ZEN ROCK AND ROLL nennt sich die Band (oder besser Projekt) um Jonathan Saunders aus Tennessee, der hier seiner Leidenschaft für den progressiven Art Rock der 70er Jahre Luft macht. Sehr sperrig und mit allerlei Synthie - Spielereien versehen, ist das neue Werk "The Birthright Circle" ein kleiner Geheimtipp für die Freunde der alten GENESIS, YES oder SPOCK’s BEARD geworden, obwohl das Niveau keiner dieser Bands erreicht wird. Die vier Songs mit einer Spielzeit von insgesamt einer Dreiviertelstunde wissen zwar zu begeistern, wie etwa die tollen Melodien im Opener "Thanatos", der sehr emotionale Gesang in "Richard" oder die abgefahrenen Synthie - Spielereinen im 23 - minütigen "Circle" aufzeigen, aber über die gesamte Spielzeit verliert sich etwas der rote Faden. Der Rockanteil bewegt sich größtenteils auf einem Minimum und überlässt eher den elektronischen Spielereien das Feld. Gitarrensoli oder rockig - symphonische, dynamische Zwischenspiele muss man auf dem Album leider mit der Lupe suchen. Von daher ist "The Birthright Circle" meiner Meinung nach am Ehesten für Jazz - Freaks geeignet, denen rockige Elemente nicht unbedingt zusagen. Sehr geschmackvoll ist hingegen das Artwork ausgefallen, das eine stimmungsvolle Collage aus diversen gerenderten Motiven darstellt und wirklich hübsch anzusehen ist. Art Rocker und Proggies seien auf jeden Fall auf das Werk hingewiesen, sollten jedoch unbedingt vorher reinhören, bevor sie sich zum Kauf entschließen, denn mit Rock oder gar Metal hat es nicht viel am Hut. Wer darauf allerdings verzichten kann, sollte sicher nicht enttäuscht werden.
Sie haben Pech mit ihren Scheiben gehabt und sie kamen nie auf die besten Tour-Slots. Sie haben gute Scheiben fabriziert, aber nie irgendwelche Ausnahme-Produkte auf den Markt geschmissen. Kurzum: Gute Band, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Auf dem neuen Output beeindrucken sie mit enorm ohrwurmigen Songs (als Beispiele nehme man "Sons Of Belial" oder "Armageddon Revelation"). Nun firmierten LORD BELIAL zumeist unter dem Banner des Black Metal. Rein und richtig ist das spätestens jetzt nicht mehr, Black-Death-Metal muß es mindestens heißen. LORD BELIAL haben einen Schwarz-Tod-Hybrid geschaffen, der sich nahe Hypocrisy, Necrophobic uund Immortal einordnet und mit old-school-Black-Metal wenig zu tun hat. Es gibt tüchtig viel Mid-Tempo, Keyboards, sogar Akustik-Parts und Frauen-Gewisper ("Legio Inferi") wird nicht außen vor gelassen. Und das Schönste: Die teuflische Lordschaft wird dadurch viel, viel fetter, macht viel mehr her. Wie also ist LORD BELIAL 2004? Nicht mehr ganz so schwarz, eher tot. Dafür wesentlich gewichtiger - aber noch lange nicht in kommerziellere Bombastgefilde abgedriftet. Eins aber auf jeden Fall: Gut!
