Kaum hatten die POODLES sich für ein neues Label entschieden (Frontiers Records) gibt es auch schon neuen Stoff. (Offiziell) als Überbrückung bis zum nächsten Studioalbum gedacht serviert uns das schwedische Quartett eine Live CD mit dem Titel „No Quarter“. Geboten wird eine 60 Minuten Best of-Vorstellung mit Schwerpunkt auf das letzte Album „Clash Of The Elements“, 14 Songs (siehe unten), darunter ein Drum Solo. Dabei ist der Einstieg mit dem eher ruhigen „Too Much Of Everything“ nicht ganz so geglückt (was vor Ort aber durchaus funktionieren mag) - Hymnen wie „Caroline“, „Seven Seas“, „Metal Will Stand Tall“, „I Rule The Night“ und „Night Of Passion“ sind melodischer Metal der Extraklasse und dementsprechend Live-Kracher. Und das Sänger Jakob Samuel eine der Besten gegenwärtig ist darf man auch ruhig wieder mal in Erinnerung rufen – die Aufnahmen auf „No Quarter“ bringen dies aber nicht immer so deutlich zur Geltung. Denn Live kommen THE POODLES deutlich energetischer rüber als es der Tonträger zu vermitteln mag; Fans warten da sicher lieber auf das neue Album und Einsteiger sind eigentlich mit jedem der drei bisherigen Alben ebenso gut bedient. „No Quarter“ als reine CD bietet THE POODLES somit etwas unvollständig an – wer sich das Teil aber zulegen möchte, sollte dann schon besser das Package mit der Live-DVD „In The Flesh“ abgreifen – die Vollbedienung halt – da kommt die Live-Performance rüber und zusätzliche Features gibt es auch.
Wirklich rund lief es für ILL NINO seit ihrem Weggang von Roadrunner Records nicht: auch wenn „Enigma“ ein ziemlich gutes Album war, war die Promoarbeit durch das kleine Label Cementshoe Records nicht übermäßig effektiv, was sich in nur kleinen Touren (von denen nicht alle geplanten auch realisiert wurden) und relativ wenig Medienpräsenz äußerte. ILL NINO gingen etwas unter in der Wahrnehmung, so dass auch der Wechsel zu AFM Records und der Release des neuen Albums „Dead New World“ nur von wenigen wahrgenommen wurde. Immerhin haben sich die (ex-)Südamerikaner davon beim Songschreiben nicht beeinflussen lassen, die zwölf neuen Songs bieten vom (oft Spanischsprachigen) Gesang, der laut/leise-Dynamik, den Percussions und den gut groovenden Gitarren genau das, was ILL NINO auszeichnet. Fast schon klassische Groove-Monster Marke „Against The Wall“ die Platte dominieren, während „Scarred (My Prison)“ da den modernen Gegenpart setzt. Scheinbar ließen sich ILL NINO vom Hickhack beeinflussen und entschieden sich, lieber auf Nummer Sicher zu gehen und in den Songs nur wenige Experimente zu wagen. Im direkten Vergleich mit „Enigma“ schneidet „Dead New World“ aber schlechter ab, da nicht alle Songs die hohe Qualität des Vorgängers halten können, vom langweiligen SMASHING PUMPKINS-Cover „Bullet With Butterfly Wings“ ganz zu schweigen. Alles in Allem eine solide ILL NINO-Platte, mit der die Fans zufrieden sein werden. Bleibt zu hoffen, dass der Band mit dem neuen Label mehr Glück beschieden sein wird und sie sich in der Folgezeit wieder mehr auf das Songschreiben und weniger auf die Suche nach einer neuer Label-Heimat konzentrieren können.
Bei BLACK COUNTRY COMMUNION sind eine ganze Reihe der üblichen Verdächtigen am Start: darunter Sänger und Bassist Glenn Hughes (unter anderem GARY MOORE, DEEP PURPLE) und Schlagzeuger Jason Bonham (LED ZEPPELIN, FOREIGNER). Dass es sich bei allen um ebenso altgediente wie versierte Musiker handelt hört man der Platte denn auch an: da holpert nichts, man bewegt sich handwerklich durchweg auf hohem Niveau. Musikalisch wird geboten, worin es die Bandmitglieder längst zur Meisterschaft gebracht haben: Classic Rock der mal mehr, mal weniger bluesig angehaucht ist- so ruft beispielsweise die Lead-Gitarre auf „The Great Divide“ Erinnerungen an einige GARY MOORE-Klassiker wach. „Song Of Yesterday“ ist ruhig gehalten und sorgt mit Streicher-Arrangement für Abwechslung, „Sista Jane“ rockt relativ geradlinig, wohingegen sich beim groovigen „Down Again“ wieder deutlich mehr Blues einschleicht. Alles in allem ist BLACK COUNTRY also ein schönes, rundes Album für alle Classic und Blues Rock-Freunde, dessen Urheber es schaffen, den eigenen Wurzeln treu zu bleiben, ohne dabei auch nur im Mindesten angestaubt zu klingen.
Die Schwarzwälder TOUCH THE SPIDER haben sich laut Eigenaussage einer Mischung aus Gothic, Doom und Psychedelic verschrieben, jedoch liest sich diese Selbsteinschätzung interessanter, als sie wirklich ist. Die beiden Initiatoren, Unholy Ghost (Gesang, Bass, Gitarren, Keyboard, Percussion) und Cosmic Energy (Drums, Keyboard, Effekte, Percussion) haben reichlich bescheuerte Pseudonyme und spielen alle möglichen Instrumente kreuz und quer, als sonderlich versierte Songwriter gehen sie aber nicht durch. „Tales Of Woe“, das inzwischen dritte Album des Duos, besitzt einen nicht zu unterschätzenden Nervfaktor, denn besonders der über die gesamte Spielzeit verzerrte Gesang ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Auch der Gitarrensound ist ordentlich auf „psycho“ getrimmt worden, was aber in Kombination mit dem Gesang und den sich schleppenden, kaum im Ohr hängen bleibenden Songs nur einen weiteren Grund darstellt, warum Stücke wie „Sniper“ (noch einer der „Höhepunkte“ des Albums) oder „Death Is My Destiny“ (furchtbar!) wie KORN für noch Ärmere tönen. Und Doom ist hier außer dem meist behäbigen Tempo auch nix! Eigentlich kann man „Tales Of Woe“ nur beinharten Gothix zum Reinhören empfehlen, denn die nehmen es mit musikalischer Qualität eh nicht so genau…
JINGO DE LUNCH lagen ein paar Jahre auf Eis oder im Koma, wie man’s nimmt. 2007 ging es dann langsam wieder los mit der Band; eine Tour zeigte ihnen, dass auch nach 20 Jahren noch viele Fans auf sie warteten. Bis zum neuen Album „Land Of The Free-ks“ würde es aber noch drei Jahre dauern. Drei Jahre, in denen beide Gitarristen die Band verließen, was angesichts ihrer Wichtigkeit für den Stil der Band keine unbedeutenden Personalien waren. Auf den einzig verbliebenen (und erst 2007 in die Band gekommenen) Gary lastet nun alles, immerhin haben JINGO DE LUNCH einige verdammt gute Songs im alten Line-Up geschrieben. Erkenntnis nach den ersten Durchläufen von „Land Of The Free-ks“: läuft. Vielleicht mit etwas mehr Metal-Kante in der Gitarrenarbeit, aber immer noch unverwechselbar JINGO DE LUNCH, sind die zehn neuen Songs knackige, frische Punkrocksongs, mit denen die Band an ihre guten Anfangszeiten anknüpfen kann. Daran hat natürlich auch Aushängeschild Yvonne am Gesang einen ganz großen Anteil, ist doch ihr Gesang das Trademark der Berliner. Auf „Land Of The Free-ks“ überzeugt sie zu jeder Sekunde, mit viel Wut in der Stimme, ohne zu bösartig zu klingen. „Spineless In Gaza“ sticht da besonders heraus, besser als in dem Song (der dezent an NO MEANS NO erinnert) lässt sich weiblicher Punkrockgesang nicht verpacken. JINGO DE LUNCH haben sich aber nicht nur auf eingängige Nummern verlassen, mit dem abgefahrenen „Room 101“ und dem schweren „The Job“ wagen sie sich auf neue Wege, was „Land Of The Free-ks“ vielschichtig und interessant macht. Gleichzeitig ist das Album erfrischend, direkt und knackig rockend, womit die treuen Fans glücklich sein werden, immerhin ist es schon ein paar Jährchen her, dass ein neues JINGO DE LUNCH-Album rauskam (vorsichtig gesagt). Auch nach mehr als 20 Jahren können es die Dame und die Herren immer noch, wirklich beeindruckend, was sie hier abgeliefert haben!
