Die erste WITHIN THE RUINS-Scheibe war langweiliger Mist. Hochanspruchsvoll, keine Frage, und handwerklich wirklich gut, aber ohne Seele geschriebene Songs, die partout nicht hängen bleiben wollen beim Hörer. So lässt sich leider auch das Fazit für den Nachfolger „Invade“ schreiben, denn geändert haben sich WITHIN THE RUINS in keinem Punkt. Wie gehabt sind die Songs technisch beeindruckend, die Gitarrenarbeit ist sogar noch progressiver und frickeliger als beim Vorgänger, aber wirklich umhauen wird das niemanden, der auf Musik mit Herz steht. Denn daran kranken die elf Songs wieder einmal, ist doch jeder der technisch sauber gespielten und etwas zu seelenlos-klinisch produzierten Songs eine Lehrstunde in das Ziel verfehltem Songwriting. Sauber werden Frickelparts and Blastparts gereiht, gibt es ruhige Abschnitte und heftigste Gewalteruptionen, aber im Ohr bleibt nichts davon hängen. Was genau WITHIN THE RUINS von ihren ähnlich gelagerten Genrekollegen unterscheidet, bleibt unklar. Ebenso auch nur ein Grund für Interessierte, sich diese Scheibe zu kaufen und dafür die neue WHITECHAPEL oder BRING ME THE HORIZON im Regal liegen zu lassen.
Endlich wieder eine Progmetalformation, die sich soundlich mal nicht wie die Blaupause der beliebten New Yorker Blaupausen Traumtheaterkapelle anhört. Denn hier “Mind Control” zeigt die französische Band SHADYON, das man stilistisch durchaus auch anderst klingen kann, wenn's um melodiebetonten Progmetal geht. Sicher, auch diese Herren sind zwar recht keyboardbetont unterwegs aber jetzt nicht zu symphonisch betont und auch weniger plakativ, nervig-spröde Frickelparts sind ihnen zum Glück ebenfalls fremd, die Riffs sind mitunter recht rau gehalten und nicht zu glattpoliert. Manchmal sind sogar recht thrashige Gitarrenparts auszumachen, die dann aber leider stellenweise etwas zu "franzig" klingen, hier das nächste Mal bitte mehr an der Produktion feilen. Insgesamt ist der Sound aber ansonsten in Ordnung. Auch das ein oder andere Instrumentalteil innerhalb der Songs wird handwerklich gekonnt eingestreut mit schönen Duellen der Instrumentenfraktion, so als eine Art „Zwischenspiel“ ähnlich einem abgeschlossenen Solo. Die ganz komplexen Hammerstücke mit über Siebenminüter und mehr sind hier eher selten zu finden - es wird großen Wert auf packende Hooklines gelegt, fast schon Melodic Metal meets AOR.
Die Vocals von Emmanuel Creis sind recht prägnant, obwohl der Junge sicher kein kraftvoller Shouter ist sonder eher von der gefühlvolleren Fraktion stammt. Er erinnert mich manchmal etwas an TERYY BROOK (STRANGEWAYS) vom leicht kehligen Timbre her, er besitzt stimmliche Ausstrahlung. Keines dieser vielen nervigen Eierschneiderorgane, ab und an übertreibt er es zwar mit den höheren Parts, kann man aber verschmerzen.
Das Songwriting der Franzosen kann sich ebenfalls hören lassen, hier geht es schon auch abwechslungsreich zu, das Bemühen etwas vom Herkömmlichen abzuweichen ist deutlich zu erkennen. Nach einem fast soundtrackartigen leicht düsteren Intro startet das schmissig-dynamische „New Dimension“ mit schönem Refrain absolut souverän. SHAYDYOPN lassen nicht nur hier deutliche Anleihen an THRESHOLD in deren Anfangszeiten durchschimmern. Bei „Forgotten Nightmare“ läßt man es ebenfalls schön laufen, mit ausgefeilten Achtbahnfahrten aller Instrumente, der schnelle Titeltrack ist auch nicht schlecht aber hier ist mir der Gesang dann doch etwas zu höhenlastig. Das balladeske „Guardian Angels“ im spartanischen Akustikgewande ist ebenfalls einer der Pluspunkte der Scheibe. Ein kleines Manko trotz aller Melodien, ist nach hinten raus die vielfach etwas „ähnlich“ klingenden Songs, da sticht kaum noch etwas heraus.
