SET YOUR GOALS haben sich seit dem Release von „Mutiny“ hörbar viel mit dem Backkatalog ihres Labels beschäftigt, was in einer deutlich stärkeren Schlagseite zum melodischen Punkrock bei gleichzeitiger Verringerung des Hardcore-Anteils resultierte. „This Will Be The Death Of Us“ ist ein Album geworden, das BLINK 182 nicht besser hätten machen können – poppig, unverschämt gut gelaunt und immer noch hart genug, um auch die Hardcore Kids nicht zu vergraulen. von Jon Gula (ex-TURMOIL) und Chad Gilbert (NEW FOUND GLORY, ex-SHAI HULUD) belegen die Credibility der Band in diesem Bereich. Trotzdem wirken SET YOUR GOALS zu keiner Zeit anbiedernd, sondern haben einfach Spaß an fröhlicher Musik und ein Talent für melodische Songs, die sich schnell im Ohr festsetzen und einfach gute Laune machen, ohne dabei zu belanglos und zahm zu sein, wie das bei so vielen Melodycore-Klonen der Fall ist. „This Will Be The Death Of Us“ ist eine Platte geworden, mit der gute Laune verbreitet wird, gut gespielt, gut geschrieben und gut produziert – wer mal Abstand vom neuesten coolen Ding braucht und einfach mal eine halbe Stunde cheesy Musik hören will, ist hier genau richtig.
POLAR BEAR CLUB haben nach einer erfolgreichen Tour mit THE GASLIGHT ANTHEM die Dienste von Produzent Matt Bayles (MASTODON) in Anspruch genommen, um ihr merkwürdig betiteltes neues Album „Chasing Hamburg“ bei ihm einzuspielen. Die Produktion ist erwartungsgemäß gut ausgefallen, der druckvolle und gleichzeitig differenzierte Sound kommt vor allem Sänger Jimmy zu Gute. Der hat sich im Vergleich zu „Sometimes Things Just Disappear“ eine markigere Röhre zugelegt, wodurch er nicht mehr so soft klingt, sondern punkiger, dreckiger, authentischer. Beim Songwriting gab es indes keine großen Änderungen, POLAR BEAR CLUB bedienen sich weiterhin munter aus Punk, Hardcore und Emo, legen Wert auf eingängige Songs und halten genau das richtige Maß zwischen Härte und Gefühl. Dabei sind die Songs meist im Mid Tempo-Bereich zu finden, wirkliche Geschwindigkeitsausbrüche gibt es so gut wie nicht. „Chasing Hamburg“ lässt sich gut hören, hat keinen schwachen Song und wird die eigenen Fans zufrieden stellen, mit etwas Glück lassen sich auch der ein oder andere neue auf Tour dazu gewinnen, das Potential für einen kommerziellen hat diese Platte auf jeden Fall. Gratulation an POLAR BEAR CLUB zu einer schönen Scheibe!
Ich muss gestehen, dass ich die nordrhein-westfälischen Düstermetaller GEIST (mit den zwei Punkten über dem „i“) bis vor Kurzem nur dem Namen nach gekannt hatte, bis sie mich live mehr als überzeugt haben. Dieser sehr geile Eindruck wird auch von ihrem aktuellen, inzwischen dritten Werk „Galeere“ bestätigt, denn das Sextett gehört zu den originellsten, eigenständigsten, aber auch kompromisslosesten Bands der deutschen Black Metal-Szene. Zwar kann man im Sound der Band einen gewissen Viking/Pagan-Einschlag ausmachen, dennoch stehen Kreischhals Cypher D. Rex und seine Mannen eher in einer Reihe mit Bands wie TODTGELICHTER, MOONSORROW, VREID oder SOLSTAFIR, die mitunter derbes Schwarzmetall mit ungeheurer Atmosphäre verknüpfen und damit überlange Soundbastarde zum Leben erwecken als zwischen plumpen Goten- und Sauffolk-Klischees verbratenden Spaßkapellen. Ganze fünf Songs bietet „Galeere“, alle weit von radiotauglicher Länge entfernt und mit so vielen Facetten gespickt, dass man das Album mehrmals genießen muss um alle Details erfassen zu können. Hört Euch nur mal „Einen Winter Auf See“ oder den genialen Titelsong an, die atmosphärisch beginnen und sich dann nach und nach in schwarzmetallische Raserei steigern, die von fettem Midtempo angereichert wird. „Galeere“ ist ein songwriterisches Meisterwerk, das keinen internationalen Vergleich scheuen muss und zu den besten Düsterplatten gehört, die in Deutschland in den letzten Jahren veröffentlicht worden sind. Ein vielschichtiger Oberhammer!
Soweit ich mich erinnern kann, hat der höllisch lachhafte Pseudo-Contest “Wacken Metal Battle” noch nie eine ansatzweise gute Band hervorgebracht, sondern meist nur Truppen, die „zufällig“ gerade einen angesagten Stil spielen, der den abstimmenden Kids gefällt. Im Fall von THE FADING ist das nicht groß anders, auch wenn man den Israelis unterstellen kann, zumindest im instrumentalen Bereich echt gute Arbeit zu leisten. Die Mischung aus Melodic Death Metal und Metalcore kommt ziemlich knackig daher, die Soli und Riffs überzeugen mühelos, dennoch outet sich „In Sin We´ll Find Salvation“ nach dem ersten „Aha-Effekt“, der auch durch den fetten Sound zusätzlich angeheizt wird, jedoch spätestens nach dem dritten Durchlauf als derbe Mogelpackung, denn auf dem ganzen Album findet sich kein einziger Song, der auch nur ansatzweise im Ohr kleben bleibt. Man nehme nicht unbedingt die besten Momente von Bands wie SOILWORK, IN FLAMES, AT THE GATES, HEAVEN SHALL BURN oder CALIBAN, rühre sie durch, setze eine Bollerproduktion oben drauf, und fertig ist die Retortenband, die von den überrumpelten Kiddies zum Newcomer des Jahres gekrönt wird. Auch wenn Stücke wie „The Sin Collector“ oder das mit Quoten-Piano-Intro versehene „Beyond Perfection“ ganz objektiv gut gespielte Stücke mit einer gesunden Mischung aus Härte und Melodie sind, kommt man nicht umhin, „In Sin We´ll Find Salvation“ als sterile, seelenlose „Auf-Nummer-Sicher“-Platte abzuhaken, die, ähnlich wie die Erzeugnisse von SONIC SYNDICATE; BLOWJOB FOR A COWBOY oder HACKNEYED, Fragen aufwirft, in wie weit sich die metallische Konsumentenschaft noch von den Mainstream-Anhängern unterscheidet. Und auch in Israel findet man todsicher viele deutlich interessantere Bands als THE FADING…
Bei den SKABUCKS handelt es sich um eine siebenköpfige Band aus Linz. Und sie spielt – der Bandname lässt es erahnen – Ska. Nicht die Roots-Variante, vielmehr geht es hier eher flott und außerdem ziemlich rockig zur Sache. Nach zwei EPs ist die Band jetzt mit dem ersten Album am Start, und das macht großen Spaß. Mit fetter Bläser-Section geht es hier im Off-Beat 12 Songs lang ordentlich zur Sache und nach vorne. Ruhig sitzen bleiben ist da einfach nicht. Musikalischen Scheuklappen verweigert man sich, so wird beim „Love Song“ die Akustik-Klampfe ausgepackt und gibt es bei „Finally Weekend“ auch Raps zu hören. Nicht alles an dem Album ist perfekt. Der Gesang ist nicht immer cool, die Bläser-Sätze nicht immer originell und die Gitarre könnte für meinen Geschmack lauter sein. Aber egal, das macht die Jungs nur sympathischer, und vor allem hört man in jeder Sekunde heraus, wie viel Spaß sämtliche Beteiligte beim Einspielen hatten. Und genau darauf kommt es ja letztendlich bei dieser Musik an. Ich kann mir gut vorstellen, dass Konzerte der Band eine einzige Party sind. Das Album kann man sich übrigens auf deren Homepage komplett gratis runterladen. Aber ihr wisst ja: Junge, aufstrebende Bands sollte man unterstützen, deshalb unbedingt kaufen!
AUGUST BURNS RED sind bei Album Nummer Drei angekommen, mit dem wahrscheinlich auch anno 2009 noch „make it or break it“ gilt. Die Chancen stehen gut, dass die Amis Ersteres schaffen werden, so ausgereift wie sich mit dem Album präsentieren, waren sie noch nie. Im Vergleich zu „Messenger“ ist „Constellations“ komplexer und gleichzeitig eingängiger, heftiger und gleichzeitig melodischer; dazu auf handwerklich hohem Niveau, gerade die Gitarristen haben noch mal eine Schippe draufgepackt, was angesichts der „Messenger“-Leistung keine einfache Aufgabe war. Sänger Jake brüllt sich derweil gekonnt die Seele aus dem Leib (für christliche Botschaften) und zeigt sich ebenfalls facettenreicher und kraftvoller, auch wenn der cleane gesungene Beitrag nicht von ihm stammt, sondern vom BETWEEN THE BURIED AND ME-Shouter. Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger gewinnt „Constellations“ ganz klar, denn durch die Variabilität ist die neue Scheibe für den Hörer spannender und dank des sehr guten Songwritings ohne Füller. AUGUST BURNS RED haben eine verdammt gute Metalcore-Scheibe geschrieben, die gekonnt die Balance zwischen Brutalität und Melodik hält und zu keiner Sekunde langweilig wird. Die Zukunft sieht also ziemlich gut aus – aber die Band hat ja auch Gott auf ihrer Seite, was konnte da schon schief gehen?
KINGDOM sind eine der Bands, die beweisen, dass Hardcore mehr als nur Musik ist. Oder besser: sein sollte. Die Amis beschäftigen sich in ihren texten mit Themen wie Tierrechten, Veganismus und Straight Edge, ohne dabei missionarisch aufzutreten. Ihr neues Album „The Rage That Guides“ wird durch die Selbstbeschreibung perfekt auf den Punkt gebracht: Fast, pissed-off hardcore. Auch wenn die raue Stimme der Dame am Mikro, Davin, unverwechselbar ist, verlassen sich KINGDOM nicht allein auf sie, sondern haben viel Gehirnschmalz in das Songwriting gesteckt und eine durchweg druckvolle Scheibe geschaffen und ihr eine authentische Produktion verpasst. Basis des Ganzen ist der Hardcore der alten Schule, immer schön auf die Zwölf gespielt, ohne sich neuen Einflüssen zu verschließen - „Pythoness” geht zeigt sich sogar mit Southern Rock-Einschlag, Gitarren-Solo inklusive, bevor es am Ende des Songs wieder ordentlich auf die Fresse gibt. Der Titel trifft es ziemlich gut, „The Rage That Guides“ ist eine aggressive Hardcore-Scheibe geworden, die mit zehn guten Songs aufwarten kann und Freunde ehrlichen Hardcores glücklich machen wird.
