Und es geht doch: Black-Metal-Bands können sich einerseits mit der Aura des Wahrheit, des Untergrunds umgeben und dennoch Alben machen, die über einen Sound verfügen, der einen doch einzelne Instrumente erkennen lässt - und eben nicht nur Snare und herum-sausende hohe Riffschwärme. Die Jungs aus dem niederen Bayern jedenfalls finden ausgezeichnet die Balance zwischen bombastischem Black-Metal, für den sogar in U-Bahnhöfen geworben wird und den fiesen Bands, über die sich immer wieder Vernunft-Banausen echauffieren. Hier gibt es tolle Melodien, sogar Keyboards und jede Menge Melancholie - nur mainstreamig, das wird es trotzdem nie. Sie mischen Celtic-Frost-Einfluss (wie bei "Self Mutilation") mit neuen Vorbildern wie Satyricon, Shining, Dissection oder auch Dark Funeral. Gelungen. Oder eindrucksvollen Sprechgesang und C.-Manson-Zitate. Auch fein. Die meist längeren Stücke beeindrucken mit Tempo-Varianz, mit Energie und Tiefe. Mehr als gelungen! DARK FORTRESS wollen vielleicht menschenfeindlich sein, sie fühlen sich vielleicht nicht geliebt und hassen sich selbst - wie es der Titel der CD andeutet und was die Musik auch wirklich beeindruckend rüberbringt. Ich aber, ich liebe "Stab Wounds". Und ich schätze, ich bleibe nicht der einzige. Klasse-Black-Metal-Album aus Deutschland. Wie ich las, mischen namhafte Kollegen wie Morbid von Forgotten Tomb, oder mighty Jens Ryden von Naglfar gästetechnisch auf dem Album mit. Nötig hätten das die Black-Seppel aber nie und nimmer gehabt.
Melodic (Hard)-Rock aus good old Germany - dieses Genre hat bereits seit den 80er Jahren eine sehr lange Tradition und wartet zwangsläufig auch immer wieder mit hochklassigen Alben auf wie zuletzt u.a. von JADED HEART, PINK CREAM 69 oder auch die Alpenländer von SHAKRA auf. An diese marktführenden Bands kommen FRONTLINE aus Nürnberg zwar (noch) nicht ganz heran aber die Jungs beweisen auf ihrem aktuellen Werk "The Seventh Sign", daß sie ganz knapp auf dem Sprung unter die Top Five stehen. Bereits die letzte reguläre CD "Against The World" hat mich durchaus überzeugen können, die leichten klanglichen JOURNEY Anleinen sind nun komplett verschwunden, es geht etwas mehr in die Hardrock Richtung. Was vielen gar nicht so bewußt sein wird - FRONTLINE gehören rein datumstechnisch (Gegründet bereits 1989) zu den ältesten Bands in hiesigen Landen aber es dauerte satte fünf Jahre, bis man letztendlich 1994 dass Debütalbum "The State Of Rock" im Kasten hatte und welches heute noch als Klassiker der Band bezeichnet wird. Es folgten Auftritte im Vorprogramm von u.a. GOTTHARD, CRASH TEST DUMMIES, BONFIRE, TYKETTO oder CASANOVA. Nach einem Line-up Wechsel Thomas "Hutch" Bauer (Bass) und Rami Ali (Drums; EVIDENCE ONE, SHYLOCK) kamen neu hinzu und nach einigen Problemen mit Labels nie veröffentlichtem Material usw. wurde es relativ still um die Band, so daß erst im Jahr 2000 mit AOR HEAVEN der Deal für "Right Attitude" folgte. Im Jahr 2002 starteten die Aufnahmen zu "Against The World" mit dem sich FRONTLINE zu Recht einige alte sowie neue Fans zurück eroberten. Wirklich bestechend gut und herausragend neben der tollen Stimme von Stephan Kämmerer sind die tollen zwei bzw. mehrstimmigen Gitarrensolos, die fast nahezu bei jedem Song mehr oder weniger stark betont eingestreut werden. Die Produktion ist mit einem klaren und relativ satten Sound ausgestattet (daran könnten sich einige Weichspülerbands in diesem Bereich mal ein Beispiel nehmen!), einprägsame Hooks gibt’s ebenfalls zu Hauf, wenn auch nicht immer auf durchgängig hohem Niveau. Vor allem gegen Schluß mangelt es ein bisschen an der Originalität, bei "Where Is The Love" erinnert der Anfang doch irgendwie stark an einige RICK SPRINGFIELD Songs aus der "Hard To Hold" Phase. Schwamm drüber "The Seventh Sign" überzeugt zusammenfassend gesehen doch mit solidem Handwerk und der ein oder anderen Songperle z.B. "Getaway", wobei ich weiterhin nicht gerade die Balladen (!) meine und dürften bei ihren Fans durchaus zu begeistern wissen. Alle übrigen Hardrockfans können ebenfalls problemlos ohne Zeitverschwendungsgefahr mal reinschnuppern. Ach ja, die limitierte Erstauflage im Digipack (die mir leider nicht vorlag) enthält noch den Bonustrack "Separate Ways" einem der geilsten Songs von JOURNEY überhaupt, schade hätte euch gerne gesagt, ob diese neue Version was kann, so halt eben nicht.
Die Gefahr eines Ruins ist groß. Ruin im Zeitalter des Überfluss. Die eigene Bankrott-Erklärung ist aber auch nah, wenn man sich auf Grund der Veröffentlichungsflut in Sachen "Neuer Welle des Amerikanischen Hard-Death-Heavy-Metal" bereits abwendet, ohne sich mit dem Output ordentlich zu beschäftigen. Dann nämlich gehen an einem so anständige Scheiben vorbei wie die Der Jungs hier aus Washington DC. Die fünf Mann mischen auf der Basis von melodischem Death Metal schwedischer Ausrichtung viele Hardcore-Elemente, Thrash-Teile und Metal-Mosaiksteinchen zusammen. Heraus kommen echte Ohrwürmer wie "Elapse", die den eigentlich-flammenden Urvätern zeigen, was eine harte Harke ist. Schön auch, dass die ständigen Wechsel zwischen den - immer noch verwandten - Stilrichtungen hier nicht stören, sondern die Scheibe sehr interessant machen. Obendrauf macht der Sound diese Scheibe so richtig fett. Einziger echter Wermutstropfen in meinem Freudenbecher: Der neue Sänger Ben Swan (vorher bei den mir nicht bekannten Samadhi) kreischt nicht selten in einer Art und Weise, die mir beizeiten auf die Nerven geht. Und das akustisch-tribalistische Stück "Serengeti" hätte ich nun genauso wenig gebraucht, wie den versteckten Krempel beim Schluss-Stück. Aber das sorgt auf keinsten Fall dafür, dass ich die Scheibe nicht mehr mag. Wem also In Flames aus irgendwelchen Gründen nicht mehr gefallen und wer jetzt doch endlich mal eine der tausenden Ami-New-HC-Death-weiß-ich-Kapellen antesten will, der liegt bei diesen Jungs richtig. Die sind nämlich noch lange nicht ruiniert.
Früher, damals - da waren CDs noch aus Vinyl und hießen Schallplatten, Festival für 100 Mark hätten wir nie besucht und Musiker waren allesamt langhaarige Kerle in evil Bandshirts. Vorbei. Bands wie PERFECT CHAOS bestehen zu drei Fünfteln aus kahl rasierten Typen, die mit Hatebreed-Shirt und jede Menge Tattoos bestens in eine Hardcore-Band passen würden. Aber nix da, PERFECT CHAOS sind kein neuer Ami-Hatebreed-Klon, sondern eine finnische Band, die modernen Thrash Metal spielt. Jaja, die Zeiten ändern sich, alles nicht mehr so einfach und eindeutig hehe. PERFECT CHAOS müssen sich natürlich an den Größen des Genres messen, THE HAUNTED, DIMENSION ZERO oder DEW-SCENTED halten als Vergleich her und werfen ihren großen Schatten auf die finnische Nachwuchscrew. Die kann zwar streckenweise mithalten, aber unterm Strich reicht es nur für einen Platz im Mittelfeld. Das liegt einmal an Sänger Aki, dessen Stimme viel sehr nach vorne gemischt wurde, dafür aber nicht variabel genug ist. Manchmal erinnert seine Leistung an MESHUGGAH, manchmal an SLAYER, manchmal an THE HAUNTED, aber mithalten kann er nicht. Die Riffs seiner Kumpane sind ganz cool und gehen teilweise gut ins Ohr ("Knife For An Eye"), haben aber noch die Konstanz der Konkurrenz. PERFECT CHAOS können in vielen Bereichen überzeugen und hinterlassen eine gute Visitenkarte, aber mit dem Erstling können sich noch nicht in die Reihen der Großen aufschließen. Wenn sie so weiter machen, wird das aber noch, da bin ich mir sicher.
Mit ihrem ersten Album "Life On Display" versuchen die Berliner COLORED N’BLIND sich in der Alternative/Rockszene über die Hauptstadt hinaus einen Einstieg zu verschaffen. Leicht werden sie es dabei nicht haben, denn an der Mischung von Alternative und Grunge versuchen sich nicht nur in Deutschland unzählige Bands - hier geben die (zum größten Teil gehypten) Acts aus Nordamerika die Schlagzahl vor. Das Quartett weist vom Songwriting her Potential auf, musikalisch ist auch alles in Ordnung - die Produktion dagegen könnte noch ein wenig mehr Druck vertragen, passt aber ansonsten schon. Vor allem die Stimme des in Berlin gelandeten Ex-Stuttgarters Marc kann überzeugen, erinnert sie doch zum Teil ein wenig an die Chartbreaker von Puddle Of Mud. Die Tracks sind überwiegend im unteren Mid-Tempobereich angesiedelt. Intro und Opener "Daydream" kommen gut aus den Boxen und machen Lust auf mehr. Das Niveau kann aber nicht durchgehend gehalten werden. Während der Titeltrack "Life On Display" wiederum passt und das darauf folgende "Summer" ein Highlight des Albums darstellt würde man sich bei Tracks wie "One Honest Thought" oder "Gentle Lies" doch ein wenig mehr Zug nach vorne wünschen - die Songs lassen trotz angestrebtem "heftigem" Mittelpart einfach etwas Tempo/Power vermissen. Mit dem anschließenden, fast 12-minütigen "With You" wagt man sich ein bisschen aus den Standards heraus - und das kann man als wirklich gelungen bezeichnen. Von der Vorstellung der Berliner bin ich also durchaus angetan und die Songs dürften vor allem Live ihre Wirkung auf die Zuhörer entfalten. Aber das Album an sich ist musikalisch zwar solide, jedoch einfach einen Tick zu unspektakulär und lässt die letzte Finesse vermissen um aus der Masse der unzähligen Veröffentlichungen herauszuragen. Für Interessierte: geben tut es das Teil auf der echt gut gemachten Homepage für schlappe 5,- Euro - da kann man allerdings nun gar nichts sagen. Und vorher anhören kann man sich von COLORED N’BLIND da auch noch was.
Besser spät als nie. Gut Ding will Weile haben. Welch in diesem Zusammenhang blasphemisches Wiederkauen von Altbekanntem. Wo LIQUID GOD dieses doch so fremd sein muss. Anders lässt sich "Nangol" nicht erklären. Die mittlerweile fast komplett in Norddeutschland lebenden Jungs - lediglich Bassist Gregore bewohnt noch den Süden - haben sich lange Zeit gelassen. Über ein Jahr ist verstrichen seit dem ersten Studioaufenthalt, lange hat man danach am richtigen Sound gewerkelt bis alles passte. Und verdammt, es passt alles. "Nangol" ist ganz sicherlich nicht die leichte Kost zum ohnehin verpatzen Sommeranfang. "Nangol" ist vielmehr die komplexe Bereicherung für alle, die mit TOOL und OPETH, der Verbindung dieser oder der Weiterführung des Einzelnen glücklich werden. Diese Vergleiche sind eigentlich fehl am Platz, und "Nangol" hochgradig eigenstädnig. Das gewitzte Songwriting, die stimmigen Sounds und die einmalig variablen Vocals von Filius und Grace lassen sich aber anders kaum in Worte fassen. Einer der besten Songs von LIQUID GOD, "Silent Terror", zeigt stellvertretend massiv den Ideenreichtum in ihren Songs, der sich hier in einem beinahe gänzlichen Fehlen klassischer Songstrukturen manifestiert. Gesangliche Vielfalt dominiert nicht nur "Silent Terror" sondern das gesamte Album "Nangol": PINK FLOYD, FAITH NO MORE, spannungsgeladenes Flüstern und viele böse Growls bis hin zu cleanem Gesang mit leichtem Pathos. Bisweilen ruhiger ("Nothing Left"), monumental düster ("Beyond The Realms Of Reality"), Death Jazz ("Follow Me") oder etwas unbeschwert rockender ("Nails”) - ohne mindestens eine nicht vorhersehbare Wendung im Song, geht aber keiner ihrer melancholischen Rock und komplexen Dark/Death Songs zu Ende. Schwer in den Zusammenhang einzuordnen bleibt lediglich das gesampelte Intro zu "Be My Clown". Da aber vieles hier nicht sofort nachzuvollziehen ist, schmälert das den Anspruch nicht, sondern verlockt zu weiteren Durchgängen um noch mehr Details zu entdecken. "Nangol" gibt es für 8EUR+Porto auf der Bandhomepage.