Auch mit ihrem sechsten Album „Days Of Defiance“ legen die griechischen Power Metaller von FIREWIND eine richtig gute Scheibe vor. Saitenhexer Gus G. lässt trotz neuem Job, er löste ja bekanntlich Zakk Wylde als Gitarrist bei Meister OZZY OSBOURNE ab, auch bei seiner Stammband nichts anbrennen. Vor Jahren noch als Tausendsassa auf vielen Hochzeiten spielend (ARCH ENEMY, MYSTIC PROPHECY, DREAM EVIL, NIGHTRAGE) scheint sich der Gitarrist nun gefunden zu haben. Recht moderner Metal bei OZZY, melodisch traditioneller Power Metal bei FIREWIND. Folgerichtig dominiert auf „Days Of Defiance” trotz vorhandenem Keyboard die Gitarre – tolle Riffs und geile Soli. Der schnelle Opener „The Ark Of Lies“ nimmt dabei die Fahrt der Vorgängerwerke auf und kommt als typisch heavy FIREWIND-Bolzen aus den Boxen – Sänger Apollo Papathanasio (seit neustem ja auch bei den SPIRITUAL BEGGARS am Mikro) macht mit seiner Geasngsleistung durchaus einen JORN LANDE Ehre. Auch das folgende „World On Fire“ kommt deftig rüber und weist darüber hinaus einen Hammerrefrain auf. Und so geht das weiter - der Hard Rocker „Embrace The Sun“ geht sofort ins Ohr, die Ballade „Broken“ gefällt ohne Kitsch und mit ausreichend Power im Back, das Instrumentalstück „SKG“ ist ganz große Gitarrenkunst (MALMSTEEN lässt grüßen) und „When All Is Said And Done” überzeugt mit straighter Vorwärtsbewegung ohne die melodische Ausrichtung liegen zu lassen. Angeführte Songs seien nur mal stellvertretend für ein echt starkes Album mit metallner Ohrwurmgarantie („Cold As Ice“ und „Kill In The Name Of Love“ nicht zu vergessen) genannt. OZZY hin, OZZY her – Gus G. und FIREWIND haben mit „Days Of Defiance” nicht nur für ihre Fans ein starkes Album am Start. Mit der Scheibe sollten auch in 2010 weitere Fans des Genres ihre Interesse an FIREWIND entdecken. Anchecken!
Nun also der dritte Versuch von AMBERIAN DAWN in die großen Fußstapfen zu treten welche ihre finnischen Landsleute von NIGHTWISH nach TARJA’s Ausstieg hinterlassen haben. Dass deren Fans auf der Suche nach neuem Material auch bei Sängerin Heidi Parviainen und ihren Mitstreitern landen werden ist dabei recht wahrscheinlich. Aber neutral betrachtet kommen AMBERIAN DAWN trotz hübscher Melodien, gutem Tempo und symphonisch-klassischer Ausrichtung nicht an die Szeneikone ran. Unabhängig davon eröffnet das flotte „Talisman“ NIGHTWISH meets MALMSTEEN like (schönes Gitarrensolo) und mit perfektem Sopran. Auch das sehr eingängige „Come Now Follow“, das tolle „Blackbird“ mit Gitarren – Keyboard Duell, die opernhafte Ballade „Virvatulen Laulu“ (kommt als Duett mit dem finnischen Bariton Markus Niemingen daher) und als Highlight das abschießende, düster-epische, teilweise ungewohnt heftige und äußerst vielschichtige „War In Heaven“ machen Laune. Nicht alle Songs erreichen das Niveau der Genannten, es fehlen manchesmal kompositorische Details und desöfteren auch der letzte Tick um langfristig im Ohr zu bleiben. AMBERIAN DAWN werden wohl auch mit „End Of Eden“ nicht den ganz großen Durchbruch schaffen. Eine ansprechende Alternative für die einschlägig Vorbelasteten sind sie aber schon.
