InterviewWas steckt denn hinter Eurem neuen Album "Heart & Anger"? Ist es ein Konzeptwerk oder stehen die Songs für sich allein?
Es ist kein richtiges Konzeptalbum, weil jeder Song zwar eine eigene Story hat, die Stücke aber nicht direkt miteinander verknüpft sind. Das Album entstand Song für Song und nachdem alle Stücke fertig waren, stellten wir fest, dass es trotz Allem einen roten Faden gibt, der sich durch alle Songs zieht. Am Ende kann man sagen, dass es grundsätzlich um die Thematik "Gut und Böse" geht. Auf der einen Seite geht es um die Dinge, die man mit Leidenschaft, also mit dem Herzen, tut und die man im Leben liebt und auf der anderen Seite steht das Gegensätzliche, wie Böses oder Hass.
Auf dem Album steht ein Song namens "Leonardo Da Vinci". Ist das Stück eine Hommage an das Genie Da Vinci?
Ja, es geht schon um diesen großen Charakter, aber der Song bezieht sich mehr auf den so genannten "Da Vinci Code", also das Buch, das geschrieben wurde. Unser Gitarrist Aldo und unser Bassist Andrea haben den Text dazu verfasst, weil sie von dem Buch so fasziniert sind. Sie wollen die Gefühle, die davon ausgehen, gerne mit allen anderen Leuten, die es auch kennen, teilen. Es ist ein sehr mysteriöses Buch und seine Atmosphäre kann von einem Metal - Song sehr gut eingefangen werden.
Noch ein weiterer Song fällt stilistisch leicht aus dem Rahmen, nämlich "I Won’t Say A Word". Das Stück hat etwas "Finnisches", bzw. Melancholisches und erinnert von der Melodie her ein wenig an SENTENCED oder HIM.
Ja, das stimmt. Das Stück ist etwas von HIM und Gothic beeinflusst. Wir haben herausgefunden, dass sich auf dem Album nicht ausschließlich Power Metal befindet, sondern auch eine gewisse "gotische" Stimmung. Wir haben diese Songs unter die Anderen gemischt, so dass wir viele sehr schnelle Stücke auf dem Album haben, aber auch ein paar gefühlsbetontere und atmosphärischere wie "I Won’t Say A Word".
Ihr habt bei dem Stück auch auf eine weibliche Gastsängerin zurückgegriffen.
Es sind sogar zwei Sängerinnen. Eine davon, Monica Elias, ist Opernsängerin. Man kann sie auch im Intro und den Songs "No Reason Why" und "Faster Than The Storm" hören. Die andere Sängerin heißt Vera Quarleri, die in "I Won’t Say A Word" und "You Still Remain" zu hören ist.
Warum habt Ihr denn für die Japan - Edition den Song "Where The Sea Ends" noch einmal akustisch aufgenommen und nicht etwa eine Cover - Version oder einen komplett neuen Song verwendet?
Wir haben uns für die Akustik - Version entschlossen, weil wir keinen Cover - Song auf einem Album wie diesem haben wollten, denn es ist ein ganz besonderes Album für SECRET SPHERE. Es ist das intensivste unserer Karriere und es sollte nichts Fremdes darauf zu hören sein. So konnten wir einem so schnellen Stück wie "Where The Sea Ends" einen ganz neuen Ausdruck verleihen. Die Japaner stehen auf sehr schnelle Stücke und wir dachten uns, sie würden den Original - Song lieben. Daher ist die Wahl auf dieses Stück gefallen, das sie als Geschenk in einer ganz anderen Variante zu hören bekommen.
Habt Ihr denn schon so viele Fans in Japan?
Ich weiß nicht, ob es so viele sind, aber ich weiß, dass wir dort bekannter sind als im Rest der Welt. Zum Beispiel hat sich unser zweites Album "A Tome Nevercome" sehr gut in Japan verkauft.
Was unterscheidet Euch denn, Deiner Meinung nach, von all den anderen italienischen Power Metal - Bands?
Nun, wir unterscheiden uns nicht nur von den meisten italienischen Power Metal - Bands, sondern auch von den anderen Bands weltweit, denke ich. Das liegt daran, dass wir ein sehr gutes Team sind. Wir sind zuerst einmal Freunde und dann erst arbeiten wir als Musiker zusammen. Das erlaubt uns eine ganz andere Form des Arbeitens, denn es ist mehr eine Leidenschaft als ein Job. Ich denke, das kann man auch in den Songs hören. Das soll natürlich nicht heißen, dass sie besser oder mehr wert sind als Songs anderer Bands, aber es steckt sehr viel Leidenschaft in ihnen.
Hier in Deutschland rennen viele Leute schon schreiend weg, wenn sie nur die Bezeichnung "italienischer Power Metal" hören. Das liegt daran, dass wir über Jahre hinweg mit Releases von Bands bombardiert wurden, die zwar schön schrille Keyboards hatten, aber keine Gitarren…
Ja, hahaha! Was hältst Du denn von unserem neuen Album? Ich denke, das gehört nicht in diese Kategorie?!
Ich mag das Album! Es ist auf jeden Fall mehr Metal als das, was uns leider hauptsächlich aus Italien präsentiert wird und gehört zu den besten Scheiben mit dem Prädikat "symphonischer Power Metal aus Italien", die ich seit Jahren gehört habe.
Ich kann diese ablehnende Haltung, die Du angesprochen hast, nachvollziehen. Zum Beispiel wollten wir mit einem Symphonieorchester zusammenarbeiten um die Keyboards und die symphonischen Parts mit authentischem Sound zu versehen, aber gleichzeitig legen wir sehr, sehr viel Wert auf die Gitarren und die Metal - Riffs. Wir wollen zwar, dass unsere Musik melodisch und symphonisch klingt, aber zuerst es soll Metal sein!
Die meisten Eurer umstrittenen Landsleute sind sehr stark von Yngwie Malmsteen beeinflusst. Ihr auch?
Ja, ich kann ihn schon als Einfluss von SECRET SPHERE nennen, zumindest, was unseren einen Gitarristen betrifft. Aber gleichzeitig hört er auch Death Metal und Hard Rock, daher kann man die Einflüsse nicht nur auf neoklassische Musik reduzieren.
Habt Ihr denn auch schon einmal daran gedacht, Christopher Lee für eines Eurer Alben zu mieten?
Hahaha! Nein, das wäre für unsere Alben auch viel zu teuer, so dass das für uns nicht in Frage käme. Das Budget und was man gerne mit der Musik vermitteln möchte, lassen sich nicht immer vereinbaren. Auf "Heart & Anger" kann man das Zusammenspiel vieler Musiker hören, aber keiner davon ist wirklich berühmt. Lediglich der Sänger von LABYRINTH, der auf einem unserer Stücke zu hören ist, dürfte ein Begriff sein. Unsere Priorität liegt eben darauf, möglichst viel Gefühl in der Musik zu haben und nicht auf einen großen Namen, nur des Namens willen, zu setzen.
Wie erklärt Ihr es Euch denn, dass eine Band wie RHAPSODY solch einen Mann "anheuern" kann, während Ihr noch weitgehend unbekannt seid, selbst hier in Deutschland?
Es ist schon eine Schande, aber wir müssen noch ein wenig wachsen. Ich glaube aber daran, dass man, wenn man seine Ziele ohne Kompromisse verfolgt, am Ende größer sein kann als jemand, der schon Jahre früher groß ist, aber ohne wahre Inspiration gearbeitet hat. Wir haben uns dazu entschlossen, "true" zu sein und unseren Weg zu gehen. Das mag vielleicht länger dauern, aber so werden wir es handhaben.
Könntet Ihr Euch denn generell vorstellen, einmal ein Album mit vielen Gastmusikern aufzunehmen, wie es etwa EDGUY - Mastermind Tobias Sammet vor ein paar Jahren mit "Avantasia" tat?
Das ist eine sehr, sehr gute Idee, aber so etwas kommt, wenn die Zeit dafür reif ist. Es wäre möglich, dass wir etwas in diesem Stil komponieren, aber jetzt wäre nicht der richtige Moment dafür. Wir müssen dazu bereit sein und alles, was wir mit SECRET SPHERE machen, muss aus der Inspiration heraus entstehen und nicht aus marketingtechnischen Gründen. Tobias Sammet hatte diese Inspiration wohl zu dem Zeitpunkt, aber bei uns ist es bisher nur eine eventuelle Möglichkeit für die Zukunft.
Habt Ihr noch ein paar Worte für Eure deutschen Fans?
Ja, wir haben uns in Deutschland sehr wohl gefühlt, als wir zum Mastern und Mixen des Albums dort waren. (Achim Köhler war für die Produktion zuständig - Anm. d. Verf.) Wir waren auch sehr erstaunt, als wir tagsüber Metal - Clips im Fernsehen gesehen haben! Hier in Italien bekommt man so etwas erst spät nachts zu sehen. Das bedeutet, dass Deutschland wirklich das Land des Heavy Metal ist! Darum hoffen wir auch, im Rahmen unseres neuen Albums bei Euch touren zu können!
InterviewHi! Wie geht’s Euch denn im Moment so?
Can: Danke der Nachfrage, im Moment läuft´s gut an, dank der positiven Kritiken, die wir zur Zeit bekommen.
Ihr habt 2000 Eure erste Demo - CD aufgenommen, die bei der Presse sehr gut ankam, woraufhin Ihr auch einen Song (das über siebenminütige, hochprogressive "Dreaming State") über die "Unerhört" - Aktion des Rock Hard veröffentlichen konntet. Wie erklärt Ihr Euch, dass spätestens danach kein Deal zustande kam? Hatte denn wirklich niemand Interesse???
Michael: Nach dem Erscheinen der "Unerhört" - CD kamen schon einige Anfragen. Leider mussten wir immer erst später erkennen, dass diese aber keinen seriösen Hintergrund hatten. Viele wollten einfach nur die CD haben und nicht dafür bezahlen. Leider war für uns nicht immer ersichtlich, dass das gar keine "richtigen" Firmen / Unternehmen waren und sind im Endeffekt auf unseren Unkosten sitzen geblieben.
Und warum hat es das hervorragende "Dreaming State" nicht auf das Album "Out Of The Dark" geschafft? Das hätte das ohnehin schon superbe Werk noch weiter aufgewertet!
Michael: Schön, dass Dir unsere CD gefällt. "Dreaming State" ist nicht auf der CD, weil dieser Titel immerhin schon fünf Jahre alt und auf der "ersten" CD erhältlich ist. Wir wollten in erster Linie das neueste Songmaterial auf der CD haben. In den letzten fünf Jahren haben wir uns und unsere Songs sich auch weiterentwickelt, so dass es auch gar keine Frage war, diese CD nochmals aufzunehmen. Außerdem waren wir bei den neuen Titeln auch sehr gespannt auf die Reaktionen.
Kann man bei der angesprochenen, älteren Komposition stellenweise ein paar Parallelen zu Iron Maiden heraushören, hat sich das Songwriting auf "Out Of The Dark" meiner Meinung nach noch etwas weiter in Richtung US Metal - entwickelt. Meine Stichworte beim Hören waren QUEENSRYCHE, TITAN FORCE oder auch WARLORD. Liege ich da mit meiner Einschätzung ungefähr richtig?
Stefan: Wir haben nicht versucht, bewusst zur US Metal - Richtung hin zu tendieren,
unser Songwriting hat sich im Laufe der Zeit einfach weiterentwickelt.
Die Songs auf dem Demo sind schon vor meinem Einstieg entstanden, bei "Out Of The Dark" hingegen sind die Stücke auf meinen Gesang zugeschnitten worden und natürlich sind auch meine und vor Allem Guidos Ideen mit eingeflossen.
Während wir QUEENSRYCHE (die alten) alle zu unseren Einflüssen zählen, bin ich wohl der einzige in der Band, der TITAN FORCE und WARLORD überhaupt kennt und vergöttert…
Hattet Ihr eigentlich keine Angst, durch den Titel "Out Of The Dark" ständig mit dem berüchtigten, letzten Falco - Werk in Verbindung gebracht zu werden?
Stefan: Nein, mir war gar nicht bewusst, dass es eine Platte mit diesem Titel überhaupt gibt.
Unsere Zielgruppe ist aber bestimmt auch nicht mit allen Falco - Veröffentlichungen vertraut, und von daher mache ich mir auch im Nachhinein darüber keine Sorgen.
Gibt es denn wenigstens jetzt, seit der Veröffentlichung des Albums, Interesse seitens diverser Labels?
Stefan: Die ersten Labels haben bereits ihr Interesse bekundet, was daraus wird, bleibt aber noch abzuwarten.
Wir wollen keinesfalls irgendwelche voreiligen Entscheidungen treffen, die wir später bereuen werden.
Wir hoffen aber auch, dass noch weitere interessante Angebote kommen.
Wie sieht denn, unabhängig von guten bis sehr guten Presse - Feedbacks, das generelle Interesse seitens der Fans an dem Album aus? Macht sich die äußerst professionelle Aufmachung der CD bei den Verkaufszahlen bemerkbar?
Stefan: Die Verkaufszahlen lassen noch sehr zu wünschen übrig.
Leider gibt es nur sehr wenige Leute die bereit sind, 10 € für die CD einer Underground - Band zu zahlen, aber noch günstiger können wir die CD auch nicht verkaufen.
Die professionelle Aufmachung war uns sehr wichtig. Der erste Eindruck zählt, wenn man sich bei der Flut von Eigenproduktionen behaupten will. Viel wichtiger ist natürlich der Inhalt, aber das Interesse ist dann wenigstens schon mal geweckt.
Wo wir gerade dabei sind: wie habt Ihr es wirtschaftlich überhaupt geschafft, die CD so gut auszustatten? Viele Bands ohne Deal kommen gerade einmal auf kopierte Rohlinge mit simpel ausgedrucktem Cover - Blatt…..
Ralf: Das ist eine sehr gute Frage. Nach einigen "Reinfällen" von angeblich professionellen Grafikern, hat sich dem Layout ein sehr guter Grafikdesigner angenommen, der, wie sich hinterher durch Zufall herausstellte, aus unserem entfernten Bekanntenkreis stammt. So war die erste Hürde schon mal genommen. Nun sollte die CD auch noch gepresst werden. Bei diesem Problem stellte sich wieder einmal heraus, dass bei uns das WIR im Vordergrund steht. Man kann sagen, dass wir das nur geschafft haben, weil alle an ein und demselben Strang gezogen und viel Zeit und Mühen investiert haben.
Wie schauen denn Eure momentanen Projekte aus? Was darf man von MINDGUARD demnächst erwarten? Schreibt Ihr sogar schon am Nachfolger von "Out Of The Dark"?
Can: Wir versuchen natürlich alles, um Gigs an Land zu ziehen, um den Leuten zu zeigen, dass wir auch live ´ne Menge draufhaben. Doch es ist leider auch sehr schwer, als Underground - Band an gute Gigs heranzukommen, aber wir geben nicht auf und wir wollen uns auf jeden Fall einen Namen erspielen. An neuen Stücken arbeiten wir bereits und hoffen, dass wir keine Rückschläge mehr einstecken müssen, um in Bälde den nächsten Longplayer auf den Markt zu bringen.
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