Das Tolle an vielen der unzählbaren Nu Metal Combos ist die Tatsache, dass die Wartezeiten zum nächsten Ouput so kurz sind, weil viele Bands ersetzbar sind wie ein Grashalm auf dem Feld. 40 BELOW SUMMER bilden hier leider keine Ausnahme. Und können sich so auf die Fahre schreiben bereits beim zweiten Album mit Bands wie Linkin Park oder Hed P.E. in einen Topf geworfen zu werden. Nur leider machen 40 BELOW SUMMER im selben Atemzug bereits auch den Deckel auf selbigen und verweigern sich auf dem Album "The Mourning After" jegliche Eigenständigkeit wie ein Springpferd vor dem Wassergraben. Was bei "Self Medicate" durch einen ins Ohr gehenden Chorus noch unterhält, fällt generell durch eine stärkere Orientierung zur neumetallischen Masse auf. Vom ehemals wilden Charakter ist abgesehen von einigen Vocals wenig geblieben, Ill Ninos Kurzauftritt ("F.E.") rettet ein wenig. Straighter New Metal mit üblichen Zutaten und dem sauren Nachgeschmack des poppigen Kalküls.
"Unter www.roadrunnerrecords.de findet ihr den Song "Self Medicate" vom aktuellen Album "The Mourning After" als free MP3."
Da schau an, der Herr Wermèn! Den gibt’s also doch noch, das ist ja schön. Wer den guten Mann nicht kennt, sollte sich mal Deranged oder Murder Corporation anhören, Death Metal par excellence. Wobei Deranged’ letztes Album "Plainfield Cemetary" nicht so der Bringer war. Normalerweise haben Murder Corporation nach jedem Deranged-Album fast sofort ein neues Murder Corporation-Album hintergeschickt, aber nach "Plainfield Cemetary" kam nix. Bei Murder Corporation tummeln sich die gleichen drei Jungs wie bei Deranged, nur dass sie da ein wenig räudiger klingen, für die Unwissenden hier. Gut, jetzt wo ich die Scheibe von KILLAMAN in der Hand halte und im Info deutlich steht, dass Murder Corporation Geschichte sind, wird einiges klarer. KILLAMAN machen da weiter, wo ihre Vorgängerband aufgehört hat, saubrutaler Death Metal amerikanischer Art mit dem gleichen furztrockenen Sound wie eh und je. Egal welche Deranged- oder Murder Corporation-Scheibe man anmacht, man wird immer den gleichen Sound finden, der trocken, differenziert und druckvoll ist. KILLAMAN machen da weiter, haben natürlich im gleichen Studio wie immer aufgenommen (Berno). Im Vergleich zur letzten Murder Corporation sind sie ein wenig abwechslungsreicher, haben sogar Backing Shouts ("Pistol Whipped") und den punkig-räudigen Anteil noch ein wenig erhöht, klingen wie eine Mischung aus Deranged und Motörhead mit ner Prise Impaled Nazarene, total geil! Und im Gegensatz zur erkennbaren stilistischen Selbstlimitierung und daraus resultierender Einfallslosigkeit bei Deranged haben sich auf "Killaman" neuen Einflüsse eingeschlichen, selbst vor Soli schreckt man jetzt nicht mehr zurück ("Breed On Kills") und gelegentlich nehmen die Herren sogar den Fuß ein wenig vom Gas. Erstaunlich! Und einfach nur eine geile Scheibe! Groovt wie Sau (was Murder Corporation eh’ schon mehr als Deranged getan haben, aber nicht so krass wie hier) und ist gleichzeitig so was von brutal, das es eine Freude ist. Welcome Back Rikard!
Oh Mist. Da ich die Quireboys nicht kannte (obwohl sie schon seit ewigen Zeiten rumlärmen, jedenfalls laut Info - ich hab von ihnen noch nie vorher was gehört), hatte ich an eine geile Rotzrock-Band wie Gluecifer gedacht. Dieser Irrtum wurde mir nach dem ersten Song klar. THE QUIREBOYS sind eine Rockband für alte Leute. "100% Live" ist - wer hätte es gedacht? - eine Live-Scheibe, aufgenommen bei der 2002er Tour der Jungs in England. Wenn ich solche Musik höre stell’ ich mir im Publikum immer Jeanjacken, Vokuhilas und blondgefärbte Friseusen vor, die gleichen Leute, die auch bei Wolfgang Petry abgehen hehe. Die gute Stimmung auf den Konzerten fängt die Live-Scheibe gut ein und die Band ist auch ganz fit (auch wenn diese krächzende Röhre von Spike mir tierisch auf den Sack geht), für Fans von Klischee-Rock kann das Teil also ganz unterhaltsam sein. Ich werde sie wohl nie wieder hören, dafür bin ich einfach zu jung.
Mit dem nagelneuen Plattendeal bei Relapse Records im Rücken durften auch AMORPHIS im Mai 1992 im Sunlight Studio in Stockholm aufnehmen, damals der Institution in Sachen Death Metal - im Nachhinein fragt man sich heute, ob Tomas Skogsberg die Bands Anfang der Neunziger hochkant im Aufenthaltsraum gestapelt und auf einem Fließband durchs Studio gefahren hatte, bei der Menge an wegweisenden Alben, die damals im Wochenrhythmus aus seinen dunklen Katakomben mit dem sonnigen Namen kamen. Hier also wurden 4 Tracks von der "Privilege of Evil" zunächst noch mal umgekrempelt und neu aufgenommen, dazu kamen sieben neue Songs. Und AMORPHIS haben sich damit das erste Mal einschneidend verändert: Statt 08/15-Tod-und-Teufel-Lyrics wie noch auf den "Privilege"-Tracks kommen Mythen ins Spiel ("Grail’s Mysteries") und - Karelien, ewig umkämpftes finnisches Kernland, erst marschierten hier die Wikinger durch, dann die Russen zurück, Schweden und Russen betrachteten es als ihrs und kämpften mehrfach um die karelische Meerenge, den "Karelian Isthmus". Zwei Gitarren klimpern akustische eine folkloristische Melodie zur Einstimmung. Ach ja, die Gitarren, ein weiteres Trademark der Finnen werden die außergewöhnlichen, sich hypnotisch wiederholenden Gitarrenläufe, für jeden Song eine prägendes Thema. In "The Exile Of The Sons Of Uislu" - meinem ewigen Favoriten auf diesem Album - leisten sie sich einen Wettlauf mit den Drums, der in triumphierenden Melodien mündet. Schmuck ist auch, dass Relapse das Album 2003 mit aufpoliertem Artwork zusammen mit der "Privilege of Evil" wiederveröffentlicht haben, so kann jeder noch mal selbst die frühen Songs vergleichen. Auf dieses Release bezieht sich auch die Zeitangabe oben, die ursprünglichen 11 Songs spielen 44:11 min.
Anfang der Neunziger waren AMORPHIS Teenager und haben wie so viele Gleichaltrige in Europa Death Metal gezockt, haben sich bei der schwedischen Szene eine Menge abgeguckt und ihrerseits die Schweden zu neuen Höchstleistungen angestachelt. Das immerhin so gut, dass gerade die Songs von "Privilege Of Evil" viele auch meiner musizierenden Kumpels nachhaltig beeinflussten. Viele Sänger versuchten noch ein paar Jahre später, so zu gurgeln und grunzen wie Tomi Koivusaari. Der spielte zuvor in der Schulfreunde-Kapelle ABHORRENCE, von denen er der Song "Vulgar Necrolatry" mitgebracht hat, ebenso wie den Gastsänger Jukka Kolehmainen. Besonders auffällig ist der brummige, trotzdem klare Sound mit einem tickeligen Schlagzeug im Vordergrund, an dem Jan Rechberger schon zu so früher Zeit Höchstleistungen abliefert. Aufgenommen wurde dieses 6-Track-Demo ausgerechnet von Timo Tolkki - genau, dem Gitarristen von Stratovarius. Richtig viel Glück hat es AMORPHIS leider nicht gebracht, das amerikanische Krachlabel Relapse dachte nach diesem ersten Eindruck, AMORPHIS würden langfristig mitten in ihr Geräuschrepertoire passen und band die Finnen mit einem vieljährigen Kontrakt an sich. Wurde ursprünglich als Split-LP rausgebracht und 1993 von Relapse als MCD wiederveröffentlicht.
Eben noch in unseren News und jetzt in unserer Rezi-Abteilung: we proudly present CORONATION! Killing Death Metal spielen sie laut eigener Aussage, das Ganze im Sinne der amerikanischen alten Schule. Klingt doch schon mal gut und dürfte deutlich machen, dass in Krefeld nicht nur die alten Männer von Blind Guardian ihr Unwesen treiben hehe. "Ready To Feast" ist nun auch schon ein wenig älter (vom März 2003), aber was soll’s, hab das Teil halt erst vor ein paar Tagen bekommen. Macht ja nix, wer ist denn hier schon der Meinung, dass nur aktuelle Musik gute Musik ist? Siehste. Fünf Songs haben CORONATION auf den Silberling mit dem coolen Cover gepackt, die allesamt in die Fresse hauen und die richtige Balance zwischen Blastbeats und Groove, zwischen Geprügel und Eingängigkeit halten. Bestes Beispiel dafür ist "An Act Of Possession", mein Favorit der MCD. Die Platte ist verdammt gut produziert, klingt schön differenziert und gleichzeitig ballernd. CORONATION können mit dem Anspruch, Ami-Death Metal zu spielen natürlich eine klangliche Verwandtschaft zu Obituary und Konsorten nicht leugnen, haben dabei aber noch genügend Eigenständigkeit, um nicht als gesichtsloser Klon durchzugehen. Das liegt zum einen an der ausgefeilten Gitarrenarbeit, die sich desöfteren in ziemlich coolen Spielereien und dann wieder in Malevolent Creation-artigen Läufen austoben und zum anderen an Shouter Tom, der stellenweise wie Steve Tucker (Morbid Angel) klingt und eine ziemlich gute Death Metal-Röhre hat. Eine klasse Scheibe, wie schon der Erstling ein gutes Stück Death Metal aus deutschen Landen - jetzt wollen wir aber bald mal ein komplettes Album sehen, also hopphopp ins Studio, Jungs! Bis dahin müssen wir die Wartezeit wohl mit "Ready To Feast" überbrücken, die es für nen Fünfer beim Tom gibt und jeden Cent wert ist!
PROSTITUTE DISFIGUREMENT, eine holländische Brutal Death Metal Combo, brachten im August 2003 ihren zweiten Silberling, "Deeds Of Derangement" unter dem Label Morbid Records auf den Markt. Vor 2000 waren sie auch unter den Namen ACRID (nicht zu verwechseln mit einer gleichnamigen holländischen Thrash Band) und DISFIGURED (da gibt es dann noch eine US Band die sich so nennt) unterwegs, z. T. auch mit anderer Besetzung. Die "Deeds Of Derangement" ist eine durchaus gute Brutal Death Scheibe, doch würde ich sie nicht zu meinen absoluten Faves zählen. Mir persönlich ist sie manchmal ein bisserl zu konfus, eine wirklich klare Strukturierung des Albums geht mir manchmal beim Hören verloren. Die Tracks sind alle kaum länger als 3 Minuten, wobei mir das wiederum gut gefällt, da ich diese endlos Stücke nicht so besonders gerne mag, wie z.b. NILE da so einige hat oder diverse Black Metal Bands... Die stimme des Sängers Niels ist durch die Bank weg wunderbar tief und kehlig, Gitarre und Drums harmonieren an sich ganz gut miteinander. Sehr gut und interessant umgesetzt sind die Tempiwechsel innerhalb der Tracks. Die Übergänge von den etwas groovigeren Parts zu den Teilen die beim Bangen verdächtig auf einen Nackenbruch abzielen, sind teilweise schön fließend. Manchmal jedoch auch recht plötzlich. Das größte Problem was ich mit "Deeds Of Derangement" habe, ist, dass das komplette Album ein wenig eintönig wird. Die Tracks ähneln sich doch z.T. recht stark und eine wirkliche Abwechslung lassen PROSTITUTE DISFIGUREMENT doch schon ein wenig missen. Nichts desto weniger ist "Deeds Of Derangement" ein hörenswertes Album, natürlich insbesondere für die Fans des Genres.
Im schmucken Digipack kommt die neue Scheibe der deutschen Nachwuchshoffnung ANCIENT EXISTENCE daher, die vor nicht allzu langer Zeit mit ihrem selbstbetiteltem Debüt auf sich aufmerksam machen konnte und auch wenn mir damals der Gesang nicht recht zusagen konnte, war ich doch gespannt auf das neue Werk der Band. Nun hab ich es, es hat einige Durchläufe hinter sich und die Jungs haben sich echt gesteigert. War der Vorgänger schon gut, haben gerade das Songwriting und die Gitarrenarbeit auf "Night Eternal" noch mal einen großen Satz nach vorne gemacht. Die Gitarren braten jetzt richtig fett und bauen eine massive Wand auf, ohne dabei eintönig zu werden. Und der Schlagzeuger war auf dem Vorgänger schon fit, haut aber auf der neuen Platte noch ein bisschen mehr auf die Kacke und hat einige richtig geile Passagen ("Bloodrage"). Sänger Steffen war auf der letzten Platte der Schwachpunkt der Band, jedenfalls meiner Meinung nach. Er hat sich aber nicht lumpen lassen und sich wie seine Kollegen verbessert, um einiges sogar. Er klingt jetzt viel variabler, auch wenn er sich immer noch in den ultra-tiefen Regionen bewegt, hat halt gemerkt, dass immer nur eine tiefe Tonlage nicht das Gelbe vom Ei ist und bemüht sich um Abwechslung ("Empty Grave"). Heraus kam nach den ganzen Verbesserungen eine solide Death Metal-Platte aus deutschen Landen, die man sich für nen Fünfer ruhig antun kann, da auch Verpackung (Digi) und Produktion mehr als in Ordnung gehen.
Sauber, ohne großes Nerv-Intro gehen BYATIS gleich in die Vollen und servieren uns mit ”Glorification Of Life” das Highlight des Albums. Technisch anspruchsvoller Death Metal, der bei allem Gefrickel aber immer noch nachvollziehbar, brutal und groovig bleibt. Das reicht wunderbar aus, um die Mucke der Herren Franzosen zu beschreiben. Daran haben hauptsächlich die beiden Gitarristen Anteil, die sich selten in exzessiven Spielereien verlieren, sondern songdienlich sägen und ihr Ego anscheinend zurücknehmen konnten, anders als bei vielen Ami-Bands, die soundmäßig ähnlich klingen, man denke nur an Hate Eternal. BYATIS haben zusätzlich noch eine fitte Rhythmusfraktion, die eine solide Wand aufbaut und so manches Loch im Songwriting (die gerade in den letzten Songs auftreten) konsequent zuballert. Man merkt BYATIS die Routine an, ist "Glorification Of Life" schon ihr zweites Album, aber trotzdem ist nicht alles Gold was glänzt und die Franzosen haben gegen Ende des Albums einige Hänger, sind aber auf dem richtigen Weg. Ohne Grund wird Fred sie schließlich nicht unter Vertrag genommen haben, der Mann versteht schließlich sein Handwerk. Bis zum Erscheinen des nächsten Inhumate-Longplayers könnt ihr mit dem sauber produzierten Album die Zeit gut überbrücken.
THE FORSAKEN sind eine weitere Band aus dem schönen Schweden und gehören dort zur fleißigeren Sorte, haben sie doch seit 2001 jedes Jahr ein Album veröffentlicht. So mancher mag sie auch schon auf Tour gesehen haben, entweder mit The Haunted oder dieses Jahr mit Grave. Bei ersterer Tour haben sie aber meiner Meinung nach ganz schön schlecht ausgesehen, während sie sich auf der Grave-Tour deutlich gereifter und tighter zeigten. Im Gegensatz zur Verbesserung an der Live-Front waren die beiden Alben guter Durchschnitt, mehr aber nicht. Auch "Traces Of The Past" reißt da nichts raus, im direkten Vergleich mit den neuen Scheiben von Dew-Scented, The Haunted oder Callenish Circle (die mehr oder weniger ähnliche Mucke machen), stinken THE FORSAKEN einfach ab. "Traces Of The Past" ist kein schlechtes Album, das nicht, aber es ist auch kein gutes. Das ist keine Scheibe, die man sich immer und immer wieder anhört (wie meinetwegen "Inwards"), dazu fehlen auf der Platte die richtig geilen Songs. Technisch sind THE FORSAKEN fit und ballern sich ganz gut durch die Botanik, aber es bleiben viel zu wenig Momente, in denen man sabbernd vor der Anlage sitzt, viel zu wenig Songs, die einem tagelang im Ohr hängen bleiben. Da retten auch die gute Produktion, das gelungene Metallica-Cover oder die lange Spielzeit (Stichwort: "Value For Money") nicht mehr viel. "Traces Of The Past" reiht sich im Mittelfeld der 2003er Veröffentlichungen ein.