Na das kommt doch wie gerufen. Laut war das Geschrei nach dem unlängst erschienenen Album der finnischen (ex-)Ausnahmemusiker, das Geschrei nach der guten alten Zeit. Und beinahe scheint es, als hätte auch Relapse das erkannt und legt mit "Chapters" eine Art wehmütigen Abschied vor. Knappe 10 Jahre Geschichte einer doch wegweisenden Band, chronologisch absteigend geordnet und damit doch schon eine gewisse Wertung implizierend. Der aktuellste Stoff von "Am Universum" steht am Anfang, für viele neuere Fans schon fast zu harter Death Metal am Ende. Neben unvermeidlichen Klassikern wie "My Kantele" finden sich mit "Northern Lights" aber auch bisher nicht zu vernehmende Songs der Band auf der CD. Ein Best Of mit stilistischer Vielfalt, das gut unterhält. Wenn auch durch die extrem unterschiedlichen Songs, die die Bands nun mal im Laufe ihrer Entwicklung hervorgebracht hat, nur schwer eine dichte Atmosphäre für das Lagerfeuer oder Kerzenbeleuchtung aufkommen lässt. Die DVD hingegen sollte man lediglich als erfreulich Zugabe zur CD sehen, denn außer 5 Videos ("Alone", "Divinity", "My Kantele", "Against Windows" und "Black Winter Day") bietet sie nichts und langweilt damit den sprachlosen Datenträger wahrscheinlich beinahe. Nichtsdestotrotz war diese CD ein Grund für mich im Plattenschrank nach den alten AMORPHIS Sachen zu wühlen. Solltet ihr auch mal wieder tun. Und für alle die das nicht können, bietet "Chapters" ne ganze Weile gute Musik fürs Geld!
Daß Schweizer Bands nicht "nur" schweißtreibenden, guten Hardrock machen können sondern auch eine etwas diffizilere Musik beweißen uns hier die Formation DEEP THOUGHT. Der Fünfer aus Basel hat sich auf "Somewhere In The Dark" ganz und gar einer etwas moderneren aber auch relativ eigenwilligen Form des Neo-Progrock verschrieben, wobei mir als soundmäßige Orientierung spontan ganz "alte" MARILLION, zumindestens was die Tasten und IQ was die Gitarrensounds angeht, einfallen. Die Band gibt’s schon seit 1993 und nach diversen Besetzungswechseln besteht in den letzten fünf Jahren ein konstantes Line-up mit den beiden Gründungsmitgliedern Marcel Oehler (Gitarre) und Dominik Pfleghaar (Keyboards) sowie Martin Altenbach (Drums), Dominik Rudmann (Bass) sowie Sänger Patrick Merz sprechen. Eine erste Demo CD "Morphios" stammt von 1998 und zwei Jahre später kam dann noch mit "Shadows Of The Past" eine EP heraus. Von diesen beiden Frühwerken wurden jetzt einige songversionen auf der aktuellen CD nochmals ganz neu eingespielt. Mit dem Wechsel zum renomierten Spartenlabel Galileo hat die Band einen weiteren Schritt in Richtung Professionalität getan. Vom Sound her gefällt mir der etwas zu dünne Schlagzeugsound nicht ganz so toll, der Baß wummert dafür recht ordentlich, die Keyboards dominieren stellenweise doch etwas zu stark auf der CD, was zu einem etwas flachen Gesamtbild führt. Die Gitarre dürfte für meinen Geschmack ruhig etwas mehr in den Vordergrund gemischt sein außerdem sollte sich der gute M. Oehler zukünftig (vor allem bei den Solos) ruhig noch mehr zutrauen (so wie bei "Shadows Of The Past", daß zusammen mit "Driving" sicherlich zu den besten Songs des Albums gehört), da es manchmal so wirkt, als spiele er mit angezogener Handbremse. Der bemühte Sänger Pat Merz wird sicherlich nicht sofort jedermanns Sache sein, bitte nicht falsch verstehen, er kann schon singen, wirkt aber doch etwas steif bzw. manchmal holprig und erinnert mich mit seinem etwas gestelzten Englisch ein wenig an die Space-Proger von DICE. Was die Arrangements sowie die recht abwechslungsreichen Ideen bzw. Breaks in den Songs anbetrifft, die hinterlassen schon einen recht ausgetüftelten Eindruck aber des öfteren geht mir dabei der rote Faden zwischen Melodie/Hauptthema und den Instrumentalparts schon mal verloren. Viele Wiederholungen machen das dann auch nicht besser eher im Gegenteil. Deep Thought sollten daher zukünftig versuchen etwas mehr songorientierter, einfach auf den Punkt zu spielen und nicht mit vielen zu Gewollt klingenden Parts in zu starke, nichtssagende, ich nenn’ es jetzt mal "Dudeleien" zu verfallen. Insgesamt ist "Somewhere In The Dark" trotz der von mir aufgezählten geringen Schwachpunkte eine immer noch ordentliche CD geworden, interessierte Progfreunde sollten sich daher auf der Bandhomepage durchaus auch ein eigenes Bild von den Klangwelten DEEP THOUGHT’s machen.
Mit "Inwards" ist den (mehr oder weniger ehemaligen) Niedersachsen der große Durchbruch gelungen. Schon allein ihr umjubelter Auftritt in Wacken sollte Beweis genug dafür sein. Gespannt wartete ich auf "Impact", den Nachfolger des Erfolgsalbums, in welches hohe Erwartungen genüpft sind. Mit "Impact" würde sich zeigen, ob DEW-SCENTED ihr mit "Inwards" erreichtes Level halten können. So ungefähr tausend Durchläufe später kann ich nur sagen: Jo! DEW-SCENTED haben mit "Impact" die logische Weiterführung ihres Sounds erschaffen. Wieder mit Andy Classen produziert, ist der Sound schon mal absolut der gleiche und knallt wie "Inwards" ohne Erbarmen aus den Boxen. Die Songs sind allesamt Knaller, schon der mit einem markigen "Go!" eingeleitete Opener "Act Of Rage" ist ein Metal-Hammer erster Kajüte, der sich im Schnittfeld von Death und Thrash Metal bewegt und einfach nur in die Fresse schlägt! Geil! so geht´s dann munter weiter, egal ob "Cities Of The Dead", "Flesh Reborn" (mit coolen Gitarrenspielereien) oder der Rausschmeißer "18 Hours", jeder Song ist ein kleines Meisterwerk geworden und gibt dem Hörer nicht eine Minute zum Verschnaufen. Die durchaus vorhandenen Slayer-Einflüsse kommen im Mittelteil der Platte besonders stark durch. "Cities Of The Dead" und Down My Neck" klingen von Anfang an nach Slayer, und entwickeln sich von Mid-Tempo-Stampfern zu ballernden Monstern erster Güte. "One By One" erinnerte mich ein wenig an "War Ensemble", beileibe keine schlechte Referenz, oder? Musikalisch ist die Platte top, vor allem Drummer Uwe hat sich im Vergleich zu seiner bereits sauguten Leistung auf "Inwards" heftigts gesteigert und ballert hier präzise alles in Grund in Boden. Die Gitarrenfront hat so manches coole Ohrwurmriff, glänzt mit einiges an Spielereien mehr ("Agony Designed"), weiß aber auch mal, wann man sich zurücknehmen muss, damit ein Song gut wird. Und Leif - Leif holt aus seiner Kehle alles raus und liefert auf "Impact" seine bisher beste Leistung ab, die so manchen seiner Sangeskollegen neidisch machen wird. Je öfter ich diesen Namen schreibe, desto mehr wird mir klar, wie genial dieser Titel gewählt ist. "Impact" passt wie die Faust auf´s Auge. Was soll ich sonst noch sagen? "Impact" ist einfach eine der Platten, bei der man die ganze Zeit nur wild onanierend durch´s Zimmer moshen kann. Kaufen und ausprobieren!
Nach der durchgehend positiv aufgenommenen in Eigenregie erstellten und vertriebenen Mini-CD "Sacrifice" haben die italienischen Wave-Gothic-Metaller von MY SIXTH SHADOW endlich einen Sechser im Lotto, sprich einen Vertrag ergattert. Über das Leipziger Label Voice Of Life Records haben die Römer nun ihren offiziellen Erstling "10 Steps 2 Your Heart" europaweit veröffentlicht. Allerdings ist meine durch "Sacrifice" aufgebaute Vorfreude auf das Label-Debüt einer etwas zwiespältigen Sicht gewichen. Noch immer gilt: MY SIXTH SHADOW haben Gespür für gute Songs und tolle Melodien welche sich recht schnell in den Gehörwindungen festsetzen. Und ohne Fragen sind die Songs der Römer massenkompatibel ausgefallen ohne die melancholische, düstere Grundausrichtung aufzugeben. Allerdings haben sie mit "10 Steps 2 Your Heart" nicht den erhofften musikalischen Schritt nach vorne gemacht. Denn die "neue" Scheibe ist eigentlich nichts mehr als die aufgebohrte, zugegeben gute "Sacrifice"-EP (siehe Review). Für "Neueinsteiger" mag da ja erfreulich sein - für Fans welche bereits die Mini-CD besitzen stellt sich die Frage, ob sich die Neuanschaffung wegen gerade mal 4 neuer Tracks (darunter die gelungene akustische Neuinterpretation von "Life Is Nothing For Me") und dem Cult-Cover "Rain" lohnt. Dazu hätte ich mir auch noch gewünscht, dass man gegenüber der Eigenveröffentlichung die Produktion etwas fetter gestaltet. Wäre nicht das erste gute Debütalbum, dass wegen ein etwas schwachbrüstigen Produktion nicht so richtig in die Gänge kommt. Und das wäre echt Verschwendung, da MY SIXTH SHADOW unüberhörbar das Gespür haben um nach vorne zu kommen.
Sechs Songs in Normalo-Besetzung (allerdings mit Tommy Thayer für Ace) und dann geht’s klassisch rund mit "The Melbourne Symphony Orchestra". Nicht neu, nicht originell. Wie so vieles im Merchandising-Apparat der Kussmund--Rocker. Dennoch: Sie machen es euch gut. Irgendwie haben KISS die richtigen (also mit den Klassik-Tunes harmonierenden) Songs ausgesucht, die Musiker spornen sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Da auch die Verpackung stimmt (24-Seiten-Booklet und Ausklapper, nicht zu vergessen das nette CD-Motiv von Beethoven in Kiss-Maske), können Fans bedenkenlos zugreifen. Als kleine Motivationshilfe sei hier noch die Liste der Songs vermerkt:
Der Name der Band hört sich an wie eine Mischung aus Teppichreiniger und Appetitanreger. Ähnlich diffizil gestaltet sich die Beschreibung der Musik der Finnen, die ihren Stil übrigens "Anti Christian Extreme Metal" nennen. Wie die allermeisten ihrer Landsleute beherrschen die Herren mit den silbernen - allerdings aufgemalten - Masken (der Marke Crimson Glory) ihre Instrumente zweifelsohne. Doch schon der erste Titel verrät die Schwierigkeit der Scheibe. Rasanter Black Metal der neueren Schule paart sich mit Kinder-Keyboard aus dem Hause Bodom. Nicht schlecht, wirkt mir aber ein wenig aufgesetzt, zumal die Jungs verraten, sie hätten früher "in der Ader Marduks und Dark Funerals" gemuckt. Richtig ärgerlich aber ist dieser Techno-Schrott (Lied 17, sehr lustig, nennt man wohl "Hidden Track"). Schade, denn gute Ansätze haben die Jungs durchaus, man nehme einfach nur das ordentliche "Reformation", das wirklich modernen Black Metal der epischeren Ausrichtung bietet. Oder den metallisch-stimmigen Keyboard-Stampfer "Vulpine Paralogism". Die Scheibe, übrigens die dritte der Nordmänner, kam in Finnland bereits 2002 heraus und wird jetzt hierzulande nachgeschoben. Vielleicht hätte man aber besser noch gewartet, bis die Finnen ihre Ideen zu einem stimmigen Ganzen auf einem vierten Rundling verewigt hätten. Und: Vielleicht trägt die Scheibe dann auch einen Titel, den man sich nicht aufschreiben muss …
Wie schon auf dem 2001-er-Album "Premium Quality...Serve Loud" rocken, rollen, saufen, motörheaden sich die Eindhovener auch auf dem neuen Output dermaßen durch die Hölle, dass sich Schwedens Necro-Turbo-Glueci-Pussy-Schweine im nahe liegenden Grabe umdrehen werden. Viel mehr gibt’s nicht zu sagen. Rotz-Rock-Punk allerfeinster Couleur mit jeder Menge Drive. Was dem beinharten Metaller nicht wirklich munden dürfte. Das große Klientel eines Full-Force-Festivals dürfte hier aber klasse bedient sein, vor allem, live und in Farbe. Oder lasst es mich mit einer kleinen Kette aus den Songtiteln sagen: "Go Satan Go" on "Killerspeed", "Always Drunk, Always Loud, Always Right", "Smokin Ass", in "Lone Star City" with "Black Beauty 69" because we are "Lucky Bastards". Noch Fragen?
Das Mausoleum war mal Kult, die meisten Bands dadruff ooch. Aber eben "nur" Kult. So braucht OSTROGOTH heutzutage wohl niemand mehr. Zwei Sänger (Gründungsmitglied Marc de Brauwer und Peter de Wint,) präsentieren je drei Songs in bester Maiden-meets-Franzosen-Metal-Manier. Als nächstes hört der geneigte Metaller die belgischen KILLER, die derzeit kräftig daran malochen, ihren damals wenigstens unter "Kult" rangierenden Motörhead-Klönchen-Ruf zu verspielen. Denn sie machen zwar brauchbaren Keyboard-Hardrock, aber wenig, was noch mit "damals" zu tun hat. Die hier verzapften drei Songs gehen aber, allen voran "Kleptomania". Und als letztes was vielleicht wirklich Lohnenswertes: Besagte KILLER bringen Mausoleum mit DORO mittels "All We Are" und "Burning The Witches" zwei Geburtstags-Ständchen. Womit wir beim Zweck dieser Scheibe wären: Mausoleum feierte Zwanzigjähriges. Aus diesem Anlass musizierten besagte Künstler am 10. Mai 2002 im Biebob zu Vosselaar. Ein ordentliches Booklet beschäftigt sich mit der Geschichte des Labels und macht die Verpackung quasi rund. Veteranen können sich also eine nette Auffrischung gönnen, für Neulinge gibt’s eine kleine Geschichtsstunde. Brauchbar, aber nicht essentiell sozusagen.
