Besser spät als nie. Gut Ding will Weile haben. Welch in diesem Zusammenhang blasphemisches Wiederkauen von Altbekanntem. Wo LIQUID GOD dieses doch so fremd sein muss. Anders lässt sich "Nangol" nicht erklären. Die mittlerweile fast komplett in Norddeutschland lebenden Jungs - lediglich Bassist Gregore bewohnt noch den Süden - haben sich lange Zeit gelassen. Über ein Jahr ist verstrichen seit dem ersten Studioaufenthalt, lange hat man danach am richtigen Sound gewerkelt bis alles passte. Und verdammt, es passt alles. "Nangol" ist ganz sicherlich nicht die leichte Kost zum ohnehin verpatzen Sommeranfang. "Nangol" ist vielmehr die komplexe Bereicherung für alle, die mit TOOL und OPETH, der Verbindung dieser oder der Weiterführung des Einzelnen glücklich werden. Diese Vergleiche sind eigentlich fehl am Platz, und "Nangol" hochgradig eigenstädnig. Das gewitzte Songwriting, die stimmigen Sounds und die einmalig variablen Vocals von Filius und Grace lassen sich aber anders kaum in Worte fassen. Einer der besten Songs von LIQUID GOD, "Silent Terror", zeigt stellvertretend massiv den Ideenreichtum in ihren Songs, der sich hier in einem beinahe gänzlichen Fehlen klassischer Songstrukturen manifestiert. Gesangliche Vielfalt dominiert nicht nur "Silent Terror" sondern das gesamte Album "Nangol": PINK FLOYD, FAITH NO MORE, spannungsgeladenes Flüstern und viele böse Growls bis hin zu cleanem Gesang mit leichtem Pathos. Bisweilen ruhiger ("Nothing Left"), monumental düster ("Beyond The Realms Of Reality"), Death Jazz ("Follow Me") oder etwas unbeschwert rockender ("Nails”) - ohne mindestens eine nicht vorhersehbare Wendung im Song, geht aber keiner ihrer melancholischen Rock und komplexen Dark/Death Songs zu Ende. Schwer in den Zusammenhang einzuordnen bleibt lediglich das gesampelte Intro zu "Be My Clown". Da aber vieles hier nicht sofort nachzuvollziehen ist, schmälert das den Anspruch nicht, sondern verlockt zu weiteren Durchgängen um noch mehr Details zu entdecken. "Nangol" gibt es für 8EUR+Porto auf der Bandhomepage.
Die schweizer Combo FALLING SILENCE (Tessin oder so) servieren mit "Dog’s Life" ihr zweites Output und präsentieren dabei eine schwer einzuordnende Mixtur aus Nu-Metal, Alternativesound und einfach harter Musik. Am ehesten kann man sie hierzulande noch mit den frühen Guano Apes vergleichen, deren melodische Eingängigkeit aber eher selten erreicht wird. FALLING SILENCE setzen da eher auf Aggressivität und Härte. Der Gesang wechselt des öfteren zwischen Sängerin Lore und Gitarrist/Sänger Seba (deren Stärke beiderseits aber eher in jenen aggressiveren Parts/Shouts liegt als in melodischen Gesangslinien). Dies sorgt aber für ebenso gelungene Abwechslung wie jene Tracks, welche nicht in englisch, sondern in italienisch (das gut gelungenen "Sientate Un Momento" und "Nelle Mie Note (Tutta La Rabbia)") oder gar in spanisch ("Trapalleiros Forajidos") gehalten sind. Zu den "südländischen" Tracks gesellen sich insbesondere noch das abwechslungsreiche und durchaus eingängige "Lost Animals" und das heftige "One Against All" welche zu den Stärken von "Dog’s Life" zählen. Dazu kommt noch der ungewöhnliche, akustische Rausschmeißer "Can’t Live Without Water". "Dog’s Life" - "Auf den Hund gekommen" - na ja, nicht ganz. Denn voll überzeugen können mich FALLING SILENCE leider nicht, dafür müssten sie den Songs noch einen Tick mehr Melodie verleihen, die Kompositionen einen Tick durchdachter sein und das eine oder andere doch besser im Ohr hängen bleiben - aber das kann ja noch werden, denn wie gesagt, genügend gute Ansätze sind vorhanden und produktionstechnisch ist auch schon alles im grünen Bereich. Für Fans von ungewöhnlichem Crossoversounds sollte mal ein Reinhören kein Fehler sein.
"Black Lotus", der Vorgänger zur aktuellen MCD, ist noch kein Jahr alt, da verziehen FALLEN ANGELS sich schon wieder im Studio und holzen das nächste Geschoß ein. Und wie schon beim Vorgänger gibt’s melodischen Schwedentod, bei dem wieder alles stimmt. Hier steht uns Großes ins Haus! Wenn FALLEN ANGELS so weitermachen, werden sie bald mit Soilwork und In Flames in einem Atemzug genannt werden. Mehr noch als beim Vorgänger hat das Keyboard eine wichtige Rolle im Sound der Schweden übernommen und erinnert jetzt oft an Soilwork’sche Songs, während der Songaufbau mehr und mehr ein Mix aus melodischem Schwedentod, klassischem Heavy Metal und brutalem Death ist. Das Ergebnis ist einfach nur geil und kann mit Soilwork (die für den Anfang von "Misanthropic Coil" mehr als nur Pate standen) locker mithalten. Sänger Richard hat sich noch einen Tick weiterentwickelt (seine Leistung auf "Black Lotus" war schon groß) und ist ein variabler Shouter geworden, der immer noch sehr viel Giftigkeit versprüht und dadurch einen gelungenen Kontrast zu den stellenweise zuckersüßen Keyboardmelodien bildet. FALLEN ANGELS haben es locker geschafft, das hohe Niveau des Vorgängers zu halten und vier weitere erstklassige Songs zu schreiben, die für Aufsehen sorgen werden und die Band einen großen Schritt voranbringen werden. FALLEN ANGELS werden ihren Weg machen und irgendwann In Flames locker in die Tasche stecken, da bin ich mir sicher!
Zu CARNAL FORGE habe ich ein zwiespältiges Verhältnis. Live immer eine Macht, aber auf Platte mit zuviel dunklen Flecken - die Schweden konnten ihre unglaubliche aggressive Live-Intensität nie wirklich auf CD bannen. Das ist ihnen auch mit "Aren’t You Dead Yet?" nicht vollständig gelungen, denn gleich zu Anfang sind die beiden schwächsten Songs des Albums zu hören. "Decades Of Despair" und "My Suicide" klingen für mich nach Standard-Schweden-Geschrubbe, nix halbes und nix ganzes. Das macht nicht gerade Mut für den Rest der Pladde, auch wenn Jonas’ Gesang bereits bei diesen beiden Songs über jeden Zweifel erhaben ist. "Burn Them Alive" läutet dann aber die Wende ein. CARNAL FORGE besinnen sich auf ihre Stärken (neben Jonas’ geiler Stimme): gnadenlose Riffs, die sich in den Hirnwindungen festfressen, rasend schnelle Songs, die brutal as fuck aus den Boxen knallen und trotzdem eingängig ohne Ende sind. CARNAL FORGE vermischen schwedischen Death Metal Marke AT THE GATES wieder gekonnt mit modernem Thrash Metal und spielen mit den letzten Songs der neuen Scheibe wieder in einer Liga mit THE HAUNTED oder DIMENSION ZERO, obwohl letztere noch einen Tick besser sind, jedenfalls für meine Ohren. CARNAL FORGE haben ihre besten Momente, wenn sie sich auf ihre melodischen Wurzeln (ATG) berufen und die Gitarrenjungs einfach mal zaubern lassen ("Waiting For Sundown") - und bei "Inhuman", dem Knallersong der Platte schlechthin. Hätten CARNAL FORGE vom Start weg ein solches Niveau gehabt, wäre "Aren’t You Dead Yet?" ein richtig fetter Hit geworden.
Dem einen oder anderen wird der Name RAY WILSON bekannt vorkommen - und dies aus zweierlei Gründen. Da hatte Mr. Wilson 1996/97 erstens mal ein kurzes Zwischenspiel bei Genesis als Nachfolger von Phil Collins (mit dem Album "Calling All Stations"); aber das Zweitens dürfte dem geneigten Rockfan eher zusagen. War der Mann aus dem schottischen Edinburgh doch zusammen mit seiner Band Stiltskin für den 1994er Hit "Inside" und das dazugehörige Klassealbum "The Mind’s Eye" verantwortlich. Und was damals galt, gilt noch immer: RAY WILSON hat eine Ausnahmestimme - keine Frage; aber auch immer etwas Pech mit seiner Karriereplanung. Mit "The Next Best Thing” präsentiert RAY WILSON den Nachfolger seines letztjährigen Solodebüts "Change” und ein Album mit dem er in seiner Musikerkarriere einen gehörigen Schritt nach vorne machen könnte. Während auf "Change" fast nur akustische Töne dominierten, hat Mr. Wilson auf "The Next Best Thing” eine gelungene Mischung aus eben jenen akustischen Titeln ("How High", "Alone", die wunderschönen Ballade "Sometimes") gepackt und Songs welche neben den Folkparts auch eine Portion Rock mit viel Emotionen transportieren ("The Fool In Me" und das laute "Pumpkinhead"). Anspieltipps sind der thematisch Inhaltschweren Opener "These Are The Changes" (ist auch die Single), das Gänsehautstück "Ever The Reason", das ganz starke, teilweise akustische, teilweise rockende "Magic Train" und das autobiografische "The Actor", in welchem er seine Erfahrungen mit Genesis musikalisch verarbeitet und das was von ihm danach übrig blieb ("I felt like a actor who had lost his audience”). Mit dem Cut-Song "Adolescent Breakdown” gibt es eine gelungene Neueinspielung eines Songs als Wilson bei eben jener Alternative-Band Cut mit am Start war. Über die zweite Neueinspielung, den Stiltskin-Megahit "Inside” kann man geteilter Meinung sein - aber ein Klassesong ist es noch immer und die Frage ob der Track das Album ungebührlich aufwertet ist eigentlich auch nicht von Belang, denn die anderen 11 Titel bürgen für genügend Qualität, so dass man "Inside" getrost als Bonus sehen kann. RAY WILSON hat das Album selbst produziert, dabei seine Stimme vorzüglich in Szene gesetzt und mit "The Next Best Thing” ein echt schönes Rockalbum zum genießen geschaffen - Geheimtipp für ruhige Stunden bei guter Laune (reinschnuppern kann man auf der Homepage von Mr. Wilson).
Nichts grundsätzlich neues gibt von der DONOTS Front zu vermelden, denn nach der für meinen Geschmack doch höchsten relativ durchschnittlichen ersten Single "We Got The Noise" kommt nun das (fast) gleichnamige Album hinterher, wobei auch hier auf altbewährte Soundstrickmuster gesetzt wird. Apropos .. leider lag mir für dieses Review, wohl aus "Kopierschutzgründen" nur eine altehrwürdige Musikkassette mit 10 ungemasterten (!) Songs (auf der CD werden sogar 13 Titel drauf sein) vor, weshalb ich über die klanglichen Qualitäten absolut nichts sagen kann. Wie gehabt auch auf Album Nummero vier bietet der Fünfer sein schon gewohnte chartskompatible Rockkost mit diesem typische relativ glatt polierten Partypunk in poplastiger Ausprägung, große Variationen sind eher minimal. Der große Hammersong ist, wie auch schon auf dem Vorgängeralbum, leider wieder nicht enthalten, obwohl das schmissige "It’s Over" oder "Jerk Parade" gar nicht soo schlecht ausgefallen sind und allemal besser daherkommen als die erste Single. Nach der zurecht sehr erfolgreichen Cover EP "We’re Not Gonna Take It" (kommt übrigends im Liveprogramm immer spitzenmäßig rüber!) treten die DONOTS kompositorisch schon ein wenig auf der Stelle und haben es (noch) nicht geschafft das Debütalbum zu toppen und einen Song mit den Qualitäten von "What Ever Happened to The 80’s" sucht man auch diesmal vergeblich. Klar, die knappen drei Minuten Tracks sind mit den vielen Aahs und Ohhs sowie dem obligatorischen Mitgrölcharakter nie wirklich schlecht geraten aber insgesamt nur Durchschnitt und halt irgendwie nicht so prickelnd. Eine gewisse Gleichförmigkeit, was die Machart betrifft ist daher als klarer Kritikpunkt für "Got The Noise" festzuhalten, die Ausnahme bildet vielleicht das etwas melancholische "Simple". Bei dem schnellen "Knowledge" gibt’s dann sogar mal ein richtig geiles Gitarrensolo zu hören, was ja ansonsten eher nicht so häufig bei den Münsteranern zu finden ist. Zukünftig sollten die DONOTS vielleicht doch etwas stärker u.a. auch solche Stilmittel einsetzen, dann kommt man auch wieder etwas weg vom negativen "Kinderpunk" Image und könnte sich punktueller in die erwachsenere "Rotzrock" Richtung weiterentwickeln?! Die Scheibe dürfte, wer hätte es geahnt, am besten natürlich bei einer rasanten Autofahrt bei offenen Faltdach zünden. Für die mittlwerweile recht zahlreiche Fangemeinde dürften meine Einwände auch sowieso eher unerheblich sein, da der Spaßfaktor insgesamt doch paßt und die Jungs zugegebener Maßen (bisher) immer noch eine bessere Liveband sind, als der Output auf ihren regulären (letzten) Alben.
