Man könnte es Retro New Metal nennen, was die deutschen I TRIP auf ihrer EP "First Trip" musizieren. Im mainstreamigen Sinne völlig unzeitgemäßer New Metal im Stile älterer KORN, da gehört Mut und eine gute Portion Idealismus dazu. Bollernde Bässe aus dem tiefsten Keller, teils doch sehr exzessives Scratchen und für Gelegenheitshörer wenig schmeichelnde Melodien machen I TRIP zum Exoten der momentanen Szene. Zwischen monotoner Härte auf der einen Seite und abwechslungsreichem Gesang auf der anderen sind die Songs organisch produziert und gut strukturiert. Wirklich fesseln können sie mich dennoch nicht. Es mag am zu aufgesetzten Scratchen liegen oder daran, dass diese Musik bereits vor 15 Jahren gemacht wurde. Da hilft auch wenig, dass I TRIP nicht abkupfern sondern selber anpacken, mir fehlt schlicht der letzte Kick um diese Ideen über die Zeit zu retten. Freunde genannter Amerikaner können sie aber durchaus mal antesten, zwei Live-Videos gibt es obendrauf auch noch anzugucken.
Mein lieber Mann, da hat haben wohl wieder gleich mehrere hochbezahlte Companymanager gepennt, denn wie läßt es sich sonst erklären, daß eine so hochwertige Eigenproduktion wie "Virtualized" von der bayrischen Formation A_liFe [DivideD] noch mit keinem Label versorgt ist?! Die sechs Musiker waren mir schon beim Februar Underdogsampler des Rockhard aufgefallen. Wobei dass dort enthaltene "New World Order" aber ganz klar eines der schwächeren Tracks aus diesem ansonsten wirklich gelungenen Album ist und nicht repräsentativ für den rest gelten kann. Die anderen Songs sind nämlich wesentlich gehaltvoller und facettenreicher als dieses relativ harte sowie vor allem gesanglich übles Gebolze. Dieses talentierte Sextett verarbeitet nämlich eine erstaunliche Bandbreite an verschiedenen Musikstilen. Klar die Grundstruktur besteht aus modernem Gitarrenriffs, manch einer würde hier sofort den verpönten Stempel NM (New Metal) aufdrücken, die in Verbindung mit epischen Keyboards, programmierten Samples und einem tollen Dampfhammer Schlagzeugsound es trotzdem schaffen (allerdings recht düster) Atmosphären zu schaffen. Das Gitarrenriffing könnte man irgendwo zwischen RAMMSTEIN meets LINKIN’ PARK meets SECRET DISCOVERY einordnen, dass Klangbild ansonsten ist eher etwas unterkühlt aber die Band kann nicht nur fast schon thrashig abgehen sondern beherrscht auch die etwas langsameren und ruhigeren Passagen. Als herausragende Songs müssen der geile Opener "Critisize", der eingängig melancholische Titelsong "Virtualized", das wunderbar hymnische "Somebody" sowie das gefühlvoller "Breath" (eine Art PINK FLOYD goes Metal) herausgehoben werden. Wie gesagt A_liFe [DivideD] beackern ein weites Feld und bieten gelungene musikalische Querverweise an Bands wie DEPECHE MODE, DEVIN TOWNSEND, SEPULTURA oder MASSIVE ATTACK aber letztlich hat man mit genügend selbständigen Ideen einen eigenständigen Sound geschaffen. Sänger Jürgen Plangger ist dabei akzentuiert mal als Rapper oder aggressiver Schreihals und dann aber wieder, nur zum Vorteil für die Band, größtenteils als richtiger Sänger mit schönen cleanen und gefühlvollen Vocals in Aktion. Ach ja, den 80er Jahre Coverhit "Sounds Like A Melody" von ALPHAVILLE haben A_liFe [DivideD] doch tatsächlich ein höchst gelungenes neues Gewand verpaßt - klasse! Insgesamt gibt’s dann also noch zwölf Eigenkompositionen inkl. Hiddentrack auf "Virtualized" und dass alles für 10€ + Versand ist zu haben auf der optisch ebenfalls spitzenmäßig gemachten Homepage.
