Review: The Dawn Of Reckoning
Es war lang Zeit recht still um die Bremer Stadtmusikanten sorry meinte natürlich Power Metaller von ETERNAL REIGN geworden, zumindest was neues Material betraf. Die Herren hatten zuletzt 2005 ein wirklich klasse Album „Forbidden Path" am Start, auch der Vorgänger war nicht minder überzeugend. Auch live hatte ich die Band absolut überzeugen in Erinnerung, vor allem mit einem megastarken Sänger Dirk Stühmer der mit seinem mächtigen Organ und einem mehroktavigen Timbre irgendwo zwischen DIO und Bruce DICKINSON (zu besten Zeiten) gesegnet ist.
Stilistisch war die beiden ersten Alben schon relativ unterschiedlich, die aktuelle Scheibe „ The Dawn of Reckoning" ist nochmal anders ausgelegt aber nicht nur deshalb eine konsequente Weiterentwicklung.
Mit Pure Steel Records wurde erneut ein Labelwechsel vollzogen, mal sehen, ob die Band jetzt endlich etwas mehr Beachtung findet, verdient hätte man es allemal. ETERNAL REIGN machen gutklassigen Power Metal in bester US-amerikanischer Prägung. War der Vorgänger deutlich stärker durch progressive Elemente geprägt, ist die neue Scheibe etwas straighter, riffiger und auch soundlich direkter produziert. Zwar haben viele Tracks auch eine gewisse epische Ausprägung und Länge aber halt nicht so komplex im engeren Sinne. Sehr positiv dabei - hier es keinerlei typisch europäisch geprägte Happy-Melodie-Kinderlied-Tralala-Melodien sondern hier geht es deutlich härter, kraftvoller mit fast schon thrashigen Gitarrenriffs (sehr spielfreudig Michael Sebastian und Torsten Fünfhaus) zu. Natürlich bieten die Norddeutschen auch prägnante Hooks sowie Melodien aber halt viel weniger mit der Tür ins Haus fallend, gerne auch mit vielen Shouts und manchmal leicht schrägen Überschlägern sowie langgezogenen mächtigen Screams.
Keyboards sind nicht in jedem Track vorhanden und auch meist eher nicht so prägnant aber wenn eingesetzt dann kommen die Tasten sehr variabel und einfallsreich daher. Wie bei dem mit gefühlvollem Piano und behutsamen Vocals startenden Intro "Drowned“. Dann kracht "Beyond the Black" mit MAIDEN-artigen Leads mit gutem Tempo kraftvoll nach vorne, eine schöne Hymne zum Start. Bei "Lords of Chaos" gibt es zwischendurch sogar ein Tastensolo, aufwühlende Gitarrenleads ebenfalls etwas auf Jungfrauenart getrimmt, gelungene Backingchöre und langgezogene Vocals im Stile von Ronny James Dio. "Shadows of the Past" mit massig wirbelndem Doublebasseinsatz ist dann eher etwas rauer gehalten sowie reduzierter, was die Details angeht, der Refrain ist eher mittelmäßig, für mich der einzige etwas „schwächere“ Song des Albums. Ganz im Gegenteil zu „Emptiness Devours" ein siebenminütiges kleines Epos, das mit vielen Breaks sowie unterschiedlichen Tempi und vor allem wechselnden Atmosphären aufwartet.
Noch etwas besser das ähnlich lange „Forgotten Sunrise" mit mehr Keyboardbetonung (schöne Hammondsounds) etwas vielschichtiger aufgebaut, etwa im Stile von SYMPHONY X, sehr melodiegeprägt, schnelle Riffs im Hintergrund
Auch ein Cover ist diesmal wieder vertreten. ETERNAL REIGN haben echt Mut und wagen sich tatsächlich an "Devil and Daughter" (aus dem 1989er BLACK SABBATH Werk „Headless Cross" mit Tony Martin am Mikro) heran. Eines meiner absoluten Lieblingsalben (mal so beiläufig eingestreut), und die Band schafft es tatsächlich mit betont groovigem Basseinsatz und klasse Vocals, zwar auch relativ nahe am Original und trotzdem einer Portion eigenem Charisma den Song sehr überzeugend rüberzubringen. Ein weiteres Highlight des Album ist ganz klar das wunderbar balladesk startende "Still Remains", erneut mit einer höchst wandelbaren Stimme zunächst sehr gefühlvoll, um dann mit klasse doppelläufigen mitunter leicht düster fortfahrenden Gitarrenparts bzw. Läufen sowie einem kraftvoll-hymnenhaften Refrain und mit schönen Streichern auszuklingen – ein klasse Arrangement. Sowas kann sicher nicht jede Powermetalband. Kein Kitschplüsch sondern absolut überzeugend mit viel Tiefgang und Authenzität.
Mit dem sehr abwechslungsreichen „The Dawn Of Reckoning“ haben ETENAL REIGN erneut nochmal einen Schritt nach vorne gemacht und erneut locker internationales Niveau erreicht. Die Band zockt dabei ihren ganz eigenen Power Metal, stilistisch sehr breit angelegt mit vielen zusätzlichen Elementen wie US-Metal bzw. aus dem NWOBHM Bereich. Aber auch die klasse Instrumentalparts (nie zu kopflastig kühl) sowie die über allem liegende kraftvolle Stimme, quasi alles zusammenhaltend und die gelungene Produktion sorgen für einen sehr positiven Gesamteindruck.
The Dawn Of Reckoning
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
57:36 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Original Album Classics (5CD-Box-Set)
MOUNTAIN sind eine jener Bands auf die man unvermittelt stößt, wenn man sich dem Urgestein der harten Rockmusik nähert. Noch vor der Veröffentlichung des Debüts bereits auf dem legendären Woodstock-Festival präsent, lässt sich der MOUNTAIN Sound vor allem von CREAM und dem Blues geprägt beschreiben. Zu der Mischung aus härteren Songs mit ausgeprägten Gitarrensoli, einfühlsame Balladen und (wie damals üblich) teilweise stark verfremdete Coverversionen kam noch ein für damalige Verhältnisse recht heftiger Sound und sehr laute Liveshows. Gegründet 1969 in New York bestand die Band aus Gitarrist und Sänger Leslie West, Sänger und Bassist Felix Pappalardi, Keyboarder Steve Knight und Schlagzeuger Corky Laing. In dieser Besetzung brachten es MOUNTAIN auf drei wertige Alben („Climbing“, „Namtucket Sleighride“ und „Flowers Of Evil“) bevor man sich trennte. In 1974 gab es dann eine Reunion welche zu einem Live-Album („Twin Peaks”) und zu einem weiteren Studioalbum („Avalanche”) führte. Danach war für die 70er erst mal Schluss - diese fünf Alben sind allesamt Bestandteil der „Original Album Classics“. Das MOUNTAIN seit den Mid-80ern hin und wieder mit neuem Stoff aufwarten und bis heute Live was reißen (allerdings in wechselnden Besetzungen) sei noch am Rande erwähnt.
Wie gewohnt bei Sonys Reihe der „Original Album Classics“ ist das Package zweckmäßig, will meinen die fünf Alben werden in Cardboard-Sleeves mit den Originalcover und ohne Booklet o.ä. geliefert, wobei die ersten beiden Scheiben mit etwas Live-Bonusmaterial angereichert wurden. Das quasi Debüt „Climbing“ von 1970 (davor gab es in 1969 noch ein von Leslie West unter dem Albumtitel „Mountain“ veröffentlichtes Werk) war noch stark vom CREAM-Sound geprägt. Darauf enthalten ihr erster großer Hit, das flotte und für 1970 recht verzerrte „Mississippi Queen“ und die überragende Ballade „Theme From An Imaginary Western“, dazu kommt mit „For Yasgur’s Farm“ noch eine typische gute Hammond- Powerballade.
Das zweite Album „Namtucket Sleighride“ (1971) darf man getrost als Highlight der MOUNTAIN Diskografie betiteln. Man hatte sich von CREAM gelöst, neben dem Titeltrack wussten auch das treibende „Don’t Look Around", das angerockte Pianostück „The Animal Trainer And The Toad" und das toll groovende „Travellin‘ In The Dark" zu überzeugen. Die Band setzte im Bereich des sich aus dem Blues heraus entwickelten Hard Rock ein echtes Ausrufezeichen.
Album Nummer drei, „Flowers Of Evil“ (1971) ist dann ein Zwitter – das damalige Vinyl enthielt auf Seite 1 neue Studiosongs, auf Seite 2 des Albums gab es einen Livemitschnitt der Band zu hören. Im Prinzip wohl eher eine gar nicht üble Resteverwertung, wobei allerdings nur das bluesige „Crossroader“ restlos überzeugen kann. Anders verhält es sich mit dem Livematerial. Das 25-minütrge „Dream Sequence“ mit seinen recht deftigen Coverversionen bekannter Rock’n’Roll Tracks zeigen MOUNTAIN in jener Verfassung, die sie zu einen der angesagtesten Acts auf den Bühnen machte. Das famose „Mississippi Queen“ darf da auch nicht fehlen. Und das war ja bekanntlich auch erst mal das vorläufige Ende von MOUNTAIN in der Stammbesetzung.
Die Live-Doppel-LP „Twin Peaks” (1974 veröffentlich) wurde 1973 in Japan aufgenommen und zeigt recht eindrucksvoll die Bühnenqualität von MOUNTAIN (in leicht geänderter Besetzung). Neben den Hits der Band gibt es auch hier einiges an den damals üblichen Improvisationen zu hören – Rock pur – darunter „Nantucket Sleighride“ in einer halbstündigen Fassung, ein fettes „Crossroader" und natürlich das unvermeidliche „Mississippi Queen".
Das Soundtechnisch und qualitativ etwas abfallende „Avalanche” (1974) beendet dann die Karriere der Band in den 70ern. Weder die zu bemüht wirkenden Eigenkompositionen (die einen zum Teil doch arg bekannt vorkommen) noch die Coverversionen (z.B. „Satisfaction“ von den STONES“) können vollends überzeugen. MOUNTAIN waren wohl fürs erst am Ende ihres Weges angekommen – zwei Jahre später war dann auch offiziell Schluss mit einer der besten Liveacts der70er.
Wie äußerste sich letztens doch einer der besten heutigen Gitarristen Michael Amott (u.a. CARCASS und ARCH ENEMY) sinngemäß in einem Interview – wer sich als Musiker bis zu den Anfängen des Hard Rock zurückkämpft trifft irgendwann auf mehr oder minder bekannte Größen der Rockmusik aus den 70ern. Dabei nannte er explizit auch MOUNTAIN als eine der Bands die ihn zur Gründung der SPIRITUAL BEGGARS bewegten. Ergo: wer sich an die Urväter des Hard Rock wagt wird zwangläufig auch an MOUNTAIN nicht vorbeikommen. Die 5-CD Box „Original Album Classics” liefert dabei preisgünstige Unterstützung.
Original Album Classics (5CD-Box-Set)
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
46
Länge:
240:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten