Das erste was mir durch den Kopf ging als ich den Leadsänger der schwedischen Formation DOGPPOUND hörte war: Journey. Sorry, aber ich kann nicht anders; das Organ von Hea erinnert mich einfach zu stark an Mr. Perry. Und in den Songs könnte man zum Teil sogar meinen eine ähnliche Gesangslinie zu vernehmen. Etwas anderes sagt die Optik - vom Cover, übers Booklet bis zum Bandfoto scheint man da eher eine der zahlreichen Nu-Metal-Bands vor sich zu haben. Aber weit gefehlt, denn was da aus den Boxen strömt ist solider Hardrock amerikanischer Prägung, dem man auf musikalischer Seite gewisse Ähnlichkeiten zu Combos wie Slaughter & Co. nachsagen könnte. Ganz klar, das Quartett orientiert sich an den Achtzigern. Neben Sänger Hea noch Gitarrist Micke, Schlagzeuger Tuka und Figge am Bass - einen Keyboarder hat man nicht an Bord. Was an Nu-Metal erinnert sind die immer wieder auftauchenden fetten Gitarreriffs, welche zusammen mit den cleanen Killervocals vor allem bei den härteren Passagen einen angenehmen Gegensatz darstellen ("Loser On A King’s Throne"). Die eher halbballadesken "Way Up High" und "Silent Scream” leben vor allem von der Stimme Hea’s und viel Melodie (ich muss schon wieder mit "Journey meets harte Gitarre" kommen). Zwar fehlen der Debütscheibe noch die in großer Anzahl sofort nach dem ersten Durchlauf hängen bleibenden Ohrwürmer und der Ausreißer nach oben. Aber die rockenden Grundzutaten und ausreichend Potential für eine positive zukünftige Entwicklung sind ohne Zweifel vorhanden. Selbstredend ist das Teil dazu noch angenehm satt produziert. DOGPOUND - "The Hellbum" - gelungener Einstand.
Tribute-Scheiben sind so eine Sache - manche mögen sie, manche hassen sie (und lassen nur das Original gelten). Die Wahrheit liegt, wie meist, wohl in der Mitte. Und ob man mehr eine modernisierte aber authentische Version hören möchte oder eine gewagte Neuinterpretation der Originalsongs bevorzugt - eine generelle Aussage lässt sich da nicht treffen. Mir geht es da mit "Blackmore’s Castle" genauso. Denn ein Teil der aufgenommen Tributesongs der alten Götter von DEEP PURPLE und RAINBOW gefallen durchaus, mit einem anderen Teil kann ich recht wenig anfangen. Das dabei auf diesem Tributealbum ausschließlich weniger bekannte Bands zum Zuge kamen sollte grundsätzlich sogar positiv stimmen. Das mit weiblichen Vocals von ARABESQUE eingesungene "Stargazer" und "Battle Rages On" von HEADLINE sind dabei meine persönlichen Favoriten; das als Instrumentalsong von CONDITION RED vorgetragene "Still I’m Sad" sagt mir nicht besonders zu. CONDITION RED haben dann mit "Black Night" noch eine absolut gewöhnungsbedürftige Neuinterpretation am Start. Aber mit dem Einsatz von Violine und Flöte beweisen sie Mut und geben "Black Night" einen ungewöhnlich interessanten Anstrich. Das von ERIC ZIMMERMANN vergewaltigte "Man On The Silver Mountain" braucht man eigentlich nicht - ist mir viel zu experimentell. Über die Qualität der Kompositionen braucht man (natürlich) keinerlei Worte zu verlieren und die Weisheit: "ein guter Song bleibt ein guter Song, bleibt ein guter Song" gilt auch weiterhin. Aber wie bereits erwähnt, trotz einiger gut gelungener Interpretationen - ich hätte mir etwas mehr erhofft.