Ab zum Ende kommt dann doch noch mit „Gates Of Dawn“ ein kleines Miniepos, bei dem die talentierten Franzosen nochmals alles geben und ihren schon etwas eigenen Mix aus gutklassigen komplexen Songstrukturen und Eingängigkeit nochmals unterstreichen. Wer auf Progressive Metal „light“ mit hohem Melodicanteil abfährt, liegt hier absolut richtig.
Die Italiener TENEBRAE IN PERPETUUM konnten mich zumindest mit ihrem letzten Album „L' Eterno Maligno Silenzio“ nicht gerade überzeugen. Auf dieser Split-Scheibe mit den Amis KROHM wirken sie hingegen merklich versierter, auch in Sachen Atmosphäre können sie hier mehr überzeugen, und das Songwriting wirkt insgesamt schlüssiger. Geblieben sind die hohen, schrillen, aber auch Genre-typischen Gitarren, wogegen die Produktion zwar wieder sehr schrammelig, aber nicht ganz so nervig-höhenlastig ausgefallen ist. Die simpel „I“, „II“ und „III“ betitelten Songs hört man dabei am besten am Stück, da so auch das hier gelungene Wechselspiel zwischen rasenden Parts, flottem Midtempo und fast schon doomigen Passagen seine Wirkung besser entfalten kann. Insgesamt eine spürbare Steigerung gegenüber L' Eterno Maligno Silenzio“, aber noch keine Offenbarung.
Dieser Umstand artet jedoch spätestens dann zum Trostpreis aus, wenn auf der zweiten Hälfte die Suizid-Schwarzheimer KROHM zu Wort kommen: das von Dario Derna alias Numinas (der auch unter Anderem bei FUNEBRARUM, VETUS OBSCURUM, MEAT SHITS, EVOKEN und DRAWN AND QUARTERED seine Handschrift hinterlassen hat) im Alleingang geführte Projekt lässt die Italiener völlig blass aussehen. Dass der Herr irgendwie ein Kumpel von SHINING-Boss Quakfrosch sein soll, kann man als Randnotiz stehen lassen, aber KROHM klingt noch sphärischer, abgefuckter und auf gruselige Weise subtiler als die schwedischen Selbstmörder. Die drei Stücke sind erstklassig und hochfinster, dabei aber immer melodisch und mitunter sogar verträumt. Allein schon das Endlos-Finale von „The Black Bridge“ lässt einem ´nen kalten Schauer die Kimme runterlaufen.
Fazit: Old School-Black Metaller machen mit dieser Split nicht viel falsch, auch wenn die „B-Seite“ deutlich überwiegt und für sich genommen sogar den „Tipp“ verdient hätte!
Die Band-Bio von ROTOR aus Berlin liest sich beeindruckend: 1998 gegründet, haben sie bereits mehrere Touren in Europa und den USA absolviert und es dabei ins Vorprogramm von so namhaften Bands wie MOTORPSYCHO, NEBULA, CLUTCH oder ANATHEMA geschafft. Ganz klar: Hier sind keine Anfänger am Werke, sondern drei erfahrene Musiker, die wissen, wie der Hase läuft. Dies hört man ihrem vierten Album – schlicht und einfach „4“ betitelt – auch an. Auf 9 Songs präsentiert die Band hier ihre komplexe, größtenteils instrumentale Mischung aus Progressive Rock und Stoner, die nicht nur extrem ausgereift klingt, sondern sich auch auf musikalisch hohem Niveau befindet. Dieser Sound geht im Grunde ganz gut ab, nur ist er auch fast durchgehend ziemlich frickelig, und immer wieder drohen sich die Musiker zu verzetteln. Auch klingt vieles recht ähnlich, so dass man die Songs teils nur schwer auseinander halten kann, und ebenso vermisse ich zumindest einige wirklich fette, grade Mosh-Parts, die etwas Abwechslung in die auf Dauer recht hektisch wirkenden, krummen Riffs und Breaks bringen. Lediglich das getragene „Costa Verde“, das mit einem tollen Riff und einem leicht psychedelischen, schwebenden Thema einen schönen Ruhemoment bietet, und das düstere, schleppende „Die Weisse Angst“ stechen angenehm heraus. Ein weiteres Problem ist die Produktion: Der Sound ist zwar schön dreckig und roh, aber auch etwas flach, so dass ganz einfach der richtige Wumms fehlt. Unterm Strich ist „4“ sicher ein interessantes Album. ROTOR meinen es hier aber in puncto Komplexität etwas zu gut, und auf Dauer schaltet man irgendwann ab.
