Sieben Jahre haben APOPHIS nach der ganz coolen "Heliopolis" gebraucht, bis sie mit "I Am Your Blindness" ein neues Lebenszeichen vorweisen können. Manche Bands brauchen eben länger - fragt mich nicht, was die Jungs so lange getrieben haben. Vielleicht haben sie ja auch jedes Jahr nur einen Song geschrieben, möglich wäre das, denn die sechs Songs auf der Scheibe (die übrigens als Nice-Price-Scheibe für nur 9,90€ zu haben ist) sind intelligent arrangiert, abwechslungsreich und ordentlich produziert. APOPHIS haben die Zeit sinnvoll genutzt und melden sich eindrucksvoll zurück, das ist schon nach dem ersten Durchlauf klar. Der Gesang ist erstklassig, die Gitarren fahren ein echtes Brett auf und das Drumming ist präzise und schnell. Ein Zeichen für die Qualität der Mucke ist die Tatsache, dass trotz Überlänge der meisten Songs keine Langeweile aufkommt und sich die Stücke deutlich voneinander unterscheiden. "I Am Your Blindness" ist das gelungene Comeback-Ergebnis eines Haufens kompetenter Veteranen, denen man die Spielfreude anmerkt und die ein Händchen für gut arrangierte Songs haben. Sauber.
Vom Label Trisol ist man schicke Verpackungen gewohnt, doch wie bei Pralinen auch ist der Inhalt nur selten ganz so gehaltvoll wie die Verpackung. ASP haben für meine Ohren einige Alben Anlauf gebraucht, "Aus der Tiefe" kann aber endlich voll überzeugen. Der vierte Teil des Konzepts "Der schwarze Schmetterling" verfolgt eine auch in sich geschlossene und gekonnt umgesetzte Story. Zwei CDs wie sie unterschiedlicher und doch nachvollziehbarer nicht sein könnten. Ob man darin an Effizient kaum zu überbietenden Opportunismus, geschickten Geniestreich oder echte Hörernähe sieht ist eigentlich egal. CD1 ist das eigentliche Herz von "Aus der Tiefe". Weniger straight und immer wieder unterbrochen von kurzen gesprochenen Passagen - verwirrend, packend, unheimlich - wirkt die Kombination von Hörspiel und düsterer Musik als Ganzes. Textlich gehen ASP bedacht zu Werke, die Worte wirken wohl bedacht, was beim starken Fokus auf deutsche Texte besonders positiv auffällt. Fordert etwa die "Ballade von der Erweckung" gotisches Sitzfleisch und einen Hang zur Melancholie, bringen der flotte und tanzbare Track "Schwarzes Blut", "Tiefenrausch" mit schönem Bass und originellen Gitarren oder das mit beschwingten Streichern ausgestattete "Werben" mehr Power. Wer genau davon mehr möchte wird die zweite CD des Öfteren zum Rotieren bringen. Es sind weniger die Remixe der Tracks sondern das Fehlen der Zwischensequenzen, die dieser CD einen völlig anderen Touch geben und sie generell härter erscheinen lassen. Zwei dicke Booklets unterstreichen den Anspruch eines überdurchschnittlich engagierten Gesamtwerks, dessen Pathos zwar mitschwingt aber nicht im Vordergrund steht. Für Gothics sicherlich ein Leckerbissen, für die meisten anderen ein hörenswertes Stück schwarzer Musik und ganz nebenbei wohl das beste ASP Werk bisher. Das Album erscheint neben der 2-CD Ausgabe im Digipack auch als limited Version im A5 Schuber.
Faceless Ninja Thugs sind die Gegnerhorden, die in Massen auf den Held einstüren, von ihm aber locker mit ein oder zwei Hieben beseitigt werden. James Bond hat das immer wunderbar zelebriert, genau wie die ganzen coolen Eastern-Helden. Faceless Ninja Thugs bleiben immer das: gesichtslos, ohne eigene Identität. Genau das ist das Problem, dass ich mit "Hell Sweet Hell" habe� FEAR MY THOUGHTS versuchen zu viel zu sein und enden mit einem kompletten Verlust ihrer eigenen Identität. Da wird fröhlich alles mögliche in den Death Metal-Sound eingebaut, was aber nicht zu mehr Abwechslung führt, sondern den Hörer verwirrt und die Platte überfrachtet zurückläßt. "Windows For The Dead" macht als Opener noch Spass und Lust auf den Rest der Scheibe, auch wenn sich in das feine AT THE GATES-Geprügel bereits erstmals klarer Gesang einschleicht, der in diesem Fall sich aber in den Song integiert. Probleme machen erst die späteren Songs, so ab "Dying Eyes". Vorher setzen FEAR MY THOUGHTS stark auf feinen schwedischen Melodic Death, aber das scheint ihnen nicht mehr zu reichen und sie versuchen, ihren musikalischen Horizont zu erweitern. Im Grunde keine schlechte Idee, aber durch die Hinzunahme zu vieler Elemente wirkt "Hell Sweet Hell" einfach zu voll. Da findet sich ILLDISPOSED-mäßiger Gesang (von der neuen Scheibe), FEAR FACTORY-artige Passagen, ruhige Abschnitte und immer wieder Death Metal. Das mag funktionieren und vielen Leuten durchaus gefallen, ich werde mit "Hell Sweet Hell" einfach nicht warm, für mich ist das zu viel des Guten. Das ist wie ein Pfund Zucker essen: am Anfang noch süß und Laune machend, wird es spätestens aber der Hälfte zu einer Qual und man will einfach nicht mehr.
Brennende Kirche auf dem Cover, geschminkte Typen auf der Rückseite, Songtitel wie "I Believe In Satan” - da kommen mir MARDUK, Langeweile, frost-bitten grimness und Kloschüssel-Produktion in den Sinn. Gottseidank zeigen UNLIGHT aus dem deutsch-schweizer Grenzgebiet, dass man satanischen Schmink-Black nicht nur in einer knallenden Produktion transportieren, sondern auch noch musikalisch überzeugen kann. Klar ist "Inferno" nicht die Neu-Erfindung des Rads, aber innerhalb der Genregrenzen eine gute Scheibe. Prügelpassagen ("Inferno") wechseln sich mit melodischen Parts ab, Sänger Blaspherion (hihi) variiert sein Gekreische ganz ordentlich und gehört zum oberen Drittel der BM-Schreihälse, die mir so untergekommen sind. Überhaupt sind UNLIGHT um Abwechslung bemüht und verzichten auf langweilige HighSpeed-Passagen oder MARDUK’sche Gleichförmigkeit. "Inferno" wird dadurch zu einer gelungenen Schwarzmetalplatte, die UNLIGHT durchaus zu einer festen Größe in der Szene machen könnte. Verdient hätten sie es allemal. Trotz Klischee-Cover und ebensolchem Bandfoto. Aber das ist Black Metal, das gehört dazu. Oder?
Warum sich manche Bands auf Krampf eine eigene Schublade zurecthzimmern, in die sie gesteckt werden wollen, will mir nicht in den Kopf. Wenn ein Infozettel-Schreiber irgendwelche Worthülsen gebraucht, die absolut unpassend sind, ist das eine Sache - die ignoriert man eh’ immer. Wenn aber eine Undergroundband wie INAMABILIS ihren Sound mit "Fast Melancholic Black/ Thrash Metal" beschreibt, bin ich immer ein wenig ratlos. Warum sagen die Jungs (plus die Bass-Dame) nicht einfach Black Metal und fertich? Denn genau das bekommt man auf "Dark Scenario" geboten: roher, schneller Black Metal, wie er seit Anfang der 90er Synonym für Underground ist und ehrlicher nicht sein kann. Die Produktion ist zwar etwas bassarm, aber was solls? Das ist das erste Demo von INAMABILIS und dafür geht das voll in Ordnung, außerdem passt das zu rohem Black Metal wie Arsch auf Eimer. Die Songs sind durchgehend schnell, haben einige coole Riffs (neben den üblichen Bienenschwarmgitarren) und transportieren einfach dieses "Anfang-90er-Jahre"-Gefühl, als Black Metal noch cool war. INAMABILIS verzichten konsequent auf neumodischen Kram wie Keyboards, Frauengesang oder clean gesungene Passagen, was ich sehr begrüße, klingt "Dark Scenario" dadurch viel bösartiger und kann seine Atmosphäre aufbauen, ohne durch irgendwelche Mätzchen gestört zu werden. Klar ist diese Art von Black Metal nicht wirklich innovativ, aber was soll’s? Ordentlich runtergezockt, mit Herz dabei und auf Trends scheißen (und ohne Schminke…). So will ich Black Metal - und so sind INAMABILIS.
NEURAXIS überbrücken die Wartezeit bis zum Release ihres neuen Albums mit einem Re-Release ihres gesamten Backatalogs, der es wahrlich in sich hat. Zwar stand die Band bisher immer im Schatten von CRYPTOPSY und seit einiger Zeit auch KATAKLYSM, aber das vollkommen zu Unrecht, sind NEURAXIS den gehypten Holzfällern und den Göttern CRYPTOPSY mindestens ebenbürtig wenn es um technische Finesse gepaart mit gnadenloser Härte geht. Auf dem 2003 erschienenen "Truth Beyond…" (Review gibt es hier) haben sie das in Vollendung zelebriert und sich spätestens mit dem Album ganz nach vorne in der Death-Frickel-Liga gesetzt. Die Scheibe gibt es jetzt zusammen mit den beiden Vorgängern "Imagery" (1997) und "Passage Into Forlorn" (2001) zum Preis einer normalen CD. Grund genug für alle Death Metal-Jünger, hier mal zuzuschlagen. Zwar ist "Imagery" noch ein wenig roh und weniger technisch als die Nachfolger, aber schon "Passage Into Forlorn" deutet das Potential der Kanadier an und hat so manchen Kracher vorzuweisen. Wer sich den Namen NEURAXIS bisher auf seinen Einkaufszettel notiert hat, sollte das spätestens jetzt tun - und sei es nur, um die Wartezeit bis zum neuen CRYPTOPSY-Album zu überbrücken.
Truth Beyond.../Imagery/Passage Into Forlorn (Re-Release)
Irgendwie kommt mir der Titel ein wenig spanisch vor - oder besser gesagt, nicht richtig englisch. Na, egal. REAP sind mit ihrer neuen EP am Start, um durch Mucke zu beeindrucken, was ihnen auch gelingt, allen Unsicherheiten beim Titel zum Trotz. Eine feine Mischung aus Death Metal und SOULFLY/ SEPULTURA verwursten die Ösis in den sechs Songs (plus Intro) und das Ergebnis kann sich durchaus sehen/ hören lassen. Selbst kurze Ausflüge ins HC-Lager (Moshpart bei "Liar") und der anschließende fast schon FEAR FACTORY-artige Gesang werden ohne Probleme gemeistert. Die Song grooven durchgehend, sind sauber produziert und runtergezockt, das hat einfach Hand und Fuss. REAP sind Hoffnungsschimmer im modernen heftigen Metal, die mit dieser EP hoffentlich auf sich aufmerksam machen können und nicht nur die Freunde in den Alpen live beackern werden.
Rückblickend eines ihrer stärksten Alben, auch bis zum heutigen Zeitpunkt, natürlich nur nach meiner ganz subjektiven Meinung, ist den Hannoveraner von FURY IN THE SLAUGHTEHOSE mit ihrem Zweitwerk "JAU!" in 1990 gelungen. Dies liegt aber beileibe nicht nur an der Überhymnen Nummer "Won’t Forget These Days", einen Track, den die Jungs wohl bis ans Ende ihrer Tage spielen werden müssen sondern auch an den starken restlichen Songs wie der geradlinige Rocker "One Good Reason" oder das wunderbar traurige "No Illusions" oder auch "Missing Me" und dem insgesamt einfach stimmigen Gesamtpaket. Der etwas ungewöhnliche Titel entstammt übrigens einer Bandinternen Bezeichnung beim Auftauchen bestimmter weiblicher Wesen. Jetzt haben die Fury "Schlächter" unlängst sogar einfach ihr eigenes Label gegründet und werden sukzessive alle älteren Werke mit zusätzlichen Bonusmaterial nochmals wiederveröffentlichen. Zunächstmal gibt´s nun die ersten beiden CD´s der Jungs, wobei an rahren Live oder Studiourtracks nicht gespart wurde. Neben einigen interessanten Demos ist auch eine echte Maxiversion von "Won´t Forget These Days" enthalten, die zwar mit einem recht ungewöhnlichen Rhythmus aber durchaus interessant daherkommt. Die Band überzeugt hier auf ganz Linie mit ihrem typischen sehr catchy angelegten Indie Rock meets Rock’n’Roll, klingt absolut unbekümmert bzw. unverbraucht, die später auf so manchem Album mir persönlich stellenweise etwas zu stark popig bzw. zu etwas Überambitioniert geprägten Momente sind hier noch völlig außen vor. Die Melodien sind einfach klasse, stets schwebt, vor allem bei den Balladen, eine typisch 80er Jahre geprägte Melancholie über den Songs. Der Sound wird natürlich auch bestimmt durch die charismatische und allenfalls mit TALK TALK zu vergleichenden Stimme von Kai Wingenfelder. Dass die FURY’S auch schon immer eine Vorliebe für etwas skuriele Geschichten in ihrer Musik haben und hatten zeigt der Fünfer besonders bei dem frechen "French Funk" sowie "Pussycat", beides sind zwar etwas ungewöhnliche Nummern sind aber trotzdem typisch Fury. Wie schon erwähnt, erscheinen jetzt sämtliche Fury-Alben remastered mit schöner Pappschuberverpackung sowie informativen Booklet. Und da soll es immer noch Leute geben, die behaupten FURY seien eine spitzenmäßige Liveband aber keine (gute) Studioband - absoluter Quatsch. Einfach hier mal reinhören.
Alles coole Scheiße. Band, Label, Mucke, alles cool, alles retro. So primitiv UND geil kann Death Metal (mit ein bißchen Porno und ein bisserl Grind) sein. Nix mit poliertem Mainstream-Kram, keine Melodien für Millionen, einfach stumpf-trumpf voll auffe Glocke. Rumms! Dazu gibt’s versaute Texte plus passenden Film-Einspielern, alles nicht ganz korrekt - wer will das schon! Kranker Humor von Kranken für Kranke!. Von Fans für Fans sozusagen. Pluto hat die Original-Tapes im Wega-Wimp ein wenig aufgepimpt und beschert uns so eine tolle Zeitreise in die Ekelorgien, als der Death Metal seinen Namen noch hundertprozentig zu Recht trug. 23 Songs (von der Split mit Regurgitate (1994), vom 95iger Album "You´ll never Know Pleasure" und von der ersten Seven-Inch (1991)) machen dich platt, fröhlich, ja glücklich. Vielleicht mag manch einer den Cassetten-Sound vermissen, aber das neue Soundgewand ist gleichermaßen authentisch wie zeitgemäß. Schade, ein bißchen mehr Verpackung hätte nicht schaden können, aber was letztlich zählt ist ja der Inhalt. Und der stimmt dermaßen hundertpro. Hei, das wird fein auf dem PartySan - quasi ne "Metal Errection", um mal im Duktus der Nürnberger Freunde zu bleiben. Interesse? Dann kontakte dies: poserslaughter@bossmail.de . Wenn nicht, dann gibt’s ´ne "Rectal Punishment", is klar, oder?
Normalerweise halte von Bands, die irgendwie verkleidet und mit Titten - Show einen auf "Kult” machen, nicht viel, aber GODDESS OF DESIRE aus dem gelb gekennzeichneten Holland haben sich ihren Platz in der Szene nicht mit heißer Luft erkämpft, sondern wissen tatsächlich, wie herum man die Instrumente halten muss. Ihr räudiger, sehr unterhaltsamer Mix aus MOTÖRHEAD und GRAVE DIGGER kommt fett, schnörkellos und sehr eingängig daher und besitzt trotz seiner Riff - orientierten, simplen Ausrichtung genug Feinheiten, die die Stücke qualitativ aus dem Mittelmaß herausheben. Natürlich sollten Proggies und generell sehr anspruchsvolle Hörer eher Abstand zu den Wohnwagenfahrern halten und wer bisher nichts mit der Band anfangen konnte, wird auch mit "Awaken Pagan Gods" ganz sicher kein neues Lieblingsalbum entdecken. Dass die drei Jungs (plus Deliah für die "Female Effects" - aha!) seit Jahren große Fans von Lemmy und Co. sind, beweisen sie hier einmal mehr mit dem sehr coolen Rock´n´Roller "Nothing’s Free", der ganz locker vom Original stammen könnte! Aber auch der Opener "March To Meet", "Dead End Street", der fiese Stampfer "Bloodstained Sight", der Titelsong (größter Ohrwurm der Platte) oder das hymnische, etwas an alte IRON MAIDEN erinnernde "Scream For Metal True" sind Metal pur, ohne Experimente und ohne Anflug von jeglicher Moderne. "Awaken Pagan Gods" macht Laune und die Band erreicht ihr gestecktes Ziel mühelos, aber man hat sich auch verhältnismäßig schnell an der Musik satt gehört, da echte Überraschungen, gerade auch nach mehreren Durchläufen, leider ausbleiben. Freunde straighter, traditioneller und direkt auf den Punkt kommender, harter Mucke (die auch gelegentliche Growls oder Kreischer nicht abschrecken) machen hier absolut nichts falsch und wer GODDESS OF DESIRE immer gemocht hat, wird auch dieses Werk lieben! Kultig!