Trüffelschweine finden hier keine Spezialitäten. Der erdige Live-Mitschnitt vom coolen Sweden-Rock ist ein durchaus guter, Überraschungen bringt das ganz schicke Digi-Päckchen hingegen nicht. „Gypsy“ „Easy Livin’“ oder „Lady In Black“ (mit langem Zuschauer-Mitmachteil) sind nun wahrlich keine selten gespielten Gassenhauer, nicht mal auf der Biker-Party nebenan. Und neun Songs sind jetzt auch nicht das Gelbe vom „Value-for-Money“-Ei. Aber: Die Band hatte wohl einen guten Tag, Box und Boilder rocken, Sänger Bernie Shaw kriegt’s gut hin – und die Fans hatten wohl auch so richtig Bock auf die Kapelle. Diese Scheibe mag vielleicht nicht das Größte für Sammler sein, ein nettes Scheibchen für Zischendurch ist’s allemal. Und zwei Dinge macht es außerdem klar: Wenn URIAH HEEP mal irgendwo in der Nähe aufspielen, kann man vorbeigucken und zum Sweden Rock muss man eigentlich auch mindestens ein Mal. Und insofern hat das Trüffelschwein dann doch seinen Dienst getan.
Official Bootleg: Live At Sweden Rock Festival 2009
Zwei Songs in 25 Minuten präsentieren AUSTERE auf dieser EP – nix Neues, aber gut. Sie stammen von der Split mit den Briten Lyrinx und sind bereits knapp zwei Jahre alt. „Towards The Great Unknown“ beginnt mit einem furchtbaren Schrei, kehlig und schrill, aber eben nicht Micky Maus. Texte sucht der Hörer zunächst und auch später vergebens, aber auch ohne Worte machen AUSTERE absolutes Leid und totale Verzweiflung klar – und vergisst dabei beinahe schmeichelnde Melodien durchaus nicht. Was ja Puristen vielleicht übel aufstößt, denn Puristen wollen ja keine Pussies sein, Puristen-Pussies sozusagen, geht ja nich. Immerhin sind beide Songs lange nicht so prall produziert wie das aktuellere Werk „To Lay Like Old Ashes“, die gar furchtbare Stimmung trägt „Only The Wind Remembers“ allemal. Eine wunderbar melancholische Scheibe, die das Leben vielleicht bis zur nächsten voll-langen Veröffentlichung der Band lebenswerter macht. Oder reicht das etwa nicht?
Slope, noch genau im Kopf, ist schon von 1997… Die Band gibt es tatsächlich 17 Jahre. Und dann das: Platz eins in einem renommierten Metal-Magazin mit dieser Pladde. Wimpen die deutschen Crowbar jetzt aus? Sind sie kommerziell geworden? Oder sind die Journos jetzt einfach nur aufmerksamer? Denn UNDERTOW war seit jeher eine wirklich tolle Kapelle, die Hardcore, Doom, Sludge, Thrash und noch viel mehr zu einer breitgefächerten wie schlüssigen UNDERTOW-Mischung verarbeitete. Diese Variabilität ist immer noch eine absolute Stärke der Schwaben, wie auch der stets präsente Groove, der UNDERTOW vielleicht am großartigsten auszeichnet. Dazu gesellt sich die charismatische, von manchen unverständlicherweise als monoton beschriebene Stimme Joschis, die auch „Don’t Pray To Ashes“ einen unverwechselbaren Touch gibt. Abgenommen haben indes die doomigen Einflüsse, die ebenfalls zu den absoluten Vorzügen dieser so sympathischen Band zählen. Und gerade deswegen ist das lava-artig schleppende „Smoke Garden“ vielleicht der Übersong auf diesem Album. Insgesamt ist das unter Robby Beyers (SCR) Labelflagge segelnde sechste, im Studio 141 aufgenommene Scheibchen der Süddeutschen prima produziert, hält jede Menge tolle Ideen bereits, es groovt, es nimmt mit auf eine lange Leidensreise. Und sogar der Gastauftritt von Michelle Darkness (End of Green) beim balladesk startenden und dann unglaublich schweren „Beyond Dreaming“ ist der Oberhammer und nicht mal der Akustik-Hidden-Track kann den guten Eindruck in irgendeiner Art und Weise mindern. UNDERTOW biedern sich keinem Trend an, sie haben es einfach nicht mehr nötig, irgendwelchen Strömungen nachzurennen, durch ihre ganz eigene Art mutieren sie zum Trendsetter. Auch, wenn das von den potentiellen Käufern kaum einer merkt. Super Album, danke Joschi, danke Undertom, danke UNDERTOW. Wer war noch mal Crowbar?
Australien ist zwar weiter weg als Norwegen, dennoch ergeben sich erstaunliche Parallelen in Sachen Band-Inzest. Denn das derzeitig als Duo fungierende Projekt unterhält verwandschaftliche beziehungen zu Austere, Funeral Mourning, Nazxul, Pestilential Shadows, Black Reign und vielen anderen. Musikalisch sind WOODS OF DESOLATION nicht so ganz weit von AUSTERE entfernt – es geht also mal wieder um Depri-Black-Metal. Allerdings gehen die Jungs wesentlich rauer zu Werke als die gelegentlich verspielteren Austere, was für allem der wahren BM-Basis besser zu bemaltem Gesichte steht. Also krächzt Sorrow seinem Namen entsprechend leidend (aber doch eher hoch), die Gitarren klirren kalt und monoton und der Sound ist erfrischend dünn – wird zitierte Basis meinen. In den vier Songs passiert über insgesamt gut 25 Minuten nicht viel – aber genau das macht die Stärke der Scheibe aus. Die stete Wiederholung der irgendwie eindringlich leidenden Melodien verschafft ihnen eine durchschlagende Wirkung, die gelegentliche Tempoeruptionen (wie in „The Leaden Torn Sky) zusätzlich unterstützen. Gute Scheibe mit viel Depression und Leid – allerdings muss der geneigte Hörer dem sehr minimalistischen Sound zumindest offen gegenüberstehen.
Im Rahmen der Neuauflagenserie der frühen SAXON-Werke via EMI ist nun auch “Destiny“ an der Reihe. Diese Scheibe erschien 1988 und war aufgrund seiner relativ popigen Attitüde und des doch arg glattpolierten Sound sehr umstritten insbesondere bei vielen alten Fans. Ich selbst zähle mich ganz klar zu denjenigen, die dieses Album trotzdem bis heute als sehr starkes Album empfunden haben, dies mag auch an meiner Vorliebe und Toleranz für Keybaords im Rock/Metalbereich liegen,
Die Herren wollten es nach dem eher durchwachsenen vorangegangen Werken wie u.a. „Crusader“ oder auch “Innocence Is No Excuse“ nochmal richtig wissen und dabei auch unbedingt auf dem umsatzstarken US-Markt den großen Durchbruch schaffen. Dies wollte man mit einem, ich meine nicht mal unbedingt als echten Stilwechsel zu bezeichnenden, neuen Weg erreichen: nämlich durch die Abkehr vom NWOBHM als roheren ursprünglichen etwas düsteren Heavy-Metal Sound hin zu auf Radiotauglichkeit getrimmten eher mehr positiv angehauchten Hard Rock. Sicher an der ein oder anderen Stelle hat man es dabei tatsächlich mit den Keyboards übertrieben und einfach nachträglich noch ne Spur mehr davon in den Hintergrund gemischt. Aber auf diesem Album gibt es vom songwriterischen Aspekt eigentlich keinen echten Totalausfall zu verzeichnen. Selbst der für viele etwas grenzwertige Track „Song For Emma“ ist vom aufbau her absolut stimmig. Besonders gut zu hören ist dies bei den Bonusstücken dieses Re-Release. Denn sowohl dass wirklich insgesamt klasse gemachte CHRISTOPHER CROSS-Cover “Ride Like The Wind“ als auch “For Whom The Bell Tolls“ in den sogenannten Monitormixen (d.h. fast gänzlich ohne den ganzen Tastenramsch in eher etwas roheren Fassungen) zeigen, dass die Songs genügend Substanz haben und auch so funktionieren. Kracher mit tollen Melodien (ja meist im Midtempobereich gehalten) gibt es daher nach meinem Dafürhalten immer noch genügend auf „Destiny“ und typisch hymnische Sachen wie „S.O.S.“ „Calm Before The Storm“, “Red Alert“ (der einzige etwas untypische Song dieses Albums), „We’re Strong“ und auch die plüschige Ballade “I Can’t Wait Anymore“ laufen trotz klarer Mainstreambetonung einfach gut rein. Biff zeigt sich stimmlich in bester Form und einige Songs einzeln betrachtet hätten das Potential mit Klassikern aus den Anfangstagen der 80er wie „Wheels Of Steel“, “Strong Arm Of The Law“ oder “Denim And Leather” konkurrieren zu können. Aber der Versuch mit “Destiny“ ging insgesamt in die Hose und so wird aus dieser Phase eigentlich heutzutage nichts mehr gespielt, eigentlich etwas schade. Ansonsten gibt es noch drei Livetracks (“Broken Heroes“, “Rock The Nations“ und “Gonna Shout“), als auch der sogenannte 12'-Mix der Single von “I Can’t Wait Anymore“.
“Destiny“ ist zwar im Hardcore-Fanbereich sicher eines der unterbewertesten Alben in der SAXON Discographie aber bei weitem nicht das schlechteste, danach kamen in den 90er Jahren noch einige schlechtere, da war man was die Song –und Melodienkonsistenz anging viel schwächer und mit viel brachialerem Geklöppel unterwegs!
Daher ist diese Scheibe natürlich nicht in den Klassikerbereich oder gar als Pflichtveranstaltung der Herren einzuordnen und mit dem Nachfolger “Solid Ball Of Rock“ hat man 1991 produktionstechnisch ja auch relativ schnell wieder zum bewährten Stil zurückgefunden. Dieser Haarspraylook (man muß sich nur mal die Bilder auf dem Inlay anschauen) hätte dann auch auf Dauer nicht so recht zu SAXON gepaßt, man mag sich garnicht ausmalen, wo man bei Erfolg dieser Masche neben den sogenannten echten Posertruppen wie MÖTLEY CRÜE, BON JOVI oder auch POISEN danach gelandet wäre.
EXCALION bieten melodischen Metal wie er typischer finnisch kaum sein könnte – saubere Ohrwurm-Melodien, melodische Power, dezent progressive Elemente, hörbare Keys und eine klare hohe Gesangsstimme die den Vergleich mit Timo Kotipelto (STRATOVARIUS) nicht zu scheuen braucht. Aber auch THUNDERSTONE und SONATA ARCTICA kommen einen hier in den Sinn. Wobei das Quintett aus den finnischen Wäldern aber eher meist einen Tick bedächtiger und dafür leicht epischer zu Werke geht. Vor allem das orientalisch angehauchte „Sun Stones“, das klasse eingesungene, etwas ruhigere „The Flags In Line“, das schnelle, mit schönen Keyboardpart versehene „Bring On The Storm“ und der eingängige Hit des Albums „Quicksilver” seien mal als Appetizer genannt. EXCALION können einen Vergleich ihres neusten Werkes „High Time“ mit dem letzten Output der Szenekings von STRATOVARIUS („Polaris“) gut bestehen und somit nach dem bereits starkem 2007er-Vorgänger „Waterlines“ einen weiteren draufsetzen. Fans genannter Acts sollten da schon mal die Lauscher aufspannen.
Das ursprünglich 2002 erschienene Debüt der französischen Electro-Metaller THE CNK erlebt jetzt eine Neuauflage. Das Album „Ultraviolence über alles“ erhielt dazu den Untertitel „Übercharged Edition“ und wurde durch Bonusmaterial ergänzt. THE CNK setzten bei „Ultraviolence über alles” auf einen hart stampfenden, in seiner Brachialität auch an RAMMSTEIN erinnernden Sound; kalt, monoton und tanzbar und somit sicher clubtauglich. Das die Herren mal als Black Metal Industrial Combo an den Start gingen scheint zuweilen gezielt durch (man nehme nur den Opener „Political Police“), ansonsten dominieren Effekte, Samples und harter EBM Sound. „Ultraviolence über alles” erinnert dabei schon etwas an THE KOVENANT auf EBM – leider ohne deren melodischen Parts. So kristallisieren sich auch keine Highlights heraus, manches will im Ohr bleiben, wird aber dann doch durch die nächsten heftigen Samples herausgerissen. THE CNK agieren meines Erachtens zu überfrachtet – immer auf die zwölfe muss es halt nicht sein, auch wenn man dazu im Delirium gut abgehen kann. Etwas mehr Bedacht hätte nicht geschadet – wie ein paar der Neuinterpretationen von Kollegen zeigen. Die acht Bonustracks präsentieren die Albumtracks nämlich in gänzlich anderen Gewande und sind eine schöne Ergänzung. Somit dürfte das THE CNK-Debüt wohl vor allem etwas für Szenefreaks sein.
Ultraviolence über alles – Übercharged Edition
ARISE haben mit ihren bisherigen Alben das Schwedentodrad nicht neu erfunden, aber immer grundsolide Death/ Thrash-Alben abgeliefert, was sich auch mit „The Reckoning“ nicht ändert. Eine fett produzierte, gut gespielte Scheibe wird dem geneigten IN FLAMES/ THE HAUNTED-Fan geboten, auf der die Gitarren vorzugsweise im melodischen Doppel erklingen (und sich hin und wieder an thrashige Riffs trauen), der Shouter alles richtig macht und das Songwriting knackig auf den Punkt kommt. Da ließen sich auch Jonas Kjellgren (SCAR SYMMETRY, ex-CARNAL FORGE) und Mikael Stanne (DARK TRANQUILLITY) nicht lumpen und kamen im Studio vorbei. Highlighs des Albums sind nebem dem heftigen „The Fury“ das thrashige „Blindead“, bei dem THE HAUNTED ganz stark grüßen, und das fiese „They Are Coming For You“. Allerdings halten nicht alle Nummern dieses Niveau, so dass „The Reckoning“ nicht den erwarteten Sprung in die schwedische Spitzengruppe schafft; ARISE müssen sich stattdessen weiterhin mit einem Platz im oberen Mittelfeld begnügen, aber mit Tendenz nach oben.
Das Interesse an japanischen Bands nimmt weltweit offenbar immer mehr zu. Das deutsche Label Gan Shin hat sich beispielsweise komplett auf japanische Bands spezialisiert. Dort ist auch das vierte Album von GIRUGAMESH (abgeleitet vom englischen „Gilgamesh“) erschienen, die in ihrer Heimat bereits Superstars sind. Ihr Stilmix ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Brachiale Metal- und fette Rock-Riffs treffen auf catchy Refrains und werden teilweise mit elektronischen Beats à la PRODIGY und anderen Sound-Spielereien vermischt, und zwischendurch kommen auch poppige Klänge zum Zug. Auch die komplett japanischen Vocals kommen anfangs ziemlich exotisch rüber. Hat man sich aber etwas in die Musik hineingehört, macht die Scheibe immer mehr Spaβ. Die Produktion ist fett, die Songs sind abwechslungsreich und die Musiker beherrschen ihr Handwerk vorzüglich und gehen mit jeder Menge Energie zu Werke. So ertappt man sich immer wieder beim Kopfnicken und Abrocken auf dem heimischen Sofa, und diverse Passagen setzen sich direkt im Gehörgang fest. „NOW“ hat es also in sich, und GIRUGAMESH treten damit den Beweis an, dass sie das Zeug dazu haben, auch international durchzustarten.
BLISS ist eine nicht gerade seltener Name für Bands. Die vorliegende Platte „3 Seconds Before * 21 Grams After” kommt von BLISS aus Frankreich, besser gesagt direkt aus Paris. Seit 2003 machen die drei Franzosen Musik und lassen es auf ihrem Debüt recht abwechslungsreich zugehen, zumindest was die Stile betrifft. Munter wird mehr oder minder bekanntes aus Alternative, Punk, Rock und Emo-Core gemischt, gesungen und geschrieen wird auf englisch. Tracks wie „Time To Run“ oder „Thorn In My Side“ haben dabei zwar Potential, aber der letzte Druck scheint irgendwie zu fehlen – was auch an dem auf die Dauer etwas angestrengten Gesang liegen könnten. Der berühmte Funke will da nicht. In Frankreich kann da dank Heimvorteil wohl trotzdem was gehen. Ansonsten haben BLISS mit „3 Seconds Before * 21 Grams After” eine eher unspektakuläre Scheibe abgeliefert die vor allem das ganz junge Publikum ansprechen soll.