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Split EP

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Schön einen auf die Fresse gibt’s bei dieser Split von TOXIC NARCOTIC und MISERY. MISERY hab ich irgendwann letztes Jahr mal in Bremen gesehen, wo sie ziemlich gerockt haben und den Laden in Schutt und Asche gecrustet. Diese Live-Intensität kann man bei den vier Songs auf der Split erahnen, auch wenn die Kraft der Mucke ein wenig unter dem dumpfen Sound leidet. Macht aber nicht so wahnsinnig viel, so eine rohe, dreckige Produktion passt zum Punk/ HC/ Crust-Gemisch des Haufens um Längen besser als eine glattpolierte Produktion. MISERY ballern ordentlich nach vorne los und können vor allem mit dem Sänger überzeugen, der mächtig Wut im Bauch. Vier kurze, brutale Stücke, die in Ordnung sind.

TOXIC NARCOTIC lärmen sich schon seit einer Dekade von Boston in den USA durch die Gegend und haben sich da schon einen Namen als coole Live-Band gemacht. So langsam fangen sie nun an, auch in Europa Fuß zu fassen und mit den Songs auf der Split dürfte Interessierten ein kleiner Vorgeschmack gegeben werden, der munden sollte. Rotziger Aggro-Punk, immer auf die Zwölf und ohne Gnade. Keine Pause, keine Chance zum Luftholen, immer weiter geht’s. Da bleibt die Abwechslung natürlich ein wenig auf der Strecke (auch wenn "Ever So Slightly" recht gemessen daher kommt), aber das macht nix. TOXIC NARCOTIC rocken, sind fies-brutal-böse und dadurch eine fette Punk/ HC-Band! Sauber.

Split EP


Cover - Split EP Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 27:2 ()
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Never Apologise Never Explain

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Beim ersten Hördurchgang hat mir das Herz geblutet: Nordirlands Band mit den schönsten Ohrwürmern hat sich vom Hitschreiben verabschiedet. Mit einer derartigen 180 Grad-Wendung, wie man sie nur ganz bewußt vollziehen kann, also nicht nur ein bißchen wie auf "Shameless", nicht mit einem Schritt zurück zu Rock mit ein bißchen Pop-Appeal wie auf "High Anxiety" sondern richtig, laut, krachig und dissonant genug, um Nachbarn zu ärgern und Mitbewohner zu vergraulen. Und auf dem Weg geht es jetzt weiter, geradeaus mit bewundernswerter Präzision und einer Kraft, die nichts mehr aufhalten kann, wie ein alter Pitbull, kalkuliert, kräftig und - wütend. THERAPY? machen im Jahre 2004 puren Noise - und nehmen dann doch wieder einen Gang zurück, so dass Songs wie "Perish The Thought" hörbar werden. Habe ich beim ersten Hördurchgang noch geglaubt, "This Ship Is Sinking" sei eine fatale Self-Fullfilling Prophecy, erkennt man später das geniale Liebesleid-Lied. Selten waren Andy Cairns und Co. so konsequent und persönlich. Der Titel ist Programm, sie wollen niemandem nix erklären, "Never Apologise Never Explain" ist so anti-kommerziell wie höchstens das erste Album "Babyteeth", ist im Songwriting und der Instrumentierung ziemlich retro, eine laute Mischung aus Punk, New Wave und ein bißchen zwischen allen Stühlen. Bis hierher kann man das also nur verknusen, wenn man selbst gerade schonungslose Musik über die Ungerechtigkeit des Lebens braucht. Aber jetzt kommt der Faktor ins Spiel, der mich meine Träne wegdrücken läßt. Denn Andy Cairns schreibt nicht nur geile Song-Zeilen we "I wanna get laid by the C.I.A.", sondern auch griffige Hooks, die das Innenohr auch dann nicht verlassen, wenn THERAPY? sie mit Absicht fies verbreaken, wie in "Rise Up". Und so habe ich heute den ganzen Morgen "Die Like A Motherfucker" vor mich hin gebrüllt, und werde heute abend noch "I start today" von "Long Distance" singen. Und recht hat er, der Andy Cairns.

Never Apologise Never Explain


Cover - Never Apologise Never Explain Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 39:45 ()
Label:
Vertrieb:
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Good-Bye Routine

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Öfter mal was neues. Selbst die ewig spaßpunkenden DONOTS greifen bei ihrer aktuellen Single mal wieder auf die gute alte Wandergitarre zurück und haben dabei mit "Good-Bye Routine" eine ganz flotte Akustiknummer zusammengebastelt. Insgesamt nicht schlecht gemacht, geht der Song aus dem aktuellen Werk "Got The Noise" trotz (oder vielleicht gerade deswegen) etwas anderer Art und Weise ganz gut ins Ohr. Besonders auch für die kräftezehrenden Liveauftritte der Jungs dürfte der Song zukünftig eine angenehme Verschnaufpause für die Fans bedeuten - denn Balladen gibt es ja bei den DONOTS (bisher noch) nicht. Für diesen Part ist dann ab jetzt das etwas melancholische "Good-Bye Routine" zuständig. Die Single erscheint auch als sogenannte limitierte Version, wobei hier neben den Albumtracks "Your Way Home" & "Hey Kids" noch die zwei neuen, unveröffentlichten Songs "Simple" sowie "Broken Hal"o mit drauf gepackt wurden. Mehr hierzu berichten kann ich leider nichts, da mir nur eine 1-Track-Promo CD (!) mit dem Titellied vorgelegen hat.

Good-Bye Routine


Cover - Good-Bye Routine Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 16:35 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Zeke

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InterviewDonny, kurz nachdem "Death Alley" in Europa rauskam, hattet ihr euch aufgelöst. Was war da passiert?


Also... wir waren seit zehn Jahren als Band zusammen, wir waren so lange auf Tour dass wir fast fertig miteinander waren. Ich glaube, es fing mit Sonny an (Abe Zanuel "Sonny" Riggs III war bis dato zweiter Gitarrist der Speedfreaks - laetti), Sonny wollte nicht mehr in der Band spielen und es war wirklich kein Spaß mehr. Wir waren pausenlos auf Tour, haben uns viel gestritten und wir hatten kaum noch Spaß zusammen. Und ich glaube, die Leute konnten das auch vor zwei Jahren sehen. Bevor wir uns absolut im Streit scheiden hatten wir damals beschlossen, einfach Freunde zu bleiben und die Band aufzulösen. So hatten wir einen sauberen Schnitt und in London fand unsere letzte Show statt.


... und kaum seid ihr wieder zusammen, tourt ihr schon wieder pausenlos.


Es geht nicht darum, auf Tour zu gehen, es ging darum, nicht mehr zu viel zu touren. Damals waren wir pro Jahr 250 Tage auf Tour, da bleibt einfach zu wenig Zeit. Man ist viel zu lange von zu Hause weg. Einige von uns waren müde von der Situation, ständig die Familie nicht sehen zu können. Sonny hat damals ernsthaft darüber nachgedacht, Vater zu werden und eine Familie zu gründen. Das hat bei ihm dann den Ausschlag gegeben. Wir haben aber auch draus gelernt, wir werden ab jetzt im Schnitt nur noch 150 Tage im Jahr spielen, nicht mehr 250. Das ist ein bisschen über der Hälfte und ein guter Kompromiss.


Obwohl sich das nach ganz anderen Einschnitten anhört, von 250 Shows im Schnitt kann man - klug gewirtschaftet - sein Auskommen haben.


Das können wir heute auch noch. Aber so weit ging es gar nicht, es ging nicht um das Geld. Es ging tiefer: Man sollte glücklich damit sein, was man tut, besonders, wenn man Musik macht. Es sieht für Außenstehende immer nach viel weniger Arbeit aus, als es ist. Heute zum Beispiel haben wir um 12 Uhr mittags angefangen aufzubauen und das Merchandise aufzuhängen, und bis alles wieder eingeräumt ist, wird es nach Mitternacht sein. Unsere Arbeitstage haben 12-Stunden-Schichten, und davon stehen wir nur zwischen 45 Minuten und einer Stunde auf der Bühne, das war es dann. Wir laden morgens alles in den Club ein, tragen abends alles wieder raus, fahren dazwischen stundenlang von A nach B. Es gibt eine Menge Kram, den keiner sieht, der damit zu tun hat.


Also macht ihr vieles selbst?


Ja, wir haben keine Crew. Also außer unserem Merchandiser und dem Fahrer des Vans. Das war es, den Rest machen wir allein. Wenn wir in den Staaten touren, haben wir auch keine Crew, dann fahren wir sogar selbst. Aber noch mal zu den anderen: Mark hat jetzt ein Baby und will die Zeit mit der Kleinen verbringen, das kann ich ihm schlecht vorwerfen.

(Mark Pierce war bis zum Split Bassist von ZEKE - laetti)


Wie seid ihr dann wieder zusammen gekommen?


Ich habe schon seit Jahren ein eigenes Label, Dead Teenager Records. Auf dem habe ich unsere letzte Platte "Live & Unsencored" rausgebracht, mit acht Outtakes von verschiedenen Aufnahme-Sessions und einigen Live-Mitschnitten. Als ich den Kram zusammengestellt hatte, fragte mich mein Label-Partner, ob wir nicht für die Release-Party noch mal zusammen auf die Bretter klettern wollten. Wir haben uns zusammengesetzt, die Stimmung war ungefähr: "Ok. Warum nicht. Spielen wir doch eine Show in Seattle." Wir sind für lau auf unserer eigenen Release-Party aufgetreten, und es war ein Riesenspaß. Also haben wir eine Handvoll Reunion-Shows dran gehängt und haben uns dann entschlossen, gleich eine Tour draus zu machen. Nach der Tour kamen Relapse dann an. Dazu muss man wissen, dass ich schon seit Jahren mit dem Chef von Relapse befreundet bin. Ich war sowieso wegen anderer Bands und Vertriebsdingen mit ihm die ganze Zeit über in Kontakt, noch bevor wir die Band überhaupt aufgelöst hatten. Als er mitbekam, dass wir wieder touren, hat er uns gebeten, doch wieder ein Album zu machen. Und ich wollte schon immer mal bei ihm auf dem Label sein, das hat sich gut ergänzt.


Zu Epitaph wolltet ihr nicht noch mal zurück?


Epitaph haben keine Ahnung. Die haben uns noch vor "Death Alley" gedroppt. Die hatten keine Ahnung, was wir machen. Ist das nicht klar, was für Musik die sonst rausbringen? Die haben ihre ganz bestimmte Musiknische, die sie an ein ganz bestimmtes Publikum vermarkten, und das war es. Als wir damals bei ihnen unterschrieben hatten, haben wir gehofft, sie würden uns mit den NEW BOMB TURKS oder den DWARVES zusammen auf Tour schicken und eine Kampagne in die Richtung starten. Vor allem haben wir erwartet, dass sie ein bisschen arbeiten. Getan haben sie stattdessen: Sie haben uns vor ihr spezifisches Publikum gestellt, also vor Leute, die mit unserer Art von Musik nichts, aber auch gar nichts anfangen können.


Für den typischen Epitaph-Käufer wart ihr wahrscheinlich viel zu hart.


Ja. Zu hart, zu Metal, zu Punk und zu extrem.


Ihr habt halt nicht diese süßen, kleinen Melodien.


Wir sind nicht McPunk.


Bitte was?


McPunk - wie McDonalds. Punk am Stiel, für Kinder. Auspacken, aufessen, wegschmeißen. Das konnte nicht gut gehen. Aber ich bin froh, mal mit ihnen zusammen gearbeitet zu haben, und ich bin mindestens genauso froh, dass wir bei ihnen keine Platten mehr rausbringen müssen.


Kurze Nachfrage zu deinem eigenen Label: Welche Bands erscheinen auf Dead Teenager?


Mein Lieblings-Release der letzten Zeit ist die Zweit-Band vom UNSANE-Bassisten, sie heißt PLAYER´S CLUB und das aktuelle Album ist "Regenesis". Dann haben wir von ZEKE die "Live & Uncensored" und die DVD rausgebracht, meine Zweitband CAMAROSMITH und das aktuelle Album unserer Support-Band SPEEDEALER. Wir haben T-Shirts, die ganze Palette. Ach ja, außerdem werden wir von TAD ein Album rausbringen. Es sind also größtenteils Freunde von uns.


Ihr habt anscheinend ganz gute Kontakte zu anderen Relapse-Bands wie UNSANE, und ganz offensichtlich haltet ihr die Seattle-Szene am Laufen.


Hmm, hmm, Relapse. Das ist Zufall, dass Dave Curran und ich sonst auf demselben Label sind. Ich liebe einfach PLAYER´S CLUB und es passte sich gerade so gut: Er kam nach Seattle, also habe ich eine Show mit CAMAROSMITH und denen organisiert, und bei der Gelegenheit hat Dave mitbekommen, dass wir eine Plattenfirma haben. Es ist dann einfach so passiert - ein Freund, der für einen anderen Freund eine Platte rausbringt. Nichts weiter.


Du hast erzählt, ihr bringt die nächste TAD raus.


TAD ist nur ein weiterer guter Freund. Er hat schon lange eine Platte in der Schublade, die niemals erschienen ist. Außerdem spielt er noch in einer anderen Band. Und wir wollen, dass Leute seine Platte kaufen können, und er sieht das genauso. Also veröffentlichen wir sie. That´s it. Bei uns funktioniert vieles nach dem Motto "Komm, lass uns das machen!" und dann tun wir es einfach. Wir schließen keine Plattenverträge mit den Bands ab, wir bringen nur ihre Platten raus, so dass sie es nicht selbst tun müssen. Es geht ein bisschen Schritt für Schritt - für den einen vielleicht einen Schritt zum nächsten "richtigen" Deal, für den anderen bringt es ein bisschen Geld. Aber wir können keine Geldbündel verteilen, und wir haben auch nicht das Kapital, Bands über Jahre an uns zu binden und darüber hinaus zu promoten und zu entwickeln.


Wer vertreibt eure CDs?


In den USA werden wir von Nail vertrieben, in Europa arbeiten wir mit einer Reihe von kleineren Vertrieben zusammen. Ich habe nicht alle im Kopf, aber in Deutschland ist es Cargo.


Wie sieht die Musikszene heute in Seattle generell aus - ihr seid zwar nur die Hälfte des Jahres zu Hause, aber wie hat sich das dort in den letzten Jahren verändert?


Seltsam, gestern habe ich dieselbe Frage gestellt bekommen: Die Szene in Seattle war wirklich für eine lange Zeit sehr geil, viele unserer Freunde bekamen einen Plattenvertrag. Aber dann sind zu viele Leute extra nach Seattle gezogen, um einen Deal zu bekommen und die Stadt hat sich in ein Rattenloch verwandelt. Es war ätzend, aus der ganzen Welt kamen schlechte Bands zu uns, um auch ein Stück vom Kuchen abzugreifen. Kurz drauf bekam gar keine Band im Seattle-Stil mehr einen Vertrag. Seit einiger Zeit hat es sich wieder normalisiert, jetzt sind nur noch die Bands hier, die hier auch ihre Musik spielen wollen. Es gibt wieder eine ganz gute Szene, Bands wie die STITS und THE BRIEFS, außerdem kommen FEDERATION X aus Bellingham, das ist zwischen Seattle und Kanada. Es passieren also wieder coole Sachen. Aber wenn wieder eine große Band aus Seattle bei einem Major unter Vertrag kommen sollte, geht das Theater bestimmt erneut von vorne los: "Oh, die Bands in Seattle bekommen schneller einen Plattenvertrag. Lasst uns sofort die Sachen packen und dahin ziehen." Aber das Theater haben sie in New Jersey auch gerade, es ist wohl überall so.


Was ist in Seattle aus dem Hype von 1993 geworden?


Die wirklich beschissensten Bands des Landes sind damals nach Seattle gekommen und haben in der Stadt rumgehangen, und bis etwa 1999 geblieben. In den letzten vier Jahren ist es endlich wieder besser geworden.


Bleiben wir bei der Stadt, was hältst du vom sogenannten "Seattle Movement" (in Deutschland eher bekannt unter "Globalisierungsbewegung"), das hier in Seattle 1999 mit den Demonstrationen gegen die WTO-Konferenz seinen Startschuss hatte? Ist das auch nur ein weiterer Hype?


Ich wünschte, es wäre so. Für manche Jugendliche ist es eine gute Ausreden, wenn sie mit dem Auto dahin fahren, Stress mit der Polizei anzetteln und es ändert sich nichts dadurch. Außer dass alle Schwierigkeiten bekommen und dann mit Tränengas beschossen werden. Das ist verdammt lächerlich. In den Vereinigten Staaten kann man protestieren, soviel man will, es ändert sich exakt nichts dadurch. Die Regierung kümmert sich einen Scheißdreck drum, sie hören den Leuten noch nicht einmal zu. Die Regierung tut, was sie will.


Das hört sich nicht nach einer funktionierenden Demokratie an.


Ich glaube auch nicht, dass es eine funktionierende Demokratie ist. Und ich glaube, das ist es schon lange nicht mehr. Es hat sich verändert zu - hmm, schwer zu sagen. Die Polizei hat viel Gewicht, und egal was so passiert, du bekommst den Arsch voll. Es gibt zu viele Leute mit zu vielen Waffen und es passiert zu viel Bullshit.


Wann meinst du denn, hat das angefangen? Was war in der Clinton-Ära?


Clinton war ein guter Präsident, aber die Situation hat sich schon weit davor verändert. Clinton hat sich um die Gesundheitsvorsorge gekümmert, er hat versucht, etwas gutes im Land zu erreichen. Und mir ist es da auch scheißegal, mit wem er Sex hatte. Ich finde es wichtiger, dass er das Staatsdefizit auf Null herunter gefahren hat, jetzt ist es doppelt so hoch wie vor Clintons Amtsantritt. Wahrscheinlich sind alle Politiker auf die eine oder andere Art verdorben, aber Clinton hat wenigstens etwas erreicht. Die negative Entwicklung in der Demokratie begann unter Richard Nixon, glaube ich, in den Sechziger Jahren. Damals konnten sie noch frei demonstrieren, und ihre Märsche haben etwas verändert. Wenn wir heute demonstrieren, werden wir in den Arsch getreten und bekommen Tränengas in die Augen. Wir wollten diesen Krieg nicht, wir haben gegen diesen Krieg demonstriert, und die einzige Reaktion im Weißen Haus waren die Wasserwerfer, die sie vor den Zaun gestellt hatten. Die Regierung sagt sich: "Hier demonstrieren viele Leute gegen den Irak-Krieg, aber das ist uns egal, wir müssen unser Öl sichern."


Jetzt muss Klein-George zu Ende bringen, was der große Daddy angefangen hat.


Genau. Big Brother.


Zurück nach Europa. Vor eurer Europa-Tour habt ihr auf eurer Webseite davon geschwärmt, endlich wieder in Europa auf Tour gehen zu können. Was mögt ihr an Europa?


Meine Erfahrung ist, dass die Leute in Europa Bands generell mehr Anerkennung entgegen bringen als in den USA. In den Staaten laufen viele Leute mit Scheuklappen herum. Sie mögen, was sie einmal mögen, und werden ganz fanatisch. Die wenigsten sind dann noch offen für anderes. Außerdem: Was auf MTV läuft, ist ein Hit, und der Untergrund ist nicht sonderlich stark sichtbar. Wir wollen uns dem nicht anbiedern, aber es ist hart, die Kluft zwischen dem Untergrund und der geschlossenen Gesellschaft von MTV zu überbrücken. Es ist einfach schon hart, neue Fans zu gewinnen. In Europa entscheiden die Hörer eher darüber, was sie gut finden und was nicht, und sind viel offener neuen Dingen gegenüber. In Europa ist es mir noch nie aufgefallen, dass jemand zu seinen Freunden gekommen wäre: "Hey, kennt ihr diese neue Band, wie gefällt euch die?" - Antwort: "Nein, ich mag die nicht." - und plötzlich ist es unmöglich, dass auch nur einem aus dem Freundeskreis die gefällt. Das ist High-School-Niveau, bei Teenagern ist das normal, aber irgendwann sollte man erwachsen werden.


Also regiert MTV die USA?


So ungefähr. Die Sendernetze werden von Clearchannel kontrolliert, und die stopfen den Leuten mit Scheiße den Hals. Und die Leute kaufen es trotzdem. Und das schon verdammt lange, der einzige Radiosender, den ich ertrage, ist Classic Rock. Sonst höre ich kein Radio, ich halte den ganzen neuen Kram nicht aus.


Gab es nicht mal eine Fülle von Untergrund-Sendern, über das ganze Land verteilt?


Nicht einen einzigen. Wir haben zwar College Radio, aber die spielen trotzdem hauptsächlich Mainstream. Gut, auf den College-Stationen werden auch ZEKE mal gespielt, aber das sind dann Ausnahmen. Hast du mal in den USA fern gesehen?


Nein, noch nie.


Das ist ziemlich schlimm, die erzählen dir nur, was du hören sollst. Selbst die Weltnachrichten hören sich hier nicht nach Weltnachrichten an. In Europa bekommt man dann die richtigen Neuigkeiten aus aller Welt, in den Staaten würdest du vieles davon nie mitbekommen. Immerhin seid ihr gut informiert. Die Leute in den USA haben oft gar keine Ahnung. Und sie wissen noch nicht einmal, dass sie keine Ahnung haben.


Interessant in diesem Zusammenhang, dass sich in Deutschland die Nachrichtensendungen sehr verändert haben, seitdem Anfang der Neunziger hier auch CNN empfangen werden kann, im positiven wie im negativen. Sie waren danach auf jeden Fall nicht mehr so trocken und auf mehr Bilder angewiesen, während CNN von Anfang an Bilder aus aller Welt geliefert hat.


In den USA gehören die Nachrichten-Stationen Leuten mit einer Menge Geld. Und die kontrollieren, was du wissen sollst, und worüber nicht berichtet wird, in jedem noch so kleinen Aspekt. Die lassen dich nur sehen, was du auch sehen sollst.




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The Definitive Act

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Mit "The Definitive Act" kommt jetzt das zweite Album von TSUNAMI BOMB in die Läden. Die Musik des Vierers aus der Bay Area ist wohl am besten zu beschreiben als Dark Pop-Punk: Dreckige Gitarren, treibender Bass, kickendes Schlagzeug, weiblicher, klarer Gesang und melodische Songs mit melancholisch-schönen Melodien. Und der Band gelingt es tatsächlich, diese verschiedenen Elemente zu einem eigenständigen Sound zu verbinden. Auch die Produktion ist äußerst gelungen, der Sound ist klar, aber trotzdem kickt alles gut. Lediglich der Gesang steht etwas zu sehr im Vordergrund und könnte öfter mal hinter der Gitarre zurücktreten, denn irgendwann wird er einfach zu penetrant und dadurch auch etwas nervig. Die Songs selbst sind auch gut gemacht und die Melodien haben durchaus Ohrwurmcharakter. Manchmal wird´s dann aber etwas zu schön, so dass einige Songs belanglos und beliebig wirken, zu hören etwa bei "I Bought You", das eher in die Alternative Rock-Ecke passt oder dem poppigen "A Lonely Chord", das viel zu sehr nach Radio-Mucke klingt, als dass es einen irgendwie tangieren würde. Besser gelungen sind Stücke wie "My Machete", "Tetanus Shot" oder direkt der erste und wohl beste Track "Dawn On A Funeral Day", die zwar besonders im Refrain auch sehr melodisch sind, dabei aber gnadenlos nach vorne gehen. Dass TSUNAMI BOMB auch richtig ballern können zeigen sie in "4 Robots And An Evil Scientist", aber das ist nach knapp eineinhalb Minuten leider viel zu schnell zu Ende. Wer auf melodischen Pop-Punk mit weiblicher Stimme steht, wird hier bestens bedient. Alle anderen sollten erst Mal vorsichtig reinhören, ob sie mit diesem doch sehr speziellen Sound etwas anfangen können.

The Definitive Act


Cover - The Definitive Act Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 36:28 ()
Label:
Vertrieb:
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Welcome To Circus Punk-A-Billy

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Feine Sache, diese Psycho-/Rockabilly-Compilation aus dem Hause Wolverine Records: Knapp 78 Minuten klackert der geslappte Kontrabass durch 30 Tracks, es gibt Bands aus aller Herren Länder (u. a. aus Frankreich, der Schweiz, Österreich, Spanien, Polen, Australien, Brasilien etc.), und dazu lässt das Booklet auf den ersten Blick erkennen, dass hier auch ein paar ganz Große mit am Start sind, wie z. B. MAD SIN, die KINGS OF NUTHIN´, die KLINGONZ oder die NECROMANTIX - meiner Meinung nach die zur Zeit beste Psychobilly-Band überhaupt. Bei dieser Masse an Bands sind natürlich auch einige mittelmäßige und weniger gelungene Tracks vorprogrammiert, aber es gibt genügend, die höllisch abgehen und außerdem gibt es hier eine Bandbreite an Spielarten von Rockabilly und vor allem Psychobilly, die man sonst wohl selten so gebündelt zu hören bekommt. Die beiden besten Tracks kommen direkt an erster und vierter Stelle: "Backstagepass To Hell" vom letzten NECROMANTIX-Release "Dead Girls Don´t Cry" und das großartige TURBONEGRO-Cover "Rock Against Ass" von MAD SIN, das allerdings auch schon auf dem zweiten WHERE THE BAD BOYS ROCK-Sampler enthalten war. Genial ist auch "Let It Burn" der KINGS OF NUTHIN, das eher in Richtung Rock ´n Roll/Rockabilly geht. Der Großteil der restlichen Bands kann mit diesem Niveau nicht ganz mithalten, aber es gibt doch immer wieder echte Highlights, wie z. B. THE WRECKING DEAD aus Dänemark, die gnadenlos alles wegprügeln, die Brasilianer OS CATALEPTICOS, die nicht nur tierisch dreckig sind, sondern auch noch einen ziemlich Metal-lastigen Sound haben, so dass sie ein bißchen wie SEPULTURA auf Psychobilly klingen (nicht zuletzt wegen des Sängers - das könnte glatt Max Cavalera sein!), die schön düsteren HELLBILLY CLUB aus Spanien (genial, der spanische Akzent im Englisch!) oder die noisigen FLESH aus den USA (hier gibt´s übrigens die einzige Sängerin auf dieser Compilation zu hören - und was für eine! Da kann Patricia von den HORRORPOPS einpacken...). Ein Höhepunkt sind auch die Franzosen von BANANE METALIK: irgendwie krank aber klasse, dazu noch auf Französisch gesungen und dem Punk wesentlich näher als dem Billy. Leicht kurios klingen auch die polnischen KOMETY - da sie nämlich auch auf Polnisch singen. DIE CHINESISCHEN GLÜCKSKESE hätte man sich meiner Meinung sparen können, denn ich finde Texte und Gesang einfach unerträglich, aber vielleicht soll das ja oben erwähnter Bandbreite dienen. Insgesamt - man merkt es schon - sind die Tracks äußerst vielseitig, langweilig wird´s jedenfalls nie. Und da hier auch jede Menge unbekannte und neue Bands vertreten sind, sei der Sampler nicht nur Psychobilly-Einsteigern, sondern auch langjährigen Fans wärmstens ans Rock ´n Roller-Herz gelegt.

Welcome To Circus Punk-A-Billy


Cover - Welcome To Circus Punk-A-Billy Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 30
Länge: 77:48 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Haves Vs. The Have-Nots

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Anfang letzten Jahres hab ich WORKERS ETIQUETTE MANUAL mal live gesehen. Viel hängen geblieben ist aber nicht, aber das lag wohl eher am günstigen Bier in der Hemsbünder Kneipe hehe. Ich war schon ein wenig überrascht, als jetzt die neue Scheibe der Hamburger anmachte, denn was ich von WORKERS ETIQUETTE MANUAL in Erinnerung hatte, war eher straighter Punk als der leicht noisige Hardcore, den sie auf "The Haves Vs. The Have-Nots" zocken, wobei sie leicht an HELMET oder UNSANE erinnern. WORKERS ETIQUETTE MANUAL machen ihre Sache ziemlich gut (sind ja auch gestandene Mucker, die vorher u.a. schon bei Rostok Vampires oder Miozän waren), technisch gibt’s da also Nichts zu meckern, weder an den abgehackten Riffs noch am psychopatischen Gesang noch am pumpenden Bass. Nur bei den Songs als Ganzes kann man mäkeln, obwohl sich WORKERS ETIQUETTE MANUAL um Abwechslung bemühen und ordentlich das Tempo variieren, flacht die Scheibe mit jedem Song mehr ab. Die Highlights finden sich gleich zu Beginn, "Void" ist einfach nur geil, während der Titelsong - als Rausschmeißer der CD - im Einheitsbrei untergeht und keine Chance hat, im Ohr hängenzubleiben. Was mir dazu noch auf die Nerven ging, waren die Backing Shouts von Basser und Gitarrist, die einfach nur schräg klingen. Insgesamt eine Platte mit zu vielen Füllern, die den starken Beginn nicht halten kann und in der zweiten Halbzeit konditionell einbricht.

The Haves Vs. The Have-Nots


Cover - The Haves Vs. The Have-Nots Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 31:27 ()
Label:
Vertrieb:
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Say What You Want

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In ihrer Heimat Neuseeland dürften SOMMERSET keine ganz Unbekannten mehr sein, haben sie dort doch schon mit Größen wie SICK OF IT ALL, GUTTERMOUTH, NO MEANS NO, NOFX, MILLENCOLLN oder SUM 41 die Bühne geteilt. Mit ihrem dritten Album "Say What You Want" versuchen sie jetzt, auch in Europa Fuß zu fassen. Ob das gelingen wird, ist allerdings fraglich, denn so richtig packen tut einen die Platte nicht grade. SOMMERSET spielen eine Mischung aus Punkrock und Alternative Rock mit oft poppigen Harmonien und gelegentlichen Stoner Rock-Anleihen. Ist auch alles gut gespielt, aber letztendlich klingen sie wie tausend andere Bands, auf irgendetwas Eigenständiges wartet man vergebens. Hinzu kommt die extrem glatte Produktion, die jegliche Ecken und Kanten weggeschliffen hat. Nur wenige Stücke ragen heraus, alles klingt ziemlich gleich und die einzelnen Parts scheinen beliebig austauschbar zu sein. Lediglich zwei Songs fallen aus dem Einheits-Sound heraus: "Starbled", das mit seinem treibenden Stoner Rock-Riff ohne Ende nach vorne rockt, und "Faded", ein wirklich schöner klassischer 77er Hymnen-Punkrock-Song. Stellenweise versucht die Band ganz einfach, zu viel in einen Song zu packen, wie z. B. bei "Down To The Bone", das mit einer brachialen Stoner Rock-Strophe beginnt, dann aber durch einen völlig unpassenden New Rock-Chorus versaut wird. Noch ein weiteres Stück fällt auf - allerdings dadurch, dass es noch belangloser ist als der Rest: "Inside" (bezeichnender Weise die erste Single-Auskopplung), das klingt, als hätte die Band versucht, einen Song von den QUEENS OF THE STONE AGE zu covern, das aber nicht richtig hinbekommen und dann einfach die komplizierteren Teile weggelassen, so dass sie es spielen konnten. Positiv anzumerken ist allerdings noch Sänger Ryan Thomas, der nicht nur eine gute Stimme hat und gut singt, sondern gelegentlich auch mal richtig dreckig werden und shouten kann. Das Problem ist nur, dass er letzteres viel zu selten tut und sich aufs "schön Singen" beschränkt. In Bälde sind SOMMERSET auf Deutschland-Tour. Vielleicht haben sie ja live die nötige Dirtyness - auf Platte fehlt sie ihnen leider total.

Say What You Want


Cover - Say What You Want Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 39:58 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Freakshow

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Frau Superstar und Band sind ein sympathischer Haufen punkrockender Chaoten. Spätestens auf ihrer Tour nach dem kommerziellen Erfolg "They Come From Mars" wurde mir dies klar. Eine schillernde sexy Sängerin und kitschverliebte Outfits täuschten über sagen wir, einheitliches Songwriting hinweg. Eine "Freakshow" eben, und genau das zeigen sie auch auf ihrer ersten DVD. "Freakshow" ist eine Aneinanderreihung von Videoclips - ihre frühen mit grottigem Sound und Bild, ihre späteren, v.a. "They Come From Mars" oder "Candy" entsprechend hochglänzend - zwischendurch immer wieder Szenen von Bandreisen rund um die Welt von Indien bis Amerika, die klassischen Handkamerastories. Man muss schon Fan der Band sein um sich die Clips mehr als einmal anzugucken, so unglaublich fesselnd es auch ist am Schmollmund Frau Superstars zu hängen und ihrem Englisch mit goldigem Spanischakzent zu lauschen. Deutsche Untertitel helfen bei den spanischen Passagen. B-Movie Fetischisten bekommen ein wenig Backstagematerial zum Film "The Killer Barbies vs. Dracula" von Jess Franco mit Bela B. (DIE ÄRZTE) zu sehen und auf einer Bonus CD sind weitere sieben Songs, u.a. das auch schon auf der Maxi vertretene "Candy" in einer spanischen Variante. Vollbedienung fürs Auge und Fanpaket für gute zwei Stunden, die Option für eine Live DVD hat man geschickt sich offengehalten.

Freakshow


Cover - Freakshow Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 21+7
Länge: -:- ()
Label:
Vertrieb:
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Live In Hamburg

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Eine großartige Idee: Jedes der 17 Konzerte der diesjährigen Europa-Tournee der STRAY CATS wurde aufgenommen und anschließend in kleiner Auflage auf CD herausgebracht. Auf jeder CD sind 17 Stücke - die Highlights des jeweiligen Konzerts. So kann man dann - wenn man auf einem der Konzerte war - das Konzert zu Hause noch einmal durchleben oder - wenn man sie nicht gesehen hat - sich die CD mit den meisten Lieblings-Songs heraussuchen. Oder natürlich beides. Letzteres empfiehlt sich, wenn man das Konzert im Hamburger Stadtpark gesehen hat. Denn es fehlen bei der Zusammenstellung leider einige sehr wichtig Stücke, besonders aus der Frühzeit der Band. Ein paar alte Hits sind natürlich drauf, wie "Stray Cat Strut", "Fishnet Stockings" und "Rock This Town". Ebenso ist das großartige Elvis-Cover "That´s Allright" enthalten. Aber leider vermisse ich Stücke wie "Sexy And Seventeen", "Runaway Boys", das geniale "I Fought The Law"-Cover und vor allem "Rumble In Brighton", das noch dazu das erste Stück der Setlist war, weshalb man auch das Gefühl hat, die CD setzt irgendwo mittendrin ein - zumindest wenn man da war und weiß, wie das Konzert wirklich los ging. Ansonsten ist die CD äußerst gelungen, die Live-Atmosphäre kommt sehr gut rüber und man hat tatsächlich das Gefühl, noch mal da zu sein. Das ist wohl hauptsächlich der ungeschönten und direkten Produktion zu verdanken: Hier gibt es echten Live-Sound, direkt von der Bühne, ohne dass irgendetwas nachbearbeitet wurde. Lediglich der Bass-Sound könnte noch etwas druckvoller sein und ein paar Tiefen vertragen. Aber die Spielfreude der Musiker macht das alles wieder wett. Alles klingt so frisch, dass man kaum glauben mag, dass mit der Tour gleichzeitig das 25jährige Bestehen der Band gefeiert wurde. Slim Jim Phantoms Drums treiben, Lee Rockers Bass groovt und Brian Setzer brilliert wie immer mit seiner unvergleichlichen, leicht angekratzten Stimme und seinem genialen Gitarrenspiel. Hört Euch das Solo von "Rock This Town" an! So wie alle drei da abgehen, zeigen sie noch locker jedem halb so alten Punkrocker, was echter Rock ´n Roll ist. Für jeden, der auf einem der Konzerte war, ist die jeweilige CD natürlich ein absolutes Muss. Zu empfehlen ist außerdem der Helsinki-Mitschnitt, denn dort findet man wirklich alle großen Hits. Jetzt bleibt nur noch das bange Warten darauf, ob die STRAY CATS nicht doch noch mal für ein Album ins Studio gehen. So heiß wie die drei aufs Live-Spielen waren, kann es nur genial werden...

Live In Hamburg


Cover - Live In Hamburg Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 17
Länge: 67:0 ()
Label:
Vertrieb:

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