Natürlich denkt jedermann bei Mallorca eher an Ballermann, denn Gothic-Metal oder Doom-Death. Dass es aber auch auf der Urlauberinsel „normale“ Menschen (und in einer Großstadt) gibt, vergessen die Klischeereiter gern. Also hat auch der Inselspanier seine Sorgen, Nöte und Frust und versucht die in der entsprechenden Musik zu verarbeiten. Was HELEVORN (HdR-inspirierter Name) wirklich königlich schaffen. Die Mallorquiner zaubern eine meisterhaft deprimierte Stimmung mit jeder Menge Melancholie herbei, sind dabei aber nie völlig hoffnungslos und haben so mit den genialen Tourkameraden Swallow The Sun einiges gemeinsam. HELEVORN spannen also den Bogen von Katatonia und My Dying Bride bis hin zu aktuellem Doom-Death-Zeug. Mit Jens Bogren und Johan Örnborg (Opeth, Katatonia, Paradise Lost, etc.) haben die Spanier ein Duo für den Sound gewonnen, das vom Fach ist – was zweifelsohne dem kompakten Sound zugute kommt. Ein Knaller jagt den nächsten: „Hopeless Truth“ trägt seinen Namen in wunderschöner Agonie völlig zurecht, „Yellow“ steht direkt hinter in den Swallow-Spuren - und sogar HIM-deske Ausuferungen (wie im treibenden „Two Voicces Surrounding“) stören nicht. Eine echte Überraschung, geile Scheibe. Auf Malle ist es ja eh nicht mehr so, wie es mal war…
MADDER MORTEM gehören zu jenen Bands welche einen einschränkten Bekanntheitsgrad haben und über die man eher in Insiderkreisen diskutiert. Verwundert da die Tatsache, dass dann gerade ihr erst 2002 erschienenes Werk „Deadlands“ wiederveröffentlicht wird - vor allem, weil MADDER MORTEM an sich und „Deadlands“ im besonderen nicht gerade einfach zu konsumierende Kost servieren. Nein, verwundert nicht. Denn der fast schon nach THE GATHERING auf Doom klingende schwere Sound der Band, die (wie schon Kollege Stepan damals feststellte) zwischen NEUROSIS und VOIVOID sich einordnenden, überraschender weise nicht verstörenden Kompositionen und der leichte Gothic-Touch darf allen anspruchsvolleren Hörern ruhig erneut nähergebracht werden. Düsterer Avantgarde Metal mit extrem weiblichen Vocals welche zwischen Flüstern, Wimmern und Gekreische auf der einen, sanftmütig ruhigen und auch melancholischen Gesang auf der anderen Seite unheimlich viel Gefühl und Leidenschaft transportieren. Hier seien exemplarisch nur mal die genial emotionale Achterbahnfahrt „Rust Cleaning“ und das eindringliche „Faceless“ genannt. Für den Peaceville Re-Release von „Deadlands“ haben MADDER MORTEM noch zwei Bonustracks aufgenommen, welche aller ehren Wert sind und die sich der Fan nicht entgehen lassen sollte. Das Grundgerüst des hypnotisch ziehenden „The Exile“ stammt noch von den damaligen Aufnahmesessions und ergänzt das hochwertige Material problemlos. Das Stück „Deadlands Revisited“ wurde mit der Violine von RAM ZETs Ingrid „Sareeta“ Kaare aufgewertet und stellt den Titeltrack neu vor. Ein erweitertes Booklet mit Notes von Sängerin Agnete M. Kirkevaag rundet eine starke und intensive Scheibe ab, für die es ja schon Anno 2002 vom Kollegen den Tipp gab – daran hat sich nichts geändert.
AT THE SOUNDAWN hatten mit ihrem Debüt einen gelungenen Einstand gehabt und Italien auf die Postcore-Landkarte gebracht. „Shifting“ behebt dann auch den größten Kritikpunkt des Debüts und gibt den Songs mehr Raum zur Entfaltung, ergo mehr Spielzeit für die Platte. Gleichzeitig haben sie sich stilistisch weiter geöffnet und bringen zum Postcore-Fundament Alternative, Rock und Jazz-Elemente (die gibt’s gleich beim Opener zu hören). Der Gesang hat dabei an Wichtigkeit verloren, dafür sind ruhige, sich langsam entfaltende Passagen wichtiger geworden. „Shifting“ ist eine vielschichtige Platte, die sich an Genre-Definitionen nicht stört und genau dadurch überzeugen kann. Was THRICE im Laufe ihrer Karriere gelungen ist, könnte AT THE SOUNDAWN ebenso glücken, wenn sie den mit diesem Album eingeschlagenen Kurs stetig halten.
