Dass aus Philadelphia nicht nur zarter Streichkäse kommt, zeigen die Recken um GOREAPHOBIA-Gründer Chris Gamble, der vor einigen Jahren auch mal als Live-Mitglied bei den Landsleuten ABSU aushalf. Der Bassist und "Sänger" ist auch das einzige Mitglied, das durchgehend seit Ende der 80er (!) in der Band aktiv gewesen ist; die unzähligen Line-Up-Wechsel sind vielleicht auch der Grund, warum diese herrlich dreckige Band in unseren Breitengraden kaum Bekanntheit genießt. Mit furztrockenem Sound und hörbaren Einflüssen von Bands wie NECROPHAGIA, VENON, uralten SODOM, späteren BOLT THROWER oder HELLHAMMER/CELTIC FROST rumpelt sich das Quartett durch eine wirklich gute Scheibe, die zwar erwartungsgemäß technische Kabinettstückchen vermissen lässt, aber eben genau darum sehr räudig und basisch klingt. Zum größten Teil in stampfendem, auch mal flottem Midtempo gehalten, dürften Stücke wie "Xurroth Rreeth N'Vez Helm (City Of Rot And Decay)", "Shroud Of The Hyena (Inall Ninuttix)" oder "Darkstar Dementia" (in Sachen schräger Songtitel kommt man ABSU schon recht nahe...) jedem nicht ganz so feingeistigen Death Metaller gefallen, dem in etwa auch die oben erwähnten Vorbilder zusagen. Lediglich das Songwriting könnte insgesamt noch etwas treffsicherer sein, trotzdem ist "Apocalyptic Necromancy" eine sehr hörenswerte Scheibe für entsprechende Geschmäcker.
Seit ihrem 1985er Debütalbum „Fear Of Tomorrow“ fristen die dänischen Thrash-Meister ein Schattendasein und sind immer als sehr guter Underground-Tipp durchgegangen, ohne jemals die kommerziellen Regionen von Kollegen wie etwa SODOM, KREATOR oder TANKARD (die als stilistischer Vergleich noch am Nächsten kommen) zu streifen. Vielleicht fehlen ARTILLERY einfach die ganz großen Übersongs, aber die brauchen sie auch gar nicht, wie „My Blood“, das erst sechste Album in knapp 30 Jahren, locker unter Beweis stellt. Das Album macht von vorne bis hinten einfach Spaß – fertig, aus! ARTILLERY wirken hier so frisch und unverbraucht wie viele Newcomer nicht und haben hörbar Spaß an durchweg guten bis sehr guten Hymnen wie dem über siebenminütigen und mit orientalischen Parts versehenen Opener und Quasi-Titelsong „Mi Sangre (The Blood Song)“, der Mitgröl-Nummer „Monster“, dem Stampfer „Dark Days“, dem Ohrwurm „Death Is An Illusion“ (mein persönliches Highlight), dem fast schon glamrockigen „Ain´t Giving In“, dem fett nach vorne peitschenden „Prelude To Madness“, dem vertrackten „Concealed In The Dark“ oder dem abschließenden, flotten „The Great“… ihr seht, fast jedes der Stücke (deren Qualität gegen Ende des Albums leider leicht abnimmt) eignet sich als Anspieltipp und kann jedem Thrasher der alten Schule empfohlen werden. Abgerundet wird „My Blood“ durch die sehr druckvolle Produktion und den saucoolen Shout-Gesang von Søren Adamsen, was als Gesamtpaket, trotz hin und wieder leichter Schwächen im Songwriting, den „Tipp“ rechtfertigt, da das Album richtig powergeladen und eingängig aus den Boxen dröhnt und zu den Genre-Highlights der letzten Monate zählt!
Die ukrainischen, 2005 von Roman Sayenko gegründeten BLOOD OF KINGU rekrutieren sich, inklusive ihres Gründers, hauptsächlich aus den stilistisch deutlich anders aufspielenden DRUDKH, die zwar hierzulande einige Fans haben, aber nicht unbedingt zur großen Klasse in der Schnittmenge aus Black,- und Viking Metal zählen. BLOOD OF KINGU stechen da schon deutlich mehr heraus, fahren sie ein recht originelles Black/Death Metal-Brett auf, das nicht nur aufgrund seiner Affinität zu alten Kulturen (die Band thematisiert unter Anderem tibetanische, indogermanische und ägyptische Mythologie sowie Astronomie) eine gewisse Ähnlichkeit zu NILE nicht leugnen kann, was sich teilweise auch musikalisch niederschlägt. Hört euch in diesem Zusammenhang nur mal das sehr gelungene Zwischenspiel "Morbid Black Dreams Bringing Madness" oder das überlange, mehrschichtige "Incantation Of He Who Sleeps" (Highlight!) mit seinem hypnotischen Mittelteil an. Und selbst die abschließende BEHERIT-Coverversion "The Gate Of Nanna", das leider von vielen Bands vergewaltigt wird, ist hier ausnahmsweise gelungen. Auch wenn die Klasse der genannten NILE oder vergleichsweise auch BEHEMOTH oder MORBID ANGEL nicht ganz erreicht wird, stellt "Sun In The House Of The Scorpion" eine wirklich gelungene Veröffentlichung dar, die sowohl vielen Black,- als auch Death Metallern zusagen dürfte. Und die Frage, ob DRUDKH eine politisch "saubere" Band sind, sollte sich ja in der Zwischenzeit geklärt haben... sonst würden diese Zeilen hier nicht stehen.
WEEKEND NACHOS haben nicht nur einen selten beknackten Bandnamen, sondern auch viel kreative Energie beim Songschreiben – nur kurz nach der „Black Earth“-EP haben sie „Worthless“ fertig, das sie via Relapse Records nachschieben. 14 Songs in gut 27 Minuten gibt es, also wieder schön Auf-die-Fresse-Grindcore, wie gleich der Opener „Hometown Hero“ klarmacht. Interessant ist an der ganzen Chose die Einbeziehung von New Orleans-mäßigem Sludge-/ Doom-Passagen, was das andere Extrem zur wütenden (mit Crust-Einschlag) Raserei darstellt. Die Kombination funktioniert leidlich („Frostbitten“) und geht im Regelfall auch harmonisch ineinander über. Einzig bei „Future“ und ein, zwei anderen Songs reizen WEEKEND NACHOS die Sludge-Parts zu lange aus, wodurch vermeidbare Monotonie aufkommt. Der Großteil von „Worthless“ kann aber locker überzeugen, solange ein Faible für crustigen Grindcore vorhanden ist.
Die dänische Band HORNED ALMIGHTY wurde 2002 von Gitarrist/Bassist Hellpig und Sänger S. (Smerte) gegründet, die zuvor unter anderem bei KOLDBORN und EXMORTEM tätig gewesen waren. Die inzwischen um die beiden BLACK DEMENTIA-Recken Harm und Aries ergänzte Band hat sich satanistischem Black Metal verschrieben, der zwar ordentlich fett und mit Augenmerk auf die fast schon rock´n´rolligen Riffs produziert wurde, aber weder in Sachen Stil noch Songwriting groß heraus sticht. Vor allem das völlig gesichtslose Growl-Kreischen von S., das "Necro Spirituals" in Kombination mit dem ein wenig tiefer gelegten Gesamtsound sogar noch einen todesmetallischen Anstrich verleiht, wirkt auf Dauer eher nervig als dienlich aggressiv. Und Stücke wie der nach vorne peitschende Titelsong oder die fast schon an MOTÖRHEAD erinnernden "The Age Of Scorn" und "Illuminated Void" sind schön auf "radiotaugliche" Länge getrimmt und ähneln sich untereinander nicht gerade wenig. Somit tut "Necro Spirituals" niemandem ernsthaft weh, geht aber in keinem Fall als essentielle Veröffentlichung durch. Wer etwas in dieser ungefähren Stilrichtung sucht, sollte nach wie vor zum überragenden I-Debüt "Between Two Worlds", dem DEMONAZ-Einstand "March Of The Norse" oder den jüngeren Werken von SATYRICON oder NACHTMYSTIUM greifen, die alles deutlich besser und intensiver betreiben als HORNED ALMIGHTY.
Bei BLACKWOLFGOAT handelt es sich um das Ein-Mann-Projekt des Gitarristen Darryl Shepard aus Malden in Massachussets, der sich laut offizieller Biografie einer Mischung aus EARTH, SUNN O))), PINK FLOYD und Neil Young´s Soundtrack des Jim Jarmusch-Films "Dead Man" gewidmet hat. Und tatsächlich stellt der Nachfolger des letztjährigen Werkes "Dragonwizardsleeve", "Dronolith", eine interessante, wenn auch für Normalohren arg gewöhnungsbedürftige Klangwand dar, denn Mr. Shepard benutzt zum Erzeugen des sehr eigenwilligen Drone-Sounds lediglich seine Gitarre(n); auf Drums sowie Gesang wird völlig verzichtet und dabei noch höchst minimalistisch vorgegangen. Durch die zahlreichen Effekte, die er seinem Griffbrett dabei entlockt, entsteht eine eigenartige Atmosphäre, die durchaus die Qualitäten düster-melodischer, bisweilen psychedelischer Soundtracks offenbart, und die die oben genannten Einflüsse (besonders PINK FLOYD´sche reduzierte Breitwand-Gebirge) zumindest ansatzweise durchscheinen lässt. So eignet sich "Dronolith" sowohl zum aufmerksamen Genießen wie auch zum entspannten Nebenbeihören. Das Zielpublikum für "Dronolith" ist extrem überschaubar, aber als reines Nischenprodukt für Genre-Fans mit Anspruch kann das Album bei aller Massenuntauglichkeit fraglos bestehen.
KEN HENSLEY Gründungsmitglied von URIAH HEEP und Komponist von solchen Rock-Perlen wie "Lady In Black", "Easy Living" oder "Free Me", stellt sich dem Vergleich mit seiner ex-Band und bringt fast zeitgleich neues Material auf den Markt. "Faster" heißt sein neues Solowerk. Nach dem 2006 erschienenen "Blood on the Highway", welches mit so großen Namen wie Glenn Hughes oder Jorn Lande am Mikrofon auffahren konnte begleitete ihn diesmal bei den Aufnahmen seine norwegische Tour-Band LIVE FIRE.
Fast episch eröffnet die Nummer "Set Me Free (From Yesterday)" das Album, mit weit über sechs Minuten und einer auffallend starken Gitarre kann die Nummer überzeugen und begeistert durch 70`er Jahre Flair im Classic-Rock Gewandt. "The Curs" ist eine Ecke simpler gestrickt, besticht durch Drive und starken Chorus. Mit "Cry Alone" kommt der erste Langweiler, der stark an SMOKIE erinnernde Track ist Schunkel-Rock, ja fast Schlager und muss der Skip Taste zum Opfer fallen. Doch leider ist das nicht die einzige Nummer die durch unspektakuläres und absehbares Songwriting auffällt. Starke Songs wie "Katrien“ (erinnert an DEEP PURPEL), wechseln sich mit extrem Langweilern wie "Somewhere (In Paradise)" ab. Der Gesang welcher von Ken himself und Eirikur Hauksson übernommen wird hinterlässt einen limitierten Eindruck und ist mit Nichten zu vergleichen mit der Klasse eines Glenn Hughes, Jorn Lande oder ja, auch eines Bernie Shaw von URIAH HEEP. Die Gitarre ist klasse und hebt immer mal wieder das Niveau der Songs. Die Produktion ist transparent und druckvoll.
Fazit: Mir ist das Album eine Spur zu lahm geraten. Starke Nummern reihen sich an erschreckend schwache Songs. Keyboard und Gitarre sind klasse, dagegen wäre der Gesang ausbaufähig. KEN HENSLEY hat mit "Faster" ein durchschnittliches Album auf den Markt gebracht, mit Licht und Schatten. Im direkten Vergleich mit URIAH HEEP`s "Into the Wild " hat es aber keine Chance, das ist eine Klasse besser.
Mit „Bad To The Bone“ und „Move It On Over“ hatten GEORGE THOROGOOD & THE DESTROYERS vor circa 30 Jahren zwei richtig tolle Hits am Start. Dass der Mann und seine Band aber auch für starke Alben und vor allem für schweißtreibende harte Bühnenpräsenz steht, dürfte den einschlägig Bewanderten im Bereich des harten Blues Rock bekannt sein. Der mittlerweile fast 60-jährige US-amerikanische Sänger und Gitarrist konnte sich zwar nie in der Szene der Blues-Puristen durchsetzen, dafür hatte sein Sound einfach zu viel Rock und Rock’n’Roll zu bieten, sein kraftstrotzender, teils heftiger Blues Rock fand aber gerade beim gemeinen Rockfan viele Anhänger.
THOROGOOD’s Background liegt folglich im Blues und Rock’n’Roll der 50er und bei Künstlern wie z.B. CHUCK BERRY. Mit Album Nummer 17 gehen GEORGE THOROGOOD & THE DESTROYERS mittels 15 Cover-Versionen und 2 neuen Songs back to their roots - wie gewohnt ohne Firlefanz und Experimente. Hinter dem Albumtitel „2120 South Michigan Ave.” versteckt sich die Adresse des aus Chicago stammenden Chess Labels, welches mit Künstlern wie JOHN LEE HOOKER und HOWLIN’ WOLF (Blues) sowie u.a. CHUCK BERRY und BO DIDDLEY (Rock’n’Roll) die moderne Musik prägte und beeinflußte. So ist „2120 South Michigan Ave.” als Hommage an das Label zu verstehen und präsentiert Labelhighlights wie „Let It Rock“ (CHUCK BERRY), „Two Days Running“ (MUDDY WATERS), „Bo Diddley“ (BO DIDDLEY), „Mama Talk To Your Daughter” (J.B: LENOIR) oder „Chicago Bound“ (JIMMY ROGERS) in neuem, durchaus rockigerem Gewand. Der abschließende Titelsong „2120 South Michigan Ave.” stammt vom 1964er ROLLING STONES album 12x5. Mit dem fetzigen Opener „Going Back“ und dem Nashville-Song „Willie Dixon’s Gone“ fahren GEORGE THOROGOOD & THE DESTROYERS auch zwei neue Songs auf, welche zeigen dass George Thorogood (Guitars & Vocals), Jeff Simon (Drums), Bill Blough (Bass), Jim Suhler (Rhythm & Lead Guitar) und Buddy Leach (Saxophone) noch lange nicht zum alten Eisen gehören.
Das ebenfalls erhältliche Doppel-Vinyl enthält mit „Sweet Little Rock And Roller” noch einen Bonustrack und macht so den LP-Liebhabern „2120 South Michigan Ave.” noch etwas schmackhafter. Für Fans von Blues und Rock’n’Roll, und von GEORGE THOROGOOD allemal, eine tolle Sache.
1. Going Back
2. High Heeled Sneakers (feat. Buddy Guy)
3.Seventh Son
4. Spoonful
5. Let It Rock
6.Two Trains Running
7. Bo Diddley
8. Mama Talk To Your Daughter
9. Help Me
10.My Babe (feat. Charlie Musselwhite)
11. Willie Dixon’s Gone
12. Chicago Bound
13. 2120 South Michigan Ave (feat. Charlie Musselwhite)
Dass sich die schwarze Szene gerne mal den Themen "Zweiter Weltkrieg", Panzerfahren und totaler Zerstörung widmet, dürfte sich allgemein rumgesprochen haben. Die 2006 gegründete englische Black Metal-Band EASTERN FRONT hat sich - höchst originell - des Russlandfeldzugs angenommen, den sie auf "Blood On Snow" zugegebenermaßen sehr hörenswert vertont. Dabei sticht neben den deutlichen deathmetallischen Einflüssen auch heraus, dass das Quintett (Achtung, jetzt kommts!) Metzger, Destroyer, Destruction, Holocaust und Krieg seine derbe Schlachteplatte bisweilen gerne mal mit bombastischen Zwischenspielen ("Moskvy"), deutschen Spoken Word-Passagen ("Unleash The Panzer Division") und sogar akustischen, fast schon balladesken Parts (das abschließende, überlange "Where Warriors Once Fell") garniert. An Abwechselung, auch in Sachen Tempo und "Gesang" (Growlen und Kreischen werden gekonnt verzahnt), mangelt es daher nicht, und beim Songwriting gibt sich der Haufen auch keine Blöße, wobei hier aber die treffsichere Durchschlagskraft von Bands wie MARDUK, DARK FUNERAL oder ENDSTILLE, die man als grobe Ungefähr-Vergleiche gut anführen kann, noch nicht ganz erreicht wird. Eine politisch fragwürdige Haltung ist bei EASTERN FRONT ebenfalls nicht erkennbar, sonst gehörten die Jungs auch nicht an die Ostfront, sondern direkt in die Wüste geschickt. Ein gutes Debüt!
Die SQUARE HIPPIES aus Süddeutschland haben 2004 als Unplugged-Cover-Band angefangen. Doch schon bald stellte man fest, dass der Lärm fehlte, und dazu entwickelten alle Bandmitglieder eigene musikalische Ideen, so dass der Schritt zur vollverstärkten Band mit eigenen Songs nur die logische Konsequenz war. Entgegen des Bandnamens klingt die Musik des Vierers aber zum Glück nicht allzu hippiemäßig. Vielmehr haben sich die Jungs melodischem, tightem und cool groovendem 70s Rock verschrieben. Die Songs sind dabei sehr vielseitig, kommen mal straight rockend, dann auch wieder bluesig oder funky daher, und mit dem entspannten „Channels Of Love“ im ¾-Takt wird gleich auch noch ein toller Sommer-Soundtrack abgeliefert. Die musikalischen Vorbilder, seien es FOREIGNER, BON JOVI oder AC/DC sind dabei gut herauszuhören. Das macht aber gar nichts, denn augenzwinkernde Titel wie „For Those About To Hip“ zeigen, dass Parallelen durchaus gewollt sind und sich die Band keinesfalls immer zu 100 Prozent ernst nimmt. Ein Cover hat es dann doch noch mit aufs Album geschafft: Das originelle und gelungene JETHRO TULL-Cover „Locomotive Breath“ bietet einen schönen Abschluss. Die SQUARE HIPPIES erfinden den Rock ´n´ Roll zwar nicht neu, aber ihr Album strahlt viel Spielfreude aus, ist handwerklich hervorragend gemacht und macht deshalb einfach Spaß.