Der Franzosen Chef-Bäcker ist Stevee, einstmals aktiv bei den besten Thrashern des eckigen Landes im Westen, No Return. Die Basis für ZUUL FX bildet weiterhin Thrash Metal, allerdings machen’s uns die Franzacken ein bis zwei Grade moderner. Dass es dennoch nicht wie viele neuerer Bands zu diesem Metal-Core-Generve mit eingebauter Hüpfgarantie und Ruck-Unfreier-Zone mutiert, dafür sorgen die vielen anderen Einflüsse der Band. So verflechten sie durchaus auch industriellere Elemente, haben den Mut zu ruhigeren Phasen und grooven dabei ordentlich und haben eben einen Sänger. Also einen, der nicht nur bellt wie eine nervös gewordene Promenaden-Mischung und ebenso zuckt. Nein, einer der sich der alten Schule besinnt und zwischenzeitlich eben auch wieder erkennbar singt. Fear Factory kommen als Anhalt sicherlich in Frage. Neben altem und neuem Thrash und Industrial vernachlässigen ZUUL FX auch die gute, alte Metal-Bäckerei nicht. Was alles in allem (neben großen Sound) dazu führt, dass diese neue Scheiblette eben nicht so fad schmeckt wie ein französisches Weißbrot oder eben einer der acht Millionen pro Tag erscheinenden Metal-Core-Scheiben der unaufhörlichen neuen Thrash-Moderne … Gutes, fettes Debüt.
Schock-Rocker wollen sie sein, die Herrschaften aus der ersten Gesellschaft und vor allem ihr Anführer "The Lord" Matt Zane tut sich dabei besonders hervor, schließlich dreht und produziert er Pornos und macht tüchtig einen auf böse MaryManson…. Ui, böse wie Huibu, das Schlossgespenst, vor allem wenn er sich bei Songs wie "No Father2 anhört wie ein noch ältere Ozzy-Kopie als Mister Osbourne himself. Hier wir außerdem bei White Zombie oder Static X geklaut, die überall auftauchende Ministry-Quervergleiche sind eine Frechheit. Diese Hollywood-Clowns trommeln mit ihrem Image, was das Zeug hält, die Musik kommt aber überhaupt nicht mit. Diese New-Alternative-Gothic-was-weiß-ich-Mischung ist - wenn auvch professionell produziert - nichtssagend und langweilig. Eigentlich genau das Richtige, um bei MTV oder wie diese Heavy-Rotation-Verunreiniger jetzt heißen - voll durchzustarten. Drücken wir alle gemeinsam die Daumen, dass es nicht klappt.
Nach "Roots” kam "Against” beziehungsweise "Soulfly” - bei den größten SEPULTURA-Verehrern aus der ungarischen Puszta kommt nach "Destroy” eben "Instinct”. War das letzte Album "Destroy” von der Suche nach den musikalischen Wurzeln der Zigeuner Ungarns und den persönlichen Wurzeln der Brüder geprägt, klingt Sänger, Songwriter und Mastermind Zoltán auf dem aktuellen Album - voila - ausgerechnet nach Derrick Green. Natürlich hinkt der Vergleich, die Farkas-Brüder habe EKTOMORF nun auch nicht gespalten, aber es ist schon außerordentlich bemerkenswert, wie sie sich musikalisch entwickeln. Deutlich rauher als "Destroy" ist es geworden, deutlich zurück zum Thrash in vielem - auch das ist ja außerordentlich parallel bei den beiden Bands mit dem "S" am Anfang verlaufen. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, sei es also, dass auf der langen Zeit auf der Straße, bei der sich EKTOMORF im vergangenen Jahr fast den Arsch abgetourt haben, nicht genug Zeit blieb für ein "eigenständigeres" Songwriting, sei es, dass die Songs live am besten ankommen, die deutlich nach Sepu klingen oder sei es, dass sie ganz unbeirrbar als SEPULTURA-Klone weiterlaufen wollen - sie machen es stur und beileibe nicht schlecht.
DOG FASHION DISCO - das Quintett aus Washington D.C. hat mit ihrer innovativen Mischung unterschiedlichster Stile von Nu-Metal, Thrash, Metalcore bis Punk und progressiven Rocktönen mit Siebziger Flair, einschließlich einem Einschlag Jazz und Kirmessound (die Keyboards erinnern mich zum Teil doch tatsächlich an den guten alten Zirkus) bereits für gehörig Furore gesorgt. Dementsprechend fanden ihre ersten beiden Scheiben "Anarchists Of Good Taste" (2001) und "Committed To A Bright Future" (2003) bei Presse und Fans gehörig Anklang - an dem Underdogdasein hat dies aber kaum was geändert. Das neue Album "The City Is Alive Tonight" kommt als Livescheibe mit 16 Titeln daher, welche nicht nur das Können von DOG FASHION DISCO zeigt, sondern die Band als echten Livehammer präsentiert. Die ausgezeichnete Qualität des Mitschnittes lässt vor allem auch Todd Smiths variablen Gesang verdammt gut zur Geltung kommen. Aufgenommen in einem Club in Baltimore kommen abwechslungsreiche Tracks wie "Raptist Eyes", "Love Song For A Witch" (geiles Keyboard) und "Vertigo Motel” (samt Saxophon) als starke Liveteile daher. Man höre sich auch nur mal an welchen Song die Jungs zum Ende von "Pink Riots" gekonnt verwursteln (Van Halens "Panama") und die DOG FASHION DISCO-Version von Nirvanas "Breed" (samt kultiger Ansage). Wer sich’s immer noch nicht vorstellen kann - eine explosive, melodisch harte Melange von System Of A Down, Korn, Tool und Faith No More über Zappa und mit Radiohead-Einflüssen - besser? Definitiv nichts für "Normalos" - den DOG FASHION DISCO haben nun mal ihre ganz eigene Soundsphäre erschaffen, zu der nicht jeder Zugang finden wird. Fans außergewöhnlicher Klänge hören sich das mal am Besten an - und lassen es auf sich wirken. Als Bonus gibt es dann noch eine DVD "DFD Day - Spend A Day in The Life Of Dog Fashion Disco", mit 95 Minuten Spielzeit (andere Setlist als die CD, Soundcheck, Blick Backstage und einiges an Statements von Bandmitglieder und Fans). Dazu noch ein paar Trailers und "Deleted Scenes" - an der Ausstattung und Aufmachung gibt es also auch nichts zu meckern.
Ich hatte mich ja schon fast damit abgefunden, dass der New Metal weitestgehend ausgestorben ist - weichgespült oder von der Bildfläche verschwunden. Aber AMERICAN HEADCHARGE sind noch da. Beim Einstieg in das Album fragt man sich noch, warum. Frontpsycho, verbreakten Slap-Bass und technoides Schlagzeug, dazu "KORN’sche" Gitarren - umgerührt, fertig - bäh, nein danke. Zu sehr hört man die ersten beiden Songs lang die mehr als deutlichen Vorbilder heraus, dazu noch zu viel STATIC X und eine Prise DEFTONES. Wenn AMERICAN HEAD CHARGE sich nicht im Verlauf der Platte als veritable Songwriter herausstellen würden, bräuchte man "The Feeding" nicht. Tun sie aber: "Dirty" ist ein Tanzflächenfeger, der garantiert auf den nächsten Hörsturz-Sampler drauf gehört, "Walk Away" ist ein Ohrwurm mit Hookline, bei der Sänger Martin Cook endlich zeigt, dass er nicht nur schreien kann. Weitere Anspieltipps: "Ridicule" und "Take What I´ve Taken".
