Was Tanzwut aka Corvus Corax können, das können Saltatio Mortis schon lange. Und sie brauchen nicht mal ihren Namen dabei zu ändern. Und was Beethovens Fünfte für die Klassik war, ist der Mersebuger Zauberspruch für das Mittelalter. Und auch Saltatio Mortis kann der Versuchung nicht widerstehen. Aber sei es drum, die sieben Recken haben nach ihrem elektronisch angehauchten Stückchen leckerem Mittelalterrock v.a. durch ihre Livepräsenz genug Bonus gesammelt. Und wer bereits in den Genuss kam, sie live zu sehen, der weiß, dass "Heptessenz" einem solchen Spektakel teilweise doch recht nahe kommt. Der Spaß den sie bei einem Konzert auf das Publikum übertragen, wurde hier im Rahmen der Möglichkeiten adäquat in Szene gesetzt bzw. auf CD gepresst. Technisch sind die sieben äußerst fit, die Songs auf ihre Art ohne jede Elektronik sehr tanzbar! Wenn das letzte Album an manchen Ecken vielleicht noch zu inhomogen wirkte, so zeigt sich jetzt auch auf CD was sich live andeutete: Diese Band und ihre Musik ist nicht weit von dem entfernt, was sich zumindest vor meinem inneren Auge abspielt, wenn ich einen Mittelaltermarkt denke. Und sind dabei grade ohne oberflächlich Härte und moderne Sounds ziemlich geil zu hören, und das bei fast ausschließlich instrumentalen Stücken!
Sie sind eine Band der leisen Töne, doch irgendwie hatte ich beinahe befürchtet, ihr letztes Album "The Tremolous Sea" wäre zu leise gewesen. Doch steter Tropfen höhlt den Stein, und auch ihre EP "The Silent Ship" wird nicht lauter. Und das ist natürlich nicht nur akustisch zu verstehen. Wenngleich dies eines der Markenzeichen der Berliner ist, denn kaum einer versteht es heute noch so gut dem Alltag ein Schnippchen zu schlagen und wartet mit so ruhigen Klängen auf. NOBILITY OF SALT habenn keine großen Sprünge gemacht, ihr Musik hat die Trademarks des vergangenen Werks beibehalten. Eine bessere Produktion und auch ein komplexeres Songwriting verleihen den Songs aber noch mehr Brillianz und Ausdruckskraft. Mit leisen Tönen erschaffen sie ein eigenes Universum, in dem laute Effekte oder harsche Überraschungen keinen Platz haben. Wenn sich zerbrechlicher Gesang und akustische Instrumentierung die Hand geben bei herzerweichenden Melodien voller Dunkelheit und Sehnsucht, dann ist man bei dieser Band zu Hause. Nur sind vier Songs eindeutig zu wenig um in diese Welt einzutauchen, es bleibt bei einem Schwimmen an der Oberfläche, aus dem man nach viel zu kurzer Zeit unsanft gerissen wird. Und diese ungewollte Gewalt passt so gar nicht in die stillen Gewässer von Nobilty Of Salt!
Drei Mafiosi kommen zur Tür hinein und zücken ihre Wummen; zehn Stück an der Zahl. Die Familie bewegt sich auf ihrer ersten CD laut eigenen Angaben im Gebiet des "Melodic Alternative Rock" - und besser ist sowieso, solchen Leuten nicht zu widersprechen. Ergänzend aber würde ich sagen, wenn’s gestattet ist, dass es sich um einem Mischung von Rock´n´Roll, Gothic, Metal ("Type O" bei "Cokelolita") und Kommerz-Punk mit leicht elektronischen Einflüssen handelt. Namentlich täte ich die Sisters und vor allem Billy Idol (hört mal "Teenage Berzerk") nennen. Die NDW-Einsprengsel wie das "Gepiepe" zu Anfang verbuche ich mal als gelegentliche Jokes. Weniger witzig aber meinen es die Verbrecher textlich, denn es geht wohl fast ausschließlich um Sex und Gewalt. Im Ernst! Wer’s nicht glaubt, der klicke auf die Internet-Seite des brutalen Clans. Noch mal zur Musik: Es gibt eine gute halbe Stunde auf’s Ohr und es geht ins Bein, eignet sich absolut für den Klub, der auch mal andere Musik bringt. Macht Bock auf Rock diese Eigenproduktion! Und das sage ich nicht nur, weil ich Angst vor der Blutrache der "Reapers" habe. Falls ihr also in eurer Stadt demnächst drei finstere Gestalten seht, geb fein Acht, sie haben euch was mitgebracht. Für zehn Euro unter angegebener Kontaktadresse zu bestellen.