Die Brasilianer (Belo Horrizonte) haben mit Jairo Guedz einen der Mitbegründer Sepulturas an Bord, sagt das Presse-Info, sind bereits seit 1996 am Start und können demnach gut spielen. Mit Neil Kernon hat außerdem ein nicht ganz unbekannter Sound-Veredler eben dieses geschafft. Neu-moderner Metal kloppen einem Metaller aus dem Land des Welt- und Südamerika-Meisters um die Ohren. Obwohl: Modern? Inzwischen gibt es diese abgehackte Rhythmik an allen Ecken und Enden der Welt, watt Neues ist die Musik von EMINENCE nun ganz und gar nicht. Aber das macht nichts, solange Songs wie "6ix Degrees" oder das mit Elektro-Spielereien angereicherte "Overload" Lust auf mehr machen. Das gelingt den Jungens zwar nicht immer, weil sich unter die insgesamt 17 Songs auch einige eher mittelmäßige Vertreter ihrer Zunft gemischt haben. Aber dennoch: Der Aggressivitäts-Faktor ist nicht niedrig, haut mächtig zwischen Augen und Rippen und macht demzufolge Bock. Und durch einige überraschende Wendungen, Scratchings oder Einspieler aus anderen Metal-Sparten (Thrash und Death) versuchen EMINENCE zudem, sich nicht allzu sehr in ihrem Genre einzugrenzen. Fazit: Nicht gerade "Welt", aber immerhin solide Kost für Fans modernerer und zugleich härterer Töne.
Nu-Metal mit Thrash-Einflüssen klöppeln die 98 gegründeten Franzmänner aus vollem Herzen. Aggressiv und motiviert trumpfen die Kollegen auf, haben ihrer Fußball-Mannschaft damit einiges voraus und eifern Vorbildern wie Machine Head oder so nach. "Eifern", aber nicht "machen"! Denn neben MH finden sich alle Versatzstücke moderner Metal-Spielarten, selbst Slipknot oder Fear Factory bleiben nicht außen vor, die Songs präsentieren sich nicht nur in Sachen Tempo durchaus abwechslungsreich und damit spannend. Es mischen also mit: Fette Riffs, brutale Double-Bass-Attacken und aggro-Geschrei. Wer also einen Rucksack besitzt, der sollte ihn aufsetzen und los geht’s mit Hüpfen. Aber da auch gesetztere Herrschaften werden ihren Spaß haben und können Kopf und Haar schütteln, denn Songs wie dem abwechslungsreichen "Welcome In My Brain" merkt man wirklich die volle Kraft an, mit der sich die gallischen Hühnerfreunde hier voraus bewegen. Zu allem gesellen sich eine professionelle Präsentation und die wirklich oberfette Produktion. Für Neu-Gemörtel frisch und sehr ordentlich.
Time Of The New Slavery
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:13 plus Bonus-Video Länge:44:34 () Label: Vertrieb:
Ein Bandname, den man kaum aussprechen kann und ein Albumcover, das schlichtes Weiß mit ein paar Tropfen Blut präsentiert: was mag sich dahinter verbergen? TAOMENIZOO sind fünf Franzosen, die einen wilden Mix aus Industrial, Groove Metal und Nu Rock spielen, den man kaum richtig kategorisieren kann. Jedenfalls werfen die Stücke allesamt, auch nach mehrmaligem Hören, viele Fragezeichen auf. Hier und dort, wie etwa beim Song "Thorns", werden PRO - PAIN - artige Riffs mit etwas SLAYER vermischt, nur um dann bei "Victims" die typischen Shouts mit relaxten Parts zu vermischen und gegen Ende der Platte mechanische MINISTRY - Wiederholorgien zu starten. Dabei stehen die stets simplen, eingängigen, aber auf die gesamte Spielzeit auch sehr langweiligen Riffs im Vordergrund, die den wechselhaften, mal harten, mal melodischen Gesang untermalen. Die psychedelische Keule bleibt auch nicht außen vor und gelegentliche Ausflüge ins KORN - oder COAL CHAMBER - Repertoire werden dem Hörer nicht erspart. Oder kurz: man werfe einfach alles, was die "neurockige" Küche zu bieten hat, in einen Kochtopf, rühre 47 Minuten lang um und fertig ist diese Platte. Hier wäre weniger vermutlich viel mehr gewesen.
