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A Long Walk On A Short Pier

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Ich bin ein wirklich ruhiger Mensch, den nicht so viel aufregen kann. Aber wenn ich den Typen in die Finger kriege, der den ersten Track auf der neuen OCTOBER FILE-Scheibe zu verantworten hat, dann gibt’s Haue! Schönes Gitarrenfiepen, ganz klasse. Andererseits ist der erste richtige Song, "Dead Air Transmission", ein so cooler rotziger Punksong geworden, dass ich fast gewillt bin, dieses quasi-Intro zu vergessen… aber nur fast hehe. OCTOBER FILE haben mal eine richtig fiese Punk-Scheibe rausgebracht, auf der sich um die 30 Songs tummelten - die Zeiten sind aber vorbei, statt kurzer fieser Attacken bietet "A Long Walk On A Short Pier" durchdachten Emo/ Punkrock, der wie beim erwähnten ersten Song ordentlich abgehen kann, genauso gut aber auch mal auf Gefühle jenseits von Wut setzt ("Enemy In A State"). Sehr cool ist das fast schon hypnotische "God Hates America", das im Prinzip aus nicht mehr als einem Riff und der immer wieder gebrüllten Zeile "God Hates America" besteht. Das könnte man locker als Gehirnwäsche einsetzen, nach hundert Durchgängen glaubt man das von ganz allein. Sänger Ben klingt in seinen besten Momenten wie der verschollene Bruder von Zak (RATM) und gehört zu den Sängern, die ihren Sidekicks auch mal ordentlich Zeit zum jammen einräumen "Enemy In A State". Dieses Entgegenkommen wissen die drei Instrumentenheinis auch zu nutzen und schütteln sich eingängige Riffs en masse aus dem Ärmel, wobei Basser Steve durch die gute Produktion vernünftig zur Geltung kommt und so manch’ coolen Basslauf im Repertoire hat. OCTOBER FILE ist mit dieser Scheibe eine verdammt gute Emoscheibe voller Aggression gelungen, die ein gutes Maß an Eingängigkeit, Gefühl und Wut findet. Respekt! Hat England doch mehr zu bieten als CRADLE OF FILTH und IRON MAIDEN…

A Long Walk On A Short Pier


Cover - A Long Walk On A Short Pier Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 49:28 ()
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Leaving The Ways

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Für Ihr Debüt-Release erhielten THE BRIGGS aus Boston von keinem Geringeren als MIGHTY MIGHTY BOSSTONES-Bassist Joe Gittleman Unterstützung, der die Platte nicht nur produzierte, sondern auch noch den Bass einspielte. Das Ergebnis ist die 6-Track-EP "Leaving The Ways" und die weiß durchaus zu überzeugen. THE BRIGGS spielen Streetpunk der alten Schule, bewegen sich dabei größtenteils im Mid-Tempo-Bereich, ziehen das Tempo aber auch immer mal wieder gehörig an, wie beim Hardcore-lastigen "All On Me". Die Songs sind kurz, grade und schnörkellos, die hymnenartigen Refrains verursachen akute Ohrwurm-Gefahr, die Gitarren sind dreckig und der Gesang grölig - was will man mehr? Dass die Band dabei äußerst vielseitig ist, zeigt sich vor allem im letzten Track, "Top 40", dessen Strophe einen deutlichen Reggae-Einschlag besitzt, wodurch der grade, punkrockige Refrain noch mehr nach vorne geht. Im Frühjahr 2005 soll das erste volle Album der jungen Band erscheinen, und aufgrund dieser vielversprechenden Erstveröffentlichung sollte man sich den Termin schon mal vormerken.

Leaving The Ways


Cover - Leaving The Ways Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 18:19 ()
Label:
Vertrieb:
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Don´t Mess With The Hard Punx

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Können People Like You nicht wenigstens einmal eine schlechte Platte veröffentlichen? So wie ich ihre sämtlichen Releases regelmäßig hoch lobe, könnte man denken, die würden mich bezahlen... Aber das ist natürlich nicht so (leider...) und: Was soll ich tun? People Like You bringen einfach nur hochwertige Musik raus. So auch im Falle von DISTRICT, deren neues Album "Don´t Mess With The Hard Punx" vom ersten bis zum letzten Track Spaß macht und sich direkt im Gehörgang festsetzt. Wer hinter dem Titel der Scheibe allerdings derben Streetpunk erwartet, dürfte wohl enttäuscht werden. Die Ruhrpott-Punks spielen viel eher End-70er Pop-Punk im Stile der UNTERTONES und der BUZZCOCKS: melodiös, aber grade, schnörkellos und rau, gelegentlich auch etwas verspielt, wie z. B. im Reggae-Part von "I Crisis". Die Songs sind äußerst vielseitig, so dass das Spektrum von vorwärts treibenden Rockern (wie "I Crisis" oder "Monotony") bis zu 60s-Anleihen reicht (zu hören etwa bei "My Baybeez Number" oder "Suzanne"). Der Vergleich zu den eben genannten Bands liegt auch deshalb nahe, weil die Stimme von Sänger Marc De Burgh (eigentlich Marc Ader - nebenbei Gitarrist und zweiter Lead-Sänger der REVOLVERS) in die Richtung Feargal Sharkey bzw. Pete Shelley tendiert und ähnlich markant den Gesamtsound beeinflusst. Einen leichten Glam-Einschlag kann man der Band nicht absprechen, aber insgesamt ist "Don´t Mess With The Hard Punx" wirklich eine tolle Platte geworden, die rockt und ohne Ende Ohrwürmer bietet. Im Oktober kommen DISTRICT auf Tour, und wenn man sich ansieht, wie herrlich asig die Jungs auf dem Cover-Foto rüberkommen, dürfte das ein Riesenspaß werden!

Don´t Mess With The Hard Punx


Cover - Don´t Mess With The Hard Punx Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 33:5 ()
Label:
Vertrieb:
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Tus Problemas Crecen

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In Spanien gelten die vier Jungs von BOIKOT wohl tatsächlich als eine DER Punkrock-Bands. Ehrlich gesagt: ich habe keine Ahnung, warum, denn zumindest das neue Album "Tus Problemas Crecen" würde ich nicht mal als Punkrock bezeichnen. Irgendwie klingt das alles eher nach 80er Hardrock mit leichtem 80er Metal-Einschlag. Klingt vielversprechend, oder...? Und genauso geht´s weiter: melodiös-poppige Harmonien, viel zu sauber produzierte Gitarren, verunglückter Hymnen-Gesang und zwischendurch immer mal wieder Versuche, etwas einzustreuen, das wohl Ska sein soll. Beim Hören musste ich immer mal wieder laut loslachen, etwa beim zweiten Track "Kualquiier Dia", als das Strophenriff einsetzt. Soll wohl tierisch böse sein, klingt aber wie Hardcore-Kinderlieder-Gehoppel im Stile der unsäglichen A.O.K. - mit dem Unterschied, dass BOIKOT es wirklich ernst meinen. Oberhammermäßig ist auch das Intro von "Un Futura Para Ti", da dudelt nämlich völlig sinnlos ein Xylophon über den Gitarren rum. Wie kommt man auf so was? Sind schon ein rätselhaftes Volk, die Spanier... Aber BOIKOT wären nicht BOIKOT, wenn sie sich selbst nicht noch übertreffen könnten. Und das tun sie mit dem letzten Stück, das den absolut originellen und derbst gesellschaftskritischen Titel "Stop Censura" trägt. Was dem bemitleidenswerten Hörer hier geboten wird, kann mal wohl nur als Crossover bezeichnen. Da versuchen sie sich an einer Art RAGE AGAINST THE MACHINE-in-billig-Riff, rappen und shouten wild herum - und schaffen es mühelos, dabei sogar noch schlechter zu sein, als es die H-BLOCKX jemals sein könnten. Dass die Platte keine Parodie sein soll, wird eigentlich nur durch die beiliegende DVD klar, auf der u. a. 5 Live-Tracks zu sehen sind. Denn da sieht man den Jungs an, dass sie sehr gerne böse Rocker wären. Aber da hilft auch die Tarnfarbenhose von Sänger Juankar nichts, sie wirken einfach zu brav und zu lieb und überhaupt etwas hüftlahm. Tja, gibt´s denn überhaupt nichts Positives über die CD zu sagen...? Doch! Auf der DVD sieht man - leider viel zu kurz - eine äußerst hübsche Background-Sängerin, die wirklich erstaunlich große... äh... Sangeskünste besitzt. Ach ja, und noch was: Die Typen kommen äußerst sympathisch rüber. Scheinen echt nette Jungs zu sein, mit denen ich gerne mal einen trinken gehen würde. Und danach würde ich ihnen dann ein paar wirklich gute Punkrock-Platten vorspielen...

