Gothic - Freaks aufgepasst: THEATRE OF TRAGEDY - Frontfrau Liv Kristine und ihr Gatte, ATROCITY - Mastermind Alex Krull, haben hier ein neues Sideproject am Start, das von Herrn Krull produziert, von Frau Krull eingesungen und von der gesamten ATROCITY - Mannschaft eingespielt wurde. Dem Haufen ist hier ein echter Höhepunkt des Genres geglückt, das sich zuletzt ja eher durch leichtfüßigen Kitschkram (EVANESCENCE, WITHIN TEMPTATION, NIGHTWISH usw.) als durch echte Statements bemerkbar machte. Natürlich gibt es auch auf "Lovelorn" einige Momente, in denen der Bombast etwas Überhand nimmt und Liv’s Stimme tönt mir persönlich etwas zu hoch, aber ich war und bin kein genereller Freund von "Female Gothic Vocals" oder wie auch immer. Rein objektiv gesehen ist das Album jedoch ein Volltreffer, der nicht nur mit durchweg erstklassigen Perlen bestückt ist, sondern auch die authentische Luft einer echten Band atmet und nicht ausschließlich mit Elektronikspielereien aufgestockt wurde. Die Piano, - und Synthie - Einschübe kommen zwar aus der Konserve, dienen hier aber lediglich der Untermalung und stellen zum Glück nicht das gesamte Instrumentalgerüst dar. Letztendlich sind es aber die tollen Songs, die das Kernstück der Scheibe ausmachen und die fast jeden Anflug von Schmalz gekonnt umfahren. Man höre sich nur den verträumten Opener "Norwegian Lovesong", das tolle "Ocean’s Way" (wer ist Tarja?), das radiotaugliche "The Dream" oder den überragenden Breitwandstampfer "Temptation" (einmal mehr unterlegt von Alex’ Growls) an, die nur einige Höhepunkte dieser Scheibe darstellen. Realsatirische Kabinettstückchen wie das damalige "Der Tanz Der Schatten" (wer erinnert sich noch: "Ich liiieeebe diiiiich…") bleiben außen vor, stattdessen regiert über die gesamte Spielzeit herausragender Gothic Metal, der alle ähnlich gearteten Platten der letzten Zeit locker aussticht. Zusätzlich gibt es noch einen recht sehenswerten Videoclip zur tollen ersten Singleauskopplung "Into Your Light" zu bestaunen, der das I - Tüpfelchen auf die Angelegenheit setzt und "Lovelorn" zum Pflichtkauf für Genreliebhaber macht!
Im Rahmen ihres aktuellen "Remaster-Programms" haben dieProgspezialisten von InsideOut Music zuletzt auch die gesamten Scheiben der US-Progressive Formation TILES komplett neu abgemischt mit etlichen Bonus-Tracks ausgestattet jetzt nochmals neu veröffentlicht. Dass hier vorliegende Zweitwerk "Fence The Clear" mit dem äußerst gelungenen "Fechter-Cover" aus dem Jahr 1997 gibt es nun ebenfalls als sogenannte Special Edition mit einem erweiterten Booklet und vier zusätzlichen Stücken u.a. zwei Instrumental Songs sowie einem fast komplett neu aufgenommenen Titel von 1990 aus der Vor-TILES Phase Namens "Opportunity". Im Gegensatz zu ihrem Debüt hat sich die Band spürbar weiter entwickelt, einfach mehr hin zu einem etwas eigenständigeren Sound, von den zuvor stark RUSH geprägten Songstrukturen bzw. Klangbildern ist hier nicht mehr allzuviel zu hören. Es sind auf "Fence The Clear" zwar deutlich mehr instrumentale/solistische Parts enthalten, diese kommen aber ohne jeglichen konstruierten Aufbau aus, es klingt niemals sperrig-zerfahren wie bei so vielen Bands dieses Genres. Die erste Platte war ja ursprünglich einmal als ein reines Studioprojekt entstanden, jetzt hört man deutlich eine gewachsene musikalische Gemeinschaft in der Musik. TILES schaffen es in ihren Songs viel nachvollziehbare Atmosphäre bzw. klare Arrangements einzubringen ohne das Material mit zu vielen Spielereien "über" zu produzieren. Die ist daher zweifelsfrei gelungen, wenn auch unter Aufgabe der etwas härteren Ausprägung der Vorgängerscheibe - FTC bietet doch eher etwas gediegenere Tracks mit ein paar guten Gitarrensolos, das Album strahlt daher einen deutlich geringeren experimentellen Touch aus. Einer der Höhepunkte der gesamten CD ist zweifellos das lässig-lockere als 6.24 minütige Akustikballade präsentierte "The Wading Pool" sowie das fast 15 Minuten lange "Checkerboards" mit einem wunderbar folkig geprägten Grundthema - nicht nur hier liefert Sänger Paul Rarick einen klasse Job ab und verleiht mit seinem klaren und weichen Organ den Songs von Tiles einen ganz eigenen Charakter. Am Ende dieser Aufnahmen mußten sich TILES übrigends einen neuen Drummer suchen, was den Bestand der Band aber niemals ernsthaft in Frage stellte.
Da freu ich mich über eine neue ABORTED-Scheibe und dann isses nur eine EP. Doof. Aber bis zum neuen Album ist es hoffentlich nicht mehr lang hin. Auf "The Haematobic" präsentieren die Belgier zwei neue Tracks, die qualitativ nahtlos an bekannte Songs anknüpfen und ABORTED in Höchstform zeigen. Da wird amerikanisch geballert, dass es eine wahre Freude ist, verpackt in eine klasse Produktion. ABORTED untermauern ihre Stellung als eine der momentan besten brutalen Death Metal-Bands und lassen Brutalität und Groove eine fruchtbare Symbiose eingehen. Drummer Dirk half bekanntlich bei Soilwork aus und ist bei den Franzosen Scarve eingestiegen (die ja wahrlich komplexe Mucke machen) und lässt seine Klasse mehr als einmal aufblitzen. "Drowned" von ENTOMBED hat einen typischen ABORTED-Sound bekommen, besitzt aber immer noch genug Wiedererkennungswert. Eine gelungene Verbeugung vor einer großen Band. Dann gibt’s noch einen neu aufgenommenen Track von der "The Purity Of Perversion", der sich im neuen Soundgewand natürlich um einiges besser und brutaler anhört. Zwei Live-Songs bilden den Abschluss, sind aber nicht wirklich berauschend. Für mich sollten Live-Songs wenigstens einige Publikumsgeräusche enthalten, das ist hier schon mal nicht der Fall. Und der Sound ist dazu auch nicht so der Bringer, muss echt nicht sein. Aufgenommen wurden die Tracks beim Party.San 2003, wo ABORTED auch gleich drei Songs mitgefilmt und als Videotrack auf die CD gepackt haben. Zu "Meticulous Invagination" findet sich auch noch ein Videoclip auf der Scheibe, den mein PC aber nicht wirklich abspielen wollte. Unterm Strich ein netter Appetithappen, aber wie jede EP will man einfach mehr.
Die Pfade des besonders umpfen Krachs zwischen death-mäßigem Rübe-abmontieren und blackigem Gekreische und Raserei sind so ausgefahren wie die A2 zwischen Dortmund und Berlin. Also erwarten wir von STORMRIDER zunächst mal wenig neues und werden positiv mit dem Wumms hinter der schnellen Nummer "The Other Side" überrascht und vom Midtempo-Monster "Completely Dead" zum Headbangen verleitet. Insgesamt wirkt "First Battle Won" sehr nach einem HYPO-Klon zu "Penetralia" oder "Obsculum..."-Zeiten - allerdings mit dem Sound, der heutzutage möglich ist. Ein Schelm, wer darüber lächelt, dass STORMRIDER natürlich dort im Abyss Studio aufgenommen haben - allerdings nicht mit ihrem mutmaßlichen Idol sondern "nur" mit Tommy Tätgren. Dafür, dass Sänger YX, Henrik, Morgan und Kristoffer Schweden sind und die größte Sehenswürdigkeit in ihrem Kaff ein Golfplatz ist, holzen sie zwischendurch ("The Beast") auch mal sehr amerikanisch herunter. Aber selbst dafür groovt es immer noch dick. Vielversprechender Nachwuchs also. Als Bonus ist auf der regulären CD ein Video von "Completely Dead" drauf, das ist witzig, aber die Qualität eher mäßig.
"Das ist mir zu viel Wüste" sagt der Torben und reicht mir die CD weiter. Zuviel Wüste kann’s doch gar nicht geben, was täte ich für eine KYUSS-Reunion? Fast so viel wie für ein At The Gates-Vereinigung…..ach was, mehr! ZEBULON zeigen sich deutlich von den Wüstensöhnen beeinflusst, auch wenn FU MANCHU ebenfalls ihre Spuren im schwedischen Ableger Arizonas hinterlassen haben. Gerade Drummer Thomas ist in seinem Spiel den alten Kyuss’schen Heldentaten nicht ganz unähnlich. Das Sunlight, in dem die Aufnahmen in insgesamt einem Jahr (!) über die Bühne gingen, zeigt sich von seiner erdigen Seite und hat "Troubled Ground" einen dumpf wummernden Sound gezimmert. Wahrscheinlich haben sie einfach zwei Tonnen Wüstensand nach Stockholm gekarrt damit das richtige Feeling aufkommt - wie auch immer sie es geschafft haben, ZEBULON sind ein würdiger Vertreter der schwedischen Wüstenszene und ziehen mit meinen bisherigen Favoriten ASTROQUEEN beinahe gleich. "Troubled Ground" strotzt vor eingängigen Stoner Rock-Hymnen, die vom fett wummernden Bass und wie erwähnt Thomas’ Schlagzeugspiel angetrieben werden und die üblichen Assoziationen wecken. Ihr wisst schon, Highways, Cabrios, Schnitten, Sonne, Dosenbier…. Wenn schon der Sommer nicht kommen will, können ZEBULON wenigstens nachhelfen und laden ein zur Traumreise in die Wüste. Schon einmal einen Mann auf Äther gesehen?
So kann man sich nur freuen, wenn man etwas wiedergefunden hat, was man lange vermisst hatte: "Turncoat", der zweite Song auf "Armageddon Mon Amour", zaubert mit seiner himmelsstrebenden Leadgitarre jedem Hörer zwingend ein Lächeln aufs Gesicht. Der Schlagzeuger drischt abwechselnd komplex-groovendes und noch viel zwingenderes Gebollere aus seinen Kesseln. Und dazu röhrt eine unverwechselbare Stimme in tiefstem Rachen religionsverachtende Texte. "The Beast Of Man" ist zurück, Johann Liiva hat nach dem unschönen Abgang bei ARCH ENEMY mit HEARSE im zweiten Anlauf endlich eine kongeniale neue Band gefunden, "Turncoat" ist der kompositorische "Evil Twin" von ARCH ENEMYs "Silverwing". Erbsenzähler rechnen jetzt den dreieinhalbten Anlauf vor, denn seit dem 2000er "Burning Bridges" ist diese Liebeserklärung ans Weltende schon der dritte volle Tonträger für Liiva, dazwischen lagen ein Album mit den zu kurzlebigen NONEXIST, eine EP und "Dominion Reptilian" mit HEARSE. "Dominion Reptilian" war nach meinem Geschmack noch zu umpf und stumpf zwischen draufhauen und Rock-Versuchen. Bei "Armageddon Mon Amour" ergänzen sich Schlagzeuger Max Thornell, Multi-Instrumentalist Matthias Ljung und Johann Liiva nun kongenial. Endlich. Erst vor dem Hintergrund filigraner Gitarrenleads kommt das "Brüllvolumen" von Johanns Stimme - wenn man das so nennen kann - so recht zur Geltung. HEARSE sind als Trio unterwegs, und so hat sich anscheinend jeder mal die Gitarre umgeschnallt, hier ein paar Bassspuren dazu getan, dort noch ein Riff - das Resultat ist fett. HEARSE machen nach einigen Umwegen da weiter, wo ARCH ENEMY zum Milleniumswechsel aufgehört haben, "The Crops Of Waste" und "In Love And War" verursachen Gänsehaut. Wir reden hier nicht von Diebstahl oder Kopie, aber hier sind im wesentlichen die Tradmarks versammelt, die ARCH ENEMY über die vergangenen Jahre abgestreift haben. So einfach sind die drei von HEARSE außerdem nicht mit einem Label zu bestickern, der Opener "Mountain Of The Solar Eclipse" fährt mit Vollgas auf dem Motorrad-Sozius von MOTÖRHEAD, "Tools" spielt mit Distortion und Depri-Stimmung. Kim Wildes "Cambodia" verliert die typische Achtziger-Beliebigkeit an Schweden-Gebolze alter Schule. Auf "Play Without Rules" wird noch einmal rumgebolzt, "Determination" ist unspektakulär im Midtempo und der Titelsong bereitet der Platte ein doomigen Ende. Aber das sagte der Name ja schon.
Ein Bandname, den man kaum aussprechen kann und ein Albumcover, das schlichtes Weiß mit ein paar Tropfen Blut präsentiert: was mag sich dahinter verbergen? TAOMENIZOO sind fünf Franzosen, die einen wilden Mix aus Industrial, Groove Metal und Nu Rock spielen, den man kaum richtig kategorisieren kann. Jedenfalls werfen die Stücke allesamt, auch nach mehrmaligem Hören, viele Fragezeichen auf. Hier und dort, wie etwa beim Song "Thorns", werden PRO - PAIN - artige Riffs mit etwas SLAYER vermischt, nur um dann bei "Victims" die typischen Shouts mit relaxten Parts zu vermischen und gegen Ende der Platte mechanische MINISTRY - Wiederholorgien zu starten. Dabei stehen die stets simplen, eingängigen, aber auf die gesamte Spielzeit auch sehr langweiligen Riffs im Vordergrund, die den wechselhaften, mal harten, mal melodischen Gesang untermalen. Die psychedelische Keule bleibt auch nicht außen vor und gelegentliche Ausflüge ins KORN - oder COAL CHAMBER - Repertoire werden dem Hörer nicht erspart. Oder kurz: man werfe einfach alles, was die "neurockige" Küche zu bieten hat, in einen Kochtopf, rühre 47 Minuten lang um und fertig ist diese Platte. Hier wäre weniger vermutlich viel mehr gewesen.
Beim Dortmunder Label People Like You liegt man eigentlich nie wirklich verkehrt: Genau wie bei Hellcat oder Epitaph erscheinen hier fast ausschließlich Platten, auf deren Qualität man sich verlassen kann. So auch bei der Compilation "Hi-Balls Are Rolling!" von ADAM WEST. Die aus Washington D.C. stammende Band (benannt nach dem Schauspieler Adam West, der in den 60ern den Batman in der gleichnamigen Serie spielte) ist gewissermaßen ein Phänomen, denn sie spielt einen Stil, den man sonst eher von skandinavischen Rockbands wie GLUECIFER und den HELLACOPTERS kennt: eine Mischung aus 60s und 70s Garagen-Punk und klassischem Rock, beeinflusst von Bands wie AD/CD, BLACK SABBATH, MOTÖRHEAD oder den MISFITS. Dass nach fünf Studio-Alben eine Compilation erscheint, obwohl es bereits vor zwei Jahren eine gab, macht im Falle ADAM WEST durchaus Sinn. Seit 1993 hat die Band nämlich an die 25 Singles, eine EP und über 20 Sampler-Beiträge veröffentlicht, die nicht auf den regulären Alben zu finden und dazu noch bei verschiedenen Labels erschienen sind, so dass den Fans hier jede Menge Raritäten geboten werden, u. a. auch Cover-Versionen wie AC/DS´s "Sin City" und "Psychotherapy" von den RAMONES. Die Platte ist dann auch wirklich die volle Breitseite: Energiegeladener Punk ´n Roll mit durchgetretenem Gaspedal. Schnörkellos und gradlinig und rocken die Jungs dermaßen dreckig ab, dass man einfach nicht ruhig sitzenbleiben kann. Ihren nordeuropäischen Kollegen stehen ADAM WEST dabei in keiner Weise nach...
Düster geht die Welt zu Grunde, wir alle haben es geahnt. STEREOMOTION legt sich thematisch auch gleich darauf fest, wie es sich für den Düsterelektroniker von heute eben so gehört. Hinter diesem Projekt steckt ein Mann, in der Musik steckt in erster Linie recht minimalistische Elektronik. Ganz weit weg vom poppigen Weiberelectro, mindestens genauso weit weg vom deutschen Industrial und doch von beidem ein bisschen. Die Melodien ändern sich langsam, sie stecken immer hinter den Beats zurück. Und ebendiese verlieren dann auch über die Distanz dieser Veröffentlichung etwas ihren Reiz. Hart und prägnant, aber mit wenig Abwechslung pumpen sie zu technoid und monoton. Die Melodien sind zweckdienlich und atmosphärisch aber auch wenig eingängig und eher verträumt als clubtauglich. Der männliche Gesang mit vergleichsweise softer Distortion nimmt den brachialen Beats etwas die Power und so ist die Musik auf eine kaum in Worte zu fassende Art spannungsgeladen und eintönig zugleich. Schwierige Sache und irgendwas fehlt hier noch ohne genau zu können was.
40 Minuten müssen wir beim Hören der Scheibe zum Glück nicht warten, der Einschlag erfolgt bereits nach wenigen Sekunden - einzig ein kurzes gesprochenes Intro muss man über sich ergehen lassen, bevor JUDGEMENT DAY losbrettern. Der jüngste Tag scheint dabei ein lokal begrenztes Phänomen zu sein, denn obwohl der Backatalog der Niederländer eine beachtliche Größe aufweist, sind sie mir bis zu dieser Scheibe noch nie zu Ohren gekommen. Die Erfahrung macht sich aber bezahlt und bemerkbar. Die Songs kommen gut auf den Punkt, knallen brutal aus den Boxen und die Mucker sind allesamt fit. Gerade die Saitenfraktion flitzt mit rasend schnellen Fingern übers Brett, kann aber auch mal einfach nur hammermäßig grooven ("Damnation For All"). Richtig deutlich wird die Klasse der Band beim Instrumental "20 Minutes To Impact", bei dem jeder mal die musikalischen Muckies spielen lassen darf. JUDGEMENT DAY bieten auf der Scheibe nicht viel Neues, variieren aber altbekannte Death Metal-Zutaten sehr geschickt und sind in der Veröffentlichungsflut sicher eine der herausragenden Bands. Wem die neue Deicide zu lasch, lahm oder schlicht zu kurz war, der dürfte bei JUDGEMENT DAY fündig werden. Genau wie alle, die einfach ein gepflegtes Stück brutalen amerikanischen Death Metal wollen.