TOMAS BODIN, seines Zeichens Keyboarder der schwedischen Proggies THE FLOWER KINGS liefert mit "I Am" seinen nunmehr vierten Solostreich als Prog-Opera ab. Im Gegensatz zu den vergangenen Soloalben gibt es hier nicht instrumentale Kost zu hören, sondern drei auch mit unterschiedlichem Gesang versehene überlange Songs. Neben seinen Flower Kings-Kollegen Bassist Jonas Reingold und Keyboarder Marcus Liliequist sorgten noch Jocke JJ Marsh (Glenn Hughes Band) und am Mikro Helene Schönning, seine Frau Pernilla Bodin und Anders Jansson für qualitativ hochwertiges. Das Konzept hinter "I Am" behandelt philosophische und religiöse Themen bis hin zur Reinkarnation, Bodin lies nach eigener Aussage auch einiges an selbst erlebten und eigenen Erfahrungen einfließen. Dabei lassen sich die drei Songs recht unterschiedliche kategorisieren. Eröffnet wird mit "I" (23:12 Minuten, 11 Parts), dem noch am ehesten am konventionellen Prog-Rock orientierten Track. Hier kommt des zu klassischen Duellen zwischen Gitarre und Keyboard welche eine gefällige Atmosphäre schaffen. Song Nummer zwei "A" (21:28 Minuten, 8 Parts) ist meist vom dezenten Blues dominiert und mit legeren, fast jazzigen Keyboard- und Pianopassagen durchsetzt. Das TOMAS BODIN Einflüsse von Pink Floyd, David Bowie und Deep Purple nennte passt auf das Ganze Werk - bei "A" sind die floydschen Auswirkungen auf seine Kompositionen am deutlichsten, einschließlich dem ausufernden elegischem weiblichen Gesang. Abschließend nimmt "M" (18:43 Minuten, 6 Parts) uns mit auf eine Reise ins Licht. Der dritte Song des Albums nähert sich weitesten dem Sound von Bodins Hauptbrötchengeber THE FLOWER KINGS. Nach einer ruhigen, vom Gesang dominierten Einleitung wird aus "M" ein fast überfrachtetes, opulentes Werk - das allerdings den Begriff "Prog-Opera" mehr als verdient. Dazu kommt noch eine erhebliche 70er-Rockschlagseite. Trotz all der hörbaren Abwechslung bleibt das Werk im Fluss, TOMAS BODIN vermeidet gekonnt ungewollte Brüche und gibt so den 25 Parts eine erlebenswerte Homogenität. Keine einfache Kost für einmaliges Hören und daher nur für Fans derselbigen empfehlenswert - für jene besteht allerdings die Pflicht des intensiven Antestens.
Das Konterfei ihrer Sängerin Stefanie haben INTO EXIT ganz allein vorne auf ihr helles Cover von "With Angels High" gepackt und auch die Musik des Fünfers aus dem Sauerland wird weitestgehend durch diese charismatische Stimme geprägt. Manchmal hätte ich mir allerdings gewünscht, die Vocalistin wäre noch etwas mehr aus sich herausgehen und hätte an der ein oder anderen schnelleren Stelle mit stärker ungezügelterem Temperament gesungen. So entsteht manchmal der Eindruck von doch etwas zu wimmrigen und leicht undeutlichen Texten. Aber es soll auch kein falscher oder zu kritischer Eindruck entstehen - diese Lady hat große Potential und kann sicherlich noch einen Zahn zulegen. Die absolute Höchstnote verdient ohne Frage die Leistung u.a. bei dem gefühlvollen und mit tollen akustischen Gitarren versehenen "Subway" oder dem recht relaxten aber wunderbar fließenden "Options" - meinen Respekt! Wären die Gitarren insgesamt etwas fetter und volumiger produziert (obwohl die Riffs trotzdem eher metallisch denn nach Rock klingen) und die Keyboardteppiche noch etwas opulenter - man könnte Into Exit doch glatt in die Gothic Ecke einordnen. Auch stimmungsmäßig dominieren hier vielfach die Molltonarten sowie viele wunderbar melancholische Momente, die Band bietet einiges an gekonnter Abwechslung, kein Song klingt wie der andere und auch in Punkto Songwriting mit eingängigen Hooks beweißen die Musiker ein gutes Händchen. Into Exit gibt’s es jetzt schon seit Herbst 2000 wobei man stilistisch bereits einige gravierende Wechsel hinter sich gebracht hat. Auch mit diesem Nachfolger des rund drei Jahre zurückliegende "Backside Of The Night", auf dem man sich vornehmlich dem Art-Rock verpflichtet sah, stellt sich die Band nun wieder einer neuen Herausforderung. Jetzt soll die Betonung lt. eigenem Bekunden verstärkt auf "Prog-Rock" liegen. Ein Paradebeispiel hierfür dürfte besonders das über 11-minütige "Alea" sein, denn bei diesem Track in all seiner epischen Breite gibt es gleich reihenweise gelungene Breaks, unterschiedliche Liedthemen, viele Tempo-Wechsel, opulente Passagen aber immer einen gut erkennbaren roten Faden der alles zusammenhält. Komischerweise ist hier alles rein instrumental gehalten, warum die Sängerin bei diesem elementaren Song der CD überhaupt nicht mitsingt, ist mir aber etwas schleierhaft. Egal, ich wage die Behauptung, dass die musikalische Selbstfindung der Band aber auch mit diesem Werk noch nicht abgeschlossen sein wird. Über die Produktion läßt sich, gerade für einen nicht aus den Vollen schöpfen könnenden Underdog, ebenfalls keine größeren Schwachstellen ausmachen, gerade der Schlagzeugsound kommt sehr überzeugend rüber.
Über die sehr lohneswerte Homepage von Into Exit (mit wirklich originellen Animationen und auch mp3’s) kann dieser Silberling mit seinen üppigen 63 Minuten Spielzeit für recht annehmbare 8 € käuflich erworben werden.
Vom SideOneDummy-Label bin ich normalerweise Pop-Punk- und Emo-Klänge gewohnt. Umso erstaunter war ich, als ich das Debüt der Kanadier BEDOUIN SOUNDCLASH in den Player schob und mir lupenreine Reggae-Klänge entgegen waberten. Und was für welche! Diese Musik hat nichts Modernes oder Hippes, von Dancehall-Gewummer à la Sean Paul ist sie genauso weit entfernt wie von chilligem Café Del Mar-Dub. Nein, das Trio spielt feinsten Roots-Reggae im Stile Bob Marleys und seinen WAILERS, schlicht, groovig und ohne Ende entspannt, mit cleaner Off-Beat-Gitarre, tiefen Laid-Back-Bassläufen, fein akzentuierten Drum-Beats und getragen von der charismatischen Stimme des Sängers Jay Malinowski. Hier ist nichts zu viel, nur das nötigste wird gesagt und gespielt, und die Produktion - für die kein Geringerer als BAD BRAINS-Bassist Darryl Jenifer verantwortlich zeichnet - tut ihr übriges, indem der Sound so pur und authentisch wie möglich gehalten wurde. Alleine der trockene Drum-Sound mit dezenten Hall-Effekten an haargenau den richtigen Stellen ist ein Meisterwerk für sich. Wieviel die Jungs auch musikalisch auf dem Kasten haben, zeigt ein Track wie "Living In Jungles", der - wie der Name schon sagt - von einem Jungle-Beat getragen wird, aber aufgrund der technisch hoch versierten wie äußerst feinen Arbeit von Drummer Pat Pengelly absolut relaxt groovend daherkommt. Ganze Arbeit leistet selbiger auch bei "Rude Boy Don´t Cry", wo er zwischen einem verschobenen Dancehall- und einem graden Drum´n Bass-Beat wechselt und den Song trotzdem altmodisch klingen lässt. Bei "Immigrant Workforce" werden gar leichte 2-Step-Anleihen eingesetzt, aber auch hier - ich weiß, ich wiederhole mich - kommt nichts anderes als reines Reggae-Feeling rüber. Meines Wissens ist Kanada nicht grade den wärmsten Gefilden der Erde zuzurechnen, alleine schon deswegen stellt "Sounding A Mosaic" unsere musikalischen Vorstellungen komplett auf den Kopf: Eigentlich ist es absolut unvorstellbar, dass diese Platte voll von Wärme und Entspanntheit nicht in Jamaika aufgenommen wurde. Sollten GENTLEMAN und SEEED dieses Album hören, werden sie sich wohl wünschen, dass BEDOUIN SOUNDCLASH niemals den Weg über den großen Teich nach Deutschland schaffen, denn dann bekämen sie ernsthafte Probleme. Mein neuer Wunschtraum: eine Jam-Session mit BEDOUIN SOUNDCLASH und Manu Chao. "Sounding A Mosaic" ist schon jetzt meine ultimative Sommerplatte. Lasst die Sonne rein!