Tus Problemas Crecen


Cover - Tus Problemas Crecen Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12+5
Länge: 37:38 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Viking

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Mit "Viking" steht jetzt das zweite Album von LARS FREDERIKSEN AND THE BASTARDS, dem Nebenprojekt von RANCID-Gitarrist und -Sänger Lars Frederiksen in den Läden. Und wie nicht anders zu erwarten, dürften RANCID-Fans hier voll auf ihre Kosten kommen. Songs und Sound erinnern nämlich stark an Frederiksens Hauptband, und an jeder Ecke kann man auch deren CLASH- und SOCIAL D-Anleihen heraushören, was sicherlich auch daran liegt, dass Tim Armstrong hier als Co-Autor und Produzent die Finger mit im Spiel hatte und die Platte natürlich auch auf seinem Hellcat-Label erscheint. Insgesamt kann man die Scheibe sicherlich nicht als originell bezeichnen, aber darauf kommt´s ja bei Punkrock auch nicht an. Die Hauptsache ist: Sie geht tierisch nach vorne! Mit oberdreckigen Gitarren und Frederiksens rauem Gröl-Gesang gibt´s knapp 39 Minuten voll auf die Omme. Die meisten Tracks werden schnell nach vorne geprügelt, wobei es wie bei "Blind Ambition" auch schon mal in die Hardcore-Ecke geht, gelegentlich sind dann auch mal Rock ´n Roll-Einflüsse und melodiösere Parts zu hören und mit "Mainlining Murder" gibt´s einen schönen Mid-Tempo-Song und mit "My Life To Live" sogar einen Folk-Song, der klingt, wie die DROPKICK MURPHYS bei halber Geschwindigkeit und ohne Dudelsack. Das THE BLASTERS-Cover "Marie Marie" hätte man sich allerdings sparen können, denn das kommt nur albern rüber. Andererseits: mit genügend Alkohol geht ja so einiges... Wirklich überraschend ist allerdings der letzte Track, denn der ist bluesig-ruhig und kommt völlig ohne verzerrte Gitarren aus. Im Hintergrund erklingen dezent ein E-Piano, eine Hammond-Orgel und sogar Streicher (!). Klingt erstmal seltsam, ist aber ein wirklich schönes Stück und ein schöner Abschluss für dieses herausragende Album.

Viking


Cover - Viking Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 38:49 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Stand Up In Your Nomansland

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Leipzig ist mittlerweile eines der musikalischen Epizentren unseres Landes, man denke nur an Bands wie DISILLUSION, die die Stadt ihre Heimat nennen. COMPACT JUSTICE geben sich nicht mit Metal ab, sondern wollen mit "Stand Up In Your Nomansland" (schreibt man letzteres echt zusammen?) ihre Version von Punk/HC an die Leute bringen. Und ganz ehrlich: das wird nix. Von mitreißenden Songs sind die Jungs weit entfernt, Aggressivität wird kein bisschen versprüht und die Produktion klingt saft- und kraftlos. Die Härte ist aber Sänger Sven. Ich weiß, dass meine Stimme auf Band echt übel klingt. Sven muss zu dieser Einsicht noch kommen. Mag sein, dass er live besser tönt, aber auf dieser Platte ist es einfach nur grausam: keine Kraft in der Stimme, keine Sicherheit beim Tonhalten, keine Emotionen, einfach nur nerviges Gequake, was mir ziemlich auf den Senkel ging. "Stand Up In Your Nomansland” ist einfach nur schlecht, von vorne bis hinten. Das hat mit Punkrock nix zu tun, da braucht’s bessere Songs, bessere Produktion, bessere technische Fähigkeiten, einfach alles muss besser werden.

Stand Up In Your Nomansland


Cover - Stand Up In Your Nomansland Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 22:9 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Stray Cats

Band anzeigen
InterviewWann warst Du das letzte Mal in Deutschland?


Mit den STRAY CATS vor ungefähr 12 Jahren. Mit meiner eigenen Band war ich noch mal vor ungefähr drei, vier Jahren hier.


Also kennst Du Deutschland schon ein bißchen...


Nicht wirklich. Aber an Hamburg kann ich mich noch gut erinnern.


Wie war die Tour bis jetzt? Was für ein Gefühl ist es für Dich, wieder mit Deiner alten Band auf der Bühne zu stehen?


Bis jetzt war die Tour großartig. In fünf Städten haben wir schon gespielt, insgesamt werden es siebzehn sein. Es war wirklich erstaunlich. Wir trafen uns und mussten zwei, drei Dinge klären, aber nach all den Jahren kam alles, die ganze Musik, sofort zurück. Es ist, als ob keine Zeit vergangen wäre, wirklich erstaunlich. Wir haben grade letzte Nach darüber gesprochen. Wir kommen einfach wieder zusammen und spielen - und es fühlt sich an, als ob wir nie aufgehört hätten. Wirklich cool!


Gibt es einen Grund dafür, dass Ihr nur in Europa tourt? Eure amerikanischen Fans müssen sehr enttäuscht sein...


Ja, den gibt es irgendwie schon. Letztes Jahr haben wir ja zum ersten Mal wieder zusammen gespielt, und zwar in den USA auf dem Hootenanny Festival, und das war wiederum der Grundstein für die jetzige Tour. Aber dieses Jahr ist für uns besonders, denn vor 25 Jahren haben wir uns gegründet, wir feiern also ein Jubiläum. Und obwohl wir in den USA mit den STRAY CATS angefangen haben, sind wir zuerst in Europa entdeckt worden. Also dachten wir uns, dass es am Schönsten wäre, wieder dahin zu gehen, wo alles angefangen hat: nach Europa.


Ist es eine große Umstellung für Dich, nach zehn Jahren, während der Du Leader Deiner eigenen Band warst, Dich jetzt wieder in eine Gruppe von drei Musikern integrieren zu müssen?


Das stimmt schon, dass das ein Wechsel für mich ist. Aber das muss irgendwie in der DNA
oder so was liegen. Wir spielen zusammen, seit wir Kids waren. Bei unserem ersten Auftritt dieser Tour mussten wir noch manchmal überlegen und sagten etwas wie "Oh, warte mal ne Sekunde... ach ja, jetzt kommt ja dieses oder jenes..." Aber dann ging das alles total automatisch, wir mussten gar nicht mehr drüber nachdenken. Aber in einer Band zu spielen ist definitiv etwas Anderes als Bandleader zu sein.


Hattest Du nach der Trennung der STRAY CATS noch Kontakt zu Brian und Slim Jim?


Ja, wir haben ab und zu miteinander gesprochen, und auch, wenn es irgendwelche größeren Ereignisse gab, wie eine Hochzeit oder so was, haben wir uns gesehen. Und mit Slim Jim haben wir uns auch manchmal in seiner Bar, dem Catwalk, getroffen. Wir hatten nicht täglich Kontakt, aber wir wussten immer genau, was die anderen grade machten.


Gibt es Pläne für eine neue STRAY CATS-Platte?


