Bereits 2010 konnten mich die schwäbischen Underdogs von SECRETS OF SIN mit ihrer ersten EP „Fairytales“ durchaus angenehm überzeugen - sowohl die absolut professionelle Aufmachung und natürlich vor allem der musikalische Inhalt war bis auf Kleinigkeiten sehr gut.
Jetzt wird endlich auch auf Albumlänge nachgelegt, erneut paßt hier zunächst optisch mal alles perfekt, bei solch einem gelungenen Coverartwork und Booklet hört man sich CD's doch gleich noch viel lieber an. Der Fünfer überzeugt erneut Punkto Kreativität, auch wenn das Gerne natürlich nicht neu erfunden wird. Aber der Einfallsreichtum und vor allem die Details sorgen für viel Abwechslung und müßten beste Noten erhalten (wenn wir welche zu vergeben hätten), das ist mehr als nur die einfache Platzreife.
Die neue Platte bietet Female-Fronted-Symphonic Metal auf hohem Niveau. Obwohl, dieser Genrebegriff (denn ich übrigens eher nicht so mag) trifft nicht so ganz zu, weil er doch zu pauschal und bei manchem Konsument sogar eher negativ besetzt ist. Außerdem gibt es hier einen nicht gerade unbedeutenden männlichen Gegenpart: die Stimme egal ob growlig (selten wie beim starken und betont orchestralen Utopia“ mit viel NIGHTWISH-Vibes nur doch etwas kantiger), in Normalauslage oder in bester Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN)-Manier relativ kehlig - dem Sound tut dies mehr als gut und sorgt für viele gelungene Farbtupfer.
Robert Mansk heißt der Sänger, Gitarrist, Mastermind und der Gegenpart zur neuen Sängerin Chritina Groner. Die Lady besetzt zwar eine typisch grazil-hohe Stimme aber zum Glück keinen nervigen Opernsopran wie vergleichbare Kapellen vornehmlich aus den Niederlanden oder den nordischen Gefilden.
Überzeichneter Kitsch/Pomp trotz allem monumentalen Bombast als Hintergrundbeschallung ist die Sache der SECRETS nicht, hier wird dann doch auf knackige Gitarren, mit meist hochklassigen Refrains und stimmigen Arrangements auch mal jenseits der Genregrenzen. Melodic Metal mitunter mit viel Orchestertouch bzw. satten Keyboardparts tönt aus den Boxen aber auch Trompeten, Saxophon und Bläsersounds(wie beim klasse Intro mit einem düster-moligen Kirchenmusikambiente) sind hier zu finden, die eingesetzten Chöre sind ebenfalls höchst satt, die druckvolle Produktion erledigt ein übriges. Einzig der Drumsound ist mir hier und da etwas holprig bzw. etwas zu flach, was aber nicht weiter schwer wiegt.
Kracher wie das schwungvolle „Alive“ oder auch der aufwühlend-kraftvolle Sechsminüter „Inside“ mit dem sehr gelungenen Wechselgesang bieten symphonischen Metal wie er einfach sein muß abwechslungsreichen Songverlauf, fette Hooklines, mächtige Gitarrenwände und einen flächigen Background. Eine Überraschungen bietet diese Scheibe mit dem stilistisch zum Rest eher ungewöhnlichen „The Joker“. Der Song klingt relativ fröhlich mit pipsigen Keys so in etwa nach SISTERS OF MERCY meets „THE ROCKY HORROR PICTURE-SHOW“ und dann doch wieder typisch SECRETS OF SIN mit klasse Gitarrenriffs, der etwas gestelzte männliche Gastbeitrag beim Gesang klingt aber irgendwie nach dem Kinoklassiker und gibt dem Song das gewisse Etwas.
Der Höhepunkt ist zweifelsfrei das bombastisch geprägte Epos „Civilisation“ - eine fast 12 minütige Achterbahnfahrt mit allen Facetten eines packenden Musikstücks, viele Tempiwechsel, gelungene Breaks, Solis, filigran-riffige Gitarrenparts und cineastische Klangbilder mit prägnanten Vocalpassagen – einfach klasse gemacht.
Natürlich dürfen bei aller Power auch etwas ruhigere Töne nicht fehlen, der eine Vertreter „Shadows“ kommt doch sehr pathetisch mit weitläufigem Refrain sowie heulenden Doppelleads daher, ist aber nicht wirklich was besonderes, lassen wir mal als noch mittelmäßig durchgehen. Dagegen ist das weniger aufgebrezelte „Once Upon A Time“ mit eher dezenten Streicherarrangements doch deutlich packender und weniger kitschig.
Zum Abschluss bieten die zwei Bonus-Nummern „Puppet Play“ und „What I Am“ wieder eher REALTIV straightere, weniger verspielte Musik die aber "Future Memories" einfach bestens abrunden. Vor diesem Quintett muß man abschließend nur den Hut ziehen, wenn hier kein Deal fällig ist wann denn dann?!
SECRETS OF SIN bieten in ihrem Genre locker internationales Niveau und können, nein müssen mit diesem Debüt uneingeschränkt empfohlen werden.
Future Memories
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
58:15 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Ravens & Lullabies
Nach den ersten Durchläufen von „Ravens & Lullabies“ aus der Musikerkollaboration der Herren GORDON GILTRAP & OLIVER WAKEMAN, fiel mir sofort ein Wort als grobe Beschreibung ein: gediegen. Für die einen mag dies mitunter etwas leicht negativ klingen (im Sinne von langweilig ohne große Höhepunkte(, ich sehe es aber eher als Umschreibung für solide aber durchaus musikalisch gehaltvoll. Die beiden Masterminds bieten nämlich auf ihrem erstes gemeinsame Art-Rock-Album „Ravens & Lullabies“ größtenteils semi-akustischen Rock mit leichten Neoprogeinschüben sowie einigen weiteren (akustischen) Feinheiten.
Gepflegte Melodien, die Songs sind eher weniger hektisch, es geht meist getragen daher, trotzdem nicht zu einschläfernd, es gibt auch ein paar progressive Farbtupfer, und etwas Prog Rock gibt es auch. Das Line-up mit Gordon Giltrap (Akustische und E-Gitarre), Oliver Wakeman (Piano, Keyboards, Backgroundgesang), Paul Manzi (Vocals/ARENA), Steve Amadeo (Bass) und Johanne James (Schlagzeug, Percussion/THRESHOLD) sowie als Gastsänger Benoit David (war zuletzt relativ erfolglos bei der Proglegende YES) hat auf den 13 Tracks durchaus etwas zu bieten.
Der starke Opener „Moneyfacturing“ startet sehr schön durch, nach eher etwas popigem Start (der Refrain erinnert mich irgendwie an MIKE & THE MECHANICS) entwickelt sich ein dann doch ein durch viel Tasteneinsatz geprägter symphonischer Progrocker mit einem tollen Gitarrensolo gegen Ende. Ein erstes akustisches Instrumental (davon gibt es hier einige) Namens „Fiona’s Smile“ mit Pianobegleitung kommt eher etwas weniger spannend daher. Da ist „LJW“ zwar ähnlich verträumt aber songlich doch etwas besser, trotzdem diese Zwischenspiele nehmen der Platte leider etwas den Drive. Das etwas behäbige „From The Turn Of A Card“ ist dann Retro pur, klingt nicht nur durch das Georgel irgendwie nach 70er Jahre Rock etwa DOORS meets alte YES oder KING CRIMSON. Am Mikro ist hier überzeugend Benoit David zu hören.
Ganz klar der Höhepunkt und auch der stärkste Song der Scheibe ist das über zehnminütigen „Is This The Last Song I Write?“ (leider) der einzige Longtrack des Albums. Hier gibt alles was das Progerherz höher schlagen läßt innerhalb einer stets leicht melancholische Neoproggrundstimmung werden nach ruhigem Start klasse Melodiebögen mit intensiv verwobenen Instrumentalpassagen verwoben, angereichert durch gelungen Soli, betont sparsame Breaks sowie interessante Stilvariationen runden den Song bestens ab. Gegen das Restmaterial sticht dieser Track schon deutlich heraus. Weiterhin noch erwähnenswert ist das richtig rockende „Credit Carnival“ die Gitarre mal etwas fetter und mit Keys al la IQ wird hier mal ein wohltuender Kontrast zu den vielen (mir manchmal etwas zu) ruhigen Zwischenspielen gesetzt. Das Finale mit „Ravens Fly Away“ ist dann wieder geprägt durch einfühlsame Parts und einer geschmeidigen Melodie, getragen von perligem Pianospiel und der akustischen Gitarre, ganz knapp am Kitsch vorbei geschrammt aber irgendwie typisch für dieses Album.
Produziert wurde die CD von THRESHOLD-Gitarrenbediener Karl Groom, er hat einen sehr passenden warm, fluffigen Sound für die vielen akustischen Sachen geschaffen. Die limiterte 2-CD Edition (die uns leider nicht vorlag) bietet noch einige akustische Liveaufnahmen.
Für Proglight Hörer und Leute, die es etwas gediegener mit viel romantischen Touch mögen dürfte „Ravens & Lullabies“ als Entspannungsmusik durchaus etwas sein.
Ravens & Lullabies
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
54:17 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten