Namedropping galore! „Slaughter” wurde von Logan Mader (ex-MACHINE HEAD) produziert, in den Reihen von INCITE findet sich mit Richie Cavalera der Stiefsohn des guten Max (SOULFLY, ex-SEPULTURA). Da überrascht es nicht, dass das INCITE-Debüt wie eine Mischung aus Neo Thrash, SOUFLY, CAVALERA CONSPIRACY und etwas Hardcore klingt. Fetter Groove, Thrash-Riffs, immer auf die zwölf und mit schön aggressivem Gesang geht „Slaughter“ in die Vollen und macht zumindest am Anfang mächtig Spaß. Aber auf Dauer ist die Chose zu berechenbar und fängt an, zu langweilen, zumal INCITE (noch?) nicht die Songwriting-Qualitäten ihrer Vorbilder haben und sich so zu oft auf die gleichen Ideen verlassen, ohne einen wirklichen Kracher-Song hinzukriegen. Gerade in der Gitarrenarbeit steckt aber noch mehr Potential, als INCITE hier offenbaren, das wird in den melodischen Einschüben deutlich. Live macht die Truppe sicher Spaß, auf Platte hält das Ganze nicht so lange vor und wird schnell gegen die Vorbilder ausgetauscht. Mit einem besseren Händchen fürs Songwriting kann die nächste INCITE-Scheibe aber ein Kracher werden. (lh)
Normalerweise reicht die Nennung von MYSTIC PROPHECY schon aus, um mich eine Scheibe wieder weglegen zu lassen, vorzugsweise in schnell. Bei WATCH ME BLEED sieht die Sache etwas anders aus, hat die Combo doch mit dem Brötchengeber von Markus Pohl und Steffen Theurer (SYMPHORCE) musikalisch nicht viel gemein. Die Herren haben offenkundig Bock auf ein dicke-Eier-Brett modernen Metals gehabt, der MACHINE HEAD, PANTERA und Death Metal ordentlich mischt. Produktionstechnisch erste Sahne („Burn Down Hope“), vom Artwork her ebenfalls und auch der Plattentitel ist irgendwie cool. Die ersten paar Male macht „Souldrinker“ auch Spaß und lädt zum schön hirnfreien Abgehen ein, aber nach und nach stellt sich Ernüchterung ein, denn zu glatt, zu seelenlos wirken die Songs. Zu oft nach Schema F geschrieben („All Red Roses Die“) und dadurch anbiedernd wirkend. Mag ja sein, dass die beiden Hauptprotagonisten wirklich Bock auf die Musik hatten, letztendlich ist „Souldrinker“ da aber nicht überzeugend genug, um den faden Beigeschmack der Berechnung verschwinden zu lassen. Wer sich daran nicht stört und zur Keychain-Baggy-Plugs-Fraktion zählt, kann WATCH ME BLEED ruhig mal eine Chance geben.
THE MERCURY ARC sind im Grunde BUTTERFLY COME minus altem Sänger: da der aber auch die Namensrechte an der alten Band hatte, musste sich der Rest unter anderem Namen neu formieren. Und hat mit Dennis Diehl eine passablen Sänger gefunden, der zum modernen Metal der Combo wie Arsch auf Eimer passt und selbst vor Rap-Einlagen nicht zurück schreckt (und die gut meistert). Im Grunde gibt es auf „Paint The Sun Black“ eine solide Mischung aus LINKING PARK und RAUNCHY, gemischt mit Neo Thrash-Heftigkeit und manchmal sogar schwedischen Gitarren. Bei so was muss die Produktion natürlich Fett sein (FETT um genau zu sein), was sie auch ist und den Songs so die nötige Durchschlagskraft verleiht – „Paint The Sun Black“ kracht heftig aus den Boxen, leider aber ohne wirkliche Höhepunkt und auf Dauer etwas zu eintönig. Die Ballade am Ende wird nie wieder erwähnt werden, die ist echt überflüssig. Der Rest ist gut gemachter moderner Metal, der mit dicken Eiern eingespielt wurde und sich vielleicht sogar New Metal schimpfen lassen würde, was ihm stellenweise einen nostalgischen Charme verleiht, der aber die Schwächen im Songwriting nicht verdecken kann: zu wenig Variation, zu wenig wirklich im Ohr hängen bleibende Songs. Ganz gut und für einen Erstling in Ordnung, beim nächsten Mal aber bitte mehr Ellbogenfett beim Songschreiben nutzen.
Bruce Swink war mal bei STONE SOUR aktiv, was drolligerweise im Promozettel zum Victory Records-Debütalbum seiner neuen Band DESTROPHY unterschlagen wird, wo doch sonst mit so was immer geworben wird. Ganz Label-untypisch bedienen sich DESTROPHY im klassischen Heavy Metal und Hard Rock („The Way Of Your World“), erweitert um moderne Einflüsse und eine anständige Portion Härte. Die ist zwar nicht immer da (manche Songs sind schon arg poppig, wie „Why I Hate Goodbye“), aber lässt auch gestandene Metaller den Kauf der Scheibe rechtfertigen. Handwerklich macht den Musiker keiner mehr was vor, gerade wenn Shouter Ari sein volles Potential ausschöpft und sowohl im aggressiven Bereich wie auch bei den episch klingenden cleanen Sachen überzeugen kann. Dazu kommt ein gelungenes Songwriting, das den Wechsel zwischen harten, schnellen Nummern und ruhigen, epischen Rock-Songs schafft und somit eine sehr breit gefächerte Zielgruppe ansprechen dürfte. METALLICA- wie STONE SOUR-Fans gleichermaßen können in die Scheibe bedenkenlos reinhören, selbst aufgeschlossene OZZY-Freunde könnten hier glücklich werden.
Erst letztes Jahr gegründet, haben MY INNER BURNING, nachdem die erste Demo-Aufnahme bereits für Furore sorgte, jetzt schon ihr gleichnamiges Debütalbum am Start. Sehr druckvoll kommt "My Inner Burning" daher, Gitarre und Schlagzeug treiben mächtig vorwärts und die dunkle Stimme Rebekka Gabers, zum Teil kombiniert mit Shouts von Gitarrist Jörg Jassen, fügt sich harmonisch ins Gesamtbild ein. Die Band präsentiert sich ebenso überzeugend wie abwechslungsreich: "Head On A Plate" rockt geradlinig drauflos und verleitet zum Headbangen, Fäusteschütteln und überhaupt ordentlich zum Bewegen,"The Great Decline" beginnt als verträumte Ballade, die ihre Härte mit dazustoßenden fetten Gitarren und Shouts zunehmend steigert. "They Know Better" geht durchgängig ziemlich heftig zur Sache, "Solitude Within You" kommt sanft daher, die über druckvoll-hartem Background liegende Gesangsmelodie von "Judgement Day" ruft Assoziationen an mittelalterliche Weisen wach und "Over And Over Again" klingt gar ein wenig als hätte sich Latinakönigin SHAKIRA entschlossen, Metal zu machen. Klingt unvorstellbar? Einfach mal reinhören!
KITTIE darf man durchaus schon als eine der härteren Girl-Groups im Musik-Biz bezeichnen, die mit ihrem nunmehr fünften Studioalbum „In The Black“ ein zwar im Vergleich zu den Vorgängern gereifteres Werk abliefern, aber den Ansprüchen eines ausgedünnten Nu Metals Genres und dem Jahr 2009 doch nur teilweise genügen können. Die vier kanadischen Mädels um Frontfrau Morgan Lander (Gekeife im Stile von Fr. Gossow und cleane Vocals) und Schwester Mercedes Lander (Drums) starten dabei durchaus gekonnt und Songs wie die heftig schnelle, mit Wechselgesang versehene Single „Cut Throat“, das knackige, derb eingesungene und finstere Atmosphäre verbreitende „Die My Darling” oder „Forgive And Forget“ (deftiges Teil, Doublebass und klasse Gitarrenparts) hauen rein. Aber KITTIE lassen im Verlauf der Scheibe nach – nicht alles was heftig klingt kommt auch gut. Dem einen oder anderen Song hätte wohl eine etwas intensivere Songwritingphase gut getan – dann hätte man das ruhigere, mit Goth-Touch versehene „Sleepwalking" oder das vom Blues gestreifte „Whiskey Love Song“ ebenfalls als Highlights nennen können – da fehlt manchen Songs der letzte Tick. Und so hilft über die ganze Distanz auch die Hinwendung zu zeitloseren Metal und Thrash und folglich weniger Nu Metal nicht immer. Überzeugen kann „In The Black“ also nur zum Teil – mehr als eine solide Scheibe haben KITTIE hier leider nicht abgeliefert und werden damit wohl in erster Linie ihre Fans ansprechen.
Wie wahrscheinlich war es eigentlich, dass sich alte Rocker wie die beiden ex-W.A.S.P. Musiker Roberts und Spencer auf ihre alten Tage noch mal umorientieren? Als Nächstes läuft Herr Memme mit HAVE HEART-Shirt rum und Kollege Maio mutiert zum SLIPKNOT-Fan. Ein Schelm, wer bei der FIVE FINGER DEATH PUNCH-Geschichte kommerzielle Beweggründe vermutet (angesichts der Radio- und Konsumentenfreundlichen drei bis vier Minuten Länge pro Song nicht völlig abwegig). Aber sei’s drum. Das Debüt hat Spaß gemacht und auch das (dämlich betitelte) Zweitwerk „War Is The Answer“ bietet einen Haufen gut geschriebener Metal-Songs, die die Fans nicht enttäuschen werden. Groovig, hauptsächlich im Mid Tempo angesiedelt und mit verdamm fetter Produktion ausgestattet zündet der 13-Tracker beim ersten Durchlauf, was angesichts von knackigen Songs Marke „No One Gets Left Behind“ und „Hard To See“ oder des fies-aggressiven Titelsongs kein Wunder ist. Hier waren Routiniers am Werk, die sich lange mit SLIPKNOT, STONE SOUR und den US-Kollegen beschäftigt und dann den Schwenk Richtung Schweden und Europa, hin zu SOILWORK, gemacht haben. Deren Stärken kopiert, beim Songwriting ordentlich gefeilt und einen dicke Produktion, fertig ist die gut Modern Metal-Scheibe. Einzig die Ballade hätte weg gelassen werden können, aber echte Rocker müssen eine auf jeder Scheibe haben. „War Is The Answer“ ist die konsequente Fortführung des FIVE FINGER DEATH PUNCH-Stils und wird die Fangemeinde zufrieden stellen. Der Eindruck ist wieder mal ein guter, be-eindruckt haben die alten Herren auch mit dieser Scheibe nicht gänzlich.
YOUR DYING TRUTH sind trotz des Namens nicht in Metalcore- oder ähnlichen Gewässern unterwegs, sondern haben sich New Metal-lastigen Tönen verschrieben. Ganz frei von corigen Einflüssen können sie sich zwar auch nicht machen, wie das (recht unspektakuläre) „Take This!“ beweist, aber im Großen und Ganzen ist die „Cutting Eyes Open“-EP eine metallige Angelegenheit, die zudem Produktionstechnisch überzeugen kann. Davon profitiert in erster Linie der Bass, der gut wummert und immer gut zu hören ist, was das gute Spiel des Herren am Viersaiters auch verdient hat. Zusammen mit dem Drummer macht er gut Druck in den sechs Songs der EP, einzig „Running in Circles“ ist etwas ruhiger ausgefallen, dafür umso komplexer und anspruchsvoller. Die restlichen Songs sind flott und gerade raus, können aber nicht hundertprozentig überzeugen, da sie sch nicht im Ohr festsetzen und zu oft bieder wirken. Zwar groovt und bollert jeder Song ganz gut, aber am Ende der 25 Minuten bleibt kaum etwas im Ohr zurück, woran auch mehrere Durchläufe am Stück nichts ändern können. Etwas schade, denn Potential haben YOUR DYING TRUTH auf jeden Fall – für eine EP geht die Sache schon in Ordnung, wenn bis zum nächsten Tonträger am Songwriting gearbeitet wird.
