Die JETPACKS lassen sich durchaus als ein AC/DC – MOTÖRHEAD Bastard meet THE BEATSTEAKS beschreiben – wobei sie im Verlauf noch genügend Ska und klassische Rock’n’Roll Elemente ihrem partytauglichen, meist flotten Punkrock hinzufügen. Das an Lemmy in Punklaune angelehnte „Burnout“, das locker groovende „Shake It“ oder auch das in Elvis-Stimmlage intonierte und irgendwie an die letzten HOSEN-Outputs erinnernde „King Of The Road“ sowie das coole „12“ und „15“ mit ihrem Country-Touch seien da mal an Appetizer genannt. Mit einem Bier in der Hand und mitsingend – hier geht es um die wichtigen Themen gezielt angesetzter Männerabende – „About Girls, Cars And Booze“. Anspruch braucht hier keiner – Party on! ist angesagt – und dafür können THE JETPACKS mit „About Girls, Cars And Booze“ mit ihrem fetten Sound sorgen.
Noisolution haben sich des aktuellen KONG-Albums angenommen und bringen das erste Studiowerk nach sieben Jahren Pausen in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Dabei hat sch natürlich an den Songs nichts geändert, die Scheibe kommt in der gleichen Variante wie die Ursprungsversion daher, womit der Rest des Reviews gilt: Die drei neuen an Gitarren und Drums machen ihre Sache sehr gut und „What It Seems Is What You Get“ zu einem KONG-Album, das alle Charakteristika der Band enthält. Immer noch wird rein instrumental gearbeitet und das Genre-übergreifend irgendwo zwischen Metal, Prog Rock und Alternative, wobei KONG es verstehen, die einzelnen Songs spannend zu halten und nicht die immer gleiche Leier zu nutzen. Manchmal sind die Gitarren etwas zu sehr im Vordergrund, im Großen und Ganzen geben sie den anderen Instrumenten aber genug Raum zur Entfaltung. In der guten Stunde Spielzeit machen KONG durchgehend Druck und bleiben interessant – wie sich das Live umsetzen lässt, wird sich hoffentlich bald zeigen, denn einem so gutem Album muss eine Tour folgen. Und dann wieder alle schön in die Mitte stellen.
Schwarz, Schwarz, Schwarz sind alle meine Kleider… Schwarz ist das Booklet der neuen (fünften) SWITCHBLADE-Scheibe, Schwarz ist die Musik, die Finsternis ist. Finsternis, der eine musikalische Form gegeben wurde. Dabei bedienen sich die Schweden nicht nur typischer Doomzutaten, auch Black Metal und fieser New Orleans-Sludge finden sich in den drei Songs wieder. Die wurden mit Part 1 bis 3 betitelt und gehen recht nahtlos ineinander über, was „[2009]“ wie aus einem Guss wirken läst. So baut sich die finsternis langsam auf, fast schon quälend, und nimmt sich Zeit, den Raum langsam zu füllen, bis es für den Hörer kein Entrinnen mehr gibt. Die minimalistischen Gesangspassagen verstärken das Gefühl, das etwas lauert und nur darauf wartet, freigelassen zu werden. Die Scheibe ist der Soundtrack für den Moment, in dem das Loch im Rettungsboot festgestellt wird. Alleine auf dem Eismeer treibend, mitten in der Nacht, nachdem das eigene Schiff gesunken ist… Mit einem Wort: intensiv. Genau wie alte NEUROSIS und natürlich SUNN o))) schaffen auch SWITCHBLADE eine dichte Atmosphäre, der sich niemand entziehen kann, vorausgesetzt, ein Faible für verstörend minimalistische Musik ist da. Wer das hat, wird mit diesen drei Songs seinen Herbst einläuten können.
Knapp drei Jahre sind seit der Veröffentlichung des Debüts „The Call Of The Wretched Sea“ der Walfänger AHAB ins Land gezogen; inzwischen agiert die Band nicht mehr als Trio, sondern als Quartett, denn mit Cornelius Althammer und Stephan Wandernoth (beide von DEAD EYED SLEEPER) wurden die beiden Hauptsongwriter Christian Hector und Daniel Droste amtlich verstärkt – mit dem Ergebnis, dass das Zweitwerk der Herren ebenfalls ein Gourmet-Düsterklumpen geworden ist. Ewig lang gezogene Keller-Riffs, atmosphärische Akustik-Parts, ultratief gelegte Growls und mitunter hypnotischer Klargesang bestimmen auch dieses Album, das sich hinter dem erstklassigen Vorgänger kaum verstecken muss. Leider gelingt AHAB hier nicht ganz die exakte Gratwanderung zwischen Zeitlupen-Funeral Doom und Kurzweile, so dass die Songs (immerhin sieben Stücke bei einer Spielzeit von knapp 70 Minuten) doch einige Längen offenbaren, die beim Debüt ein wenig gekonnter umschifft worden sind. Schon der über zwölfminütige Opener „Yet Another Raft Of The Medusa (Pollard´s Weakness)“ kommt einen Tick zu zäh und langatmig daher, was von den meisten anderen Songs untermauert wird. Ein „nur“ siebenminütiges Stück wie „O Father Sea“ kommt da schon fast wie eine „Hitsingle“ daher. Trotz dieser kleinen Abzüge in der B-Note ist „The Divinity Of Oceans“ ein saustarkes Album, das sich kein Fan finsterster Funeral Doom-Orgien entgehen lassen sollte!
NOX INTERNA kommen aus Spanien und, um das gleich mal vorwegzunehmen, sie singen in ihrer Muttersprache. Das sichert schon mal ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, denn spanischsprachige Ausflüge in dunkelmusikalische Gefilde sind nun doch eher selten. In musikalischer Hinsicht geht man ein wenig klassisch angehaucht mit häufigem Klaviereinsatz und Streichern zu Werke, was in der Mehrzahl der Fälle eine elegisch-melodische Stimmung erzeugt. Der Gesang wiederum schwankt zwischen gelungenen Melodiebögen und eher melodisch angehauchtem Sprechgesang, der auf Dauer ein wenig eintönig wirkt. Zum Ausgleich überzeugt das wunderschöne Klavier dafür in der Regel um so mehr, exemplarisch sei hierfür die titelgebende Ballade "Nox Interna" angeführt, bei der sich Gesang und Klavier zu einem stimmungsvollen, melancholischen Gesamtbild vereinen. Auch "Noches De Amatista" ist ebenso melodiös wie eingängig, während das ruhige "Love Song" die große sprachliche Ausnahme des Albums mit durchgängig englischem Text bildet. Zusätzlich zum Album enthält das sehr hübsch gemachte Digipak obendrein noch eine DVD mit zwei Musikvideos, Interview und Making Of. Kurz gesagt: ein Debut-Album, das sich sowohl hören als auch sehen lassen kann.
Die dritte Soloscheibe des SONATA ARCTICA Gitarristen ELIAS VILJANEN kommt wie ein Déjà-Vu aus vergangenen Zeiten – denn als Außenstehender im Bezug auf das Seelenleben des Herrn VILJANEN erscheint einen „Fire-Hearted“ als waschechte Hommage an JOE SATRIANI – so dermaßen klingt der eröffnende Titeltrack nach der Gitarrenlegende. Dabei macht ELIAS keinen Hehl aus seiner Verehrung und zelebriert 12 Songs lang die hohe Kunst der Fingerfertigkeit ohne dabei ins Gefrickel zu fallen – meist im Mid-tempo gehalten stellt VILJANEN sein Können in den Dienst der Songs, die so ihre Melodiedominanz behalten und den nicht weniger guten Mitspielern Jari Kainulainen (Bass, EVERGREY) und Mikko Siren (Drums, APOCALYPTICA) genügend Freiraum lassen. So überzeugen neben dem genannte Titeltrack vor allem noch das lockere „Cruel Groove“ und die beiden mit Vocals versehene Tracks „Last Breath Of Love“ (mit Marco Hietala von NIGHTWISH/TAROT) und „Kiss Of Rain“ (mit Tony Kakko von SONATA ARCTICA). Für nicht Instrumentalfreaks wird es zwar dann nach hinten raus etwas unspektakulär und das eine oder andere Überraschungsmoment würde neben den virtuosen Soli doch gut tun, aber trotzdem macht „Fire-Hearted“ Laune. SATRIANI-Jünger und SONATA-Fans langen da sicher zu.
WHYZDOM aus Frankreich setzen auf symphonischen Metal der zwischen Mid-Tempo und hohem Tempo wechselt und mit nicht zu opernhaften, aber hohen weiblichen Vocals daherkommt – sie pflegen dabei allerdings einen Stil der auch recht krampfhaft versucht allen Vorurteilen welche dem Genre anhaften gerecht zu werden. . Der Doppelschlag „Daughter Of The Night - Part I“ und „Part II” zeigt dies im positiven wie im negativen auf. Und so hat zum Beispiel auch das getragene „The Old Man In The Park“ gute Ideen zu bieten – allerdings fehlt es stimmlich und musikalisch in letzter Konsequenz doch an Power. Derart bemüht ziehen sich die fast 70 Minuten hin ohne das es einen richtigen Höhepunkt gibt – zu durchschnittlich im Vergleich zur Konkurrenz ist das Material auf „From The Brink Of Infinity” geworden. WHYZDOM werden mit ihrem symphonischen Metal also kaum neue Höhen erklimmen – unbeachtet teilweiser vorhandener Ansätze einzelner Songs ist die Halbwertszeit nämlich recht begrenzt.
SNAIL waren so schnell weg, wie sie aufgetaucht waren, „Blood“ ist erste die zweite Full-Length der Band, die sich immerhin keiner musikalischen Neuorientierung unterzogen hat. Erdig-basslastig rocken die Kerle vor sich hin und machen da weiter, wo sie vor 14 Jahren aufgehört haben: schwerer, langsamer Stoner Rock, der gleichermaßen an SOLARIZED wie an BLACK SABBATH erinnert und durch die Stimme von Sänger Mark den letzten Schliff bekommt, denn der setzt mit seiner ruhigen Art einen Widerstand gegen die unnachgiebige Riffwalze, die die Saitenfraktion hervorzaubert. Langsamer Stoner Rock kann dabei schnell zu langweilig werden, was auf „Blood“ aber nicht der Fall ist, dazu haben SNAIL in den letzten Jahren zu viele Ideen bekommen, die allesamt in die elf Songs Eingang gefunden haben und gerade das Gitarrenspiel erstaunlich variabel halten. Progressiver Stoner Rock also, der mit gut geschrieben Songs eine knappe Stunde unterhält und überzeugt.
Ein gar interessantes Demo haben die Schweizer Wölkchen („Zirrus“ und „Kumulus“ sind Wolkenformen, die jedoch auch beide mit „C“ beginnen können) hier zurechtgebogen. Gerade erst im Winter 2008 gegründet, hat das Quintett aus Luzern beachtliche sechs Songs in Windeseile fertig gestellt, die sich irgendwo zwischen Metalcore und Melodic Death Metal bewegen. Das mag in der heutigen Zeit erstmal keinen mehr vom Hocker reißen, denn schlechte Bands aus dieser Richtung gibt es ja mittlerweile zuhauf, doch ZIRRUS machen einen echt guten Job, auch wenn der Originalitätspreis meilenweit an ihnen vorbeischrammen dürfte. Da stört es auch nicht weiter, dass der Song „The Bench“ am Anfang den „Fade In“-Effekt von SUBWAY TO SALLY´s „Henkersbraut“ auffährt und später DESTRUCTION´s „Curse The Gods“-Riff verwurstet, denn am Ende entschädigt das mit coolen Chören versehene „Astronauts“ diese kleinen Ausrutscher. Auch die restlichen Songs mögen zwar (allein schon aufgrund der doch sehr demohaften, matten Produktion) nicht als Meisterwerke durchgehen, enttäuschen aber auch nicht. ZIRRUS können Genre-Freunde also ruhig mal anchecken, denn den üblichen „Och nee, schon wieder Metalcore…!“-Schock hatte zumindest ich beim Hören nicht, und das will schon was heißen…
Mit ihren bisherigen vier Studioalben haben sich BEARDFISH schon so eine Art Geheimtippstatus erspielt und auch mit ihrem neuesten Werk "Destined Solitaire" zeigen diese vier schwedischen Musiker, wie Retro Prog Rock durchaus ganz spannend sein kann. Ihre Landsmänner von den FLOWER KINGS beackern ja ebenfalls schon seit Jahren dieses Genre, gehören aber eher durch ihren eher biederen Stil nicht zu meinen Favoriten - bei BEARDFISH könnte dies durchaus anders werden.
