PURGATORY haben sich ein wenig rar gemacht. Ich kann mich noch an das FUCK THE COMMERCE vor drei Jahren erinnern (oder war es vor vier?), als PURGATORY gerade "Blessed With Flames Of Hate" veröffentlicht hatten und das FTC ordentlich rockten. Danach verschwanden die Jungs aber irgendwie von der Bildfläche und wurden von mir als "aufgelöst" abgehakt. Das erste Lebenszeichen war dann die Split letztes Jahr, die schon Mut machte und jetzt eben "Luciferianism". PURGATORY sind Death Metal - schon immer gewesen und werden es auch immer sein. Seit mehr als zehn Jahren lärmt die Band mittlerweile schon rum und ist dabei nie vom totmetallischen Weg abgekommen. So gibt’s auch auf dem neuen Langeisen direkten Death Metal mit allem was dazugehört. Sänger Sick growlt einigermaßen verständlich - hätte ich die Texte, könnte ich sie locker verstehen. Durch das Riffing erinnern PURGATORY stark an MALEVOLENT CREATION, beileibe keine schlechte Referenz. Ohne Ausfälle ballern sich PURGATORY durch die knappe halbe Stunde und bieten das, was man als Fan will: pure fuckin’ Death Metal! Danke.
GLASS CASKET sind die erste Band, die mir aus North Carolina unterkommt. Soll ja ein etwas langweiliger Landstrich sein und ist ab heute auch Heimat einer sehr coolen Metalband. Jedenfalls in meiner Welt. GLASS CASKET haben verstanden, dass der Einstieg in eine Platte verdammt wichtig ist und deshalb auf ein langatmiges Intro verzichtet, stattdessen geht es mit einem Ohrwurrmriff vom Start weg richtig los. In der ersten Minute wird die Marschrichtung für den Rest der Platte vorgegeben, die weit weg von eingängigem leichten Stoff ist, trotz des Killeriffs zu Beginn: abgefahrener Metal, der komplex und anstrengend ist und irgendwo zwischen Death Metal, Grind und Hardcore pendelt. Dadurch erinnert "We Are Gathered Here Today” an eine Mischung aus MASTODON, DEATH und ILLOGICST. GLASS CASKET geben in einer Sekunde ordentlich Gas, um dann durch ein irrwitziges Break in fiese Moshparts zu verfallen, wo Sänger Adam vom typischen Metalcore-Kreischen auch mal in anständiges Growlen verfällt. Wie bei MASTODON kann man GLASS CASKET eigentlich nicht in Worte fassen, dazu ist ihre Musik zu komplex und sich allen Normen entziehend. Wer mit MASTODON etwas anfangen kann, dem sei gesagt, dass GLASS CASKET ähnlich brutal sind und gleichzeitig eingängig. Das wird für einen kleinen Kreis von Leuten interessant sein, den großen Teil der Metalwelt werden GLASS CASKET schlicht zu abgefahren sein. Dürfte die Jungs sicher nicht stören.
Böse kommt das Cover daher, oldschool scheint das Bandlogo - doch schon der Schriftstil von "Departure" zeigt, dass man bei dieser Band zweimal hingucken muss, bevor man sie einmal einordnen kann. Auf den ersten Blick spielen FOREST OF SHADOW ellenlange Doom-Monster mit der einen oder anderen Länge, auf den zweiten Blick offenbaren Songs wie "Sleeping Death" interessante Wendungen und Tücken; Ecken, die nicht ganz zusammen passen und ein gehöriges - Achtung! - Pop-Potential. "Schuld" daran ist die normale Singstimme von Niclas Frohagen, der ganz allein FOREST OF SHADOW ist. Mit dem abschließenden und Titel-Track "Departure" schafft er es zum Schluß noch mal, tiefe Depressionenn und Weltuntergangsstimmung wie die Genre-Vorreiter OPETH oder am extremeren Ende MY DYING BRIDE zu verbreiten, bis dahin sind über 4/5 der Zeit eher eine ausgewachsene Melacholie, und da darf der junge Mann gern weiter drin versinken. Ergo: Nix für Tage, an denen man 200% Verachtung braucht, aber für die gesunde Dosis Weltschmerz super geeignet und weniger Kalorien als eine Tafel Bitterschokolade.
Vor gut einem Jahr legten TWILIGHTNING mit "Delirium Veil" ihren recht guten Erstling vor, der, nicht nur bedingt durch Producer Timo Tolkki, sehr stark im Fahrwasser von STRATOVARIUS fuhr. Zudem war das Songwriting über weite Strecken noch nicht so sehr ausgereift, so dass nur ein paar Songs an der ersten Liga schnuppern konnten. Dieses Manko haben die zwielichtigen Finnen mit ihrem Zweitwerk "Plague - House Puppet Show" hörbar in den Griff bekommen, denn das Album macht von vorne bis hinten Spaß, benötigt jedoch zwei, drei Durchläufe. Der "Strato - Faktor" ist ebenso merklich zurückgeschraubt worden, was der Band deutlich mehr Eigenständigkeit verleiht. Dem Spaß am Losrocken hat man hier absolute Priorität eingeräumt und unnötiger Bombast kommt erst gar nicht zum Zuge, was sich in oftmals coolen Gitarrenduellen und wenig Keyboard, - und Synthie - Einsatz äußert. Und wenn doch mal "georgelt" wird, dann immer songdienlich und unterstützend integriert. Gleich der Opener und Titelsong bügelt trotz seiner leichten Vertracktheit mit Ohrwurm, - und Mitgrölfaktor zehn durch die Bude und geht als superbe Hymne durch. Weitere Höhepunkte der durchgehend hochwertigen Platte sind das schnelle "Victim Of Deceit", das dynamische und grandiose "In The Pervor’s Frontier" (super! - besser können’s Tolkki und Co. auch nicht), der halbballadeske Stampfer "Diamonds Of Mankind" und der satt rockende Abschlusstrack "Lubricious Thoughts". Auch die restlichen Stücke halten dieses hohe Niveau ohne Probleme und sollten keinen Freund europäischer Power Metal - Klänge enttäuschen. Eine rundum gelungene Angelegenheit, bei der eigentlich alles stimmt: sehr gute Songs, fette Produktion, tolle Gitarrenarbeit der Herren Wallenius und Sartanen und erstklassiger Gesang von Heikki Pöyhia. TWILIGHTNING haben nach ihrem zwar guten, aber nicht herausragenden Debüt einen großen Schritt nach vorne gemacht und ein wirklich reifes Album abgeliefert. Setzen, Tipp!
0EIGH15TEENS kommen aus Münster, spielen die Art Punkrock die der Name verspricht und haben sich im jugendlichem Leichtsinn schon mal zu VIVA verirrt. Allerdings gewannen sie dort die "Battle of the Bands", haben den japanischen Markt bereits angewärmt und konnten im Vorprogramm der H-Blockx für Fun vor der Bühne sorgen. Die fünf Jungs selbst wollen bei der Musik einfach nur Spaß haben - und das kommt auf "Feels Good To Be Sad" ganz ordentlich rüber. Ihr Songs orientieren sich am Sound kalifornischer Bands wie The Offspring, Good Charlotte, Blink 122, Sum 41 oder den deutschen Donots. Harte einfache Gitarren, mehrstimmiger Gesang und reichlich vokale Chöre, das Ganze in bekannter laut/leise - schnell/langsam Dynamik. Das Aggropotential geht gegen Null - Punkrock der heiteren Sorte halt. Die starken Momente kommen gleich zum Start: die Single "This Summer" und das darauf folgende melodische, etwas heftigere und recht abwechslungsreiche "Make My Day". Dazu kommt mit "Broken Hearted?!" ein eingängiger Alternativtrack der besseren Art und mit "Gonnabe” und "Push And Pull" noch zwei gelungene Kracher. Die anderen Tracks ziehen nicht ganz so, dabei wurde den Jungs noch von Dr. Ring-Ding ("The Way It Is") und Dog Eat Dog ("Up All The Way") unter die Arme gegriffen. Die Sache mit dem Hidden-Track ist auch nicht ganz neu ("Crash", ein Primitives-Cover) –gut umgesetzt und mit weibliche Vocals (Anja Krabbe). Ob man das Dido-Cover "White Flag" nun lustig oder traurig findet ist reine Geschmackssache. Mir hat es der Originalsong mit Dido’s einzigartiger Stimme ja angetan (höchstwahrscheinlich plädieren die Redaktionskollegen jetzt auf Unzurechnungsfähigkeit oder zu hohem Alter), muss aber eingestehen das die Münsteraner das Teil mit Bravour umgetütet haben. Easy Listening, ohne Anspruch - und noch bleibt nicht alles im Ohr hängen. Aber das kann ja noch werden. Freunde sollte die "Sommer, Sonne, Skates und Party"-Mucke von 0EIGH15TEENS finden.
Nach einigem Hin und Her in den letzten beiden Jahren (Ausstieg von Bandleader und Sänger Alexx Wesselsky, Auflösungsgerüchten, Labelwechsel) legen die Münchner MEGAHERZ mit "5" ihr erstes Album beim neuen Label S.A.D. Music vor. 13 Songs zwischen Neuer Deutscher Härte und Electro-Metal - Fett produziert von Ralph Quick (u.a. Die Happy und H-Blockx). Als Maßstab muss sich das Quartett um Neusänger Mathias "Jablonski" Elsholz (ex-Twelfe After Elf) natürlich mit den MEGAHERZ-Referenzen "Herzwerk II" und auch "Kopfschuss" messen lassen (letztere Scheibe kann bei mir natürlich auch deswegen so einen Eindruck hinterlassen haben, weil "Miststück" eine Zeitlang gar nicht aus meinen Player raus durfte). Und in diesem Kontext macht "5" eine recht gute Figur. Das eröffnende, von brachialen Gitarren getragene fette "Dein Herz schlägt" und das ähnlich gelagerte "Zeig Mir Dein Gesicht" sind mal so ein Anspieltipp. Ähnlich gute gelungen, als melodischer Gegenpol zu den meist härteren Nummern, die mit gehörigem Rockeinschlag daher kommenden "Ja Genau" und "Wann wirst du gehen" (hier kommt Elsholz’ Stimme mal in vollem Umfang zur Geltung und zeigt auf wie Variabel der Neue ist). Das abschließende ruhige, mit Wave-Elementen angereicherte "Augenblick" setzt einen gelungenen und positiv überraschenden Endpunkt. An eine Scheibe wie das letzte Werk "Herzwerk II" kommt "5" aber trotzdem nun weder musikalisch noch textlich ganz heran - aber nach der Trennung von Sänger Alexx Wesselsky vor 2 Jahren (der firmiert zusammen mit ex-Megaherz-Kollege Noel Pix nun unter "Eisbrecher") hatte niemanden den MEGAHERZEN überhaupt noch ein ernsthaftes Fortbestehen zugetraut. Mit Elsholz am Mikro kann es aber getrost weitergehen, das passt. Die eine oder andere Unzulänglichkeit im Songwriting (vor allem in textlicher Hinsicht) lässt sich sicher noch ausmerzen und die Rammstein-Vergleiche kriegen sie wohl eh nie mehr los und sollten MEGAHERZ mittlerweile einfach kalt lassen. Das mit MEGAHERZ noch zu rechnen ist haben sie mit "5" nämlich ganz gut bewiesen.
Bands mit einem gewissem Härtegrad aus unserem Nachbarland Belgien sind wohl eher selten (oder zumindest hierzulande wenig bekannt). Dies verhält sich mit OCEANS OF SADNESS nicht anders, obwohl es die Belgier bereits seit 1995 gibt und sie Anno 2002 mit dem Vorgänger "Laughing Tears - Crying Smile" zu einigen bemerkenswerten Reaktionen gebracht haben. So ist auch "... Send In The Clowns” zu einem durchaus hörenswerten Album für jene geworden, welche kein Problem damit haben extreme Härte und Growls mit progressiven Elementen, Power Metal und Black/Gothic-Anleihen zu vermischen. Auch wenn auf "... Send In The Clowns” kein Genre neu erfunden wird, klingen OCEANS OF SADNESS frisch und unverbraucht und zeigen Mut den einen oder anderen ausgetreten Pfad zu verlassen. Zum Beispiel dröhnt "Wild Mystery" zu Beginn volles Brett und mit harten Growls aus den Boxen um sich dann im weiteren Verlauf zu einem melodischen, mit Gothic-Elementen versetzten Track zu wandeln. Dazu gibt es drei kurze instrumentale Brücken-Parts und vor allem das melodische, fast kitschige aber gelungene Instrumentalstück "Ode To The Past" ist solch ein experimentelles Element. Neben dem Opener "Who’s In Control" (mit thrashigem Gitarrenriff) sind es vor allem "Eyes Like Fire" und "Where Oceans Begin" welche durch ihre melodische Ausrichtung, gelungenen dezenten Keyboardeinsatz und starkem Black-Einfluss überzeugen können - nur am cleanen Gesang könnten man noch ein wenig feilen. Die Stärke der Band: OCEANS OF SADNESS sorgen meist für eine melancholische Atmosphäre um dann unvermutet wild und düster loszupreschen. Mit "... Send In The Clowns” sollte den Belgiern damit ein weiterer Schritt nach vorne gelungen sein.
THE FLAW gibt es in aktueller Besetzung seit 2003, kommen aus Dortmund und haben sich epischem Sound im Gewande von Xandria über Leaves’ Eyes bis Within Temptation verschrieben. Ihr Mix aus Elementen von Metal, Rock, Gothic und Wave hat einen hohen Grad an melodischer Eingängigkeit - dabei werden härtere Elemente meist nur punktuell eingesetzt bzw. bleiben dezent im Hintergrund, zumindest bei den beiden Songs des "Fair For The Dead"-Demos. Dafür schimmert ständig ein Hauch von Melancholie und Sehnsucht durch, vor allem Dank der engelsgleichen, aber düster angehauchten Stimme von Sängerin Alexandra Leu. Ein Übriges tun die orchestral angelegten Keyboards und ein Songwriting welches durch geschickte Tempowechsel, den bereits genannten gezielten Einsatz von harten Gitarren und einigen Soundmäßigen Spielereien diese Stimmung verstärkt. Ideen sind da. Die Songs kommen routiniert daher und sind für ein Demo mehr als ansprechend produziert. Die mir auf der CD vorliegenden beiden Titel machen auf jeden Fall Lust auf mehr und sollten THE FLAW doch wohl ein paar Türen öffnen. Interessenten checken mal die angegebene Homepage an.
Es gibt Zufälle im Leben, die es einem oftmals ermöglichen Dinge zu erleben, über die man wirklich froh sein kann. Eben durch einen solchen Zufall hörte ich ein paar Tracks der portugiesischen Newcomer Band IN SOLITUDE. Mittlerweile kenne ich die aktuelle CD "Nethergod" in und auswendig. Ein geniales Stück in Sachen Melodic Heavy Metal. Was die fünf Portugiesen besonders auszeichnet ist ihr geniales Händchen für das Schreiben kreativer, eigenständiger aber auch eingängiger Songs. Keinesfalls sind IN SOLITUDE eine weitere Kopie des ohnehin schon überfluteten Marktes. Hier fließen so viele positive Elemente ineinander, dass man sich wirklich fragen muss, wieso diese Band leider noch so unbewertet geblieben ist. Fesselnde Gitarrensoli und eine abnormale Gesangsleistung von Sergio Martins, der mich in vielen Songs stark an Blaze Bailey erinnert, verleihen den Songs wie z.B. dem treibendem Opener "Angel Of The Odd" oder der Midtempo Nummer "The Nethergod" einen Feinschliff so das ich ohne mit der Wimper zu zucken hier Vergleiche zu Meilensteinen von Iron Maiden ziehen muss. Ausnahmelos jeder Song ist eine Hymne die sich in den Ohren festbeißt. Sowohl die fette Produktion als auch die sehr ansprechende Aufmachung des CD Booklets sollten euch dazu bewegen sich die CD schnellstens in Portugal zu bestellen. Entweder über die Bandpage oder bei www.recital-records.com. Kaufpflicht!
True Power Metal aus dem Schwedenländle… da fällt einem glatt der Hammer runter! Ok, genug gealbert… trotzdem muss man feststellen, dass die europäische Stahlvereinigung ihre Produktion von ehrlicher Handarbeit auf Fließbetrieb umgestellt hat und uns quasi wöchentlich mit neuen Erzeugnissen "beglückt", von denen leider die meisten die Qualitätskontrolle nicht ohne Hohn und Spott verlassen. Zu ausgelatscht sind die Pfade der Krieger, zu müde die Untergebenen. HATERUSH reihen sich nahtlos in die Riege der unzähligen Metal - Bands ein, die zwar nicht so grottenschlecht sind, dass sie überhaupt keiner braucht, aber auch nicht genug Potential mitbringen, sich positiv abzusetzen oder in die erste Liga vorzudringen. Dafür sind Stücke wie der schön mitgrölkompatible, schnelle Opener "Silver Bullet", das mit einem sehr mäßigen Refrain ausgestattete "Hold On", das etwas nervige "Guiding Star", das reichlich klischeehafte "Titans Will Fall" oder das grausige "I Will Survive" einfach nicht essentiell genug. Zudem hat die Band mit Stefan Embretsson einen Shouter in ihren Reihen, der sich nicht gerade durch vorhandenes Talent auszeichnet und öfter mal neben der Spur liegt. Immerhin haben die Jungs mit "Sea Of Love" und "Face The Evil" zwei Songs am Start, denen man durchaus das Prädikat "hörenswert" unterjubeln kann; der Rest hingegen bewegt sich durchgehend auf durchschnittlichem Niveau. Wie gesagt, nicht wirklich schlecht, aber ohne Gewissensbisse verzichtbar.