Noch eine schweizer Band? Scheint ja doch was los zu sein in dem Land hehe. Censored sind ein Trio, das Death Metal mit sehr starkem Ami-Einschlag zockt. Nile oder Dying Fetus sind hier ganz passende Vergleiche. Aber leider haben die vier Songs (plus ein Outro) bei weitem nicht die Klasse der Vorbilder. Handwerklich sind die Jungs fit, aber die Mucke rauschte jedes Mal so an mir vorbei. Da blieb nix hängen. Kein Song, kein Riff, kein Part, nichts. Ich will nicht sagen, dass Censored schlecht sind, nein, sie haben mit "System Disease" einfach nur eine langweilige Pladde eingespielt. Live bestimmt ganz nett, aber zu Hause langweilig. Keine CD, die ich mal wieder hervorholen werde, nachdem dieses Review fertig ist.
Wer sie bereits live erleben durfte, weiß dass die Jungs ordentlich rocken. Dieser, sicher positiv zu wertende Umstand, interessiert beim Hören der CD aber nur in Maßen. Und wenn allerorten der Vergleich zu Bands wie MUSE und PLACEBO gezogen wird, so muss ich mich anschließen. Doch zuerst zu etwas völlig anderem. Denn der Opener des bedeutungsschweren "Antiparallel" hat genau das, was die Stärke der Band ist: Einen verdammt eingängigen Chorus, ein generell rockiges Outfit und charismatischen Gesang. Ein sich wiederholenden Schema das voll aufgeht: Ohne auf den ersten Blick erkennbaren Tiefgang und ohne große Schnörkel. Einfach gut eben. Ich möchte nicht sagen, dass der Band die pathetisch angehauchten Tracks weniger gut zu Gesicht stehen, aber hier ist die Nähe zu den beiden erwähnten allmächtigen Alternative Rockgrößen zu präsent. Abwechslungsreich und durchaus auch mit einem frischen Wind in ihren Bremer Segeln verheddern sie sich nur manchmal in dem guten Vorsatz möglichst viel zu wollen. Denn manchmal verliert man sich leider beim Hören. Die beiden Tracks "The Indication Of One´s Baser Instincts" oder "Tram" bieten zwar auch nach mehrmaligem Hören noch Details zu entdecken, wirklich Spaß machen aber die unschuldig treibenden Songs deutlich mehr. Und beides Zusammen verlangt doch sehr viel Selbstdisziplin nicht zur Skip-Taste zu greifen. Und dennoch: Eine gute handvoll Titel drängen sich für potentielle Maxis geradezu auf. Und dem Titel des Albums wird der Inhalt eben voll gerecht auch wenn das Rad nicht neu erfunden wird.
Einer meiner Mitbewohner hat ein nettes Kochbuch: "Kochen mit Hasch". Sehr leckere Rezepte drin, ja, kann man nicht anders sagen. Wenn einem nach dem Genuss einer Speise der Sinn nach ein wenig abgefahrener Mucke steht, ist meistens NEUROSIS angesagt. Da hab ich da doch die erste Scheibe von CULT OF LUNA rumfliegen, die sollen so ähnlich sein. Mal anmachen. Und siehe da, klingt ähnlich. Jedenfalls in dem Zustand. Gut, einige Stunden später noch mal angehört. Die NEUROSIS-Vergleiche treffen zu, CULT OF LUNA zeigen sich von den Frühwerken der Amis beeindruckt. Im Gegensatz zu NEUROSIS, die wie die Schweden aus dem Hardcore-Lager kommen, sind letztere aber nie so sehr in Soundcollagen und Noisecore-Gefilde abgedriftet. Bei CULT OF LUNA kann man durchaus nachvollziehbare und noch relativ mainstreamige Melodien raushören. Sie strengen nicht so sehr an, wie NEUROSIS. Vor allem dank des Gesangs, der doch sehr nach altem Hardcore-Shouter klingt und eine großartige Leistung abliefert. CULT OF LUNA sind also was für Leute, die auf abgefahrene Mucke stehen und NEUROSIS zum Frühstück mitnehmen. Krank, aber geil.
