So wirklich innovativ sind CONSTRUCDEAD mit ihrem Death/ Thrash-Misch nicht, spätenstens seit THE HAUNTED ist da die Zielmarke gesetzt. Allerdings tummeln sich bei CONSTRUCDEAD einige versierte Mucker (es gibt Querverweise u.a zu CARNAL FORGE, FACE DOWN, THE DEFACED u.a.), die wissen, was sie tun müssen, um nicht zu einem völlig belanglosen Klon zu werden. Stilmittel wie Stakkato-Riffing, das stellenweise an ANNIHILATOR erinnert ("Hatelist") und der klare, epische und trotzdem kalte Gesang ("Rusty Armour"), den Burton von FEAR FACTORY kaum besser kann, erweitern das Death/ Thrash-Gerüst erheblich und geben CONSTRUCDEAD die dringend benötigte eigene Note. Soundtechnisch wurde im Fear And Loathing-Studio alles richtig gemacht und der Platte ein ordentlich knallender Sound verpasst. Da das Studio einigen CLAWFINGER-Leuten gehört, haben die sich auch gleich zu ein paar Gastauftritten einspannen lassen. "The Grand Machinery" erfindet schwedischen Death/ Thrash nicht neu, kann aber dank einiger neuer Ideen, gutem Songwriting (auch wenn sich unter den 12 Songs ein paar Füller befinden) und guter Produktion überzeugen und sollte SOILWORK/ THE HAUNTED-Fans einen Versuch wert sein.
Vor ein paar Jahren kam "Decadent Orgy of Atrocious Suffering" bei einem kleinen Label in verdammt kleiner Auflage raus, die ratzfatz vergriffen war. INSIDIOUS DECREPANCY haben dann bei Unmatched Brutality unterschrieben, die sich angesichts der Pleite des ursprünglichen Labels flugs die Rechte an dieser Scheibe gesichert haben und sie jetzt mit neuem Artwork re-releasen. Fans derben Ami-Gehackes ist damals eine echte Perle durch die Lappen gegangen, wenn sie nicht schnell zugegriffen haben. INSIDIOUS DECREPANCY kann man grob mit alten DYING FETUS vergleichen, sie gehen nur brutaler als die sterbenden Föten vor, kommen dafür aber nicht ganz an den göttlichen Groove ran. Hier wird durchgehend die Double Base getreten, der Gesang ist schön gurgelnd tief und die Gitarren bei aller Geschwindigkeit saubrutal und trotzdem abwechslungsreich. Das ausgefielte Songwriting lässt keine Langeweile aufkommen und mit "Dawn Of Posession" haben INSIDIOUS DECREPANCY einen echten Genre-Hit am Start. Ich kann voll und ganz verstehen, warum UB diese Scheibe nicht im Untergrund versauern lassen wollten und sich INSIDIOUS DECREPANCY geschnappt haben. Einfach geil, die Scheibe!
DROWNINGMAN dürfen ganz offiziell als Screamo bezeichnet werden, jedenfalls wird das im Info behauptet. Fein, das macht das Leben leichter, sonst wäre das Einordnen in eine Kategorie auch schwer gefallen. Der Vermonter Haufen lässt sich nicht so leicht auf eine Richtung festnageln und mischt fröhlich-unbekümmert Hardcore, Rock und ein wenig Noise. Das Ergebnis ist erstunalich sanftmütig ausgefallen, was sowohl am Emo-Gesang geht (der nur selten einmal aggressiv wird) und den manchmal richtig poppigen Melodien. Die Gitarren braten dafür ganz ordentlich und kriegen zu jeder Zeit die Wende zwischen aggro und leichtfüßig, bestes Beispiel ist "White People Are Stupid". "Don’t Push Us When We’re Hot" hat mir ganz gefallen und liess sich prima nebenbei hören - nicht das, was ich von den angekündigten Noise-Einflüssen erwartet hätte. Aber vielleicht bin ich auch nicht die richtige Zielgruppe und schlicht zu abgestumpf. Immerhin mag ich FUCK! I’M DEAD oder ROMPEPROP. Aber wen es beruhigt: meiner Mitbewohnerin hat die Scheibe gefallen und die ist locker in der Emo-Zielgruppe. Bei Parties mit ihren alternativen, Dreadlocks und alte Turnschuhe tragende Studentinnenfreundinnen ist die Scheibe eine sichere Bank. Das ist doch schon was wert, oder?