MARIONETTE konnten schon mit „Spite” keine wirklich beeindruckende Duftmarke setzen, auch wenn sich ein paar Anhänger neueren Schwedenmetals sicherlich von dem Album beeindrucken ließen. „Enemies“ zeigt die Band gereifter und handwerklich weiterentwickelt, was sich in mehr Songideen und mehr Abwechslung innerhalb der Songs zeigt – sei es die tollen Melodien in „The Swine“ oder das mega-aggressive „Unman“, bei dem eine ordentlich Death/ Thrash-Kante zu finden ist. Der Einzige, der da ein wenig hinten ansteht, ist Shouter Axel, der mit seiner immer gleichen Intonierung viel Variabilität vermissen lässt und streckenweise die guten Songideen in Grund und Boden brüllt. Das andere große Manko der Scheibe ist das Gefühl, alles schon mal gehört zu haben – MARIONETTE bedienen sich aus zu vielen Töpfen, als dass sie eine eigenen Identität kreieren könnten und bleiben letztendlich als nette RAUNCHY-IN FLAMES-Kopie übrig. Alles ganz solide geschrieben, gespielt und produziert, aber kein wirklicher Brüller.
Aus Deutschland kommen TARGET:BLANK, die nun nach Gewinn eines regionalen Bandcontests mit ihrem ersten professionellen Album "Protophonic" weitere Fans suchen. Die Musik der 5 Braunschweiger kann man als "New Metal" einstufen. Runtergestimmte, metallastige Gitarren, gewürzt mit wenigen Sampel-Einlagen. PAPA ROACH und LIMP BIZKIT lassen grüßen. Das Album ist insgesamt gut produziert und sauber abgemischt. Die CD kommt mit ansprechendem Artwork, gelungenen Fotos und allen Lyrics daher. Der Opener des Albums "As I Fall", einer der besten Songs auf der CD, drückt sich dabei richtig heavy aus den Boxen und sichert der Band den wichtigen positiven ersten Eindruck. TARGET:BLANK zeigen direkt, dass sie Gespür für griffige Melodien und zündende Refrains haben. Nach dem Opener kann die Band das hohe Niveau mit "Into The Dark" trotz des gelungenen Refrains jedoch nicht halten, findet aber mit dem dritten Song "Why" wieder zur präsentierten Stärke des ersten Songs zurück. Als weiteren Anspieltip will ich auch noch "Nonconformity" nennen, das mir ebenso zugesagt hat. Neben den metallastigen Songs lassen sich auch zwei Balladen namens "A New Part" und "Afraid" auf "Protophonic" finden, die mich jedoch weniger angesprochen haben und eher langweilten. Gesanglich hat Sänger Dennis Gatke seinen eigenen markanten rauen Stil, der in den einzelnen Songs jedoch nicht groß variiert wird. Gefällt mir trotzdem. Leider komme ich nach den vielen positiven Feststellungen auch schon zur Kritik: TARGET:BLANK bieten nicht genügend Neuigkeiten, um wirklich aus der Masse hervorzustechen. Ich würde mir mehr Songs der Qualität "As I Fall" und "Why" wünschen, stattdessen hören sich viele andere Songs zu ähnlich und unspektakulär (z. B. "The Pant" und "Now I Can See") an. Das Album plätschert daher nach den benannten starken Songs auf der ersten Hälfte der CD auf gehobenem Niveau vor sich hin. Es fehlt das gewisse Etwas, um sich auf dem stark besetzten "New Metal"-Genre deutlich absetzen zu können. Es verbleibt trotzdem eine interessante Veröffentlichung, die vereinzelt sehr zu gefallen weiß. Für die Zukunft wünsche ich mir aber mehr Innovation, damit sich TARGET:BLANK in ihrem Sektor behaupten und absetzen können.