Na ja, und wie bei Samplers und Tribute-Alben oft gewünscht, noch die Playlist:
MISTER KITE - Bloodsucker
TRANSCENDENCE - Perfect Strangers
ARABESQUE - Stargazer
LARS ERIC MATTSSON - Self Portrait
REIGN OF TERROR - Sixteenth Century Greensleeves
IRON MASK - Gates of Babylon
HEADLINE - Battle Rages On
CONDITION RED - Black Night
TORBEN ENEVOLDSEN - Space Truckin´
ERIC ZIMMERMANN - Man on the Silver Mountain
WINTERLONG - Highway Star
JASON RICHARDSON - Lazy
CONDITION RED - Still I´m Sad
A Tribute To Deep Purple & Rainbow - Blackmore´s Castle
Nach mehr als einjähriger Verzögerung ist mit " The Splendour Of The Repellent" das Debüt der ostdeutschen Thornesbreed erschienen. Auf der Labelseite wird die Mucke der Band als "Technischer Hyperblast Deathmetal" angepriesen - da weiß man, was auf einen zukommt. Thornesbreed sind eine technisch sehr fitte Band, die hörbar von Ami-Bands wie Morbid Angel, Hate Eternal, Immolation und (natürlich) Cannibal Corpse beeinflußt sind. Harmony Dies-Sänger Kai hat der Platte in seinem Soundforge-Studio eine verdammt gute Produktion verpaßt, die die Mucke ohne Erbarmen aus den Boxen drückt und dabei sehr differenziert ist, so dass kein Instrument untergeht. Nur, was nützt das, wenn Thornesbreed das gleiche Problem wie eben Hate Eternal oder Immolation haben und kein Song hängenbleibt. Die ganze Zeit über rauscht ihr Metal an mir vorbei, nach eingier Zeit nimmt man die einzelnen Songs gar nicht mehr wahr, es klingt alles viel zu eintönig, dabei brutal ohne Ende, aber ohne wirklich hörbare Struktur, ohne Groove. Manchmal können sich einige Parts aus dem Geprügel-Overkill befreien und tatsächlich sowas wie Abwechslung bringen ("Chaos Of Omens"), aber die meiste Zeit über ist mir das Ganze viel zu eintönig. Das ist Mucker von Musikern für Musiker, aber nicht für Leute wie mich.
"Nihil Nisi Mors" ist durch das standesgemäß regenerisch graue Cover derart gut im Staub meines Schreibtischs getarnt, dass ich sie erst jetzt wiedergefunden habe. Bei den Finnen schlagen die Uhren aber ohnehin anders. Und daher kommen RAIN PAINT schließlich. Parallelen zu den Goldeseln des Landes kann man suchen, wird sie aber wenn dann nur in Maßen finden. Geklaut wird nicht, höchstens Inspiration gesucht. Doomig stolpern RAIN PAINT durch Death Metal, Gothic Metal und melancholischen Rock. Und sie nehmen auch gesanglich alles aus den genannten Bereichen mit, was diesem Album einen gewissen Bonus in Sachen Abwechslung einbringt, bei aller sonst in ihrer Musik vorherrschenden Düsternis. Doch leider ist grade der cleane Gesang etwas zu atemlos geraten und kommt gegen die aggressiveren Spielarten nicht ganz an. Und doch sieht man über diesen kleinen Makel hinweg, wenn einen die schleppenden und einfühlsamen Kompositionen umhüllen. Erfreuliche und gut gemachte Angelegenheit, traurig ist da nur die transportierte Stimmung.
1995 waren PARADISE LOST auf dem absoluten Höhepunkt, mit "Draconian Times" konnten sie den auf der 93er "Icon" eingeschlagenen Weg vervollkommnen, außerdem in der Geschichte von Music For Nations ungeahnte Verkaufserfolge einfahren, und die Tour im Winter 1995/96 füllte die Hallen an jeder Milchkanne, an der angehalten wurde. Während gerade für viele Musikerkollegen "Icon" der Meilenstein bleibt, weil auf dieser Platte bisher ungehörtes zusammengefügt wurde, ist "Draconian Times" die Erfüllung dieser Versprechung: Nick Holmes shoutet, singt und spricht mit seinem markanten, tiefen Organ so manches Mal eine Gänsehaut herbei, die Arrangements sind episch und unterstreichen jede Geste. Es gibt nicht eine einzige Länge, jeder Song ist ein Hit. Produzent Simon Efemey und Knöpfchendreher Pete Coleman begründeten mit diesem Ding ihren Ruf, denn zum einen feuerte Efemey Nick Holmes zu gesanglichen Höchstleistungen an, zum anderen schafften beide, den Sound noch deutlich fetter zu machen als auf der "Icon". An den Keyboards und unterschiedlichen Gitarreneffekten von der Wah-Wah bis zum Herumgerockere scheiterten bisher die meisten Nachahmer, kleisterten damit wild im Sound herum ohne auch nur geringste Wirkung zu erreichen. "Draconian Times" ist düster, aber erhaben; depressiv und trotzdem ganz groß - und es ist perfekt. Darum mussten sich PARADISE LOST auch zum nächsten Album etwas völlig neues einfallen lassen, wollten sie nicht auf ewig an dieser Platte gemessen werden.
