Brennende Kirche auf dem Cover, geschminkte Typen auf der Rückseite, Songtitel wie "I Believe In Satan” - da kommen mir MARDUK, Langeweile, frost-bitten grimness und Kloschüssel-Produktion in den Sinn. Gottseidank zeigen UNLIGHT aus dem deutsch-schweizer Grenzgebiet, dass man satanischen Schmink-Black nicht nur in einer knallenden Produktion transportieren, sondern auch noch musikalisch überzeugen kann. Klar ist "Inferno" nicht die Neu-Erfindung des Rads, aber innerhalb der Genregrenzen eine gute Scheibe. Prügelpassagen ("Inferno") wechseln sich mit melodischen Parts ab, Sänger Blaspherion (hihi) variiert sein Gekreische ganz ordentlich und gehört zum oberen Drittel der BM-Schreihälse, die mir so untergekommen sind. Überhaupt sind UNLIGHT um Abwechslung bemüht und verzichten auf langweilige HighSpeed-Passagen oder MARDUK’sche Gleichförmigkeit. "Inferno" wird dadurch zu einer gelungenen Schwarzmetalplatte, die UNLIGHT durchaus zu einer festen Größe in der Szene machen könnte. Verdient hätten sie es allemal. Trotz Klischee-Cover und ebensolchem Bandfoto. Aber das ist Black Metal, das gehört dazu. Oder?
Warum sich manche Bands auf Krampf eine eigene Schublade zurecthzimmern, in die sie gesteckt werden wollen, will mir nicht in den Kopf. Wenn ein Infozettel-Schreiber irgendwelche Worthülsen gebraucht, die absolut unpassend sind, ist das eine Sache - die ignoriert man eh’ immer. Wenn aber eine Undergroundband wie INAMABILIS ihren Sound mit "Fast Melancholic Black/ Thrash Metal" beschreibt, bin ich immer ein wenig ratlos. Warum sagen die Jungs (plus die Bass-Dame) nicht einfach Black Metal und fertich? Denn genau das bekommt man auf "Dark Scenario" geboten: roher, schneller Black Metal, wie er seit Anfang der 90er Synonym für Underground ist und ehrlicher nicht sein kann. Die Produktion ist zwar etwas bassarm, aber was solls? Das ist das erste Demo von INAMABILIS und dafür geht das voll in Ordnung, außerdem passt das zu rohem Black Metal wie Arsch auf Eimer. Die Songs sind durchgehend schnell, haben einige coole Riffs (neben den üblichen Bienenschwarmgitarren) und transportieren einfach dieses "Anfang-90er-Jahre"-Gefühl, als Black Metal noch cool war. INAMABILIS verzichten konsequent auf neumodischen Kram wie Keyboards, Frauengesang oder clean gesungene Passagen, was ich sehr begrüße, klingt "Dark Scenario" dadurch viel bösartiger und kann seine Atmosphäre aufbauen, ohne durch irgendwelche Mätzchen gestört zu werden. Klar ist diese Art von Black Metal nicht wirklich innovativ, aber was soll’s? Ordentlich runtergezockt, mit Herz dabei und auf Trends scheißen (und ohne Schminke…). So will ich Black Metal - und so sind INAMABILIS.
NEURAXIS überbrücken die Wartezeit bis zum Release ihres neuen Albums mit einem Re-Release ihres gesamten Backatalogs, der es wahrlich in sich hat. Zwar stand die Band bisher immer im Schatten von CRYPTOPSY und seit einiger Zeit auch KATAKLYSM, aber das vollkommen zu Unrecht, sind NEURAXIS den gehypten Holzfällern und den Göttern CRYPTOPSY mindestens ebenbürtig wenn es um technische Finesse gepaart mit gnadenloser Härte geht. Auf dem 2003 erschienenen "Truth Beyond…" (Review gibt es hier) haben sie das in Vollendung zelebriert und sich spätestens mit dem Album ganz nach vorne in der Death-Frickel-Liga gesetzt. Die Scheibe gibt es jetzt zusammen mit den beiden Vorgängern "Imagery" (1997) und "Passage Into Forlorn" (2001) zum Preis einer normalen CD. Grund genug für alle Death Metal-Jünger, hier mal zuzuschlagen. Zwar ist "Imagery" noch ein wenig roh und weniger technisch als die Nachfolger, aber schon "Passage Into Forlorn" deutet das Potential der Kanadier an und hat so manchen Kracher vorzuweisen. Wer sich den Namen NEURAXIS bisher auf seinen Einkaufszettel notiert hat, sollte das spätestens jetzt tun - und sei es nur, um die Wartezeit bis zum neuen CRYPTOPSY-Album zu überbrücken.
Truth Beyond.../Imagery/Passage Into Forlorn (Re-Release)
Irgendwie kommt mir der Titel ein wenig spanisch vor - oder besser gesagt, nicht richtig englisch. Na, egal. REAP sind mit ihrer neuen EP am Start, um durch Mucke zu beeindrucken, was ihnen auch gelingt, allen Unsicherheiten beim Titel zum Trotz. Eine feine Mischung aus Death Metal und SOULFLY/ SEPULTURA verwursten die Ösis in den sechs Songs (plus Intro) und das Ergebnis kann sich durchaus sehen/ hören lassen. Selbst kurze Ausflüge ins HC-Lager (Moshpart bei "Liar") und der anschließende fast schon FEAR FACTORY-artige Gesang werden ohne Probleme gemeistert. Die Song grooven durchgehend, sind sauber produziert und runtergezockt, das hat einfach Hand und Fuss. REAP sind Hoffnungsschimmer im modernen heftigen Metal, die mit dieser EP hoffentlich auf sich aufmerksam machen können und nicht nur die Freunde in den Alpen live beackern werden.
Rückblickend eines ihrer stärksten Alben, auch bis zum heutigen Zeitpunkt, natürlich nur nach meiner ganz subjektiven Meinung, ist den Hannoveraner von FURY IN THE SLAUGHTEHOSE mit ihrem Zweitwerk "JAU!" in 1990 gelungen. Dies liegt aber beileibe nicht nur an der Überhymnen Nummer "Won’t Forget These Days", einen Track, den die Jungs wohl bis ans Ende ihrer Tage spielen werden müssen sondern auch an den starken restlichen Songs wie der geradlinige Rocker "One Good Reason" oder das wunderbar traurige "No Illusions" oder auch "Missing Me" und dem insgesamt einfach stimmigen Gesamtpaket. Der etwas ungewöhnliche Titel entstammt übrigens einer Bandinternen Bezeichnung beim Auftauchen bestimmter weiblicher Wesen. Jetzt haben die Fury "Schlächter" unlängst sogar einfach ihr eigenes Label gegründet und werden sukzessive alle älteren Werke mit zusätzlichen Bonusmaterial nochmals wiederveröffentlichen. Zunächstmal gibt´s nun die ersten beiden CD´s der Jungs, wobei an rahren Live oder Studiourtracks nicht gespart wurde. Neben einigen interessanten Demos ist auch eine echte Maxiversion von "Won´t Forget These Days" enthalten, die zwar mit einem recht ungewöhnlichen Rhythmus aber durchaus interessant daherkommt. Die Band überzeugt hier auf ganz Linie mit ihrem typischen sehr catchy angelegten Indie Rock meets Rock’n’Roll, klingt absolut unbekümmert bzw. unverbraucht, die später auf so manchem Album mir persönlich stellenweise etwas zu stark popig bzw. zu etwas Überambitioniert geprägten Momente sind hier noch völlig außen vor. Die Melodien sind einfach klasse, stets schwebt, vor allem bei den Balladen, eine typisch 80er Jahre geprägte Melancholie über den Songs. Der Sound wird natürlich auch bestimmt durch die charismatische und allenfalls mit TALK TALK zu vergleichenden Stimme von Kai Wingenfelder. Dass die FURY’S auch schon immer eine Vorliebe für etwas skuriele Geschichten in ihrer Musik haben und hatten zeigt der Fünfer besonders bei dem frechen "French Funk" sowie "Pussycat", beides sind zwar etwas ungewöhnliche Nummern sind aber trotzdem typisch Fury. Wie schon erwähnt, erscheinen jetzt sämtliche Fury-Alben remastered mit schöner Pappschuberverpackung sowie informativen Booklet. Und da soll es immer noch Leute geben, die behaupten FURY seien eine spitzenmäßige Liveband aber keine (gute) Studioband - absoluter Quatsch. Einfach hier mal reinhören.
Alles coole Scheiße. Band, Label, Mucke, alles cool, alles retro. So primitiv UND geil kann Death Metal (mit ein bißchen Porno und ein bisserl Grind) sein. Nix mit poliertem Mainstream-Kram, keine Melodien für Millionen, einfach stumpf-trumpf voll auffe Glocke. Rumms! Dazu gibt’s versaute Texte plus passenden Film-Einspielern, alles nicht ganz korrekt - wer will das schon! Kranker Humor von Kranken für Kranke!. Von Fans für Fans sozusagen. Pluto hat die Original-Tapes im Wega-Wimp ein wenig aufgepimpt und beschert uns so eine tolle Zeitreise in die Ekelorgien, als der Death Metal seinen Namen noch hundertprozentig zu Recht trug. 23 Songs (von der Split mit Regurgitate (1994), vom 95iger Album "You´ll never Know Pleasure" und von der ersten Seven-Inch (1991)) machen dich platt, fröhlich, ja glücklich. Vielleicht mag manch einer den Cassetten-Sound vermissen, aber das neue Soundgewand ist gleichermaßen authentisch wie zeitgemäß. Schade, ein bißchen mehr Verpackung hätte nicht schaden können, aber was letztlich zählt ist ja der Inhalt. Und der stimmt dermaßen hundertpro. Hei, das wird fein auf dem PartySan - quasi ne "Metal Errection", um mal im Duktus der Nürnberger Freunde zu bleiben. Interesse? Dann kontakte dies: poserslaughter@bossmail.de . Wenn nicht, dann gibt’s ´ne "Rectal Punishment", is klar, oder?
Normalerweise halte von Bands, die irgendwie verkleidet und mit Titten - Show einen auf "Kult” machen, nicht viel, aber GODDESS OF DESIRE aus dem gelb gekennzeichneten Holland haben sich ihren Platz in der Szene nicht mit heißer Luft erkämpft, sondern wissen tatsächlich, wie herum man die Instrumente halten muss. Ihr räudiger, sehr unterhaltsamer Mix aus MOTÖRHEAD und GRAVE DIGGER kommt fett, schnörkellos und sehr eingängig daher und besitzt trotz seiner Riff - orientierten, simplen Ausrichtung genug Feinheiten, die die Stücke qualitativ aus dem Mittelmaß herausheben. Natürlich sollten Proggies und generell sehr anspruchsvolle Hörer eher Abstand zu den Wohnwagenfahrern halten und wer bisher nichts mit der Band anfangen konnte, wird auch mit "Awaken Pagan Gods" ganz sicher kein neues Lieblingsalbum entdecken. Dass die drei Jungs (plus Deliah für die "Female Effects" - aha!) seit Jahren große Fans von Lemmy und Co. sind, beweisen sie hier einmal mehr mit dem sehr coolen Rock´n´Roller "Nothing’s Free", der ganz locker vom Original stammen könnte! Aber auch der Opener "March To Meet", "Dead End Street", der fiese Stampfer "Bloodstained Sight", der Titelsong (größter Ohrwurm der Platte) oder das hymnische, etwas an alte IRON MAIDEN erinnernde "Scream For Metal True" sind Metal pur, ohne Experimente und ohne Anflug von jeglicher Moderne. "Awaken Pagan Gods" macht Laune und die Band erreicht ihr gestecktes Ziel mühelos, aber man hat sich auch verhältnismäßig schnell an der Musik satt gehört, da echte Überraschungen, gerade auch nach mehreren Durchläufen, leider ausbleiben. Freunde straighter, traditioneller und direkt auf den Punkt kommender, harter Mucke (die auch gelegentliche Growls oder Kreischer nicht abschrecken) machen hier absolut nichts falsch und wer GODDESS OF DESIRE immer gemocht hat, wird auch dieses Werk lieben! Kultig!
Schönen abwechslungsreichen Gitarrenrock der oberen Güteklasse bieten uns auf ihrem Zweitwerk die Jungs von SKAPEGOAT. Auf "Allabouttheway" bewegen sich die jungen Schwäbisch Gmünder mit leichten Abstrichen in ähnlich vielschichtigen und abwechslungsreichen Sphären wie ich es zuletzt auf dem formidablen AEON SPOKE Album gehört habe. In kompletter Eigenregie aufgenommen ist am Sound an sich im Großen und Ganzen nicht viel zu kritisieren, einzig das manchmal etwas nervige Schepper bzw. Rumpelschlagzeug, ob gewollt oder nicht, ist auf jeden Fall schon noch verbesserungswürdig. "Allaboutaway" ist neben der recht ungewöhnliche Schreibweise auch ansonsten inhaltlich ein wirklich originelles Album. Mit den vielen instrumentalen Passagen und der variabel eingesetzten "Laut-Leise" Dynamik sowie den vielen episch, fast schon leicht progig ausgefeilt daherkommenden Tracks, operiert die Band sehr positiv jenseits aller derzeit gängigen Trends. Sogar die dezent eingesetzten elektronischen Spielereien u.a. sind auch einige wohlige Streichersounds eingesampelt worden, passen wunderbar zu dieser höchst emotional-erdigen Musik. Alleine schon deshalb hätten SKAPEGOAT eine intensive und noch stärkere Beachtung verdient. Egal ob es zunächst mal eher etwas dezent ruhig beginnt und sich dann in ein Inferno aus ruppig-fetten Riffs hineinsteigert, man merkt den teilweise etwas improvisiert klingenden Songs einfach ihre Seele an, hier wirkt nichts aufgesetzt oder kühl berechnend. Nein, diese Band will sich vielfältig ausdrücken und nutzt hierzu die eigenen durchaus beachtlichen musikalischen Fähigkeiten sehr gut aus. Songwriting von der Stange oder auf Sicherheit getrimmte Hooks sind ihre Sache nicht, es macht einfach Spaß (obwohl ich selbst auch mindestens drei Durchgänge gebraucht habe) hier länger zuzuhören. Sicher die ein oder andere Ungereimtheit ist schon noch zu orten aber alle beteiligten Musiker überzeugen auf ihre ganz besondere Weise. Akustische oder (wut) verzerrte Gitarren stehen gleichberechtigt nebeneinander. Trotz des manchmal etwas stark experimentell anmutenden Sounds haben Skapegoat auch viele schöne Melodien miteingebaut, wobei der Gesang dabei ebenfalls sehr variabel mal fast zerbrechlich, dann wieder mehrstimmig hoch und dann dass genaue Gegenteil, also aggressiv brüllend eingesetzt wird. Das passt alles auch mit diesen Extremen und Stimmungsschwankungen irgendwie gut zusammen, so dass "Allabouttheway" insgesamt einen recht interessanten Klangkosmos bietet, den es näher zu entdecken absolut lohnt. Auf der noch etwas aufgeräumten Homepage der Jungs gibt es einige mp3’s zum Vorfühlen sowie natürlich auch die CD. Ist zwar nicht gerade ganz billig für 10€ aber was hochwertig ist, darf ruhig auch was kosten oder?!
Daß es in Italien, genauer gesagt in Südtirol, doch noch etwas mehr gibt als äußerst gute Skifahrer, die mittlerweile "rockenden" Zillertaler oder sonstige Volksmusikantenpopmutanten, beweist uns hier mit ihrem ersten Demo die Formation BROKEN HEARTED. Bei dieser Band, die ursprünglich bereits in 2002 gegründet wurde und deren Schlagzeuge Mirko sogar schon mal auf dem WAVE GOTHIC Treffen gespielt hat, wurde mittlerweile neben dem zweiten Hauptprotagonisten Roberto Sief (Guit.) als stimmliches Aushängeschild die bekannte ex-EVENFALL Vokalistin Roberta Staccuneddu fest mit ins Boot dazu geholt. Damit dürfte die musikalische Grundausrichtung eigentlich schon ziemlich klar sein - Broken Hearted geben eine sehr betont atmosphärisch angelegte Version von mehr oder weniger düsterem Melodic (Metal) mit vielen typischen und oftmals etwas arg klischeehaft eingestreuten Gothicelementen. Als weitere ganz eigene Betonung will die Band ihren besonders ausgeprägten Keyboardsound verstanden wissen. Na ja insgesamt ist dies aber in der Realität dann doch nicht ganz so lasch geworden, wie es sich anhört und die Gitarren braten dann ab und an schon mal ganz ordentlich zwischen all den wohligen Tastenflächen. Allerdings kommt mir manchmal die sicherlich nicht schlechte Stimme von Roberta etwas zu "schwummrig" bzw. nicht voluminös genug aus den Boxen (Demo hin/Demo her) und die Lady agiert nicht immer so überzeugend wie bei "For You". Dies kann aber auch am eher unspektakulären Songwriting sowie der insgesamt sehr holzigen Produktion liegen. Auch die etwas zu künstlich im Hintergrund dümpelnden Drums sind nicht wirklich der Bringer. Die Tracks sind zwar handwerklich ganz o.k. wenn auch nicht wirklich originell, keiner der fünf Titel haut mich so recht vom Hocker. Zwar nicht schlecht aber auch ohne große eigene Linie bzw. Wiedererkennungsfaktor - alles klingt irgendwie ähnlich. Broken Hearted stehen orientierungsmäßig ganz grob irgendwo zwischen EPICA und LEAVE’S EYES wobei man keinesfalls viel schlechter als die Erstgenannten aber doch eine ganze Ecke weniger packend als das LIV KRISTINE Ensemble agiert. Was der aber der leider völlig daneben gegangene Black/Deathmetal Einschub mit dem Gekeife von GRAVEWORM-Frontman Stefan Pisoni gegen Ende des Schmachtfetzens von "For You" bedeuten soll, ist schon etwas schleierhaft. Wirkt irgendwie anbiedernd an das härtere Genre, so nach dem Motto "Seht her wir können auch einen auf Böse machen". Wenn hier bei BROKEN HEARTED aber tatsächlich mal ein Plattenvertrag rausspringen soll, müssen sich sowieso alle Beteiligten ganz erheblich steigern. Denn mittelmäßige Gothicbands gibt es wirklich schon zu Genüge. Wer sich ein paar MP3’s hierzu anhören möchte, kann sich gerne auf der offiziellen HP mal umsehen.