Das gibt es tatsächlich! Den Sound der geradezu danach schreit den State-Highway No.1 an der Kalifornischen Küste bei Sonnenuntergang entlang zu fahren und die Stereoanlage im offenen Wagen voll aufzudrehen. Und amerikanischer geht es eigentlich auch nicht. Aber jenes Quartett welches diesen Sound anno 1989 fabrizierte kam nicht aus den Staaten, sondern größtenteils aus dem (meist) regnerischen, kalten und nebeligen Schottland. STRANGEWAYS gehören wohl zu den Unterbewertesten AOR-Bands des Planeten. "Walk In The Fire" war das dritte Album der AOR-Götter, denen leider nur eine nur sehr kurze Schaffensperiode vergönnt war (es gab zwar noch zwei Comeback-Scheiben in den Mid-Neunzigern; sie waren aber kein Vergleich mehr zu den drei Scheiben der Jahre 1986 - 1989). Schon der ’87-Vorgänger "Native Sons" war ein Meisterstück in Sachen Melodic-Rock und hatte ausnahmslos Tracks der Oberklasse zu bieten, u.a. die AOR-Perlen "Goodnight L.A.", "Only A Fool" und der totale Überhammer "Where Do We Go From Here". Mit "Walk In The Fire" setzten Terry Brock (vocals) der Ami unter den Schotten, Jim Drummond (drums), David Stewart (bass) und Ian J. Stewart (Guitars) noch einen drauf. Es reiht sich ein melodischer, radiotauglicher Ohrwurm an den nächsten und es ist eigentlich nicht möglich den einen oder anderen der zehn Songs besonders hervorzuheben, da es allesamt exzellent arrangierte und eingängige Kompositionen sind. Tracks wie "Love Lies Dying", "Where Are They Now" und "Living In The Danger Zone" sind für den AOR-Himmel geschrieben. Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, das STRANGEWAYS mit "Every Time You Cry" sogar einen beachtlichen Singlehit landen konnten bevor sie von der Bildfläche verschwanden. Darüber hinaus verfügten STRANGEWAYS über einen absoluten Ausnahmesänger namens Terry Brock (der zur Zeit ja auf Solopfaden wandelt), der nicht von ungefähr auch mal als potentieller Nachfolger von Ian Gillian bei Deep Purple gehandelt wurde. Seine gefühlbetonte Stimme setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. In Szene gesetzt wurde die Scheibe von Mike Shipley (Def Leppard, Aerosmith, The Corrs) der dem Album einen fetten und klaren Sound verpasste. Die von Bands wie Journey und Starship in den Siebzigern vorgedachte Richtung wurden von STRANGEWAYS auf "Walk In The Fire" perfektioniert und in ein zeitgemäßes Gewand verpackt - ohne das sie je in den USA eine Chance erhielten. Stoff aus dem Träume sind und unverzichtbar für jede Fahrt im offenen Wagen durch den Sonnenuntergang - und das nicht nur in Kalifornien.
Sacred Reich, heilige Küchenschabe! An "phoenix’ best band ever" erinnert mich COCKROACH (also die Küchenschabe) nicht nur dann, wenn sie es wie beim Titelstück langsam treiben oder wie bei "Underworld" mit vielen Tempiwechseln agieren. In erster Linie aber sind die Marbacher das, was sie auch vorgeben zu sein: Eine ordentliche Old-School-Thrash-Band mit typisch-treibendem Riffing, einer aggressiven, aber nicht herausgekrächzten oder gegrunzten Stimme. Dass die Band bereits seit 1992 besteht, hört man ihnen auch wirklich an, jeder einzelne Musiker wirkt kompetent, alle zusammen sehr kompakt. Die Bandhymne "Cockroach" beginnt sogar mit leichten Punk-Anleihen, insgesamt aber überwiegt trotz einiger Up-Tempo-Teile der gehobene mittlere Bereich. Eben, wie Phil Rinds Sacred Reich. Den Thrash-Segen für Nostalgiker verdient COCKROACH allemal, Fans neumodischer Hüpf- und Hopf-Klänge wird’s nicht sonderlich interessieren, auch wenn satte 72 Minuten Spielzeit zusätzlichen Kaufanreiz schafft. Sei’s drum, darauf zum Rausschmiss einen coolen "Tekilla". Prost!