HALLOWED sind die Band des irischen Songwriter/Gitarristen Ian O’Sullivan und spielen Power Metal zwischen JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN, schenkt man dem Labelinfo Glauben. Aber einfach nur ´ne Bandinfo abzutippen, reicht uns ja nicht und so führen wir die CD gemäß ihrer technischen Funktion in den Player ein, drücken den Startknopf und machen erst einmal dicke Backen, denn der Opener entpuppt sich mehr als atmosphärisches Intro, dem aber dann das hymnische "In The Beginning" folgt. Nach "Feed The Machine" und dem Titelsong gibt man dem Bandinfo Recht, da zumindest einige MAIDEN-Parallelen unüberhörbar sind. Allerding werden sie nicht gerade schlecht mit irischen Folkmelodien angereichert, die der Musik gut zu Gesicht stehen. Ein Song wie "To See Is To Believe" jedenfalls versprüht sehr schönes melancholisches, aber gleichzeitig auch lebenslustiges Flair. Manchmal gehen die Ir(r)en aber dann doch zu weit, nämlich dann, wenn sie zum Beispiel bei "Impact", einem eigentlich tollen Song, das "Prisoner"-Riff der Jungfrauen gnadenlos 1:1 klauen. Insgesamt gesehen ist "Forgotten People" eine gute Scheibe, nicht mehr und nicht weniger. In Sachen Hommage und "Maiden-Erbe" kann man jedoch an hochwertigere Größen wie etwa TIERRA SANTA (noch?) nicht wirklich heranreichen, da das Songmaterial zu großen Teilen noch zu unspektakulär ist. Trotzdem echt nett.
Ob hier die Schublade namens Black Metal ausreicht, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall könnte man bei den Schweden das Prädikat "avantgardistisch" durchaus genauso gut vergeben wie weiland bei Emperor und Konsorten. Denn die Jungs, die ihr neuestes Album in Bergstrands Dug-Out-Studios (Meshuggah, In Flames, Soilwork) aufnahmen, verbinden mit den BM-Standards eine ganze Menge mehr. Da gibt’s Klassisches, Akustisches, Blasinstrumente, melodische Death-Metal-Elemente, progressive Teile, und vieles andere. Doch wie der erfolgreiche schwedische Möbelkonzern, so gelingt es auch der Band mit dem merkwürdigen Namen, die einzelnen Teile zu einem haltbaren Ganzen zusammenzufügen. Nehmen wir mal ein paar Beispiele heraus: Der Opener "The Sleeping Star" beginnt durchaus schwarz-metallisch, entpuppt sich aber alsbald als Berg- und Talbahn (sei es in Bezug auf die Geschwindigkeit als auch, wenn man den Stilrichtungsmischmasch betrachtet). Schon hier erinnern mich die Schweden ein wenig an Samael. Das Lied entwickelt sich in der Folgezeit tatsächlich zu einem experimentellen, das "dank" Synths und Breaks fast ein wenig an den Nerven zergelt. Und zwischendurch wieder voll überzeugt. Oder nehmen wir Lied zwei ("The Cradle Of Civilization"), dass nach amtlichem "Nach-Vorn-Gepresche" plötzliche klassisch-geigig wird. Und "Perpetual Dissolution" schließlich hat sogar enorm melodische Death-Metal-Parts in sich und entwickelt sich zu einem fast progressivem Lehrstück. Beim hippy-mäßigen "Our Urn" und bei "An Old Man’s Larment" (das akustisch-ruhig, fast märchenhaft beginnt) schließlich übertreiben es die "Tre Kronors" ein wenig, verirren sich bisweilen in kackophonischen Klangfolgen beziehungsweise melancholischem Gedudel - das allerdings nicht wenigen sicherlich munden dürfte. Die folgenden drei Stücke jedoch kaschieren diesen Eindruck in jedem Fall, so dass MÖRK GRYNING letztlich ein forderndes Werk geschaffen haben, dass der Black-Metal-Szene in jedem Fall gut tut und an dem anspruchsvolle Schwarz-Weiß-Gesichter lange ihre Freude haben dürften. Schubladen-Fans allerdings werden genauso große Probleme haben wie Studenten beim IKEA-Möbel-Zusammenbau.