Review:

Benthos

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Sängerin Brigitte Roka gebührt nicht nur für ihre temperamentvolle Darbietung auf dem Debüt "Benthos" Applaus, nein, sondern auch für das wunderbare, von ihr im Comicstil gezeichnete Artwork.

ABOLETH heißt die Band, deren Sängerin sie ist. Komplettiert wird das Trio von Collyn McCoy am Bass/Guitar und Boll3t an den Drums. Sowohl stimmlich als auch optisch kann man der Frontfrau eine gewisse Ähnlichkeit zu JANIS JOPLIN nicht absprechen. Die Kalifornier bieten quasi eine wuchtig-doomige Heavy-Version dessen an, was Janis einst in den 70ern geboten hat. Die zweite Seite/Hälfte des Albums ("Sharktown Blues", "Ode To Plastic") nimmt gegenüber der ersten Tempo raus und fröhnt so mehr und stimmiger den soulig-bluesigen Vibes der Flower Power-Ikone. Gerade im atmosphärischen, mal spährlich instrumentierten (z.B. Slide-Gitarre), dann wuchtig ergänzenden Songaufbau liegen ganz klar die Stärken der Band. Ausbaufähig wäre dagegen zu Beginn das Songwriting, zeigt dies doch auf Seite eins Längen und könnte hier und da zwingender und abwechslungsreicher sein. Auf der Habenseite stehen eine sehr starke und kraftstotzende Perfomance der Sängerin, eine handwerklich makellos und druckvoll agierende Band sowie nahezu die gesamte zweite Seite der Platte. Hier wäre neben den oben bereits genannten Songs noch das stimmungsvolle, blusige und großartige "The Devil" zu erwähnen.

Uns liegt dieses Album in sauber verarbeitetem schwarzen Vinyl vor, mit kräftigem, transparenten Klang in schön gestalteter Gatefold-Verpackung. Das Album ist außerdem erhältlich als Vinyl - wunderbar passend zum Artwork white/green marbled - und natürlich auch als CD.

 

 

Benthos


Cover - Benthos Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 40:43 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Phoenix

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Ja ich weiß, wirklich aktuell ist diese Review nicht, ist das Album "Phönix" von ENEMY INSIDE doch schon seit Ende September 2018 auf dem Markt. Da die Band aber aus meinem Kiez (Aschaffenburg) stammt, möchte ich das Album nicht unkommentiert an unseren Lesern vorbeiziehen lassen. Kern der fünfköpfigen Band ist das Duo Evan K. (Gitarrist/Produzent) und Nastassja Giulia (Sängerin), die alle Songs gemeinsam geschrieben haben. Evan K. ist der ehemalige CYPERCORE, jetzige MYSTIC PROPHECY Sechsaiter und Urheber des äußerst gelungenen Solowerks "Blue Lightning", das hier (Metalinside) ebenfalls rezensiert wurde.
 
Nicht nur das geschlechtlich gemischte Doppel erinnert an die Anfangstage von Ben Moody und Amy Lee, sprich EVANESCENCE, nein auch die Musik kann man eindeutig in dieser Richtung verorten. Symphonischer, leicht pathetischer Metal, teilweise im New Metal Sound-Gewand, ohne Orchester-Balast und Klassik-Gedöns, mit harten, zackigen Kanten. Sängerin Nastassja erinnert sowohl in Stil als auch in der Art der Melodieführung eindeutig an Amy Lee, überzeugt mit starker Performance und dürfte sich auch optisch als Glücksgriff für ENEMY INSIDE herausstellen. Die Produktion wie auch das filigrane, schnelle Spiel von Evan K. sind beeindruckend und hervorragend. Einziges kleines Manko ist im Vergleich zu den alten EVANESCENCE, dass die Güte des Songwritings eines Ben Moody bislang noch nicht in Gänze erreicht wurde. Aber ich sehe ENEMY INSIDE absolut auf Augenhöhe mit der neuen Band von Amy Lee und habe die Hoffnung, dass hier noch einiges zu erwarten ist. Ich werde Euch auf jeden Fall weiter über ENEMY INSIDE auf dem laufenden halten. Starkes Debüt!
 

Phoenix


Cover - Phoenix Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 50:1 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Factory Of Art

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Interview

Kurz zu eurer Bandhistorie: Wo kommt ihr denn eigentlich alle so her, ein paar Worte zur Entstehung der Band, wie lange gibt es die Band schon

Factory Of Art ist eine Leipziger Band, die seit 1990 existiert. Gegründet wurde sie einst als rein instrumentales Art-Rock-Projekt. In der heutigen Besetzung sind wir seit Anfang 1998 unterwegs. Die Musiker stammen, wenn nicht aus Leipzig, aus so bedeutenden Orten wie Riesa, Gatersleben, Taucha, Schkeuditz und Dresden.

Eventuelle frühere musikalische Tätigkeiten oder Sideprojekte der einzelnen Mitglieder interessieren uns natürlich auch"!"

Da kommt eine Menge zusammen, wenn man sich das mal so überlegt, vollständig dürfte die folgende Auflistung nicht sein, würde wohl auch zu weit führen: Petri war vor seinem Einstieg bei uns Sänger von CASTEWAY, einer Leipziger ProgMetal-Kapelle, Joe zerrte bei DR. ROCK, einer Metal Band der DDR, die Saiten, allerdings nur bis zur Wende und macht ansonsten mit mehreren Projekten Musik. Flecke und Ralle sind mit FOUR ROSES (CoverRockBand mit leicht metallischem Ansatz) unterwegs. Ekky macht "nebenbei" UFERLOS (deutschsprachiger Rock), LEGLERMEISTER (Jazz), EKKY MEISTER TRIO (COVERBAND) und ist beim Kabarett ACADEMIXER aktiv. Ron war früher Leadgitarrist von IRON. Und Ralle hat alles Mögliche gemacht: HardRock mit SPECIAL BLEND (später SKILLFULLY BLENDED) und BluesRock mit HANF. Auch Punk war ganz am Anfang schon sein Domizil (KIRCHENDIEBE), Top40 und Brit Pop (DEAD DAYS) und und und ... Und da gibt es noch die Leipziger MetalCombo GRAIN OF SAND, wo Petri und Ron dazugehören und auch Ralle schon aktiv war.

Was macht ihr denn alle so jobmäßig, denn von der Musik allein könnt ihr ja (noch) nicht leben?

Wenn man die Frage wörtlich nimmt, trifft die Aussage auf vier von uns nicht zu: Flecke, Ralle und Joe machen u.a. Kneipenmugge, spielen bei Dorffesten, Bikertreffen ... Ekky lebt von verschiedenen musikalischen Projekten, Gelegenheitsjobs und Unterricht. Petri malocht auf dem Bau und Ron ist Bauingenieur.

Stichpunkt kommerzieller Erfolg: Wie sind denn aktuell die verkaufsmäßigen Ergebnisse der CD bisher (Zahlen?!) und wie sind so die "Erfahrungen" mit dem Musikbusiness (Promotion usw.)?

Über Zahlen sprechen wir nicht. Die Millionengrenze haben wir jedenfalls noch nicht erreicht ... "Kommerzieller Erfolg" ist nicht wirklich ein Stichpunkt, der uns direkt betrifft. Wir legen es auch gar nicht unbedingt darauf an. Klar, niemand wehrt sich gegen verkaufte CD´s, auch wir nicht. Doch ist "Erfolg" immer auch Auslegungssache. Für uns ist jeder zufriedene Fan, jedes gute Konzert auch ein Erfolg.
Was den zweiten Teil der Frage betrifft: Wo fängt man da an und wo hört man auf? Das Business gehört halt dazu und man macht mal gute, mal schlechte Erfahrungen damit. Das hält sich bei uns etwa die Waage. Unser Label hat sich schon im Rahmen seiner Möglichkeiten um Promotion gekümmert, aber wir sehen momentan auch, daß man damit allein wenig reißt.

Wie würdet ihr euch selbst musikalisch (Stilbeschreibung) einordnen und welche Ziele musikalischer ART habt ihr euch für die Zukunft gesetzt?

Wir ordnen uns gar nicht ein. Das überlassen wir dem Hörer und dem Kritiker. Warum sollen wir von vornherein Türen zuschlagen? Wenn ein Black Metal Fan FOA gut findet, ist das z.B. auch in Ordnung. Oft nennen wir unseren Stil ProgPowerMetal, weil sich unserer Meinung nach die drei Wortteile in unserer Musik wiederfinden, wobei wir den Begriff auch als möglichst offenen Rahmen für verschiedenste Ideen verstehen. Die Factory Of Art-Musik stellt in erster Linie die Essenz aus den verschiedenen Backgrounds der Musiker dar. Unser Ziel ist es, unser eigenes Profil weiter zu verfeinern und um neue Elemente zu erweitern.

Wie seid ihr denn auf das, meiner Meinung nicht so tolle Coverartwork, gekommen und was soll es eigentlich "ausdrücken"?

Jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung, aber wir glauben, du hast dich mit dem Cover gar nicht beschäftigt. Beide Teile der Frage weisen darauf hin. Das Cover steht in direktem Zusammenhang zur Musik und zum Konzept. Die Idee ist von Petri, das Bild ist mit dem Konzept vor seinem geistigen Auge gewachsen. Es symbolisiert den Kampf gegen die Verführung, der unser Konzept-Held zunächst unterliegt, bevor er sie auslöscht. Man kann das Thema des Albums schon am Cover erkennen, wenn man sich ein wenig Mühe gibt. Immerhin ist der Apfel das Symbol für Verführung schlechthin, und der Titel der Platte ist "The Tempter"! Du bist übrigens nicht der einzige, der das Cover "nicht so toll" findet. Aber wir sind überzeugt davon, daß das vor allem daran liegt, daß es den Erwartungen nicht entspricht. Wir wollten kein Klischee drauf haben sondern etwas natürliches mit viel Interpretationskraft. Und selbst wenn wir mit den heutigen Erfahrungen und Meinungen die Wahl noch einmal hätten: Wir würden es genauso machen.
Das Foto selbst ist übrigens alles andere als einfach zu realisieren gewesen, doch dergleichen wird heutzutage kaum noch wahrgenommen.

Die bisherige Reaktionen auf das "The Tempter"-Album waren ...?

Größtenteils gut bis sehr gut. Der HAMMER hat uns etwas abkacken lassen, aber das kann man durchaus auch als Kompliment sehen. Wichtig ist vor allem, daß unsere Fans das Album sehr positiv aufgenommen haben.

Hat euch das überrascht oder habt ihr ein bisschen damit gerechnet?

Man weiß es nie vorher, egal wie toll man es selbst findet. Überrascht hat uns zum Beispiel eine Lobeshymne im LEGACY. Ärgerlich ist, daß so mancher partout nur eine ganz bestimmte Art von Stimme für solche Musik akzeptiert.

Einer meiner ganz persönlichen Favoriten ist "Story of Pain" - wie ist der Song entstanden?

Joe war bei Ronald zu Besuch und hat etwas sehr schweres auf den Fuß bekommen. Der Song beschreibt seine Gefühle dabei ... Aber im Ernst: "Story" war der erste Track, an dem gearbeitet wurde nachdem die "alte" Besetzung auseinandergebrochen war. Idee kam zu Idee, wie das immer ist. Und er bekam im Laufe der Zeit von den "neuen" viele Nuancen mit. "Story Of Pain" könnte man als Brücke der alten zur neuen Band bezeichnen. Vor allem live ist er auch eine Herausforderung, da sich fast alle Instrumentalisten auch gesanglich einbringen müssen.

Textlich scheinen mir besonders die beiden "The Healing Parts" sehr interessant zu sein, um was geht es da konkret?

Hier wird im einzelnen die Genesung von Joe´s Fuß beschrieben ... hahaha! Nee, wie der Titel schon sagt, geht es um die Heilung unseres Protagonisten. Im ersten Teil handelt es sich eher um die physische mit einer Medizin, die jeglichen Schmerz abtötet und in Teil Zwei geht es um die mentale Gesundung unseres Helden Adam E. Villain, die er durch die Liebe zu einer Frau findet. Bei "Healing Part 1" hält sich Adam durch die plötzliche Wunderheilung für unbesiegbar, während er in "Healing Part 2" eher nachdenklicher und sensibler auf die Heilung reagiert. Er hat sich halt verliebt. Daher auch die balladeske Umsetzung des Themas.

Wie seid ihr eigentlich entdeckt worden und dann zu dem Plattendeal gekommen?

Entdeckt wurden wir überhaupt nicht. Noch nie. Auch nicht bei unserem ersten Deal mit AFM. Wir haben stets die Kleckertour gemacht und am Weiterkommen gearbeitet. Wir haben uns so viel und umfassend wie möglich verabreicht und hörbar gemacht. CCP hat unsere Bewerbung angesprochen und so kamen wir ins Geschäft.

Erzählt uns doch ein bisschen vom Songwritingprozess bei euch wie das abläuft, wo ihr das Album eingespielt habt und wer es produziert hat?

Es gibt keine Schablone für´s Songwriting. Meistens hat einer eine Idee und arbeitet sie so weit es geht aus. Dann wird sie in die Diskussion gestellt und jeder trägt sein Scherflein bei bis am Ende ein neuer FOA-Song das Licht der Welt erblickt. "The Tempter" wurde im Leipziger CWS Records eingespielt. Produziert haben wir selbst mit der fachkundigen und unersetzbaren Unterstützung der Studio-Crew Henry und Ronny Weihrauch.

Seid ihr im Nachhinein gesehen eher zufrieden mit der CD oder würdet ihr jetzt etwas anders machen?

Im Mix gibt es immer etwas zu verbessern, manchmal sind Gitarren nicht präsent genug, mancher Keyboardsound könnte verbessert werden, die Drums könnten etwas weniger nach Studio klingen ... aber das ist müßig. "The Tempter" war das Beste, was wir in der Situation machen konnten und wir sind sehr zufrieden damit.

Könnt ihr uns bitte kurz schildern um was es inhaltlich bei eurem aktuellen "Konzeptalbum" geht und was euch dabei besonders inspiriert hat?

