"Speed" war ein mittelmäßiger Action-Film. "Speed" war aber auch mal eine meiner absoluten Lieblings-Laden in der Metall-Möbelei. Doch leider sind Tischler dieser Gattung heutzutage leider fast gänzlich ausgestorben oder covern sich dümmlich/langweilig selbst. Aber hier kommt der Heiland und verspricht Linderung. Tom Gattis (Deuce/ Tension/ Wardog) macht mit Tim O´Connor (Bass) wieder gemeinsame Sache, hat sich zwei weitere akkurrate Musikanten dazu geholt (Peter Petev - Gitarre, Rikard Stjernquist - Drums) und ein Album aufgenommen, das unglaublich rockt. Bisweilen erinnert mich die Gattis-Stimme ein wenig an Blitz von Overkill, die Songs ständig an die gute alte kalifornische Zeit (Megadeth beispielweise). Und genau diese Fährte verfolgen BALLISTIC: Messerscharfe Riffs, coole Soli, unverschämt geile Melodien, alles bei vornehmlich hoher Geschwindigkeit. Wovon diese ganzen Italo-Drachentod-Schwertschwinger-Eierkneifer immer brabbeln, das besitzen BALLISTIC: Pure Power. Und mit "Call Me Evil" haben die Ballistiker eine so was von schöne Hymne gespielt, dass sich meine Nackenhaare kräuseln. Fazit: Old-School, aber nicht altmodisch! Man mag sich vorkommen wie in einer Zeitmaschine, aber die Reise empfehle ich allen, die die große Zeit der Bay Area vielleicht irgendwie verpasst haben. Wenn Erinnerungen an frühere Tage nur immer so schön wären …
Wer möchte nicht gleich den Nervendoktor rufen, wenn sich eine Band COSTA’S CAKE HOUSE nennt und Songtitel wie "Ein Hauch Längst Vergangener Stunden", "Das Ende Bzw. Schatz, Der Fernseher Brennt", "A.K.A. Danke Arschloch" oder "Ein Spaziergang Im Schatten" auf CD verewigt? Nun, die Typen aus Karlsruhe lassen sich nicht in irgendein bekanntes Schema pressen, denn sowohl Texte als auch Musik der Band sind alles andere als von der Stange. Die Texte sind komplett ausformuliert und behandeln größtenteils das (soziale) Bild des Menschen in seiner Umgebung und der Gesellschaft, wobei sie durch die eigenwillige Erzählweise oftmals pseudointellektuell, aber ebenso interessant und nachdenklich stimmend wirken. Musikalisch wird, anders, als man vielleicht vermuten würde, Elchtod-Power geboten, die ihre Wurzeln bei Bands wie ENTOMBED, AT THE GATES oder frühen NAGLFAR hat. "Vokills"-Akrobat Carsten Licher kotzbrüllt sich durch die 10 sehr kurzen, aber doch melodischen und durch ruhige Einschübe auch abwechslungsreichen Songs, die richtig kraftvoll produziert wurden. Leichte Kost ist diese Platte nicht, aber wer sich für die Stilrichtungen der oben genannten Bands begeistern kann und ungewöhnliche deutsche Texte jenseits von Lacrimosa-Trauer oder triefendem Onkelz-Pathos sucht, sollte mit diesem außergewöhnlichen, musikalisch hochwertigen Teil sehr gut bedient sein.
So eine richtiger Finne braucht auch einen richtigen Vollbart. Sonst isser ja total uncool. Und TOTAL DEVASTATION haben einen Vollbart. Fast alle jedenfalls. Und deswegen ist die Musik auch fast ohne jede Ausnahme extrem cool geraten. Was bei Death Metal natürlich nur in Maßen ein erstrebenswertes Ziel ist. Doch TOTAL DEVASTATION machen auch keinen normalen Death Metal. Was einem hier wirklich mit unbarmherziger Dichte ins Trommelfell drückt, ist wunderbar erbarmungslos und doch sehr gut hörbar. Das ist ein bisschen, wie wenn Papa FEAR FACTORY und Mama MORBID ANGEL mit ihrem Sohnemann TOTAL DEVASTATION durch den Zoo geht und er bewundernd die vielen tollen Tiere anguckt und zu Hause ein Bild davon malt. Dieses Bild heißt dann "Roadmap Of Pain" und ist einerseits abwechslungsreich geraten auch wenn andererseits gegen Ende etwas die Lust zu fehlen scheint. Wildes Geknüppel wird ohrenfreundlich meist in schön groovendes übergeleitet, kühle und stimmige Passagen aus Samples und Keyboards machen die Stimmung ohne jeden Kitsch noch bedrückender. Tiefer Gesang, nicht übertrieben guttural geröchelt rockt in Harmonie mit den aggressiven, manchmal von Papa und Mama inspirierten Riffs, sehr effektiv. Auch wenn dessen unorganische Sterilität nie im Fokus steht. Und auch wenn das Gaspedal nie durchgetreten wird. Und so trifft eine Passage aus dem Opener doch ganz gut: "I´m pain and desire - I am forbidden dreams - I am flames in your fire - I am reality” (aus "I Am God”). Beim nächsten Mal noch etwas durchdachteres und originelleres Songwriting und wir gucken uns dann auch die Löwen an. Versprochen.
Genau, technisch gut und so. Gitarre von Steve Vai inspiriert, virtuos wie weiland Rondo Veneziano. Stellt auch also Ritchie Blackmore als Mozart verkleidet vor und ihr bekommt vielleicht eine Idee, wie diese Jungs aus Amiland aussehen. Sie mischen also Helloween mit Dream Theater und ein bisschen Hardrock der Marke Rainbow. Dazu Stratovarius-mäßige Keyboards - wenn ich nicht irre hört sich das dann an wie ein Spinett. Und obendrauf, quasi als Sahnehäubchen kommt noch ein Kastratensänger, der von mir aus auch sein "Mundwerk" beherrscht, mir aber vor allem in den gebirgigen Höhen tüchtig auf das geht, was er nicht wirklich zu haben scheint: Nüsse nämlich. Dabei haben SEVEN SERAPHIM sogar echt gute Hard-Rock-Songs am Start. "The Rain Keeps Falling" (auch, wenn es phasenweise am Rande der grenz-debilen Ballade vorbeischrammt) beispielsweise, "The Disordant" geht auch. Da verzichten sie allerdings weitestgehend auf diese neo-klassischen Elemente, Kolllege Greg Hupp singt ein wenig gemäßigter und schon isses erträglich, einigermaßen zumindest bis er am Ende des Songs noch mal ordentlich rumquiekt. Nun gut. Dann wäre da noch "Dance In Red", das einen guten Eindruck hinterlässt, der aber wiederum am Schluss des Songs total ruiniert wird, als ein erbärmliches Solo von einem Glockenspiel-Gebimmel untermalt wird, dass sich einem mindestens die Fußnägel hoch rollen. Letztlich machen sich die Jungens ihre guten Ansätze selbst kaputt, aber gründlichst. Egal, ich glaube sowieso nicht an Engel.
Neeneenee, das hätte es früher nicht gegeben! Angepinselte Norweger, die nicht "true evil unholy black metal" spielen. Gut, Lowdown sind auch nicht weiß im Gesicht, sondern erinnern eher an Slipknot, Korn und ähnliche Nu Metal-Weiner, aber egal. Die Jungs aus Stavanger zeigen sich deutlich von eben jeden Bands inspiriert und haben dazu noch eine ganze Menge Pantera und Faith No More in ihre Mucke eingebaut. Dabei dümpeln die meisten Songs ohne große Höhepunkte im Midtempo rum. Einzelne Passagen sind ja ganz nett, vor allem der cleane Gesang ist ziemlich gut, aber mitreißende Songs haben Lowdown nicht zu bieten. An keines ihrer Vorbilder kommen sie heran. Kein "Wait & Bleed" ist auf der Platte, kein "Diggin’ The Grave", keine Killerriffs Marke Pantera. Lowdown sind einfach eine langweilige Metal-Band. Ich würde keine 15 oder 16 Euros für beinahe eine Stunde Langeweile und Durchschnitt ausgeben….
Die sympathischen Antifaschisten aus Hamburg holen die Keule raus: Nach einem lauschigen "Dinner For One" knüppeln die Nordlichter in bester Ami-Tradition los mit "Self Hatred Call". Sie bewegen sich sicherlich irgendwo im Fahrwasser von Corpse und Co., haben aber angesichts aller Jugendlichkeit einen Riesen-Vorteil. Sie verfügen über echte Songs, eingängig, fett, hart und geil. Neun richtig amtliche Metall-Songs der Todesschule, eingerahmt von In- und Outro plus zwei Live-Stücke ("Neurotic" und "Necromantic", die zwar soundtechnisch logischerweise hinter dem oberfett produzierten Studio-Stücken hinter hinken, aber dafür deutlich machen, mit wie viel Enthusiasmus die gemischte Geschlechtergruppe unterwegens ist. Womit wir beim oftmals zitierten Thema werden. Mit Jasmin rödelt in der Frontreihe ein Grundschwein deepster Fiese am Mikro, also eine Frau. Die aber wohl lieber was anderes wäre oder wie ist lIed zehn ("I Hate My Cunt") zu verstehen? Wichtiger als eben jene Geschlächterfrage (coole Schreibweise, für den DM-Gruppe, oder?) ist die Musik. Und die kommt ultra aussn Boxen. SUFFERAGE sind todmörtelig wie Hölle, gebt ihnen ne Chance und kooft den Kram. Mehr unter www.sufferage de oder in unserer Underground-Abteilung.
Sieh mal an, die Österreicher, erst recht die Paschinger. Erst putzen sie die Fischfritzen von Werder Bremen, dann vertreibt die dort ansässige Firma Ixthuluh auch noch das gelungene Machwerk von LEGACY OF HATE. Dass die Herren aus Linz bereits das dritte Album am Start und dass sie zahlreiche Erfahrungen bei anderem Bands (unter anderem Malediction) gesammelt haben, merkt man "Seeds of A Future Bizarre" zweifelsohne an. Die Herren beherrschen nicht nur ihre Instrumente, sondern sind auch in der Lage Death-Metal-Stücke jedweden Tempos zu schreiben und sie auch noch spannend umzusetzen. Als herausragendes und dennoch repräsentatives Beispiel eignet sich "Storms Of Darkness" hervorragend. Es beginnt leicht schwedisch-melodisch mit, avanciert zum Death-Thrash-Klopper, um später sogar death-doomig zu werden und im weiteren Verlauf immer wieder mit Stimmung und Geschwindigkeit zu spielen. Lediglich eins bleibt ständig gleich: Die Stimme von Simon Landskron (hat der was mit der gleichnachnamigen Brauerei zu tun???), die grunzt nämlich in einer Tour in tiefen Tiefen. Okay, in herausgehobenem Stück versucht er sich auch mal ganz kurz am Sprechgesang. Egal: Die vielen Tempowechsel wirken niemals wirr, sorgen vielmehr für eine Verdichtung der ohnehin schon nicht besonders freudigen Atmosphäre und schaffen so ein wirklich gelungenes, düsteres Album. Freunde, wer hätte gedacht, dass uns unser Nachbarland noch mal mit so schaurig-schönen Dingen erfreut.
Die Herren aus Erftstadt (bei Köln) berufen sich auf die Misfits (vor allem Image-mäßig) und zitieren an alle Ecken und Enden Slayer und andere Thrash-Heroen längst vergangener Tage. Nur damals verfügten die Bands bereits über besseren Sound und interessantere Songs. Insgesamt sind ihnen die großen Vorbilder um so viele Lichtjahre voraus, wie deren wirklichen Erfolge her sind. Das Titelstück stampft-lokomotivt noch recht ansprechend durch die Wallachei, anschließend sinkt das Niveau allerdings erheblich ab. Old-School-Thrash soll es sein, old-school ist die Explosion des Hasses ohne Zweifel geworden. Aber: zum einen kommt es aggressions-technisch nie zum großen Knall, zum zweiten gibt es Traditionalisten, die verstehen ihr Handwerk ohne Zweifel wesentlich besser. Zum Beispiel die Kumpels von Chapel Desecrator. Da hilft es der Kapelle wohl auch nicht, dass einer von ihnen bei einer der unzähligen Gerichts-was-weiß-ich-Shows aufgetreten sein soll. Aber live sollen die Jungs ganz furchtbar abgehen. Wer Thrash-Zeug sammelt, um des Sammelns Willen, der ist mit fünf Euro dabei.