Nicht "verehrt und angespien", sondern "angepisst und abgefuckt", lautet vermutlich das heimliche Bandmotto von TOTENMOND! Bereits seit dem genialen Debüt "Lichtbringer" stehen die Schwaben für kompromisslose Wutausbrüche, die sich in heftigen, alles niederwalzenden Doomcore - Orgien musikalisch niederschlagen. Mit dem letzten Album "Unter Knochen" zeigte man allen ach so unkommerziellen Krachkapellen, was wirklich das maximal Aushaltbare ist. Weiter in den emotionalen Keller ging es nicht mehr und noch extremere Eskapaden wären vermutlich nach hinten losgegangen, darum besinnt man sich auf "TonbergUrtod" wieder auf den fetten Donnersound, für den die Band von Beginn an gestanden hat. Das Album wird alle Fans, die mit "Unter Knochen" ihre (nicht ganz unberechtigten) Probleme hatten, wieder zurückerobern, denn neben dem brillanten Sound stehen durchgehend erstklassige Stücke, die genau das bieten, wofür man das Trio nur lieben oder hassen kann. Egal, ob man die fiesen, sehr eingängigen und schnellen "Wurmerbarmend", "Heroin" (ich verstehe in dem Song immer "Halloween"), "Samenroh - Wird Kein Leben", "Im Schwarzen Kreis", "Das Ewige Bluten - Faustrecht" oder noch fiesere, meist in ultraaggressivem, langsamem (Mid -) Tempo gehaltene Stampfer wie "Angstbeißer", "Blutost" (mit derbem Finale), "Heidenfeuer" (Hammer!), "Deine Leiche" (mit Blastspeed - Zwischenparts) und "Tonbergurtod - Kastrazion" nimmt, man bekommt, auch lyrisch, immer auf die Zwölf! Dabei haben TOTENMOND ihren Gesamtsound, der ja nicht nur Doom, sondern auch einen Schuss Punk beinhaltet, mit walzenden Death Metal - Anleihen angereichert, so dass sie oftmals an die Götter BOLT THROWER erinnern (hört Euch nur mal das Ende von "Heidenfeuer" an) - einfach geil! Ich bleibe dabei, dass die drei Schwaben die für mich beste deutschsprachige Extremband sind und nun mit "TonbergUrtod" einen weiteren Oberhammer am Start haben, der in der Szene hoffentlich gewürdigt wird, denn besser kann man diesen Stil kaum spielen. Einfach klasse!
