Review: Marching On Timeless Tales
STONELAKE sind mit neuem Label im Rücken und dem Silberling „Marching On Timeless Tales“ wieder zurück auf der Bildfläche - und was soll ich sagen, die Scheibe ist besser als der doch relativ mittelmäßige Vorgänger aus 2009, „Shades Of Eternity“ (was aber eigentlich keine große Kunst war), muss sich aber qualitätsmäßig immer noch deutlich hinter dem guten 2008er Album „Uncharted Souls“ einordnen.
Die Musik ist sehr traditionell geprägt, eine Mischung aus Melodic und Power Metal der seligen 80er a la HELLOWEEN. Mitunter sind einige epischere bzw. symphonisch angehauchte Tracks vorhanden, leider etwas zu wenig konsequent umgesetzt, wie ich finde und die auf dem erwähnten 2009er Album deutlicher vorhandenen Progeinflüsse sind leider auch so ziemlich beim Teufel. Ein bisschen viel „leider“, aber genau dies sorgte damals einfach für mehr Abwechslung, jetzt geht es doch relativ unspektakulär zu. Auch die Keyboards sind aktuell noch relativ präsent, nerven aber zum Glück unkleistrig nicht zu stark. Was ich von der allgegenwärtigen Kopfstimme nicht immer so ganz sagen möchte, dieses meist in Kiske-Manier eingesetzte Organ kommt nicht immer ganz so passend rüber und ist auf Dauer irgendwie anstrengend. Die Produktion bei den Schweden ist insgesamt ganz o.k., wenn auch mitunter etwas arg poliert sowie kühl wirkend. Der meist melodische Metal im überwiegenden Midtempoformat bietet sicher einige gute Refrains, aber leider keinen so richtigen Knallersong. Obwohl der leicht düstere Opener „Red Canyon“ sicher vielen Kürbiskopf-Jüngern gefallen könnte, vor allem wenn nach einem verschrobenen Solo zum Schluss endlich richtig Gas gegeben wird und die Nummer Doublebassmäßig gut abgeht, das wäre von Anfang an noch besser gewesen. Ist jetzt nur etwas blöd, dass man den besten Song gleich zu Beginn verheizt hat. Bei „Liar“ nimmt mich dann fast beim Wort, aber das schöne hohe Tempo kann nicht über die höchst schwache Melodie und mittelmäßiges Songwriting hinwegtäuschen. Bei „Sound Of Whisper” wird dann die große symphonische Keule ausgepackt, mit synthetischen Streichern und leicht Gothic geprägten „Ambiente“ ja das paßt schon so. Sänger Peter Grundström müht sich zwar schon hörbar ab und versucht schon auch mal etwas tiefer zu agieren, aber selbst bei dem etwas nach aufgemotzten Hardrock klingenden "SnakeChild" mit einer fast schon fröhlichen Hookline und viel Gitarrenakrobatik, reißt dies den Song trotzdem nicht raus und er paßt irgendwie nicht so recht zum Restmaterial.
Insbesondere die zweite Hälfte von „Walking On Timesless Tales“ ist eben nicht zeitlos sondern eher langweilig, Sachen wie „Fool With No Denial“ oder „Lay Down The War“ sind eher Füllmaterial, das recht konturenlose „Give It Up“ ist sogar ein kompletter Totalausfall. Positiv anrechnen muß man den Herren aber, dass es keine peinliche oder pathetisch aufgesetzte Ballade, bei dem mit viel Geplätscher und recht atmosphärisch startenden "Rain" wird mal ein ruhiger Part angedeutet, der dann aber schon mit viel Gitarrenwirbel in einen eher doomigen Rocksong mündet allerdings mit eine schief-schrägen und etwas dünnen Refrainzeile. Als Gastmusiker ist bei "Winds of Fire" zwar Tommy Denander an der Gitarre zuhören aber auch der rettet den Track so nicht aus seiner inhaltlichen Mittelmäßigkeit mit dieser furchtbar gezogenen Hookline.
Der Schluß mit dem epischen “Enter The Temple" ist dann noch einigermaßen versöhnlich.
"Marching on timeless Tales" überzeugt mich handwerklich schon, aber inhaltlich nur in wenigen Teilen, dafür wird zuviel Bekanntes einfach nur baukastenmäßig aufgewärmt. Der Spaßfaktor hält sich daher stark in Grenzen, oldschool muss definitiv authentischer klingen und mit mehr eigenem Esprit versehen sein.
Marching On Timeless Tales
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
45:42 ()
Label:
Vertrieb:
Bereits das wirklich klasse Artwork von PENDRAGON’s neuer Scheibe „Passion“ schürt optisch relativ starke Erwartungen an den musikalischen Inhalt. Und tatsächlich, dass Ergebnis nach einigen Durchläufen ist überzeugend. Beim letzten Werk der britischen (Neo)Proger „Pure“ (2009) attestierte Kollege Hardy den Herren um Mastermind Nick Barett den Aufbruch zu neuen Ufern. Die Band wollte damals einfach deutlich weg von eher traditionellen Wegen, agierte sehr sehr viel riffiger, war deutlich härter unterwegs, es gab weniger „niedlich-zuckrige“ Melodien und keine (wie früher häufig zu hören) eindimensional, klebrige Keyboardteppiche.
Auch auf diesem aktuellen Werk „Passion“ wird diese Ausrichtung weiter konsequent fortgesetzt, vielleicht einen Tick weniger drastisch. Egal, ob man jetzt die beim Vorgänger anschienend verprellten Alt-Fans wieder einsammlen will oder nicht, die Band hat sich ihre Identität mit einem geschickten Mix auch mit bekannten Trademarks bewahrt. Trotzdem ist die Musik deutlich moderner geprägt, mit starken stilistischen Breaks, die Stimmungen sind mitunter recht düster aber auch variantenreicher, die Riffs immer noch ungewohnt fett, mitunter klingen PENDRAGON sogar bewußt ein wenig schräg bzw. spröde. Die Hinführung mit dem etwas hektisch startenden dann sehr treibenden Titelsong gelingt bestens, der Song geht perfekt über in das recht dunkle „Empahty“ mit zunächst stampfenden Heavyriffs, ein Anflug von dumpfen Growls und sogar Rap-bzw. Sprechgesangparts aber mit wunderbar hymnischen Refrain, ein echt geiler betonter pumpender Bass sorgt für eine passende Hintergrundbeschallung. Hinten raus wird es etwas psychedelischer in Sachen Gitarren und dann werden die gewohnt, floydig-elegischen Lick-Teppiche von Mastermind Nick Barrett im bekannten Bombbastsound wieder ausgefahren, klasse gemacht. Solche monumentalen Longtracks gibt es gleich zwei, aus recht verschieden klingenden Parts zusammengesetzt, die aber mittels gelungener Brücken meist gelungenen zu einem stimmigen Ganzen verwoben sind. Hierbei setzen die Briten natürlich gerne ihre gewohnt breit angelegten instrumentalen Gitarrenlinien und die weitläufigen Keyboardpassagen von Clive Nolan ein.
Die Zeiten des wohlig-sonnigen Neo-Weichspühl-Progs scheinen trotzdem vorbei zu sein, geboten wird von diesen auch schon älteren Herren trot allem (auch wenn manche dies vielleicht anderst sehen) eine glaubwürdige Darstellung und „Verjüngung“ von PENDRAGON Anno 2011. Sachen wie das mitunter relativ einfache, aber gut nach vorne abgehende „Feeding Frenzy“ wären früher unvorstellbar gewesen. Die Band klingt trotzdem immer noch nach sich selbst. So wie auch bei „This Green And Pleasant Land", da starten die alten PENDRAGON in Verbindung mit einem sehr popig-weitläufigen Refrain durch, dass hat schon was von 30 SECONDS TO MARS. Nach acht Minuten Melodieseeligkeit bricht der Song ab und geht über in einen schnellen Inmstrumentalpart mit RUSH-artgien Gitarrenparts sowie tollen sehr coolen Drumparts. Zum Schluss zeigt uns Tastenmann Nolan was er noch für alles an skurillen Samples in seiner Kiste hat, da läßt er es neben viel Sumpfgeplupper tatsächlich Jodeln… sehr gewöhnungsbedürftig. Nach dem fünften Durchgang kann man es sogar hören. Auch "Skara Brae" beginnt wieder recht modern mit relativ „harten“ Klängen, stampfende Rhythmik, Doublebass-Parts, eine melancholische-düstere Stimmung mit total schrägem Keyboard wird erzeugt - trotzdem geht alles sehr gekonnt zusammen mit guten Melodiezügen und zum Ende klingt es fast fröhlich und man läßt es entspannt auslaufen. Da kommen dann wieder die „alten“ PENDRAGON durch, wie auch bei der relaxten Schlussnummer „Your Black Heart“, dass sehr ruhig fast nur mit Pianoklängen getragen wird und dann mit den typischen singenden Gitarren ein wirklich gutes Album beendet.
Für mich haben sich PENDRAGON absolut gekonnt neu erfunden, haben musikalisch in der Progszene etwas zu sagen. „Passion“ überzeugt sprichwörtlich und ist kein lascher Aufguss von altem Wein in neuen Schläuchen (wie bei so vielen anderen Bands) sondern ist als musikalisches Gesamtwerk stimmig und gut gelungen.
Die Deluxeausgabe kommt per schickem Digibook mit einer beiliegenden DVD daher, die u.a. eine Dokumentation zur Entstehung des Albums bietet. Der Unterhaltungsfaktor ist relativ dürftig, zuviel Geplapper und zu wenig Musik mit einem 20-minütigen "Making Passion - A Handycam Progumentary". Es gibt noch andere kurze Sequenzen der Band auf Tour, unter anderem auch in deutschen Locations, von den Aufnahmearbeiten im Studio und vor allem (etwas zuviel) meist von Gitarrist Barrett in seinem Zuhause, so um die Weihnachtszeit aufgenommen, wobei er lang und breit erklärt wie er seine Songs schreibt – hätte man sich aber schenken können.
Passion
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
54:58 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten