Eine Band Namens TBC (keine Ahnung was dies zu bedeuten hat) aus Österreich will mit ihrer Musik auf „28Days" den Ansatzt verwirklichen "... Leute berühren und zum Nachdenken zu bringen“. Schöne Idee, haben schon viele probiert und sind gnadenlos gescheitert, bei TBC möchte ich diesen Versuch nicht als gänzlich daneben beurteilt wissen. Aber es gibt schon recht viel grenzwertiges auf dieser Platte hören, die sich ansosnten ganz grob in dem Genre für "Gothic Symphonic Metal“ bewegt.
Zum Nachdenken hat mich diese Quintett schon mal damit gebracht, wie man nur so ein billiges Artwork zu einer Platte durchgehen läßt, nee das geht schon mal nicht, wenn man solche Ansprüche hat. Die Produktion ist auch eher mittelmäßig, es fehlt mir etwas an Dynamik, alles klignt sehr fünne, die Stimmen sind oftmals zu weit im Vordergrund, der Rest insbesondere das Schlagzeug klingt dumpf und nimmt den Songs jeden Punch oder gar kraftvollen Ansatz. Die Keyboardsounds sind ebenfalls nicht so der Bringer - bitte mal bei ARJEN LUCASSEN (u.a. AYREON, STAR ONE) nachfragen wie er seine genialen Sounds hinbekommt.
Musikalisch starte „28 Days“ mit einem typischen Doublebasskracher der Marke Symphonic Metal in alter NIGHTWISH-Tradition, ein sehr hellsopranige Fronfräulein trifft auf eine wie fast immer sehr soliden Duettpartner und trällert einen netten Refrain. „Fire Wind & Steel“ geht in eine ähnliche Richtung, mittelmäßiger Track, die Stimmen dominieren, die Instrumente sind viel zu weit hinten.
Auf den 11 Songs des Albums versuchen die Hardliner in der Band immer wieder mit etwas Straighteren Geschichten und einer etwas aggressiven-düsteren und sogar vereinzelten aber zu aufgesetzt wirkenden Growls, der Sache einen etwas stärkeren Metalanstrich zu geben. Gelingt auch nur zum Teil, „Endless War“ mit seinen vielen sorry billigen und nach Schülerband klingenden „ohoh’s“ und“Hey Hey Hey’s“ im Refrain gehört sicher nicht dazu.
Dann kommt einer der etwas seltsamen Songs „Angelo Del Buio“ klingt klassisch und ist wohl auch so eine Art Aria in italienisch - hier strapaziert uns Sängerin Natascha (sicher durchaus gekonnt für Opernliebhaber) 2 Minuten lang in durchaus perliger Klavierbegleitung mit Sopransphären, die hart an der Grenze zum Zehenaufrollen sind. Dann folgt ein Sprechtext und die schweren Gitarren setzen mit mehr Tempo ein, der Sänger leidet sich ebenfalls theatralisch weiter durch den Song, dann folgen noch eine Böse-Biest Stimme und die Sängerin trällert mit grausig spizen Tönen immer mal wieder stakkatoartig dazwischen. Klingt wie früher in KLIMBIM nur noch schlechter, dann der melodramatische Schluss mit schönem Choreinsatz, paßt ganz gut. Oh je aber was sollte dass denn bitte sein, sorry paßt halt einfach nicht Härte trifft auch Klassik, haben andere schon viel überzeugender gemacht. „Piss On My Hand“ (welch eine blühende Lyric) ist dann wieder der Aufwecker, es wird ganz ordentlich abgerockt. Tja und dann beweisen TBC völlig unerwartet, was für gute Songschreiber und auch Musiker sie sein könn(t)en. „Lake Of Sorrow“ ist echt ein auch dramaturgisch klasse gemachter halbballadesker Track, die Sängerin in normaler Auslage, schöne Akustikparts mit der Gitarre, schöne Melodie, nicht zu pompös sondern schlicht mit viel Atmosphäre ohne diesen Opernschluntz, der Schluss mit den Gitarren hat sogar was von alten MIKE OLDFIELD Sachen, geht doch. „The Jäger’s Return“ ist dann wieder etwas thrashiger, ganz passabel aber die Lady nervt mir ihrem Dazwischengequieke doch wieder gehörig. Dann der negative Höhepunkt der Scheibe „Schützengraben“ so ne Art RAMMSTEIN für Arme mit rollendem „R“ oder auch Neue Deutsche Gothic Härte und einem unsäglich üblen Text „Mir ist so kalt und bange, mir geht der Krieg zu lange, ich kann mich nur beklagen, denn ich lieg im Schützengraben“. Mag ja gut gemeint sein, nur gut gemacht ist halt völlig anderst. „Revolution“ überrascht dann wieder positiv mit echten Querflöteneinsätzen von der Sängerin und auch der Track ist ganz o.k. Der Schluß eines aufgrund seiner mitunter echt seltsamen stilistischen Extremausschläge ist dann eine eher an True Metal Bands erinnernde Hymne „The Story Of fucking pure Metal“ auch hier wieder dieses Gesäusel im Hintergrund, macht den ganzen Song eher unglaubwürdig, trotz schönen Gitarrensolo am Ende.