Kaum zu glauben, dass das Trio SHARK SOUP aus Erlangen stammt. Ihre treibende, dreckige Mischung aus Old School- und Neo-Rockabilly, Punkrock und Rock klingt so gar nicht nach einer deutschen Band, sondern vielmehr, als würden die STRAY CATS mit Danko Jones jammen. Wer sich das nicht vorstellen kann, denke nur an die leicht durchgeknallten REVEREND HORTON HEAT oder die frühen LIVING END und kombiniere sie mit einem rockigeren, teils sogar etwas metallischen, und dominanteren Gitarrensound. Die 14 Songs des - nach einem Minialbum aus dem Jahr 2003 - zweiten Release gehen direkt ins Ohr und in die Beine und schaffen mühelos den Spagat vom STRAY CATS-artigen Opener, über das schwer swingend-groovende "The Making Money" und das schnelle Höllen-Instrumental "Roadkill Reaction Revolution", bis hin zum schweinerockigen "The Soup Is Hot" und dem grade gerockten "Burn The Lights Out", das stellenweise gar nach Billy Idol klingt. Die musikalischen Fähigkeiten der drei Musiker stehen den bereits genannten Bands dabei in (fast) nichts nach: Die Drums kicken, der Kontrabass klackert, die Gitarre rockt und rollt dreckig und Sänger/Gitarrist Chrissie Jany gelingt es mit seiner kraftvollen, aber obercoolen Stimme, zwischen klassischem Rockabilly-Gesang à la Brian Setzer und Glen Danziger Düsternis hin und her zu modulieren. Dazu brilliert er noch mit diversen Soli, von denen zumindest das von "The Making Money" bewusst an den Stil von Rockabilly-Gitarren-Gott Brian Setzer angelehnt zu sein scheint - warum sonst sollte er direkt davor "Go cat go!" grölen...? Dass SHARK SOUP aber auch mit jeder Menge Humor zu Werke gehen, zeigen einige Old School-Metalriffs, die immer mal wieder kurz eingebaut werden, und wer genau hinhört, wird in "One Eyed Kat" sogar ein SLAYER-Zitat erkennen. "Fatlip Showbox" bordet nahezu über vor Energie, Dreck und Groove. Ein Hammer-Album, das auch Rockern und Metallern als Alternative zu gewohnten musikalischen Vorlieben wärmstens empfohlen sei.
SPOCK’S BEARD waren schon zu Neal Morse-Zeiten als ausgezeichnete Liveband bekannt - das dies auch ohne den ehemaligen Chef der Fall ist, beweist "Gluttons For Punishment - Live in ’05" recht eindrucksvoll. Das bei Auftritten in Karlsruhe und Aschaffenburg im Frühjahr 2005 mitgeschnittene Material bringt nicht nur das Können der außergewöhnlichen Musiker ins heimische Wohnzimmer, sondern zeugt auch von der unbändiger Spielfreude der Bärte. Nach einem kurzem Intro geht es dann auch schon voll zur Sache - das komplette siebenteilige, über eine halbe Stunde lange Epos "A Flash Before My Eyes" vom letzten Studioalbum "Octane" startet einen zweistündige musikalischen Parcoursritt, welcher auch genug Raum lässt für ein extravagantes Ryo Okumoto Keyboardsolo und ein phantastisches Schlagzeugduell zwischen Tourdrummer Jimmy Keegan und dem etatmäßigen Drummer Nick D’Virgilio (Live mit Gitarre am Mikro tätig - und dabei, nebenbei bemerkt, nicht schlechter als der Übervorgänger Neal Morse). Nach "A Flash Before My Eyes" kommen neuere Tracks der Nach-Neal Morse-Phase genauso zur Geltung wie Material der beiden Pre-Neal Morse-Alben. Dabei herausragend, dass 10-minütige "Harm’s Way" (vom 98er-Klassiker "The Kindness Of Strangers"), der viertelstünder "At The End Of The Day" (vom 2000er-Werk "V") und das fulminante "The Bottom Line" (vom Neustartalbum "Feel Euphoria"). Den Abschluss bildet dann eine gelungene Darbietung des SPOCK’S BEARD Klassikers überhaupt: "The Light". Wem der soundtechnisch perfekte Appetithappen noch keine Lust auf SPOCK’S BEARD live gemacht haben sollte, dem ist nicht zu helfen.