Bei den ersten Tönen des Openers "10,000 Generations In Blood" wähnte ich mich spontan im falschen Film. Wuchtiger Metal, der durch die betonten Keyboards und den bösen Gesang an DIMMU BORGIR erinnert und mit symphonischem Black Metal mehr gemein hat als mit Metalcore. Dazu gesellt sich noch ein Sangesengel, der an selige LORD BELIAL-Platten erinnert und dem Song eine unheimliche Atmosphäre gibt. Sind das die DEADLOCK, von denen ich eine 1A Metalcore-Platte erwartet habe? "The Year Of The Crow" läßt mich mit einem erleichterten "Ja" zurück, zeigen sich die Jungs dort doch als totmetallische Combo, die auf Black Metal-Einlagen verzichtet und einfach nur feinen Schwedentod spielt. Mit Core haben DEADLOCK eigentlich nicht mehr viel zu tun, Moshparts oder Singalongs sucht man hier mit der Lupe, dafür sind DEADLOCK sehr Death Metal-lastig und (besonders durch den Gesang) verdammt böse. Scheint so, als wollten DEADLOCK die Grenzen des Genres ausloten oder ihrer Liebe für skandinavische Sounds frönen. So wird "Earth. Revolt" eine Platte, die verdammt abwechslungsreich ist und neben schnellen Krachern wie dem erwähnten "The Year Of The Crow" oder "Everlasting Pain" Mid Tempo-Stampfer bietet ("Earth. Revolt") und auch vor BM-artigen Songs nicht zurückschreckt. Das mag für manchen Trendkids zu viel des Guten sein oder - positiv gedacht - die Akzeptanz der Stylo-Szene für melodischen Death Metal erhöhen. Das wird die Zeit zeigen. DEADLOCK gebührt auf jeden Fall Respekt für ihre Scheuklappenfreiheit und dem Resultat, dieser verdammt guten Metal-Scheibe!
Warum um AS I LAY DYING so ein Hype gemacht wird, kann ich nicht ganz nachvollziehen. "Frail Words Collapse" war ein ganz anständiges Metalcore-Album, das aber bis auf das grandiose "Forever" nicht viel Außergewöhnliches bot. Trotzdem verkaufte sich die Scheibe wie geschnitten Brot und bescherte AS I LAY DYING eine Menge ausverkaufter Shows. Der von vielen heiß ersehnten Nachfolger "Shadows Are Security" (wollen sich die Jungs vor dem Ruhm verstecken?) rotiert seit einigen Tagen in meinem CD-Player und gefällt mir da um Längen besser als sein Vorgänger, was zum Großteil daran liegt, dass AS I LAY DYING noch mehr Death Metal als bisher sind. Nackenbrecher wie "The Truth Of My Perception" oder das mosh-lastige "Reflection" sind melodischer Schwedentod, wie er besser nicht sein kann. Da finden sich keine Hardcore-Anleihen, das ist purer Death Metal! AS I LAY DYING können natürlich auch anders und typische Metalcore-Stampfer wie "Empty Hearts" oder das brutale "Through Struggle", das in seiner Brutalität und vom Riffing her an MAROON erinnert, schreiben. Das sind Nummern, die jeden Fan zufrieden stellen werden. Fronter Tim hat sich stark verbessert und kann sowohl in den Growls als auch bei den cleanen Passagen glänzen; letztere wirken allerdings stellenweise zu verkrampft eingebaut. Fast scheint es, als wollten AS I LAY DYING mehr die Erwartungen ihrer Fans anstelle ihrer eigenen Vorstellungen bedienen. Aber so gibt es wenigstens schön eingängige Refrains, die live sicher Kracher sein werden. Das die Amis mittlerweile eine routinierte Songschreiber-Truppe geworden sind, beweist das ruhige "Repeating Yesterday", das in der Mitte des Albums perfekt eingebaut wurde und der Eintönigkeit der beinahe konstant schnellen Songs entgegenwirkt. Ein cleverer Schachzug, der die zweite Hälfte der Scheibe angemessen einleitet. Insgesamt gefällt mir "Shadows Are Security" deutlich besser als der Vorgänger, da er AS I LAY DYING als gereifte Band zeigt, die eine durchgehend hochklassige Scheibe eingespielt haben, auch wenn sich manche Sachen noch zu verkrampft anhören. Ich bin mal gespannt, welcher Hype nach dem Release dieses Albums ausbricht… Diesmal wäre ein solcher aber verdienter als nach "Frail Words Collapse".
Ob "Vain City Chronicles" jetzt als eine Art Highspeedvariante ihres debutalen Doom Anspruchs in die Bandgeschichte eingeht oder sich die Leute eher daran erinnern, dass Sängerin Nell nun hauptberuflich bei THEATRE OF TRAGEDY am Mikrofon steht weiß man nicht. Dass THE CREST dabei durchaus tolle Momente bietet, ihnen aber der letzte Biss fehlt um ganz zu überzogen wird dagegen recht schnell klar. Wie erwähnt gehen die Jungs und das Mädel deutlich beherzter ans Werk als beim Vorgänger. Eine melancholische Grundstimmung zieht sich immer noch träge durch alle Songs, das Tempo wurde aber abgezogen, THE CREST rocken bei einigen Songs fast gradlinig: "Imaginery Friend" lebt vom Wechsel aus fetten Riffs und einer eingängigen wie simplen Melodie. Ein ähnliches Konzept auf deutlich ruhigerer und viel hypnotischerer Ebene mit Anleihen aus dem Alternative Rock verfolgt "Come On Down", bei dem Nells naiver Gesang superb zu der nachdenklich monotonen Melodie passt. Mit einem ebenfalls feinen Gespür für die richtige Melodie und die richtige Portion Schwermut setzen sie schöne Violinensounds ein, die Gitarren beherrschen den dafür nötigen Spagat aus Zurückhaltung und geplanter Explosion. Was "Vain City Chronicles" aber fehlt ist der Mut aus dem Gothic Metal Schema auszubrechen, einen Versuch den sie oft andeuten aber nicht vollziehen: Sie setzen nicht auf den Bombastzug, machen einen Bogen um pathetische Wallungen und meiden bei guter Sängerin zu penetrante Heavenly Voices. Eigentlich gute Voraussetzungen und doch bleibt eben nur anders bei den Norwegern - einen Schritt weiter und die Band wird eine echte Alternative.
"Wanderlust" ist nun schon das zweite Album, das die Proggies LITTLE ATLAS aus Miami über das Progrockrecords - Label veröffentlichen. Und dieses Label ist bekannt für seine außergewöhnlichen, nicht alltäglichen und sehr interessanten Bands, zu denen auch dieses Quartett gehört. LITTLE ATLAS in eine der zahlreichen Progressive - Schubladen zu stecken, wäre sehr schwierig, denn hier vermischt sich Progrock mit Artrock, Jazz und Singer/Songwriter - Elementen, was für den Normalhörer sicher nicht einfach zu verdauen ist. Aber man muss kein Musikhochschulabsolvent sein, um "Wanderlust" in sich aufsaugen zu können. Die Band gibt zwar komplexe und teils überlange Stücke zum Besten, ist dabei aber stets auf (größtenteils getragene) Atmosphäre und Emotion bedacht, ohne sich in großen Frickelorgien zu verlieren. Für den kurzen Hörgenuss zwischendurch eignet sich das Album aber nicht gerade und am Besten genießt man es am Stück, daher ist es auch nicht leicht, einzelne Stücke hervorzuheben, da sie allesamt sehr detailreich und mit zahlreichen Finessen bestückt sind. LITTLE ATLAS verzichten auch auf den Einsatz genrefremder oder exotischer Instrumente, lediglich eine Violine (in "Mirror Of Life") und eine Cuatro (lateinamerikanische Gitarre - in "Home") haben ihren Weg auf das Album gefunden. Zusätzlich gibt es als Bonus einen leider sehr klein geratenen Videoclip zu "On And On" als Multimedia - Sektion auf der CD zu bestaunen. "Wanderlust" ist somit ein gelungenes, wenn auch nicht sonderlich rockendes Album geworden, das Fans von Bands wie SPOCK’S BEARD, YES oder alten GENESIS auf jeden Fall ansprechen dürfte.