Metalcore-Bands gibt es schon seit geraumer Zeit wie Sand am Meer. PARKWAY DRIVE ist eine davon und sticht vor allem insofern heraus, weil sie nicht aus den USA, wie die meisten ihrer Kollegen, sondern aus Australien kommt. Eine Band der ersten Stunde ist der Fünfer zwar nicht, aber auch mit ihren bislang „nur“ zwei Alben feiern die Jungs mittlerweile große Erfolge und können ausverkaufte Europa-Tourneen vorweisen. Mit „Deep Blue“ steht ihr drittes Album in den Läden, für das sie sich immerhin drei ganze Jahre Zeit genommen haben. Das Album bietet dem geneigten Metalcore-Fan so ziemlich alles, was er von einer guten Scheibe erwartet: hartes, messerscharfes Riffing, melodisch-eingängige Parts, mörderische Breakdowns sowie böse Growls und Shouts von Front-Schreihals Winston McCall. Alles zusammen kommt noch dazu in äußerst fettem Sound daher, für den Joe Barresi (u. a. QUEENS OF THE STONE AGE, BAD RELIGION, TOOL) verantwortlich zeichnet, und ist mit jeder Menge Energie und immer voll auf die Nuss gespielt. Von der Masse der Metalcore-Bands abheben werden sich PARKWAY DRIVE mit „Deep Blue“ nicht. Dazu klingen sie dann doch zu ähnlich wie UNEARTH und Konsorten. Aber immerhin gibt es hier qualitativ hochwertiges, neues Futter für die Metalcore-Fangemeinde.
Die Polen MOROWE veröffentlichen mit “Piekto.Labirynty.Diabty“ (die originale Schreibweise besitzt eine Art „L“ mit diagonalen „t“-Strichen, so dass unsereins auf die bekannte, lateinische Schriftform zurückgreifen muss…) ihr Debütalbum, nachdem die Bandgründung bereits im Jahr 2006 stattfand. Das Trio Nihil, Hans und Baron von B. spielt eine relativ eigenständige, aber auch gewöhnungsbedürftige Mischung aus Old School-Black Metal, einem Schuss Viking/Pagan und einer kleinen Prise osteuropäischem Folk, die sich zum Glück nicht in endlosen Klimperorgien entlädt, sondern weitestgehend bombastbefreit daherkommt. Der Großteil des Songmaterials bewegt sich im Midtempo-Bereich und neigt mitunter dazu, seicht dahinzuplätschern, da echte Aggressionsmomente, aber auch majestätische Klangsphären, so gut wie außen vor bleiben. Auch nach zig Durchläufen wollen sich nur vereinzelte Melodien im Ohr festsetzen, und so richtig will mich “Piekto.Labirynty.Diabty“ aufgrund des zähen Songwritings nicht überzeugen. Hört Euch einfach mal ein Stück wie „JEGO Oblicza“ an, und Ihr wisst, was ich meine. Einzig gefallen mir die leider viel zu selten eingestreuten, an heutige SATYRICON erinnernden Black´n´Roll-Passagen wie im Quasi-Titelsong „Tylko Piekto, Labirynty I Diabty“ inklusive Instant-Flöte, die aus dem Album aber noch lange keine Offenbarung machen. Wer allerdings mal wieder eine obskure Neuentdeckung machen will, könnte hier fündig werden.