TBC lassen mich jedenfalls einigermaßen ratlos zurück, zahlreiche guter Ansätze werden vielfach durch noch mehr unpassende Wendungen, Stilmittel und auch zu dünnes Songwriting wieder zunichte gemacht. Man wollte mit einer zu gewollten Bandbreite partout nicht so klingen wie viele andere Symphonic Frontfräuleinbands, das ist zwar sicher gelungen, ging aber trotzdem meist eher nach hinten los.
28Days
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
50:47 ()
Label:
Vertrieb:
NIGHTTRAIN aus Wernau (Ba-Wü) besten erst seit 2008 und sind auch altermäßig noch eine recht junge Formation, um so erstaunlicher, dass man sich stilistisch ganz grob eher auf der Old School Scheine bewegt. Der eher etwas platte Bandnahme zeugt nicht gerade von Kreativität, die Musik dafür um so mehr, könnte man annehmen hier würde wild drauf losgeprügelt, weit gefehlt, dieses fünf Herren haben schon beachtliches zu bieten.
Nach einem gesprochen-akustisch Intro folgt zum Einstand das schön treibende „Road To Nowhere“ mit schönen an JUDAS PRIEST zu besten Tagen angelegten Gitarrensounds. Zwischendurch schöne Soli, ein Tempobreak gelungener Refrain, der Sänger kann sowohl derbe-gröhlig aggressiv als auch durchaus „normal“ ins Mikro shouten, die Schlagzeugspuren kommen noch etwas holprig daher. Der Gitarrist hat ein sicheres Händchen für schön fliesende Soli, sehr luftig aber nicht zu nervig mit Griffbrettorgasmen, cool. Auch bei „Nighttrain“ ist gelungen, abwechslungsreiches Riffing mit schönen Arrangements, nicht nur stur drauf losgemetalt, da hat sich jemand sehr viel Mühe beim Songwriting gegeben. Der anfängliche Kotzgesang bei „Heal my Wounds“ is nicht so meins, der Track wird aber besser mit hart-explodierenden Gitarrenwänden, zahlreichen Breaks, sehr aggressiv dann etwas doomig aber auch mit gelungener Hookline als Gegensatz zu den harten Parts, paßt doch gut zusammen. Auch das etwas zurückgenommene „Bahnshee“ mit eher getragener Stimmung kommt durch den gekonnten Wechsel mit den krachenden Gitarren sowie dem hymnischen Refrain sehr gut rüber, keine Klischeeballade. „Fire in the Sky“ ist ebenfalls so ein typischer NIGHTRAIN-Zwitter dunkle, runtergestimmte alternative Gitarren, treffen auf eher helle Parts wie sonst in Hardrockkreisen üblich, der kehlige dunkle Gesang duelliert sich mit eingängigen sowie leicht schrägen Backingvocals. Immer wieder werden Tempo und Richtung variiert, unterschiedliche Stimmungen transportiert.
„Mortal“ ist dann beinahe schon etwas progressiv ausgefallen holen einen zunächst derbe Growls zurück ins Hier, der rumpelige Drumsound fällt sofort auf, aber ansonsten fette Riffs und der kehlig etwas böse daherkommende Gesang windet sich zu einem eher catchy Refrain mit gelungenen Chören, dann ein Break die Vocals werden flüsternd. Ein kleiner Hit dürfte der krachig-griffige Partymetalsong „Piece Of Mind“ sein, ein Mischung aus eingängigem sowie gut nach vorne abgehendem Metal und immer wieder diese fast schon spacigen Gitarrensoli.
Den beiden Saitenhexern gebührt insgesamt ein Sonderlob für ihren Einfallsreichtum und die Spielfreude („Borderline“), die dieses Album recht unterhaltsam machen und bestens über alles Titel tragen. Da vergisst man die gerade noch so als mittelmäßige Demoqualität zu bezeichnenden Gesamtsound ganz schnell, die Musik ist echt sehr gut bis gut gemacht, der Gesang ist sicherlich noch deutlich verbesserbar aber dass Gebotene hat viel Substanz und vor allem Inhalte. Daher sollte diese Nachtzug durchaus weiter dampfend seine Fahrt beibehalten und mit voller Power so weitermachen. Metal mit Leidenschaft und Hirn dafür stehen NIGHTTRAIN.
Nighttrain
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
44:52 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten