Warum diese CD, noch aus 2004 stammend, erst jetzt bei uns eingetrudelt ist, kann ich leider nicht beantworten. Ansonsten gehört "Messenger Of The Gods" zu der Kategorie von CD’s mit deren Namedropping man locker eine mittlere Gästetoilette tapezieren könnte, das Ergebnis ist aber auch leider größtenteils ziemlich dazugeeignet an dem selbigen Ort die Spülung zu betätigen. Ich will ihm ja wirklich nicht zu nahe treten oder ungerecht erscheinen aber was da der italienische Tastenvirtuose MISTHERIA auf seinem aktuellen Werk "Messenger of the Gods" insgesamt auf fast 80 Minuten (!) Spielzeit so abgeliefert hat, ist für mich unter dem Strich gesehen, schon etwas enttäuschend. Die ganze Schose ist zwar in einem üppig neoklassischen Prog/Powermetal Kleid verpackt aber die Songs sind oftmals mit einer bombastisch-barrocken Schwülstigkeit versehen, und wirken so oft einfach nur kalt konstruiert ohne allzu große inhaltliche Substanz. Es fehlt einfach das mitreisende oder schlicht die Seele in den Songs. Im Vorfeld konnte man sich schon wegen der beteiligten internationalen Gastmusiker vor allem eine ganze Armade von Gitarristen wie u.a. Alex Masi, ROB ROCK, Anders Johansson (Drums/HAMMEFALL), George Bellas & Matt Bissonette (JOE SATRIANI), HUBI MEISEL, Barry Sparks (DOKKEN) um nur einige zu erwähnen aber das Ergebnis dieser zweijährigen Arbeit ist einfach zu dünne. Viel zu viel nichtssagendes instrumentales Geklimper mit langweiligen Läufen, Frickelsolos an jeder Ecke. Die CD hat zwar auch einige gute Momente, zumindestens dann wenn die beiden einzigen überzeugenden Sänger ROB Hubi Meisel (die anderen "Jauler" lassen wir mal lieber unerwähnt) etwas Raum bekommen, um sich zu entfalten und nicht vom restlichen Bombast förmlich erschlagen werden. Wie gesagt Keyboarder MSTHERIA ist sicher technisch ein wirklich Guter, hat alle Facetten drauf, seine klassisch geprägten Rotes schimmern überall etwas selbstweiräucherisch durch aber kompositorisch kann er (noch) nicht zum Beispiel mit einem ERIC NORLANDER mithalten. Deswegen kann man sich dieses Werk auch so ziemlich schenken, nur drei wirklich gute Songs wie "Eternity" oder "Zeus Will Storm The Earth" (zudem noch gleich zwei absolut überflüssige Intros!) sind einfach zu wenig - dass gab’s alles schon mal eine ganze Ecke besser sowie hörenswerter. Da nützt auch das immense "Staraufgebot" nicht mehr viel.
Schon mit ihrem ersten Demo "Square One” konnten mit MINORA überzeugen und meine Abneigung gegen New Metal überwinden. Damals wünschte ich mir als nächstes einen Longplayer der Schweden, aber das hat leider nicht geklappt. Auch "Wicked Scenes From A Memory" kommt nur als EP daher, was angesichts der Güte der dargebotenen Musik richtig schmerzlich ist. Im Vergleich zum Vorgänger haben MINORA noch einen Zacken Härte zugelegt, ohne dabei die Emotionalität ihrer Musik zu schmälern. Die Parallelen zu KORN und SOULFLY ("Year Of Hate") sind immer noch stark in der Musik zu finden, aber gleichzeitig machen sich MINORA auf, ihre eigene Identität aufzubauen. Das gelingt ihnen zum einen mit Hilfe der durchweg hochklassigen Songs und zum anderen durch Sänger Tommie, der sich zu einem genialen Sänger entwickelt hat und der Musik die Emotion einhaucht, die große Bands ausmacht. In den eingängigen Parts singt er wahrlich herzzerreißend mit klarer Stimme (erinnert mich sogar ein wenig an Ville Valo, ohne dessen schwulstigen Touch), ist aber auch in den Aggro-Parts ein echter Könner. So einen Mann braucht eine Band am Mikro, das ist schon die halbe Miete. Ein guter Sänger nützt aber nix ohne gute Songs - und siehe da, auch in diesem Feld können MINORA punkten. Die fünf Stücke sind mitreißend-eingängig, melodisch wie aggressiv und bedienen sich schamlos aus dem Fundus des New Metal, ohne dabei zu einer bloßen Kopie zu verkommen. "Wicked Scenes From A Memory" ist großer moderner Metal, ganz einfach! MINORA sind für mich eine der größten Hoffnungen des New Metals und werden hoffentlich bald die Aufmerksamkeit bekommen, die ihnen nach diesem Knaller zusteht. Würde ich EPs einen Tipp geben, wäre das hier einer.
Die Dortmunder vom People Like You-Label beweisen mit ihrem neuesten Release mal wieder den richtigen Riecher und bescheren alle Punkrock- und Rock ´n Roll-Fans mit einer Band allererster Güte. Die Londoner DEADLINE, die Sängerin Liz Rose im Jahr 2000 zusammen mit Musikern von KNUCKLEDUST und GUNDOG gründete, machen so schöne Musik, dass man fast weinen möchte, nämlich rauen, schnellen, dreckigen, aber melodischen Punkrock, dem man die Wurzeln des Rock ´n Roll mehr als deutlich anhört und der deshalb auch wunderbar altmodisch klingt. Diverse Besetzungswechsel konnten der Band nichts anhaben, und nach einer 7-inch und zwei Alben legen DEADLINE jetzt mit "Getting Serious" ein Album vor, das direkt ins Ohr und in die Beine geht. Dreckige Rotz-Gitarren treffen auf Liz´ großartige Stimme, die nicht nur klar und cool ist - sondern vor allem unglaublich sexy. Durchgehend geht es gnadenlos und grade nach vorne, in "Wave You Goodbye" klingt dann auch mal Mod-Rock an und in der Strophe von "Who Are You" gibt es zur Abwechslung harten, schnellen Ska. Bei dieser Musik kann man schon den noch fernen Sommer spüren und sieht sich im (in meinem Fall nicht vorhandenen) Ford Mustang-Cabrio durch die City cruisen. Mehr davon!
Eigentlich liegt es ja recht Nahe was eine Band zu tun hat, die seit unzähligen Jahren durch die Szene geistert. Nach fast 20 Jahren erwartet wohl keiner mehr den harschen Sound eines "Firewalker" und so gehen GIRLS UNDER GLASS ähnlich entspannt an die Sache wie beim letzten Album "Minddiver". Doch "Zyklus" ist mehr als der Vorgänger plus einige Jahre Reife. Die Gitarren bringen eine manchmal fast klassische Gothrock Atmosphäre ("Touch Me") in die Musik der Hamburger, der Einsatz von Elektronik verzichtet auf die großen, harten Hämmer. Und so treffen sich hier die Songstrukturen, die man auch als rührselig angestaubt bezeichnen könnte, mit einem State Of The Art Ambiente und Sound sowie gefühlvollen Einsatz von Keyboard und Samples. Nicht umsonst hatte man sich für die Maxi "Ohne Dich" Schützenhilfe vom Mithanseaten Peter Spilles (PROJECT PITCHFORK) geholt. Ebendiese und GIRLS UNDER GLASS sind stilistisch oft gar nicht so weit entfernt und man unterscheidet sich manchmal primär im Härtegrade. "Whatever Makes You Happy" als locker rockender Track mit leicht melancholischer Schlagseite und dominanten Gitarren im Chorus lässt auch diesen Ohrwurm in Erinnerung bleiben. GIRLS UNDER GLASS bewegen sich sehr sicher in all den verschiedenen Stilrichtungen und so wirken Balladen wie "Under My Skin” genauso glaubwürdig wie die Tatsache, dass man deutsch wie englisch singt. "Feuerengel" erinnert phasenweise fast fatal an REFLEKTOR:FALKE und damit an die düsteren Ausflüge einer anderen deutschen Band, der Opener "In Die Einsamkeit" wird der Szene gefallen, stellt aber musikalisch keinen Höhepunkt des Albums dar. Augenscheinlich wurde lange an den Songs gearbeitet, Ausrutscher gibt es keine. Latente Härte verbindet sich auf "Zyklus" mit gelungen elektronischer Umsetzung ohne auch nur einmal in simple Electrobeat Gefilde driften zu müssen. "Zyklus" ist eine eindeutig runde Sache geworden.
Immer dieses Bewerfen mit Bandnamen, in denen Mitglieder der aktuellen Combo schon gelärmt haben. DEADSOIL scheinen gar niemanden lange in ihren Reihen halten zu können - oder wie soll man verstehen, dass scheinbar in jeder zweiten deutschen Metalcoreband ex-Deadsoil auftaucht? SINCE THE DAY können sich diesem "Trend" nicht entziehen, jedenfalls behauptet das Info, dass einer der Mucker in den illustren Kreis der toten Erde gehört. Egal. Trendverweigernd (und schreibunfreundlich) sind sie beim Plattentitel in feinem spanisch; bei den Texten geht es aber in Englisch weiter. SINCE THE DAY machen Metalcore. Das würde eigentlich schon reichen, um das Review zu beenden. Vor zwei Jahren hätte ich gesagt, dass es melodischer Death Metal ist, aber heutzutage heißt das eben Metalcore. Dann passen auch die ruhigen Passagen besser ins Bild. Parts wie am Ende von "Lunar Eclipse" sind für mich aber auch weiterhin reiner Black/ Death Marke No Fashion. SINCE THE DAY machen ihre Sache dabei ziemlich gut und haben eine sehr abwechslungsreiche Metal(core)-Platte zurecht gezimmert, die Fans von HEAVEN SHALL BURN und UNEARTH sicher nicht enttäuschen wird. Die Platte ist gespickt mit exzellenten, weil schön melodischen, Riffs und einem wirklich guten Sänger, der im Wechsel von Shouts und cleanem Gesang voll zu überzeugen weiß. Ein schönes Beispiel für die gelungene Gitarrenarbeit ist "Powder Keg", wo die Saiten im Mid-Tempo ordentlich Brutalität verbreiten, aber trotzdem schön melodisch bleiben - und bei SLAYER klauen wie blöd. Da die neun Songs eine Menge Abwechslung bieten und die Produktion (aus dem Kohlekeller Studio) voll in Ordnung geht, kann man sich als Fan melodischen Metalcores die Scheibe ohne Bedenken zulegen. Und selbst für Anhänger des alten Schwedensounds könnte "El Mensajero No Es Importante" was sein.
ISLE OF MAN sind eine dieser Bands, deren Sound man nicht wirklich einordnen kann, was Reviews ein wenig schwierig und ein Stück weit unzuverlässig machen. "Breathe Plastic" heißt das erste Tonwerk der Holländer und kommt mit einem Videoclip zu "Pigroast" daher, darf sich dann auch Enhanced-EP nennen. Wollte bei mir nicht laufen, aber mein PC-Fu ist auch echt niedrig, bei einem normalen PC-User sollte das Teil ohne Probleme abgespielt werden. Aber die CD lief einwandfrei in meiner Anlage, so kann ich wenigstens was zu den Audio-Eindrücken schreiben. ISLE OF MAN sind irgendwo in der Schnittmenge von Death Metal, vertracktem Kram wie THE DILLINGER ESCAPE PLAN und Hardcore unterwegs, was in einer mal abgedrehten ("Daddy, I Wanna Be A Rockstar") und mal super-eingängigen Parts mündet. Die Holländer verstehen es genauso gnadenlos zu ballern und dabei "Scum" zu zitieren ("24 Hour Armed Response"), können aber auch anspruchsvolle Technik-Freaks zufrieden stellen. Sänger Daan muss auf der Bühne ein echter Derwisch sein, wenn er auch nur einen kleinen Teil seiner Studio-Performance auf die Bühne transportieren kann. Der klingt echt krank, wie eine Mischung abgestochener Sau (Screamo) und angekekstem Death Metler. ISLE OF MAN verwursten auf "Breathe Plastic" eine Menge Ideen und Einflüsse zu einer mehr als viel versprechenden EP. Ich glaube zwar nicht, dass sie die erste europäische Band sind, die den Spuren MASTODONs oder CEPHALIC CARNAGEs folgt, aber sie sind auf jeden Fall ein ganz heißer Tip für Freunden solcher Töne.
Die Griechen machten mal Black Metal und zählten mit Rotting Christ zur Speerspitze der extremeren Musik. Was immer das bedeutet. Mit der Band von "damals" hat das jetzige Line-Up wenig zu tun. Erstens, weil nur noch ein Mitglied übrig geblieben ist und zweitens, weil ein dunkelbuntes Sammelsurium verschiedener Stilrichtungen den reineren Black Metal früherer Tage ersetzt hat. Mal erinnert die Band an eine pompösere Ausrichtung a la COF ohne das typisch-hohe Gekreische der Briten, dann schimmert eine Violine durch und lässt einem eine flotte "My Dying Bride"-Variante durch den Kopf schießen. Manches mutet folkig an, wieder anderes erinnert an Death Metal oder ganz schnöden Heavy Metal oder gibt Klaviersonaten-ähnliche Instrumentals - oder auch ein Film-Sound-Track mäßiges Stück ("Spirit Of The Tomb"). Dann zücken die Griechen Schwerter oder sinnieren geradezu gotisch durch die Gegend - und wenn sie nicht gestorben sind, suchen sie noch weitere Stilausrichtungen ... Sie doomen, sie folken, sie deathen, sie blacken…. Es gibt bei VARATHRON nichts, was es nicht gibt. Und immer folgen sie irgendeiner dunklen Macht, die der Hellas-Band befiehlt, sich zwischen alle Stühle zu setzen. VARATHRON sind sicherlich nicht schlecht und ein Eintopf aus Kraut und Rüben findet sicherlich auch seine Anhänger. Gourmets hingegen dürften etwas klarere Linien bevorzugen. Nicht übel, wie gesagt, aber reichlich unausgegoren.
"...and we´re nothing short of invincible!" Das, und nichts anderes, ist die richtige Einstellung um den Olymp zu erstürmen. Während sich die Herren der Schöpfung in der Wall Of Death oder dem Circle Pit die Knochen brechen, sporten die Betties zu UNDEROATH. Nein, diese Klischeekiste klappen wir gleich wieder zu: Die Herren von UNDEROATH haben zwar keinen Friseur, aber sie haben genug Ideen und Wut, um nicht im Sumpf der anderen Emocore-Bands hängen zu bleiben. Wer TAKING BACK SUNDAY oder THURSDAY mag, wird UNDEROATH lieben, wem JIMMY EAT WORLD immer eine Spur zu berechenbar und erwachsen waren, wird sich bei UNDEROATH endlich mal wieder richtig austoben können. Strenggenommen hat das Label noch nicht einmal einen Vertrieb in Deutschland, trotzdem ist "They´re Only Chasing Safety" schon ein paar Tausend Male in Deutschland über die Ladentheke gegagen. Zu recht! Zwei großartige Stimmen ergänzen sich kongenial, witzige Ideen fließen direkt in straighte Songs ein, verdrehen beim Hören mal eben ein paar Schalter im Hirn und sind schnell wieder weiter. Das Textzitat stammt übrigens aus "Reinventing Your Exit", dem Song mit den witzigsten Ideen und der betörendsten Melodie. Die Jungs touren Anfang Februar 2005 Europa, und da geht mit Sicherheit einiges.
Es ist schon irgendwie cool, wenn man eine Band seit Jahren und über viele Konzerte aufmerksam verfolgt hat und sie dann plötzlich einen Plattenvertrag bekommt - wie hier im Falle der Münchner Formation ALEV geschehen. Diese Musiker haben sich in den letzten Jahren wirklich den sprichwörtlichen "A.." abgespielt, tingelten durch kleine Hallen & Clubs und traten auf unzähligen (Nachwuchs) Festivals auf und jetzt haben sich alle Mühen verdientermaßen ausgezahlt. Die erste offizielle CD "We Live In Paradise" liegt jetzt vor, darauf enthalten sind 12 energetische Songs im modernen Alternative Rockgewand und tatsächlich ALEV haben auf dieser CD musikalisch noch mal einen Sprung nach vorne gemacht. Weiterhin positiv, von den beiden bisherigen ebenfalls sehr gelungenen Eigenproduktionen haben gleich mehrere Songs den Weg auf das Album gefunden. Hierfür wurden alle Tracks natürlich noch einmal komplett neu aufgenommen und abgemischt. ALEV machen stilistisch keine simplen Rocksongs von der Stange mit vordergründig sofort eingängigen Melodien, nein diese Band ist schon etwas eigenwillig, nicht nur was ihren zwischen modernen Alternativ Rock und leichten Nu Metal Anleihen geprägten Sound betrifft. Nein, auch der gesangliche Mittelpunkt, die Sängerin Alev Lenz mit ihrem charismatischen Organ über mehrer Oktaven, bietet etwas ganz besonderes weit abseits der gängigen Plastikrockkultur. ALEV erinnert mit ihrem ausdruckstarken und hellen Organ sowie den beabsichtigten Stimmüberschlägen manchmal etwas an ALANIS MORISETTE oder den CRANBERRIES z.B. bei "Take A Look Around" bleibt dann doch wieder ganz eigenständig, einfach klasse. Hauptsongschreiber Marc Fleischer beweißt ein sehr gutes Händchen für packende Songs und schafft es, viele gute Ideen in durchdachter laut/leise-Abfolge zu kombinieren ohne beliebig zu sein. Auch die übrigen Bandprotagonisten Saner Ariduru (Keys./Guitar), Martin Fahrnholz (Bass) und Niki Brockt (Drums) liefern einen soliden Job und bieten den idealen Rahmen durch abwechslungsreiche Gitarren, Bass, Schlagzeug sowie einem relativ spartanischen Keyboardeinsatz. Wütende agressiv-schweren Gitarrenriffs kombiniert mit gelegentlich eingestreuten gelungenen Solos folgen wieder atmosphärisch verträumten Parts mit teilweise fast schon progressiven Zügen und das alles in einem stets etwas melancholisch gehaltenen Klangbild. ALEV (aus dem türkischen übersetzt bedeutet dies soviel wie "Flamme) zeigen sich auf dieser CD bei ihrem Debüt bereits als gewachsene bzw. eingespielte Einheit, legen Wert auf Ecken & Kanten in ihren durchdachten Arrangements, so dass auf den aufmerksamen Zuhörer trotz gesunder Härte auch noch viele lohnenswerte Einzelheiten warten. Die herausragenden Songs nach einem fetten Intro sind neben "Time Will Show" mit seinen harten Riffs und etwas orientalisch anmutende Klängen, das flotte "Youth (Sleep Well)" sowie die beiden absoluten Oberhämmer, die ruhige Ballade "Dying Everyday" sowie das absolute Highlight das episch-intensive "Sweet Lullaby". Als kleinen Bonus gibt es noch als 12 Titel den Track "Bugün Degismezsek" einer türkischen Version von "If We Ever (Massdestructive Ignorance)!. Insgesamt ist "We Live in Paradise” von ALEV ein äußerst bemerkenswertes Debütalbum geworden, dass ich nur jedem Rockfan wärmstens an Herz legen muß.
Gestern waren Wahlen im Irak - aber erinnert sich zwischen zwei Autobomben noch jemand daran, dass dort Menschen sterben, weil George Bush meinte, Massenvernichtungswaffen zu suchen? SUCH A SURGE schaffen es wie sonst höchstens noch EMINEM (sic!) über den Irak-Krieg einen Song zu schreiben, der nicht peinlich ist, keinen erhobenen Zeigefinger hat und bei dem 19-jährigen GI und dessen kleinen Lügen und großen Überreaktionen anfängt. Und der auf dem schmalen Grad des Zynismus elegant balanciert, aber nicht böse ausschlägt. Und im Hintergrund werden Peter Dudzik und Antonia Rados eingesampelt. Ganz nebenbei ist "Mission erfüllt" ein Hit - haut dahin, wo es weh tut und ist doch so notwendig. Mal abgesehen davon, dass ich es SUCH A SURGE sowieso von A-Z gönne, wenn sie mit dieser Single die Charts stürmen, gibt es noch den Track "Was jetzt?" vorab vom Album - 100% und mit voller Geschwindigkeit auf die Fresse, sehr schön. "Powersurge" hört sich in meinen Ohren wie die 10-Jahres-Version von "S.U.R.G.E." an, das ist aber ohne Gewähr. "Einfach sein" ist wieder ein straighter Kracher in hohem Tempo. Sollte ich noch ein Haar in dieser Suppe suchen, dann wahrscheinlich, dass man sich heute kaum noch eine Single ohne technischen Extra-Schnickschnack kauft, aber die Songs brauchen keine zusätzlichen Kaufargumente.