Mit der hessischen Formation LAKEHURST und der komplett aus Eigenkompositionen bestehenden CD "Miracles" stellt sich hier eine Band vor, die äußerst rege über die Lande "tingelt" und dabei sowohl Cover als auch, je nach Location, ihre eigenen Songs interpretiert. Unter der Firmierung LAKEHURST trat die Band ab 1990 u.a. erst nach dem Zugang der Sängerin Nicole "Nicki" Braun auf, wobei die bekannte amerikanischen Stadt, in der am Abend des 06.05.1937 der deutsche Zeppelin Hindenburg in Flammen aufgegangne war, als Namensgeber Pate stand. Ein weiterer Grund für das etwas pompös klingende LAKEHURST, war die Ausarbeitung eines musikalischen Konzeptes über mehrere Lieder. Die Band schaffte es schnell ein Repertoire aus eigenen und nachgespielten Liedern zusammenzustellen und im Februar 1991 wurde im ROKO-Sound Studio ein erstes 3-Track-Demo "READY ...ROLLIN" aufgenommen. Als Ergebnis bekam man viele Angebote u.a. von einem Produzenten, der angeblich bereits mit den SCORPIONS und ACCEPT zusammengearbeitet hatte. Also fuhr man nach Solingen und kam mit zwei wichtigen Erkenntnissen zurück: a) jeder will dich abzocken (30% von allen Einkünften lebenslang und b) Musikbusiness-Grüße wie "Wenn Du heute Musiker werden und erfolgreich werden willst "LET YOUR HAIR GROW & PLAY GUITAR" - Das waren halt noch Zeiten! Über die Jahre folgten viele Auftritte, Besetzungswechsel und immer wieder Aufnahmen von eigenen Songs, die schließlich zu der hier vorliegenden ersten CD "Miracles" zusammengefasst wurden. Von der Zuordnung her würde ich sagen, ein eindeutig durch "alte" BON JOVI ("I Can’t Stop This Feeling") bzw. 80er Jahre mäßiges geprägtes Songwriting mit AOR Charakter viel Midtempotracks, ein paar Rockern sowie gediegenen Balladen. Das Keyboard und die Sängerin sind größtenteils stark dominant in den Vordergrund gemischt worden, wobei mir das manchmal schon etwas zu viel des Guten ist, zumindestens was die Tasten betrifft. Denn auch die Gitarrenarbeit ist nicht so übel gemacht und hätte beim Mix etwas mehr in den Vordergrund gehört. Die Produktion ist zwar professionell gemacht dürfte aber für die reinen Rockfans stellenweise doch etwas zu glatt bzw. poppig ausgefallen sein. Trotzdem kann man sich das Album u.a. dank wirklich guter Songs wie "Face To Face" oder "Take Good Care" gut anhören. Nur wenn die Band einen auf Party machen will, wie beim allerletzten Track, dann geht es leider gründlich schief, denn "Ludmilla" wirkt leider etwas aufgesetzt und stimmungsmäßig ziemlich künstlich. Ansonsten bieten LAKEHURST ordentliche Mainstreamkost der Marke, (Heavy würde wohl sagen:) "Haarsprayrock" mit einer guten Sängerin, die besonders bei den ruhigeren Parts "Changes Your Mind" überzeugen kann. Nicht gerade innovativ aber net(t) schlecht - bei der nächsten CD aber bitte etwas mehr die Gitarren herausstellen sowie der Betonung auf straighteren Rock legen, so wie dies bei der Maxi "Sexy" schon recht gut umgesetzt wurde. Die Cd gibt’s unter: Lakehurst, c/o Mike Langer, Ringstr. 11, 63486 Bruchköbel, Tel.: 0175 - 2410 793, milan-brk@web.de.
Wer’s immer noch nicht mitbekommen hat, auf RTL gibt’s derzeit am späten Samstagnachmittag eine neue erfolgreiche Serie "Smallville". Diese interessante Mischung aus "Akte X" und den Walton’s (kennt die eigentlich noch jemand?), nee Spaß beiseite, es geht quasi um die Jugendzeit von SUPERMAN auf dem Dorf, bricht aktuell alle Zuschauerrekorde. Ich habe auch schon ein paar Folgen gesehen, gar nicht so übel, jedenfalls um Längen besser als dieser ganz GZSZ oder sonstige Reste-Soap Müll! Keinerlei Diskussion gibt’s aber um den dazugehörigen TV-Soundtrack, denn der ist wirklich erste Sahne geworden. Frisch, knackiger Alternative Rock der zu den Folgen stets wirkungsvoll im Hintergrund läuft gibt nämlich nun auf "Smallville - The Talon Mix" zuhören. Neben dem gelungenen Titelsong "Save Me von REMY ZERO sind u.a. Songs von WEEZER, RYAN ADAMS oder auch ein eher mittelprächtiges Cover von SIXPENCE ON THE RICHER "Don’t Dream It’s Over" zu hören. Dahingegen wirklich super geworden ist "Time After Time" in der Version einer gewissen EVA CASSIDY, die kennt war kein Mensch aber egal. Eine durch und durch gelungene sowie qualitativ hochwertige Mischung aus Balladen und mittelmäßig harten, rockigeren Songs bietet dieser Sampler - wirklich heftigere Töne finden sich hier zwar nicht, macht aber nix, denn die weiteren starken Songs von LIFEHOUSE oder AM RADIO lassen sich trotzdem schön anhören. Wer diese "Hintergrundmusik" bereits in der Serie bewußt genossen und positiv wahrgenommen hat, dürfte auch mit der CD seine Freude haben. Einzig die relativ geringe Anzahl von 12 Songs hätte für einen Soundtrack noch etwas üppiger sein können zumal in "Smallville" noch einige Hammersongs mehr vorkommen aber die werden dann wohl für den zweiten Teil des Soundtracks verbraten werden?! Das Frühjahr und die Cabriozeit kann jedenfalls wieder kommen.
Da schrammelt die Kirchorgel das Intro zum Titelstück, da bricht einer von zuviel Whiskey und erinnert mich an das damals sehr wutzige Pizza-Stück von Carnivore. Also Humor scheinen die Jungs zu haben, drüber zu lachen, bleibt jedem selbst überlassen. Bei den Kölner Jecken jedenfalls scheint es sich um absolute Asseln zu handeln, musikalisch gesehen. Das Doppel (Drummer gibt’s noch nicht, das übernimmt Kollege Compi) liefert also ein rohes Stück Thrash mit dem Charme der Achtziger und einem Spritzer Punk. Nicht neu, aber ehrlich, nicht originell, aber unterhaltsam, nicht anspruchsvoll, aber fetzig, soundmäßig dünn, aber dennoch enthusiastisch. Wer also Sodom in den frühen Phasen in einer etwas bay-area-mäßigeren Version mit liebenswert-flachem Humor mag, der wird hier recht gut bedient. Übrigens kann man das Demo bei den Jungs runterladen, den Erstling bestellen. Schaut einfach mal auf ihre Seite. Kleiner Tipp: Vielleicht ne halbe Pulle Whskey saufen, dann hören und abgehen, wie weiland Angelrippchen, als er noch in die Schränke pisste …
Wenn Neuroticfish das Album "Surimi" nennt, dann ist das ja ein bisschen so, als würden Bands wie Godflesh ihre Alben Leberwurst nennen. Während mich die Fischpaste im realen Leben eher zu Würgreizen animiert, so ist "Surimi" einmal mehr ein untrüglicher Beweis, dass NEUROTICFISH die Clubs rocken können. Als Sammlung ihrer B-Sides von Hits wie "Velocity" und unveröffentlichter Tracks, "Skin" davon gleich in mehrer Versionen. Was vielleicht für einen Neueinstieg zuwenig gänzlich neues Material bietet, zeigt den Fans was viele ohnehin schon wussten: NEUROTICFISH steht so ziemlich alles. Egal ob pumpende Technobeats, vertrackter Electro oder klassisch fischig - "Surimi" führt mal wieder vor, wie es geht, schicke Melodien in clubbig stampfende Sounds zu hüllen. So und nicht anders wird’s gemacht. Am Platzlimit einer CD wird hier auf satten 74min tanzbarer Stoff geboten, wer schnell ist kriegt noch eine der limitierten 2-CD und somit einige Songs extra.
SHEELA anno 2003 klingen doch ein wenig anders als auf dem ausgezeichneten 2000er Werk "Straight Hearted Ones". Auf "Process..." gibt es zwar immer noch genügend Hard Rock, aber der Fuß ist doch etwas vom Gaspedal genommen worden. SHEELA haben wohl auch auf Grund des zwischenzeitlichen Ausstieges zweier Bandmitglieder und der folgenden Neubesetzung einige Experimente musikalischer Art gewagt (mal bluesige Anklänge mit eingebaut oder eine indische Sitar). Dabei ist "Process..." beileibe kein schlechtes Album geworden - vor allem Tracks wie der rockende Opener "Let It Shine", "Utopia" (Midtempotrack mit schönen Refrain und klasse Keyboard), "We Are", "United Order" (harter Gitarrenriff und gerapter Gesang) und "The Process" können überzeugen. SHEELA haben ein Händchen für Melodie und Songwriting und einen musikalischen Anspruch der die Hard Rock-Songs immer wieder mit progressiven Ansätzen auflockert ohne sie zu überfrachten. Dagegen klingen Stücke wie "Monster" zwar recht bemüht, wollen bei mir jedoch nicht so voll durchschlagen - sie sind aber deutlich in der Minderzahl. Das Duett "Privilege Of Time" mit einer Sängerin namens Teressa Andersson aus New Orleans, dient als Gegenpol zu den härteren Nummern der Scheibe und ist eine typische Schmusenummer mit Country-Einschlag, aber eine der gelungenen Art. Das nachfolgende recht lässige Gitarreninstrumental "Denver" bringt einen dann vollends zum Träumen, bevor mit "Four" eines der genannt starken Midtempostücke folgt. Produziert wurde das Teil der Südhessen in New Orleans von Bobby Barth (Sänger & Gitarrist von Axe und Blackfoot) und Gitarrist Christian Moser (der nach Ausstieg des langjährigen Keyboarder auch die Keys zusammen mit Edgar Riley jr. (ex-Zappa) einspielte). Also wie eingangs bereits erwähnt, steigern konnten sich SHEELA zwar nicht, haben aber immer noch ein ausgezeichnetes, wenn auch recht softes, teilweise melancholisches Stück Hard Rock hingelegt, dass wohl auch Live zündet. Fans von Saga bis ex-Gotthard sollten da mal reinhören.
Wieder mal eine der Promo- CD’s die es schwer machen sich ein abschließendes Urteil zu bilden - denn mit vier Songs als Auszug einer ganzen CD (und zwei davon als Cut Version) ist dies nicht möglich. Also dann mal ganz kurz: SUPERFLY 69 heißt die Band und "Dummy Of The Day" ist das Zweitwerk der fünf Jungs aus dem Pott (Essen). Ihr Erstling "Sing It With A Smile" hatte sich recht achtbar geschlagen und präsentierte eine Mischung aus Rock, Crossover, melodischen Hardcore und Punk (Alternative halt) ohne richtig weh zu tun aber MTV-tauglich. Etwas für Fans von Bands wie die Donots, Offspring, Blink182, usw. Die beiden vollständigen Titel der Promo nennen sich "Mine All Mine" und "Dumbass" und präsentieren laut Info den im Vergleich zum Vorgänger etwas härteren Stil von "Dummy Of The Day" anno 2003, wobei man dem Quintett hier schon ein gewisses Aggressionspotential zugestehen muss. Klassischerweise ist es so, das mir die beiden nur in Auszügen vorliegenden Tracks "One & A Million Times" (Single-Kandidat mit Pop-Appeal und einem wirklich gelungener Refrain) und "Final Call" (melodischer Rocker) eigentlich eher zusagen - davon mehr wäre OK. Aber das wird man wohl erst nach dem hören des ganzen Longplayers beurteilen können. Vielleicht gibt’s den ja noch.
Ruppige Gitarren und ungewohnt harter, rifforientierter Sound bestimmen den Einstiegssong "Feel" des dritten MATCHBOX TWENTY-Albums. Das der neue Silberling härter als der Vorgänger "Mad Season" ausgefallen ist und laut Band wieder etwas mehr zu den Wurzeln der fünf Amerikaner aus Orlando tendiert dürfte sich schon rumgesprochen haben. Nichtsdestotrotz ist "Feel" absolut untypisch für "More Than You Think You Are”. Das Album hat vom Songwriting her immer noch viel mit dem letzten Album gemein, allerdings scheint die Band ihr etwas verloren gegangenes Gefühl für eingängige Melodien gemischt mit rockigen, alternativen Klängen wieder gefunden zu haben. Dabei schimmert auch die zwischenzeitliche Zusammenarbeit von Sänger Rob Thomas mit Meister Santana hin und wieder mal durch (hat Rob immerhin drei Grammies und einen überdurchschnittlichen Bekanntheitsgrad eingebracht). Viele der Songs werden von einer gewissen Leichtheit und "smoothness" getragen, welche vor allem den Balladen und Uptempo-Nummern ("Bright Lies", "Hand Me Down") hervorragend zu Gesicht steht. So gibt es auf "More Than You Think You Are” auf der einen Seite die Überflieger Marke "Disease" (recht pop-mäßige Singleauskopplung mit groovigen, melodischen Gitarren, Co-Autor Mick Jagger), "Cold" (erinnert an ehemaligen Glanztaten von Collective Soul) und "Downfall" (Hammermelodie und stärkster Song der CD, trotz Gospel-Chor im Background). Auf der anderen Seite aber auch Tracks ohne eigenständige Trademarks und bis auf die Stimme ohne hohen Wiedererkennungswert (wie "All I Need" oder "The Difference"). Und dann wieder mal das Spiel mit einem Hidden-Track am Ende der Scheibe: "So Sad, So Lonely" schimpft sich der fast Rock’n’Roll-Song und ist ganz witzig geworden - muss aber nicht wirklich sein. Das Teil wird ohne Zweifel in den Staaten abräumen und dort wie auch hier den einen oder anderen Single-Hit produzieren (bzw. hat schon, denn "More Than You Think You Are” erschien auf der anderen Seite des Atlantiks bereits letztes Jahr). Ohne die unvergleichliche Chemie ihres Debüts "Yourself Or Someone Like You" zu erreichen, wurde der schwächere Vorgänger "Mad Season" locker hinter sich gelassen. MATCHBOX TWENTY’s neues Werk wird den meisten Fans der Band munden und bei Freunden hitverdächtigen Mainstream-Rocks ebenfalls einige Zeit den CD-Player blockieren - Innovation und Neues von MBT gibt’s es allerdings nicht zu hören.
Es ist kalt und die Zeit ist stehen geblieben - zwar nicht 1349, aber doch irgendwann in den Neunzigern. Die Norweger von "1349" sind Black Metal - true, kalt, zerstörerisch. Vielleicht passen Querverweise zu Mayhem (1349 verbraten "Buried By Time and Dust" als Coverversion) oder frühen Darkthrone. Dazu gehört natürlich ein eher dünner Sound der Marke Billig-Ghettoblaster, kalt-knarzige Gitarren und ein quäkiger Gesang. Ach so, und ein polterndes, galoppierendes Schlagzeug. Wo übrigens Satyricons Herr Frost die Stöckchen schwingt. Der war eigentlich nur als Studio-Musiker eingeplant, aber nachdem ihm die Aufnahmen so viel Spaß gemacht haben, stieg er gleich mal als vollwertiges Mitglied ein. Voll durchgetreten ist dann auch zumeist das Gaspedal, Midtempo-Teile wie bei "Legion" sorgen für Abwechslung. Das erste Full-Length-Album der angemalten Herren lebt von purer Aggression, die Perfekto-Black-Metal der Marke Immortal zum lauen Lüftchen degradiert. Ein Song wie "Evil Oath" scheint sich mit seinem Wahnsinns-Drumming und seinen fiesen Riffs gegen Ende selbst zu überholen. "Liberation" ist kompromisslos, geradeaus, macht den Hörer hippelig as hell. Wem die Anführer der kommerzielleren BM-Welle gerade noch hörenswert erscheinen, der sollte hier lieber die Fingerchen von lassen. Liebhaber extremer Klänge aber, die sollten ein oder beide Ohren riskieren. Aber Vorsicht, nicht dass die Lauscher abfrieren.
Mit diesem Album habe ich so meine Probleme. Einerseits haben die Jungs aus L.A. einen unvergleichlichen, progressiven und zum Teil auch mitreißenden Stil auf der Pfanne, der deutlich hörbar auf den Pfaden alter Götter wie Watchtower, Anacrusis oder Thought Industry wandelt. Andererseits schaffen sie es aber nicht zu jeder Zeit, die überirdischen Vorgaben jener "Techno-Thrash"-Größen (ja, so nannte man das damals) zu erreichen. Oftmals zu aufgesetzt wirken die Kompositionen, die meistenteils Überlänge besitzen und die Fragezeichen gleich im Dutzendpack durch die Trommelfelle hoppeln lassen. Auf der anderen Seite jedoch eröffnen sich, vorausgesetzt, man lässt sich darauf ein, einige der abgefahrensten Songstrukturen, die Fans dieser Art von Musik lange Zeit nicht mehr zu hören bekommen haben. Denn dann scheinen auch die Anleihen an die großen Komponisten der Klassik durch, die ja bekanntlich noch keine Vorgaben mit Hinblick auf die Charts, die Kiddies und den allgemeinen Trendkommerz hatten. Ich stelle mir nur gerade, so ganz nebenbei, vor, ein Gesäßantlitz wie Daniel Krüpplbock oder wie der sich nennt, müsste einen der hier aufgefahrenen Songs wie das geile "Melting the Golden Calf", "Healing Waters of the Tigris" oder den Titelsong (und Opener) intonieren. Da würden unserem Dieter glatt die Ohren auf sein motorbetriebenes Klavier poltern, denn spielen wie diese Jungs kann der auch nicht. Na gut, Scherz beiseite. Es fällt mir wirklich schwer, einen der Songs von dieser Platte hervorzuheben, da sie eigentlich alle brillant wie auch verwirrend sind. Da wechseln sich softe Prog-Parts mit Slayer-artigem Geprügel ab, bevor eine sanft, aber dynamisch eingestreute Violine den ganzen Sauhaufen wieder zur Ordnung ruft. Eine Kleinigkeit stört mich (sehr subjektiv) allerdings doch, nämlich die etwas pseudochristlichen Texte (von Drummer Ted Kirkpatrick) mit der üblichen düster-philosophischen Schlagseite, die zwar irgendwie zur Mucke passen, aber nicht wirklich den Geist aller Bandmitglieder wiederspiegeln und unter einem gewissen Blickwinkel flach daherkommen. Man nehme nur einmal die typisch amerikanisch-platten Statements, die Sänger Luke Easter zur Friedens, -und Weltpolitik seiner Heimatnation im Interview abgegeben hat (nachzulesen auf unserer Homepage unter der Rubrik "Interviews"). Das aber soll Fans der ganz oben genannten Bands und die Freunde (hoch)anspruchsvoller Klänge auf keinen Fall davon abhalten, dieses Album einmal anzutesten. Denn die Lösung, ob das Ding a) kaum Abnutzungserscheinungen hat oder b) einfach nicht recht ins Ohr flutschen will, lasse ich an dieser Stelle offen, weil: es gibt keine!
Rein äußerlich mit einem typisch spacigen "Orbit-Cover" ausgestattet, präsentieren uns hier die Ludwigshafener ARILYN ihr erstes Album "Tomorrow Never Comes". Laut eigenem Selbstverständnis möchten sie ihren Stil ebenfalls als Space Rock verstanden wissen wobei man es sich aber meiner Meinung nach mit dieser Katalogisierung nicht ganz so "einfach" machen sollte, denn die absolut vielschichtige und wandlungsfähige Musik dieses Vierers, bietet viel mehr als "nur" aufgemotzten Weltraum Rock. Schon das Intro mit einem tiefen Schiffsnebelhorn erinnert viel eher an einen Titanic Soundtrack als an eine Weltraumodyssee, nee Scherz beiseite, ganz klar bei den Keyboards kommen natürlich am offensichtlichsten immer wieder mal die typischen Trademarks dieses Stils (z.B. bei dem schnellen "Nameless") durch. Insgesamt aber legen ARYLIN (zum Glück) weit weniger Wert auf viel Gepiepse & Gesurre, elektronisch verfremdete Effekte, sphärische Sounds oder Samples wie dies unlängst die Dortmunder JELLY PLANET praktiziert haben. Da bringt den Vorteil frei nach dem Motto "weniger ist manchmal mehr" doch wesentlich organischer und weniger abgehoben zu klingen. Der Einsatz solcher Mittel erfolgt hier also deutlich sparsamer und läßt die CD in Verbindung mit dem erstklassigen Songmaterial absolut fundiert und für ein Debüt beinahe schon erschreckend hochklassig klingen. Doch was machen sie denn jetzt wirklich für eine Musik? Nun eigentlich ganz einfach - einen tollen Mix aus hochmelodischem Prog-Rock der Marke CAMEL oder ELOY (hauptsächlich was die Tastensounds angeht), 70er Jahre Krautrock (was die relativ rauen Gitarrensounds betrifft) sowie über allem schwebend, dieser tolle 80er Jahre Melancholie Touch (bestes Beispiel "New World"). Das Songwriting ist äußerst gelungen, Ausfälle ebenfalls Fehlanzeige und keine Angst, das Ganze klingt auch kein bisschen angestaubt - im Gegenteil, die Songs haben ausnahmslos ohrwurmmäßige Hooklines. Besonders die gelungenen Vocals von Christian Külbs mit diesem Midge Ure (ULTRAVOX) mäßigen Timbre schmeicheln sich spätestens nach dem dritten Durchlauf unaufhaltsam ins Gedächtnis. Einzig die etwas kratzbürstige Produktion trübt, wenn auch nicht wesentlich, das Hörerlebnis der CD, etwas mehr Dynamik und Power hätten hier nicht geschadet. Obwohl es sich um kein Konzeptalbum handelt (die recht autobiografischen Texte muß man hier ebenfalls positiv erwähnen) ist eine zunehmende Steigerung innerhalb der 12 Songs, was Intensität und atmosphärische Dichte betrifft, festzustellen. Von relativ geradlinigen Rockern wie "Nightmare" über der gefühlvollen Balladen "State Of Desperation" bis hin zu epischen Tracks wie "Foreign Shores" (mit einem Schuß Neo-Prog-Rock a la IQ beim spitzenmäßigen Gitarrensolo) oder auch das aufwühlende und emotionell mitfortreißende "Rescue Me" ist auf "Tomorrow Never Comes" schlicht alles vertreten, um den Hörer über 60 Minuten lang zu fesseln sowie trotzdem äußerst kurzweilig zu unterhalten. Besonders gelungen weiterhin der Song "Far Away" mit diesem coolen "Mission Impossible" ähnlichen Lick sowie der geniale Titeltrack zum Abschluß. Die Band schafft es spielend auf dem schmalen Grad zwischen, lediglich auf den ersten Blick unterschwellig durchschimmernder, Kopfmusik und abwechslungsreicher, auf den Punkt kommender Rockmusik, traumhaft sicher zu wandeln ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Wenn die Jungs von ARILYN so weitermachen, und ich zweifele nicht im geringsten daran, dann kann man zukünftig noch einiges erwarten! Jenseits der Plastikcharts und Supernasen gibt es eine weitere Prog-Rock Hoffnung "out in Space", da muß einfach die Höchstbewertung erfolgen. Danke auch noch für den Flug bei der ARILYN Airlines - ich werde wieder mitfliegen, am besten gleich.