Dis. Das vierte Kreuz im Bunde. Oftmals ein Garant für verwirrte Musiker und dementsprechend chaotische Arrangements, die vom Komponisten wohl nur seltenst so gewollt wurden. Dem gemeinen Schulorchester haben THE MASS aber einiges voraus, E-Dur regiert auch nicht und vielleicht steht der Titel doch eher für die prägnanten Disharmonien. Und genau denen haben sich THE MASS unter anderem verschrieben. Hochgradig komplexe Musik im weiten Feld der FANTOMAS Riege, die kaum in Worte zu fassen ist. Verquere Rhythmen, synkopisch und von Tempiwechseln verseucht zeichnen das Bild einer Band, die wohl mit jeder anderen Musik unterfordert wäre. Und somit zwangsläufig beinahe jeden Hörer überfordern werden. Wem die technisch perfekten Strukturen zwischen Saxophon und Rock, mit Death Metal oder Easy Listening Passagen geschmückt, zumindest jetzt das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen: Genau für euch paar Leute wurde diese Musik gemacht. Oft zu hören bekommt man solch musikalische Anarchie nicht. Groß!
Mit "Different Stages" erschien 1998 bereits schon einmal ein (überragendes) RUSH-3-CD-Live-Album, was gleich zu Beginn die Frage gestattet, ob ein weiteres Produkt dieser Art in Ordnung geht, zumal das geniale Trio zwischen diesen beiden Releases erst ein einziges Studioalbum hat verstreichen lassen. Die Antwort lautet ganz klar: ja!!! Zwar deckt sich die Setlist von "RUSH In Rio" zu ca. 80% mit der von "Different Stages", aber war das 98’er Werk noch eine Zusammenstellung einer ganzen Tour (plus einem alten Gig), so ist das neue Meisterwerk die Momentaufnahme eines einzelnen Konzertes (im November 2002) vor etwa 40000 Leuten. Außerdem ist diese 3-CD ein "Nebenprodukt" der demnächst erscheinenden DVD und wurde aufgrund des brillanten Sounds einfach ausgekoppelt. Damit steht ein Fazit bereits fest: jeder RUSH-Fan benötigt nur eine der beiden Varianten dieser Mordsshow in seinem Regal und die Wahl sollte sich jeder Angesprochene sehr gut überlegen!!! Kommen wir zu den Fakten und die gelten jetzt erst einmal für die Audio-Version… RUSH sind die technisch beste Band der Welt und haben bis auf ganz, ganz, ganz wenige Ausnahmen nur Stücke und Alben für die Ewigkeit geschrieben. Da ist es nur logisch, dass hier, wie auch auf allen anderen Live-Alben der Band, der eine oder andere Fan einen Liebling vermissen wird. Ich für meinen Teil hätte mich noch über Masturbationshilfen wie "Jacob’s Ladder", "Subdivisions", "Red Barchetta" oder "Xanadu" mächtig gefreut, aber man kann nun mal nicht alles haben. Die vorhandenen 29(!!!) Songs des Rio-Gigs liegen allesamt in soundtechnisch überragenden Versionen vor, nachzuhören beim Opener "Tom Sawyer" (das Publikum ist lauter als die Band), "Distant Early Warning", "Roll The Bones" (mit Rap-Einlage), "Earthshine" (Gänsehaut pur), "The Pass" (einfach wundervoll), "Red Sector A" (arschgeil) "La Villa Strangiato" (mit coolem Gejaule von Alex Lifeson), dem jazzigen Instrumental-Intermezzo "O Baterista" ( Neil Peart ist nicht von dieser Welt!) oder dem (leider nicht kompletten) "2112" (Science Fiction-Metaller, wo seid Ihr???). JEDER Song ist ein Klassiker und gehört zu den besten Rock-Stücken aller Zeiten! Am Ende der dritten CD gibt es noch zwei nur auf dem Audio-Release erhältliche Stücke, nämlich "Between Sun & Moon" und "Vital Signs", die nicht in Rio, sondern in Nordamerika mitgeschnitten und nicht nachbearbeitet wurden. "RUSH In Rio" ist ein über zweieinhalbstündiger Höhepunkt der Rockgeschichte und deklassiert so ziemlich alle anderen Bands, die jemals Musik gemacht haben. Die Atmosphäre (die sogar noch einen Tick besser ist als auf allen anderen RUSH-Live-Alben, weil das Publikum beim Mix stärker einbezogen wurde) ist unglaublich, die drei Kanadier spielen sich in einen wahren Rausch und ich für meinen Teil fange vor der Anlage gleich an zu heulen…