Natürlich spielen diese Herren musikalisch nichts, was auch nur annähernd mit Mainstream umschrieben werden könnte, trotz der ein oder andern gefälligen Melodie und daher sollten sich Progfreaks wie gewohnt schon etwas Zeit nehmen, um sich in diesen durchaus ungewöhnlichen Klangkosmos einzuhören. Die Band geht dabei (wie ich finde zum Glück und zum Vorteil der Songs) nicht ganz so krass bzw. abstrakt wie ihre Labelkollegen von INDUKTI vor sondern man bewegt sich in durchaus bekanntem Fahrwasser des Retrobereichs mit viel Hammondsounds bei den Keyboards aber auch eine deutliche Prise Jazz gehört dazu, ein leichter Hang zum Musical ähnlich wie bei A.T.C. gehört genauso dazu wie ein gewisse Art von ironischen Humor, der die Band angenehm entspannt wirken läßt und zeigt , dass man selbst trotz aller technischen Finessen (die man mehr als einmal heraushängen läßt) doch nicht ganz so ernst nimmt. Da hat dann die Musik in den vielen gelungenen Momenten etwas von dem Wahnwitz und Genialität eines FRANK ZAPPA aufzuweisen.
Aber eines muß selbst dem leidfähigen Progie hier ganz klar sein, hier gibt es nichts mal so zum Nebenbeiprogen, die meisten Parts der neun Kompositionen auf “Destined Solitaire“ sind doch nur relativ schwer greifbar und manchmal so richtig sperrig wie etwa “In Real Life There Is No Algebra“. Der Song ist so vollgestopft mit Ideen, Stilen, Breaks und was weiß ich nicht alles und es wird wild hin und her gependelt, dass einem das Zuhören und dranbleibe sehr schwer fällt. Das verbindende Element geht da mitunter schon etwas verloren. Trotzdem gibt es auch viele eher gut hörbare Sachen wie bei dem angenehm wuseligen Opener „Awaken The Sleeping“ mit einem langen Instrumental und leicht schräger Melodie. Dann ist noch der relativ ungestüm riffige Titeltrack zu nennen, der mit seinen tiefen Growlparts sogar für die Metaller etwas interessantes bieten könnte. Sehr lässig kommt auch „In Real Life There Is No Algebra“ mit einem klasse tatsächlich etwas an STEELY DAN erinnernden Charme und dies trotz der ungewöhnlichen Rappeinlagen. Der Gesang an sich ist grundsätzlich jetzt nicht so weltbewegend aber sehr solide in einer normalen Tonlage. Mit den mit jeder Note mehr denn je zu Tage tretenden musikalischen Qualitäten der Instrumentalfraktion kann sie jedoch nicht annähernd mithalten. An der ein oder anderen Stelle hätte man sich zwar schon etwas mehr Songdienlichkeit gewünscht aber was soll’s. Wer so sich so lässig und trotzdem zielsicher zwischen den ganzen Progressive-Stilen bewegt und sich dabei meist trotz allerlei vertrackten Parts aber auch die Spielfreude bewahrt, verdient schon den größten Respekt. Muß aber sicher auch nicht jedem auf Anhieb gefallen.