine Favoriten "So viele Tage" und "Aufstehen", die ich mir immer wieder anhören kann.
Als Bonus gibt es auf der CD den Videoclip zu "Ohne Mich". Man sieht die Band den Song spielen und setzt die im Song enthaltende Kritik an sinnlosen Castingshows à la DSDS durch eine kleine Geschichte um. Für mich wirkt die erzählte Story etwas zu sehr "gekaspert", da die Band ansonsten mit ihren Texten ernst genommen werden will und nicht als Funcombo daher kommt.
Fans der Band bekommen mit "Epidemie" ein Hammerscheibe und werden bestimmt nicht enttäuscht sein. Wer TOXPACK noch nicht kennt und mit Musik der Richtung BÖHSE ONKELZ etwas anfangen kann, sollte unbedingt in die neue CD der Band reinhören. Die BÖHSEN ONKELZ haben sich bekanntlich aufgelöst, aber wen kümmert das, wenn man TOXPACK hören kann? Mich würde es nicht wundern, wenn man den einen oder anderen Song des Albums bald in den Charts wieder finden würde. Potential im Album und in der Band sind sicherlich vorhanden, Daumen hoch.
SET YOUR GOALS haben sich seit dem Release von „Mutiny“ hörbar viel mit dem Backkatalog ihres Labels beschäftigt, was in einer deutlich stärkeren Schlagseite zum melodischen Punkrock bei gleichzeitiger Verringerung des Hardcore-Anteils resultierte. „This Will Be The Death Of Us“ ist ein Album geworden, das BLINK 182 nicht besser hätten machen können – poppig, unverschämt gut gelaunt und immer noch hart genug, um auch die Hardcore Kids nicht zu vergraulen. von Jon Gula (ex-TURMOIL) und Chad Gilbert (NEW FOUND GLORY, ex-SHAI HULUD) belegen die Credibility der Band in diesem Bereich. Trotzdem wirken SET YOUR GOALS zu keiner Zeit anbiedernd, sondern haben einfach Spaß an fröhlicher Musik und ein Talent für melodische Songs, die sich schnell im Ohr festsetzen und einfach gute Laune machen, ohne dabei zu belanglos und zahm zu sein, wie das bei so vielen Melodycore-Klonen der Fall ist. „This Will Be The Death Of Us“ ist eine Platte geworden, mit der gute Laune verbreitet wird, gut gespielt, gut geschrieben und gut produziert – wer mal Abstand vom neuesten coolen Ding braucht und einfach mal eine halbe Stunde cheesy Musik hören will, ist hier genau richtig.
POLAR BEAR CLUB haben nach einer erfolgreichen Tour mit THE GASLIGHT ANTHEM die Dienste von Produzent Matt Bayles (MASTODON) in Anspruch genommen, um ihr merkwürdig betiteltes neues Album „Chasing Hamburg“ bei ihm einzuspielen. Die Produktion ist erwartungsgemäß gut ausgefallen, der druckvolle und gleichzeitig differenzierte Sound kommt vor allem Sänger Jimmy zu Gute. Der hat sich im Vergleich zu „Sometimes Things Just Disappear“ eine markigere Röhre zugelegt, wodurch er nicht mehr so soft klingt, sondern punkiger, dreckiger, authentischer. Beim Songwriting gab es indes keine großen Änderungen, POLAR BEAR CLUB bedienen sich weiterhin munter aus Punk, Hardcore und Emo, legen Wert auf eingängige Songs und halten genau das richtige Maß zwischen Härte und Gefühl. Dabei sind die Songs meist im Mid Tempo-Bereich zu finden, wirkliche Geschwindigkeitsausbrüche gibt es so gut wie nicht. „Chasing Hamburg“ lässt sich gut hören, hat keinen schwachen Song und wird die eigenen Fans zufrieden stellen, mit etwas Glück lassen sich auch der ein oder andere neue auf Tour dazu gewinnen, das Potential für einen kommerziellen hat diese Platte auf jeden Fall. Gratulation an POLAR BEAR CLUB zu einer schönen Scheibe!
Ich muss gestehen, dass ich die nordrhein-westfälischen Düstermetaller GEIST (mit den zwei Punkten über dem „i“) bis vor Kurzem nur dem Namen nach gekannt hatte, bis sie mich live mehr als überzeugt haben. Dieser sehr geile Eindruck wird auch von ihrem aktuellen, inzwischen dritten Werk „Galeere“ bestätigt, denn das Sextett gehört zu den originellsten, eigenständigsten, aber auch kompromisslosesten Bands der deutschen Black Metal-Szene. Zwar kann man im Sound der Band einen gewissen Viking/Pagan-Einschlag ausmachen, dennoch stehen Kreischhals Cypher D. Rex und seine Mannen eher in einer Reihe mit Bands wie TODTGELICHTER, MOONSORROW, VREID oder SOLSTAFIR, die mitunter derbes Schwarzmetall mit ungeheurer Atmosphäre verknüpfen und damit überlange Soundbastarde zum Leben erwecken als zwischen plumpen Goten- und Sauffolk-Klischees verbratenden Spaßkapellen. Ganze fünf Songs bietet „Galeere“, alle weit von radiotauglicher Länge entfernt und mit so vielen Facetten gespickt, dass man das Album mehrmals genießen muss um alle Details erfassen zu können. Hört Euch nur mal „Einen Winter Auf See“ oder den genialen Titelsong an, die atmosphärisch beginnen und sich dann nach und nach in schwarzmetallische Raserei steigern, die von fettem Midtempo angereichert wird. „Galeere“ ist ein songwriterisches Meisterwerk, das keinen internationalen Vergleich scheuen muss und zu den besten Düsterplatten gehört, die in Deutschland in den letzten Jahren veröffentlicht worden sind. Ein vielschichtiger Oberhammer!
