Die neue Nuclear Assault scheint gemeinhin nicht die Begeisterung hervorzurufen, wie die Werke zuvor. Ähnlich verhält es sich auch mit Düsseldorfs Aushängeschild in Sachen Thrash (bei dem wieder vier von fünf Originalmitgliedern am Start sind). Die neue ASSASSIN besitzt im Grunde alle Trademarks der früheren Zeiten, steckt irgendwo tief im Thrash verwurzelt fest und verwurstet eben auch ein wenig Punk-Attitüde. Wobei letzteres vielleicht sogar stärker vertreten ist, als die damals für Aufregung sorgenden Scheiben "The Upcoming Terror" und "Interstellar Experience". Okay, es sind so etwa 18 Jahre vergangen - bei Musikern UND Fans. Und irgendwie hört man das der neuen CD nicht an. Einerseits fehlt die Frische der ersten Werke, andererseits sind sie wiederum kein Stück an "modernere" Umstände angepasst. Was aber auch kein Vorteil ist: Der Sound ist nämlich eher durchschnittlich, die Songs bleiben nicht hängen und das Thin-Lizzy-Cover "Thunder And Lightning" bleibt allenfalls okay zu nennen. Immer wieder gibt es Ansätze, nette Soli oder das ein oder andere geile Riff. Und viel viel Herzblut. Aber insgesamt begeistert hier nicht ein Song komplett. Zu viel erwartet? Verspricht der große Name von damals zu viel? Wer weiß das schon? Fest steht, dass es immer wieder Enttäuschungen gibt und - auch heute - wesentlich mitreißenderen Thrash Metal in Old-School-Manier. Wer dennoch Interesse hat, schaue unter www.assassin-online.de.
Große Namen machen keine gute Band, langsame Mucke sorgt noch lange nicht für angsteinflößende Atmosphäre und mittelmäßiger Sound macht noch keine glaubwürdige Extremmusik. Und wenn das Ganze dann noch mit unendlichem Gezwimper der Marke Rondo Veneziano in unlustig beginnt sind die Schotten manchmal schon dicht. Aber das Grauen setzt sich fort: Gehauchtes Geister-Gewinseln, lahmarschiges Elektro-Gefiepse und Donnerwetter ganz schlechten Black-Metal-Sound ("Damien") mit Sprechmottete … Es gibt Bands, die haben wirklich Soundcollagen kreiert, die einem Angst machen, diese Kapelle gehört nicht dazu. DREAMLIKE HORROR, das Projekt um ANCIENT´s Aphazel und Ex-ANCIENT Sänger Deadly Kristin hat damit das erste Album veröffentlicht, die CD enthält neu arrangierte Songs der unveröffentlichten Promo 2000 und neue Tracks. Und angeblich soll’s der tödlichen Kristins Hauptband sein. Ob sie da mal nicht auf’s falsche Pferd gesetzt hat?
Professionell und abwechslungsreich - so präsentieren sich die erfahrenen ABROGATION auf ihrem neuen Album 1487. Nach ziemlicher Verzögerung ist das Album der Band, die inzwischen keinen Deal mehr hat, endlich draußen. Die Ostdeutschen picken sich ein bißchen von allem heraus: Typische Thrash-Elemente (man höre "Der Berg sie ruft") paaren sich da mit Death Metal und Grunzstimme, die Songs und Melodien muten teilweise "pagan",beziehungsweise manchmal echt Metal ("Erlkönig 2004") an und textlich geht’s gegen Gott und die Welt. Das klingt wirr, ist es aber kein Stück. Eher gibt es bei ABROGATION immer wieder etwas zu entdecken, die Musik rockt, der Sound drückt passig. Der einzige kleine Makel sind die kleinen Holperer auf der textlichen Seite. So heißt es in "Priesterliebe: "Führt sie ein in die Gebräuche, lehrt in Text und Liedesgut, und nach getaner Arbeit, er sich in ihnen vergehen tut." Wer sich mit den deutschen Texten allerdings arrangieren kann, und sich auch für mehr als eine Stilrichtung erwärmen kann, der ist mit 1487 wirklich prima bedient. Viel, viel besser als die angesprochenen Messdiener….Bestellungen an rw@abrogation.de .
Ein Panzer auf dem Cover und grooviger Death Metal auf der Scheibe: Klar, dass da Assoziationen zu den englischen Weltmeistern in dieser Disziplin aufkommen. Bolt Thrower lassen musikalisch in der Tat häufiger grüßen - Fans von eher tempo-reduziertem Metal werden sich sehr freuen - es gibt aber einen entscheidenden Unterschied zwischen den Hildesheimer Newcomer und den britischen Koryphäen. Die 2004 aus den nach sechs Jahren aufgelösten Raksasas hervorgegangenen CODE OF HONOUR bedienen sich der Hardcore-Kompenente. Die beschränkt sich zwar in erster Linie auf den nicht selten gebellten Gesang Gordons, verpasst den Niedersachsen aber ein bisschen mehr Eigenständigkeit. So ist die Eigenproduktion der Band auf wegen des für Demo-Verhältnisse ordentlichen Sounds ein ziemliches Vergnügen, wenn auch ein ziemlich kurzes. Dafür kommt der nur 3,50 teure Datentränger (plus Porto) aber in vollfarbigem Design daher und bringt sogar noch einen schicken Aufkleber mit, schön mit Kettenfahrzeug druff. Kontakt bekommt ihr hier: stephan@codeofhonour.de .
MORGUL haben sich, seit ihrer Gründung 1990, von majestätischem Black Metal zu immer avantgardistischeren Sounds hinbewegt, was sie zwar nicht unoriginell, aber auch für viele Ohren gewöhnungsbedürftig gemacht hat. Und "All Dead Here" trägt nicht dazu bei, dass sich dieser Zustand ändert. Das Album hat einen nicht gerade unauffälligen Industrial - Anstrich und klingt daher äußerst steril. Auch elektronische Einschübe (die grundsätzlich, geschickt platziert, nicht unbedingt schlimm sind), Orchestersamples und Pianoparts sind auszumachen, aber MORGUL wissen nicht, wie man all diese Zutaten zu packenden Songs zusammenfügt. Und dass Black Metal auch mit sehr modernem Anstrich funktionieren kann, haben SATYRICON mit ihrem Hammer "Rebel Extravaganza" eindrucksvoll bewiesen. Hin und wieder schaffen es die Norweger, ihren Klangmix atmosphärisch umzusetzen, wie das abschließende "Empty" zeigt, aber insgesamt wird das Niveau der norwegischen Konkurrenz nicht erreicht. Zu wenig mitreißend, dynamisch, aggressiv und zu glatt gebügelt klingt "All Dead Here" und ist weder richtig bang, - noch tanzkompatibel. Auffällig auch, dass im Song "Shackled" die Melodie der alten Pop - Gassenhauers "Der Mussolini" verwurstet wird. Ein nicht mehr als durchschnittliches Werk, von dem ich mir Einiges mehr erhofft hatte!
HAYES aus Kalifornien, das ist vor allem Sänger und Gitarrist Aaron Smart welcher dem Aeon Spoke Umfeld zuzuordnen ist. Was wir hier vorliegen haben sind 6 Songs aus dem an sich 11 Tracks langen, selbstproduzierten Debüt "Eleven". Ob HAYES tatsächlich das nächste große Alternative-Ding sind, wie in der Info behauptet - dass muss man erst mal abwarten. Unbestreitbar ist allerdings, dass die Songs nicht nur ausgezeichnet produziert sind, sondern in ihrer melancholischen Grundstimmung und melodischen Eingängigkeit an eine gelungene Melange von alten Radiohead bis Porcupine Tree und Alternative-Radiofutter wie Lifehouse und Konsorten erinnert. Das hier demnächst ein großes amerikanisches Label zuschlagen wird ist recht wahrscheinlich. Schade eigentlich - die Unbändigkeit ohne Härte der mir vorliegenden Songs könnte dabei verloren gehen.
GAMBLIN’ CREW sind deutsche Poser - und stolz darauf. Und stolz können sie auch auf ihre erste in einem Studio produzierte 6-Track-EP sein. Auf "Lovehounds (From Hell)” hört das gute Stück, und die Mischung aus Sleaze, Glamour und Rock funktioniert echt gut - nur ein wenig fetter hätte der Sound schon sein dürfen. Egal, als Vorbilder dürften Heroen der Achtziger herhalten, und deren ersten Scheiben klangen da nicht viel anders - vor allem die Bands mit Westcoastsound wie Mötley Crüe, Ratt und natürlich Poison. So möchte man bei Tracks wie "Binch Drinkin’" und "She’s Got Wheelz" den Hollywood Boulevard in einem alten Chevy Cabrio heruntercruisen. Mit den nach vorne gehenden, melodischen Kompositionen können sich GAMBLIN’ CREW bereits sehen lassen, der Chorgesang passt auch schon, an den Vocals der einzelnen Songs fehlt etwas der Feinschliff - was Live nicht unbedingt ein Manko sein muss. Highlight: Das angenehm rockende "Gamblin’ Ville" - dürfte so was wie die inoffizielle Bandhymne sein - und ließ mich schnell zur Repeat-Taste greifen. Der abschließende Titeltrack "Lovehounds (From Hell)" verleugnet dann auch nicht eine gewisser ZZ-Top Schlagseite der Band - Bluesrock, Midtempo. Selbst die Pseudonyme der Bandmitglieder lassen (rein Namenstechnisch) eine gewisse Südstaaten-Affinität erkennen: Eddy Clifford, Mississippi Murdoc, Diva Don Marco und Evil Pete - passt. Für die überschaubare Posergemeinde, welche wahrlich nicht mit reichlichem Neustoff bedacht wird nicht das übelste zum antesten. Wer will - auf aufgeführter Homepage gibt es die gut gemachte EP (samt Booklet mit Texten) für schlappe 5,- Euro.
Timoooooor, Timooooooor…. Na gut, von slayer-desken Fan-Ausrastern sind die jungen Schweizer noch meilenweit entfernt, aber stilistisch bewegen sich die Zürcher Geschnetzelten durchaus in den Fußspuren der großen Vorbilder aus dem schönen Kalifornien… Ordentlich Thrash voll auffe Zwölf mit ein ganz bißchen Punk/Core-Feeling - nicht selten fühlt sich der ein oder andere Hörer vielleicht an Tankard erinnert und ein wenig tiefer gestimmt - genau wie die Stimme(n), die doch in todbringende Nähe des Death Metal geraten. Positiv bleibt also festzuhalten: Genre-true und heftig! Nicht ganz so gut: Der Sound klingt doch reichlich eindimensional, für eine Demo-Produktion eines Newcomers klingt der Kram zwar dumpf aber lange noch nicht schlecht. Und ein wenig fehlt das, was eine junge Band von den großen Vorbildern unterscheidet: Die Songs bleiben einfach nicht so hängen wie die Klassiker. Aber damit haben die Größen der Zunft ja häufig auch selber Probleme. Gebt den Eidgenossen ein wenig Zeit, dann machen Sie richtige gute Mucke. Und vielleicht schreit dann auch mal eine ganze Meute: "Timoooooor"…. Kontakt finden Thrasher in der Underdogs-Sektion.
MADBALL gehören ohne Zweifel zu den Mitbegründern des NYCHC, einem Status, den sie mit Platten wie "Set It Off" und "Demonstrating My Style" untermauert haben. Lange war es still um die Veteranen, aber jetzt sind sie bei neuer Plattenfirma (Ferret Records, die das Album an Roadrunner lizensiert haben) und neuer Scheibe zurück. "Legacy" zeigt MADBALL voller Energie und in dem Bestreben, die guten alten New Yorker Tage wieder aufleben zu lassen. Produziert von Zeuss hat "Legacy" einen metallischen Sound, der HC-Puristen sicher sauer aufstoßen wird, aber ordentlich Wucht transportiert. Wie nicht anders zu erwarten haben MADBALL sich auf ihre Wurzeln besonnen und hauen dem Hörer 16 klassische HC-Nummern um die Ohren, die die Band erfrischend trendfrei zeigen. Man könnte das natürlich auch klischeehaft und altbacken nennen, aber warum sollte man, wenn das Ergebnis so viel Laune macht wie in diesem Fall. "Legacy" ist ein rocher Schlag ins Gesicht aller Metalcorebands, die der Meinung sind, HC zu sein. Wenn das jemand ist, dann MADBALL. "Legacy" ist konsequent old school, was anderes erwartet auch niemand von MADBALL, die einen guten Job gemacht haben und die Platte interessant, mitreißend und aggressiv werden ließen - kurzum, ziemlich perfekter NYCHC. Was anderes will auch niemand von MADBALL hören, da bin ich mir sicher.
Ich wusste es ja immer: In Südeuropa ist es zu heiß für Black Metal. Drum nahmen NAER MATERON die neue Scheibe nur zum Teil in Griechenland auf und arbeiteten dann in Norwegen weiter. Und wenn Grieche dann schon mal in Oslo ist, lädt sich der Südeuropäer mal ein paar Glaubensbrüder aus dem hohen Norden ein. Aura Noir, Ved Buens Ende und Dodheimsgard sind das als Referenzen zu nennen. Kein Wunder, dass sich das Endprodukt dann auch anhört wie ECHT norwegisch. Alte Schule noch dazu. Da plündern Morpheas und Co. garstig bei Immortal, Mayhem oder auch Gorgoroth, erreichen manchmal der Vorbilder Intensität, manchmal eben nicht. Die Trademarks sind allesamt vorhanden, vom meckrigen Gesang bis hin klirrend kalten Gitarren und flott klöppelndem Schlagzeug. Nicht weltbewegend, aber solide genug, um mal wieder die scharfen Killernietenarmbänder aus dem Schrank zu holen und voller Hass gut gekleideten Metal-Miezen die Nylon-Strumpfhosen aufzuschlitzen - egal ob in Griechenland, Norwegen oder hier.