Review: Who Do You Trust?
PAPA ROACH sind inzwischen schon lange im Geschäft: „Who Do You Trust“ ist das mittlerweile zehnte Studioalbum der Mannen um Jacoby Shaddix. Ein rundes Jubiläum veranlasst so manchen, sowohl zurückzublicken als auch sich Gedanken um die Zukunft zu machen, und man gewinnt den Eindruck, dass das in diesem Fall auch PAPA ROACH so ging: auf der einen Seite kultiviert man die eigenen Wurzeln im Crossover und Nu Metal, auf der anderen Seite schielt man Richtung stilistischer Wandelbarkeit und eventueller künftiger Radiotauglichkeit. Das Ergebnis mutet arg zusammengewürfelt an und vermittelt eher das Gefühl, man habe hier eine Zusammenstellung von Songs aus völlig verschiedenen Schaffensphasen anstelle eines neuen, in sich geschlossenen Studiowerks vor sich. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Gruppierung der einzelnen Tracks zu Blöcken. Mit „The Ending“ startet „Who Do You Trust“ relativ eingängig und rockig, wobei die Rapeinlagen schon von Anfang an klar machen, dass die Band unter Beweis stellen will, dass sie nicht völlig im Alternative / Heavy Rock aufgehen, sondern weiter ihre Crossover-Ursprünge hochhalten möchte. „Renegade Music“ zieht die Härteschraube deutlich mehr an und dürfte bei künftigen Konzerten einen willkommen Live-Hit für die Moshpit-Fraktion abgeben. „Not The Only One“ klingt dagegen über weite Teile ziemlich schrottig – der Effekt ist als Crossover mit Garagenrock-Elementen zwar offensichtlich gewünscht, aber trotzdem eher gewöhnungsbedürftig. „Who Do You Trust“ präsentiert sich aggressiv, bei „Elevate“ dagegen fragt man sich beim Intro kurzzeitig, ob auf einmal auf wundersame Weise eine andere CD im CD-Player gelandet ist: sehr poppig klingt das, was da aus den Boxen schallt, was sich in Bridge und Refrain auch fortsetzt und lediglich von den gerappten Strophen gebrochen wird. Danach beschließen PAPA ROACH auf einmal zu demonstrieren, dass sie auch Pop-Punk bzw. College-Rock können, denn „Come Around“, „Feels Like Home“ und „Problems“ könnten auch genauso gut aus der Feder von BLINK 182 stammen, sowohl was das Songwriting als auch was den Gesang angeht. Wer Jacoby Shaddix´ sonst oftmals rockigen Gesang mit seiner Mischung aus Gebrochenheit, Verzweiflung und Wut mochte, der geht auf diesem Album relativ leer aus (am ehesten wird man noch bei „Better Than Life“ fündig). Mit „I Suffer Well“ haut die Band plötzlich einen gerade mal knapp anderthalbminütigen Hardcore-Brecher raus, den man nach der zuvor eingeschlagenen Richtung nun vermutlich am allerwenigsten erwartet hätte, bevor es mit „Maniac“ und dem eingängigen „Better Than Life“, das mit einem ebenso melodiösen wie druckvollen Refrain glänzt, doch noch einmal zurück in Richtung Alternative Rock geht und auf einer gelungenen Note abschließt. Fazit: „Who Do You Trust?“ als Ganzes zu beurteilen ist schwierig, da das Album so zerfasert ist, dass es sich einer geschlossenen Bewertung entzieht. Nach dem Motto „Für jeden was dabei“ fehlt einem irgendwie der rote Faden, was der eine als Vielseitigkeit wertet ist für den anderen schon konzeptlose Beliebigkeit. Auch fehlt vielen Songs das Melodiös-Zwingende, mit dem sich manch einer ihrer Vorgänger gnadenlos im Ohr festkrallte. Dass PAPA ROACH sowohl zu ihren Wurzeln stehen als auch musikalischen Veränderungen gegenüber aufgeschlossen sind, haben sie hier aber zumindest zweifelsfrei bewiesen.
Who Do You Trust?
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
38:0 ()
Label:
Vertrieb:
Die letzten Jahre waren für P.O.D. durchaus ein Wechselbad der Gefühle. Tollen Auftritte und Tourneen sowie einer soliden Fanbasis standen mal bessere („Murdered Love“), mal weniger zwingende Alben („The Awakening“) gegenüber. Jetzt in 2018 präsentiert man sich wieder mit altem Band-Logo, weiterhin in der „Satellite“-Besetzung und mit neuem Mut. Und auch wenn Songs wie der fett-laute Opener „Rockin’ With The Best“ oder das ruhigere, fast schon hitverdächtige „Dreaming“ gefallen finden werden, kann „Circles“ das tote Genre Nu-Metal auch nicht wiederbeleben. Denn P.O.D. bleiben vor allem sich selbst treu – will meinen, sie gehen sehr abwechslungsreich zu Werke (wie beim dynamisch-verspielten „Circles“, dem harten Rapper „Panic Attack“ oder das an früher erinnernde „Soundboy Killa“ – Rap. Reggea, Hardcore, Nu Metal – guter Stoff). Aber leider zünden nicht alle Kompositionen so – „Circles“ wird also vor allem die Fans der Amis bei der Stange halten, neue Welten sich aber nicht erschließen. Ergo - P.O.D. werden uns also weiterhin Live vor allem mit den „alten“ Songs und Nostalgie-Faktor überzeugen – von den neueren Alben, wie auch von „Circles“, werden aber immer nur ein paar wenige Songs die Setlist anreichern.
Circles
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
37:31 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Power Under Control
Wenn man an Island-Metal-Outputs denkt, so fallen einem natürlich sofort SÓLSTAFIR, SKÁLMÖLD oder ARSTIDIR LIFSINS. Und selbst NIGHTWISH haben es mit ihrem Song „The ISLANDER“ eigentlich ziemlich auf den Punkt gebracht: Musik von Island hat düster, episch und eventuell noch ein wenig folkig zu sein.
Die Band ISLANDER, die mit „Power Under Control“ ihr zweites Album heraus bringt, hat mit all dem jedoch rein gar nichts zu tun. ISLANDER stammen nämlich aus South Carolina und spielen Nu-Metal mit teils heftigen Rap-Einschüben, Alternative-Sound und Post-Hardcore gemischt – Die ganze Bandbreite also. Auf „Power Under Control“ gibt es poppige, trashige Refrains („Bad Guy“, „Think It Over“), heftigen Hardcore (“Green Slime Man”), an LINKIN PARK erinnernden Rap (Metal) („Better Day“, schläfrige Pop-Songs („Wait For It“, „All We Need“) und Lounge-Musik („A Boat Going By”, “Last Forever”). Somit ist “Power Under Control” ein sehr abwechslungsreiches Album und tatsächlich fällt es schwer den Stil der Band irgendwie zu beschreiben – da dieser sich minütlich mehrfach ändern kann. Leider wirkt es dadurch gar nicht so sehr als hätte die Band ihre „Power“ unter Kontrolle sondern stellenweise sehr chaotisch und unkontrolliert. Dabei können die Jungs eingängige Refrains schreiben, wie gerade der Opener, „Casket“ oder „All We Need“ beweisen. Das etwas düster beginnende „Beelzebub“ hat einen sehr interessanten Aufbau und Überraschungen braucht man auf „Power Under Control“ wirklich nicht suchen. Was mich etwas stört, sind die teils extremen Wechsel von Rock/Metal zu Pop, Elektronik, Hardcore und Rap. Wer gegen keine dieser Musikrichtungen etwas einzuwenden hat und ein abwechslungsreiches Nu Metal-Album sucht wird bei den amerikanischen Isländern sicherlich fündig werden.
Anspieltipps: „Bad Guy“, „Beelzebub“ und „Casket“.
Power Under Control
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
42:54 ()
Label:
Vertrieb:
SEPARATION OF SANITY sehen sich als die große Nummer in Portland und im modernen Metal insgesamt, wozu sie schon mal Vergleiche mit MACHINE HEAD, FIVE FINGER DEATH PUNCH und LAMB OF GOD bemühen. Die gut 50 Minuten von "The Crucible" zeigen allerdings relativ schnell die Grenzen der Band auf: zu glattgebügelt, zu 08/15 kommt ihr Metal daher, zudem ist es mit Durchschlagskraft auch nicht weit her. Handwerklich sind die Jungs fit, gerade in der Gitarrenarbeit finden sich einige nette Anleihen aus dem Progressive-Sektor und die Thrash-Anleihen kommen gut zur Geltung, aber beim Songwriting hapert es. Dort finden sich keine frischen Ideen, zu oft wird Altbekanntes aufgewärmt und - die Last von 13 Songs - einmal zu oft genutzt. "The Crucible" wird so zu einem netten Album, das nicht mehr als Stangenware bietet. Im örtlichen Jugendzentrum können SEPARATION OF SANITY überzeugen, für den kommerziellen Durchbruch reicht das Debütalbum aber noch nicht.
The Crucible
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
51:55 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Original Album Classics (5-CD-Box)
KORN gehören zur Initialzündung des Nu-Metal, KORN waren (und sind) vor allem in den USA Trendsetter, KORN verkörpern den desillusionierten Jugendlichen aus der US-Mittelschicht der End-90er. Die Musik dementsprechend vor allem Anfangs krude bis krank, hart verzerrte Gitarrenwände, unheimliche Riffs, nach vorne preschende Drums und Bass. Das man zum Teil Hip-Hop-Wurzeln und Crossover im Blut hat ist ein von Anfang an vorhandenes Trademark. Der Gesang von Aushängeschild Jonathan Davis meist wütend, von der Stimmung her brachial, auch mal weinerlich wimmernd; obwohl er auch (und mit der Zeit immer mehr) cleane Vocals klassisch beherrscht. Das Ganze erzeugt dann auch dementsprechend eine düstere, an Hoffnungslosigkeit erinnernde Atmosphäre. Trotzdem (oder deswegen) gab es reichlich Chartplatzierungen und Auszeichnungen, der kommerzielle Erfolg macht die Jungs aus Bakersfield, Kalifornien zu Stars. Das ist schon eine Weile her. Mit der 5er-Box KORN „Original Album Classics” gibt es nun die ersten fünf Alben der Nu-Metal-Gründer kompakt, schmucklos und günstig für Einsteiger.
Den Anfang macht das 1995 erschienene Debüt „Korn”, das mit rohem Sound, reichlich musikalischen und stimmlichen Experimenten und wütenden Lärm eine Genrewelle lostrat. Der Opener „Blind” mit ruhigen Intro, dem kultigen KORN-Ruf „Are you ready!” und der darauf folgenden Soundexplosion riss die Kids damals reihenweise mit. „Clown” (Monsterriff, geiler Refrain), „Shoots And Ladders" (mit einem bei KORN sich öfters im Einsatz befindlichen Dudelsack) und „Faget“ (Tempo raus, noch dunklere Stimmung rein) sind andere Highlights einen ganz starken, heftigen Debüts.
Dem Nachfolgeralbum „Life Is Peachy“ haftete 1996 durchaus den Ruf eines „Schnellschusses“ an. Ähnlich hart wie das Debüt geht die verbreitete Stimmung noch weiter in den Keller, die Songs sind dabei oft noch unzugänglicher und noch mehr auf Aggressivität und Härte getrimmt, die Themen krank bis wirr. Unabhängig davon gehören Songs wie der gestörte Opener „Twist“, „Mr. Rogers“ oder „A.D.I.D.A.S.“ zum Besten was KORN auf Lager haben. Ein entsprechendes Medienecho sorgt dafür, das KORN in den Staaten voll gepusht werden und Davis & Co. praktisch jeden Jugendlichen ein Begriff sind.
Mit dem dritten Werk „Follow The Leader“ (1998) und Songs wie die unkaputtbaren Hits „Freak On A Leash“ und „Got The Life“ schaffte man den Durchbruch auf breiter Front – dazu dürfte jeder halbwegs ordentlicher Musikfreak schon zu getanzt und gegrölt haben. Natürlich begleitet von den üblichen Mainstream- und Ausverkauf-Vorwürfen. sowie den ersten „Starallüren“ (Produktionskosten, Alkohol, Party & Co.). Trotzdem. KORN fanden ihren Stil, die latent vorhandene Hip-Hop-Affinität wurde offiziell Bestandteil des Sounds, Gäste wie Fred Durst (LIMP BIZKIT) oder Ice Cube werteten das Album weiter auf, welches dem Sub-Genre Nu-Metal einen Schub verpasste. Durchweg gut produziert und auf eine „gewollte Rohheit“ reduziert bietet „Follow The Leader“ neben den beiden o.g. Überfliegern auch noch eine ganze Reihe weiterer toller Kompositionen („Dead Bodies Everywhere“, „All In The Family“), aber auch ein paar weniger zwingende Tracks („Cameltosis“, „Children Of The Korn“).
„Issues“ ein Jahr später wurde dann als Konzeptalbum angelegt welches sich in einer Art Innenansicht der Band mit Depressionen und Suchtproblemen beschäftigt. Entsprechend düsterer als der Vorgänger kam das Album rüber. Dazu eine gewollte Tempodrosselung und vermehrt melodische und eingängige Passagen. „Falling Away From Me“ erwies sich dabei als der Hit, welcher melancholisch und mit laut/leis-Dynamik das Album pushte. „Trash“ und „Somebody, Someone“ repräsentiert die deftige Seite, das abwechslungsreiche „Make Me Bad“ KORN in Vollendung und „Hey Daddy“ kommt inhaltsschwer. Auch wenn „Issues“ damals weltweit durch die Charts schoss, rückblickend war dies trotz unbestrittener Qualität eines Großteils der Songs der erste Schritt zum (vorläufigen) Ende der ursprünglichen KORN. Entwicklungsschritte wie bei den Alben vorher waren eher Stagnation auf durchaus hohem Niveau gewichen.
„Untouchables“ wurde 2002 ebenfalls zum Chartbreaker, konnte aber die Probleme innerhalb der Band auch nur zeitlich hinauszögern. Das Album ging doch anderslautender Ankündigung weiter gen Mainstream, Davis „schrie“ zwar noch, aber setzt verstärkt auf melodische und cleanere Parts, was sich schlussendlich auch auf die Songs auswirkt und dem Album fast schon Pop-Appeal verpaßt. Zwar haben die Songs nicht mehr die kompositorische Intensität der ersten Alben, gekonnte Arrangements, ganz fette Riffs und viel Dynamik setzt aber die Nu-Metal-Konkurrenz gehörig unter Druck. Mit „Here To Stay“ setzt man dann einen typischen KORN-Kracher gleich Anfangs um die Gemeinde einzufangen, „Thoughtless“ mit seinem Ohrwurmpotential ist der zweite Kracher des Albums. Der Rest des Album ist nicht schlecht, lässt aber Überraschungen und Hits missen. „Untouchables“ kann so die beiden Vorgänger nicht toppen - und der eine oder andere Fan der Anfangstage steht dem fünften KORN-Album eher ratlos gegenüber.
Original Album Classics (5-CD-Box)
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
69
Länge:
0:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten