Tiefer gestimmte Gitarren und fette dröhnende Drums läuten das vierte Werk der Finnen von LULLACRY ein. "Perfect Tonight" weist typische Merkmale auf - ein eingängiger Refrain mit der unverkennbar frechen und gleichzeitig angenehm klingenden Stimme von Tanja. Drückende Rock ´n´ Roll Beats finden wir in allen Songs - mal moderner manchmal aber auch sehr traditionell beladen. Etwas langsamere Tracks wie "Love, Lust, Desire" oder die monotone und dennoch schöne Ballade "Heart Shaped Scars" lassen das Herz schon etwas erweichen. LULLACRY bewegen sich auf "Vol. 4" irgendwo zwischen alternativer moderner Rock Mucke und finnischen Metal mit stampfenden Riffs und Mitsing Tracks wie "I Want You" und "Stranger In You" (beides gleichzeitig auch die Anspieltipps des Albums). Es ist im Prinzip alles wie gehabt - die meisten Nummern zünden schnell und manche brauche ein paar Chancen bis sie wirken. Bei der Flut an mittelprächtig bis ganz miesen Bands mit weiblichen Frontern ist es schon sehr traurig das eine Band wie LULLACRY wohl dennoch nicht den großen Sprung schaffen wird, obwohl dieser mehr als verdient wäre. Totalausfälle sind nämlich keine zu verzeichnen und so darf weiter gerockt werden. Amen.
"Have A Nice Day" tingelt schon seit ein paar Wochen über den Eta und hat es wohl auch bei den meisten Anhängern guter Rock Musik schon geschafft, sich im Gehörgang zu verankern. Das neue Album, übrigens mit den selben Titel wie die Single, bringt dann auch nichts ungewöhnliches mehr hervor. BON JOVI anno 2005 klingen eben modern, mit eingängigen Gitarrenriffs & Akkorden die recht angenehm aufzunehmen sind. Dazu ein Songwriting welches bereits bei "Crush" und "Bounce" zum Erfolg geführt hat. So stehen so genannte Hitcharaktere klar im Vordergrund: "Last Cigarette" oder auch der Titelsong sind Ohrwürmer mit einer treibenden Rhythmik. Besonders erfreut können hier und da auch Fans der Richie Sambora Gitarrensolos sein, die hin und wieder zur Geltung kommen. An manchen Stellen des Albums tauchen Parts auf, die von der Stimmung her etwas an die Solo Platte "Blaze Of Glory" erinnern. Zwar kann man "Last Man Standing" oder die Halbballade "Bells Of Freedom" nicht wirklich direkt mit dem damaligen Meisterwerk vergleichen, dennoch sind Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen. Eine der stärksten Nummern folgt dann zum Schluss: "Story Of My Life" lässt tatsächlich ein bisschen die guten alten 80er aufleben - zumindest mehr als alles andere was wir in den letzten Jahren von B.J. gehört haben. Mittlerweile muss ich auch gestehen, dass die Songs immer besser werden, "I Want To Be Love" ist vielleicht langsamer aber stampft mit einem drückendem Riff ganz schön rein und wirkt daher ein bisschen untypisch für die Amies, dennoch klebt auch hier der Refrain irgendwo im Schädel fest. BON JOVI Fans dürfen sich durchaus freuen und getrost kaufen!
Die Wiener Combo COMAAH lässt sich stilistisch nur schwer einordnen - und das spricht definitiv für die Band. Die Österreicher versuchen über eine Stunde lang eine TOOLsche Atmosphäre zu kreieren - und im Gegensatz zu manch anderer hoffnungsfrohen Band scheitern COMAAH mit diesem Ansinnen nicht. Dazu tragen nicht nur die schwermütigen Kompositionen auf "The Beautiful Empty" bei, sondern in hohem Masse auch die Vocals von Sänger Thomas Wohl, welche zwar nicht die Intensität eines Maynard James Keenan erreichen, aber es locker schaffen sich eindringlich Gehör zu verschaffen und dabei seine Affinität zu Keenan nicht verleugnet, sonder bewusst einsetzt. Fängt der Opener "5a" noch Psychedelic angehaucht an - so explodiert er schon nach zweieinhalb Minuten fulminant, nur um gleich wieder ins ruhigen Fahrwasser einzutauchen. Song Nummer zwei: "Lotus", fungiert als Single (dessen Video man sich auf genannter Homepage herunterladen kann) und fasziniert neben dem herausragenden Arrangement vor allem mit einem höllisch gutem Refrain. "Zero" wartet dann neben rhythmischer Härte sogar mit Sitar und weiteren klangtechnischen Spielereien auf - und könnte songwriterisch tatsächlich vom großen Bruder stammen. Auch die weiteren Songs reihen sich in die laut/leise-Dyanmik nahtlos ein. Nicht leicht verdaulich das Ganze - aber spannend, jederzeit melodisch, hart und dunkel. Nach hinten heraus fällt der Spannungsbogen zwar dann schon etwas ab, ohne das die Songs groß an Qualität verlieren - nur das fast akustische "Mavie" passt da nicht so recht rein. Fans schwerer Kost Marke Tool & Co. dürften auf diesem gelungenen Debüt Futter finden. COMAAH sollte man im Auge behalten - die haben was.