Die schweizer Combo FALLING SILENCE (Tessin oder so) servieren mit "Dog’s Life" ihr zweites Output und präsentieren dabei eine schwer einzuordnende Mixtur aus Nu-Metal, Alternativesound und einfach harter Musik. Am ehesten kann man sie hierzulande noch mit den frühen Guano Apes vergleichen, deren melodische Eingängigkeit aber eher selten erreicht wird. FALLING SILENCE setzen da eher auf Aggressivität und Härte. Der Gesang wechselt des öfteren zwischen Sängerin Lore und Gitarrist/Sänger Seba (deren Stärke beiderseits aber eher in jenen aggressiveren Parts/Shouts liegt als in melodischen Gesangslinien). Dies sorgt aber für ebenso gelungene Abwechslung wie jene Tracks, welche nicht in englisch, sondern in italienisch (das gut gelungenen "Sientate Un Momento" und "Nelle Mie Note (Tutta La Rabbia)") oder gar in spanisch ("Trapalleiros Forajidos") gehalten sind. Zu den "südländischen" Tracks gesellen sich insbesondere noch das abwechslungsreiche und durchaus eingängige "Lost Animals" und das heftige "One Against All" welche zu den Stärken von "Dog’s Life" zählen. Dazu kommt noch der ungewöhnliche, akustische Rausschmeißer "Can’t Live Without Water". "Dog’s Life" - "Auf den Hund gekommen" - na ja, nicht ganz. Denn voll überzeugen können mich FALLING SILENCE leider nicht, dafür müssten sie den Songs noch einen Tick mehr Melodie verleihen, die Kompositionen einen Tick durchdachter sein und das eine oder andere doch besser im Ohr hängen bleiben - aber das kann ja noch werden, denn wie gesagt, genügend gute Ansätze sind vorhanden und produktionstechnisch ist auch schon alles im grünen Bereich. Für Fans von ungewöhnlichem Crossoversounds sollte mal ein Reinhören kein Fehler sein.
"Black Lotus", der Vorgänger zur aktuellen MCD, ist noch kein Jahr alt, da verziehen FALLEN ANGELS sich schon wieder im Studio und holzen das nächste Geschoß ein. Und wie schon beim Vorgänger gibt’s melodischen Schwedentod, bei dem wieder alles stimmt. Hier steht uns Großes ins Haus! Wenn FALLEN ANGELS so weitermachen, werden sie bald mit Soilwork und In Flames in einem Atemzug genannt werden. Mehr noch als beim Vorgänger hat das Keyboard eine wichtige Rolle im Sound der Schweden übernommen und erinnert jetzt oft an Soilwork’sche Songs, während der Songaufbau mehr und mehr ein Mix aus melodischem Schwedentod, klassischem Heavy Metal und brutalem Death ist. Das Ergebnis ist einfach nur geil und kann mit Soilwork (die für den Anfang von "Misanthropic Coil" mehr als nur Pate standen) locker mithalten. Sänger Richard hat sich noch einen Tick weiterentwickelt (seine Leistung auf "Black Lotus" war schon groß) und ist ein variabler Shouter geworden, der immer noch sehr viel Giftigkeit versprüht und dadurch einen gelungenen Kontrast zu den stellenweise zuckersüßen Keyboardmelodien bildet. FALLEN ANGELS haben es locker geschafft, das hohe Niveau des Vorgängers zu halten und vier weitere erstklassige Songs zu schreiben, die für Aufsehen sorgen werden und die Band einen großen Schritt voranbringen werden. FALLEN ANGELS werden ihren Weg machen und irgendwann In Flames locker in die Tasche stecken, da bin ich mir sicher!
Zu CARNAL FORGE habe ich ein zwiespältiges Verhältnis. Live immer eine Macht, aber auf Platte mit zuviel dunklen Flecken - die Schweden konnten ihre unglaubliche aggressive Live-Intensität nie wirklich auf CD bannen. Das ist ihnen auch mit "Aren’t You Dead Yet?" nicht vollständig gelungen, denn gleich zu Anfang sind die beiden schwächsten Songs des Albums zu hören. "Decades Of Despair" und "My Suicide" klingen für mich nach Standard-Schweden-Geschrubbe, nix halbes und nix ganzes. Das macht nicht gerade Mut für den Rest der Pladde, auch wenn Jonas’ Gesang bereits bei diesen beiden Songs über jeden Zweifel erhaben ist. "Burn Them Alive" läutet dann aber die Wende ein. CARNAL FORGE besinnen sich auf ihre Stärken (neben Jonas’ geiler Stimme): gnadenlose Riffs, die sich in den Hirnwindungen festfressen, rasend schnelle Songs, die brutal as fuck aus den Boxen knallen und trotzdem eingängig ohne Ende sind. CARNAL FORGE vermischen schwedischen Death Metal Marke AT THE GATES wieder gekonnt mit modernem Thrash Metal und spielen mit den letzten Songs der neuen Scheibe wieder in einer Liga mit THE HAUNTED oder DIMENSION ZERO, obwohl letztere noch einen Tick besser sind, jedenfalls für meine Ohren. CARNAL FORGE haben ihre besten Momente, wenn sie sich auf ihre melodischen Wurzeln (ATG) berufen und die Gitarrenjungs einfach mal zaubern lassen ("Waiting For Sundown") - und bei "Inhuman", dem Knallersong der Platte schlechthin. Hätten CARNAL FORGE vom Start weg ein solches Niveau gehabt, wäre "Aren’t You Dead Yet?" ein richtig fetter Hit geworden.
Dem einen oder anderen wird der Name RAY WILSON bekannt vorkommen - und dies aus zweierlei Gründen. Da hatte Mr. Wilson 1996/97 erstens mal ein kurzes Zwischenspiel bei Genesis als Nachfolger von Phil Collins (mit dem Album "Calling All Stations"); aber das Zweitens dürfte dem geneigten Rockfan eher zusagen. War der Mann aus dem schottischen Edinburgh doch zusammen mit seiner Band Stiltskin für den 1994er Hit "Inside" und das dazugehörige Klassealbum "The Mind’s Eye" verantwortlich. Und was damals galt, gilt noch immer: RAY WILSON hat eine Ausnahmestimme - keine Frage; aber auch immer etwas Pech mit seiner Karriereplanung. Mit "The Next Best Thing” präsentiert RAY WILSON den Nachfolger seines letztjährigen Solodebüts "Change” und ein Album mit dem er in seiner Musikerkarriere einen gehörigen Schritt nach vorne machen könnte. Während auf "Change" fast nur akustische Töne dominierten, hat Mr. Wilson auf "The Next Best Thing” eine gelungene Mischung aus eben jenen akustischen Titeln ("How High", "Alone", die wunderschönen Ballade "Sometimes") gepackt und Songs welche neben den Folkparts auch eine Portion Rock mit viel Emotionen transportieren ("The Fool In Me" und das laute "Pumpkinhead"). Anspieltipps sind der thematisch Inhaltschweren Opener "These Are The Changes" (ist auch die Single), das Gänsehautstück "Ever The Reason", das ganz starke, teilweise akustische, teilweise rockende "Magic Train" und das autobiografische "The Actor", in welchem er seine Erfahrungen mit Genesis musikalisch verarbeitet und das was von ihm danach übrig blieb ("I felt like a actor who had lost his audience”). Mit dem Cut-Song "Adolescent Breakdown” gibt es eine gelungene Neueinspielung eines Songs als Wilson bei eben jener Alternative-Band Cut mit am Start war. Über die zweite Neueinspielung, den Stiltskin-Megahit "Inside” kann man geteilter Meinung sein - aber ein Klassesong ist es noch immer und die Frage ob der Track das Album ungebührlich aufwertet ist eigentlich auch nicht von Belang, denn die anderen 11 Titel bürgen für genügend Qualität, so dass man "Inside" getrost als Bonus sehen kann. RAY WILSON hat das Album selbst produziert, dabei seine Stimme vorzüglich in Szene gesetzt und mit "The Next Best Thing” ein echt schönes Rockalbum zum genießen geschaffen - Geheimtipp für ruhige Stunden bei guter Laune (reinschnuppern kann man auf der Homepage von Mr. Wilson).