Thrash Metal ist nicht tot. MUSICA DIABLO aus Südamerika beweisen uns auf ihrem lediglich 33minütigem Erstlingswerk, das man sauber und geradlinig gespielten Thrash in guter Qualität noch immer finden kann. Erhöhte Aufmerksamkeit bekommt die Band nicht zuletzt durch ihren Sänger Derrick Green, der auch bei SEPULTURA das Mikro in der Hand hält und auch hier das volle Brett bietet. Im Gegensatz zu letzterer Band ähneln die Songs eher den ersten Alben von SEPULTURA, wobei man deutlich slayertypische Gitarrenriffs immer wieder zu hören bekommt. Bei Musica Diablo gibt es im Hochgeschwindigkeitstakt mächtig auf die Glocke. Songs wie "Twistes Hate", "The Flame of Anger" oder "Sacrifice" gehen keine Kompromisse ein und laden zum Lauterdrehen der Anlage ein. Nach den ersten Songs ist klar, dass MUSICA DIABLO das Rad nicht neu erfinden wollen, so dass der Umstand, dass man irgendwie alles schon einmal so oder so ähnlich gehört hat, nicht als Kritikpunkt im Raum stehen solle. Einer der stärksten Songs auf der Scheibe ist für mich "Betrayed", insbesondere wegen eines richtig fiesen Riffs im zweiten Teil des Songs, der beweist, wie treibend und brutal die Musik von MUSICA DIABLO stellenweise ist. Überraschend etwas das Ende aller Songs nach etwas mehr als einer halben Stunde, da wäre mehr drin gewesen. Es verbleibt eine gute Thrash Metal Scheibe, die Liebhaber des Genres unbedingt mal anhören sollten. Mir hat´s gefallen, auch wenn die Band keinen Meilenstein gesetzt hat.
Mit “Time For Annihilation...On The Record And On The Road” hat man sich nichts Geringeres zum Ziel gesetzt, als die Essenz von PAPA ROACH auf Platte zu bannen. Gelungen ist das mit einer Mischung aus neu eingespielten und live aufgenommenen Songs, das fertige Werk ist also halb Studio-, halb Livealbum. Die fünf neuen Songs sind durchweg eingängig und rocken mehrheitlich wunderbar dreckig, besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle das groovige „One Track Mind“ und „Enemy“. Auch vor verhalteneren Momenten schreckte die Band bei der Auswahl nicht zurück, kommt „No Matter What“ in der Strophe für PAPA ROACH-Verhältnisse doch schon sehr balladesk daher, bevor man im Refrain das Tempo dann zum Midtempo anzieht. Dem neuen Material schließen sich die Live-Aufzeichnungen an, die weitestgehend aus alten Bekannten und Klassikern bestehen, von Ruhigerem wie „Scars“ bis zu Gassenhauern wie „Last Resort“ und „Getting Away With Murder“ alles abdecken und die Live-Präsenz der Band gut einfangen. Für Fans sowieso ein Muss, ist „Time For Annihilation...On The Record And On The Road” darüber hinaus auch für jeden, der mal in PAPA ROACH hineinschnuppern und sich sowohl einen Eindruck von deren Studio- als auch Live-Qualitäten verschaffen möchte, zu empfehlen.
Time For Annihilation...On The Record And On The Road
Endlich mal wieder ein AOR/Melodic Rock Album, das von vorne bis hinten überzeugt und zwar ohne Einschränkungen. Dafür verantwortlich ist eine Ikone dieses Genres - STAN BUSH hat auf seinem 11’ten Album “Dream The Dream” erneut bewiesen, dass er zurecht seit Jahren als Altmeister ( er ist Baujahr 1953) bezeichnet wird und auch diesmal steht sein Name für hochwertige Musik auf gutem bis sehr gutem Niveau und drei Jahre nach dem letzten Werk „Shine“ zeigt dieser begnadete Songwriter mit seinem eingespielten Team, wie es geht. Natürlich ist der Sound relativ glatt aber die Gitarren dürfen durchaus etwas mehr aus sich heraustreten, die Keyboards sind eher dezent und klar gute Hooks in Serie sind hier obligatorisch. Sehr löblich außerdem, dass Meister BUSH kommt nicht zu cheesy ami-süsslich daher schunkelt wie viele seiner Kollegen, bei ihm klingen Balladen authentisch und nicht kitschig. Sachen wie „Don’t give up on Love“ oder auch der Titelsong sind da gute Beispiele dafür, nur „In my Life“ fällt da etwas ab, da hier einfach der Kick fehlt. Dies ist dann wohl der einzig etwas schwächere Track aber ansonsten gibt es viel hochwertiges zu hören wie das an FOREIGNER erinnernde „More than a Miracle“ oder auch das mit etwas SURVIVOR-Vibes daherkommende „Never hold back“. „I m still here“ kann durchaus wörtlich für diese Produktion genommen werden: Seht her, was ich alles noch drauf habe. Zusammen mit seinen Mitstreitern Matt Laug/Drums (u.a. RICHARD MARX, EDDIE MONEY, AUTOGRAPH), Matt Bisonette/Bass (DAVID LEE ROTH, JOE SATRIANI, RICK SPRINGFIELD, JOHN PARR) und sein deutscher Tastenmann und Gitarrist Holger Fath hat er wirklich ganze Arbeit geleistet. Damit läßt er viele Kollegen und deren letzte Outputs wie u.a. JOHN WAITE doch ziemlich alt aussehen. Das groovige „Two Hearts“, „Love is on the Road“ oder auch “All that I am” haben sogar echtes Hitpotential für die einschlägigen Radiosender. Klar die Texte sind natürlich Klischee pur, gehört aber irgendwie zu dieser Art „Gute Laune Sommer Musik“.
Zum Ende hin, es ist mir garnicht so recht aufgefallen hat der Gute nochmal Recycling aus dem eigenen Fundus betrieben. “Sam´s Theme (The Touch)” u.a. mit etwas Drumprogramming wurde komplett umarrangiert (mit richtigen heftigen Gitarrenwänden), etwas düster – dieser Song hieß 1987 mal nur „The Touch“ (habe ich noch als Single). Klasse Version, im Internet gibt es sogar eine Version mit Rappparts hat was von LINKIN PARK, aber damit wollte Bush seine Fans wohl hier lieber nicht vor den Kopf stoßen.
Jeder der auf gut gemachten natürlich Mainstream Melodic Rock aus den 80er Jahren mit einer zeitgemäßen Produktion steht ist bei STAN BUSH goldrichtig aufgehoben. Vielleicht ist „Dream the Dream“ nicht ganz so stark wie die letzte FOREIGNER-Comebackplatte aber trotzdem noch deutlich im oberen Bereich.
Danke auch nochmal extra für das schöne Cover, endlich mal nicht die Sängerkonturen zum x’ten mal vorne draufgepackt sondern etwas metaphorischer - geht doch.
Ganze zehn Jahre hat Matt Freeman gebraucht, um das Debüt-Album seiner Band DEVIL’S BRIGADE aufzunehmen. Ins Leben gerufen hat der RANCID-/Ex-OPERATION IVY-Bassist das Projekt nämlich schon im Jahr 2000, als er zusammen mit seinem langjährigen Band-Kumpel Tim Armstrong während RANCID-Tourneen begann, Songs dafür zu schreiben. Darauf folgten ein paar EPs und einige Compilation-Beiträge, aber zugunsten seiner Hauptband wurde das Seitenprojekt immer wieder zeitweise auf Eis gelegt. Da RANCID derzeit nach der Tour zu ihrem letzten Album pausieren, nutzte Freeman die Zeit, um endlich ein komplettes Album aufzunehmen. Natürlich stand ihm auch hierbei wieder Tim Armstrong zur Seite, und dazu holten sie sich mit DJ Bonebrake den Drummer von X und den KNITTERS dazu. Ein Teil der Songs unterscheidet sich nicht großartig vom typischen RANCID-Sound: Schneller, dreckiger und simpler Punkrock, über dem Freeman kratzig grölt. Dann gibt es aber auch jede Menge Rockabilly- und Psychobilly-Einflüsse zu hören, was noch dadurch unterstrichen wird, dass Freeman hier Kontrabass spielt. Und in einigen Songs öffnet sich das Trio dann noch weiteren Musikstilen, integriert Folk, Country und Surf-Sounds. Auch werden zusätzliche Instrumente eingebracht, so werden z. B. im flotten, folkigen Ohrwurm „Bridge Of Gold“ Mandoline und Banjo eingesetzt und im düsteren, Western-Sound inspirierten „Ride Harley Ride“ ein Vibraphon. Und „Gentleman Of The Road“ mit seinem groovigen Beat kann man sogar schon fast als funky bezeichnen. Besonders hervorzuheben ist auch der geniale hallige Surf-/Western-Sound von Tim Armstrongs Gitarre, der oft eine wichtige Rolle spielt und sich durch das gesamte Album zieht. Unterm Strich muss man schon sagen, dass Freeman noch an seiner Stimme arbeiten sollte, denn sein Gegröle wirkt auf Dauer doch etwas penetrant. Die stilistische Vielfalt der Songs, die spielerischen Qualitäten der Musiker, das Songwriting und nicht zuletzt die spürbare Spielfreude des Trios machen dieses Manko aber wett. Ein tolles Album, das einen wünschen lässt, dass auch andere RANCID-Mitglieder öfter mal einen Sprung über den Band-typischen Sound hinaus wagen.