BOBAFLEX stammen aus West Virginia in den USA und servieren seit 1998 ihren Crossover-Sound im Fahrwasser von Bands wie System Of A Down, Korn, Rage Against The Machine und Konsorten. HipHop meets Nu-Metal ist die Devise im ersten in Deutschland veröffentlichten Album der Amis (in den Staaten geht zur Zeit Nummer zwei an den Start). Das Debüt "Primitive Epic" ist dann auch recht abwechslungsreich geraten und mancher Track setzt sich recht schnell im Ohr fest ("Bobaflex Warrior", "The Predicament") - BOBAFLEX können dieses Niveau aber nicht durchgängig gewährleisten, so dass der eine oder andere Song doch einfach vorbeirauscht. Hörenswert noch das abgefahrene, zum Teil von Pianoklängen getragene "Tears Drip" und das abschließende, mit melodisch harten Gesang versehene "Doom Walker". Einfallsreiches Songwriting haben die Jungs schon mal drauf, sind aber von genannten Referenzbands noch ein ganzes Stückchen weg. Auch vermitteln die Arrangements hin und wieder eine gewisse Hektik, welche eigentlich völlig unangebracht erscheint und "Primitive Epic" zeitweise anstrengend erscheinen lassen. Zur kurzen Spielzeit von irgendwas über 25 Minuten kommt dann auch noch eine für diese Stilrichtung etwas zu dünne Produktion. Da ist noch Luft nach oben.
Nach dem letzten regulären, sehr guten Studiowerk "Black Like Sunday" und dem hervorragenden Livemitschnitt "Live All Over The Place" meldet sich die "Groove Machine" aus den Staaten mit "Ogre Tones" eindrucksvoll zurück. KING´S X sind eine dieser Bands, die einfach gar kein schwaches Album veröffentlichen können, weil hier, ähnlich wie bei RUSH, drei Ausnahmetalente am Werk sind. Perfekt in Szene gesetzt von Produzent Michael Wagener, überzeugt das neue Werk mit gewohnt melancholischem, psychedelischem Groove, dem man sich nur schwer entziehen kann und der sofort im Ohr hängen bleibt. Fast jeder Song hat Hit, - und Radiopotential; lediglich auf der zweiten Hälfte des Albums übertreiben es die Herren meiner subjektiven Meinung nach ein wenig mit den ruhigen Tönen, obwohl auch dabei durchweg erste Liga aufgefahren wird. Richtig geil sind etwa der obereingängige Opener "Alone", das treibende "Stay", der positive Vibes versprühende Rocker "If", das experimentelle "Bebop" (Hammerrefrain!), das überlange, mit superben 70´s - Drogensounds ausgestattete "Sooner Or Later" und das angenehm - gekonnt monotone "Mudd", das vor dem Spoken Word - Extro "Bam" den würdigen Abschluss markiert. Allerdings befinden sich mit "Hurricane" oder dem akustischen "Honesty" (das mich tatsächlich etwas an "Resist" von "Canada´s Finest" erinnert…) auch ein paar Stücke auf "Ogre Tones", die nicht ganz so treffsicher ins Ziel kommen und gegenüber dem Rest leicht abfallen. Und obwohl mir das Vorgängerwerk "Black Like Sunday" insgesamt einen Tick besser gefällt, ist der neueste Streich von KING´S X ein rundum gelungenes Album mit nur wenigen Schönheitsfehlern geworden, das abermals Rocker aller Altersklassen anspricht, denen musikalischer Anspruch und Emotionen wichtiger sind als pure Härte und Rifforgien. So sind und bleiben die Amis ein wichtiger Eckpfeiler der Szene!
Obwohl schon seit 1999 in der Szene unterwegs, haben es die Saarbrückener Drachentöter (oder besser: "Drachenverehrer") gerade einmal auf ein Demo (2001) gebracht, bevor nun mit "Myths And Legends" der erste, ebenfalls in Eigenregie veröffentlichte Longplayer vorliegt. Dass das Demo seinerzeit gute bis sehr gute Resonanzen eingefahren hat, wundert mich nicht weiter, denn auch der neueste Streich weiß durchweg zu überzeugen. Ok, man muss schon mit allen Epic True Heavy Metal - Wassern gewaschen sein, um nicht an den unendlichen Klischees des Sextetts zu verzweifeln, aber wer mit rostfreien Schwertern, Äxten, edlen Helden, perlweiß gewaschenen Kettenhemden und Blutvergießen im Namen der Ehre des Kriegers kein Problem hat, wird CHIMAERA lieben, da bin ich mir sicher! Stilistisch steht die Band im Windschatten solcher Bands wie STORMWARRIOR, PARAGON, MAJESTY, aber auch kauzigerer Helden wie MANILLA ROAD, CIRITH UNGOL, BROCAS HELM oder SOLEMNITY. Wer auf diese ungefähre Richtung steht, für den dürfte das Album ein echter Volltreffer sein, zumal die musikalische Leistung auch objektiv mühelos gefällt. Richtig gelungene, teilweise mit irren Kopfschreien ausgestattete Hymnen wie "Crusade The World", "Metalians" (klasse!), "Darkwolf", "Loneliness Of The King", "Praise The Fallen" oder das geile "Battlemaster" machen keine gefangenen Burgfräulein und produktionstechnisch hat man sich auch keine Blöße gegeben, obwohl "Myths And Legends" natürlich keinen High - End - Sound auffährt, was auch niemand erwarten würde. Vergleicht man das Album etwa mit den letzten Ergüssen der oben genannten Kollegen aus Hamburg, so erreicht man deren kompositorische Treffsicherheit jedoch noch nicht ganz und bewegt sich daher, wenn auch nur knapp, am "Tipp" vorbei. Trotzdem sind die zehn Euro für die CD (deren 77 Minuten auf den üblichen "Hidden Track" - Blödsinn zurückzuführen sind), die man über die Homepage der Band ordern kann, ganz sicher nicht in den Sand gesetzt. Weiter so!
Unser Memme hat in seinem Review zum 2002er Werk "The Fair Bitch Project" schon angedeutet, wohin der Hase bei ABSOLUTE STEEL läuft. Man stelle sich vor, MANOWAR hätten aus ihrem Song "Pleasure Slave" ein ganzes Konzeptalbum gebraten und jedes noch so erdenkliche Macho - Klischee ausgegraben, das man für schlechten Geschmack kaufen kann. Musikalisch geht es dabei in eine ähnliche Richtung, wobei ABSOLUTE STEEL sehr gitarrenlastigen Hardrock / Metal mit starker US - Schlagseite zelebrieren. Ob man Peinlichkeiten wie die Opener - Hymne "High Heels And Fishnet Stockings", "Beerrun", "Juicy Lucy" (irgendwo zwischen Grotte und Kult - aber cool!) oder das mit fetten Soli (auch hier ist die Verwandtschaft zu den "Kings Of Metal" nicht zu leugnen) veredelte "Opus Suite" gut, Party - kompatibel, witzig oder einfach nur dämlich finden soll, sei dem Hörer freigestellt. Fakt ist aber, dass die Norweger trotz aller Fettnäpfe eine gewisse Qualität nicht unterschreiten und absolut keine unfähigen Musiker sind. Das Album ist sogar sympathisch und macht durchaus Spaß, aber man muss schon über stabile Schenkel verfügen, die das ganze Klopfen aushalten müssen. Party - Metaller auf der Suche nach hörenswertem Stoff könnten hier fündig werden, ein Pflichtkauf für die breite Masse ist "Womanizer" aber sicher nicht!
Mensch, was war ich überrascht, als ich die neue MCD von POLYMORPH aus dem Briefkasten fischte. Seit der "Innocent Suffering" hatte ich nix mehr von der Band gehört. Gut, ein Blick auf die Website der Jungs eröffnet die Erkenntnis, dass vor zwei Jahren eine Split mit PURGATORY veröffentlicht wurde, aber die hab ich nie irgendwo gesehen. Na, passiert. So recht berauschend find’ ich die alte POLYMORPH mittlerweile nicht mehr, aber früher war die ein echter Dauerbrenner. Im Laufe der Jahre haben POLYMORPH ordentlich dazugelernt, ohrenscheinlich, und so finden sich auf der EP fünf ziemlich fette Death Metal-Songs, die gnadenlos brutal sind und ziemlich aufs Mett hauen. Da werden jedem Death Metal-Fan die Tränen in die Augen steigen. Einmal vor Freude über die klasse Songs, zum anderen über die Tatsache, dass eine so talentierte Combo so lange inaktiv war. Was sind uns da für potentielle Knaller entgangen. Hoffentlich brauchen POLYMORPH nicht wieder so ewig lange und kommen nach acht Jahren endlich mal mit dem Nachfolger zum Debütalbum um die Ecke. Wenn das dann die Güte der EP hat, kann es mit der Band noch was werden. Was lange wärt und so…
