Brutalen Metal bekommt man in letzter Zeit immer öfter aus Italien serviert, da tummeln sich neben unsäglichen Eunuchen-Combos mittlerweile eine wachsende Schar Bands, die dem brutalen Metal frönen. ADIMIRON waren mir bisher unbekannt, obwohl sie schon zwei Scheiben auf dem Markt haben und "Burning Souls" somit ihr "Make It Or Break It"-Album darstellt - wenn man einer alten Bauernregel des Musikbusiness glaubt. Sollte diese Regel zustimmen, stehen die Chancen für den talentierten Italo-Haufen gar nicht schlecht, denn was ADIMIRON auf "Burning Souls" an Death/ Thrash spielen, ist aller Ehren wert und sichert der Band einen Platz in den UEFA-Cup-Rängen der europäischen Metalszene. ADIMIRON schaffen es scheinbar spielend, sowohl brutal als auch melodisch, verspielt-progressiv als auch eingängig zu sein und decken so viele Facetten des brutalen Metals ab. Es ist ein gerne genommene Phrase, dass eine Band Elemente vom Thrash, Death und Black Metal nimmt und mischt - bei ADIMIRON trifft das locker zu. Die Jungs können sowohl nach fiesem Black Metal klingen, als auch schön thrashige Gitarrenarbeit aufbieten und im Gesang wie eine bösere Variante von Tompa (weniger angepisst, mehr menschenverachtend) klingen. "Burning Souls" ist eine komplexe Scheibe, die bei mir nach den ersten zwei Durchläufen unter "ganz netter Death Metal" einsortiert wurde, aber da hatte ich die Pladde mehr oder weniger nebenbei gehört. Als ich mich dann näher mit dem Silberling befasste, wurde mir die Klasse dieser Band bewusst und "Burning Souls" offenbarte seine ganze Bandbreite und ließ mich mit jedem Mal mehr Facetten entdecken. Genauso soll das sein. Da lohnt es sich, seine Kohle auf den Tisch zu legen und einer italienischen Band eine Chance zu geben.
Vorab zum Releasetermin gab es schon die überraschende Info - ASIA würden ihrem (Stamm) Publikum auf der neuen Scheibe mit einigen "radikalen" Neuerungen aufwarten. Nun zumindestens rein äußerlich zunächst beim Cover (leider nicht mehr von Phantasiekünstler Roger Dean gemacht, stattdessen mit einem "realen" Motiv - na ja geht so) sowie dem Titel SILENT NATION (das aktuelle Album Nummer acht beginnt zum erstenmal nicht mit einem "A" - ja warum denn nicht?!), bestätigt sich dies auf jeden Fall. Rein inhaltlich will sich die Band laut eigener Aussage wieder deutlich mehr in die bombastisch-rockigere Ausrichtung der Anfangstage orientieren. Außerdem sei man mit den letzten beiden Alben, die doch etwas zu sehr im verschwommenen Niemandsland zwischen Rock & Jazz (??!) gelegen haben nicht zu 100% zufrieden gewesen. Dieser Bewertung mag ich mich allerdings nicht so recht teilen, denn sicher Arena (1996) war bisher die schwächste CD von Downes & Co. aber auf der starken "Aura" CD von 2001, war meiner bescheidenen Meinung nach, wieder ein erheblicher Aufwärtstrend, weg von der keyboardlastigen und auch zu popigen Schiene, hin zum mehr (symphonischen) Rock, zu erkennen. Egal, jetzt möchte man sich jedenfalls stärker als "Classic Rock" Band definieren und versucht diesem Anspruch auf SILENT NATION gerecht zu werden. Über die Umsetzung muß, zumindestens was die Gitarrenarbeit betrifft, kann dies als absolut gelungen betrachtet werden, denn so viele Soli oder riffbetonte Songs gab es seit "Astra" (1986) wohl nicht mehr. Diese Entwicklung ist dem bereits auf der letzten Deutschlandtour äußerst positiv aufgefallen Saitenhexer Guthrie Govan zu verdanken, der jetzt zusammen mit Schlagzeugass Chris Slade (u.a. ex-AC/DC) sowie natürlich den beiden Masterminds Sänger John Payne (Bass) sowie Ur-Mitglied Geoffrey Downes (Keyboards) endlich wieder ein festes Line-up bildet. Überhaupt John Payne, mit seinen kraftvollen Vocals hat er den langen Schatten seines schier übermächtigen Vorgängers J. Wetton auf dieser CD endlich komplett abgelegt. Vor allem bei der klasse Ballade "Gone Too Far" die trotz großem Pathos nie in kitschige Gefilde abdriftet, überzeugt der Basser einmal mehr mit ausdruckstarken Vocals. Überhaupt sorgen die vielen gelungenen oft bombastisch angelegten Chorarrangements mit teilweise absolut spitzenmäßigen Hooks u.a. bei "Ghost In The Mirror" oder "I Will Be there For You" für weitere positive Eindrücke. Daneben muß der wuchtig-kernige Opener "What About Love", das relativ düster-melancholische "Blue Moon Monday" sowie "Midnight" (ein Song bei dem alles gelungen ist bis auf den relativ schwache Refrain) als besonders herausragend erwähnt werden. Für Progies dürften insbesondere die beiden letztgenannten Songs mit ihren leichten progressiv-instrumentalen Parts ganz interessant sein. Wie gesagt, ein großes Plus gegenüber "ältere" Werken sind die abwechslungsreichen mal fetten mal filigranen Gitarrenriffs bzw. Solos (z.B. wunderbar der spacige Sound bei "The Prophet") und die deutliche Reduzierung der Tastenanteile. Mit der abschließenden Gesamtbeurteilung der aktuellen bzw. auch im Vergleich zu den früheren ASIA Werken gilt es allerdings festzuhalten, daß sich dies ganz ähnlich wie bei MARILLION mit Fish und der Phase danach verhält: Denn mit den ASIA, die sich 1982 als erste sogenannte Supergroup aus den Musikern(John Wetton, Steve Howe, Carl Palmer und G. Downes) bekannter Progformationen wie YES, KING CRIMSON oder ELP für mehr oder weniger nur drei Alben zusammenfanden, haben sowohl die Vorgängerbesatzungen der Downes/Payne Ära sowie auch die aktuelle Band relativ wenig gemein. Auch wenn auf der neuen CD eine mehr oder weniger deutliche "back to the roots" Ausrichtung (die auf AURA noch stärker ausgeprägt war!) zu erkennen ist. Dem Hörer bietet sich stilistisch ein gelungener Mix aus Melodic (symphonic) Rock mit einigen relativ unscheinbaren Progeinflüssen - fertig. Und mit diesem Hintergrund geht dann SILENT NATION auch als gut gelungenes Album durch. Die CD wird außerdem noch in einer Special Editon im Digibook mit einer DVD (Making-of zum Album) erscheinen.
So in den frühen Achtzigern, da war, lacht nicht, Bon Jovi relativ hart (vor allem verglichen mit sich selbst). Und es gab einen Haufen amerikanische Haar-Spray-Bands, die Riesenerfolge feierten. In Europa waren das vielleicht Europe und sonst nicht viele, in England niemand, auch nicht TOBRUK. Dabei ist das 1985 erschienene Album der Birminghamer, das Majestic jetzt wieder veröffentlichte alles andere als schlecht. Im Gegenteil, es kann mit Bon Jovi zu Runaway-Zeiten ohne weiteres mithalten. Nicht, daß ich irgendein ähnliches Album, das heute neu erscheint, auch nur mit der Kneifzange anfassen würde. Aber dieses - von Bon-Jovi-Produzent Lance Quinn prima sound-gekleidete - Werk spiegelt prima den Zeitgeist von damals wider und macht irgendwie Spaß. Zumal die 83er-Single als kleiner Bonus ebenfalls auf dem Silberling verewigt ist.
Die spanischen Stars sind mir irgendwie angenehm, auch wenn ich diesen epischen Power-Metal trotz der Folk-Elemente eigentlich nicht mag. Grund dafür sind sicherlich die spanischen Vocals, die dem Ganzen einen eigenen Touch verleihen. Aber diese Scheibe ist mir dann doch zuviel. Denn sie besteht annehmbaren bis mäßigen Cover-Versionen ("Belfast" von Boney M. "Dame Tu Amor" ist die spanische Version von Whitesnakes "Guilty Of Love", King Elvis kommt mit "Todo Ira Bien" - früher "Falling In Love") zu zweifelhaften Schnulzen-Ehren und Rata Blanca wird ebenfalls gecovert: "Mujer Amante" sowie "Dama Negra", was Lady In Black meint und von Uriah Heep stammt und zusammen mit Whitsnake am gefälligsten daher kommt.). Der Höhepunkt der Schwachsinnigkeit ist dafür die Akustik-Version von "Somewhere Over The Rainbow". Da brennt kein Lagerfeuer - pfui! Um auf ausreichende Länge zu kommen, haben die Spanier dann ein paar Songs neu aufgenommen wie "La Rose Los Vientos", der wohl ein wenig härter klingt und "Alma" und "Hasta Que Tu Muerte Nos Separe", die wohl ein bißchen in die "Metal meets Klassik-Ecke" tendieren, der Unterschied zum Original aber wenig ins Gewicht fällt. Ach so: Eingeleitet wird das Scheibchen von einem Irish-Pub-Intro, es gibt noch ein Instrumental und einen ordentlichen Song ("Mas Que Una Intencion"). Nicht ganz das, was Fan erwarten darf…. Vielleicht macht die Gestaltung der CD etwas Boden gut, denn außer einem fetten Büchlein gibt’s obendrauf eine DVD mit Interview, Video-Clip und Zeux. Dennoch bleibt "Belfast" doch eher etwas für ganze beinharte Mägo-Maniacs.
Jimi Hendrix hat sich gerade selbständig in den Rock’n’Roll - Himmel befördert, DEEP PURPLE haben Mount Rushmore umdekoriert, Schlaghosen sind modern, Charlie lässt sich auf Befehl in Ostasien die Klötze wegschießen und satanische Musicals wie "Hair" sind lange vor SLAYER & Co. der Schrecken aller Schwiegermütter. Mann, was waren die 70er ´ne geile Zeit! Nicht viel, aber etwas ist geblieben: ein kleines Dorf voller Retro - Rocker hört nicht auf, der Musikwelt Widerstand zu leisten. Namentlich SEX MUSEUM, bringt die spanische Truppe eben diese Zeit zurück in die heimischen Wohnzimmer. Und das beim besten Willen nicht schlecht. Ach ja, an das zweite RUSH - Album mit demselben Titel erinnert auf dieser Scheibe rein gar nix, außer, dass RUSH’s Werk in den 70ern erschien. Zwar kann man in der Musik psychedelische Anleihen ausmachen, aber in der Hauptsache wird gerockt - und das nicht zu knapp. Drogenverseuchte Slo Mo - Experimente und endlose, verzerrte Jam - Sessions sucht man vergeblich. Mit Miguel Pardo haben die Sexisten einen authentischen Sänger in ihren Reihen, der sehr unterhaltsame Stücke wie "Minnesota", "Let’s Go Out" (Anspieltipp!) oder die auf der zweiten CD vertretenen Coverversionen "Whole Lotta Rosie" (AC/DC), "Speedkings" (DEEP PURPLE - die Band schreibt den Titel anders als im Original - es gab auch eine Veröffentlichung dieses Namens) und "I’m Free" (THE WHO) mit seiner verrauchten, aber nicht röchelnden Stimme veredelt. Auch die Rhythmusfraktion gibt sich keine Blöße und man sieht sich –vorausgesetzt, man lehnt diesen Sound nicht völlig ab- desöfteren munter mit der Rübe wackeln. Und selbst nach knapp 40 Jahren ist die gute, alte Hammond - Orgel ein gern gehörter Gast in der Anlage. Wer also mit den Vorbildern dieser (live sicher sehr guten und Stimmung erzeugenden) Jungs etwas anfangen kann, macht hier sicher keinen Fehler, zumal das Album als Doppel - CD mit schickem und dickem Booklet und Pappschuber in die Läden gestellt wird. Retro for the willing!
Auf den Spuren vom Frostnatterchen befindet sich Freund Wargrath. Vier Scheiben seit MALUS-Gründung 2002, ein eigenes Label und die komplette Verantwortung für Instrumente und künstlerische Gestaltung, all das macht er - und noch viel mehr. Denn der Kolllege zieht Black-Metal-Fans in seinen Bann und nervt nicht wie Kotzfrost mit Aufgüssen alter Demo-Aufnahmen. MALUS sind eben nicht stumpf, wie es old-schooligen BM-Bands häufig vorgeworfen wird. Natürlich verwenden die deutsche Schwarz-Mannen die typisch-klirrende Raserei inklusive krächziger Vocals. Aber MALUS steht aber auch für absolute Tempo-Drosselung und fast übertriebenen Keyboard-Einsatz, der aber immer für gelungen-düstere Atmosphäre sorgt Auf der vierten Scheibe führt das zu einer extrem ekligen Atmosphäre, mal melancholisch, mal misantroph und niemals auch nur eine klitzekleine Spur gut gelaunt. Da muß es fast so sein, daß die Produktion mit der Klasse der Songs nicht ganz mithalten kann. Wer Bands wie Shining oder ähnlich (selbst-)mordende Truppen mag, der wird hier beim Rächer der Natur sicherlich prima aufgehoben sein. MALUS ist kalt, MALUS ist Untergrund - und MALUS könnte die Hoffnung für all jene sein, denen die alte, ewig bretternde Schule ebenso wenig Spaß macht, wie weiland der Gang in die höhere. Kontakt: contact@immensestorms.de oder themalus@gmx.de sowie http://www.immensestorms.de .
Hmmmmm. Es gibt The Haunted und Konsorten, es gibt Dew-Scented und Kollegen und die ganzen Hardcorler, die jetzt auch Thrash machen, ganz viele davon in Amerika und auch in Deutschland. DE LIRIUM’S ORDER kommen aber aus Finnland und haben von oben angesprochenen Bands jede Menge. Und sie machen ihre Sache wirklich gut, mischen Death und Thrash, eine gehörige Prise Slayer kann gar nicht fehlen - alles in allem dominieren aber die Death-Einschläge - auch wegen des vornehmlich grunzigen Gesangs. Im Gegensatz zu oben genannten Kapellen sind die Herrschaften im Delirium zeitweise sogar richtig melodiös (cooles Riffing) oder schaffen es dank eingängiger Refrains, echte Ohrwürmer wie "Through The Eyes Of A Murderer" zu schreiben. Das Debüt hier entstand nach zwei Demos und offenbart bereits prima Sound, alles in allem haben die Jungs ein wirklich professionelles Album zusammen gefriemelt, manchmal werden sie sogar ein bißchen frickelig bei "Pathologist´S Perverse Fantasies" fühltman sich in Black-Metal-Hausen. Eigentlich haben DE LIRIUM’S ORDER also ein tolles Scheibchen geschnitten. Aber irgendwie rappelt’s in meinem Karton nicht richtig. Warum nur? Trotz aller Abwechslung fehlt ein wenig die Originalität, vielleicht ist man bei den vielen Thrash-Death-Mischmaschs derzeit ein wenig übersättigt. Ganz nebenbei bemerkt sind Texte über Massenmörder nun auch nicht der dollsten Ideen welche. Bomben-Tico-Tico-Sound und eine echt gute Bandmachen also immer noch keine ganz Klasse Pladde. Merkwürdig, einzelne Fragmente knallen immer wieder wie Schwein (Hammer: "Nightmare In Appartement 213"), nur als Ganzes bleibt die CD irgendwie nicht am Ball. Komisch. Hört einfach selber rein! Hmmmmm.
Tot geglaubte leben länger! Mit "Black Brick Road" geben die Goth-Metaller LAKE OF TEARS um Bandleader Daniel Brennare fast fünf Jahre nach ihrer Auflösung ein mehr als positives Lebenszeichen von sich und legen damit den legitimen Nachfolger des 99-er Albums "Forever Autumn" vor (und auch wenn dieses Album damals der Band nicht den erhofften Schub gab und sogar mit zum Ende beitrug, ich persönlich halte die melancholisch traurige Scheibe immer noch für stark unterschätzt). Das Anno 2002 nur aus Vertragsgründen für das alte Plattenlabel von Mr. Brennare im Alleingang eingespielte, etwas zwiespältige "Neonai" kann man an sich nicht voll in der LAKE OF TEARS Historie mitzählen. Praktisch wieder in Originalbesetzung (Bassist Mikael Larsson und Schlagzeuger Jahn Oudhuis sind wieder mit im Boot) und mit einem neuem Label im Rücken machen die drei Schweden dort weiter, wo sie mit dem Überfliegeralbum "A Crimson Cosmos" aufgehört hatten - eine eindrucksvolle Mischung aus Gothic, Rock und Metal mit Zitaten aus 20 Jahren Rockgeschichte. LAKE OF TEARS bleiben bei ihren eingängigen, unkomplizierten Kompositionen stets melodisch, schütteln Refrains aus dem Ärmel welche sich umgehend in den Gehörgängen festsetzen und halten konsequent an einer melancholischen Grundstimmung fest. Mit dem schnelleren Rocker "The Greymen" und dem Midtempotrack "Making Evenings" startet das Album dann auch mit zwei Songs, welche in bewährter LAKE OF TEARS-Manier aufgebaut und arrangiert sind und so die Brücke zur erfolgreichen Vergangenheit schlagen. Mit dem Titelsong "Black Brick Road" geht es dann in ruhigeres Fahrwasser - hier liegt die melancholische Grundstimmung deutlich im Vordergrund, verstärkt durch Hammondorgel und leicht angedeuteten weiblichen Backgroundgesang. Vom Zwischenspiel "Neonai" hat man die eine oder andere Keyboardspielerei übernommen - vor allem beim aufreizenden Tanzflächenkracher "Dystopia" ist da erfolgreich einiges probiert worden. Die schwermütig, atmosphärische Ballade "The Organ" verschafft uns eine kleine Ruhepause und transportiert den Charme der Siebziger (samt zuckersüßem Gitarrenpart) in die Gegenwart. Beim rockenden "Sister Sinister" stehen die mehr gehaucht wie gesungenen weiblichen Vocals bei LAKE OF TEARS erst mal gar im Vordergrund und bilden mit der männlichen Stimme einen gelungenen Kontrast, dazu ein Refrain der es in sich hat. Das abschließende "Crazyman" ist dann ein Hammer vor dem Herrn. Hier lassen LAKE OF TEARS einer metallische Härte ihren Lauf, welche ihnen ausgezeichnet zu Gesicht steht und wiederum Elemente der Siebziger (von Black Sabbath bis Uriah Heep) mit ungewohnt aggressivem Gesang paart. Und "Crazyman" haut nur so raus aus den Boxen, denn im Gegensatz zu manchen der älteren Scheiben ist "Black Brick Road" vernünftig produziert und hat dementsprechend einen verdammt guten Gesamtsound zu bieten - wenn auch mit (leider) nur 9 Tracks (dafür ohne Ausfälle) und knapp 40 Minuten Spielzeit etwas kurz geraten. Diese grandiose Wiederauferstehung von LAKE OF TEARS ist aller Ehren wert und macht Lust auf viel mehr.
NECROPHAGIST waren lange Zeit Projekt eines einzigen Mannes, der es schwer hatte, Mucke zu finden, die seine musikalischen Vorlieben teilten und gleichzeitig seinen Anforderungen an ihre Können gerecht wurden. Doch schlussendlich ist aus NECROPHAGIST eine richtige Band geworden und "Epitaph" fertig. "Onset Of Putrefaction", der quasi legendäre Vorgänger, der sich trotz fehlendem Label sehr gut verkaufte, hat die Messlatte für diese Scheibe hochgelegt - NECROPHAGIST 2004 überspringen sie aber locker. Was die Jungs in dieser knappen halben Stunde an hochklassigem technischen Death Metal abliefern ist schier unglaublich. Das fängt beim klassischen Flitzefinger-Gitarristen an, setzt sich weiter fort zur Rhythmus-Abteilung und hört beim Sänger noch lange nicht auf - hier ist jeder ein absoluter Könner, der es schafft, sein Ego zurückzustellen und sich auf andere Mucker einzulassen und so Songs zu erschaffen, die brutal, technisch anspruchsvoll, komplex und gleichzeitig eingängig sind. Sauber, so soll das sein! Da muss man nur noch ein paar Namen in den Raum schmeißen und jeder weiß, wie der Hase läuft. MORBID ANGEL, MESHUGGAH, ATHEIST und (natürlich) mighty DEATH sind Referenzen, an denen NECROPHAGIST sich messen müssen und deren Vergleich sie locker standhalten. "Epitaph" ist eine absolute Ausnahmeplatte geworden, die man am Stück durchhören kann und bei jedem Mal neue Feinheiten und Schmankerl entdeckt, sei es ein aberwitziges Break, Parts, die jedem Gitarristen Knoten in die Finger machen würden oder Drumparts, wie sie eigentlich nur Kraken spielen können, NECROPHAGIST bieten immer wieder neue unglaubliche Details. Einfach eine Hammerscheibe, die man sich als Freund des gepflegten Death Metals, der über stumpfes Riffgeschrubbe Marke SIX FEET UNDER hinausgeht, nicht entgehen lassen sollte, kann und darf!
MOST PRECIOUS BLOOD haben sich seit ihrer letzten Scheibe drei Jahre Auszeit genommen und waren nicht mehr wirklich präsent. Mit neuem Sänger und neuem Longplayer wollen die Amis jetzt aber wieder voll durchstarten - und bei der Wucht, die "Our Lady Of Annihilation" versprüht, werden sie ganz schnell wieder in aller Munde sein! MOST PRECIOUS BLOOD kommen aus New York und sind in der dortigen old schooligen HC-Szene fest verwurzelt, da ist es keine Überraschung, dass SICK OF IT ALL-Shouter Lou zu Gast im Studio war. Im Gegensatz zu vielen anderen Tough Guy-Bands legt dieser Haufen Wert auf Abwechslung und schrubbert die Songs nicht durchgehend in Höchstgeschwindigkeit runter, was der Scheibe hörbar gut tut und sie ziemlich eigenständig klingen lässt. MOST PRECIOUS BLOOD können brutal ballern ("Collusionist"), aber nehmen so ziemlich in jedem Song mal den Fuß vom Gas und können dabei richtig doomig werden ("Life During Wartime", mit geklautem Riff). Wenn sie dann noch cleanen Gesang einsetzen, der leicht an Keith Caputto erinnernd, wird’s sehr eigen, aber irgendwie paßt dieser zerbrechliche Gesang mit dem weiterhin ballernden Schlagzeug wunderbar zusammen. "Quit Pattern" ist aber auch der Song, der am stärksten aus der Reihe tanzt und kann wohl als - gelungenes - Experiment gesehen werden. Der neue Sänger hat eine wunderbare HC-Röhre, die nach ordentlich Wut klingt und dabei so viel Charisma hat, dass es für drei weitere Bands reichen würde. MOST PRECIOUS BLOOD schlagen mit dieser Scheibe den Bogen vom klassischen Hardcore New Yorker Prägung (es gibt sogar noch die coolen Backing Shouts) zum moderneren Kram à la TERROR und dürften auch die Metalcore-Kids ansprechen. Starkes quasi-Comback! Nur die ganzen Gesprächsfetzen am Ende der Scheibe sind strange…