Viele Bands aus Norwegen machen viel Musik, viel Black Metal, viel Metal vieler Couleurs. Da fragt sich der Musikant wohl nicht selten: Wie soll ich bloß was Neues machen? Derzeit lautet die Lösung bei vielen: Wir machen’s viel komplizierter. Da ist dann nicht selten der Mathematiker in uns gefragt, die Musik zielt direkt auf den Kopf und nicht in den Bauch. Viele finden das wirksam, so kann eine Band wie Meshuggah vor euphorischen Fans referieren. In eine ähnliche Kerbe hauen auch die Jungs aus Norwegen: Das Konzept der Trondheimer besteht aus Death und modernem Thrash, ein wenig Hardcore, manchmal springen sogar leicht industrielle/noisige Partikel hervor. Und sogar Tribal-Sounds verwenden die Nord-Nasen. Und das Ganze zielt halt auf den Kopf, aber manchmal auch voll auffe Fresse. Dann aber bremsen absolut frickelige Parts solche Bretter wie "The Art Of War" - klaut dadurch zwar Durchschlagskraft, lässt die Unterrichtsstunde aber niemals langweilig werden. Der Lehrplan von MANIFEST ist anspruchsvoll und abwechslungsreich - aber dennoch geht es den Skandinaviern nicht besonders gut. Die Stimme ist nicht heiser, sondern ziemlich frustriert, die Texte gehen auch nicht gerade in eine lebensbejahende Richtung. Was also bringt dieser Unterricht? Das muss jeder selbst entscheiden, aber eine Erfahrung für’s Leben ist "Half Past Violence" allemal. Und dafür gibt es eben noch viel zu lernen.
Hossa, hier scheint eine echte Allstar - Band am Start zu sein! Gestandenen Rockern sollten die Namen Pat Travers (Vocals & Guitars), Carmine Appice (Drums) und T.M. Stevens (Bass) zumindest vom Namen her ein Begriff sein. Immerhin haben diese Herren schon mit Leuten wie Rod Stewart, Ozzy Osbourne, Jeff Beck, Billy Joel, Steve Vai, Joe Cocker oder Tina Turner zusammengearbeitet. Wirklich harten Stoff darf man hier nicht erwarten, dafür aber eine ganze Schippe voller zeitloser, bluesiger Rockmusik, die live zum Besten gegeben wird. Metallern dürfte das Album eine Spur zu soft sein, aber bei näherem und mehrmaligem Hören erschließen sich einige echt coole Stücke, die erkennen lassen, dass hier in der Tat keine unfähigen Musiker am Werk sind. Wer mit dieser Art von Musik gut zurechtkommt, dem seien Stücke wie die teilweise gut abrockenden "Better From A Distance", "Crash And Burn", "Living Alone" oder das erdig umgesetzte Cover von "Do Ya Think I´m Sexy" zum Reinhören empfohlen. Keine Originalitätsware und nicht unbedingt ein Pflichtkauf für Headbanger, aber ein hörenswertes Rockalbum, das mir persönlich jedoch eine Spur zu langatmig ausgefallen ist. Als Bonustrack gibt es noch die speedige Hymne "Keep On Rocking" zu hören und weiterhin wird die CD serienmäßig mit einer zusätzlichen Live - DVD als Bonus ausgeliefert. Für Fans daher keine schlechte Sache!
Aus Österreich erwartet man ja gemeinhin eher Wiener Walzer oder chilligen Caféhaus-Drum ´n Bass als harte Rock-Klänge. Wie um diesem Vorurteil zu trotzen, geben die vier Jungs von CAPSIZED mit ihrer Mischung aus ´77er Punkrock, Streetpunk, Rock und einer Prise Metal mächtig Gas. Ihre bereits vierte Produktion "Lick ´Em All" klingt dementsprechend wie eine Mischung aus SOCIAL DISTORTION, den RAMONES und den SUPERSUCKERS und lässt auch gelegentlich ein wenig die MISFITS anklingen. Die Gitarren sind dreckig, die Drums wummernd, der Gesang rau, und Songs wie "Sorry", "Sickness 75" oder "Goahead" zeichnen sich noch dazu durch Ohrwurmqualitäten aus. Insgesamt klingt die Musik allerdings stellenweise etwas ungelenk und zu wenig eigenständig - hier fehlen noch der Feinschliff und eine echte persönliche Note. Aufgrund der spürbaren Energie und Spielfreude kann ich mir aber gut vorstellen, dass der Vierer aus dem Alpenland live mächtig Spaß machen kann.
Im letzten Frühjahr wurde das Debüt der Dänen ANUBIS GATE, "Purification" (siehe Review), von großen Teilen der Presse sehr zwiespältig aufgenommen und fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit in die Läden gestellt. Jedenfalls hat man seit der Veröffentlichung nicht mehr viel, sprich gar nix, von dieser geilen Band gehört. Auch live gab man sich, soweit ich weiß, nicht die Ehre und nun, knapp eineinhalb Jahre später, steht der Nachfolger des grandiosen Debüts an. Und tatsächlich haben es die Jungs geschafft, ihren Erstling noch zu toppen, da auf "A Perfect Forever" nicht ein einziger schwacher Song zu finden ist, im Gegenteil! ANUBIS GATE sind noch etwas straighter geworden, verleugnen ihre Einflüsse (die man auch in der Biographie nachvollziehen kann) aber immer noch zu keiner Sekunde. Die "mystische" Atmosphäre, die das Debüt dominierte, ist hier nicht mehr ganz so dominant, wobei der Stil jedoch immer noch weitgehend einmalig ist und in dieser Form von keiner mir bekannten, noch aktiven Band fabriziert wird. Hymnischer (eine Floskel, die hier absolut zutrifft) Power Metal in seiner reinsten Form, zwar teilweise mit Keyboards, aber ohne Bombastkitsch! Und dazu megageile Ohrwürmer und eingängige Hämmer vom Fass, wobei die Stücke durchaus sehr komplex gehalten sind und auch nach dem xten Hören noch zu begeistern wissen. Als Vergleich, auch qualitativ, fallen mit hier spontan noch MORGANA LEFAY und NEVERMORE ein, die auf ähnliche Weise vorgehen. Befehl an alle Power Metaller: nehmt endlich Kenntnis von dieser Hammerband und pfeift Euch Klassesongs wie "Sanctified", "Kingdom Come", "Future Without Past", "Curfew", "Children Of The Pauper King" (Aaarrrggghhh!), "Approaching Inner Circle", "The Wanton Blades Of Lust", "Epitome Of Delusion" (nochmal aaarrrggghhh!), "Endless Grief" und den alles überragenden, zwölfminütigen Titelsong - das war im Übrigen die gesamte Platte - in die Backen und genießt eines der Genrehighlights des Jahres, das zudem von Jacob Hansen kraftvoll (ein Bisschen wäre vielleicht noch drin gewesen…) produziert wurde! Ich kann Euch nur immer wieder dazu aufrufen, dieser dänischen Combo Eure Aufmerksamkeit zu schenken, denn im mittlerweile von Berufsdilettanten übersäten Genre des Power Metal (hatte ich schon erwähnt, dass dieser Begriff hier ausnahmsweise mal angebracht ist?!) stellen ANUBIS GATE ein fürstliches Highlight dar. Ende der Durchsage!
Eine ziemlich direkte Angelegenheit ist das Debüt der Essener NOIZSQUAD geworden. "Amok" haut uns acht Hardcore-Songs um die Ohren, die hörbar von der alten Schule des Genres beeinflusst sind und auf neumodische Spielereien verzichten. Hier gibt es fast durchgehendes Geballer, recht typisches (und gutes) Riffing und einen fies bellenden Sänger. Hin und wieder mal das Tempo variieren und ein paar Moshparts reinnehmen ist etwas, auf das NOIZSQUAD offensichtlich keinen Bock haben, wodurch "Amok" einen sehr punkigen Grundcharakter hat. Schnörkelloser, handwerklich gut gemachter HC, der die Viertelstunde Spielzeit durchaus Bock macht.
Fünf Freunde sind nun mal keine elf. Fünf Münchner (") machen auf Mexikaner, covern lustigen nen ollen Sommerhit und fabrizieren zwei leidliche Doom-Death-Stücke (das Titelstück und "Luki Luki") mit gutem Rammstein-Sound. Klar, alles professionell (oder auch kommerziell) eingespielt, Musik, Klang und Verpackung haben Hand und Fuß, die Scheibe soll auf die angekündigte Scheibe "VIVA Los Los" Appetit machen. Ich hab´ keinen Hunger! Vielleicht bin ich einfach zu humorlos, aber so was braucht heute kein Arsch. Außerdem gibt’s schon viele feine und wirklich spaßige Cover, man denke nur mal an S.O.D. Da höre ich mir lieber eine Underground-Band mit Herzblut an, als diesen mittelmäßigen Industrie-Joke. Und das gilt auch für’s nächste Fest mit achteinhalb Atü auffm Kessel. Lang lebe LOS LOS" Mir doch egal.
HEOL TELWEN heißt dunkle Sonne - und die steigt auf in der Bretagne, jenem britisch geprägtem Gebiet im Nordwesten Frankreichs. Die Bretonen leben auf hartem Gestein und wollen die Unabhängigkeit von Frankreich - und sie pflegen ihre Sprache. Das tun auch HEOL TELWEN, was der Musik einen durchaus kauzigen Charme gibt. Auch musikalisch geht es traditionell zu: Man vermischt harschen Pagan-Black-Metal mit den einheimischen Klängen - was sich durch Dudelsack und "dünne Flöte" äußert. Das oder ähnliches gab es zwar auch schon öfter, HEOL TELWENs Ansatz ist nicht unbedingt neu. Aber die Bretonen gehen einfach sehr, sehr frisch zu Werke, erinnern mich an die Zeit, als CRUACHAN noch originell und hart waren, bevor sie allzu sehr in die Folk-Ebene abrutschten. Die Fahrensleute aus Breizh aber bleiben trotz aller akustischen Parts jederzeit metallisch, verbreiten ein Mischung aus Aggression, Lebensfreude und Melancholie. Und trotz des folkloristischen bretonischen Gesangs und einiger prostiger Choräle driftet "An Deiz Ruz" nie in die - inzwischen vielleicht zu lustige - Finntroll-Richtung ab. Ein gelungenes Album. Frisch as fuck sozusagen - möge diese dunkle Sonne so schnell nicht untergehen.
Warum ganze 9 Jahre nach dem Tod von SUBLIME-Sänger Brad Nowell eine Tribute-Compilation erscheint, ist mir zwar schleierhaft, verdient hat es das südkalifornische Trio aber allemal. Immerhin hat es mit seiner relaxten Mischung aus Punkrock, Rock, Reggae, Dub, Ska und Hip Hop einen absolut einzigartigen Stil geschaffen, den an Coolness bislang noch keine andere Band aus dieser Richtung übertroffen hat. "A Tribute To Sublime" fährt dann auch einiges an allseits bekannten Namen auf: Jack Johnson kombiniert "Badfish" und "Boss DJ" auf seine herrlich entspannte Art und Weise und lässt sie wie einen eigenen Song klingen, FISHBONE machen aus "Date Rape" einen völlig überdrehten Ska-Song, Michael Franti groovt unwiderstehlich mit SPEARHEAD und "What I Got", die GREYBOY ALLSTARS spielen "Doin´ Time" im Easy-Listening-Jazz-Gewand, LOS LOBOS überraschen mit extrem chilligem Reggae in Form von "Pawn Shop" und PENNYWISE machen das, was sie immer und auch am besten tun und spielen "Same In The End" punkig, straight und grade nach vorne. Als schönes Schmankerl gibt´s auch noch NO DOUBT mit einer bereits 1997 aufgenommenen Live-Version von "D.J.s". Alles in allem dominieren auf der Scheibe Reggae, Dub und Ska-Tracks, aber auch Punkrock und sogar ein bisschen Elektro kommt zum Zug, so dass wirklich alle Facetten des SUBLIME-typischen Sounds enthalten sind. Die Interpretationen der Songs sind von durchgehend hoher Qualität und machen grade durch die stilistische Abwechslung großen Spaß. Lediglich die beiden ausschließlich auf der Europa-Version enthaltenen Bonus-Tracks hätte man sich sparen können: So nerven die APPLICATORS mit einer üblen Version von "New Realization" und die VANDALS zeigen mit "Ball And Chain" wieder mal, was für eine grottenschlechte Live-Band sie sind - ganz abgesehen von der miesen Sound-Qualität. Für SUBLIME-Fans ist diese ansonsten wirklich gelungene Compilation natürlich ein absolutes Muss. Allen anderen sei empfohlen, sich lieber ein Original-Album der Band, wie z.B. das großartige selbstbetitelte "Sublime" von 1996, zu Gemüte zu führen.