Finnland - was fällt mir dazu ein? Komische Sprache, Rentiere, Lappen, Kälte, Alkohol, Impaled Nazarene, Helsinki. Ziemlich wirr, was? Tja, passt zu Farmakon’s Musik wie die Faust aufs Auge. Jetzt begeistert euch nicht zu sehr über diese unglaubliche Überleitung, sondern lest weiter haha. Farmakon (der Name ist echt schrecklich zu schreiben, wenn auf der Tastatur das O und das K spinnen) beginnen "A Warm Glimpse" mit einem lupenreinen Thrash-Riff, dass untermalt von Growls an Taetre erinnert. Gar nicht schlecht, gar nicht schlecht, vor allem, da der Gitarrist was drauf hat. Also im Geiste schon mal ein Death/Thrash-Inferno erwartet. Aber was ist das? Ohne großes Break cleaner Gesang, der zwischen Opeth und Borknagar pendelt, getragene Passage. Ok, passt ja noch. Aber dann, zack, kurzes Break und ein jazzig-funkiger Part, bei der Baß das Lead übernimmt. Wahnsinn! Und gleich geht’s weiter mit Death Metal. Das Beste dabei: das paßt zusammen! Farmakon gehören zu den wenigen Bands, die eine solche kranke Mischung erstklassig rüberbringen und homogen klingen lassen. Ähnlich wie Meshuggah stehen bei ihnen aggressive Parts neben jazzigen, langsamen und verspielten Passagen. Dazu pendelt der Sänger zwischen Death Metal-Growler, cleanem Gesang zwischen Vintersorg und Mikael Akerfeld und Schreien, die ihn als Insasse der Klapse einordnen lassen, der seine Drogen nicht genommen hat. Jeden Song abwechslungsreich zu nennen würde der Mucke nicht gerecht werden. Farmakon vermischen so viele Musikstile und Ideen, dass man als Hörer nie weiß, was einen gleich erwartet. Dabei klingt alles passend und erinnernd an einen Bastard aus Opeth und Meshuggah. In den ruhigen Passagen kommen die Opeth’schen Einflüsse verdammt stark durch, bei "My Sanctuary In Solitude" klingen die Finnen wie auf "Still Life". Aber Farmakon sind nicht einfach nur Plagiatoren, dafür haben sie zu viele eigene Ideen und mischen die mit einer Leichtigkeit, die auf erstklassige Musiker und Songschreiber hinweist. Da kommt der Band wohl zugute, dass der drei der vier Mucker eigentlich keine Metaller sind. Dem Drummer, der aus dem Jazz-Bereich kommt, hat man einfach mal eben Death Metal beigebracht - mit Erfolg! Farmakon’s "A Warm Glimpse" dürfte für jeden Fan anspruchsvoller, aber immer noch harter Musik ein Muß ein. So vielschichtig und komplex wie dieses Wer ist, überbrückt man damit zumindest die Wartezeit bis zum nächsten Opeth-Album. Kaufen!
Man, selten eine Platte gehört, die so geil anfängt wie "Eleven Deadly Sins”. Nach einem kurzen lahmen Intro geht’s mal so richtig in die vollen. Ich saß da, hörte die Platte und hab so mit einem fett grunzenden Sänger gerechnet. Aber nix, leider. Zwar teilen sich wie Leute den Sangesposten, aber der gute Tom, zuständig für cleane Vocals und das Gekreische, dominiert für meinen Geschmack viel zu sehr. "Eleven Deadly Sins" geht also mehr in die Black Metal-Ecke, hat aber auch vom Death Metal viel abbekommen. Gerade Hypocrisy kamen mir öfter in den Sinn. Leider ist die Platte aber ein wenig eintönig geraten und hat mich über die Spielzeit hinweg oft ein wenig zum Gähnen gebracht. Live geht die Chose sicher gut ab, aber Soul Devoured können diesen Eindruck nicht ins heimische Wohnzimmer übertragen. Ist eigentlich die Crust-Krankheit. Soul Devoured leiden aber auch dran und das ist das größte Manko einer ansonsten gut aufgemachten Platte. Muß halt jeder selber wissen, ob er einer 0815-Platte mit einigen lichten Momenten kaufen will. Ihr seit ja alt genug…