"Death Metal Warmachine” prangt auf dem Infoblatt der hessischen DISCREATION. Die Anleihe bei Bolt Thrower (gibt’s die eigentlich noch?) paßt ganz gut, denn wie die Briten gehen auch die Jungs aus Hessen eher langsamer zu Werke, ohne dabei völlig den Fuß vom Gas zu nehmen. DISCREATION gehören zu der Sorte Bands, die eher auf einen guten Groove setzt als auf technische Spielereien und High-Speed-Gebolze, wodurch "The Great Curse" gut im Ohr hängen bleibt. Der etwas bassarm produzierte Silberling hat fünf Songs aufzuweisen, die alle nach ähnlichem Strickmuster gebaut wurden und mit einer Menge grooviger, zum Moshen einladenden Parts aufwartet, die durch geschickt gesetzte Breaks genau richtig neben den Prügel-Attacken sitzen. Auf dem Sangesposten, mit dem so viele Platten stehen oder fallen, haben die Hessen zum Zeitpunkt der Aufnahme einen fähigen Mann, der zwar nicht ultra-tief grunzt, aber mit seinen Growls eine gute Figur abgibt und sich auch vor sehr geilen cleanen Passagen nicht scheut, wie bei "Call Of Hatred" zu hören. Die beiden Gitarristen verstehen es ebenfalls, sich gut in Szene zu setzen und haben einiges auf der Pfanne, während die Rhythmusfraktion nur selten zum Zuge kommt und gerade das Schlagzeug viel zu leise ist. Aber das sind Fehler, die man bei nem Erstling verzeihen kann und die den guten Eindruck der MCD nicht schmälern können.
Da ist sie - die neue - von den Schweizer Melodic Rockern CRYSTAL BALL. Stark wie eh und je - schon der Opener "Forever And Eternally" besticht als schneller Melodic Metal / Hard Rock Song durch seine eingängige Melodie und einen fiesen Ohrwurmrefrain (fies…. Ja, man kriegt ihn wirklich nicht mehr aus dem Kopf raus). Da lässt "Soulmate" stark grüßen !! Ähnliches gilt auch für "Want It All" und natürlich "Bird On A Wire". Freunde der eher groovenden Stücke kommen auch nicht zu kurz: "One Day At A Time" oder "Opposites Attract" rocken daher in bester Crystal Ball Manier. Nach dem meiner Meinung nach etwas schwächerem Vorgänger schließt "Hellvetia" anstandslos da an, wo "Hard Impact" aufgehört hat. Alle Songs sind herrlich auf die raue und gleichzeitig gefühlvolle Stimme von Mark zugeschnitten. Nach spätestens zwei Durchläufen sind die Songs auf der Festplatte im Schädel gespeichert und die da wieder raus zu bekommen ist gar nicht so einfach. Die fast reine Piano Ballade "Wasn´t It Love" schafft es den Hörer in Kuschelstimmung zu versetzen. Eine perfekte Kombination der besten 80er Poser Bands mit Schweizer Hard Rock Mucke von heute. Und bei der Erstauflage gibt’s noch den Bonustrack "Seeing Is Believing" dazu.
Schon im Sommer haben die Hamburger Düster Melodic Death Metaller von DARK AGE ihren treuen Fans ein kleines Schmankerl bereitet: "Remonstrations", ein mit insgesamt 11 Songs voll gepacktes Album, wobei es sich allerdings bis auf "Tears Of Rancour" (vom "The Fall" Album) ausschließlich um Stücke vom 96 er Demo der Band handelt. Diese Songs sind auch gleich in zwei Versionen auf dem Album. Zum einen die originale Demoversion in alten, sagen wir nicht unbedingt erfreulichem Sound und zum anderen alle 5 Songs komplett überarbeitet, teilweise musikalisch hervorragend verändert und natürlich in einer annehmbaren Soundqualität neu aufgenommen. Alle Songs sind "modernisiert" worden und man erkennt viel besser die heutigen Dark Age typischen Trademarks: emotionale Soli, düstere atmosphärische Keyboard Parts und dazu den mittlerweile ausgereiften Death Gesang von Eike Freese. "The Soul Eclipse" begann anno 1996 noch mit einem recht unpassendem, fast schon kitschig klingenden Geigenartigen Keyboards. Jetzt wurde der Teil durch ein Lead Guitar Solo ersetzt. Dieses Album bzw. diese EP ist für Fans die passende Gelegenheit das Warten aufs neue Dark Age Album zu überbrücken. Greift zu!
Vor ein paar Jahren hab ich mal ein Demo von Serpent Obscene gehört, das mal richtig geil war und ziemlich gelungenen Death Metal mit Thrash-Einflüssen bot. Wo das Demo geblieben ist, weiß ich nicht, aber der Bandname ist mir im Hirn geblieben, obwohl ich so lange von den Schweden nix mehr gehört hab, dass ich sie für aufgelöst erklärt hab. Da war der Lars aber froh, als die neue Scheibe "Devastation" in’s Haus flatterte. Wobei neu relativ ist, denn der Silberling wurde schon im August 2001 aufgenommen, warum er aber erst jetzt das Licht der Welt erblickt, darüber schweigt sich das Info aus. Würd’ mich ja mal interessieren, ob die Schlangen in der Zwischenzeit weiter aktiv waren und vielleicht sogar ein Album in der Hinterhand haben. Wäre geil, denn "Devastation" rockt und knallt ohne Ende! Sehr thrashiger Death Metal kommt da aus den Boxen, verpackt in eine rohe Produktion und mit leichten Punk-Anleihen gespickt, so dass Serpent Obscene Vergleiche mit Impaled Nazarene über sich ergehen lassen müssen. Aber das gibt’s ja schlimmere. Vor allem die Gitarrenfraktion der Schweden hat wohl einige alte Thrash-Helden gehört und streut öfters mal klassische Riffs aus der Ecke ein, während der Sänger so richtig schön räudig klingt und wie eine kleine Ausgabe von Mikka daherkommt. Schön. Dazu haben manche Songs noch ein leichtes Motörhead-Feeling ("Terror From The Sky") und rocken wie Sau, ohne dabei an Brutalität zu verlieren. Am geilsten ist aber immer noch "Torture Slave", das ist DER Song der Pladde. Serpent Obscene sind eine der Band, von denen es viel zu wenige gibt: roh, brutal und mit geilen Songs. Wir wollen mehr davon!
Einige dürften Tairrie B noch als Tura Satana (oder so) kennen, die vor einigen Jahren einige unsägliche Scheiben gemacht hat und in so ziemlich jedem Interview als pöbelnde Rockerin auftrat, auf Tour mit Type O und Moonspell alles und jeden beleidigt hat, kurz einfach nur peinlich war. Und Manhole waren scheiße. Irgendwann hat die Frau dann ihre Mitmucker gefeuert, sich einen neuen Namen zugelegt, einen neuen Bandnamen gesucht und mit neuen Leuten weitergemacht. "The Horror Of Beauty" heißt das neue Werk der nicht totzukriegenden Dame, ist wohl von drei Produzenten bearbeitet worden, welche laut Info schon mit Marilyn Manson, Danzig und den Foo Fighters gearbeitet haben. Ob das stimmt und wie groß der Einfluss des Trios auf die Platte war, weiß kein Mensch. Interessiert aber wahrscheinlich auch niemanden. Im Schnittfeld von Metal und Rock bewegen sich die vierzehn Songs, wobei sich Tairrie als Sängerin permanent im Vordergrund hält und mit ihrer Rockröhre so manch guten Song kaputtmacht, "Made To Measure" ist dafür ein schönes Beispiel. Nicht dass wirklich viele gute Songs auf "The Horror Of Beauty" zu finden sind, dafür brauch ich nichtmal eine Hand, da die meisten Songs einfach so vorbeirauschen und mit recht einfachem Aufbau, langweiligen, ewig das gleiche Riff wiederholenden Gitarren und einem Schlafmützen-Drummer einfach nichts reißen können. Hin und wieder ein nettes Solo, ein Stoner-Part ("Ten Minutes To Hollywood") und leichte Rotzrock-Anleihen bei Nashville Pussy können die Platte bei weitem nicht retten. Lahm, peinlich und sicherlich mit prolligen Texten. Gottseidank hab ich kein Textblatt bekommen. Wer auf schlechten modernen Metal oder Rock steht, kann sich die Platte ja mal anhören, aber kaufen würde ich die nicht.
Eine CD in einer DVD Hülle erinnert mich immer an sündhaft teure Pralinen in riesigen Schachteln, in denen dann mehr Luft als Schokolade ist. Wirkt hier aber definitiv spektakulärer als eine reguläre Plastikhülle. Nachdem mein DVD Player also keine bewegten Bilder gefunden hat, muss die Musik ausbügeln was die Verpackung Großes verspricht. Und den Schweizern fällt nichts leichter als das. Ihr Rock schafft nämlich zum einen den sich v.a. in der Mehrstimmigkeit materialisierenden New Metal Touch über die Distanz zu halten, biedert sich aber andererseits nicht an den allzu dominanten und simplen Strukturen dieses Genres an. HENCHMAN rocken melodisch und modern, haben vielseitige und gute Vokalisten an Bord und unterlegen diese ohnehin ins Ohr, die Beine und ans Herz gehende Mischung mit fetten Sounds. Wenn Alternative immer so abgehen würde, könnte ich mir einiges andere abgewöhnen! Abwechslung ist Trumpf, der Wiedererkennungswert superb. Und um mit oft gesagten, aber sicher selten so ernst wie hier gemeinten Worten zu schließen: You guys rock!
Schon nach den ersten Takten wird klar, bei wem die italienischen Undergrounder ganz genau hingehört haben - Gesang, Instrumentalisierung und Songwriting lassen sofort an die alten Scheiben von Iced Earth denken. Und das ist auch ganz gut so. Dankbar dafür, das WINDSEEKER nicht ihren Landsleuten von Rhapsody nacheifern, sondern sich auf reinen, mit Power und ohne Keyboards geeichten Heavy Metal konzentrieren kann man schon mal über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen (die Kompositionen weisen noch ein paar Längen auf). Aber sonst ist diese Mischung aus Trash, Power-Metal und einigen Prog-Spielereien absolut entwicklungsfähig. Der zweite Track der Demo "I’m The Cybored" dürfte wohl der Highlight sein. In dem mit harten Gitarrenriffs durchsetzten Song gibt es neben den bei allen vier Tracks guten Gesang (schön variantenreich, mal clean und recht hoch, dann bis an die Grenze des Growlings) einen ganz feinen Instrumentalteil zu hören. Den ebenfalls gelungenen Opener der 4-Track-Demo "Wrapped In Plastic" gibt es für Interessierte auch als Download auf der Homepage der Römer. Die Demo "By The Seed Of The Same God” sollte Empfehlung für mehr sein. Für 5,- Euro gibt es das Teil auch auf der Homepage zu erwerben.
Name, Cover und Bandlogo des Debütalbums "Sleeping With Angels" der finnischen Band HEAVEN’N’HELL legen erst mal den Verdacht nahe es mit einer Doom-, Black- oder gar Death-Combo zu tun zu haben. Recht weit gefehlt! Denn das was da aus den Boxen dröhnt klingt genau nach dem was HEAVEN’N’HELL unter ihrem Stil verstehen - Heavy Metal Punk mit starkem 80er-Einschlag. Das Ganze ist meist im mittleren bis höheren Tempobereich gehalten und immer mit Melodie versehen, dementsprechend sichern sich die Titel ihren Platz im Gehörgang recht schnell. Zwar nicht neu, aber gut gemacht und mit einer gehörigen Portion Spaß eingespielt. Dazu ist das Teil noch fett produziert, so dass die ordentlich stampfende Rhythmussektion, die harten sägenden Gitarrenriffs und die für diesen Stil recht ungewöhnlichen Vocals entsprechend gut zur Geltung kommen. Allerdings ist man sich dabei als nicht ganz sicher ob die Tracks mit einer rotzigen, härteren Stimme nicht besser bedient gewesen wären oder ob die glasklare, hohe Stimme von Tom Hendriksson nicht gerade ein (oder das) Kennzeichen des Quartetts ist und die Songs recht unverwechselbar machen. Die an No.4 gesetzte Single "Another Man" ist dabei einer der Titel, welcher sich sofort als echter Hinhörer entpuppt und mit dem nachfolgenden gelungenen "Two Lost Lonely Souls" hat man sogar so was wie eine Halbballade im Gepäck, ohne das ein zu starker Bruch im Tempo der Scheibe erfolgt. Besonders die mit schweren Riffs ausgestatteten Songs haben es mir angetan; "Almost Done" oder auch "One Of A Kind" sind unter anderem diese mit dominierenden Gitarren durchsetzten melodischen Rocker, denen mit "Paid All The Dues" ein verhältnismäßig schleppender, fast doomiger Abgang folgt. Alles in allem ein ganzes Stückchen heavier als die Rotz’n’Roll-Fraktion aus dem benachbarten Schweden (Hellacopters, Backyard Babies, Blackshine und Konsorten), aber antesten sollte die Zielgruppe die Partymucke von HEAVEN’N’HELL schon mal - und live rockt das mit Sicherheit auch.