Für jene welche der deutschen Sprache mächtig sind hat RICHIE KOTZEN schon einen recht unglücklichen Namen. Aber gerade deswegen hat ihn der eine oder andere Musikliebhaber vielleicht ja doch irgendwie schon mal gehört. Sollte er auch, denn Mr. KOTZEN war in der Vergangenheit zeitweise bei den ex-Chartstürmern von Poison und Mr. Big als Gitarrist an Bord. Allerdings hat der Herr auch schon einige Solo-Scheiben produziert - von Rock, Fusion und jazzigen Einlagen über Soul bis nahezu Klassik war da alles dabei. Mit "Change" serviert er nun ein entspanntes, bluesig angehauchtes Rockalbum welches nicht gerade überaus viele Überraschungen bietet (da er seine bisherige Experimentierfreude zurückgeschraubt hat) und auch keine Ohrwürmer à la Mr. Big enthält (deren Schmachtfetzen "Shine" als Akustikversion auf "Change" gelandet ist). Es wird munter zwischen etwas Rock ("Get A Life"), einigen ansprechenden, fast Balladen ("High", "Change") und gar an Jazz orientierten Tracks (das Instrumentalstück "Unity") hin und her gewechselt - bleibt aber fast immer im unteren Tempobereich. RICHIE KOTZEN greift selbst zum Mikro - was sich hören lassen kann, und seine Qualitäten als gefühlvoller Gitarrist sind an sich auch über jeden Zweifel erhaben. "Change" spricht aber wohl in aller erster Linie jene an, welche eher auf Mr. Big als auf Poison stehen und mal ein "Schmusealbum" für Zwischendurch benötigen. Leider nur "ganz nett".
Carl "Ace" "The Voice" Albert starb am 22. April 1995 nach einem Auto-Unfall - RIP!. Er war es, der - unter anderem - dem unvergleichlichen "Digital Dictator"-Album seinen Stempel aufdrückte. Vorher musizierte der Herr unter anderem bei VILLAIN, deren Debut-Album von 1986 Mausoleum jetzt ausgrub. Und damit einen kleinen Edelstein zutage förderte. Denn die Kapelle legt Zeugnis von einer zwar längst vergangenen, aber dennoch sehr schönen Zeiten. Damals waren die Hosen eng und gestreift, die Haare toupiert und lockig, die Brillen riesig und verspiegelt. Und genau so sehen die Fotos im großzügigen Booklet auch aus. Aus heutiger Sicht zum Schießen, früher war’s cool (vor allem, wenn man "Poser" war). Sei es wie es sei, die Mucke ist auch heute immer noch cool. Natürlich erinnert Carlchen mit VILLAIN von Songwriting und Gesang her an VR, aber das ist ja nicht schlimm. Die Musik ist astreiner Power Metal mit Ami-Anstrich, feinen Melodien, pumpendem Bass, witzigen Backing-Chören, gekonnten Gitarren-Soli und Klischee-beladenen Texten wie "Fight For Your Freedom, Show No mercy, Die Like A Hero, Kamikaze" (Beispiel vom Opener "Kamikaze"). Was einzeln für sich vielleicht überflüssig oder peinlich klingt, vermengt sich insgesamt zu einer tollen Mischung ehrlichen Kraft-Mörtels, die einfach Spaß macht. Nichts für die ganz harte Fraktion, aber wer heute die vielen Power-Metal-Nachzügler hört, der wird dieses Album lieben. Besonderheit: Die Amis covern "Tie Your Mother Down" recht ordentlich. Typisch: Mit "Just Close Your Eyes" gibt’s ne Schmuse-Ballade. Ach, schööön war’s.