Look At All The Love We Found: A Tribute To Sublime
Vor drei Jahren standen SOILENT GREEN mit "A Deleted Symphony For The Beaten Down" vor dem ganz großen Durchbruch in der Fangemeinde extremen Kraches. Doch ein Autounfall warf die Band weit zurück, da sich dabei einige Bandmitglieder sehr schwer verletzen und Touren unmöglich war. Bandkopf Ben Falgoust war genaugenommen sogar das Laufen unmöglich, was er erst wieder mühsam erlernen musste. Doch scheinbar gibt es selbst in der heutigen Zeit auch sowas wie ein Happy End: SOILENT GREEN sind wieder da, momentan auf Tour und mit "Confrontation" haben sie eine brandneue Platte am Start. Der Vorgänger des aktuellen Albums hat den Relapse-Sound quasi definiert und mit seiner infernalischen Mischung aus Grind, Metal, Hardcore und Sludge den perfekten Soundtrack für die Scheisstage im Leben geliefert. "Confrontation" steht also vor einer schwierigen Aufgabe und muss die hochgelegte Messlatte überspringen, die von der gelöschten Symphonie gelegt wurde. Nur schafft sie es nicht. SOILENT GREEN sind in den vergangenen drei Jahren ruhiger geworden und haben "Confrontation" deutlich rockiger und vor allem leichter nachvollziehbar als den Vorgänger gemacht. Zwar kommt der Krach immer noch voller Gewalt und Wut aus den Boxen, aber es scheint, als hätten SOILENT GREEN ihren negativen Gefühlen eine Schablone auferlegt. Da wird nur selten unbarmherzig gegrindet, dafür umso öfter fast schon lässig gerockt. Ben Falgoust Stimme ist zwar nach wie vor eine unverwechselbare Röhre (und man kann dem Mann die Wut über die letzten Jahre anhören) und die Produktion erstklassig, aber die Grundstruktur der Songs gefällt nicht mehr so wie auf "A Deleted...". SOILENT GREEN haben sich verändert (von Weiterentwicklung zu sprechen wertet die Vorgängeralben unverdient ab), in einen leichter zu erschließenden Sound. Der gefällt durchaus, ist aber nicht die Art Musik, die von SOILENT GREEN zu erwarten war.
DIE HAPPY sind (endlich) wieder da - nach fast zweijähriger kreativer Pause steht mit "Big Big Trouble" jetzt die erste Single aus dem kommenden neuen Werk "Bitter To Better" in den Regalen. Laut vehementen eigenem Bekunden wollen Marta & Co. nach dem soundtechnisch doch sehr durchgestylten Vorgänger (lag u.a. an der Mitwirkung einiger hochkarätiger Mainstreamproduzenten) wieder etwas mehr zurück zu ihren Wurzeln. Der zumindestens auf CD zuletzt doch schon etwas zu stark durchklingende Popapeal soll deutlich zurückgefahren werden. Trotzdem will man aber auch nach wie vor das größtenteils der MTV/VIVA Generation zugehörige Fanpublikum der Band nicht ganz vergraulen. Nun mit "Big Big Trouble" treffen DIE HAPPY dabei voll ins Schwarze, die Vorgaben wurde souverän umgesetzt, die Riffs dieses schnellen sowie eingängigen Rocksongs kommen gut, sind schön fett, fast wie zu seeligen "Supersonic Speed" Zeiten und Martas spitzenmäßige Röhre verleiht dem Ding natürlich wie immer die nötige Power. Also Fans von schnörkellosem Spaßrock der Marke AVRIL LAVAGNE oder LAMBRETTA können hier jedenfalls bedenkenlos zuschlagen - der Song ist einfach aber gut und dürfte vor allem im Liveprogramm ein Knaller werden. "Big Big Trouble" gibt es als 2 Track Single und zum anderen als limitiertes Digipak mit 3 exklusiven Bonustracks, was da allerdings genau drauf enthalten ist, dürft ihr mich nicht fragen, uns wurde leider vorab nur eine Single zur Verfügung gestellt.