Die Münchener TENSIDE führten mit ihem letzten Album in unserer Redaktion nicht zu Begeisterungsstürmen, der Tenor der Kritik war klar: Zu einfallslos, zu einfach, zu eintönig. Und leider: "Tear Down Your Fears" bringt zwar Besserungen im Detail aber keinen Durchbruch. Es ist alles etwas weniger "New" an ihrem Metal sondern etwas rauer, es bleibt viel EKTOMORF hörbar und es bleibt leider auch der riesige Schwachpunkt: Der Gesang ist so dermaßen gleichförmig, dass es Abwechslung in den Song doppelt schwer hat und es gelingt eigentlich nie, das durch echt originelles Songwriting abzufangen. Abgesehen von den eintönig gebellten Vocals der für mich schon nach einem Song seinen Charme verliert, bleibt ziemlich unverkopft runtergezockter Groove Metal: "Flag Of Destiny" oder "Grenate Of Hate" hinterlassen keine tiefen Spuren aber kurzzeitig gute Nackenlaune. Was auf der Bühne ausreicht, reicht mir auf diesem Album nicht und auch die Produktion hätte für diese Art Musik druckvoller ausfallen müssen. Auch dieses mal: Zu einfallslos, zu einfach, zu eintönig.
Japaner, die sich am englischen Idiom versuchen, sind meistens unfreiwillig witizg. Das gilt auch für Musiker, wir erinnern und an BALZAC oder BATHTUB SHITTER. MERRY umschiffen diese Klippe, indem sie einfach in ihrer Landessprache singen, was als Bonus einen mächtig exotischen Flair in den Krachmatensound bringt. Ganz dicht sind die Herren eh nicht, ist ja aber auch von Japanern nicht anders zu erwarten, und so ist „Under-World“ eine Mischung aus MR. BUNGLE, SYSTEM OF A DOWN, ELÄKELÄISET und Punk. Gleichermaßen eingängig wie sperrig, gleichermaßen poppig wie krachig-brutal, aber immer total bekloppt. Ganz so, als hätten sich die Herren nicht wirklich um Songwriting gekümmert, sondern im Studio einfach eingespielt, was ihnen in den Sinn kommt. Immerhin hören sie alle zur gleichen Zeit auf, ist doch schon mal ein Anfang. Spaß macht der Genuss von „Under-World“ auf jeden Fall, etwas Offenheit in Sachen Musik vorausgesetzt. Wer das hat, wird mit dieser Scheibe warm werden.
BURY YOUR DEAD waren bisher ein Garant für Metalcore – vielleicht nicht immer den persönlichen Geschmack treffend, aber mit ihrem Stil durchaus erfolgreich. „It’s Nothing Personal“ beginnt kraftvoll, inklusive feinem Wutbrockengesang. Aber nach 30 Sekunden gibt es die große Überraschung: cleane Vocals, die unterlegt sind mit Standard-Metal-Riffing. Was soll das sein? Scheinbar haben BURY YOUR DEAD die Nase voll vom bisher gefahrenen Kurs und sich eine neue Strecke gesucht. Klar, clean gesungene Passagen gab es vorher auch schon, aber das neue Album setzt sehr stark darauf, was zusammen mit den poppigen Refrainstrukturen und dem Metal-Riffing in Richtung New Metal geht, Core ist da nicht mehr viel drin. „Lakota“ ist in seiner Aggressivität und Kürze wohl noch ein Überbleibsel aus alten Zeiten, das belanglose „The Forgotten“ oder das peinliche Rocknümmerchen „Without You“ geben die Richtung vor – und die geht klar hin zum massenkompatiblen New Metal. Mehr SLIPKNOT als HATEBREED, mehr SEVENDUST als TERROR. Wenn die Band damit glücklich wird, ist das schön, aber alte Fans brauchen die Scheibe nicht, während die neue Zielgruppe angesichts der nur mittelmäßig spannenden Songs sicher nicht in Euphorie verfallen wird. Spannend bleibt immerhin die Frage, wohin der Weg BURY YOUR DEAD führen und wie erfolgreich sie mit „It’s Nothing Personal“ sein werden.
STATIC-X kommen hierzulande nicht so recht aus den Socken. Und das letzte Album “Cannibal” hat wohl sicher zu einem nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen dass die Fanschar nicht größer wurde: Zu eintönig, kein Hit und auch keine Innovation. Die Zutaten “Kühle” und “Aggressivität” sind zweischneidige Schwerter. Ersteres verwechseln STATIC-X leider manchmal mit Langeweile und Letzteres mit Stumpfheit. “Cult Of Static” macht aber erstmal ziemlich genau das besser was “Cannibal” falsch gemacht hat: Es bietet Abwechslung! Der Opener “Lunatic” erstaunt mit einem von D. Mustaine (MEGADETH) eingespielten Gitarrenpart, der in dieser ur-metallischen Form noch keinen STATIC-X Song zierte (wenngleich sie auf “Cannibal” die Fühler in dieser Richtung streckten). “Terminal” wirkt “Hell's Bells”-inspiriert und “Hypure” gelingt der Spagat zwischen präzisem Rhythmus und einigen melodiösen Ideen, das sind Songs die ich von STATIC-X mag. Was die Abwechslung und das Songwriting angeht, gewinnt das Rennen aber sicherlich “Tera-Fied” (benannt nach Wayne Statics Frau Tera Wray), ein atmosphärisch erstaunlich dichter Track. Die Pornodarstellerin Tera leiht einigen Songs ihre Stimme – ein weiteres neues Element im STATIC-X Sound. Die hintere Hälfte des Albums dümpelt dann aber leider ohne weiteren Höhepunkt dahin, dieser kaum nachvollziehbare Qualitäts-Cut sorgt dafür, dass auch “Cult Of Static” keinen wirklich positiven Eindruck hinterlässt. Es gibt Lichtblicke (“Tera-Fied”), aber STATIC-X machen sich das Leben weiter unnötig schwer...
THE BURNING konnten im landesinternen Band-Wettstreit schon 2007 nur einen Mittelfeldplatz ergattern, zu stark war damals die Konkurrenz. Anfang 2009 sieht das nicht anders aus: während HATESPHERE, LAST MILE, VOLBEAT und mit Abstrichen auch immer noch ILLDISPOSED starkes Material haben, eiern THE BURNING ein Level tiefer rum. „Rewakening“ zeigt sich zwar sperriger als das Material des Debüts, aber wirklich überzeugen kann das nicht. Klar, so entgehen die Kerle dem Vorwurf, nur ein PANTERA-Abklatsch zu sein oder zu simplen Metalcore zu spielen, aber da gab’s wenigstens noch eingängige Songs. „Rewakening“ fordert dem Hörer viel ab, bis SloMo-Songs wie „Eight Legged Omen“ ihren Charme enthüllen. Aber im Gegensatz zu den Kollegen von DOWN oder CROWBAR ist das nur halbgarer Charme, eine $50-Nutte gegen ein Luxuscallgirl. Richtig schlecht ist die Scheibe aber auch nicht, zumal sich der neue Gesangsstil (heiserer als vorher) gut in die Songs einpasst und überzeugen kann. Es fehlen schlicht die echten Krachersongs, die aus einem soliden ein gutes Album machen.
Anbetracht der Historie zweier Mitglieder (die ex-W.A.S.P. Musiker Roberts und Spencer) würde man vielleicht nicht unbedingt solche recht untraditionellen Klänge erwarten wie sie die amerikanischen FIVE FINGER DEATH PUNCH in fetter Produktion (bei Logan Mader) auf ihrem Debut abliefern. Eine gute Schippe DISTURBED-Rock wird mit modernem Metal gemischt, es wird gejammert und gebrüllt - und was sich jetzt liest als wäre es ein alter Hu -der ist es auch. Und doch macht es schlicht Spaß der Musik zu lauschen. Die Texte sind einfach gestrickt, weniger poetisch als vielmehr plakativ und manchmal klingt das wunderbar: Beim groovenden Titelsong "The Way Of The Fist" textet man so gradlinig und das macht so Laune, dass ab und an ein "fuck" dem Song nicht weh tut - wer sich bei dem Chorus nicht bewegt ist taub oder tot. Es geht oft um um Fäuste, Feinde und keine Gnade - keine neuen Themen im New Metal und auch nicht im Sonstwas-Core-Geschäft. Die Geschwindigkeit wird kaum variiert und ist meist im nackenbrechenden Midtempo zu Hause - und das ist sicher einer der schwächeren Punkte des Albums. Denn trotz bisweilen schöner Melodien, solider Gitarrenarbeit und schickem Groove fehlen mir ein paar radikalere und mutigere Brüche in der Musik um Spannung zu erzeugen, ihr Debut hält ein zu konstantes Niveau bezüglich Tempo und Power und es mangelt ihm dahingehend recht deutlich an Abwechslung. Nichtsdestotrotz: FIVE FINGER DEATH PUNCH machen modernen rockigen Metal, dem einen oder anderen sicher zu etwas poppig und einigen sicher auch zu eintönig. Als Debut ist es aber jedes Ohr wert - und nicht zuletzt durch die gute Produktion sind sie eine Band die bleibenden Eindruck hinterlässt, das Be-Eindrucken kommt dann hoffentlich mit dem nächsten Mal.
MENCEA konnten sich für die Produktion von „Dark Matter, Energy Noire“ illustre Hilfe holen, u.a. hatten Daniel Bergstran (MESHUGGAH, IN FLAMES) und Geroge Marino (METALLICA, IRON MAIDEN) ihre Produzentenfinger im Spiel. Klangtechnisch gibt es an dem Album dann auch nichts zu meckern, da haben die Beteiligten ihrer Reputation entsprechend gute Arbeit abgeliefert. Die Musiker stehen dem handwerklich nicht nach und lassen zu jeder Zeit erkennen, dass auch sie Ahnung von ihrem Job haben und ihre Instrumente beherrschen. Woran es bei MENCEA aber mächtig hapert, sind gute, frische Ideen beim Songwriting, denn abseits vom groovigen Grundtenor fällt den Griechen nichts ein, um sich von ähnlich gelagerten Bands abzuheben – und an die ganz großen Vorbildern wie MESHUGGAH, SOILWORK und OPETH, die allesamt ihren eigenen Stil haben, kommen die Griechen schon gar nicht ran. 40 Minuten lang wird gefälliger moderner Metal geboten, der zwar zum Kopfnicken einlädt, aber dabei völlig gesichtslos bleibt und in dieser Form auch auf der letzten NO RETURN hätte stehen können (wobei die aus den Songs mehr gemacht hätten). Wenn die Platte nicht mehr läuft, fällt das Erinnern ans einzelne Songs schwer, denn wirklich hängen bleiben konnte sehr wenig.
A POETIC YESTERDAY sind neben NEX der Beweis, dass Rising Records mehr zu bieten hat als haufenweise Metalcorebands. Die Band aus den Midlands schert sich auf „A Little South Of Zero“ nicht sonderlich um Genres, auch wenn eine Vorliebe für moderne Töne rauszuhören ist („Skellatella“), ohne dass in bekannte Strickmuster verfallen wird. Stattdessen lassen die Briten viele Breaks, ungewohnte Rhythmen und Ideen in ihren Sound einfließen, was manchmal anstrengend sein kann, aber im Großen und Ganzen gut funktioniert und an FIRE IN THE ATTIC oder FUNERAL FOR A FRIEND gemahnt. Eigenständigkeit gewinnt die Chose zudem durch Sänger Gavins Stimme, die frappierend an Michael Stipe erinnert, besonders in der (sehr guten) Akustikballade „I Can Sea The Seller“. A POETIC YESTERDAY legen mit dieser Scheibe einen guten Einstand hin, der zwar noch Ecken und Kanten hat, die bei einigen Songs im Weg sind, aber viel Potential offenbart.
DEFENESTRATION sind ein weiterer britischer Newcomer im Rising Records-Stall, die ein mit Dame am Mikro vom Start Aufmerksamkeit ziehen können. Auf der „For Us It Ends When We Drown” zieht sie ordentlich vom Leder und steht klar im Mittelpunkt der modernen Metal-Songs – aggressiv wie ARCH ENEMY-Angela, dann wieder engelsgleich mit britischem Zungenschlag drückt sie den Songs ihren Stempel auf. Ihre Kollegen haben da nicht viel zu melden und beschränken sich auf das Runterzocken recht unspektakulärer Songs, die zwar ordentlich Groove und Wumms haben, aber sich nicht groß voneinander unterscheiden und sich vom Genre-Durchschnitt nicht abheben können. Ohne Frau Gen am Mikro würden DEFENESTRATION völlig in der Versenkung verschwinden, so aber zahlt sich der Exotenbonus auf und beschert der Band eine Daseinsberechtigung.
Wes Borland und Kollegen von NIN und A PERFECT CIRCLE haben sich nach dem gelungenen „Cruel Melody“ erneut im Studio eingefunden, diesmal um eine Coverscheibe einzuspielen. Da ihnen zehn Covertracks aber nicht genug schienen, haben sie noch drei unveröffentlichte Instrumentalstücke und zwei Remixe auf die Scheibe gepackt. Außerdem gibt’s noch eine DVD, auf der drei Musikvideos und eine 90minütige Doku der Tour enthalten sind. Bei den Coversongs ist der Auftakt keine Überraschung, „Forkboy“ von LARD passt zum BLACK LIGHT BURNS-Sound – aber danach finden sich Songs von PJ HARVES (sehr coole Variation von „Rid Of Me“), DURAN DURAN (sehr poppig, sehr kultig) und eine rotzige IGGY AND THE STOOGES-Version. Wes und Co. haben es geschafft allen Songs ihren eigenen Stempel aufzudrücken, ohne das Original völlig zu verfremden. Hier sind Könner am Werk, das wird deutlich. Die Instrumentalsongs können sich ebenfalls hören lassen, sind dabei erstaunlich poppig und chillig, allen voran „Giving In Again“. Zwei interessante Remixe runden ein sehr gutes Album ab, dass die überbordende Kreativität der Combo aufzeigt. Bleibt zu hoffen, dass Wes Borland hier eine neue langfristige Heimat gefunden hat und noch einige BLACK LIGHT BURNS-Scheiben einspielen wird.
01. Forkboy (LARD)
02. So Alive (LOVE AND ROCKETS)
03. Hungry Like The Wolf (DURAN DURAN)
04. Lucretia My Reflection (SISTERS OF MERCY)
05. Rid Of Me (PJ HARVEY)
06. The Art Of Self Defense (JESUS LIZARD)
07. On The Bound (FIONA APPLE)
08. I Am The Sun (SWANS)
09. Blood Red Head On Fire (BIGDUMBFACE)
10. Search And Destroy (IGGY AND THE STOOGES)
11. Drowning Together Dying Alone (unreleased "Cruel Melody" instrumental)
12. Giving In Again (unreleased Cruel Melody instrumental)