Um ehrlich zu sein, haben wir darüber noch gar nicht wirklich geredet. Erst mal sind wir auf Tour und alles was jetzt zählt, ist, zuerst diese eine Sache zu machen, und danach sehen wir weiter. Alles zu seiner Zeit. Da können noch so viele Dinge kommen, aber jetzt haben wir erst mal eine großartige Zeit "on the road". Warum sollten wir nicht irgendwann an einen Punkt kommen, an dem wir auch eine neue Platte machen wollen? Aber ich wollte ja immer auch schon meinen eigenen Solo-Kram machen, und genauso Brian. Also haben wir auch so schon eine Menge zu tun.


In Eurer Anfangszeit seid Ihr von New York nach London gegangen. Und erst als Ihr in Europa Erfolg hattet, wart Ihr auch erfolgreich in den USA und seid wieder zurückgegangen. Glaubst Du, dass Europäer ungewohnten Musik-Stilen gegenüber aufgeschlossener sind?


Ja, vielleicht ist das so. Aber weißt Du, Rockabilly-Bands gibt es überall - im Underground, genau wie Punkrock. Auf der ganzen Welt gibt es seit den 50ern Menschen, die Rockabilly kennen und mögen. Der Hauptgrund, dass wir in unseren Anfangstagen in England und Europa erfolgreicher waren als in den USA, ist wohl, dass es dort mehr Plattenfirmen gab, die offen für uns waren und die uns eine Chance geben wollten. Wir mussten einfach nach England gehen, denn die amerikanischen Labels haben immer nur auf Sicherheit gesetzt. Sie haben sich angesehen, wer schon etabliert war und haben nur neue Bands unter Vertrag genommen, die genauso klangen. Die frühen 80er in England waren eine wirklich wilde Zeit. Da gab es alle möglichen Stile: Punkrock, 2-Tone, New Wave und eben die STRAY CATS... echt eine wilde Zeit...


Die Musik, die Du mit Deiner eigenen Band machst, ist stärker angelehnt an klassischen Rock ´n Roll und Rhythm ´n Blues als die Musik der STRAY CATS...


Ganz sicher gibt es Unterschiede, aber auch Ähnlichkeiten. Eigentlich ist das meiste, was ich spiele, auch Rockabilly, aber es ist irgendwie vielfältiger, was daher kommt, dass ich z. B. auch Elemente aus R´n B einfließen lasse. Aber nichts davon mache ich bewusst, das ist einfach das, was am Ende herauskommt, wenn ich Musik alleine auf meine Art mache. Und es hängt natürlich auch davon ab, mit was für Musikern ich zusammen spiele. Wenn man lange mit Musikern gespielt hat, kennt man auch ihre Stärken und kann dann sagen: "Lass uns doch mal was in dieser Richtung machen."


Mit Deinem Bass-Spiel hast Du den Sound der STRAY CATS entscheidend mit beeinflusst, und jetzt bist Du Bandleader, singst und schreibst Songs. Das ist ja nicht grade typisch für Bassisten, die ja meistens reine Background-Musiker sind. Was machst Du anders?


Mmh, eine gute Frage... Ich weiß nicht so genau. Was einen Musiker generell von anderen Musikern unterscheidet, ist seine musikalische Persönlichkeit und was er versucht, damit zu machen, indem er z. B. auch singt und Songs schreibt. Es stimmt schon, dass es eine Menge Background-Bassisten gibt, aber es ja immer wieder einige, die auch gute Sänger und Song-Schreiber sind. Nimm nur Paul McCartney...


In den vergangenen zehn Jahren hast Du mit legendären Musikern zusammen gespielt, wie George Harrison, Carl Perkins oder Jeff Beck. Hast Du Dich auf einer Ebene mit ihnen gefühlt oder hast Du zu ihnen aufgeschaut?


Nein, aufgeschaut eigentlich nicht. Natürlich sind all diese Musiker für bestimme Menschen Legenden, für mich speziell Carl Perkins. Und anfangs hatte ich auch dieses Gefühl, aber wir spielten ein paar Stunden, und dann war es ganz anders, denn er war einfach so ein unglaublich netter Typ. Ich glaube, dass er sich selbst nie als Legende gesehen hat. Da musste man keine Angst haben, es hat einfach nur Spaß gemacht. Das erste Mal traf ich ihn 1985, als wir zusammen in einer Fernseh-Show spielten, bei der u. a. auch George Harrison, Johnny Cash und Eric Clapton dabei waren, und als wir draußen vor dem Studio standen und ich ihn zum ersten Mal sah, war es schon so, dass ich dachte: "Oh mein Gott, das ist Carl Perkins!" Ich bin innerlich ausgerastet und habe fast keine Luft mehr vor Aufregung bekommen.


Was denkst Du über moderne Rock-Musik? Wenn Du z. B. MTV siehst, kannst Du da noch irgendwo echten Rock ´n Roll-Geist spüren?


Gibt es Musik auf MTV?


OK - dann eben wenn Du neue Platten hörst...


Es gibt nicht viel aktuelle Musik, die ich allzu sehr mag. Die Musik, die ich mag, läuft jedenfalls nicht auf MTV.


Während der letzten Jahre gab es so etwas wie ein Rock ´n Roll-Revival in Europa. Viele Bands fingen an, Rock ´n Roll mit Punkrock, Hardrock oder Garagen-Rock zu vermischen. Ihre Fans tragen Lederjacken, Jeans und Bikerstiefel, haben Flammen-Tattooes und fahren alte Autos, die mit klassischen Rock ´n Roll-Symbolen bemalt sind, und bei den weiblichen Fans sind Betty Page-Frisuren absolut angesagt. Sind das für Dich echte Rock ´n Roll-Bands oder hast Du das Gefühl, dass sie nur einzelne Klischees aufnehmen, um authentischer oder cooler zu wirken?


Davon habe ich noch gar nichts gehört - aber das ist cool! Ich finde es gut, dass diese Leute den Rock ´n Roll-Geist am Leben halten - jedenfalls hoffe ich, dass sie das tun... Sie nehmen die Tradition, aber setzen ihr ihren eigenen Stempel auf, indem sie es auf ihre eigene Art machen. Das ist besser, als wenn sie versuchen würden, völlig original zu sein. Man kann nicht dasselbe immer wieder machen. Man muss seinen eigenen Stempel draufsetzen.


Was planst Du für die Zukunft? Wird es wieder eine Solo-Tour und ein neues Lee Rocker-Album geben?


Diesen Monat läuft ja noch die STRAY CATS-Tour, und danach werde ich erst mal ein paar Wochen Urlaub machen. Danach werde ich für eine weitere Solo-Platte ins Studio gehen. Und dann - es ist noch nicht 100%ig sicher, aber es sieht so aus - werden wir vermutlich im Oktober für ein oder zwei Lee Rocker-Gigs auch wieder in Deutschland sein. Hamburg wird mit Sicherheit wieder auf dem Plan stehen, und sehr wahrscheinlich noch eine andere Stadt in Deutschland, bevor wir dann nach Skandinavien weiterziehen werden.

Review:

Hollywood Potato Chip

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Seit der ersten VANDALS-EP von 1982 sind schon einige Jahre ins Land gegangen, und mit "Hollywood Potato Chip" legen die altgedienten Melodic Punkrocker jetzt ihr neues Album vor. Konnten sich die Kalifornier mit ihren ersten Platten durchaus mit Bands wie NOFX messen, konnte schon die letzte Veröffentlichung "Internet Dating Super Studs" nicht wirklich überzeugen, da die Songs einfach zu beliebig und austauschbar geworden waren. Und um es vorwegzunehmen: Auch die neue Platte reißt das nicht wieder raus. Obwohl sie äußerst vielversprechend beginnt: Mit dem Opener "How They Getcha´" wird einem aggressiver Highspeed-Hardcore um die Ohren gehauen, bei dem sich Sänger Dave Quackenbush die Seele aus dem Leib schreit. Doch direkt darauf folgt der erste Tiefpunkt: das QUEEN-Cover "Don´t Stop Me Now" könnte von jeder der 1.000 Bands sein, die schon mal einen Pop-Song verpunkt haben und ist dementsprechend langweilig und belanglos (Respekt allerdings an Sänger Dave, der hier zeigt, dass er wirklich gut singen kann). Bei Track 3 und 4 geht dann wieder die Post ab und man hofft, dass das auch so bleibt, was aber leider (bis auf Track 9 und den Bonus-Track - die einzigen weiteren Lichtblicke) nicht der Fall ist. Die VANDALS scheinen viel BEATLES und QUEEN gehört zu haben - besonders "Manimal" klingt wie eine punkige Version eines BEATLES-Songs mit einem Brian May-Gitarrensolo - denn fast alle restlichen Songs sind von pop-rockigen, z. T. sogar peinlich theatralischen Parts und Harmonien durchzogen. Wenn zwischendurch doch mal wieder ein straightes Riff zum Vorschein kommt, wird das immer wieder ziemlich schnell durch Breaks und Tempowechsel unterbrochen, so dass jede Vorwärtsbewegung verloren geht und nichts wirklich abgeht. Schade, denn die VANDALS können auch anders, wie die schnellen Tracks der Platte beweisen, und auch am Sound ist nichts zu mäkeln, denn der ist rau, fett und dreckig. Richtig gut sind sie aber nur, wenn sie abgehen, und das ist auf dieser Platte viel zu selten der Fall.

Hollywood Potato Chip


Cover - Hollywood Potato Chip Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 36:24 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Loud, Mean, Fast & Dirty

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Das Album mit dem außerordentlich programmatischen Namen bietet eine Zusammenstellung von älteren Titeln der Band von den nicht ganz einfach zu findenden Scheiben "Peter Pan" (1997), "Rocketfuel" (1998), "Home Steel" (1999), "Killermachine" (2000) und "Premium Quality... Serve Loud" (2001). Der flotte Dreier aus der Geburtststadt des Dynamos besorgt’s uns mal wieder, wie der Name der CD schon sagt, laut, gemein, schnell und dreckig. Mit 18 Songs demonstrieren die Käsköpp ihre Stärken, haben viele Hits dabei, wenn ich da nur "Resurrection" oder "Pedal To The Metal" denke. Und an den Hidden (Live) Track. Fein macht sich auch die germane Zunge beim absch(l)ießenden "Auf der Axe". "Jetzt geht’s los, immer geradeaus…." singen sie da. Und sagen damit eigentlich alles.

Loud, Mean, Fast & Dirty


Cover - Loud, Mean, Fast & Dirty Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 18
Länge: 50:49 ()
Label:
Vertrieb:
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BYO Split Series Volume V: Alkaline Trio/ One Man Army

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Die fünfte Ausgabe der BYO-Split-Series kommt mit dem ALKALINE TRIO und der ONE MAN ARMY. Zum Anhalt: Ihr kennt vielleicht die Ausflüge der Hosen in englische Punk-Gefilde. In diese Richtung tendieren beide Kapellen, vielleicht ist es melodischer Punk zu nennen. Beide Bands erzeugen eine etwas melancholische Atmosphäre, die aber nie zu traurig wird. Letztlich hat mir der Krempel zu wenig ecken und Kanten, erinnert manchmal gar an die Ärzte mit englischen Texten, The Doctors quasi. Beide Bands unterscheiden sich im Härtegrad kaum, wenn überhaupt kommt die ONE MAN ARMY etwas dreckiger, erinnert erneut an THE CLASH. Die ganze Scheibe "Rumors And Headlines" gefiel mir jedoch viel, viel besser. Anspieltipps gibt es aber dennoch so einige, für das Trio nähme ich "Wait For The Blackout", für die Armee "The Radio Airwaves Gave Me A Lobotomy".

BYO Split Series Volume V: Alkaline Trio/ One Man Army


Cover - BYO Split Series Volume V: Alkaline Trio/ One Man Army Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 33:51 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

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