HOPESFALL sind bei Trustkill unter Vertrag, da ist ja schon mal klar, dass da nur Metalcore aus der Anlage dröhnen kann. Die Kanadier haben aber rechtzeitig (in den USA ist die Scheibe bereits seit einem Jahr erhältlich) erkannt, dass man als x-te HATEBREED-Kopie nicht mehr sonderlich aufregend ist und ihren Sound sehr eigenständig gemacht. Der Sänger ist zwar oft der typische Screamo-Kerl, kann aber auch verdammt gut clean singen, was er in den vielen ruhigen, melancholischen Parts vortrefflich beweist. HOPESFALL beherrschen das Zusammen- und Wechselspiel von ungezügelter Aggression und fast schon entspannter Melancholie. Das zieht sich durch die gesamte Scheibe, wodurch auf der einen Seite zwar viel Wucht genommen wird, das aber durch die gewonnene Vielschichtigkeit mehr als wettgemacht wird. HOPESFALL setzen sich dadurch wohltuend von der ganzen HC-Szene ab und haben ein eigenes Profil entwickelt, das sich hören lassen kann!
"Sex, Dope And 666" - nach HATESPHERE mit "Blood, Beers & Satan" bringt endlich mal eine weitere Band das Wichtige auf den Punkt. Ich mein’, was will man mehr? Als Bösmetaller, versteht sich hehe. TIPHERET haben mit dem gleichnamigen Song, der als Rausschmeißer der EP genutzt wird, den geilsten Song ans Ende gestellt. Die fünf Songs vorher bieten recht gelungenen Death mit thrashiger (Gitarrenarbeit) und schwarzer (sie setzen sogar Keyboards ein) Schlagseite und rumpeln sich annehmbar durch die Botanik. Die Produktion ist ein wenig dumpf, was vor allem der Bass-Abteilung nicht sonderlich gut, aber für (italienische sowieso) Underground-Verhältnisse vollkommen ausreichend. Der Gesang ist schön kehlig und rau, klingt dadurch angenehm böse und zur Mucke passend. Nur das Songwriting ist recht unspektakulär und bietet nicht viel Neues, auch wenn sie sich an vielen Breaks austoben und auch mal nen Bass ziemlich allein psychedelisch wummern lassen ("Necrorgasmick-Al"). Bis ebenjener letzter Track kommt und Alles rausreißt! "Sex, Dope And 666" glänzt mit eingängiger Melodie, einem coolen Refrain mit Mitgröhlgarantie und ist dabei herrlich groovend und thrashig, total geil! Wären alle Songs auf der Scheibe solche Hammer, wäre die ganze Scheibe ein Hammer. Ein schöner Satz, der es aber auf den Punkt bringt. Ganz nette Scheibe mit einem richtigen Kracher.
Hardcore aus Bremen - da wundert der Torben sich und gibt sie mir. DUMP BRAIN waren mir bis dato auch unbekannt, was mich im Falle einer fiesen HC-Band echt geärgert hätte. Bei DUMP BRAIN liegt der Fall anders, denn richtig fiesen Knüppel-HC Marke New Yorker Schule oder feinen Metalcore gibt’s auf der 3-Track-Promo nicht zu hören, sondern eher moderner Metal, der sich mit HC-Einflüssen rumschlägt. PRO-PAIN-like eben. An und für sich sind die drei Songs ganz cool und grooven ordentlich, auch wenn hier und da an den Feinheiten noch gearbeitet werden könnte. Aber was mich richtig an der Scheibe gestört hat, ist der Gesang, mit dem ich überhaupt nicht klarkomme. Erinnerte mich an einen gequälten Frosch, der mit Testosteron vollgepumpt ans Mikro gebunden wurde. Total eintönig, auch wenn sich um Abwechslung bemüht wird, aber im Großen und Ganzen haben sich mir da einfach nur die Zehennägel hochgeklappt. Wenn der zweite Mann das Mikro in die Hand nimmt, wird’s schon etwas besser, aber das macht er leider zu selten und auch nicht so wirklich schwankungsfrei. Und über den Screamo-Versuch reden wir gar nicht erst... Wie gesagt, ganz coole Mucke, die sich Fans von PRO-PAIN ruhig mal anhören können, die mir aber beim Gesang auf die Eier ging. Live ist das hoffentlich anders, wovon man sich am 29. September bei der Release-Party im Bremer Tower überzeugen kann.
Asien im Allgemeinen und Südostasien im Speziellen sind für europäische Metalfans immer noch ein weißer Fleck auf der Metal-Landkarte, obwohl sich dort ein Haufen Bands tummeln, gerade im brutalen Death Metal gibt es da so manche Perle zu entdecken. BAZZAH sind aber keineswegs die malayischen Brüder von Chris Barnes, sondern haben ihre Seele dem Teufel verkauft und dürfen old schooligen Black Metal spielen. An und für sich eine gute Sache, nur hakt es bei zwei Sachen: einer ordentlichen Produktion und anständigem Songwriting. Wenn ich eine CD höre, will ich verdammt noch mal auch was von den Drums mitkriegen und die Gitarren nicht nur als schrammeliges Hintergrundrauschen wahrnehmen! Songs sollten schon ein wenig unterschiedlich sein, damit irgendwas beim Hörer ankommt und nicht wie in diesem Falle belangloses 08/15-Geschrubbe. Völlig langweilig, man hat das Gefühl, dass die Jungs immer den gleichen Song spielen. Auch atmosphärisch können BAZZAH keinen Boden gutmachen, ihr Black Metal klingt weder aggressiv noch kalt. Einfach nur eine unterdurchschnittliche Black Metal-Scheibe.
Bands mit zwei Shoutern haben bei mir generell mal einen Stein im Brett, ganz pauschal gesprochen. Auch DUMP YOUR LOAD gehören zu dieser (mehr oder weniger hehe) privilegierten Spezies und bieten auf ihrem 2004er Demo zwei Verbalakrobaten auf. Während der eine sich anscheinend auf den Screamo-Part konzentriert, ist der andere für den cleanen Gesang zuständig. Beide lösen ihr Aufgabe mehr als ordentlich und verleihen der Mucke ihrer Band eine sehr eigenständige Note. DUMP YOUR LOAD vermischen Metal und Hardcore, was anno 2004 nicht mehr soo die Sensation ist, aber das sollte keinen stören, der modernen Metal mit ordentlich Wumms sucht. DUMP YOUR LOAD geben selten einmal Gas, bei ihnen kommt die Power aus der Wucht, die sie aufbauen und wofür sie sich im Midtempo bewegen. Einziges Manko dabei ist der etwas bassarme Sound, der eigentlich ganz ok ist, den Drums nur etwas wenig Spielraum zugebilligt aus. Mit einer richtig fetten Produktion wäre da sicher noch viel mehr möglich. Die Songs sind voller Ideen und variieren geschickt das Tempo, klauen hemmungslos im Nu Metal (der Anfang des ersten Songs erinnerte mich am LIMP BIZKIT, aber ich bin in der Ecke totaler Laie), klassischem Metal und dem Hardcore, was zusammen einfach schöne Aggro-Mucke ergibt. Kann man sich anhören, macht live garantiert Laune und schlussendlich Appetit auf mehr.
Anfang letzten Jahres hab ich WORKERS ETIQUETTE MANUAL mal live gesehen. Viel hängen geblieben ist aber nicht, aber das lag wohl eher am günstigen Bier in der Hemsbünder Kneipe hehe. Ich war schon ein wenig überrascht, als jetzt die neue Scheibe der Hamburger anmachte, denn was ich von WORKERS ETIQUETTE MANUAL in Erinnerung hatte, war eher straighter Punk als der leicht noisige Hardcore, den sie auf "The Haves Vs. The Have-Nots" zocken, wobei sie leicht an HELMET oder UNSANE erinnern. WORKERS ETIQUETTE MANUAL machen ihre Sache ziemlich gut (sind ja auch gestandene Mucker, die vorher u.a. schon bei Rostok Vampires oder Miozän waren), technisch gibt’s da also Nichts zu meckern, weder an den abgehackten Riffs noch am psychopatischen Gesang noch am pumpenden Bass. Nur bei den Songs als Ganzes kann man mäkeln, obwohl sich WORKERS ETIQUETTE MANUAL um Abwechslung bemühen und ordentlich das Tempo variieren, flacht die Scheibe mit jedem Song mehr ab. Die Highlights finden sich gleich zu Beginn, "Void" ist einfach nur geil, während der Titelsong - als Rausschmeißer der CD - im Einheitsbrei untergeht und keine Chance hat, im Ohr hängenzubleiben. Was mir dazu noch auf die Nerven ging, waren die Backing Shouts von Basser und Gitarrist, die einfach nur schräg klingen. Insgesamt eine Platte mit zu vielen Füllern, die den starken Beginn nicht halten kann und in der zweiten Halbzeit konditionell einbricht.
Mit einer einfachen Papphülle ummantelt, bemalt mit Kinderstiften, ohne Booklet, nirgends ein Bandlogo oder was ähnliches zu erkennen - so was spartanisches hatte ich schon lange nicht mehr in der Hand. Ach ja, die Bandinfo bestand aus einem abgerissenen Zettel mit einer vierzeiligen handschriftlichen Notiz, that’s all. Nichts desto trotz ist das was der Silberling von sich gibt guter Stoff. Die Combo nennt sich KARY, kommt von Kanadas wilder Atlantikküste, genauer gesagt aus Neuschottland und besteht aus Paul Murphy (vocals/guitar), Tim D´eon (guitar), Mark D´eon (drums) und Jesse Luke (bass ) - zwei der vier Herren haben auch schon die Band WINTERSLEEP laufen. "Light" ist das zweite Werk von KARY; Nachfolger von "The Sound Of Beauty Breathing" (2001) und ist definitiv nichts zum nebenbei hören - für ihre Melange aus Indiesound und moderner Rockmusik mit leicht progressiven Anleihen (Tool trifft Queens Of The Stone Age trifft Porcupine Tree) sollte man sich eigentlich hinsetzen und lauschen - der Groove sorgt aber dafür dass man nicht still sitzen bleiben kann. Auch machen KARY nicht den Fehler das allseits beliebte schnell/langsam, hart/sanft und/oder laut/leise Wechselspiel innerhalb der Songs bis zur Vergasung durchzuziehen - dieses Stilmittel wird nur sehr dezent eingesetzt - auf "Light" wechseln sich ruhigere Songs mit lauteren Tracks an sich ab. Während der fast sechsminütige, eher düstere Opener "Water.Rocks" in Tool-Manier einschlägt, kommt Song Nummer zwei "Better" á la Queens Of The Stone Age echt locker rüber (Anspieltipp). Das nachfolgende Instrumentalstück "We Dance" gehört ebenfalls der Gattung "cool" an und ist deutlich eins der Besseren dieser Gattung und mit seinem psychedelic Touch bei weitem kein Lückenfüller. Mit dem abschließenden semiinstrumentalen Titelstück "Light" (fast schon folkloristisch, nur mit Shouts versehen), der Single "Body Without Organs" und dem groovige "Clotting" gibt noch zwei weitere überdurchschnittliche Tracks zu vermelden. Das Album verdient eine intensive Beschäftigung; und wer bereit ist diese Zeit zu investieren wird zahlreiche Facetten und Momente auf "Light" erkennen. Wer jetzt Appetit bekommen hat - unter der genannten Webadresse gibt es einen Link zu ein paar Soundfiles - wohl bekomms.
Black Metal ist ein Genre, das sich wie alle anderen auch, immer mehr aufspaltet. Da gibt es die alte Schule, die verdammt alte Schule, die Bombasten, Avantgarden und die Industriellen. Zu letzteren beiden zählen sich SETH aus Frankreich, die in Frankreich aber nicht ganz unumstritten sind (von wegen Erfolg, Kommerz und Problemen mit dem Untergrund und deswegen auch nicht mehr bei "Season of Mist" unter Vertrag stehen). Fest steht: Sie sind hart, aber nicht so hart wie in der alten Schule. Und sie sind melodiös, aber lange nicht so schmalzig wie die Kommerz-Cradles und Co. Und der Gesang ist nicht weit weg vom Death Metal, paart sich allerdings häufig mit sprechgesanglichen, dunklen Verkündungen. Und auf ihren BM obendrauf packen die Mannen aus der Reiter-Schummel-Nation viele Industrial-Parts, die wahrscheinlich am allermeisten für die neue BM-Bewegung, für das Moderne stehen mag. Letztlich ist ja auch egal, wie eine Schublade aussieht oder was sich in ihr befindet, solange die Mucke nur zündet. Und das ist bei SETH definitiv der Fall. Die "Era Decay" ist böse, brutal, unternehmungslustig, abwechslungsreich und wahrscheinlich das beste SETH-Album. Zudem kommt die Scheibe im kartonierten Slipcase mit eingraviertem Logo und Poster. Wenn das nix ist? Die Scheibe jedenfalls ist eine gelungene und damit sehr positive Überraschung - zwar noch nicht ganz so geil wie Red Harvest oder The Amenta, aber wirklich prima.
"I Am The Clitcommander" schallt es als Einleitung zur SCID-EP aus den Boxen. Wenn die Mucke so gut ist, wie der gehuldigte Film ("Jay und Silent Bob schlagen zurück"), dann steht uns großes ins Haus. Im Prinzip ist SCID keine richtige Band, sondern das Kind von David Rambeck, den einige vielleicht von DIRTY PLAYGROUND kennen. Er hat die Mucke komplett allein geschrieben und das meiste auch selbst eingespielt. Nur der Gesangspart wurde vom EMBEDDED-Member Rainer übernommen, der hier richtig geilen Job abgeliefert hat und unmenschlich tief grunzt, ohne dabei langweilig zu werden. So soll das sein. Die fünf Songs gehen flüssig ineinander über, braten ziemlich gut und sind einfach nur fetter Death Metal, der mal groovt, mal blastet, genau im richtigen Verhältnis. Erinnert ein wenig an MURDER CORPORATION/ KILLAMAN (wer behauptet, das da Unterschiede sind? hehe) und ist einfach brutaler Death Metal, selbst der coole Hidden Track balelrt ohne Ende. Die Produktion geht in Ordnung, vor allem die Drums klingen richtig fett, während die Gitarren ordentlich sägen. Insgesamt eine mehr als solide EP, mit der SCID bei ihrer Labelsuche hoffentlich Erfolg haben werden. Interessierte können sich einen Track von der HP der Band runterladen - und wollen danach sicher mehr Stoff.
Siehste woll, aus Australien kommen auch noch andere Kracher als AC/ DC oder Midnight Oil. Ja sicher, es gibt da sicherlich auch extreme, harte Metal-Bands. Aber dennoch: THE AMENTA sind mit diesem gerade eben erschienenen Album wirklich eine absolute Überraschung. Die Kangaroos mischen in erster Linie Death-Metal-Elemente mit vielen, vielen Industrial-Elementen, streuen gelegentlich auch ein wenig Black Metal ein. Dabei bleibt die Kapelle jederzeit direkt, hart und manchmal vertrackt aber dennoch irgendwie eingängig. Als erster Vergleich mag vielleicht Red Harvest dienen. Die Gitarren zimmern einem das Kinn weg, das Schlagzeug zermalmt dir die Schädeldecke und das untermalende Keyboard unterstützt die Angst einflößende Atmosphäre. Und wer diese Anschläge überlebt hat, dem machen die industriellen Spielereien endgültig den Garaus. Und trotz aller Furcht vor diesem Werk, es verliert auch nach vielen, vielen Durchläufen nichts von seiner Energie. Die Scheibe muß immer wieder in den Schacht - so ist Sucht gemacht. Dieser Scheibe ist definitiv der absolute Vorschlag-Hammer.