NASUM, VICTIMS, GENERAL SURGERY: die Liste der Querverweise im Falle von SAYYADINA ist exzellent und lässt nur zwei Schlüsse zu: entweder toben sich hier ein paar Grinder in einem Sound-mäßig völlig anderem Genre aus oder sie haben Bock auf die nächste amtliche Krachcombo. 30 Songs in etwas mehr als 30 Minuten lassen den ersten Hinweis zu, mit dem Opener „Nothing“ sind dann auch letzte Zweifel weggewischt: SAYYADINA ist roher Grindcore im NASUM/ TERRORIZER-Stil, schörkellos, stellenweise groovend und immer schlecht riechend. „The Great Northern Revisited” fasst 7”- und Compilation-Beiträge der Band zusammen, erweitert um neues Material. Die Songs können durchweg überzeugen, wenn das Herz für heiseres Gebrüll, Blast-Parts, D-Beat und fiese, schnelle Gitarren schlägt. SAYYADINA stellen ihre Güteklasse mit der Tatsache unter Beweis, dass die 30 Stücke zu keiner Sekunde langweilen und genug Abwechslung bieten, um die Scheibe am Stück hörbar zu machen. Feine Sache, bitte mehr davon!
Relapse Records bringen die ersten beiden 16-Scheiben neu in die Läden, allerdings scheinbar ohne Überarbeitung oder Bonustracks, was „Curves That Kick“ nur für jene interessant macht, die die Scheibe eh noch nicht haben – Sammler dagegen brauchen hier nicht zuschlagen. Anno 1993 waren 16 noch jung, wild und darauf aus, Groove und Schmutz gleichermaßen in ihre Songs zu bringen. Ist ihnen im Grunde ganz gut gelungen, auch wenn die Scheibe 17 Jahre und etliche Nachahmer später etwas altbacken klingt. Songs wie das flotte „We, The Undead“ leben aber immer noch problemlos vom Charme der rohen Produktion, dem fiesen Brüllgesang und dem auf den Punkt kommenden Aufbau. So ist „Curves That Kick“ für New Orleans-Fans interessant, hätte aber eine liebevollere Neuauflage verdient gehabt.
AIDEN haben sich mit dieser Live-Veröffentlichung (von der nur die CD für das Review vorlag) keine wirklichen Gefallen getan: die Band hat hörbar einen schlechten Tag erwischt und einige Spielfehler in die Songs eingebaut, zudem ist der Gesang nicht immer auf der Höhe. Dafür ist das Publikum voll da und feiert die Jungs ordentlich ab, die aber in ihren Ansagen kaum darauf eingehen. Soundtechnisch hätte das Ganze mehr Druck vertragen können, auch wenn so ein dezenter Punkrock-Einschlag in die an sich ungespektakulären Songs kommt, denn große Hitschreiber waren AIDEN noch nie. Warum die Live-Chose dann schon nach zehn Songs zu Ende ist, bleibt wohl das Geheimnis von Band und Label. Aber mit den vier als Bonus auf die CD gepackten Akustiksongs haben AIDEN sich keinen Gefallen getan, da die so beschissen klingen, als wären sie mit einem Kassettenrekorder aufgenommen wurden. Alles in Allem eine Live-Scheibe die deutlich macht, wie so was nicht sein sollte.