Ob BURNT BY THE SUN noch mal weitermachen würde, war nach dem 2003er Kracher „The Perfect Is The Enemy Of The Good“ nicht ganz klar – umso erufrelicher die Nachricht, dass der Ne Yorker Haufen mit „Heart Of Darkness“ den Nachfolger (und gleichzeitiges Farewell-Album) fertig hat. BURNT BY THE SUN waren schon immer old and grumpy und haben sich konsequent modernen Einflüssen verwhert, so dass die neue Scheibe der logische Nachfolger ist und nicht in eine andere Richtung entwickelt wurde – also Mathcore in bester Tradition. Das fängt beim brutalen „Inner Station“ an, das ein perfekter Opener ist und die Marschroute festlegt; geht weiter mit dem druckvoll-groovenden „Goliath“ bis zum abschließenden „The Wolves Are Running“. BURNT BY THE SUN haben Wut und Aggression eingefangen und musikalisch umgesetzt, konzentrieren sich dabei auf teilweise irrwitziges Riffing, einen dichten Rhythmusteppich und den fiesen Gesang von Dave Witte. Ergibt ein grandioses Mathcore-Album, das in typischer BURNT BY THE SUN-Manier aus den Boxen quillt und jeden Relapse-Fan glücklich machen wird. Ganz nebenbei eines der besten Genre-Alben der letzten Zeit, ist „Heart Of Darkness“ ein gelungenes Abschiedsalbum geworden. Andererseits soll man ja niemals nie sagen…
Das französische Duo Antares und Infestvvs hat sich Ende 2002 zusammengetan um unter dem Namen GLORIOR BELLI schnörkellosen Black Metal zu inszenieren. Zwei Alben aus den Jahren 2005 und 2007 können die Herren bereits vorweisen, denen sich mit „Meet Us At The Southern Sign“ Werk Nummer drei anschließt, das auch hierzulande seine Freunde finden dürfte. Allerdings leiden GLORIOR BELLI, ähnlich wie ihre Landsmänner BLUT AUS NORD, unter dem Problem, dass sie ihr rohes Schwarzmetall gerne progressiv, facettenreich und vielschichtig gestalten wollen, dabei aber leicht übers Ziel hinausschießen, auch wenn die beiden Herren deutlich mehr überzeugen als die blutenden Nordmänner. Trotzdem ist „Meet Us At The Southern Sign“ ein schwer verdauliches Werk, das einige Durchläufe benötigt, damit man den roten Faden findet. Hat man sich aber erstmal in Stücke wie die etwas nach SATYRICON zu „Rebel Extravaganza“-Zeiten tönenden „The Forbidden Words“ und „Nox Illuminatio Mea“ oder in atmosphärische, mitunter fast schon gotisch-romantische Songs wie „Swamp That Shame“, „My True Essence“ oder „In Every Grief-Stricken Blues“ reingehört, geht „Meet Us At The Southern Sign“ als gelungene Platte durch, die sich progressive, anspruchsvolle Schwarzmetaller ohne Probleme geben können, auch wenn man etwas Arbeit investieren muss.
Zu ihrem 20 jährigen Bandjubiläum entführen AXXIS ihre Fans nach „Utopia“. So heißt das neuste Werk aus den bandeigenen Soundworxx Studios. Wie bereits mit den letzten Alben entwickeln sie sich immer weiter hin zu kraftvollem Power Metal und klingen trotzdem nach wie vor nach AXXIS. Wurde auf dem Vorläufer „Doom Of Destiny“ noch sehr viel mehr Wert auf weibliche Gesangsparts gelegt, rücken diese auf „Utopia“ eindeutig wieder in den begleitenden Hintergrund – sehr zum Vorteil des gesamten Tonträgers. Insgesamt erinnert der neue Silberling wieder etwas mehr an „Time Machine“. Frischen Wind bringen auch die noch recht neuen (und vergleichsweise jungen) Kollegen Marco Wriedt (Gitarre) und Alex Landenburg (Drums). So beweisen AXXIS mit elf neuen Tracks, dass sie auch nach 20 Jahren noch rocken, was das Zeug hält. Die Stücke gehen vom eröffnenden Titeltrack bis zum abschließenden „Underworld“ ausnahmslos nach vorn, mit AXXIS-typischen Riffs, treibenden Drums und eingängigen Refrains. Nachdem es auf „Doom Of Destiny“ erstmals einen deutschen Song als Bonustrack zu hören gab, führen AXXIS diese Schiene mit dem progressiven „Fass mich an“ fort. Auf einem Album der Dortmunder darf auch die klassische Midtempoballade nicht fehlen, die in Form von „Fathers‘ Eyes“ daherkommt. Schneller geht es mit dem Doublebass getriebenen „Monsters Crawl“ weiter, das einfach zum Headbangen einlädt. Die Limited Edition des Albums schließt mit dem Bonustrack „20 Years Anniversary Song“, einem Geschenk an alle Fans, die in zwei Jahrzehnten den Wandel und Werdegang der Band verfolgt haben. Insgesamt lässt sich „Utopia“ am einfachsten als typisches AXXIS Album beschreiben, und ist somit ein Muss für Fans des melodischen Heavy Metals made in Germany.