Guter Garage-Rock muss nicht immer aus Skandinavien kommen. Das beweisen die drei Holländer von den STILETTOS mit ihrem vierten Album „Fuck It Rock It“. In feinstem Retro-Sound rocken sie sich dreckig und straight in 27 Minuten durch 13 Songs. Einiges Material erinnert stark an die HELLACOPTERS, immer wieder ist aber auch ein deutlicher Punk-Einfluss zu hören. Das einzige Manko der Scheibe ist das Songwriting: Das könnte nämlich doch noch etwas ausgefeilter sein, und ein paar Ohrwurm-Hooks mehr hätten es auch sein können. Unterm Strich ist das aber nicht allzu tragisch, denn die Jungs gehen mit so viel Energie und Herzblut zu Werke, dass es eine wahre Freude ist. Wer auf authentischen, rauen Garagen-Rock ´n´ Roll steht, ist bei den STILETTOS genau richtig. Gerne mehr davon!
DARK TRANQUILLITY überraschen beim ersten Durchlauf von “We Are The Void”, so heftig wie das neue Werk ausgefallen ist. Andererseits haben die Göteborger diesen Wechseln von sanft zu hart immer wieder mit ihren Alben vollzogen. Auffällig ist, das in den elf neuen Songs ein breiteres Spektrum abgedeckt wird, bei „Her Silent Language” geht es beispielsweise in sehr PARADISE LOST-artige Gefilde, ohne dass es aufgesetzt wird. Zudem passt Mr. Stannes klarer Gesang da bestens zu – und macht deutlich, wie sehr er sich in einigen anderen Songs limitiert, indem er nur aggressiv growlt. Das ist der große Knackpunkt des Albums, denn seine fantastische Stimme wird nur selten wirklich gefordert und kann mit der immer gleichen Intonierung in den aggressiven Parts dezent nerven. Niklas Sundin und Martin Henriksson geben natürlich den Rahmen vor, ob aggressiv oder soft, aber erst durch Stannes Gesangsleistung wird ein DARK TRANQUILLITY-Song zu dem außergewöhnlichen Metal-Song, der die Band auszeichnet. Du da hakt es auf „We Are The Void“ stellenweise, wirken Gesang und Song nicht wirklich zueinander passend. Etwas mehr Abwechslung und „We Are The Void“ wäre ein Knaller, so bleibt es eine verdammt gute Scheibe, die ihr Potential nichit voll ausschöpft. Das soll nicht heißen, dass die elf Songs schlecht sind, im Gegenteil: das Songwriting stimmt und zaubert einige der besten Göteborger Stücke der letzen Jahre hervor wie das krachige „Arkhangelesk“ oder das nicht minder heftige „In My Absence“, die allesamt schnell im Ohr hängen bleiben. Aber etwa mehr Mut beim Gesang hätte dem Album eben auch gut getan.
„Alive and kicking“ sucht BRUNOROCK jetzt den „Breakthrough“. Ein wirklich Kriegsverrückter ist er dabei allerdings nicht, eher der Weichspüler für Hausfrauen-Hard-Rock. Mit einer Mischung aus Bon Jovi und cheesy Pretty Maids versucht sich der bei Dark Sky so überzeugende Sänger. Geschwängert von Purple-Orgeln ist ein Album ohne ecken und Kante, ohne herausragende Ideen oder echte Hits herausgekommen. So schlecht wie der Name bekloppt, ist „War Maniacs“ sicher nicht. Aber absolute Stangenware im Kaufhaus des Melodic Metal. In dem als absoluter Ladenhüter dann auch noch die mäßige Coverversion des sicherlich erst achtunddrölfzig Mal nachgespielte AC/DC-Klassiker „Touch To Much“ liegt. Aber wer weiß, viele Shopping-Center mit langweiliger Angebotsplatte findet ja auch ihre Kunden…
Seit Mitte der 80er sind die Herren von STAGE DOLL aus Norwegen schon unterwegs. Ganz weg waren sie nie, dauerpräsent aber genauso wenig. Jetzt kommt mit "Always" eine neue Platte in die Läden, die zwar viel 80ies-Feeling verströmt, aber keineswegs angestaubt klingt. Der Titeltrack eröffnet das Album im Midtempo mit groovigem Gitarrenriff, danach wird das Gesamttempo mit der verträumten Ballade "Raining On A Sunny Day" gesenkt. "Taillights" überzeugt mit schöner Melodie und Background-Chor, "Saturday Night" tritt titelgemäß aufs Gas und groovt. Mit "My Strangest Friend" ist den STAGE DOLLS zum Abschluss eine wirklich klasse Akustikgitarren-Ballade mit mehrstimmigem Gesang gelungen, die ein klein wenig Nashville-Flair vermittelt und definitiv den Höhepunkt des Albums darstellt. "Always" erfindet das Rad nicht neu- wozu auch-, bietet aber durchweg gelungenes Futter für Melodic Rock Freunde.