Ich dachte eigentlich, die Zeit der instrumentalen Gitarristen-Alben sei schon lange vorbei. Umso erstaunter war ich, als ich feststellte, dass das neue Solo-Album des griechischen Gitarren-Wunderkindes Konstantinos Kotzamanis alias CONSTANTINE tatsächlich ausschliesslich rein instrumentale Musik enthält. Hauptberuflich Lead-Gitarrist bei den deutsch-griechischen Power-Metallern MYSTIC PROPHECY, darf er sich hier neun Songs lang nach Lust und Laune an seinem Instrument austoben. So wird hier in bester Satriani/Vai-Manier durchgehend gegniedelt und gedudelt, was das Zeug hält, Hookline reiht sich an Hookline, Solo an Solo. Stilistisch bewegt sich das Album dabei zwischen melodischem und Power Metal, wobei auch immer mal wieder progressive Elemente eingesetzt werden. Klar, was der Typ technisch drauf hat, ist sicher über jeden Zweifel erhaben. Echtes Feeling fehlt aber völlig, und dazu wird die Musik mangels „echter“ Songs ziemlich schnell eintönig. Im Prinzip ist „Shredcore“ vor allem eine 36-minütige Fingerübung, die für Metal-Gitarristen bestimmt ganz spannend sein könnte, zum bloßen Anhören aber totlangweilig ist.
BLACK ANVIL bleiben auch mit ihrem zweiten Album “Triumvirate” ihrer Linie treu und weichen vom old schooligen, fett produzierten Black Metal keinen Millimeter ab. Die aus ehemaligen KILL YOUR IDOLS-Mitgliedern bestehende Combo versteht es, den Geist alter DARKTHRONE in die Gegenwart zu transportieren, was um leichte Thrash- und Death Metal-Einflüsse komplettiert wird, gerade BOLT THROWER schimmern immer wieder durch. Allerdings haben sich die New Yorker durch die selbst gewählten Grenzen im Songwriting zu sehr einengen lassen, was „Triumvirate“ in der zweiten Hälfte zu berechenbar macht, zu oft wird hier eine Idee aufgegriffen, die bereits in einen der anderen Songs verbraten wurde. Dabei sind BLACK ANVIL handwerklich nicht schlecht, die Gitarren machen gut Druck, das Drumming ist genau so simpel-effektiv, wie es beim Old School-Metal sein muss und die von allen drei Musikern vorgebrachten Vocals sind variabel genug, um nicht in die Falle des monoton Kreischens zu tappen. Aber ein paar mehr Ideen in den Songs selbst hätte „Triumvirate“ gut getan, denn in der vorliegenden Form bleibt sie hinter dem Erstling zurück, von den Vorbildern ganz zu schweigen.
Fred Estby hat bekanntlich vor ein paar Jahren den Drumhocker bei DISMEMBER geräumt, sich aber mit NECRONAUT ein neues Betätigungsfeld gesucht. Vom Death Metal der alten Schule kann er auch da nicht lassen, was nach fast 20 Jahren Zugehörigkeit zu einer der wegbereitenden Bands des Schwedentods keine Überraschung ist. Überraschend ist vielmehr, dass Mr. Estby die NECRONAUT-Chose komplett allein eingespielt hat und ihm das gut gelungen ist. Nur beim Gesang hat er sich Hilfe gehlt, da aber auch nicht auf irgendwen zurückgegriffen, sondern für jeden Song einen prominenten Typen engagiert – von Chris Reifert (AUTOPSY) über Nicke Andersson (HELLACOPTERS, DEATH BREATH) bis zu Erik Danielsson (WATAIN), JB (GRAND MAGUS), Hellbutcher (NIFELHEIM) und Tompa Lindberg (DISFEAR) reicht die Liste. David Blomqvist, gemeinsamer Mitstreiter aus alten DISMEMBEr-Tagen, steuert bei „Rise Of The Sentinel“ die Gitarren bei, genau wie Uffe Cederlund (DISFEAR, ex-ENTOMBED) bei „Infecting Madness“. Und damit ist die Liste noch lange nicht vollständig – „Necronaut“ ist ein Fest für Krachmaten, angesichts der Heerschar an Gästen. Musikalisch kann die Chose aber auch überzeugen, solange ein Faible für rohen Death Metal der alten Schule da ist, der mal in Richtung VENOM geht, mal an DISMEMBER erinnert, aber immer schön simpel-effektiv auf die Fresse gibt. Einzig das mit den NIFELHEIM-Wurstblinkern eingespielte Tyrant und Hellbutcher eingespielte „In Dark Tribute“ ist dabei schwach weil uninspiriert eingesungen ausgefallen, die restlichen Songs sind vom Songwriting her schon gut und werden durch die sehr unterschiedlichen Gesangsleistungen vollends veredelt. Für Schwedentodfans ist „Necronaut“ somit eine Scheibe, die sie sich nicht entgehen lassen sollten.