Anfangs war ich von "Yearning" ja nicht sonderlich begeistert, das klang mir alles viel zu sehr nach Morbid Angel. Aber nach und nach entfaltete sich die Klasse von VOX INTERIUM und mittlerweile ist "Yearning" echt ne fette Scheibe geworden. Zwar immer noch deutlich von morbiden Engeln beeinflusst, aber mit genügend Eigenständigkeit. Amerika an sich scheint von Polen aus betrachtet ein tolles Land zu, Schweden wohl eher nicht. Der Gitarrensound auf "Yearning" ist eine 1:1-Kopie des Morbid Angel-Sounds, aber da die Songs etwas straighter als beim Vorbild sind und viel besser im Ohr bleiben ist das schon ok. Überhaupt setzen VOX INTERIUM nicht so sehr auf frickelige Parts, sondern eher auf Mid Tempo-Stampfer ("Wooden Wars"), in denen sich aber immer noch genügend anspruchsvolle Abschnitte verstecken, die die Polen souverän meistern. Sänger Peter growlt sich routiniert einen ab, wird dabei hin und wieder von strangen Backing Shouts unterstützt und macht seine Sache im Allgemeinen ziemlich gut. Richtig cool ist den Polen "Reality When You Die" gelungen - ein GOREFEST-Cover von der "False”, womit VOX INTERIUM bei mir schon ordentlich Pluspunkte gesammelt haben hehe. "Yearning" ist ein ziemlich gutes amerikanisches Death Metal-Album geworden, das mehr als nur der Lückenfüller bis zur nächsten Vader-Scheibe ist.
Ein ästhetisch gelungenes Cover - Artwork, ein cooler Albumtitel und eine dreifache Gitarrenfront, von der im Info verkündet wird, machen schon neugierig auf das versprochene Brett irgendwo in der Schnittmenge aus atmosphärischem Doom - und Death Metal. Ok, CD eingelegt und dem Opener "Morphia" knappe 16 Minuten lang gelauscht: der totale Hammer! Ein netter Keyboard - Teppich, der in der Tat ein schön düsteres Flair verbreitet, dazu ein Gitarrensound, der an ganz frühe PARADISE LOST erinnert und ein MORTICIAN - ähnliches Grunzgegurgel werden in einem Tempo dargeboten, das selbst die treuesten SAINT VITUS - Anhänger wie Speed Metaller dastehen lässt. Ist Song Nr. 1 dann überstanden, wird mit "The Blood Of The Eyes" über zwölf Minuten lang nachgelegt und wenn man gut aufpasst, dann merkt man sogar, dass jetzt ein anderer Song läuft. Immer noch dudelt die monotone Slo Mo - Rifforgie im Hintergrund, wieder hört man nicht viel von der Triple Axe und Greg Chandler (eigentlich steht dieser Nachname für Doom - Qualität…) brummt und krächzt langsam vor sich hin. Oh, es läuft schon Song Nr. 3, "Grey Day", und er dauert nur 17 Minuten. Stil: siehe Songs Nr. 1 und 2, Veränderungen: keine, packende Momente: Null. Song Nr. 4, "Arcane Dissolution" ist dann eine reine, gruselige Soundcollage ohne Gitarren und Sinn, die höchstens auf einen Horrorfilmsoundtrack passen würde, dafür aber mit etwas über fünf Minuten Spielzeit erfreulich kurz geraten ist. Vielleicht ist das hier auch die ganz große Kunst der vertonten Düsternis und der Wegweiser für alle Schwarzmucker des neuen Jahrtausends?! Die fünf Engländer mögen hier einen Meilenstein aufgestellt haben, der mein Kunstverständnis um Welten übersteigt, aber selbst als Fan der finstersten, langsamsten und an den Nerven zerrendsten Doom - Mucke kann man dieses Werk niemandem empfehlen. Grausam und wohl nur etwas für Esoteriker!
DEATH! Ganz einfache Sache. GORY BLISTER klingen wie DEATH, obwohl ich bei dem Bandnamen mit (mehr oder weniger stumpfen) Goregrind gerechnet hätte. Sobald aber Sänger Adry den Mund aufmacht kommt einem Chuck in den Sinn. Genau, aber wirklich ganz genau, die gleiche Stimme wie der viel zu früh verblichene DEATH-Mastermind. Nicht nur Adry hat sich an DEATH orientiert, auch der Rest der GORY BLISTER-Bande hat eine hörbare Vorliebe für technischen Death Metal, der frappierend an "Individual Thought Patterns" oder "Human" erinnert. Die Songs sind dabei einen Tick brutaler, glänzen durch … interessante… Breaks, einen Haufen technischer Spielereien ("A Gout From The Scar") und den Wechsel zwischen rasend schnellen brutalen und gemäßigten Parts, der immer flüssig und ohne aufgesetzt zu wirken vonstatten geht. GORY BLISTER haben sicher nicht den Anspruch im Death Metal völlig neue Wege zu gehen - jedenfalls hoffe ich das hehe, denn dazu ist "Art Bleeds" viel zu dich am großen Vorbild. Da aber von DEATH nix Neues mehr zu erwarten ist und man gut gemachten technischen Death Metal heute nicht mehr all zu oft hört, sollten DEATH-Fans GORY BLISTER eine faire Chance geben. Die Platte ist einfach der Hammer - wären noch ein, zwei Stücke mehr drauf (und sie damit länger als die durchschnittliche Deicide-Scheibe), wäre "Art Bleeds" ein echter Knaller, so bleibt ein mehr als gutes Lebenszeichen der Italiener und das Herz des DEATH-Fans lacht. Was ist eigentlich mit der neuen ILLOGICIST-Scheibe?
Album des Jahres. Von dieser vollmundigen Ankündigung gibt es drei Arten: Die Katergorie "Ohrenkaugummi" springt einen beim ersten Anhören förmlich an, aber nach spätestens zwei Wochen hinterläßt das Hörfutter einen abgelutschten Nachgeschmack und man kann sehen, wo man mit der teuren Neuanschaffung bleibt. Und mit der Peinlichkeit, andere dazu verleitet zu haben... Die Alben der zweiten Art gehen zunächst unter und landen erst Monate später in ewigen Bestenlisten, nachdem die Band sich längst aufgelöst hat, REFUSED können davon ein Lied singen. Und dann gibt es diese seltenen Exemplare, auf die man sich schon vorher freut, die einen nicht enttäuschen, trotzdem überraschen - und deren Genuß anhält. Dieses seltene Glück hält mit jedem Hören neue Facetten bereit und wirkt doch wie ein lange bekannter Freund. Beim ersten Durchlauf machen solche Platten Spaß und nach der 1000. Drehung freut man sich immer noch drüber.
So eine Nadel im Heuhaufen ist "The Exploder" von MANNHAI. Knuffig zum Autofahren ("Two Roads", "Heads Against The Stones") und zum Gas geben wie der "Highway Star" von Deep Purple ("Mr Out Of Sight"), Melodien, die die Herzen zum Schmelzen bringen ("Lonesome"), Blues-Nights in White Satin - äh, mitten auf der Bühne bei den Doors und The Cult, die Spiegelkugel anheulen ("Broken Chains", "Behind The Trees"). Glamrock! ("Rock To The Top")! Auf dem Cover kämpft ein Tiger mit einer Schlange, aber MANNHAI sind mit ihrem Debüt "The Sons Of Yesterday´s Black Grouse" nicht als (Stonerrock-) Tiger losgesprungen, um als Bettvorleger zu landen. Stoner sind sie definitiv nicht mehr, aber sie wissen wo sie herkommen, und das macht den Blues ("TNT Mountain") interessant, das würzt den Soul. So hört sich eine Band an, die sich um nichts mehr schert, nicht darum, wie "in" retro gerade ist, nicht um die zulässige Höchtbeladung an Pathos, MANNHAI kümmern sich um nichts anders mehr als um den perfekten Song - und kommen ihm auf "The Exploder" ein paar Mal gefährlich nahe. Wer solche Melodien aus der Gitarre schüttelt, an den habe ich fast keine Fragen mehr. Und dann diese Stimme. Joãnitor Muurinen singt und schreit, wimmert und gröhlt, röhrt und beschwört. Ein derart variantenreiches Organ hat außer ihm nur noch THE CULT-Fronter Ian Astbury. All deren Fans sei gesagt: Kauft euch dieses Album, ihr werdet es nicht bereuen!