Uups, mein Herz, Death? Klingt ja wie weiland "Symbolic" nur soundmäßig dünner. Aber egal, es ist doch erstaunlich, welche Perlen sich immer wieder im Untergrund finden lassen. Die Gitarrenarbeit funzt ohne Ende, mords-technisch und doch geht’s absolut ins Ohr. Und zum "Krächz"-Gesang von Herrn Stefan Berg, der mich live ein wenig verwirrte (hat ich wohl nen schlechten Tag): Auf der CD rockt’s und erinnert in den besten Momenten an Meister Petrozza von Kreator. Überhaupt geht der angefrickelte Death Metal der Hamburger in die thrashige Richtung und gewinnt damit enorm an Charisma. Interessante Tempi-Wechsel sorgen immer wieder für neue Gesichtspunkte dieser wirklich gelungenen Scheibe. Mit "Rip Off" kommt dann für den, der’s grindiger mag, ein 23-Sekunden-Epos, der ein wenig an Mortician erinnert und anschließend ein weiterer gegrunzter Song ("John Doe"). Alles in allem gibt’s hier alles, was das Death- und Thrash-Metaller-Herz erfreut. Wenn nur der Sound etwas fetter wäre. Gebt den Jungs ´nen Vertrag … Zusammenfassend wirkt "Delusion" nicht wie ein beliebig gemixtes Getränk, das blind macht, sondern eher wie eine gesuchte Medizin gegen Langeweile in der Musik - eben was für’s (Metaller)-Herz.
Nach allem, was man so hört und liest, scheint der gute Quorthon ein bis fünf Nägel im Kopp zu haben. Natürlich ziert er sich auch nicht, seine Gold-Ader namens BATHORY bis aufs Letzte abzuschöpfen. Und? Natürlich kann der Typ nicht singen, natürlich ist der Sound der Gitarren billig, natürlich hört sich das Schlagzeug hochgradig topfig an. Und? Natürlich hat BATHORY die Höhepunkte der Bandgeschichte hinter sich. Zum letzten Mal: Und? Denn, wenn dabei derart opulente Epen wie auf "Nordland II" herauskommen - noch atmosphärischer als "Nordland I" - ist mir das alles egal. Dies hier ist der Soundtrack zur Fjord-Rundfahrt, eine Reise in die nordische Vergangenheit. Ein echtes Natur-Schauspiel, nicht nur wegen plätschernder Bäche und zwitschernder Vögel in den Songs. Die langen Weisen sind geprägt von den bekannt eingängigen Chören, geradewegs aus Valhalla. Schleppende Rhythmen formen elegische Hymen von getragener Schönheit, bei dem härtere, unruhige Songs wie das (zumindest in der ersten Hälfte) hektischere "Death And Resurrection Of A Northern Son" die Ausnahme bilden. Der Song übrigens wechselt dann plötzlich zwischendurch zu einem Lagerfeuer-Liedchen mit folkloristischen Klängen, um dann dem Ende wieder entgegen zu holzen. Soviel ist klar: Menschen, die mit BATHORY noch nie recht was anfangen konnten, die werden das Projekt weiter hassen. Die aber, die Quorthons Musik immer mochten, die werden ihrem Gott weiter huldigen. Und wirklich: "Nordland II" zu hören, ist ein bisschen wie nach Schweden fahren. "Billiger Urlaub" könnte man sage - und deswegen umso schöner.
Bergen, Norwegen - Viking, Black, Pagan, blab la bla … Doch nachdem ein paar besoffene Wikinger durch das Intro preschen, und anschließend die Anlage zu versagen scheint, brettert das Kettenhemd-Kommando los. In bester Black-Metal-Manier rabauken sich die Jungs nach dreijähriger Pause räudig in den eröffnenden Titelsong. Die Jungs um H’Grimnir spielen sich mit diesem Stück ihren ganzen Frust der fortwährenden Label-Probleme von der Seele. Doch HELHEIM wären nicht HELHEIM, wenn sie sich auf black-metal-typische Trademarks verließen. Sie lassen sich in kein Korsett (außer in ihre Kettenhemden) zwängen, vielleicht gibt’s deswegen viel mehr englische Texte als auf den Vorgängern. Zur Musik: Mal knüppeln sie also kompromisslos rum, "Stones To The Burden" groovt ohne Ende, in Songs wie "Elde" wird’s gar hymnisch, "Hjelmstorm" mutiert geradezu zum Pagan-Metal-Lehrstück mit choralen Teilen - "aus der Kirche" gegen die Kirche sozusagen. Und obwohl der Fünfer zeitweise selbst vor progressiven Strömen nicht Halt macht, bleibt HELHEIM dennoch auf seltsame Art und Weise eingängig. Und so ergibt sich ein vielschichtiges, interessantes Album, zu dem auch die gar nicht mal spartanisch eingesetzten - untypischen - Keys einen wertvollen Beitrag liefern. HELHEIM haben scheinbar ihre Nische zwischen all ihren nordischen Mitstreitern gefunden. Sie sind natürlich lange nicht so böse wie die anderen Barbaren. Aber dafür wohl wesentlich interessanter für Metaller, die nicht nur auf schlechten Sound, knirzende Gitarren, heiseres Gequieke und pappige Drums stehen. Sondern für interessante, harte Musik mit Langzeitwirkung. Kurzum: Coole CD. Und das passt dann doch nach Bergen, wo es ja bekanntlich immer kalt ist …