RAGNAROK haben seit “Blackdoor Miracle” fleißig am Besetzungsbaum gerüttelt und “Collectors Of The King” in beinahe komplett neuer Besetzung eingespielt, was aber erstaunlich wenig Einfluss auf das Endprodukt hatte, denn wie gehabt gibt es ordentlich heftigen Black Metal auf des Hörers Ohren. Die ersten drei Songs nach dem Intro sind pfielschnelle Geschosse, die mit der Gitarrenarbeit und dem Drumming punkten können, ehe es mit dem Titeltrack etwas schleppender wird, aber dafür Melodien aufgefahren werden, die so schnell nicht aus den Gehirnwindungen zu bekommen sein werden und das Stück zum ersten Highlight des Albums machen. „The Ancient Crown Of Glory“ und „May Madness Hunt You Down“ legen den Fokus wieder mehr auf die Gitarrenarbeit, vom Songaufbau sind sie etwas konventioneller, während das mit „Wisdom Of Perfection“ noch einmal alle Register gezogen wurden, um einen bitterbösen Black Metal-Song einzuspielen, der so verdammt gut ist. Wären mehr Songs dieser Kategorie auf „Collectors Of The King“ vorhanden, ein Traum würde wahr werden. So bleibt es bei einem guten Black Metal-Album, mit dem sich RAGNAROK eindrucksvoll zurück melden und dass der Konkurrenz in nichts nachsteht (und auf Keyboards zum Glück komplett verzichtet). Bleibt die Frage, ob den Herren jetzt endlich der Durchbruch gelingen wird. Mag man ihnen fast schon nicht mehr wünschen, scheinbar liegt auf solchen Wünschen ein Fluch…
Hinter TRIDENT verbergen sich mit Tobias Sidegård und Alex Friberg zwei NECROPHOBIC-Leute plus Johan Norman (DISSECTION/ SOULREAPER), keine Anfänger also. Da verwundert es nicht, dass „World Destruction“ ein rundum gelungenes Black/ Death-Album geworden ist, dass sich Fans der genannten Bands bedenkenlos kaufen können. Der Einstieg in das Album ist überraschend brachial, „Jaws Of Satan“ ist ein gut nach vorne gehender Song, der allerdings in Sachen Melodie hinter den Möglichkeiten zurück bleibt. Dafür ist „Stockholm Bloodbath“ nicht nur mit dem coolsten Titel der Platte gesegnet, sondern kann in allen Belangen überzeugen. In der zweiten Hälfte des Album geht es dann etwas getragener zu, ehe der Titeltrack noch mal richtig Gas gibt und das Können der Beteiligten aufzeigt: starke Melodien, gute Riffs und ein spannendes Songwriting lassen den Song zu einer echten Stockholmer Perle werden und den Hörer mit einem Grinsen zurück. Wären alle Tracks auf „World Destruction“ in der Güteklasse und weniger Füllstoff wie das eindimensionale „Luciferian Call“, hätten TRIDENT ein saustarkes Album abgeliefert, so bleibt es beim gut.
Mit “Vicious Circle” haben die Jungs von LOST SOULS IN DESERT nach ihrem gefeierten Debüt „Rise“ nun das zweite Album am Start. Und auch dieses kommt durchweg druckvoll und rockig daher. Der Opener „Beautiful“ zeigt, wo´s langgeht, nämlich in eine Richtung, die Freunden von NICKELBACK und 3 DOORS DOWN und überhaupt Aficionados energiegeladenen Alternative-Rocks sehr zusagen dürfte. „Don´t Share No Single Tear” überzeugt mit eingängiger Melodie und hat erhöhtes Radiopotential, „Words“ kommt etwas dreckiger und rauer daher. Die leicht raue Stimme von Sänger Phil passt hervorragend zum Gesamtklang und überzeugt sowohl im fett-rockigen als auch in ruhigeren Momenten. Das im oberen Midtempo-Bereich angesiedelte „Fallen“ präsentiert sich dezent melancholisch und mit „Shout“ findet sich doch tatsächlich ein gelungenes TEARS FOR FEARS- Cover auf dem Album. Kann sich sehen lassen, das Ganze.
Dritte Scheibe, dritter Sänger – dem Enthusiasmus der schwedischen Glam und Sleaze Freaks CRASHDIET tut dies keinerlei Abbruch. Weiterhin mit Haarspray, Schminktäschchen und wohl nur in speziellen Läden zu kriegenden Klamotten unterwegs feiern auch die 11 Songs auf „Generation Wild“ das hohe Lied von L.A. und den schwelgerischen 80ern. Wobei man dem Quartett hierbei auch eine starke SKID ROW Schlagseite attestieren darf – auch nicht die schlechteste Referenz. CRASHDIET liefern dabei durchweg Gute-Laune-Stadionmucke mit leicht erdigem Touch und hoher Eingängigkeit, wobei auch „Generation Wild“ nicht gegen den dreckigen Charme des überragenden Debüts „Rest In Sleaze“ ankommt; den glattgebügelten Vorgänger aber deutlich hinter sich lässt. Hard rockende Glam-Hymnen wie der Opener „Armageddon“, der Ohrwurm (nicht nur wegen seiner hohen Chöre und schönem Solo) „So Alive“, das gut nach vorn riffende Rocker wie „Rebel“ und gemächlichere Tracks wie „Bound To Fall“ zeugen nicht nur vom songwriterischen Können sondern auch vom gesanglichen Leistungsvermögen der kompletten Band und seien mal als Hinhörer für die nächste Ausfahrt zu vermerken - und mit dem hitverdächtigem Titeltrack „Generation Wild“ haben CRASHDIET eine waschechte Mitgröl-Hymne an Bord, die wohl mehr als einmal im Radio laufen wird. Eine fette Produktion macht dann den Rest um „Generation Wild“ weiter zu empfehlen. Starkes Teil für Fans von RATT, POISON & Co. und natürlich MÖTLEY CRÜE.