Es ist soweit! Nach zwei hervorragenden Alben in Eigenproduktion ("…Where The Wind Blows Freedom" und "Facing The Storm") konnten die Heiligenhäuser Hardrocker endlich einen lang ersehnten und verdienten Deal einfahren. Und das erste offizielle Album "Scars" hält ohne Probleme, was die beiden Vorgänger versprochen haben. Die Band ist keinen Millimeter von ihrer bewährten Schiene abgewichen und liefert eingängige, kurzweilige und herrlich traditionell - hardrockige Hits vom Fließband, die sich direkt im Ohr festsetzen. Natürlich ist das nicht originell, sonderlich hart oder dem Zeitgeist angepasst, aber Modernität war nie das Motiv von THE MYSTERY, die stilistisch eher in den 70er und 80er Jahren, denn in der riff, - und hüpforientierten Gegenwart angesiedelt sind. Schlichtweg Nostalgie, die Spaß macht! Resteverwertung wurde für den Label - Einstand glücklicherweise kaum betrieben und lediglich vier ältere Stücke haben ihren Weg auf "Scars" gefunden, die aber absolut gleichberechtigt neben den neuen Stücken stehen. Ein großer Bonus ist nach wie vor Sängerin Denise Olbrich, die meiner Meinung nach etwas "opernhafter" klingt als zuletzt, aber glücklicherweise noch sehr weit von schlüpfrigem NIGHTWISH - Keilriemen entfernt ist und abermals als klassische Rockröhre überzeugt! Über allem thronen allerdings die tollen Songs, die völlig ohne Ausfälle über die Runden kommen. Sei es der flotte Opener "Vengeance Is Mine", das mit einem METALLICA - Riff veredelte "Fading Away", der treibende, softe Titelsong, die Uptempo - Rocker "Another Day In Hell", "1000000 Light Years Away" und "Revenge", der Stampfer "Hells Gate", die Ballade "Broken" oder das sehr verspielte "Wasted Kiss"… immer hymnisch, immer nachvollziehbar und immer treffsicher! Kleine Abzüge in der B - Note gibt es lediglich für die etwas matte, blecherne Produktion, die zwar natürlich gegenüber den beiden Vorgängern gewinnt, aber ruhig noch druckvoller hätte ausfallen dürfen. Trotzdem überzeugt "Scars" von vorne bis hinten und präsentiert erneut das ungeheure, auch kommerzielle, Potential von THE MYSTERY, die Rockliebhaber aller Altersklassen ansprechen und mit ihrem neuen Label im Rücken hoffentlich einen ordentlichen Schub nach vorne bekommen. Geile Band, geiles Album!!!
Im Angesicht des scheinbar ständig und überall präsenten People Like You-Labels scheint Wolverine Records in letzter Zeit eher ein Schattendasein zu fristen. Anlässlich des 13jährigen Bestehens erscheint jetzt aber ein Labelsampler, der zeigt, dass die Düsseldorfer ihren Dortmunder Kollegen in Sachen Qualität in nichts nachstehen und sie an Vielfältigkeit vielleicht sogar noch übertreffen. Zwar hat man mit "Hero" von den HEROINES einen ziemlich lahmen Opener gewählt, aber direkt darauf folgt mit zwei großartigen Tracks der Hamburger HELLDRIVER und der ED RANDOM BAND aus Schleswig-Holstein die ultimative Punk ´n Roll-Kelle. Doch das war noch lange nicht alles: Mit den CLERKS, den SKUNK ALLSTARS, den BENUTS und FURILLO gibt es jede Menge Ska bzw. Ska-Punk zu hören, die BULLOCKS und ATTAQUE 77 gehen mit ´77er Punkrock an den Start, AHEAD TO THE SEA steuern einen Folk-Punk-Track bei und die CAMAROS punkten mit countrylastigem Rockabilly. Überraschend groß ist auch der Anteil an Swing- und Hardswing-Bands, wie DEM BROOKLYN BUMS, CRESCENT CITY MAULERS, THE NEW MORTY SHOW und den genialen DINO MARTINIS. Lediglich die Songs aus dem Bereich Poppunk, wie die von GERM ATTACK, GOB SQUAD oder SNITCH, konnten mich nicht überzeugen, aber zu einem Labelquerschnitt gehören sie halt leider mit dazu. Zu erwähnen sei auch noch der letzte Track: Die PEACE BROTHERS mischen in ihrem "Russian Strut" die Musik vom "Stray Cat Strut" der STRAY CATS mit dem Text und den Refrain-Harmonien von Stings 80er Hit "Russians". Ein seltsam anmutendes Crossover, das aber nicht nur erstaunlich gut gelingt, sondern sich zum absoluten Ohrwurm und zu einem der Hits der CD entwickelt. Die Compilation gibt´s übrigens zum Sonderpreis von um die acht Euro. Also nicht lange überlegen - kaufen!