Den wenigsten Leuten dürften In Disgrace noch unter ihrem alten Namen Contempt bekannt sein, unter dem sie bereits zwei Demos auf den Markt gebracht haben. Nach Besetzungswechsel gab’s einen neuen Namen und einige Zeit später ein weiteres Demo. Die Wurzeln der Mucke liegen dabei klar im Death Metal, was sich vor allem der Röhre von Frontmann Miro, der Schlagzeugarbeit und so manchem Gitarrenlauf bemerkbar macht. Allerdings gehören die Jungs nicht zur Hyperblast-Liga, sondern sind im Gegenteil auf der ruhigen Seite zu Hause. Die Songs sind eher langsam, mit starkem Doom-Einschlag und leben von der Atmosphäre, die durch die schönen Melodien der Gitarren und das dezent eingesetzte Keyboard geschaffen werden. Lake Of Tears kamen mir oft in den Sinn, die haben einen ähnlichen Stil gehabt. In Disgrace holen im Gegensatz zu den Schweden aber noch öfter mal die Keule raus und geben ein wenig Gas ("Banished To Chaos"), auch wenn sich das oft gequält anhört und nicht so recht in die Songs passen will. Hin und wieder gibt’s auch mal eine holde Maid zu hören - und deren Stimme und die Art ihres Einsatzes gefällt mir! Ich bin nun ausgewiesenermaßen kein Freund von Frauenstimmen in Metalbands, aber In Disgrace haben einen begnadete Frau in ihren Reihen, die es dazu noch versteht, im richtigen Moment über die richtige Distanz zum Einsatz zu kommen. Sie ist nicht permanent anwesend und liefert sich zum Glück keine Gesangsduelle mit ihrem männlichen Gegenpart. Bei sowas kommt eh’ nur Scheiße à la Theatre Of Tragedy raus. Nein, die Frau hier kann singen und wird genau richtig eingesetzt. Ihre Stimme gibt den Songs das gewisse Etwas, ebenso die dezent im Hintergrund agierenden Keyboards. Einziger Schwachpunkt der ansonsten ziemlich guten CD ist der männliche Gesang, der mir einfach zu eintönig und zu variantenarm über die Dauer der Platte vor sich hin growlt. Das ist aber auch das einzige Manko einer guten Platte. Fans atmosphärischen Death Metals (meinetwegen nennt das Dark Metal) sollten In Disgrace mal ein Ohr leihen.
Ein fetter "Visions empfiehlt" Aufkleber auf der CD (Was dat nu soll?), ein Auftritt im Soundtrack des hochgradig miserablen Dare Devil Soundtracks? Das sind für mich keine einladenden Fakten und hätten die Jungs nicht bereits einen Stein im Brett würden sie gleich dadurch schon subjektiv in schlechtem Licht dastehen. Aber so schlimm wie befürchtet kommt es nicht. Denn gleich im Opener wird derbe hart gemetzelt, die Gitarren sägen sich ins Ohr, die Vocals sind hart und erneut zwischen Metal und Hardcore anzusiedeln, alle Aufregung unnötig? Nicht ganz, denn teilweise wird doch arg auf beinahe poppiger Schiene gefahren. Der klaffende Spalt zu einigen sehr soften Tracks und doch auch etlichen recht harten ist groß, Songs die dazwischen stehen gibt es nicht wirklich. Manche Titel sind prädestiniert für Clubs in denen auch zu Musik der groben Ecke sanfter SOAD gerockt wird, einige müssen sich aber auch hinter wirklich heftigen Prügelcombos nicht verstecken. Dieser Spagat geht nicht ganz auf, mir scheint es, als wird auf "Tomorrow Come Today" etwas zu viel gewollt, denn die Zielgruppe der dieses Album von vorne bis hinten gefallen wird, muss wohl noch erfunden werden - von Die Hard Fans natürlich abgesehen. Wer die Band mag, mag auch dieses Album, die Mischung aus knuffig schönen Melodien und sanftem Gesang auf der einen und heavy Gitarren mit Growls auf der anderen, wird für einiges Stirnrunzeln sorgen. Wer die Jungs noch nicht kennt: Antesten, da interessant, wenn auch nicht mehr ganz so originell wie früher! Aber wenn schon das Visions die CD empfielt...