ARMORED SAINT geistern als Name schon ewig durch die Metal-Gemeinde, auch wenn die Amerikaner nur selten Alben veröffentlichen haben sie einen guten Ruf. „Revelation“ ist anno 2000 erschienen, knapp eine Dekade später kommt „La Raza“ in die Läden – John Bush hatte zwischendurch aber auch andere Sache auf dem Schirm. Egal. „La Raza“ ist da, legt nach einem kurzen Intro mit „Head On“ mächtig groovend und drückend los und macht deutlich, dass Mr. Bush stimmlich voll auf der Höhe ist und ARMORED SAINT nach wie vor gute Metal-Songs schreiben können. Dabei verlegen sich die Herren nicht auf Standard-Schemata, sondern haben ihre progressive Note beibehalten, was Stücke wie das exotisch anmutende „La Raza“ oder das rockige „Little Monkey“ zeigen. Daneben gibt es mit dem bereits erwähnten „Head On“ und einigen anderen Songs auch knackige Songs, die Metal pur sind. „La Raza“ braucht zwar einige Durchläufe, um wirklich zu zünden, macht dafür aber mit jedem Mal mehr Spaß, was für das Material spricht. Die Sperrigkeit einiger Songs sorgt dafür, dass sich der Hörer intensiv mit dieser Scheibe befassen muss, aber mit einem gelungenen Metal-Album belohnt wird, das ARMORED SAINT in Bestform zeigt. Hoffentlich haben sie Blut geleckt und brauchen nicht wieder zehn Jahre für den Nachfolger… (
Große Überraschungen haben FORGET TO FORGIVE auf ihrem GSR-Einstand nicht in petto, soviel vorweg. Die x-te Metalcore-Combo die auf Beatdown-Parts, einen Chris Barnes-Verschnitt am Mikro und wenig Abwechslung im Songaufbau setzt. Die flotten Abschnitte wirken zu aufgesetzt und stehen den Songs selten gut zu Gesicht („Blame“), weswegen wohl auch immer schnell der nächste Beatdown-Part kommt. Einzig „Eruption“ kann aus dem Schema ausbrechen und mit Klargesang überraschen, rettet die Scheibe aber auch nicht mehr. „A Product Of Dissecting Minds“ ist allenfalls für Sammler interessant, alle anderen brauchen die Schebe nicht – da gibt es im Genre deutlich bessere Songschreiber.
Mit „Rookie“ legt das Quartett aus Straubing sein zweites Album vor. Mit viel Energie prügelt es sich hier durch zwölf Songs, die schnellen, melodischen Punkrock bieten und immer wieder an die amerikanischen Vorbilder wie RISE AGAINST oder PENNYWISE erinnern. Die Musik geht zwar gut ins Ohr, ist aber song- und auch soundtechnisch auf Dauer etwas flach. Die Stücke klingen alle ziemlich ähnlich, und besonders dem Gitarrensound fehlt der nötige Dreck. Ein weiterer Schwachpunkt sind die Vocals: Sänger und Gitarrist Josef Wetzel hört man deutlich an, dass Englisch nicht seine Muttersprache ist, und dazu hat er durchgehend Mühe, die richtigen Töne zu treffen. Was aber unbedingt positiv angemerkt werden muss, sind die politisch engagierten Texte, in denen sich die Band z. B. gegen Faschismus, gegen Massentierhaltung und für mehr Toleranz ausspricht. Musikalisch bleibt von diesem Album aber nicht viel beim Hörer hängen.