Cradle-Metal vom Stiefel: Eine fiese Krächz-Kreisch-Stimme steht im Vordergrund, von Zeit zu Zeit liebevoll umgarnt von Weiber Zunge. Allerdings ist der flotte Achter aus Italien weniger bombastisch als das große Vorbild um den kleinen Frontmann, selbst wenn der im Info angepriesene Neofolk eher nicht zum Tragen kommt. Aber kleine akustische Einspieler sorgen für Entlastung von Ohr und Hirn, denn das Geschrei des italienischen DaniplusSahne geht einem mitunter doch ein wenig ans Nervengeflecht. Andersherum transportiert der Kollege seine ganze Wut recht glaubwürdig nach draußen und die ganze Band verkommt keinesfalls zum Kopisten der englischen Referenz. Der düster depressive wie kalt aggressive Gothic-Metal hat auf jeden Fall mehr Eier als das symphonische-kommerzielle Gedudel heutiger COFs und Co. wirkt auch dank vieler Tempowechsel eigenständig. Auf jeden Fall sollte alle die, die sich über Keyboards und Frauengesang nicht ärgern, man hinhören. Könnte ein kleiner, aber feiner Underground-Tip für Cradle- und Dimmu-Jünger werden.
Es ist mir persönlich egal, ob CORPSEPAIN an den Nibelungen-Festspielen in ihrer Wormser Heimat teilgenommen haben oder nicht. Freut mich für die Band. Aber nicht nur die Zuschauer, wenn man mal das vorliegende Produkt als Maßstab nimmt. Nach dem Intro - ein unter schweren Atemzügen verlesener Nibelungen-Text ("Das Nibelungen-Lied")– beginnt plumper Metal im marschierenden Midtempo, lang und weilig. Die Jungens orientieren sich sicherlich an Größen wie In Extremo oder bekannten Deutsch-Metall-Bands, hier rollt das "R", da riffen stumpf die Gitarren. Hier ein wenig Folk-Mittelalter-Elemente, da ein bisschen Pagan. Alles wie gewollt und nicht wirklich gekonnt. Es gibt deutschen Gesang - und englischen (was beim Titel "Siegfried" besonders bitter kommt, da sie den Refrain auf englisch singen und das "r" ausgerechnet hier englisch aussprechen - grausam - dafür ist das englische "th" zumeist nicht vorhanden…). Neben höchst langweiliger Mucke und peinlichem Gesang gibt es auch noch zwei Instrumentals - die sind zum Teil akustisch und dann auch nicht ganz so schlimm. Tut mir leid, auch, wenn sich Christian und Markus viel Mühe gemacht haben. Sorry, aber mir gefällt’s null, rien, zero, gar nicht. Oder, um im Sprachgebraucht zu bleiben: "Oh, Odin sie waren dir immer treu . nimm CORPSEPAIN zu dir" - aber schnell."
Norwegisch-amerikanische Freundschaft gibt es also nicht nur in der NATO. Vier Nordländer Samoth (Zyklon, Emperor), Faust (Emperor und andere), Happy Tom (Turbonegro) und Cosmocrator (Mindgrinder) sowie Ami Casey Chaos (Amen) haben sich zum SCUM zusammengetan - und ließen sich auch noch von Euroboy (Turbonegro), Mortiis (Langnase) und Nocturno Culto (Darkthrone) helfen. Und SCUM ist Punk, rotz-rockig und minimalistisch. Aber immer wieder gesellen sich logischerweise auch (Black)-Metal-Elemente dazu, es gibt thrashige Einflüsse, gar Grind. Was sich anhört wie ein wild zusammengewürfeltes Sammelbecken willkürlicher Einflüsse, das wird mit der Zeit zu einem vielschichtigen Album, das seine ganze Wirkung erst bei genauem Hinhören entfacht. Was also anfangs wirkt wie ein stumpfes Punk-Album zum Biersaufen, entwickelt sich dann zum anspruchsvollen Extrem-Werk. Allerdings ist ein gewisses Punk-Verständnis - schon allein wegen des räudigen Sounds und der Stimme absolut vonnöten, sonst kracht SCUM, diese All-Star-Band, nicht ins Herz des Hörers. Dennoch: Es gibt erfreulichere Ergebnisse der amerikanisch-norwegischen Partnerschaft als NATO-Kriegsschiffe in den Häfen Stavangers und Bergens.
Aus dem sonnigen Spanien kommen diese Melodic Metaller und tischen uns mit "The Voyager Through The Void” ein wirklich gelungenes Album auf. Dabei kommen die Songs kraftvoll und bombastisch aus den Boxen, ohne sich in unnötigen Pomp, - und Kitschorgien zu verlieren. Zudem hat die Truppe mit Rafael Morata einen sehr fähigen, nicht mit der Kneifzange arbeitenden Sänger und mit Tony Baena einen der, wie im Info steht, angesehensten Gitarristen Spaniens in ihren Reihen, den ich aber bisher nicht kannte und der zudem noch die geschickt untermalenden Keyboards bedient. Auch die Songs selbst wissen zu gefallen, aber leider ist nicht jede Komposition ein Hammer geworden. Als sehr hörenswert kristallisieren sich der druckvolle Opener "Sudden Recall", das treibende "Pushed By The Waves", das schleppende und mit schön sägenden Gitarren versehene "Underground" oder das schnelle "Words And Stone" heraus, während etwa das leicht nervige "Like A Tumbleweed" oder "Disbelief (Set Me Free)" diesen Standard nicht ganz halten. Trotzdem überwiegen auf "The Voyager Through The Void" die positiven Momente und so kann man das Album besonders Leuten empfehlen, die zum Beispiel auf MASTERPLAN oder ANGEL DUST nach der Reunion abfahren. Melodischer, weitgehend bombastischer, kraftvoller Metal, der, von ein paar Schönheitsfehlern abgesehen, zu überzeugen weiß und das Gehör der Zielgruppe ohne Frage verdient!
Die neumodische Hardcore-Welle ebbt wohl nie ab, und jetzt kommt auch noch die zweite Woge über uns hereingebrochen. Der moderne Schweden-Thrash bringt eine Kapelle nach der nächsten hervor. Alle machen ihre Sache ausgesprochen kompetent, da stellen auch SEARING 1 keine Ausnahme dar. Thrash-Death in der "Tradition" von THE HAUNTED, DEFLESHED oder TERROR 2000. Die Band, die aus The Prophecy hervorgegangen ist, hat allerdings ein Problem: Sie hat nichts Charakteristisches: Das ist Gitarre Marke "Radio Gehacktes", da sind melodischere Leads, ein wütender Brüll-Brühwürfel, treibendes Hasen-Hoppel-Drumming - eben alles, was dazu gehört, nur eben nüscht Eigenes. Zudem klingt der Sound eher nach blecherner Büchse als nach satter Soundwerkstatt. Schade drum, denn es gib wirklich ein paar nette Ideen (man nehme "The Gift/ Curse"), aber letztlich bleibt das Album flott aber zu beliebig. Überraschungen sucht der Hörer vergeblich, aber es soll ja Leute geben, die genau das wollen. Und die sind mit diesen neuen Schweden prima bedient.
TYRANT gehören zu den bekanntesten Black Metal - Bands Japans und existieren schon seit über zehn Jahren, gründeten sich also nicht "nachträglich", sondern in der Tat zu Zeiten, als diese Musik ihre kreative Hochphase hatte. Und mit "Grimoires" legt die mittlerweile als Quartett agierende Band ihr drittes Album vor, das auch ohne Zweifel erkennen lässt, dass hier keine Anfänger am Werk sind, die mal eben die Schwarzwurzel für sich entdeckt haben. Etwas störend wirken dabei nur die teilweise penetrant und nervig dudelnden und unpassend schmalzigen Keyboards, mit denen gut übertrieben wird und auch die matte Produktion, die zuweilen - gewollt oder ungewollt - unpassende Nebengeräusche erkennen lässt (etwa das merkwürdige Klopfen in "Devil´s Pact"), ist lange nicht auf dem Niveau, das man von stilistisch ähnlich gesinnten Bands wie DIMMU BORGIR kennt und schätzt. Hat man sich an diese Umstände aber gewöhnt, was ohne große Probleme möglich ist, offenbaren sich einige sehr hörenswerte Songs wie die schnellen "Bell, Book And Candle", "Thy Night Queen Hecate" oder das mit einem Spoken Word - Part ausgestattete "Babylon The Great", wobei Frontmann und Gründer Keisuke für alle gesprochenen und gesungenen Töne zuständig ist. Auch die zahlreichen und gut nachvollziehbaren Breaks sind gelungen und nicht zuletzt diese Progressivität zeichnet "Grimoires" als weit überdurchschnittliches, "symphonisches" (hier wäre weniger echt mehr gewesen!) Black Metal Album aus, das man sich gut am Stück anhören kann. Wer Black Metal allerdings ausschließlich als brachiales, unmelodisches Knüppelwerk schätzt, ist hier absolut fehl am Platz!
Selten hat mich eine CD eines reinrassigen Saitenhexers so positiv überrascht, ja beinahe umgehauen, wie die hier vorliegende CD "The Leadstar" von Elias Viljanen. Er fungiert eigentlich ansosnten unter dem zwar nicht sehr originellen aber irgendwie lustigen Pseudonym E.VIL und hatte vor zwei Jahren mit seinem Debüt "Taking The Lead" bereits einige positive Reaktionen ernten können. Auf diesem rein instrumental gehaltenen Werk zeigt sich der bekennende METALLICA und natürlich VAI Fan von einer, für Sologitarristen absolut unüblichen Seite, denn er verzichtet beinahe auf sämtlichen Selbstbeweihräucherungkram oder sonstige experimentelle Sperenzchen. Hier hat man niemals das Gefühl von höher, schneller, weiter Attitüden oder "seht her ich kann’s am Besten". Nein, dieser skandinavische Meister E.VIL agiert vornehmlich absolut songdienlich, für ihn stehen immer die Melodien im Vordergrund, wunderbar gefühlvoll auslotend bewegt er sich beinahe traumhaft leicht und sicher zwischen Rock und Metal. Die Tracks als solche sind dabei als großer Unterschied zu vielen reinen Gitarrenalben stets wie bei einer normalen Band aufgebaut d.h. Riff - Gesangslinie - Refrain - Bridge - Solo und fertig. Seine Gitarre übernimmt hierbei neben dem üblichen Soundgerüst immer den Part des (leider) imaginären Vokalisten, so dass bei den meisten Songs eigentlich nichts essentielles fehlt. Trotzdem würde ich mir sehr gerne nochmal "The Leadstar" mit einigen fähigen Stimmen vertont anhören, das würde bestimmt noch mal eine Ecke besser kommen und vielleicht den letzten Kick ergeben. Daher mein ernstgemeinter Tipp an den Protagonisten sowie das Label: Bitte unbedingt ein Re-Release mit z.B. solch geilen Sängern wie Jorn Lande, Andi Deris oder auch David Readman angehen, dann könnte dieser wirklich gelungene CD ganz sicher auch ein (kommerzieller) Erfolg beschieden sein. Wie auch immer, was dieser Finne hier gleich Reihenweise für schmissige Songs aus dem Ärmel zu holen scheint, ist natürlich auch ohne Gesang aller Ehren wert und macht einfach Spaß. Äußerst eingängig unterhaltsam, absolut kurzweilig (ohne platt zu wirken), und anspruchsvoll (ohne zu kopflastig/verspielt zu sein) rifft er sich mit einer ebenfalls fähigen Begleitmannschaft durch die hochwertigen 12 Kompositionen. Stilistsich super ausgewogen irgendwo zwischen klassischem Hardrock, Metal, ein wenig Blues sowie etwas NWoBHM-Touch bewegt sich dieser hoffnungsvolle Nachwuchsgitarridt Elias Viljanen. Bin schon gespannt, was wir zukünftig noch von ihm hören werden. Ach so fast vergessen, als äußerst gelungene Coverversion hat er sich von Lionel RICHIE dessen 80er Jahre Megaballade "Hello" ausgesucht - kommt genauso geil wie die Hammersongs "Touching The Sky", "Northern Storm" oder auch "Fast & Furious". Daumen hoch - hier ist wirklich die Gitarre der wahre "Leadstar".
Unverhofft kommt oft - frei nach diesem oft zutreffenden Spruch haben es die AOR-Götter von JOURNEY doch tatsächlich geschafft mit ihrem neuen Output "Generations" noch mal ein richtig gelungenes Stück Melodic Rock abzuliefern. Insbesondere nach der Auflösung Ende der 80er Jahre, dem für meinen Geschmack unwürdigen Comebackalbum "Trial By Fire" (1996) und auch dem 2001er Output "Arrival" (allenfalls noch mittelmäßig) sowie der echt experimentellen bzw. recht untypischen "Red 13" EP, war damit eigentlich fast nicht mehr zu rechnen. Als dass wirklich einzig Beständige in den 32 Jahren seit der Bandgründung 1973 hat sich Gitarrist und Mastermind Neal Schon erwiesen, dieser stets bescheidene Mann entwickelt auf dieser CD eine unheimliche Spielfreude sowie Energie fast wie zu besten Zeiten aber auch seine songwriterrischen Fähigkeiten können sich sehr gut hören lassen. Die Journey Besetzung 2005, dass sind neben Schon, natürlich Sänger Steve Augeri (vergesst Joe Perry endgültig, dieser Man steckt ihn locker in die Tasche), Keyboarder Jonathan Cain, Ross Valory (Bass) und Deen Castronovo ex-HEART (Drums) wobei sich als besonderen Gag gleich alle fünf Bandmitglieder an den Leadvocals ausprobieren durften und sich dabei ziemlich schadlos präsentieren. JOURNEY waren in den 80ern sicher die wohl größte AOR Formation, weltweit wurden über 50 Millionen Platten vornehmlich in den USA verkauft. In Europa war man allerdings nie so die Superband aber Megaknaller wie "Wheel In The Sky", "Open Arms", "Separate Way´s" oder "Don’t Stop Believin’" waren auch bei uns Hits und sind heute noch auf jedem einigermaßen soliden Classic Rock Sampler vertreten. Die neue CD schafft jetzt den gelungenen Spagat alte Stärken mit eher ungewöhnlich neuen Seiten der Band zu verbinden. Besonders positiv aus meiner Sicht ist der erfreulich geringe Schmachtfetzen bzw. Balladenanteil zu werten (insgesamt nur 3 Stück wobei das monumentale "Beyound The Clouds" sogar recht gelungen ist), die Jungs hatten anscheinend mal wieder Lust richtig loszurocken, teilweise agiert man sogar recht stark blusig angehaucht. Der Sound ist natürlich insgesamt wieder typisch für JOURNEY angelegt, so wie ihn die Fans auch immer haben wollen mit diesem etwas polierten Hochglanzsound (aber diesmal kommt noch verdammt viel Rock’n’Roll Feeling dazu) und reihenweise gelungene Hooks. Wenn auch vielleicht nicht bei allen Tracks sofort der "supereingängig" Stempel aufleuchtet sorgt gerade dies doch für mehr Hörspaß auf die Dauer. Die Höhepunkte sind ganz klar das epische "Faith In The Heartland", das sehr groovige "Place In Your Heart", "A Better Life" mit tollem Refrain und diesen genial singenden Gitarren Riffs und natürlich der packende Bonustrack "It’s Never Too Late". Etwas aus dem Rahmen konventioneller Journey Tracks fallen zum einen das schnelle "Gone Crazy" mit Bassist Ross Valory am Mikro - klingt wie eine schnellere Bluesrocknummer eines jungen John LEE HOOKER mit Highspeedgitarren, geil. Aber auch das atypische "In Self-Defense" kommt irgendwie cool rüber, der Song hört sich wie VAN HALEN zu David Lee Roth Zeiten an. Sicher an die ganz großen Erfolge wie "Escape" oder "Frontiers" kommt "Generations" nicht (mehr) ganz ran aber es reicht immer noch locker für eine Spitzenposition im heutigen Melodic Rock Genre. Journey machen nach wie vor ihr Ding und dass ist auch gut so - Trendsetterei war noch ihre Sache und wenn dass Ergebnis so kurzweilig ausfällt wie hier, dürfen die Jungs gerne noch viele Alben machen.
Da sind sie wieder - die Schweizer - von CRYSTAL BALL. Hellvetia liegt ja nun schon ein paar Tage zurück und um so mehr freut es mich, daß der neue Longplayer wieder mehr an Spritzigkeit zugenommen hat. Zum einen haben wir die mittlerweile gewohnten Melodic Metal Songs der etwas schnelleren Gangart wie der Opener "Digital World" und den Party Song mit Ohrwurmgefahrenstufe 10 "Celebration"- Zum anderen wird auf "Timewalker" wieder richtig schön gerockt. Dabei ist "Tear Down The Wall" der Stampfer schlechthin - eingängig wie die Sau und druckvoll ohne Ende. Gleiches gilt natürlich auch für den Abschlusstrack "Talking To The Walls" bei dem die mehrstimmigen Gesangsparts schön zum Vorschein kommen. Die Gesangsleistung von Marc ist konstant hoch auf einem Level geblieben und die typischen CRYSTAL BALL Merkmale gehen auch auf "Timewalker" nicht verloren. Denn auch wer mal richtig schön in Grund und Boden gegroovt werden will, der hört sich einfach "The Eye Of The Storm" an. Schöne Pladde!
Göttergaben; "Hang The Pope", die ganze "Game Over"-Scheibe und vieles mehr haben Kiff-Zeremonien-Meister Lilker, Sirene Conelly und Co. zuwege gebracht. Nach kurzer Pause trinken die Herren wieder mehr Bier und machen Thrash. Auf dem Cover prangt der Nuke-Schädel, auf der CD gibt typisches Rack-Tacka-Tack-Riffing, die nervige Stimme Johns, wechselndes Tempo - eben die Trademarks, die es für eine typisch-thrashige Scheibe braucht. Nur: Trotz aller gutgemeinten Zutaten mag der Dritte-Welt-Völkermord nicht recht zu überzeugen. Obwohl ein Eintopf gern mal aufgewärmt besser schmeckt als frisch gekocht, so wird das erste Studio-Album nach der Reunion seinen faden Beigeschmack nicht los. Hier fehlt der alte Enthusiasmus, die echte Frische, der richtige Elan. Die Scheibe ist irgendwie nicht wirklich schlecht, wer aber den moderneren Thrash bevorzugt, der sollte sich hier nicht langweilen. Nurzu empfehlen für alte Männer, ewig Gestrige, total Treue oder einigermaßen Verrückte. Aber davon soll es ja genug geben. Keine Göttergabe, eher durchwachsener Standard. Macht melancholisch.