Ville Viljanen heißt der Sänger, kommt natürlich aus Finnland und allein der Name lässt Böses ahnen. Nun bewegen sich die Jungs, obwohl´s der Name "Der Tod ist das Prinzip" vermuten ließe, nicht in der Rotwein-Ecke, sondern im Fahrwasser der Kinder vom See. Allerdings haben sie den - meiner Ansicht nach ziemlich gehypten - Bodoms sogar etwas voraus. MPE benutzen zwar auch das Keyboard, nur schaffen es die Herren, das Tasteninstrument in ihre Songs so integrieren, dass sturen Keyboard-Hassern nicht gleich die Bierpulle ausser Hand fällt. Und die Finnen bleiben immer und jederzeit - bei aller Schönheit der Melodien - hart wie Todesstahl. Schon der Opener "Another Creation" fängt die Hörer innerhalb von Sekunden mit seinen phantastischen Melodiebögen. Und "The Lust Called Knowledge" hat es geschafft, dass ich einen Song mit wirklich prägnanten Keys schätze. Dieser Songtitel ist Programm. Denn MORS PRINCIPIUM EST wissen, wie sie gute Songs schreibt. Und den Hörern so Lust verschafft. Geil.
Noch mehr Japaner. Sechs Jahre waren sie krank, jetzt spielen sie wieder, Satan sei Dank. Dies hier ist soviel Dismember wie es mehr Dismember nicht mehr geht. Killer. Die Jungs machen Dampf, die Jungs haben geile Melodien, tolle Soli und eine amtlich-gurgelige Stimme - vor allem aber hamse trotz leichter Abkupfer-Verdachtsmomente auch witzige Ideen. So gniegelt das flinke Todesgeschwader bei "The Avenger Full of Vengeance On God" (das übrigens zusammen mit dem folgenden Song "A Knight Appears From The Lake Of Blood" den Bandwurm der Metal-Titel-Bewertungs-Jury verliehen bekommt) sogar geigen-artige Töne mitten ins Death-Metal-Inferno. Die Songs rocken sich flott in die Gehörgänge eines jeden altschuligen Tod-Metall-Hörers. Und vor allem rollen sie nicht davon. Wie es heute bei Dismember zu befürchten ist und bei Entombed geschehen. Ich sag’s ja immer: Prima Death Metal muss nich unbedingt aus dem Land der "drei Kronen" kommen. Darf auch mal Japan sein.
Völlig an mir vorbeigegangen sind diese kleinen Grunzgesichter aus dem Land der aufgehenden Sonne. "Divination" ist schon die vierte volle Scheibe der Japsen. 14 Mal gibbet auffe Omme, alte Scheiße. Also, um genau zu sein, sind zwölf Songs drauf, ein Bass-Solo "Floating Sediment" und ein "stimmliches Experiment" namens "Eciov Erazzib". Tja, und was passt besser zu einem CD-Rundling als das Wort abgedreht. Zu hören ist also kompliziertester Death Metal, der phasenweise mal am Grindcore vorbeischrammt. Auffällig sind die wirklich schweinischen Gitarren-Soli und die mega-vertrackten Bass-Linien. Mir persönlich raubt das Geknirze der Saiteninstrumente nach einiger Zeit den Nerv. Manchmal bewegen sich die Asiaten mal schnellen Fußes vorwärts, dann gefällt es mir am besten. Meistens aber proggen sie durch die Tod-Metal-Zone wie Fates Warning durch das Rock-Gepoppe. Also: Von bretthartem Blast-Beat bis hin zum amerikanischen Technik-Death-Metal wird hier so einiges geboten. Nur geht’s mit am Stück auf den Zeiger. Nile-listen und Verehrer ähnlicher Bands kommen aber sicherlich auf ihre Kosten.
Etwas über ein Jahr nach dem erfolgreichem "The Last Millenium" Album sind die Schwaben nun mit ihrem mittlerweile viertem Studioalbum, das dritte bei Metalblade am Start. Und wer die letzten Werke mochte, dem wird auch das mit dem futuristischem Coverartwork versehende "Madtropolis" gefallen. Treibende Power Metal Kracher mit super eingängigen Refrains wie z.B. "When The Sand Darkens The Sun" oder der hammermäßige Titelsong "Madtropolis". Hauptbestandteil aller Songs ist wieder mal die raue Stimme vom Sänger Thomas Laasch, die alles andere als in die Genre typische Clean Vocal Richtung geht. Für Gitarrist Udo Gerstenmeyer ging wohl ein kleiner Traum in Erfüllung, als "Fast Eddy Clark" (Ex Motörhead) ein Solo für das Album beisteuerte. Wie schon das Coverartwork verrät, greifen die Songs wieder aktuelle Themen der Weltpolitik auf. Probleme und Ängste werden in den Songs verarbeitet. Etwas untypisch wird es dann mit "Satellite" - eine moderne Piano getragende Halbballade mit schweren Riffs in den Refrains, die darauf Acht geben, das der Song nicht ins Kitschige abdriftet. Schon nach dem ersten Durchlauf kann man die eingängige Melodie 1a nachträllern. Etwas traditioneller klingt dann die groovige Nummer "Money Rules Everything" welcher in einer ähnlichen Art auch perfekt seine Wurzeln in den Achtzigern haben könnte. Für den Mix war wieder mal das "House Of Music Studio" verantwortlich, in dem dieser sofort wieder erkennbare Chinchilla Gitarrensound herbeigezaubert wurde. Chinchilla haben mit jeder Veröffentlichung mehr Fans hinzu gewonnen, und das werden sie mit "Madtropolis" auch wieder schaffen.
Buzz Aldrin aus dem schönen Oldenburg sind eine Band, die es mir schwer macht, ihren Sound zu beschreiben. Die üblichen Schubladen, Klischees und Normen versagen bei dem Quartett. Die Wurzeln dürften irgendwo im Hardcore-Bereich liegen und werden mit einer Portion Death Metal und Grind vermengt. Außergewöhnlich an den Norddeutschen ist das Fehlen eines Saitenquälers, der Basser allein bildet die Saitenfront. Dafür sind in den Credits zwei Schlagzeuger aufgelistet, von denen einer aber als Doublebass-Drums geführt wird. Aha. Kommen wir nach dem ganzen Gelaber mal zur Mucke. Die geht gut nach vorne ab, das Fehlen eines Gitarristen macht sich soundtechnisch kein bißchen bemerkbar. Der Sänger klingt wie eine Mischung aus Grind-Keifer und Blackie und wird des öfteren von einem Kollegen unterstützt, der für die cleanen Parts zuständig ist. Gleich der erste Song "Free Wheeling" läßt das ganze Können dieses Mannes deutlich werden, seine Passagen machen einen guten Song außergewöhnlich. Generell ist die Chose im Mid-Tempo, ziemlich melodisch und scheut auch vor kleinen Spielereien nicht zurück ("Hui buh!"). Es fällt mir immer noch schwer, eine vergleichbare Band zu finden. Stellt euch eine Mischung aus Cradle-Dani am Mikro, Hardcore-Gitarren mit einer guten Portion Verzerrung und einem ballerndem Schlagzeug vor. Klingt sonderbar, funktioniert aber, da Buzz Aldrin kompetente Songwriter sind, die es schaffen, ihre Musik abwechslungsreich und spannend zu halten.
In höllischem Rot, passend zum Titel, kommt die neue Nasum-Scheibe ins Haus geflattert. Drei Jahre mußten wir auf den Nachfolger des Nasum’schen Meisterwerkes "Human 2.0" warten. Die Band stand vor der schweren Aufgabe, dieses Grind-Geschoß erneut toppen zu müssen. Dafür haben sie sich lange Zeit gelassen - und das hat sich gelohnt! "Helvete" ist Grind pur und spielt locker in einer Liga mit seinem Vorgänger. Die Schweden haben sich diesmal mehr als drei Monate Zeit für die Aufnahmen gelassen und wie die Besessenen am Sound gefeitl. Das merkt man dem Album an, "Helvete" knallt ohne Ende! Aber auch songtechnisch knallt’s an allen Ecken und Enden. Im direkten Vergleich mit "Human 2.0" sind viele Songs einen Ticken langsamer, eher im Mid-Tempo, angesiedelt. Die Brutalität leidet darunter aber kein bißchen, im Gegenteil, "Helvete" wirkt wütender, aggressiver und gleichzeitig überlegter als sein Vorgänger und glänzt mit vielen Hardcore-ähnlichen Singalongs ("Living Next Door To Malice"). Wer jetzt aber Angst hat, daß Nasum bald Biohazaqrd Konkurrenz machen, der kann beruhigt sein: Nasum sind und bleiben eine Grindband, die trotz allem Midtempo, Refrains und Gastmusikern (Napalm Death’s Shane schwang bei drei Songs den Baß,dazu gesellten sich noch so einige illustre Gäste) brutal as fuck ist und sich im Geblaste sichtlich wohl fühlt. Mit "Helvete" haben Nasum ihren Platz als eine der führenden Grindbands dieser Tage gefestigt, das Teil ist ein Pflichtkauf für alle, die’s laut und brutal mögen!
Manstractor spielen Grind, der hörbar von Gut, frühe Carcass oder Haemorrhage beeinflußt ist. Was muß man da noch mehr schreiben? Ein schön grunzender Sänger, Songs, die direkt in die Fresse hauen und ordentlich Blastparts. Genauso wie Grind sein muß, sind Manstractor. Die Songs sind kurz, knackig und brutal, arten aber nie in stumpfes Geprügel aus. Die Produktion ist für Underground-Verhältnisse gut und differenziert genug, damit’s nicht wie über eienr Klospülung aufgenommen klingt. Songtitel wie "Hyperdeath Shitblast" oder "Rectal Pus" lassen eine gewisse Neigung für die beschissenen Tage des Lebens deutlich werden.... oder einen sehr anderen Humor, wer weiß das schon? Die Platte hat für mich alles, was eine gute Grind-Scheibe ausmacht. Und das reicht mir.
Macht mich jetzt nicht wirklich an, wie einen der Esel auf dem Cover anlächelt. Sir Hannes, Urgestein des Dortmunder Undergrounds, und seines Zeichen ehemals tätig bei Phantoms Of The Future, ist der Mann hinter dem Esel. Sozusagen. HONIGDIEB ist ein bisschen Ska, ein bisschen Punk, ein bisschen Schlager und nen Haufen Rock. Die Instrumentierung ist, sagen wir mal gewöhnungsbedürftig. Denn wenn es auf den ersten Blick noch witzig erscheint wenn mit Humparythmen durch die Gegend gefetzt wird, so ist die Motivation zu mehrmaligem Hören doch schnell verflogen. Denn wirkliche Tiefe lassen die Songs selten aufkommen, da helfen auch komische Geräusche und Instrumente wie Violine und Flöte nichts. Teilweise erklingen härtere Töne ("Meine Tür") in Form elektrischer Gitarren, meistens verlaufen sich die Songs dann aber doch in Schlagerflair und lassen wohl jeden gestandenen supercoolen Metaller sein Gesicht verlieren, sollte er dazu abgehen. Sir Hannes ist sich dessen wohl bewusst, und auch textlich werden Seitenhiebe am laufenden Band erteilt. Teilweise aber lei-der auf mehr oder weniger pubertärem Niveau und damit in guter Tradition der Musik eher sehr direkt und ohne feine Struktur gehalten. Der Ansatz unterhaltsame Musik zu machen ist löblich, die Kreativität vorhanden, aber als reine Partymucke ist nur eingeschränkt einsatzfähig, live dürfte diese Musik definitiv rocken. Durchwachsene Sache, die zwar phasenweise Spaß macht, nach Alkohol klingt und auf Dauer nicht fesselt. Zumindest nicht mich.
Wenn nach über 10 Jahren die ehemals wegweisende Gruppe des elektronischen Genres ein neues Album veröffentlicht, senken die meisten andachtsvoll ihr Haupt. Gewisse Ehrfurcht mag vorhanden sein, doch falsches Lob oder scheue Kritik sind nicht angebracht. Wer einst selber die Messlatte extrem hoch legte, muss sich heute gefallen lassen an eben ihr gemessen zu werden. Und an ihre alten Zeiten anknüpfen können die Jungs leider nicht. Es sei angemerkt, dass dies auch einem erneuten Meilenstein des Genres gleichzusetzen wäre. Doch es ist wohl die Mischung aus 10 Jahren zumindest partieller Abstinenz als Front 242 und vielleicht auch schleichender Ideenlosigkeit, der sich vielleicht auch mit einem unterschwellig zu vernehmenden Druck mischt, zumindest Ansatzweise zu klingen wie früher. Und so klingen Songs wie "Tripple X Girlfriend" - so gut mir der Song auch gefällt - mehr nach Massive Attack als nach Front 242. In einer aggressiveren Spielart, "Matrix/MegaHerz", kommt der Sound dann auch in dieser Richtung besser rüber. Trancige bis technoide Songs finden sich ebenso wie verspielte Geräuschkulissen. Front 242 muss zwar nicht weh tun, vertrackte Elektronika wie der langatmige, 5 Tracks lange Opener "P-U-L-S-E" stehen ihnen zwar prinzipiell besser und zeigen woher sie ihren Ruf erworben haben. Experimentierfreudigkeit bedeutet aber nur in Maßen kreative Originalität, wie sie im Verlauf leider unter Beweis stellen. An einigen Stelle vermisse ich etwas ihre Erfahrung, manche Sampleorgien sind zu nervös. Sie sind nicht in der Vergangenheit hängen geblieben, mischen diese mit modernen Beats, demonstrieren ihr Können im Umgang mit elektronischer Musik, erschaffen aber definitiv kein Meisterwerk! Die derzeit etwas führungslose und ideenarme Szene findet ihr Vorbild sicher nicht mehr in FRONT 242!
Mit ihrem 2000er Album "Destroy The Opposition" hatten sich Dying Fetus einen Platz in der Spitzengruppe des Death Metals gesichert. Ihre Mischung aus unbarmherziger Brutalität, zweistimmigem Gesang und Mördergroove zündete so richtig und ließ die Musikwelt aufhorchen. Als dann, nach langem Hin und Her, Bandkopf Jason Gallagher das komplette Line-Up wechselte, war die Spannung groß, ob Dying Fetus noch einmal ein solcher Geniestreich wie eben "Destroy The Opposition" oder auch "Killing On Adrenaline" gelingen würde, trug doch seine exzellente Mannschaft wesentlich zur Güte der Musik bei. Doch schon auf der Tour mit Monstrosity Ende 2002 konnten die "neuen" Dying Fetus alle Zweifler überzeugen und spielten ihren Set tight runter. Dabei gab’s zwei neue Songs zu hören, die deutlich werden ließen, daß sich die musikalische Ausrichtung der Band auf dem neuen Longplayer nicht ändern würde. Und so ist es. Vier Monate haben die Jungs im Studio gehockt und an ihren Songs gearbeitet; das Resultat kann sich sehen lassen. "Stop At Nothing" ist das bisher beste Album der Band! Die Trademarks ihrer Interpretation des Death/Grind haben Dying Fetus konsequent ausgebaut und verbessert. Der neue Sänger Vince Matthews, der als Nachfolger von Jason Netherton das schwerste Los zu tragen hatte, löste seine Aufgabe mehr als gut und läßt seinen exzellenten Vorgänger zu keiner Zeit vermissen. Die restlichen neuen Musiker der zum Quartett gewachsenen Band stehen ebenfalls ihren Vorgänger in nichts nach und sind tight, technisch überragend und setzen zur richtigen Zeit Akzente, wie man bei Break in "One Shoot, One Kill" gut hören kann. Das Songwriting übernahm wie immer Mr. Gallagher, von daher ist die konsequente Weiterentwicklung des Dying Fetus-Stils nicht verwunderlich. Jeder der acht auf "Stop At Nothing" vertretenen Songs ist eine kleine Perle des Death Metal-Genres. Allein der Anfang von "Onslaught Of Malice" ist göttlich. Geile Platte!