Schon mit ihrem ersten Demo "Square One” konnten mit MINORA überzeugen und meine Abneigung gegen New Metal überwinden. Damals wünschte ich mir als nächstes einen Longplayer der Schweden, aber das hat leider nicht geklappt. Auch "Wicked Scenes From A Memory" kommt nur als EP daher, was angesichts der Güte der dargebotenen Musik richtig schmerzlich ist. Im Vergleich zum Vorgänger haben MINORA noch einen Zacken Härte zugelegt, ohne dabei die Emotionalität ihrer Musik zu schmälern. Die Parallelen zu KORN und SOULFLY ("Year Of Hate") sind immer noch stark in der Musik zu finden, aber gleichzeitig machen sich MINORA auf, ihre eigene Identität aufzubauen. Das gelingt ihnen zum einen mit Hilfe der durchweg hochklassigen Songs und zum anderen durch Sänger Tommie, der sich zu einem genialen Sänger entwickelt hat und der Musik die Emotion einhaucht, die große Bands ausmacht. In den eingängigen Parts singt er wahrlich herzzerreißend mit klarer Stimme (erinnert mich sogar ein wenig an Ville Valo, ohne dessen schwulstigen Touch), ist aber auch in den Aggro-Parts ein echter Könner. So einen Mann braucht eine Band am Mikro, das ist schon die halbe Miete. Ein guter Sänger nützt aber nix ohne gute Songs - und siehe da, auch in diesem Feld können MINORA punkten. Die fünf Stücke sind mitreißend-eingängig, melodisch wie aggressiv und bedienen sich schamlos aus dem Fundus des New Metal, ohne dabei zu einer bloßen Kopie zu verkommen. "Wicked Scenes From A Memory" ist großer moderner Metal, ganz einfach! MINORA sind für mich eine der größten Hoffnungen des New Metals und werden hoffentlich bald die Aufmerksamkeit bekommen, die ihnen nach diesem Knaller zusteht. Würde ich EPs einen Tipp geben, wäre das hier einer.
Auf dieser Mini-CD befinden sich vier Stücke, drei davon heißen "Maximum Pleasure" - in dessen Genuss ich definitiv nicht komme, weil ich von Radio-Edits und "Dream-On-Acoustix-Mixes" nicht viel halte. Die Jungs machen Nu-Metal mit Rap-Einschlag, beides gefällt mir eher kaum, in der Zusammensetzung schon mal gar nicht. Was man der Kapelle allerdings lassen muss: Sie wirken sehr professionell, machen enormen Druck in Sachen Sound und scheinen live auch ganz gern mal die Sau rauzulassen. Zusätzlich zum knappen Audio-Material gibt es auch noch Anschauungsunterricht. Drei Videos befinden sich neben ordentlich Info-Material auf dieser "Enhanced CD". "Imposter" hört sich stark nach "Erster Allgemeiner Verunsicherung" auf englisch mit mehr Strom-Gitarre an. "Maximum Pleasure" gibt’s live in der Jägermeister-Liga mit einer drallen gelb-"angezogenen" und zwei Sängern, mit ersterer komme ich prima zurecht, mit den letzteren beiden weniger... Die "Queen Of Mars" gesellt sich anschließend dazu, ebenfalls live, nur klingt der Sound nicht lebendig, dafür fett. Die Jungs haben das, was sie machen, drauf und auch ihre Songs scheinen gegenüber früheren Outputs homogener geworden zu sein. Für tolerantere Menschen als mich mag diese Scheibe sich lohnen.
Maximum Pleasure
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:4 plus 3 Videos und Info Länge:15:52 () Label: Vertrieb:
So ganz neu im Geschäft sind ANGER nicht, auch das portugiesische Hoheitsgebiet haben die Jungs scheinbar schon mehrfach tourenderweise verlassen. Mir bis dato völlig unbekannt haben ANGER nun mit "The Bliss" die Fühler wahrlich in viele Richtungen ausgestreckt. Es wirkt beinahe als habe man den groben Wirkungsbereich im Nu Metal abgesteckt und teste nun mit Versuchen in mehreren Spielarten wie die Musik funktioniert. Dank tendenziell hoher Melodieverliebtheit und druckvoller Produktion ist eine recht hohe Massentauglichkeit für diese Versuche gegeben. "Feel My Anger" als zackiger Opener läuft deutlich rockiger vom Stapel als das folgende "Another Game", dass mit fast schon langweiliger Träge im Chorus bei hämischer Betrachtung eine Halbballade mimt. Während die Nu Rock Ausflüge hier generell zumindest in meinen Augen nicht ganz funktionieren wollen, haben sie bei "Iced" durchaus von Linkin Park gelernt und eine pfiffige Gitarre mit melodischem Chorus kombiniert, bei "Nemesys" klingen ANGER fast experimentell und ziemlich harsch. ANGER beherrschen das Spiel aus aggro und kuschlig, eiern manchmal leider aber auch zwischen Scratchen, Elektronik und Standardsounds in einem Fahrwasser dessen Ziel sich mir nicht erschließen will. Abwechslungsreich ist "The Bliss" also geworden, durchweg gut hörbar sowieso, grade der Chorus vieler Songs punktet gnadenlos dank toller Melodien. Einzigartig sind ANGER aber sicher nicht und das gesamte Album ist für meine Ohren auch noch zu wenig eindeutig mit dieser Band zu assoziieren. Der Weg stimmt aber definitiv!
SHAPESHIFT aus dem süddeutschen Raum treten mit ihrem Demo "Confusedated" den Versuch an, die mittlerweile leicht ausgetretenen Pfade des Groove Metal zu bereichern. Und das gelingt ihnen nicht sonderlich gut, ehrlich gesagt. Obwohl die Produktion für ein Demo sehr kraftvoll geraten ist, erinnert sie mich, nicht zuletzt aufgrund des polternden Drum - Sounds (Snare - Teppich weg?) und der ultratief gestimmten Klampfen penetrant an "St. Ärger". Das wäre aber nur das kleinere Übel, wären die Songs aussagekräftiger. Die fast ausschließlich in groovigem, riffigem Midtempo heruntergebretterten Kompositionen sind zwar handwerklich solide umgesetzt, lassen aber viel Dynamik und Power vermissen und ein echtes Highlight sucht man leider vergebens. Nach dem Anhören der Platte versucht man sich krampfhaft an die Songs zu erinnern, aber es will einfach nichts hängen bleiben (am Stärksten bleibt noch der Refrain von "Perfect Life?" im Gedächtnis). Ich will hier mit Sicherheit nicht versuchen, die großen Bemühungen einer Band ohne Deal herunterzuspielen und glaube den Jungs auch, dass sie viel Arbeit in "Confusedated" investiert haben. Aber mit den ganzen "Nu Rockern" ist es wie mit den großen Armeen der "Trallala - True Metaller" - man hat alles, was sie machen, schon einmal gehört und das meistens in viel besserer Form. Trotzdem: wer gerne groovt, darf sich auf der Homepage der Band einen kurzen Höreindruck gönnen und die CD gegebenenfalls für sechs europäische Währungseinheiten erwerben.
Schon beim Opener "Focus" zeigen die Nu-Metaller von CROSSCUT was ihnen besonders gut liegt - der Wechsel zwischen melodischen, eingängigen Parts, welche durchaus nicht immer ruhig sind ("Point Of Virus" - einfach mal reinhören) und harten Gitarrenattacken vermischt mit einem ebenso brutalem Shouting. Mit "Parade Of Clones" haben CROSSCUT als Song Nummer drei (wo auch sonst) ihre Single am Start, welche auch schon vordere Platzierungen in den DAT-Charts einheimste. "Parade Of Clones" überzeugt dabei als rhythmischer Tanzflächentrack vor allem durch sein abwechslungsreiches Songwriting und einer gekonnt umgesetzten laut/leise - weich/hart Dynamik und Gesangsparts welche auch einer US-Combo gut zu Gesicht stehen würde. Was CROSSCUT aber von den amerikanischen Kollegen, welche die Hitparaden jenseits des Atlantik bevölkern unterscheidet, ist ihre konsequente Härte die deutlich im metallischem und thrashigem Bereich ihren Ursprung hat - nicht ganz zu Unrecht nennen die Jungs ihren Stil New-Metal-Core ("Burn down Las Vegas"). Chartkompatibel sieht immer noch anders auch - da ändert auch zum Beispiel der gelungene Einsatz weiblicher Gesangparts bei "End Of Spiral" und "Siren" nichts (vor allem letztgenannter Song ist zwar etwas einfacher aufgebaut - gehört aber zu meinen Faves). Und das ist gut so; denn der aggressive Anzug steht dem Ruhrpott-Quartett echt gut (der DJ als Bandmitglied Nr. 5 hat mittlerweile das Handtuch geschmissen). CROSSCUT erfinden das Nu-Metal-Rad natürlich nicht neu, aber mehr als ein Achtungserfolg sollte mit "Director’s Cut" diesmal schon drinnen sein - selbst in einer abflauenden Nu-Metal-Welle.