Neben dem neuen PENDRAGON-Album "Believe" wird passend zum 20-jährigen Bandjubiläum auch noch die erste PENDRAGON-Scheibe "THE JEWEL" als Re-Release veröffentlicht. Dass das Album dabei gekonnt remastered wurde ist wohl eine Selbstverständlichkeit - schließlich legt der geneigte Progfan Wert auf klangtechnisch Hochwertiges. Der ersten CD Version des ja ursprünglich 1985 erschienene Album waren bereits zwei Bonustracks hinzugefügt worden ("Fly High Fall Far" und "Victims Of Life"), das 2005er Re-Release wurde dann nochmals um zwei weitere Tracks erweitert ("Armageddon" und "Insomnia" - stammen ursprünglich von Anno 1984, wurden aber neu aufgenommen) sowie um ein Booklet mit allen Lyrics und einem neugestaltetem Coverartwork versehen. "The Jewel" demonstriert deutlich das die Einflüsse welche PENDRAGON prägten im Artrock der Siebziger zu finden sind und natürlich bei Pink Floyd und insbesondere Genesis. Dazu dann noch eine gehörige Portion Marillion und fertig war der Neo-Prog Marke PENDRAGON - love it or hate it? Dabei versuchten die Briten um Songwriter, Gitarrist und Sänger den Prog-Rock einen leichten Pop-Anstrich zu geben, was man durchaus als gelungen bezeichnen darf. Richtig klasse dabei: das über achtminütige Epos "Alaska" und das ebenfalls überlange, das reguläre Album abschließende nahezu symphonische "The Black Night".
Es ist ganz schlechter Stil, wenn man auf einem Album einen Song covert, aber weder im Booklet noch sonstwo den ursprünglichen Verfasser erwähnt. "As Daylight Yields" der coolen (alten) LAKE OF TEARS wird von NADIR sehr schön gecovert, warum man die Schweden aber nirgendwo erwähnt, ist mir schleierhaft. Ist ja nicht so, dass die Ungarn "Looking For Freedom" von DAVID HASSELHOFF gecovert hätten. Und selbst dafür müßte man sich nich schämen. NADIRs Tribut an alte LAKE OF TEARS-Zeiten ist der einzige Ausflug in die Vergangenheit, ansonsten halten die Ungarn den Blick nach vorne gerichtet und bemühen sich, ihrer eigenen Schublade Modern Death Metal gerecht zu werden. Die Songs ballern ziemlich heftig und sind von der Gitarrenarbeit her deutlich amerikanischer Totmetall, während der Gesang einfach nur brutal ist, die cleanen und gesprochenen Einlagen derweil an FEAR FACTORY erinnern. NADIR geben sich alle Mühe, von ausgelatschen Death Metal-Pfaden wegzukommen, was ihnen auch gelingt und "Tenacity" sehr frisch klingen läßt. Man merkt, dass die Band um neue Ideen bemüht ist und sich nicht damit zufrieden gibt, eine bloße Kopieranstalt bekannter Death Metal-Combos zu werden. Die Umsetzung dieses Anspruches ist ihnen ganz ordentlich gelungen, "Tenacity" kann was und zeigt die Band auf dem richtigen Weg.
Darf man den Info’s zum Projekt XCARNATION glauben schenken, dann hat Mastermind Cenk Eroglu, ein 1967 in Istanbul geborener Türke, seit der Veröffentlichung seines zweiten Soloalbums im Jahr 1996, an dieser aktuellen CD "Grounded" gearbeitet. Sänger, Produzent & Multiinstrumentalist Eroglu wurde seit seiner frühesten Jugend von seinem Vater (in der Türkei ein bekannter Dirigent, Arrangeur & Jazzpianist) geprägt und so war er schon als Teenager hauptsächlich mit Liederschreiben, Komponieren sowie Musikkaufnehmen beschäftigt. XCARNATION nennt er jetzt dieses "Baby" wobei hier quasi als Überziel eine progressive Mischung aus Elektronik sowie Rock bzw. Heavy Metal geschaffen werden soll(te). Einzig dass Entscheidende bei solch ambitionierten Geschichten - die Umsetzung, muß ich leider als eher mangelhaft bezeichnen. Die sicherlich gute Absicht soll dabei keinesfalls in Frage gestellt werden wie dass große musikalische Können sowie die zahlreichen umgesetzten Ideen. Aber die CD bietet auf 48 Minuten Spielzeit nur sehr selten wirklich überzeugende Momente. Mann hat ständig den Eindruck, gerade durch die überladen wirkenden Arrangements sowie einer wahren Flut an Sounds/Klängen/Geräuschen da will jemand unbedingt beweisen, was er alles kann bzw. so drauf hat und hat sich dabei (leider) ziemlich verheddert. Nichts gegen experimentelle Sachen, ganz im Gegenteil aber eine gewisse Grundsubstanz oder greifbarer Bezug sollte doch vorhanden da sein und genau daran krankt "Grounded" an vielen Stellen. Für die Aufnahmen wurden zwar bekannte Namen wie Kip WINGER (war auch am Songwriting beteiligt), Pat Mastellotto (KING CRIMSON), Rod Morgenstein (DIXIE DREGGS) & Rob Beach (u.a. DOKKEN, WHITESNAKE) ins Studio geholt, neben einer ganzen Armada türkischer Musikern (für den Worldmusic Touch) aber auch dass rettet dass Album nicht, ein äußerst konfuses Songwriting und ein oftmals recht diffuser Klangkosmos sorgen eher für einen hektischen Gesamteindruck. Es beginnt bereits mit diesem etwas seltsamen auf Düster getrimmten Maschinenmatschsound und brummelnden Bass wie u.a. beim Opener "Personal Antichrist" zu hören. O.k. die schrägen Gitarren sind gewöhnungsbedürftig aber der Track ist irgendwie mystisch treibend und geht als noch hörbar durch. Das folgende "Everlasting" dümpelt mehr oder weniger als höhepunktlose Endlosschleife durch einen aberwitzigen Sound-sowie Geräuschmix hindurch und läßt den Zuhörer eher erschlagen zurück. Ein zartes Refrainpflänzchen ist zwar immer wieder erkennbar aber wird vom Rest, wie auch bei anderen Tracks gnadenlos niedergewalzt oder ist seltsam künstlich in den Hintergrund gemischt. Es folgt eine typisch 80er Jahre Schmalzballade "Without You" mit Streichern "Kitsch as Kitsch can" passt überhaupt nicht zum Restalbum, ist aber noch ganz gut gemacht (gesungen). Cenk Eroglu versucht vieles nur die Verbindung europäischer und orientalischer Klangwelten (z.B. "Reason To Believe") gelingt nur bedingt, genauso wie die weitere Verbindung mit Rock/Heavy Metal Elementen, die na ja auch eher verhalten zusammenpassen. Dabei hätte es durchaus interessant werden können, klingt aber an vielen Stellen zu aufgesetzt und daher kommt wegen des schwachen Songwritings mit zu wenig Melodie einfach keine schlüssige Einheit zustande. Im Gegenteil, das viele Gesample, die elektronischen Spielchen sowie die hier und dort mal eingebauten Ambientsprenkel oder ethnomäßigen Parts klingen vielleicht für so manchen wunderbar exotisch - packende Musik muß für mich allerdings einfach mehr Herz & Seele (statt zuviel Hirn) haben und gerade dies geht "Ground" leider so ziemlich ab. Besonders die letzten drei Songs beginnend mit dem absolut unsäglichen "Coma White" lasen mich stirnrunzelnd zurück und bestärken den eher zwiespältigen Gesamteindruck: Sehr viel aufgemotzte Gitarrenwände, noch mehr Elektronik, düster bzw. kühl wirkende Atmosphären und zuproduzierte Arrangements wohin man nur schaut aber wenig klare Songstrukturen. "Desperately Sad" klingt nach DEF LEPPARD bei ihrem gefloppten "Slang" Album wie überhaupt der positive Gesang, wenn er mal nicht, was aber eher die Ausnahme darstellt, durch zig Verfremdungen, Verzerrer usw. gejagt wird, recht angenehm an Meister Elliott erinnert. Die Gretchenfrage nach dem "Was will uns der Künstler mit diese Musik sagen oder ausdrücken?!" kann ich trotz intensiven Konsums leider nicht beantworten aber vielleicht gelingt es ja dem ein oder anderen Hörer, wer weiß.
Gerade einmal eineinhalb Jahre sind seit dem letzten Album der Truppe aus New Jersey vergangen, da steht schon der Nachfolger des viel beachteten Vorgängers "Gone Forever" in den Regalen. Auch, wenn oft behauptet wird, die Band mische Thrash mit Hardcore und traditionellem Metal, kann man dem Begriff "Metalcore" auch mit der Brechstange nicht völlig ausweichen. Allerdings sind mir persönlich solche Kategorisierungen völlig wumpe, solange das Resultat stimmt und das tut es hier! Die Brüder Coyle (die auch noch Backing - Vocals beisteuern) feuern die beinharten Riffs und coolen Soli im Sekundentakt ab und Byron Davis liefert dazu sein powergeladenes Shouting, während Corey Pierce alles von hinten dichtmauert. Moderne Härte trifft auf Altbewährtes, aggressives Brüllen und strategisch sinnvoll eingestreute, clean gesungene Parts gehen Hand in Hand; was hundertmal funktioniert, funktioniert auch 101 mal. Etwas revolutionär Neues liefern GOD FORBID hier nicht ab, aber das Album überzeugt mit sehr gutem Songwriting, wie etwa mit dem komplexen, hevorragenden Opener "The End Of The World", dem melodischen "Chains Of Humanity", dem fast schon progressiven Hammer "The Lonely Dead”, der Hymne "To The Fallen Hero”, dem sehr atmosphärischen "Welcome To The Apocalypse (Preamble)” oder dem vielschichtigen Titelsong. Für reichlich Abwechselung ist ohne Frage gesorgt und "IV: Constitution Of Treason" geht als sehr gutes, empfehlenswertes Album für Genre - Freunde durch. Allerdings kommt dieser große Stilmix bei anderen Bands, wie etwa SOILWORK oder INTO ETERNITY, trotz etwas anderer Ausrichtung, noch ein wenig dynamischer und intensiver herüber. Aber das ist ein rein subjektiver Eindruck, der Euch garantiert nicht vom Testlauf dieses hochklassigen Werkes abhalten sollte!
Habt ihr euch schon mal gefragt wie JOURNEY mit original Plastikschlagzeugsound sowie nervtötend piepsigen Computersamples fast an jeder Ecke eines Songs klingen würden? Eher nicht - da geht’s euch ganz genau wie mir, denn dass wollte man eigentlich nicht wirklich wissen! Aber bei dem hier vorliegenden Werk der Band "7-9-7" trifft diese Horrorvorstellung leider in großen Teilen genau so zu. Zwar insgesamt ganz netter oftmals aber leider auch nur billig aufgemotzter AOR, der ziemlich unnötigen Sorte servieren uns hier drei Musikanten, von denen man, zumindestens nach ihrer Vita, eigentlich schon hätte etwas mehr Qualität erwarten können. Die Tracks sind zwar stets recht eingängig gehalten aber inhaltlich bewegt man sich doch in sehr flachen Gewässern, so dass sich mein Haupteindruck eher in Richtung oberflächlich und beliebig tendiert. Unabhängig voneinander waren zwei der Bandprotagonisten nach Kalifornien ausgeschwärmt, wobei sich Gitarrist Andreas Supermihl (ex-UDO) dort musikalisch verwirklichen wollte und Schlagzeuger Gabriel eigentlich Berufspilot werden wollte. Man traf sich dort dann schon 1997, benennt sich äußerst einfallsreich nach diesem Datum "7-9-7", um dann mit dem dazugestoßenen Bassisten Fossy nach acht Jahren schließlich diese CD "Get Me To The World On Time" auf die Menschheit loszulassen. Die Vocals sind wirklich oftmals dass einzige hörenswerte einer ansonsten vor überflüssigen Banalitäten und vorhersehbarem Songwriting nur so strotzenden, sehr knalligen Produktion. Die Songs dudeln in bester Kaufhausbeschallung an einem vorbei und bis auf ganz wenige Ausnahmen wie u.a. der Titelsong sind die Tracks ziemlich langweilig geraten. Dieser Dreier hat auf Teufel komm raus seinen verpopten AOR mit viel (nervigem) Programming oder auch mal ner Rappeinlagen und den insgesamt ziemlich künstlichen klingenden Drums auf modern getrimmt, was wohl dadurch besonders cool klingen soll. Sorry, tut es aber meistens ehr nicht, in besseren Momenten groovt es zwar sogar mal ordentlich z.B. bei "Odyssey" aber letztlich haut einen das Ergebnis von "Get Me To The World Of Time" überhaupt nicht vom Hocker. Sicher es dominieren hier Melodie und die Hook kommt spätestens nach 20 Sekunden, allein die Substanz ist mir zu dünne. Die gelungene Ballade "Face Of Pain" oder das schmissige "Don’t Wake Me Up" zeigen aber auch, die Jungs können mehr als nur schnöden Poprock wie bei "Easy" oder "Guess". Für Computerfreaks könnten neben vielem unnötigen Schnickschnack wie Fotos, Wallpapers, Biographie, dass Video zu "World On Time", ein Klingeltonstudio ganz interessant sein, mit dem man seine eigenen Sounds kreieren kann. Und da haben wir wieder den Bezug zur Musik, die Jungs sollten sich vielleicht eher darauf spezialisieren oder das Gepiepse zukünftig lieber aus ihren Songs weg lassen, dann wird das vielleicht schon noch was. Aber ansonsten kann man sich diese CD doch so ziemlich schenken. Um die wirklich gute Stimme von Meister Susemihl wäre es dann zukünftig allerdings wirklich etwas schade.