Italien ist nicht gerade die Hochburg des melodischen Death Metal, dennoch zeigen LAST RITES, dass auch die für ihre musikalischen Auswüchse ansonsten berüchtigte Stiefelinsel hin und wieder eine kleine Perle abwerfen kann. Die Band zockt im Stile von Größen wie IN FLAMES oder ARCH ENEMY, lässt jedoch einen noch größeren Anteil traditioneller Klänge einfließen und erinnert nicht selten an NAGLFAR, ohne jedoch deren Energielevel jemals zu erreichen. Das sehr gute Stück "Paradise Lost" etwa erinnert stark an den "Vittra" - Reißer "Through The Midnight Spheres". Auch die Kreisch - Vocals von Gitarrist Dave drängen fast zwangsläufig den Vergleich mit Jens Ryden auf, obwohl dieser noch eine Spur aggressiver kotzt. Der Großteil des Songmaterials bewegt sich im schnelleren Midtempo - Bereich und lässt genug Spielraum für sehr gelungene Soli, deren Herkunft in diesem Genre wohl eindeutig IRON MAIDEN zuzuschreiben ist. Auffällig ist, dass das Album einen für Underground - Verhältnisse sehr guten Sound hat, der voluminös und gleichzeitig polternd - thrashig durch die Anlage pustet. Einzige Kritik für ein durchweg gutes Werk gibt es lediglich beim Songmaterial zu nennen, das einfach nicht einprägsam genug tönt. Trotz zahlreicher technischer Finessen und sehr gelungener Breaks hämmern sich die Stücke einfach nicht fest und lassen "Hits" im Stile der oben genannten Bands leider vermissen. Das sollte Genre - Fans jedoch nicht davon abhalten, LAST RITES einmal anzuchecken und den sehr talentierten Italienern eine Chance zu geben. Mit etwas besseren Songs in der Hinterhand sollte es den Jungs, zumindest technisch, nicht schwer fallen, einen echten Hammer vorzulegen.
Welch eine krude Mischung aus Moderne und Vergangenheit uns EWIGKEIT servieren... Die verspielte englische Band gibt sich einen deutschen Namen und weiß auf vielen Ebenen zu verwirren, aber leider nur auf wenigen zu gefallen. Softe Samples und elektronische Sounds werden gekonnt verpackt, massig Ideen integriert. Über weite Strecken geht die Symbiose aus härteren Gitarren und atmosphärischem Songaufbau durchaus in Ordnung. Bei allem poppigen, bisweilen trashigen Anspruch der Musik strapazieren doch leider die mehr wie Bügelhalsflaschen ploppenden als druckvoll akzentuierten Computerdrums die Nerven aufs Äußerste. "Radio Ixtlan" will viel, scheint aber manchmal zu sehr auf glühenden Kohlen sitzend gezimmert worden zu sein. Bei unter zehn Songs reicht die Spannweite von relativ schnörkellos rockigen Tracks ("Platonic Verses") über spacige Ausflüge in Volksmusikmetal ("Strange Folk"), von deathigen Growls bis zu weiblichem Gesang. Einzig nachvollziehbar ist das nicht alles und als Ganzes auch lange nicht so anspruchsvoll oder originell wie bei anderen, die die Grenzen des Metal erweitern wollen. Ein Album für die Trash-Pop-Space-Prog-Metal Exoten mit Hang zum Industrial-Electro-Death-Rock Anstrich. Klingt wirr, isses auch. Und viel mehr dann zumindest für mich auch nicht.
RESURRECTURIS sind im italienischen Underground auch schon länger aktiv, brauchen anscheinend aber immer ihre Zeit, bis sie was auf die Reihe bekommen. So sind die Songs auf "The Cuckoo Clocks Of Hell” auch schon zwei Jahre alt, da müßte doch schon bald der Nachfolger eingespielt werden. Das wäre sogar sehr wünschenswert, da diese Scheibe sehr cool ist und gelungene Mischung aus SIX FEET UNDER und PANTERA darstellt. Geht nicht? Oh doch, und wie das geht. Das Grundgerüst stellt bei RESURRECTURIS grooviger Death Metal dar, der zwar hin und wieder leicht an DEICIDE erinnert ("The Last Sum"), aber mit jedem Part mehr nach SFU klingt, wozu sich mal cleane Passagen und wirkliche Killerriffs gesellen, die Phil Anselmo und seine Mannen nicht hätten besser machen können ("Living Reification"). Sehr cool ist dabei Sänger Ivan, der von tiefen Growls bis aggressivem Shouting und cleanen Parts alles 1A hinbekommt und den an sich schon abwechslungsreichen Songs die Krone aufsetzt. Ein bißchen kann man RESURRECTURIS wohl auch mit DARK TRANQUILLITY vergleichen, da beide Bands eine Menge Ideen im Verlauf einer Scheibe unterbringen können und man als Hörer sicher sein kann, keine Standard-DM-Scheibe zu bekommen. RESURRECTURIS machen auf "The Cuckoo Clocks Of Hell” einen verdammt guten Job und haben eines der abwechslungsreichsten brutalen Metal-Alben des Jahres eingespielt - und das Beste: sie haben es komplett zum Download bereitgestellt, gratis! Wer da jetzt nicht zugreift, dem ist echt nicht mehr zu helfen.
HOPESFALL sind bei Trustkill unter Vertrag, da ist ja schon mal klar, dass da nur Metalcore aus der Anlage dröhnen kann. Die Kanadier haben aber rechtzeitig (in den USA ist die Scheibe bereits seit einem Jahr erhältlich) erkannt, dass man als x-te HATEBREED-Kopie nicht mehr sonderlich aufregend ist und ihren Sound sehr eigenständig gemacht. Der Sänger ist zwar oft der typische Screamo-Kerl, kann aber auch verdammt gut clean singen, was er in den vielen ruhigen, melancholischen Parts vortrefflich beweist. HOPESFALL beherrschen das Zusammen- und Wechselspiel von ungezügelter Aggression und fast schon entspannter Melancholie. Das zieht sich durch die gesamte Scheibe, wodurch auf der einen Seite zwar viel Wucht genommen wird, das aber durch die gewonnene Vielschichtigkeit mehr als wettgemacht wird. HOPESFALL setzen sich dadurch wohltuend von der ganzen HC-Szene ab und haben ein eigenes Profil entwickelt, das sich hören lassen kann!
"Sex, Dope And 666" - nach HATESPHERE mit "Blood, Beers & Satan" bringt endlich mal eine weitere Band das Wichtige auf den Punkt. Ich mein’, was will man mehr? Als Bösmetaller, versteht sich hehe. TIPHERET haben mit dem gleichnamigen Song, der als Rausschmeißer der EP genutzt wird, den geilsten Song ans Ende gestellt. Die fünf Songs vorher bieten recht gelungenen Death mit thrashiger (Gitarrenarbeit) und schwarzer (sie setzen sogar Keyboards ein) Schlagseite und rumpeln sich annehmbar durch die Botanik. Die Produktion ist ein wenig dumpf, was vor allem der Bass-Abteilung nicht sonderlich gut, aber für (italienische sowieso) Underground-Verhältnisse vollkommen ausreichend. Der Gesang ist schön kehlig und rau, klingt dadurch angenehm böse und zur Mucke passend. Nur das Songwriting ist recht unspektakulär und bietet nicht viel Neues, auch wenn sie sich an vielen Breaks austoben und auch mal nen Bass ziemlich allein psychedelisch wummern lassen ("Necrorgasmick-Al"). Bis ebenjener letzter Track kommt und Alles rausreißt! "Sex, Dope And 666" glänzt mit eingängiger Melodie, einem coolen Refrain mit Mitgröhlgarantie und ist dabei herrlich groovend und thrashig, total geil! Wären alle Songs auf der Scheibe solche Hammer, wäre die ganze Scheibe ein Hammer. Ein schöner Satz, der es aber auf den Punkt bringt. Ganz nette Scheibe mit einem richtigen Kracher.
Hardcore aus Bremen - da wundert der Torben sich und gibt sie mir. DUMP BRAIN waren mir bis dato auch unbekannt, was mich im Falle einer fiesen HC-Band echt geärgert hätte. Bei DUMP BRAIN liegt der Fall anders, denn richtig fiesen Knüppel-HC Marke New Yorker Schule oder feinen Metalcore gibt’s auf der 3-Track-Promo nicht zu hören, sondern eher moderner Metal, der sich mit HC-Einflüssen rumschlägt. PRO-PAIN-like eben. An und für sich sind die drei Songs ganz cool und grooven ordentlich, auch wenn hier und da an den Feinheiten noch gearbeitet werden könnte. Aber was mich richtig an der Scheibe gestört hat, ist der Gesang, mit dem ich überhaupt nicht klarkomme. Erinnerte mich an einen gequälten Frosch, der mit Testosteron vollgepumpt ans Mikro gebunden wurde. Total eintönig, auch wenn sich um Abwechslung bemüht wird, aber im Großen und Ganzen haben sich mir da einfach nur die Zehennägel hochgeklappt. Wenn der zweite Mann das Mikro in die Hand nimmt, wird’s schon etwas besser, aber das macht er leider zu selten und auch nicht so wirklich schwankungsfrei. Und über den Screamo-Versuch reden wir gar nicht erst... Wie gesagt, ganz coole Mucke, die sich Fans von PRO-PAIN ruhig mal anhören können, die mir aber beim Gesang auf die Eier ging. Live ist das hoffentlich anders, wovon man sich am 29. September bei der Release-Party im Bremer Tower überzeugen kann.
Asien im Allgemeinen und Südostasien im Speziellen sind für europäische Metalfans immer noch ein weißer Fleck auf der Metal-Landkarte, obwohl sich dort ein Haufen Bands tummeln, gerade im brutalen Death Metal gibt es da so manche Perle zu entdecken. BAZZAH sind aber keineswegs die malayischen Brüder von Chris Barnes, sondern haben ihre Seele dem Teufel verkauft und dürfen old schooligen Black Metal spielen. An und für sich eine gute Sache, nur hakt es bei zwei Sachen: einer ordentlichen Produktion und anständigem Songwriting. Wenn ich eine CD höre, will ich verdammt noch mal auch was von den Drums mitkriegen und die Gitarren nicht nur als schrammeliges Hintergrundrauschen wahrnehmen! Songs sollten schon ein wenig unterschiedlich sein, damit irgendwas beim Hörer ankommt und nicht wie in diesem Falle belangloses 08/15-Geschrubbe. Völlig langweilig, man hat das Gefühl, dass die Jungs immer den gleichen Song spielen. Auch atmosphärisch können BAZZAH keinen Boden gutmachen, ihr Black Metal klingt weder aggressiv noch kalt. Einfach nur eine unterdurchschnittliche Black Metal-Scheibe.
Bands mit zwei Shoutern haben bei mir generell mal einen Stein im Brett, ganz pauschal gesprochen. Auch DUMP YOUR LOAD gehören zu dieser (mehr oder weniger hehe) privilegierten Spezies und bieten auf ihrem 2004er Demo zwei Verbalakrobaten auf. Während der eine sich anscheinend auf den Screamo-Part konzentriert, ist der andere für den cleanen Gesang zuständig. Beide lösen ihr Aufgabe mehr als ordentlich und verleihen der Mucke ihrer Band eine sehr eigenständige Note. DUMP YOUR LOAD vermischen Metal und Hardcore, was anno 2004 nicht mehr soo die Sensation ist, aber das sollte keinen stören, der modernen Metal mit ordentlich Wumms sucht. DUMP YOUR LOAD geben selten einmal Gas, bei ihnen kommt die Power aus der Wucht, die sie aufbauen und wofür sie sich im Midtempo bewegen. Einziges Manko dabei ist der etwas bassarme Sound, der eigentlich ganz ok ist, den Drums nur etwas wenig Spielraum zugebilligt aus. Mit einer richtig fetten Produktion wäre da sicher noch viel mehr möglich. Die Songs sind voller Ideen und variieren geschickt das Tempo, klauen hemmungslos im Nu Metal (der Anfang des ersten Songs erinnerte mich am LIMP BIZKIT, aber ich bin in der Ecke totaler Laie), klassischem Metal und dem Hardcore, was zusammen einfach schöne Aggro-Mucke ergibt. Kann man sich anhören, macht live garantiert Laune und schlussendlich Appetit auf mehr.