Was für Erwartungen kann man schon an ein neues DROPKICK MURPHYS-Album haben? Ihren Stil werden sie wohl nicht großartig verändert haben und in etwa das gleiche wie immer machen. Tun sie auch - und das ist verdammt gut so! Und sie tun es noch dazu besser als je zuvor: Ihr Irish Folk-Punkrock klingt immer noch extrem unverbraucht, und mit viel Energie wird abgerockt, gedudelsackt, gefidelt und gegrölt was das Zeug hält. Von Ermüdungserscheinungen also keine Spur. Dazu ist "The Warrior´s Code" auch noch unverschämt gut produziert, und erstmals gelingt es den Bostonern dadurch, die Intensität ihrer Live-Shows auf einer Platte einzufangen. Und doch spürt man kleine, aber feine Veränderungen, die sich vor allem in der Themenwahl der Songtexte zeigen. In diversen Stücken wird verstorbenen Menschen Tribut gezollt, wie z. B. in "Your Spirit´s Alive", das einem langjährigen Freund der Band gewidmet ist, oder auch in "Last Letter Home", das für einen Sergeant geschrieben wurde, der im Irak-Krieg an seinem Geburtstag starb und der sich kurz vor seinem Tod in einem Brief gewünscht hatte, dass, sollte er umkommen, die DROPKICK MURPHYS auf seiner Beerdigung ihre Version von "Fields Of Athenry" spielen. Es muss wohl kaum erwähnt werden, dass die Jungs tatsächlich mit ihren Dudelsäcken anrückten und ihrem Fan die letzte Ehre erwiesen. Außerdem wagten sich die sieben Musiker sogar in literarische Gefilde und vertonten mit "I´m Shipping Up To Boston" ein Gedicht des Lyrikers Woody Guthrie. Aber auch musikalisch wird gelegentlich nicht mehr nur die Holzhammer-Methode aufgefahren, was u. a. die wunderschöne, traurige und gefühlvolle Ballade "The Green Fields Of France" oder das melodische "The Burden" zeigen. Auch der Unterbelichtetste dürfte also endlich merken, dass diese Band weitaus mehr im Kopf hat als Parties, Alkohol und Krawall, sondern im Stande ist, auch ernste Töne anzuschlagen. Aber keine Bange, auch das Feiern haben die Jungs nicht verlernt, was sie mit Songs wie dem Gute-Laune-Ohrwurm "Sunshine Highway", dem Highspeed-Punkkracher "Citizen C.I.A." oder ihrer Bearbeitung des Traditionals "Captain Kelly´s Kitchen" nachdrücklich unter Beweis stellen. "The Warrior´s Code" ist wohl das vielfältigste und reifste Album der DROPKICK MURPHYS und klingt trotzdem so unbeschwert und kraftvoll wie ein Debüt. Eine der besten Veröffentlichungen dieses Jahres überhaupt.
Obwohl schon im Jahre 2000 in Nashville und Atlanta, USA aufgenommen, wird "Thunderhawks" erst jetzt veröffentlicht, weil sich ein Bandmitglied (Eddy Shaver - Gitarre - der allerdings gar kein festes Mitglied war…) mit Heroin selbst in die ewigen Jagdgründe schickte und Sänger und Gitarrist Tony Sarno die Tapes, die er ebenfalls mit dem bekannten Bassisten Keith Christopher aufgenommen hatte, in der Schublade verschwinden lies. Nun erscheint das Album über ein kleines Independent - Label und dürfte den einen oder anderen Freund von bluesigem, boogiehaftem Rock’n’Roll begeistern. THUNDERHAWKS klingen gemäßigter als die alten AC/DC mit Bon Scott, versprühen aber in etwa den gleichen Charme. Schnelle Banger oder Riffinfernos sucht man hier vergebens, dafür wird sehr relaxt und "dreckig" gerockt und gerollt. Das Album klingt typisch amerikanisch und besitzt angenehme 70’s - Vibes, die es für Retrorocker äußerst interessant machen sollten. Die angepeilte Zielgruppe darf sich daher über Songs wie den den Opener "Break The Chain", das coole "Spirit", "Out On The Farm", das treibende "For Crying Out Loud" oder das fette "Evil Woman" freuen. Metaller sollten hier jedoch eher Abstand halten, da die Musik des Quintetts für härteverwöhnte Ohren einfach zu banal und unspektakulär klingt. Davon abgesehen, ist "Thunderhawks" eine hörenswerte Scheibe, die Leute mit der entsprechenden Antenne garantiert nicht kalt lässt. Nettes Album!