Die Hannoveraner veröffentlichen mit diesem Album ihren zweiten Longplayer, auf dem erneut melodischer Metal von seiner besten Seite zelebriert wird. Hat bereits die Listening Session (siehe "Specials"-Rubrik - dort wird noch genauer auf die Songs im Einzelnen eingegangen) ergeben, dass sich die Freunde der "wahren" Metalklänge auf ein wirklich tolles Album freuen dürfen, so liegt das endgültige Resultat nun vor und hält, was die Vorschusslorbeeren versprochen haben. Abseits jeder triefenden Pathologie, mit der die europäische Echtstahlgemeinde um sich wirft, halten hier durch die Bank powervolle Kompositionen Einzug, die zwar mittelalterliche Themen behandeln, aber von xmal gehörtem Tralala abweichen. Vielmehr werden Bombast und altertümliche Elemente effektiv und geschickt eingesetzt, wie etwa beim tollen Titelsong oder dem monumentalen "Gladiator Of Rome". Weiterhin gibts sehr stilvolle und ohrwurmkompatible Melodien en masse. Fast jeder der zwölf Songs geht sofort ins Ohr und dreht ohne Erbarmen seine Runden, besonders die geilen "Skin & Feather" (Hymne mit geilem Chorus) und "Mortal’s Sinful Wrath" (roher Stampfer). Aber auch "Knights In Shining Armor" (aufs Nötigste reduzierter Rocker und Opener), "Border Raid In Lion’s March" (super Melodie), "Schattentor" (Hammerrefrain) und "Sacral Fire" (schneller Banger) machen keine Gefangenen und bewegen sich auf durchgehend sehr hohem musikalischen Niveau, das eigentlich jeder Metalfan mit Hang zur Tradition erkennen müsste. Lediglich die trockene Produktion ist sicher nicht Jedermanns Sache und hier wäre meiner Meinung nach mehr drin gewesen (besonders den Bombast betreffend). Das soll die Fans aber nicht davon abhalten, dieses Kleinod voller erstklassiger Songs, die spielfreudig und von einem herausragenden Sänger dargeboten werden, abzugreifen und sich davon zu überzeugen, dass auch außerhalb aller RHAPSODY, - oder HAMMERFALL-verseuchten Regionen noch ehrlicher Stahl geschmiedet wird!
Death Metal aus der Schweiz - ungefähr s häufig wie von einer Ente überfallen zu werden. Wenn aber noch mehr Bands vom Schlage Disparaged im Schweizer Idyll vor sich hin mokeln, dann will ich mehr! "Deathtrap" ist das erste Dokument musikalischen Schaffens, das zwar schon ein wenig älter ist (im Winter 2001/02 aufgenommen), aber ziemlich geil. Disparaged können einen flotten Dreier machen, das Drumming übernimmt bei den Eidgenossen Kollege Computer. Das hört man zwar des öfteren raus, der Plastikkumpel fügt sich aber ziemlich gut im Gesamtsound ein. Zur Mucke: gnadenlos brutaler Death Metal mit kleinen Prisen Grind. So die Art, die Mortician auch machen. Während bei den Amis das Ansagen das Songtitels aber länger dauert als das Geballer selbst, gehen Disparaged den anderen Weg und haben ihre relativ lang gehalten. Klar, mehr oder weniger stimmungsvolle Samples aus irgendwelchen Horrorstreifen müssen natürlich auch sein, aber danach gibt’s gut vors Kinn. Getragen vom ballernden Schlagzeug, bei dem fast durchgehend die Double-Bass einprogrammiert wurde, haut das Trio eine wahre Breitseite raus. Da aber gerade die Gitarrenarbeit sehr sehr geil ist und Sänger Tom in halbwegs normalen Tonlagen zu Hause ist, kommt keine Langeweile auf, wie das ja sonst bei vielen Knüpplern der Fall ist. Disparaged verstehen es, ihre Songs spannend zu halten und den Hörer durch viele kleine Details vor den Boxen zu halten. Warum das Teil dann keinen Tip bekommen hat? Ist halt "nur" eine MCD. Da ist der Spaß leider viel zu schnell vorbei.
Warum macht man so was? Da hab ich das erste Album der Ostdeutschen Svart hier schon seit nem Monat liegen, bin aber noch nicht dazu gekommen, meine Meinung darüber niederzuschreiben. Dabei ist das eine verdammt gute! Jetzt endlich schreibe ich dieses Rezi und kann nur sagen: Respekt! Was Svart hier abliefern ist mal verdammt geil! Melodischer Death Metal, aber nicht die Weichspüler-Variante, im Gegenteil. Svart hauen gerne auch mal auf die Kacke, ohne dabei einen Moment ihre Eingängigkeit und Melodien über Bord zu schmeißen. Überhaupt, Eingängigkeit: die kommt vor allem durch die Gitarrenfront zustande, die in fast jedem Song dermaßen geil spielt, dass sich der Song sofort im Ohr festsetzt und man das Riff mitpfeifen kann. Gerade "Disarmed" hat sich in meinen Gehörgängen festgefräst wie sonst nur die letzten Platten von Shadows Fall und Dew-Scented. Killer! Bei besagtem Song viel mir auch der Keyboarder das erste Mal auf. Der gute Mann hält sich nämlich angenehm im Hintergrund und verzichtet weitgehend auf das übliche zukleistern der Songs. Hin und wieder setzt er kleine elektronische Spielereien in Szene, die an die Götter Fear Factory erinnern. Mit Sänger Markus, der früher mal den Baß schwang, haben die Frohburger einen Mann am Mikro, der sowohl clean als auch leicht keifend singen kann und eine verdammt gute Figur abgibt. Also Leute, was wollt ihr mehr? Professionell aufgemachte CD, saubere Produktion, richtig gute Songs und eine fitte Band sollten für Freunde des melodischen Todes Grund und Anreiz genug sein, die 7,50€ auf den Tisch zu legen.
Die Stimmen, welche die seeligen DREADFUL SHADOWS zurückwollten, verklangen bereits nach dem Debut "Kalte Sonne". Was deutschsprachig begann, unterwirft sich mit dem zweiten Streich nun auch fast gänzlich der anglistischen Übermacht. Lediglich zwei Tracks auf "Traumaworld" fallen erneut durch deutsche Titel auf. Und ob das der richtige Schritt war, wage ich zu bezweifeln. Denn während die Musik durchaus besser auf den Punkt kommt als beim Debut, so sind die englischen Texte - ohne deren Inhalt werten zu wollen - weniger zwingend. Und doch helfen die Vocals natürlich dem Image der gereifteren Band mit internationalem Anspruch gerecht zu werden. Was der Hörer sonst erwarten wird, bekommt er auch. Angefangen vom perfekten Gesang mit Friedrichs angenehmer Stimme, der sehr emotional alle Klippen meistert. Und natürlich ein Songwriting, dass sowohl eine gute Melodie als auch einige Ecken und Kanten als passendes Gewürz erkannt hat. Zwischen rockig Tracks und unter die Haut gehenden Balladen findet der geneigte Hörer angenehm hörbaren durchgestylten Gothic Rock. Dank beinahe übertrieben differenzierter Produktion hört man wirklich jedes Detail, jeden noch so feinen Basslauf und jedes verwendete Instrument heraus. ZERAPHINE könnten durchaus eine Alternative werden zu den wenigen kommerziell übermächtigen Größen der Szene. Inwiefern das erstrebenswert ist, will ich nicht beurteilen.
Szene-Urgesteine aus Italien sind NECRODEATH. Und Peso, der Chief, gründete einstmals Sadist. 19 Jahre also klöppeln die Genuesen herum, brachten es auf insgesamt fünf Scheiben - auch, weil sie zwischenzeitlich eine kleine (zehnjährige) Pause einlegten. Nun gut, jetzt ist der Italiener wieder fleißig und macht Müll-Metal. Angeblich sollen ja auch BM-Einfüsse zu hören sein, außer der zeitweise arg fiesen Kratz-Stimme von Flegias aber finde ich dafür keine Beweise. Ist ja auch egal, jedenfalls hämmern NECRODEATH ähnlich elanvoll durch die Gegend wie früher Sodom oder aber Kreator. Womit auch zwei der vermeintlichen Haupt-Einflüsse genannt sind. NECRODEATH gehen zumeist recht flott zur Sache, verstehen es aber auch, heftige Stampfer wie "Petition Of Mercy" mit einigen Breaks und wesentlich langsameren Parts zu schreiben. Soundtechnisch hat Guiseppe Orlando von (Novembre) den Jungs einen feisten Anzug geschneidert. Mit "The Flag" hat es in einer moderneren Version auch ein Titel vom Debut "Into The Macabre" auf die Scheibe geschafft. Auf dem Japan-Import ist dieser übrigens in der Originalform druff ("The Flag Of The Inverted Cross"). Letztlich ist den Necromanen hier zwar kein ganz großer Wurf gelungen, aber eine Scheibe, Härte als auch Eingängigkeit aufweist - gerade bei italienischen Bands nicht unbedingt an der Tagesordnung.