Dass sowohl die Homepage der Band als auch das Label-Info eine Biografie dieser anscheinend noch sehr jungen Schweizer Band vorenthält, sei an dieser Stelle herzlich egal. BATTALION kommen, sehen und siegen! Das Quartett schießt mit seinem Debüt „Underdogs“ gleich einen Vorschlaghammer in die Umlaufbahn, den man zumindest nach dem „originellen“ Titel und dem sehr trashigen Cover-Artwork nicht erwartet hätte. Die Jungs bedienen sich bei zahlreichen Thrash-Ikonen, die diesen Stil in den letzten 25 Jahren nachhaltig geprägt haben. Die Latte reicht von alten METALLICA zu „Kill ´Em All“/“Ride The Lightning“/“Master Of Puppets“-Zeiten über EXODUS, SODOM, TESTAMENT bis hin zu TANKARD oder EXHUMER, die scheinbar allesamt direkt oder indirekt für „Underdogs“ Pate gestanden haben. Und obwohl einem alles auf dem Album irgendwie bekannt vorkommt, gehen BATTALION mit einer ungeheuren Frische zu Werke und wirken zu keiner Sekunde wie eine Kopie altbackener Klänge. Ordentlich Schub besorgt zudem die sehr fette Produktion, die durchweg saustarken Songs wie „Thrash Maniacs“, „Headbangers“, „Wings Of A Demon“, „Bullets & Death“, der RUNNING WILD-Hommage „Beggars Right“ oder den beiden grandiosen Hämmern „Stalingrad“ (mit tollem Spoken-Word-Part im Mittelteil) und „Defenders“ (geile Hymne!) den letzten Schliff verpasst. Zudem gesellt sich zu dem Feuerwerk an neu interpretierten Old School-Riffs der zwar noch nicht sehr charismatische, aber schon gut passende Gesang von Gitarrist Silvan Etzensperger (nebst diverser fetter Hintergrund-Gröl-Chöre), der sicher nicht umsonst etwas an den jungen James Hetfield erinnert. „Underdogs“ ist eine gleichermaßen unbeschwerte wie im positiven Sinn „naive“ Platte, die sich Thrash-Fans der 80er-Ursuppe unbedingt geben sollten. Aber auch der Rest wird hier amtlich und völlig schnörkellos bedient. Ein hochklassiger Einstand!
THE WOUNDED KINGS aus England haben sich 2005 formiert und legen mit “The Shadow Over Atlantis” nach “Embrace Of The Narrow House” ihr zweites Album vor, das völlig obskuren, dennoch stilistisch eher traditionellen Doom Metal bietet. Steve Mills und Co. vermischen ein BLACK SABBATH´sches Grundgerüst mit einem Schuss Epik der Marke COUNT RAVEN, einer Prise schmutziger Erdigkeit von SAINT VITUS und garnieren es mit unglaublicher Langatmigkeit, wie man sie sonst nur aus dem Funeral Doom-Genre kennt. Gitarrist George Birch growlt allerdings nicht wie ein altes Bergmonster, sondern bestückt die teilweise überlangen Kompositionen mit irgendwie leicht bekifft wirkendem, schrägem, aber auch zur subtilen Horroratmosphäre des Albums passendem Klargesang. THE WOUNDED KINGS haben einen sehr eigenen Stil gefunden, der selbst für gestandene Doomer sicher nicht leicht zu entdecken sein dürfte. Eingängig ist das Album zu keiner Sekunde, und die Songs selbst wirken, abgesehen von ihrem logischerweise langsamen Tempo, sehr zäh und fast schon eine Spur zu obskur und unzugänglich. „The Shadow Over Atlantis“ ist ein langer, ruhiger Fluss, der eine sehr angespannte, bedrückende Stimmung verbreitet und nur für (Doom-) Fans empfehlenswert ist, die sich auch gerne mal jenseits der akustischen Schmerzgrenze bewegen. In der Tat hörenswert, aber nur für einen kleinen Kreis.
Die Holländer beginnen ihr neues Werk „Vision“ sehr viel versprechend mit einem atmosphärischen Bombast-Intro, das Einiges von dem Album erhoffen lässt. Doch danach verfällt das Quintett in songschreiberische Belanglosigkeit. Die teilweise mit Keyboard und Synthies aufgeladenen Kompositionen wollen auch nach dem x-ten Hören nicht zünden. Eine derartige Mischung aus deathmetallischem Midtempo-Groove und majestätischen, hymnischen Melodien haben die Dänen ILLDISPOSED auf ihren beiden Meisterwerken „1-800 Vindication“ und „Burn Me Wicked“ sehr nahe an die Perfektionsgrenze geführt; daran können DEVIOUS nicht mal ansatzweise klingeln. Als Einflüsse gibt die Band ausgerechnet MORBID ANGEL, DEATH und AT THE GATES an, die zumindest ich hier kaum bis gar nicht heraushören kann. Lediglich die ganz guten Growls von Fronter Arnold oude Middendorp erinnern an eine coole Mischung aus VADER´s Peter und Landsmann Jan Chris de Koeyer (ehemals GOREFEST), was am Ende auch das Highlight dieser zwar ordentlich fett produzierten, aber eben leider auch arg nichts sagenden Scheibe darstellt. Grooviger, melodischer Death Metal geht definitiv besser.