Soweit ich mich erinnern kann, hat der höllisch lachhafte Pseudo-Contest “Wacken Metal Battle” noch nie eine ansatzweise gute Band hervorgebracht, sondern meist nur Truppen, die „zufällig“ gerade einen angesagten Stil spielen, der den abstimmenden Kids gefällt. Im Fall von THE FADING ist das nicht groß anders, auch wenn man den Israelis unterstellen kann, zumindest im instrumentalen Bereich echt gute Arbeit zu leisten. Die Mischung aus Melodic Death Metal und Metalcore kommt ziemlich knackig daher, die Soli und Riffs überzeugen mühelos, dennoch outet sich „In Sin We´ll Find Salvation“ nach dem ersten „Aha-Effekt“, der auch durch den fetten Sound zusätzlich angeheizt wird, jedoch spätestens nach dem dritten Durchlauf als derbe Mogelpackung, denn auf dem ganzen Album findet sich kein einziger Song, der auch nur ansatzweise im Ohr kleben bleibt. Man nehme nicht unbedingt die besten Momente von Bands wie SOILWORK, IN FLAMES, AT THE GATES, HEAVEN SHALL BURN oder CALIBAN, rühre sie durch, setze eine Bollerproduktion oben drauf, und fertig ist die Retortenband, die von den überrumpelten Kiddies zum Newcomer des Jahres gekrönt wird. Auch wenn Stücke wie „The Sin Collector“ oder das mit Quoten-Piano-Intro versehene „Beyond Perfection“ ganz objektiv gut gespielte Stücke mit einer gesunden Mischung aus Härte und Melodie sind, kommt man nicht umhin, „In Sin We´ll Find Salvation“ als sterile, seelenlose „Auf-Nummer-Sicher“-Platte abzuhaken, die, ähnlich wie die Erzeugnisse von SONIC SYNDICATE; BLOWJOB FOR A COWBOY oder HACKNEYED, Fragen aufwirft, in wie weit sich die metallische Konsumentenschaft noch von den Mainstream-Anhängern unterscheidet. Und auch in Israel findet man todsicher viele deutlich interessantere Bands als THE FADING…
Bei den SKABUCKS handelt es sich um eine siebenköpfige Band aus Linz. Und sie spielt – der Bandname lässt es erahnen – Ska. Nicht die Roots-Variante, vielmehr geht es hier eher flott und außerdem ziemlich rockig zur Sache. Nach zwei EPs ist die Band jetzt mit dem ersten Album am Start, und das macht großen Spaß. Mit fetter Bläser-Section geht es hier im Off-Beat 12 Songs lang ordentlich zur Sache und nach vorne. Ruhig sitzen bleiben ist da einfach nicht. Musikalischen Scheuklappen verweigert man sich, so wird beim „Love Song“ die Akustik-Klampfe ausgepackt und gibt es bei „Finally Weekend“ auch Raps zu hören. Nicht alles an dem Album ist perfekt. Der Gesang ist nicht immer cool, die Bläser-Sätze nicht immer originell und die Gitarre könnte für meinen Geschmack lauter sein. Aber egal, das macht die Jungs nur sympathischer, und vor allem hört man in jeder Sekunde heraus, wie viel Spaß sämtliche Beteiligte beim Einspielen hatten. Und genau darauf kommt es ja letztendlich bei dieser Musik an. Ich kann mir gut vorstellen, dass Konzerte der Band eine einzige Party sind. Das Album kann man sich übrigens auf deren Homepage komplett gratis runterladen. Aber ihr wisst ja: Junge, aufstrebende Bands sollte man unterstützen, deshalb unbedingt kaufen!
AUGUST BURNS RED sind bei Album Nummer Drei angekommen, mit dem wahrscheinlich auch anno 2009 noch „make it or break it“ gilt. Die Chancen stehen gut, dass die Amis Ersteres schaffen werden, so ausgereift wie sich mit dem Album präsentieren, waren sie noch nie. Im Vergleich zu „Messenger“ ist „Constellations“ komplexer und gleichzeitig eingängiger, heftiger und gleichzeitig melodischer; dazu auf handwerklich hohem Niveau, gerade die Gitarristen haben noch mal eine Schippe draufgepackt, was angesichts der „Messenger“-Leistung keine einfache Aufgabe war. Sänger Jake brüllt sich derweil gekonnt die Seele aus dem Leib (für christliche Botschaften) und zeigt sich ebenfalls facettenreicher und kraftvoller, auch wenn der cleane gesungene Beitrag nicht von ihm stammt, sondern vom BETWEEN THE BURIED AND ME-Shouter. Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger gewinnt „Constellations“ ganz klar, denn durch die Variabilität ist die neue Scheibe für den Hörer spannender und dank des sehr guten Songwritings ohne Füller. AUGUST BURNS RED haben eine verdammt gute Metalcore-Scheibe geschrieben, die gekonnt die Balance zwischen Brutalität und Melodik hält und zu keiner Sekunde langweilig wird. Die Zukunft sieht also ziemlich gut aus – aber die Band hat ja auch Gott auf ihrer Seite, was konnte da schon schief gehen?