Nicht wenige Fans fühlten sich 1997 von ihrer finnischen Lieblingsband auf den Arm genommen, denn die akustische Version von "My Kantele" war auch schon auf dem Album "Elegy" vertreten. Gut, das war ein Hit, den man auch seiner Mutter vorspielen konnte, gerade, wenn es auf Weihnachten zu ging. Aber für die Band und die an den Hintergründen interessierte Fans macht die EP durchaus Sinn. AMORPHIS covern hier ihre eigenen Vorbilder HAWKWIND, eine der entscheidenden frühen Spacerock-Bands aus Amerika, und KINGSTON WALL aus Helsinki, die leider bis zu dieser Würdigung international nur in absoluten Insider-Kreisen einen Namen hatten. Ganz im Stil des Spätsiebziger Spacerock sind auch die beiden Eigenkompositionen "The Brother Slayer" und "The Lost Son", bei denen sich der "neue" Sänger Pasi Koskinen nach seinem Holterdipolter-Einstieg zu "Elegy" erstmals in Ruhe als Songwriter ausprobieren konnte. Das Video zu "My Kantele" inspirierte anschließend nicht wenige Fans, sich intensiver mit finnischer Mythologie zu beschäftigen. Also alles in allem eine halbe Stunde Musik, die einen gut durchdachten Bogen um all das bildet, was für AMORPHIS wichtig war und ist.
Bereits von vielen Progies inklusive meiner Wenigkeit mit einiger Vorfreude erwartet, haben POOR GENETIC MATERIAL (PGM) jetzt den Nachfolger des bereits exquisiten "Leap Into Fall" auf den Weg gebracht: "Winter’s Edge" heißt das neue Werk und man kann die Scheibe ohne Übertreibung als konsequente Weiterentwicklung des bisherigen Bandschaffens, inklusive einiger deutlich hörbaren Erweiterungen im Klangspektrum, ansehen. Keine Angst, der scheinbar düstere Titel (die Band hat jetzt übrigends fast alle Jahreszeiten in ihren Albumtiteln durch) täuscht vielleicht auf den ersten Blick etwas aber glücklicherweise ist hier keinerlei Deprimucke zu erwarten, im Gegenteil PGM lassen es zwar spieltechnisch ziemlich locker bzw. relaxt angehen und haben trotzdem an Tiefe im Ausdruck gewonnen. Als modernen Artrock wollen die Jungs um ihren Leadsinger Phil Griffiths (u.a. auch erfolgreicher Vocalist bei ALIAS EYES) ihre Musik verstanden wissen und dies kann man durchaus so sehen, werden hier doch stets etwas melancholisch gehaltene progige Instrumental-Parts mit sehr gefühlvollen, sphärischen Elementen und typische (Neo) Prog-Rock Strukturen stilvoll miteinander verbunden. Besonders auffällig diesmal - die Gitarre ("Saitenzupfer" Stefan Glomb hat sich hier am deutlichsten weiterentwickelt) ist erfreulicherweise noch prägnanter in den Blickpunkt gerückt worden. Auf Album Nummero fünft wird erfolgreich die Metamorphose zur richtigen Band vollzogen, die Songs klingen noch gewachsener und etwas weniger konstruiert, ja stellenweise sogar mit einer gewissen Leichtigkeit - will sagen einfach weniger angestrengt. Die herausragenden Tracks sind für mich der megastarke Opener "Sharp Bends Sudden Crests" mit einem tollen Spannungsbogen bis hin zu dem fast sehnlichst erwarteten Refrain sowie die besonders akzentuierten beinahe schon punchigen Schlagzeugsound (dies könnte ruhig auch noch öfter so der Fall sein!) und natürlich das epische "Whitescape", daß durch besonders gelungene Arrangements besticht. Einzig bei "Winter’s Edge Part I" verzetteln sich die Jungs für meinen Geschmack stellenweise etwas, der Song hat zwar einige wunderbare Instrumentalparts aber irgendwie fehlt mir der mitreisende Zusammenhang und so kommt alles etwas zäh rüber. Weiterhin besonders positiv noch zu erwähnen bleibt "Nuage Bleu" eine Art Klangcollage mit Gesang und spitzenmäßiger Akustikgitarre - jawoll so muß intelligente Musik ohne zuviel Kopflastigkeit einfach klingen! Das von mir zuletzt noch bemängelte Coverartwork ist diesesmal ebenfalls wesentlich besser ausgefallen und so paßt auch die Optik zum hochwertigen Inhalt. Beinhaltete der Vorgänger "Leap Into Fall" vordergründig doch die etwas eingängigeren Kompositionen ist nun "Winter’s Edge" doch deutlich experimenteller ausgefallen freilich ohne deshalb weniger gut zu sein aber halt einfach anders. Egal, den wahren Progfans wird dies wahrscheinlich so eher noch besser gefallen wobei aber Fans ausdrucksstarker Rockmusik durchaus ebenfalls mal reinhören sollten.
GEMINI FIVE stammen aus Schweden und veröffentlichen mit "Babylon Rockets" ihr Debütalbum, mit dem sie sich stilistisch nahtlos in der Riege der HELLACOPTERS und GLUECIFERS einreihen können. Es wird von Anfang bis Ende überzeugender Rotz’n’Roll geboten, und die vier Mannen, die sich Tin Star, Snoopy, Hot Rod Teilmann und Slim Pete nennen, haben sichtlich Spaß daran, ihren Vorbildern MÖTLEY CRUE, KISS und SEX PISTOLS nachzueifern. Mit dem aufbereiteten 80’s-Hit "You Spin Me Round (Like A Record)" konnte man daheim sogar die Top-20 knacken, was man gut nachvollziehen kann, denn die neue Version kommt richtig schön knackig daher könnte auch hierzulande gut abräumen. Ebenso ohrwurmig ist der Titelsong (und Opener) gelungen, der wie das hymnische "TwentyFourSeven", das ruhig beginnende und treibende "Hardcore", das sprichwörtliche "Automaticool" und der Rausschmeißer "Suicide Tuesday" zu den Highlights des Albums gehört. Der Rest des Materials fällt gegenüber diesen etwas stärker herausragenden Songs kaum negativ ab und sollte die Band ohne Probleme in der europäischen Hartwurstszene etablieren. Auch wenn GEMINI FIVE mit "Babylon Rockets" noch nicht der ganz große Wurf gelungen ist, kann man die Scheibe durchaus als "sehr unterhaltsam" einstufen.
Nach 20 Jahren zollen also diverse schwedische Bands ihren Landsleuten THE NOMADS Tribut. Nimmt man zur Kenntnis, dass die NOMADS nicht allzu bekannt sind, dann kommt man auch schnell darauf, dass, sieht man mal von THE HELLACOPTERS ab, die hier vertretenen Bands keine Sau kennt. Diese Compilation ist also nur Fans der gehuldigten Band zu empfehlen, die sich dann über Beiträge der oben genannten HELLACOPTERS, ELECTRIC FRANKENSTEIN, THE DICTATORS, MARYSLIM, NITWITZ, SICKIDZ, THE SEWERGROOVES, SILVERMACHINE, THE DONTCARES, SUPER CRICKET, VOLADORAS, SONS OF CYRUS, THE ROBOTS, X-RAYS, YUCCA SPIDERS und BOB HUND (selten dämlicher Bandname!) freuen dürfen. Die Mucke pendelt ausgeglichen zwischen langweiligem Rotz’n’Roll und stinklangweiligem Rotz’n’Roll, denn abrupte Aggropower gemischt mit dreckigen Schweinegrooves findet man hier nicht. Ganz pauschal würde ich den Freunden solcher Klänge raten, doch lieber auf den nächsten regulären Release der HELLACOPTERS, der BACKYARD BABIES oder TURBONEGRO zu warten. Insgesamt ist diese Platte eine absolut sinnbefreite Angelegenheit!
Es gab mal eine Zeit, als die Norweger EINHERJER durch Met besäuselt lustige Sauflieder lallten. So auf "Odin Owns Ye All" von 1998. Seitdem ist viel Wasser die Fjorde herab geflossen, und die Songs sind komplexer geworden: das hier Met trunken tight nachzuspielen müsste eine Kunst sein. "Blot" ist das erste Album, bei dem Gitarrist Frode Glesnes auch den Gesang übernimmt, lange hat kein Sänger mehr so böse aus meinen Boxen gebellt. EINHERJER fusionieren ein ums andere Mal Black- mit Viking Metal, setzen also dem Black Metal die Hörner auf. Die Themen sind natürlich immer noch Mythen und Schwertträger, norwegische Riten - und vielleicht ist es ganz gut, dass man bei Songs, die "Blut" heißen und sich um nordische Sagen ranken die Texte nicht versteht. Ausgerechnet von "Ironbound", dem wirklich fiesesten und grollendsten Track auf "Blot" gibt es ein Video. Weitere Anspieltipps: "Dead Nights Rite" ist für EINHERJERs Verhältnisse schon fast eine Ballade, ein episches Stück Metal in Slow Motion mit triumphierenden Höhepunkten. Ein kreischendes "Hilfe, die Achtziger"-Riff leitet "Hammar Haus" ein, das über volle acht Minuten sämtliche Register zieht. Und mit "Wolf Age" haben auch die Mittelalter-Rollenspieler ihre Polka. Mit "Blot" übernehmen EINHERJER im Handstreich den verwaisten Wikinger-Metal-Thron.