Brachial und auf die Zwölf eröffnet "Blowback" das neue Album. Moderner Thrash wird anfangs von wütenden Vocals niedergebrüllt... und dann zeigt Röder, dass mit ihm einer der verdammt noch mal vielseitigsten Sänger dieses Landes am Mirko steht. Von wahren Piss Off Orgien über cleane Parts, gefühlvollen Gesang und wütende Shouts schüttelt er die Vocals scheinbar mühelos aus dem Ärmel. Wer permanten Hass braucht ist hier Fehl am Platze. Auf "Decipher" deutete sich bereits an, dass KORODED abwechslungsreiche Songs schreiben können. "The Absurd Beauty Of Being Alone” führt dies jedoch noch weiter, die perfekte und druckvolle Produktion tut ihr übriges. Krachige Songs wie das schnell auf den Punkt kommende "Unbreakable" oder der Abschlusstrack "Crisis" sind flotte Groovemonster, letzterer mit Gastvocals von Kris (NEW NOISE CRISIS), die voll nach vorne gehen. Über die Instrumente muss nicht viel gesagt werden, jeder der Band beherrscht sein Handwerk. Bass und Drums geben abwechslungsreiche Rhythmen vor ohne gute Hörbarkeit und fetten Groove aus den Augen zu verlieren. Die Gitarren braten herrlich zwischen New Metal Anleihen, rockigem Flair und bretthartem (Neo) Thrash. Wahre Eigenständigkeit im Metalcore ist nicht sehr häufig zu treffen, KORODED haben sie jetzt und noch einiges mehr. Der in meinen Augen beste Track der EP, das Siebenminutenmonster "Infestatio" bringt alles auf den Punkt und wirkt trotz des schleppenden Tempos bedrohlicher als der ganze Rest zusammen, der durchdachten Songaufbau ist ein Lehrstück!
Image ist fast alles bei den Amichaoten SLIPKNOT. Oder war Image alles? Denn nicht nur die Masken wurden runderneuert, sondern fast noch augenscheinlicher ihre Musik. Selbstbewusst ist bereits der Opener "Prelude 3.0" ein Schlag ins Gesicht ihrer dumpfbackigen Maggots. Und diese werden sich wohl in zwei Lager spalten. Die einen, für die SLIPKNOT für hartes Geballer standen, für aggressive und anstrengende Musik, für vertrackte und extreme Sounds. Die können sich getrost anderen Bands zuwenden und brauchen wohl eine Ersatzdroge, denn "Vol.3: The Subliminal Verses" wird ihnen viel zu melodisch sein und bei weiten nicht mehr hart genug. Die andere Gruppe wird dann von denen gestellt, die zusammen mit der Band ihren Stil gewandelt haben. Ob man es gereift nennen mag bleib jedem selbst überlassen. STONE SOUR deuteten den Schritt im Nachhinein überdeutlich an. Denn auch wenn es bei "Vol.3: The Subliminal Verses" noch härteres auf die Birne gibt, haben die Maskenballfetischisten gelernt Songs zu schreiben und scheuen sich nicht, dies auch stolz zu zeigen. Gipfeln tut dies sicherlich in den Balladen "Circle" oder "Vermilion, Pt. 2", bei dem Corey herrlich singt als hätte er nie etwas anderes getan. In jeder Hinsicht bietet dieses Album mehr als seine Vorgänger, einzig die Oberflächliche Härte fehlt. Dafür sind Songs wie das komplexe und düstere "Vermilion", ihre originelle Singleauskopplung "Duality" oder "Nameless" mit einer supercoolen Melodie dermaßen abwechslungsreich, dass dies nicht nur aber ganz besonders für SLIPKNOT Verhältnisse eine kleine Revolution darstellt. Ob dieses sicherlich große Album aber auch unter anderen Vorzeichen (als "Iowa" und "Slipknot") dermaßen ungewöhnlich gewirkt hätte wage ich zu bezweifeln. Der Schritt zu deutlich originelleren Songs und deutlich besserem Songwriting hat sie aber gewiss vor Stagnation bewahrt. Daumen hoch und endlich ganz objektiv Ernst zu nehmen!
FLAW kennen jetzt hierzulande nicht wirklich viele. Und dabei sind die Zutaten doch so bewährt, vier schnuffige Jungs, eingängiger Rock, ziemlich modern und ziemlich emotional. Auf so was müssten doch zumindest die Mädels stehen. Genug Unrecht getan, denn "Endangered Species" kann zumindest über gewisse Strecken durchaus was reißen. Allen voran der hitverdächtige Opener "Medicate" oder das numetallische "You´ve Changed". Diese härteren Ausbrüche sind ihrerseits keine Offenbarungen wenn auch solide und moderne Rocker mit leichter Metalattitüde , das andere Ende markieren teils hyperkitschige Balladen wie "Wait For Me" . Eingängige Melodien gehören dazu, der Gesang ist herrlich schön wenngleich er durchaus kantiger sein könnte und Vokalist Volz manchmal doch sehr emotional ins Mirko säuselt. Halbballaden wie "World´s Divide" sind definitiv in, FLAW hätten aber vielleicht gut daran getan, nicht stets aufkommende Stimmungen beim folgenden Song ins Gegenteil wenden zu wollen. Ein zweischneidiges Schwert zwischen guten Songs und zu gewalttätigen Stilwechseln und bisweilen allzu leidender Trägheit auf der anderen Seite.
So ein Nagel ist derbe praktisch. Ein solider 65mm Stahlstift. Denn der liegt dieser CD bei, man kann ja nie wissen. Dieses ungarische Heimwerkerset ist nach EKTOMORF bereits die zweite spannende Veröffentlichung dieses Landes Anno 2004. Musikalisch gehen diese Jungs aber deutlich komplizierter ans Werk. Sperrige Gitarren, die fett aus den Boxen braten aber nur selten vorhersehbar sind. "Fishmachine" wartet mit einem schrägen Duett auf und lässt bereits den von Ihnen oft benutzen funkigen Bass durchschimmern. Die Superärsche setzen sich gezielt und gekonnt auf den Stuhl zwischen Hardcore, New Metal und verquerem Rock. "Bonestar" oder "Our Country" zeigen den guten Sänger der Band, viele verspielte Parts wie der Chorus von "Victory" machen dieses Album wirklich sehr unterhaltsam: Stilistisch SYSTEM OF A DOWN nicht ganz unähnlich, wenn auch weniger brachial und oft vielseitiger. "The Unbeatable Eleven" kann zwar vielleicht noch nicht mit einem komplett in sich schlüssigen Konzept aufwarten, auf der anderen Seite ist dies auch ein Reiz der CD. Mit Köpfchen gehört, macht es Spaß sich auf diese Art und Weise mal das Ohr durchpusten zu lassen!
ESCALATIONUNIT CHAOS ENGINE - das liegt im Wettbewerb um den längsten Bandnamen mal ganz weit vorn. Die Band scheint ein treues Following zu haben, die sich - wie auf der Homepage zu sehen - sogar Brandings mit dem Logo der Truppe verpassen lässt. Sick! Auf jeden Fall eine originelle Art, seiner Band die Treue zu beweisen. Weniger originell ist da die Mucke, um die es sich eigentlich dreht. CHAOS ENGINE klingen zu Beginn der Scheibe wie eine Sepultura zu "Chaos A.D."-Truppe, also gar nicht mal schlecht. Da wird ordentlich Dampf gemacht und ein schönes Thrash-Riff nach dem anderen rausgejagt, während der Sänger wie Max C. in seinen besten Tagen röhrt. Im weiteren Verlauf der Scheibe wird schnell deutlich, dass CHAOS ENGINE sich nicht um irgendwas scheren, sondern einfach nur brutalen Metal zocken. Da werden erwähnte Sepultura genommen, durch den Wolf gedreht und mit Slipknot, Soulfly, Machine Head, Pantera und Biohazard (der Gesang) vermischt. Raus kommt eine groovende Metalcore-Schose, die ziemlich gut knallt und mit einigen netten Parts aufwarten kann, Wut und Aggression brechen ziemlich oft Bahn ("The Worlds Last Days"). Insgesamt krankt die Scheibe aber am geringen Wiedererkennungswert der einzelnen Songs. Das ist so ähnlich wie bei Driller Killer. Ein, zwei Songs kann man sich gut geben, aber auf Dauer klingt alles zu gleich. So bleibt "The Worlds Last Days” eine nette Aggro-Scheibe, auf der CHAOS ENGINE schon ganz gute Ideen haben. Wenn sie die noch in eingängige Songs umsetzen, wird’s richtig klasse.