27 Songs in einer knappen halben Stunde sollten deutlich, welcher Mucke die Schweden frönen. Dazu noch die Tatsache, daß ihr Gitarrist Urban bei den Grind-Göttern Nasum eingestiegen ist, "Deviant" im Studio von Nasum’s Mieszko eingezimmert wurde und Regurgitate vor zwei Jahren beim Fuck The Commerce spielten. Da waren sie zwar nach Meinung vieler nicht so dolle, aber mit der im gleichen Jahr erschienenen Scheibe und dem aktuellen Longplayer beweisen sie, daß sie im Grind-Zirkus immer noch zu den Combos zählen, bei denen sich fünf Jahre warten auf eine Scheibe lohnen. Regurgitate machen nie den Fehler und verwechseln stumpfes Geballer und Geschrote mit Grind, sondern haben jede Menge Groove und Abwechslung in ihrem Sound. Sei es ein dezentes Baßsolo bei "Seal Your Doom" oder ein Groovemonster wie "Grotesque Anoplasty", Regurgitate überraschen den Hörer immer wieder mit neuen Ideen und überraschenden Wendungen. Aber keine Angst, die Jungs sind immer noch brutal wie Sau und dürften für einen großen Teil der Menschheit zu abgefahren sein. Wer aber auf brutale und gleichzeitig abwechslungsreiche Musik steht, sollte der Platte mal ein Ohr leihen.
Erst vor kurzem noch hatte ich die neue Scheibe von PRIDE bei uns zur Besprechung und jetzt kommt nach fast dreijähriger Pause eine andere Band, die insgesamt in die gleiche musikalische Kerbe schlägt, mit ihrem neuen Werk "Sign Of Modern Times" zurück auf den Plan. NEWMAN heißt diese Formation benannt nach ihrem Bandleader (Vocals, Gitarren & Keys) Steve Newman und um beim Vergleich zu bleiben, es sind einige starke Parallelen zu PRIDE durchaus zu erkennen. Beide Bands kommen zum einen aus dem britischen Königreich und sie haben sich ganz dem AOR oder auch Melodic Rock verschrieben, der Titel sollte daher auch rein etwas ironisch vielleicht als Retro zu verstehen sein. Doch genug der Gemeinsamkeiten, denn NEWMAN schneiden dann doch ein gutes Stückchen besser ab als ihre Landsmänner von der Insel. Dies liegt aber nicht am doch eher amerikanisch geprägten Sound wobei die Texte in feinstem Oxfort-English vorgetragen werden, sondern am insgesamt wesentlich besseren Songwriting. Als Referenz nach ein paar ersten Durchläufen fallen mir sofort Bands wie JOURNEY, HAREM SCAREM oder eine etwas softigere Version von SURVIVOR ein. Auf "Sign Of Modern Times" huldigen die Jungs mit einer ansteckenden Spielfreude, tollen mehrstimmigen Chören, wunderbaren Melodien einer Musikrichtungen die natürlich fest mit den 80er Jahren verwurzelt ist - trotzdem gerät die Schose nicht ganz zu einer völlig trockenen Angelegenheit. Nun an was liegt’s? Ganz einfach die Tracks klingen allesamt recht frisch, die Gitarren sind sogar recht dominant in den Vordergrund "produziert" und wurden einmal nicht, wie bei so vielen anderen Acts dieses Genres, ziemlich mit den Keyboards zugekleistert. Die gefälligen Melodien in Verbindung mit der kraftvollen Stimme von Steve NEWMAN sind einmal mehr ideal für eine relaxte Cruisin’ Fahrt mit dem offenen PKW. Aufgenommen wurde "Sign Of The Modern Times" im gerade sehr angesagten Mastertone Studio in Runcorn, UK unter Regie von Pete Coleman (BLACK SABBATH, AC/DC). Diese CD bietet einfach gut gemachte Unterhaltung mit traditionelle Rockmucke, für die sich auch heute noch genügend Liebhaber finden sollten.
Um das langersehnte neue Album dieser US Metal-Legende wurde ein ähnliches Theater betrieben wie um das neue METALLICA-Demo. "Back to the roots" meinten die einen, "wie die letzten Scheiben" die Anderen. Jeder hatte ´ne andere Meinung zu diesem Thema; jeder Hansel musste seinen unqualifizierten Senf inklusive passendem Urteil abgeben, ohne das Endresultat vorliegen zu haben. Und jenes klingt wie das Lebenszeichen einer Bigband älerer Herren, die noch einmal die Instrumente für sich entdeckt haben. Wer ein neues "Operation Mindcrime", "Empire" oder gar "Warning" erwartet hat, kann gleich wieder wegklicken, denn diese Tage sind endgültig vorbei. Ein schlechtes Album ist "Tribe" aber dann doch nicht geworden. Locker rockende Groover wie der atmosphärische Opener "Open" (wie passend...), "Losing Myself" oder das düstere "Blood" kann man sich gut anhören, aber das große "Aha"-Erlebnis bleibt aus. Schuld daran ist der Löwenanteil der Kompositionen, die ziemlich zahn,-und eierlos durch die Gegend hoppeln. Von der Stimmung her erinnert mich "Tribe" etwas an die späteren PEARL JAM-Alben, auf denen ja auch der Ruhepol dominiert und die bereits nach wenigen Tracks zu langweilen beginnen. Letztlich bleibt ein Album einer weiteren Band, die ihre großen Zeiten leider leider schon lange hinter sich hat. Wer also schon die letzten Alben der Band nicht mehr mochte (wie die meisten "Fans Of The Reich"), wird hier sicherlich keine Erlösung finden. Gelegenheitsrocker, die sich mit einem großen Namen auf dem Cover begnügen, können das Ding ruhig antesten, wer aber bei "En Force", "I Dont’t Believe In Love" und "Silent Lucidity" auf Knien durch die Bude robbt, kann sich viel Geld und eine weitere Enttäuschung sparen...
Schon ein erster flüchtiger Blick auf das gelungene Coverartwork (stammt übrigends von Thomas Ewerhard der u.a. schon für Acts wie SPOCK’s BEARD, VANDEN PLAS oder PLATYPUS gearbeitet hat) des Albums "The Seventh Sign" von SECTION A sorgt optisch bereits für ein angenehmes Gefühl und auch die Musik, gesamtverantwortlich "verbrochen" von einem gewissen TORBEN ENEVOLDSEN (ein für die Mehrheit sicher genauso wie mir, bisher völlig unbekannter dänischer Gitarrist), steht dem in nichts nach. Progressive Metal in betont melodischer Ausrichtung (von den zitierten Hardrockanleihen aus dem Beipackzettel konnte ich übrigends nichts heraushören) und vom Niveau her absolut in vorderen Bereichen der 1. Liga im Progbereich anzusiedeln, wird dem etwas anspruchsvolleren (Zu-)Hörer von Torben mit seinem Projekt SECTION A in all seinen Facetten sowie produktionstechnisch ohne Fehl & Tadel zu Gehör gebracht. Wiederum nur positiv zu erwähnen sind die für einen Saitenschwinger "relativ" zurückhaltenden meist ermüdenden Soloausflüge (wenn auch ab und an etwas gefrickelt wird!) und die stilistische Ausrichtung seine variablen Spiels, das weniger auf absolute Geschwindigkeit als viel mehr auf melodische Akzente setzt. Ein paar wirklich schöne GARY MOORE Dejavus und etwas weniger stark ausgeprägte MALMSTEEN Anleihen sind bei einigen Passagen ebenfalls unüberhörbar festzustellen, wobei dieses wohlig-warme Art des Altmeisters die Axt zu schwingen auch diesem Gitarristen stilistisch sehr gut zu Gesicht steht. Ein weiterer großer Pluspunkt für das komplette Album ist die Wahl für den fantastischen Sänger Andy Engberg (Ex-LIONS SHARE) der sich mit James Labrie artigen Timbre von Song zu Song förmlich hineinsteigert. Als weitere Mitstreiter konnte Enevoldsen außerdem noch Andreas Lill (Drums/VANDEN PLAS) gewinnen und nach dem der Mastermind sämtliche Bässe & Keyboards zunächst selbst eingespielt hatte, lud er sich noch solche virtuose Tastenmänner wie Derek Sherinian (PLANET X, Ex-DREAM THEATER) und Günter Werno (VANDEN PLAS) dazu, die ein paar recht gelungene Keyboard-Soli beisteuerten. Bei den acht Songs findet man stets eine gelungene Mischung zwischen etwas verschachtelten Parts, packenden Instrumentalpassagen sowie den tragenden Refrainteilen die alles wieder miteinander verbinden. Bei der Übernummer "The Man In the Mirror" bewegen sich die Jungs vom Songniveau betrachtet sogar in SYPMPHONY X oder THRESHOLD Sphären, wobei die anderen Titel nicht abgewertet werden aber dieser Track ist eines der Highlights der CD genauso wie das mit einer Killerhook sowie den etwas abgedrehten Tastensolis versehene "Nightmare" (hier lassen DT als Referenz herzlichst grüßen!). Von der Geschwindigkeit her wandeln SECTION A zwischendurch immer mal wieder in gelungenen Power Metal Pfaden und streuen riffbetonte Tempoeinlagen ein wie u.a. bei "Riot" oder "Into The Fire", was die Sache auch für die "normalen" Metalheads interessant machen dürfte. Hier sind ausnahmlslos fähige Musiker am Werke, die unter Führung von Enenvoldsen zu höchstform auflaufen, wer also auf gitarrenbetonten Prog Metal gepaart mit rasanten Keyboardduellen, ein wenig auf instrumentelle Passagen sowie auf die genannten Bands abfährt, wird hierbei eine absolute Vollbedienung erhalten.
Das Trio um Sänger und Gitarrenzauberer ERIC SARDNIAS (dabei sind noch Paul Loranger am Bass und Mike Dupke an den Drums) liefern uns auf "Black Pearls" ihre Variation des Blues ab, der zwar an Größen wie Jimi Hendrix und Johnny Winter orientiert ist, aber durchaus seine eigenen Note besitzt. ERIC SARDINAS hat auf "Black Pearls" seine filigranen Fingerchen im Griff und vermeidet es tunlichst nur in bluesigen Gefrickel und Geschwindigkeit unterzugehen. Er übt sich stattdessen in betont lockerer Langsamkeit und versucht das Feeling des tiefen Südens der Vereinigten Staaten auf die Tonspur zu übertragen. Und dies, obwohl nach dem Label-Wechsel zu Steve Vai’s Favored Nations man da eventuell was ganz anderes erwarten konnte. Dabei verarbeitet er auch andere Einflüsse wie Country und Southern ("Big Red Line" - Ohrwurm) und wechselt gekonnt ab zwischen schnelleren Nummern ("Flames Of Love", "Same Ol’ Way"), gefühlvollen, recht slow daherkommenden "Old School Blues" ("Liar’s Dice Blues") und den sich am klassischen Blues orientierenden Midtempotracks (dem Titeltrack "Black Pearls" und meinem Fave "Bitterweet" - das Ding müsste über’m Atlantik wohl in jeder Rock-Radiostation laufen). So kommen die meisten Tracks absolut locker und entspannt durch die Lautsprecher. Aber hin und wieder klingt es bei den etwas ruhigeren Passagen teilweise doch noch etwas bemüht, ohne deswegen groß an Authentizität zu verlieren. Über die Produktion lässt sich auch nicht im geringsten meckern - wurde "Black Pearls" doch von einem der Altmeister der Branche veredelt. Mischpultlegende Eddie Kramer gab dem Album einen Sound, der deutlich des Produzenten siebziger Wurzeln durchschimmern lässt (er produzierte u.a. Kiss, Aerosmith). Dies tut den 12 Tracks auf "Black Pearls" aber keinerlei Abbruch, sondern lässt dem Rockfan schon mal einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Also, wer mal wieder was recht erdiges braucht, sollte da mal reinhören - dem Otto-Normal-Metaller ist dies wahrscheinlich sowieso zuviel Blues.
ORPHEÉ stammen aus dem hohen Norden unserer Republik und entstanden 1998 aus den ehemaligen "dark Envoys". Nach zwei in Eigenregie veröffentlichten Alben steht jetzt mit "Confused" das Label-Debüt am Start. ORPHEÉ bezeichnen ihre Musik gerne als Electro-Crossover, oder besser noch als Electro-Rock. Im Grunde lassen sich die Songs auf "Confused" als Ganzes kaum katalogisieren. Sänger und Bandleader Jens "Leo" Leonhardt und seine Mitstreiter Benni (keys+programming), Alexander (g) und Kenny (g) bedienen sich recht gekonnt vor allem im Wave-Bereich, aber auch bei EBM, Gothic und Pop, experimentieren damit und reichern dies durch fette Gitarrenriffs und einen abwechslungsreichen (meist cleanen, aber teilweise auch recht aggressiven) Gesang an. An sich eine Melange von Oomph! über Evereve bis And One und Depeche Mode. Das sie dabei auch Live eindeutig die etwas "rockigere" Schiene fahren, zeigt auch die Tatsache, dass sie bereits für Bands wie Eat No Fish und Die Happy eröffneten. Als Anspieltipps ist da mal das rhythmische, recht bandtypische "Plaque" zu nennen, das eingängige "I Remember That" und das getragene "Alone", welches zwischendurch immer wieder mal an Fahrt gewinnt. Besonders gelungen ist das mit deutschen Lyrics versehene, gut tanzbare "Fluch" und das abschließende "What Do You Feel". Mit "Black Breathe" kann ich weniger anfangen - nicht gegen die schon hervorgehobene Experimentierfreude des Quartetts - aber die Vocals bei diesem Track können mich nicht überzeugen und die Rap-Gesang-Einlage im Mittelteil finde ich einfach nur deplaziert. Aber bei der überwiegenden Anzahl gelungener Songs, sollte ein (subjektiv gesehener) Ausfall zu verzeihen sein. Auch wenn ORPHEÉ bei einem Label mit weltweiten Vertrieb untergekommen sind, ist das bei Newcomern mit der Erhältlichkeit von CDs ja als so eine Sache. Kleiner Tipp - das Teil gibt’s auch auf der Homepage der Band www.orphee-web.de zu erwerben - und reinhören kann man da auch schon mal in den einen oder anderen Song (Empfehlung Tracks Nummer 2,4-7,15).
Nachdem Kollege Maio vor einiger Zeit das Debüt vom AMYRIS "Desolate Messiah" doch recht positiv durch die Mangel genommen hat, haben wir es jetzt hier mit dem Nachfolgeteil zu tun. "Desire For Justice" beschränkt sich allerdings auf eine EP mit 4 Songs, welche es dabei aber auf eine amtliche Spielzeit von fast 27 Minuten bringt. Die Jungs bleiben auch hier dem Power Metal mit progressivem Touch und deutlich hörbaren Keyboard treu. Wobei nun noch etwas stärker als bisher die progressiven Einflüsse zur Geltung kommen. Vor allem der Opener "Sacred Secrecy" startet erst mal voll Power um dann mit seinem ruhigeren, fast entspannten Mittelteil so richtig stark zu werden. Auch die beiden überlangen Tracks im Mittelteil der EP ("Temple Of Spite" und das melodische, episch angehauchte "Liberty Of Aviation") zeigen, das AMYRIS entschlossen sind sich weiter zu entwickeln. Den Abschluss bildet die gelungene Piano-Ballade "For Eternity" welcher Sänger Chris Marino von einer gekonnten Seite zeigt. Auf der EP ist indes noch eben jener alte Sänger Chris Marino zu hören der Mittlerweile die Frankfurter Band verlassen hat. AMYRIS suchen zur Zeit einen neuen Mann fürs Mikro (nähere siehe Homepage: www.amyris.net oder einfach mail@amyris.net). Müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn eine Band mit Potential nicht jemanden Adäquates finden würde um ihren Weg fortzusetzen. CD (für lasche 6,- EURO) gibt es ebenso wie eine Hörprobe auf der bereits genannten Homepage.
RICOCHETS sollen eine, wenn nicht die führende Rock’n’Roll Band Norwegens sein. Mir waren sie bisher kein Begriff; aber die ersten Töne vom Zweitwerk "The Ghost Of Our Love" schallen doch recht cool aus den Boxen. An was mich das Quartett um den ausdrucksstarken Sänger Trond Andreassen im Verlauf des ersten Durchlaufes am ehesten erinnert ist weniger Rock’n’Roll, als eine Variante der Stranglers ("Nobody Around", "Bad Shape") - und dies liegt sowohl am Gesang wie an den Kompositionen und deren Instrumentalisierung. RICOCHETS vermengen eine ganze Reihe von unterschiedlichen Stilen in ihrem Sound - vom Rock’n’Roll über Pop-Anleihen bis zu bluesigen Untertönen - bleiben da aber konsequent im Sound der End-Sechziger und Siebziger. Was den Sound mancher Songs durchaus prägt, ist der Einsatz einer Hammondorgel, welche den Tracks einen leichten Psychedelic-Charakter verleiht. Bei "Depressive Side Of Town" kommt dieser Psychedelic-Touch am besten zu Geltung und man hört dabei recht gut, dass die drei Herren auch das eine oder andere Doors-Album zu ihren Faves zählen. Mit harter Rockmusik nach heutigen Maßstäben hat das ganze nicht viel zu tun - aber wie gesagt - Cool klingt es allemal, im Ohr bleiben die Melodien sowieso hängen und Live sollte das Ganze auch entsprechend wirken. Wer sich also in den alten Tage mit den Stranglers anfreunden konnte, sollte bei "The Ghost Of Our Love" auch mal ein Ohr riskieren.
Was für ein dröges Geplapper wird dem armen Hörer im Intro zugemutet. Und damit nicht genug, noch 2 mal wird die Musik durch eine sinnleere Story über irgendwelche obskuren Rockgötter unterbrochen, die wohl (selbst)ironisch gemeint sein soll, aber völlig uninspiriert wirkt. Und wie so oft wenn man versucht besonders locker zu sein wird’s dann am Ende besonders verkrampft. Und auf diesem Holzweg sind leider auch JUICY JUNK. Beinahe krampfhaft versuchen sie sich jeder Schublade zu entziehen und schaffen dabei einiges, nur nicht die wohl angestrebte Eigenständigkeit zu erreichen. Wenn die Band dabei locker zu werke geht wie bei den beiden Openern "Sungun" oder "Sunny Day" geht die Rechnung auf. Sobald die Band aber beispielsweise bei den langsameren Tracks die Chance hat nachzudenken über das was tut, ist es dahin mit der Lockerheit. Musikalisch gilt das bei der Maxi gesagte, im weiten Feld Crossover spielt die Musik. Ob das mal mehr oder mal weniger deftig rockt, mal mehr oder weniger soft poppt und auch meist groovt, verliert sich zumindest in meinen Ohren im Mangel an Originalität. Pluspunkt fährt der Gesang ein, der angenehm und abwechslungsreich wirkt, aber leider den selben Fehler wie der Rest auch macht, an einigen Stellen wie andere klingen zu wollen. Warum nicht einfach lieber versuchen JUICY JUNK sein? Die Band wollte viel, der Ansatz das ganze nicht zu ernst zu nehmen ist sicherlich löblich. Die Umsetzung aber nur mangelhaft weil es ihnen schwer abzunehmen ist was sie sagen - zumindest für mich. Schade eigentlich.
Kann mich noch recht gut daran erinnern, es war 1998 als mir zum erstenmal eine ungemein laszive "Wicked Game" Version mit diesen wuchtigen Gitarrenriffs inklusive absoluter tieftraurig-schwermütig Attitüde, von HIM im Radio vor die Lauscherchen kam - hervorragend gemacher wahrlich auf catchy getrimmter Düstermetal mit ganz leichtem Popeinschlag (nur was die Eingängigkeit betrifft!). Bereits die etwas relaxtere Originalversion von CHRIS ISAAK gefiel mir schon sehr gut aber dann kamen H.I.M. ("His Infernal Majesty") eine Combo, die bis dahin kein Mensch kannte, aus den tiefen finnischen Wäldern (5 € für’s Phrasenschwein!) und überzeugten die (geamte) Gothic-Metalwelt auch gleich mit ihrem kompletten Debütalbum "Greatest Lovesongs Vol.666". Auf diesem Album waren HIM noch nicht Mainstream sondern viel eher ein Geheimtipp und erst mit der nächsten Pladde kam dann der große kommerzielle Wurf. Wobei eines aber auch sicher sein dürfte, so metallisch gut bzw. klangen sie danach nie mehr, zwischendurch entwickelte man sich sogar eher noch ins verwässerte Gegenteil. Die jüngste CD "Love Metal" zeigte die Band aber zum Glück mittlerweile wieder im richtigen Fahrwasser! Ein oft etwas komisch sowie blas geschminkter Sänger Ville Valo (kleiner Mann mit riesen Stimme!) mit Augenrändern so tief wie Mondkrater und seine Mannen traten damals äußerst ehrgeizig an, um solche Gothic Iconen wie PARADISE LOST oder TYPE O NEGATIVE die Führerschaft streitig zu machen. Auf "Greatest Lovesongs Vol.666" sind eigentlich fast nur Smash-Hits u.a. das mittlerweile kultige "Your Sweet Six Six Six" vorhanden, so daß dieses Album in jede gepflegte Plattensammlung eine rock/Metal Fans gehören muß. Klar einige der stets romantisch angehauchten Lovesongs brachte Valo & Co., vor allem bei den folgenden Werken eine sehr große Fangemeinde, größtenteils beim weiblichen Geschlecht ein und viele der "wahren" Metaller sahen daher gerne etwas von oben und mit einem leichten Lächeln abfällig auf diese Band herab. Aber damit tut man HIM absolut unrecht, denn live kommen die Jungs wesentlich straighter und roher rüber als auf den polierten bzw. stellenweise etwas zu schwülstigen Studioproduktionen. Diese tiefe Stimme ist einfach spitzenmäßig und zusammen mit dieser spielerisch leichten Melancholie als Grundstimmung über allem, wird der Hörer auf "Greatest Lovesongs Vol. 666" zwangsläufig in seinen Bann gezogen. Mit den runtergestimmten Gitarren, düsteren sphärische Keyboardteppichen, schönen weiblichen (Sirenen-) Chören und den stets effektvoll eingesetzten Sounds haben HIN auch BLUE ÖYSTER CULT’S "(Don´t Fear) The Reaper" nocheinmal ganz neue Facetten abgewinnen können und in den H.I.M.-typischen Sound perfekt integriert, als wäre es ein höchst eigener Song. Insgesamt einfach ein charismatisches Album ohne jegliche Kompromisse!