Erneut positiv überraschen können die Jungs von ARILYN mit ihrer aktuellen CD "Virtual Reality" als Nachfolger des vor drei Jahren erschienenen "Tomorrow Never Comes" Werkes. Nach diesem wirklich schon exzellenten Debüt mußte man förmlich davon ausgehen, daß die Band an ihrer eigenen hohen Meßlatte scheitern würde, doch weit gefehlt! Die 10 harten Monate im Studio haben sich augenscheinlich rentiert, denn diesmal stimmt neben den erneut hammermäßig guten Songs auch die Produktion ohne jeden Abstrich. "Virtual Reality" ist mit einem ansprechenden Artwork ausgestattet worden und stellt zweifellos nocheinmal eine große Steigerung zum guten Vorgänger dar. In Punkto Songwriting muß eine glatte Note 1 erteilt werden, es gibt hier einfach keine schlechten oder gar mittelmäßigen Tracks, da passt einfach alles zusammen, es sitzt jede Note und es folgt Kracher auf Kracher. Egal ob in "normaler" fünf Minuten Länge abgehandelt wie das dynamisch mitreißende "Run" oder auch das üppige achtminütigen Hookmonster "Reality" (erinnert etwas an EVERON) ein wahrhaft gelungenes Space-Opus mit ungewohnten aber stimmigen Saxophoneinsatz - die Jungs haben es einfach drauf. Die Ludwigshafener besitzen nämlich ein absolut stimmiges Kompositionsgefühl und verlieren sich bei ihren stets griffigen Melodien, die zwar vordergründig etwas im Mittelpunkt stehen, aber niemals in zu aufgesetzen Phrasen sondern bewegen sich locker stimmig zum Gesamtkontext. Es wird dabei großen Wert darauf gelegt den detailreichen Unterbau sowie die verbindenden bzw. vielen instrumentalen Teile nicht zu stark außen vor zu lassen. Diese wichtigen Songparts klingen hier zu keiner Sekunde nach kühl kalkuliertem Reißbrettentwurf. ARILYN sind auf der neuen CD außerdem eine ganze Ecke rockiger sowie teilweise etwas härter geworden ohne dabei natürlich irgendwie nach Metal zu klingen, muß ja aber auch nicht sein. Weiterhin gibt es jetzt mehr schnellere Rocksongs zu finden, dies könnte auch für Nichtprogfans etwas eher zugänglich klingen.
Mit dem einfühlsamen "Fall From Here" ist auch wieder eine ziemlich geile Ballade enthalten. Stilistisch decken die Jungs nach wie vor eine tiefe Bandbreite von leichten Artrockansätzen über Melodic Rock bis hin zu richtig (Neo) progigen Geschichten ab - das können nicht viele so unterhaltsam und vor allem glaubwürdig rüberbringen. Ansonsten begeistert mit natürlich nach wie vor die wandlungsfähige Röhre von Sänger % Bassist Christian Külbs, der mit vielen verschiedenen Klangfarben den Songs seinen ganz charakteristischen Stempel aufdrückt. Die Vergleiche mit 80er Sangesikone MIDGE URE wird er schon nicht mehr hören können aber auch auf "Virtual Reality" gibt es wieder diese schönen Dejavu Momente. Die ausdrucksstarken Keyboards haben sich ebenfalls noch mal gesteigert klingen etwas weniger standardspacig, die Drums sind wunderbar groovig bzw. treibend zugleich und auch die Gitarrenarbeit von Jürgen Kaletta mit diesen fetten Licks und tollen Solos ist aller Ehren wert. Wie gesagt ARILYN überzeugen auf der ganzen Linie (übrigens auch mit ihren authentischen Texten) und diese mit großartigem Hymnenflair und genügend Langzeitgedächtnishaftung ausgestatteten Songs sorgen, ohne es an genügend Intensität und Atmosphäre fehlen zu lassen, einfach bei jedem neuen Hördurchgang für positive Stimmung. Die Scheibe ist daher uneingeschränkt empfehlenswert für alle Melodienfanatiker unter den Rockfans. Das relativ kleine QuiXote Label hat jedenfalls wieder einen echten Volltreffer gelandet.