Wir wollen da gar nicht so weit ausgreifen. Das Hauptmerkmal der Story ist ihre Interpretierbarkeit, die jeder für sich selbst finden muß und kann. Auch die Inspirationen sind vielfältiger Natur. Man kann alles auf tatsächliche Geschehnisse anwenden und sich seinen Reim drauf machen. Die komplette Story ist im übrigen auf unserer Homepage www.factoryofart.de nachzulesen. Sie spricht für sich selbst. Physische und psychische Gewalt spielen darin die Hauptrolle und die Verlogenheit und paradoxe Funktionsweise unserer Gesellschaft. Es geht nicht darum, mit dem Finger auf etwas zu zeigen und den Leuten unsere Meinung anzudrehen. Es geht vielmehr um reelle Darstellung von Ereignissen, die so hätten passieren können (oder es sogar gerade eben tun ...), um zum Nachdenken anzuregen und dennoch zu unterhalten. Ein Kollege von dir hat es so formuliert: "Irgendwie sucht doch jeder von uns seinen Tempter..." Das trifft es wohl am besten.

Was hört ihr denn selbst gerade für aktuelle Musik?

Alles mögliche, quer durch den Gemüsegarten, wie man so schön sagt. Genannt seien DREAM THEATER, MADDER MORTEM, DEVIN TOWNSEND, NIGHTWISH, KILLSWITCH ENGAGE, PAIN OF SALVATION, ARK, ICED EARTH, SYSTEM OF A DOWN, FARMER BOYS, PANTERA, ZAKK WYLDE, SOILWORK, SICK SPEED, STUCK MOJO ...

Nennt uns doch bitte ein paar Bands die "Vorbilder" für euch sind/waren und/oder die ihr sonst noch gerne anhört und warum findet ihr die so gut?

Vorbilder im Wortsinne gibt es für uns nicht. Wir eifern niemandem nach, sondern suchen unseren eigenen Weg. Aber natürlich sind wir alle auch Fans, unter anderem von: DREAM THEATER, NEVERMORE, SOILWORK, QUEENSRŸCHE, AC/DC, PINK FLOYD ...

Auf welchem Konzert/Festival , auf dem ihr nicht selbst gespielt habt ,wart ihr denn zuletzt?

Fuck The Flut, Alice Cooper, Richie Beirach Trio, Ulla Meinecke, Soulfly

Ist demnächst auch eine weitere Tour oder Konzerte eventuell als "Vorgruppe" geplant, wann kommt denn voraussichtlich das nächste Album raus?

Eine geplante Support-Tour ist gerade geplatzt, wir bleiben aber am Ball, denn wir möchten sehr gerne touren. Mit dem nächsten Album solltest du nicht vor Ende des Jahres rechnen. Wir arbeiten im Moment daran und hoffen, daß wir bis dahin zu Potte gekommen sind. Aber wir legen uns nicht fest. Beim "Tempter" haben wir dergleichen drei Jahre lang erzählt ...

Habt ihr schon neues Material für eine CD, falls ja wird es Unterschiede zum aktuellen Werk geben?

Beide Male: Ja. Verraten wird aber noch nichts. Wir wollen ja nicht deinem nächsten Interview vorgreifen ...

Was haltet ihr vom Internet als Medium so generell, wie ist eure Meinung zum Statement "Copy kills music" d.h. das Songrunterladen aus dem NET bzw. das grundsätzliche viele Privatkopieren von CD´s?

Das Internet ist eine tolle Plattform, um viele Menschen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen, von denen man früher noch nicht mal träumen konnte. Durch das Internet wissen wir, daß wir einen Menge Freunde weltweit haben und können direkt mit ihnen kommunizieren. Auch du wärst uns ohne www kaum jemals begegnet, nicht wahr? "Copy kills Music" halten wir für nichts als eine Floskel. Kopiert wurde schon immer. Bootlegger waren ebenfalls schon immer ein Problem. Zugenommen hat es zweifellos durch das Internet, aber man sollte das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Wenn beispielsweise unser aktuelles Album bei hier nicht weiter genannten Händlern für Euro 19,99 angeboten wird, wundert es uns jedenfalls nicht, daß der Kunde lieber brennt ... Downloaden und Brennen sind die Folgen, nicht die Ursachen der Misere.

Wart ihr schon bei uns auf der Page www.metal-inside.de - was haltet ihr davon? Habt ihr eventuell Verbesserungsvorschläge?

Natürlich waren wir schon da! Es gab schon für die "Story Of Pain" EP bei euch Review und Interview. Das Mag ist zweifellos mit viel Liebe und Einsatz gemacht, da gibt´s gar kein Vertun. Ein echtes Fanzine eben, wie es der Underground auch braucht. Das "Wort zum Sonntag" macht bei uns sehr oft die Runde. Verbesserungsvorschläge? Mehr Factory Of Art in Zukunft bitte!

Seid ihr politisch interessiert und falls ja, was gefällt euch derzeit überhaupt nicht, was da alles aus Berlin kommt?

Wir sind politisch interessiert aber wir sind eine Band. Die Frage führt uns etwas zu weit, kann aber durchaus auch durch einen Blick in das "Tempter"-Konzept aufgehellt werden. Es gibt vieles, was uns nicht gefällt, bspw. daß nichts vorangeht, weil immer wieder Lobbyinteressen dagegen stehen. Doch wir sind zu sechst und jeder hat seine eigene Meinung zu den Themen, weshalb wir das hier nicht weiter ausbauen wollen.

Was sagt ihr zu dem amerikanischen Bemühen einen Krieg gegen den Irak zu führen?

Krieg ist IMMER Scheiße. Was soll man sonst dazu sagen? Gewalt führt stets zu Gegengewalt und das geht nun schon seit Ewigkeiten so. Wäre langsam mal an der Zeit, daß die Menschheit nach anderen Lösungen sucht und sie findet.

Ist es in euren Augen gerechtfertigt?

Nein.

Was habt ihr euch denn so für 2003 im Besonderen so alles vorgenommen?

Neues Album schreiben und produzieren und viele schöne Gigs spielen. Aber gerade letzteres ist eher Wunsch als Vorhaben.

Und persönlich?

o So glücklich bleiben wie momentan. (Petri)

o Meinen Führerschein noch mal machen. (Flecke)

o Niemals die Lust an "Musik und Frauen" verlieren. (Joe)

o Menschen bleiben wie bisher. Nette. (Ekky)

o Mindestens ein X vor dem L eliminieren. (Ron)

o Meine Sache! (Ralle)

 



Interview:

HEVIUS

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Interview

Stellt euch kurz vor: Was ist das Besondere an eurer seit 2001 andauernden Bandgeschichte? Es gibt euch schon sehr lange, aber ihr habt „nur“ zwei Platten herausgebracht.  Warum dauert das alles so lange? ;-)

HEVIUS?  Die Geschichte ist lang, aber ich will sie kurz machen. Wir hatten nach dem ersten Album eine etwas komplizierte Zeit, weil wir die Besetzung gewechselt haben, auch ein paar Zweifel, aber wir sind stärker zurückgekommen. Wir mussten dann die Kompositionen überarbeiten, damit sie für alle passen, das hat viel Zeit in Anspruch genommen. Außerdem sind wir eher die Typen, die sich nicht stressen lassen. Wir ziehen es vor, die Dinge gut zu machen, auch wenn es länger dauert, das ist unsere Arbeitsweise.

In Vouziers spielten Drummer Alexandre Ferrier (seit 2001 dabei), Frontmann Julien Ferrier (Gitarren, Gesang) ebenfalls seit 2001an Bord. Neuere Mitglieder sind seit 2010 Gitarrist Olivier Louis-Servais Gitarren und Keyboarder Florian „Flo“ Altairac, 2012 gesellte sich Basser Ugo Verzeletti Bass dazu. Und? Geile Typen, oder?

Die Brüder Alexandre und Julien sind die historischen Mitglieder der Band und von Anfang an dabei. Sie sind stark vom melodischen Power Metal der 2000er Jahre beeinflusst und sind die „Tempo-180“-Bürgen der Band! Flo, der Keyboarder, sorgt mit seinen Prog-Einflüssen für eine große Vielfalt an Klängen und Stimmungen, während Olivier uns daran erinnert, dass es wichtig ist, mit seinen sehr direkten und druckvollen Riffs direkt zum Punkt zu kommen. Und Ugo ist der Letzte;-).

Und was machen HEVIUS nun für Musik?

Wir entwickeln einen Stil, der auf den ersten Blick von vielen verschiedenen Dingen beeinflusst ist, Power, Heavy, manchmal auch ein bisschen Prog, aber ich denke, es ist nicht einfach, viele Bands zu finden, mit denen wir uns musikalisch vergleichen sollten und können. Der Gesang auf Französisch bringt auch einen Hauch von Originalität mit sich, da dies selbst in Frankreich nicht üblich ist. Wir versuchen immer, in den Stücken große Riffs mit komplexeren Stimmungen zu kombinieren. Ich denke, dass diese Mischung unseren Stil ausmacht. Oder, ganz einfach: Wir sind eine Heavy-Band.

Eure beiden Platten Derrière La Lumière...“ und „Millénaire“ haben zwar einige identische Songs. aber es gibt eine deutliche Entwicklung. Oder?

Wir haben „Nous Sommes Des Rois“ auf beide Alben gepackt, weil es der Song ist, den wir am meisten spielen, den man am meisten von uns verlangt, aber nicht alle von uns waren dabei, als er für das erste Album aufgenommen wurde, also schien es uns natürlich, ihn neu einzuspielen. Die beiden Alben sind ziemlich unterschiedlich, das erste ist viel mehr Power Metal als das zweite. Power Metal ist immer noch da, aber es ist mit Heavy angereichert, eine Kombination, die wir lieben!

In Vouziers war ich wirklich überrascht von Ihrem guten Auftritt, der auch Spaß gemacht hat. Übt ihr die synchrone Gitarrenshow à la Judas Priest;-)?

Bedeutet das, dass du einen schlechten Auftritt von uns erwartet hast ;-)? Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir in Vouziers gemacht haben, es war ein toller Saal, mit tollen Leuten, einem Publikum, das schon zu Beginn des Festivals zahlreich anwesend war. Es ist nie einfach, ein Festival zu eröffnen, aber wenn viele Leute da sind, hilft das sehr! Es hat uns wirklich Spaß gemacht! Wir lieben es, kleine Choreographien auf der Bühne zu machen, das ist super wichtig, es ist live, man muss auch etwas Visuelles einbringen. Ich persönlich liebe es, Bands auf der Bühne zu sehen, die solche Dinge machen, und ich habe den Eindruck, dass das immer seltener gemacht wird, also denke ich, dass es den Leuten, die uns zuschauen, gefallen könnte. Und uns macht es ja auch viel Spaß! Es war einfach super! Von dem Moment an, als wir ankamen, wurden wir supergut empfangen, alle waren sehr nett. Es ist eine Region, die keiner von uns wirklich kannte, wir wussten überhaupt nicht, was uns erwartet. Wir hatten viel Spaß beim Spielen, es ging wie im Flug vorbei, ich hoffe, wir können wiederkommen!

Einige Fans in Vouziers haben allerdings die Lautstärke des Keyboards kritisiert. Welche Bedeutung hat das Instrument für euch?

In Vouziers sind wir nicht mit unserem Tontechniker angereist, also hat der Tontechniker des Festivals unseren Sound gemacht. Auf der Bühne sind das Dinge, die einem überhaupt nicht bewusst sind. Ich denke, der Tontechniker wollte die Tatsache hervorheben, dass wir mit einem echten Keyboard spielen und nicht mit Samples, wie es (zu) oft gemacht wird. Vielleicht waren die Keyboards ein bisschen zu laut, ich weiß es nicht, aber das ist auch nicht wichtig. Das Keyboard ist grundlegend für unsere Musik, es bringt Farbe in eine Welt voller Rohheit, es ist der Zucker im Kaffee, es ist das Salz auf den Pommes, egal, du hast es verstanden! ;-) Es ist nicht wichtiger als ein anderes, alles ist eine Geschichte des Gleichgewichts, wenn wir die Keyboards aus unserer Musik entfernen, klingt es nach nichts mehr, und du wirst das gleiche Ergebnis bekommen, wenn du ein andere Instrument entfernst. Weißt du, das Problem ist nicht das Keyboard an sich, sondern der Typ, der die Tasten drückt. Der ist allerdings schwer zu ertragen!!! ;-)))

Französischer Gesang ist großartig, auch wenn das nicht alle erkennen. Beispiele gibt es genügend: Natürlich Killers, Soho oder Malediction, Sortilège, ADX, Trust, Tentation, Vulcain, Animalize und viele andere. Mass Hysteria, Ultra Vomit oder Tagada Jones erweitern die Stilvielfalt. In Deutschland sind viele dieser wirklich erfolgreichen Bands vollkommen unbekannt. Und nicht mal die französischen Metalfans hören die alten Sachen, sondern immer noch die ollen Accept oder Helloween. Kurz gesagt: Warum ist das so und wie ist die Situation der französischen (Metal-/Extremmusik-)Szene aus der Sicht eines Betroffenen?

Metal war nie Teil der französischen DANN. Bei der Verleihung der „Victoires de la Musique“ in Frankreich gibt es nicht mal eine Metal-Kategorie. Daher scheint es kompliziert zu sein, unsere Bands über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt zu machen. Außerdem wird das Publikum der Stilrichtungen, die wir spielen und hören, meiner Meinung nach immer älter, sodass es jetzt die extremen Bands sind, die gut laufen. Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele haben Gojira gespielt, in Frankreich sind sie dem breiten Publikum völlig unbekannt! In den USA sind sie bei den Nicht-Metallern bekannter als in Frankreich, das sagt alles. Ich hoffe, dass das eine Botschaft aussendet, um die Menschen in Frankreich für den Metal zu öffnen.

Aber Bands, Clubs oder Konzert-Locations gibt es ja dennoch einige, da muss man nicht nur vom Hellfest, Petit Bain oder eben dem Festival Metal in Vouziers reden,

Aber da wir hauptsächlich in Seine et Marne ansässig sind, werde ich den lokalen Handel ankurbeln und dir den Saal namens „L'Empreinte“ in Savigny le Temple empfehlen. Das letzte Mal, als ich dort war, habe ich eine ziemliche Ohrfeige von „All for Metal“ bekommen, die als Vorgruppe von Lordi auftraten.

Und? Zukunftspläne?

Wir arbeiten an einem Album, wir sind mit der Komposition schon weit fortgeschritten, wir lassen uns Zeit, wir wollen etwas Gutes machen, und unsere Technik besteht darin, die Stücke „abzuschleifen“, um das maximale Potenzial auszuschöpfen!

Wer jetzt auf den Appetit gekommen ist und spüren will, dass Frankreich so viel mehr mehr ist als Baguette und Pastis, als Johnny Hallyday, Edith Piaf, Charles Aznavour oder Daft Punk ist, der schaue mal bei HEVIUS-Bandcamp, Facebook oder auf ihrer lustigen Homepage vorbei.

 

 

 

 

 

 

 



Review:

Braving The Tempest

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Juan Ricardo ist ein Sänger, bei dem Insider mit der Zunge schnalzen, also mit den Ohren wackeln, im übertragenen Sinne. Der Mann singt zudem unter anderem bei Wretch (aber eben nicht 2015 auf dem Headbangers) und Ritual (Ex-Torment) und bewegt sich irgendwo zwischen John Cyriis und JD Kimball. Musikalisch hingegen fehlt zu Agent Steel der Speed und zu Omen die echten Hymnen. ATTAXE machen eher recht typischen, also traditionellen US-Metal, der viele Hochs bietet, aber wie das Wetter eben auch einige Tiefs. Das Problem: Die Herren wollen gern mal etwas progressiver sein, als es dem bisweilen Song gut tut. Mit vielen Breaks und Gniedel-Soli würgen sie „When Tyrants Fall“ die Wirkung ab, die der Song mit dem eindringlichen Refrain haben könnte. Dass sie es auch anders und – je nach Geschmack – besser können, zeigen ATTAXE mit dem fetten Eröffnungs-Titelstück, dem Stampfer „Can’t Stop The Evil“ mit seinem absolut geilem Bass und der flotte Rausschmeißer „Avenging Angel“. Und das abwechslungsreiche „Sign Of The Snake“ beweist, dass ATTAXE eben auch „kompliziertere“ Songs schreiben können, die funktionieren. Interessant ist die History der Band allemal – hier in Kurzform: 1985 in Cleveland von Ricardo gegründet, veröffentlichten sie Ende der 80er Jahre mehrere Demos, mit Titeln wie „Out Of The Storm“, „Metal Messiah“,  „Are You Ready?“. Doch alle geschlagen in Sachen kultige Titel hat „Pedal To The Metal“. ATTAXE lösten sich 1990 auf. 2006 folgte eine Zusammenstellung der Demos mit dem Titel „ATTAXE – 20 Years The Hard Way“. Die Kapelle aus Ohio reformierte sich 2019 offiziell und unterschrieb bei Pure Steel Records, wo 2020 „20 Years the Hard Way“ neu erschien. Ihr erstes (!!!) Album „Braving The Tempest“ kommt eben jetzt per Golden Core – mit neuen Songs im nostalgischen Gewand. Das macht irgendwie Spaß. Auch wenn die Ohren vielleicht nicht bei jedem wackeln.

 

 

Braving The Tempest


Cover - Braving The Tempest Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:25 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Victim 1

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MUSHROOMHEAD ist jetzt keine Truppe, die so richtig in mein musikalisches Beuteschema passt. So war es dann auch erst mal nicht mein Ding über die CD einer Band meinen Senf abzugeben, die von deren ehemaligem Sänger Waylon Reavis 2016 ins Leben gerufen wurde. Irgendwie hat sich das vierte Output von A KILLER'S CONFESSION, das auf den Namen “Victim 1“ hört, dennoch in meinen Briefkasten verirrt. Das erste Anspielen bestätigte anfangs meine Einschätzung. Um dem Neuling jedoch noch eine Chance zu geben, packte ich die Scheibe auf meinen Stick im Auto und entdeckte plötzlich Elemente, die meine Aufmerksamkeit erweckten.

“Tongue“ haut einem vom Start weg zunächst voll auf die Fresse, im Anschluss nimmt “Sun“ aber deutlich die Wucht raus. Es entwickelt sich ein Groovemonster, das mich stark an HELLYEAH erinnert. (Deren Sänger Chad Gray war im Übrigen beim letzten Album “Remember“ im Song “Tell Your Soul“ zu hören.) Hier bin ich nun de facto auf meiner Baustelle. Ein fettes Gitarrenbrett eröffnet mit “Greed“ eine Nummer, die noch eine Spur mehr den Fuß vom Gas nimmt und sowohl durch eine anschmiegsame Melodie, als auch dezente elektronische Beats (EBMs) eine neue Richtung einschlägt. Elektronisch führt uns der Weg dann in einen Track namens “Voices“, in dem sich Waylon einen Gesangs-Battle mit Aaron Nordstrom von GEMINI SYNDROME liefert. „It’s a Jekyll and Hyde conversation. I’m the good side, and he’s the other side pushing me,” erklärt uns Mr. Reavis.

Das Album folgt zwar einem klaren Konzept bei dem es um einen Krieg geht, der im Kopf eines Selbstjustizlers statt findet, man hat allerdings den Eindruck, dass jeder Song für sich eine einzelne Geschichte erzählt. Die Stücke sind vielfältig arrangiert, brachial in Szene gesetzt und haben doch alle eine Melodie, die zuweilen plötzlich auftaucht und wieder verschwindet oder alles wie einen Nebel umhüllt. Die exzellente gesangliche Darbietung von Weylon ist das zentrale Element und geprägt von enormer Variabilität. Den Rahmen bilden donnernde Drums, gewaltige Gitarren und bedrohliche Keyboardsounds, die hier und da an die Soundgewitter von FEAR FACTORY erinnern.

“Victim 1“ ist eines dieser Werke, das sich von Mal zu Mal entwickelt, wenn man ihm die Chance dazu gibt.

Am Ende erzählt A KILLER'S CONFESSION eine Story, der man sich schwerlich entziehen kann.

 

 

 

 

 

 

Victim 1


Cover - Victim 1 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 36:12 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Cometh The Storm

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Setzt euch in euren Polo, macht die neunte HIGH ON FIRE-Scheibe „Cometh The Storm“ an und Ihr fühlt euch auf der verstopften A7 wie im Straßenkreuzer auf einem leeren Highway in Arizona. Das liegt nicht nur am neuen Schlagzeuger Cody Willis (Melvins) und seinem mächtigen Getrommel, sondern vor allem an den staubtrockenen Songs wie dem herausragenden „Burning Down“, „Trismegistus“, das harte „The Beating“ oder dem schleppenden Titelstück und am mächtigen Sound. Mit dem sie ja sogar schon mal einen Grammy gewonnen haben. Die Kalifornier um den stets wütend schreienden Bandchef Matt Pike kippen erneut mächtigen Sludge-Stoner-Doom-Harcore-Metal über dem Hörer aus, so dass dieser immer schneller fährt und im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sicherlich Bekanntschaft mit bewaffneten Cops machen würde. Und es gibt sogar hörbare Überraschungen, denn in „Lambsbread“ und dem Instrumental „Karanlik Yol“ fahren die Amis in Richtung Arabeske. Textlich geben die Jungs im Auto dazu noch einen kleinen Geschichtskurs in Sachen Mythologie. Es groovt, es staubt, es rockt überall – ächz. Die Jungs sollten mal mit Crowbar auf Tour gehen – und wir fahren alle mit unserem 60-Tonner-Gigaliner hin. Mächtig gewaltig!

 

 

Cometh The Storm


Cover - Cometh The Storm Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 57:42 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

State Of Emergency

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Thomas “Tommy“ M. Victor (Gesang und Gitarre) und seine Mannen (Jason Christopher am Bass und Griffin McCarthy am Schlagzeug) von PRONG hatten noch vor nicht allzu langer Zeit für mich das Prädikat, eine der fleißigsten Truppe im Rockbussines zu sein, brachten sie doch in den Jahren 2014 – 2017 jährlich einen neuen Longplayer unters Volk. Das letzte Lebenszeichen kam dann doch schon im November 2019 in Form einer Maxi mit dem Titel “Age Of Defiance“. Seither ist es ein wenig still um die New Yorker geworden. Diese unsägliche Pandemie war sicher einer der Gründe. Tommy selbst brauchte abgesehen davon diese schöpferische Pause ferner für seine Familie. Dort spielt er selbst nämlich gerne den Hausmann, wie er neulich recht stolz verriet. Musikalisch war diese Absenz andererseits ganz offensichtlich eine Triebfeder, aus der ein überaus facettenreiches, kraftvolles und gleichwohl geradliniges Album entstand.

Mit der ersten veröffentlichten Single spannt der Meister den Bogen zurück zum “Rude Awakening“ - Album, meinem persönlichen Highlight der Band. Der Song hätte sich mühelos zwischen “Unfortunately“, “Avenue Of The Finest“ und dem Titeltrack eingekuschelt. “Obeisance“, das Groovemonster schlechthin, schlagt später in die gleiche Kerbe.

Zum Aufgalopp in “State Of Emergency“ bekommt man es indess zunächst mit einer handfesten Thrashgranate mit dem Titel “The Descent“ zu tun. Hierfür konnte man sogar Marc Rizzo (ex-SOULFLY, ILL NIÑO u.a.) gewinnen, der die Nummer mit seinem Gitarrenspiel verfeinerte. Die Zusammenarbeit mit einem Gitarristen, der über eine Bandbreite wie Marc verfügt, hat dem guten Tommy hörbar gut getan. Die Klampfe nimmt in diesem Werk deutlich mehr Raum ein, als in den Vorgängerscheiben und der Barde selbst geht dabei auch ambitionierter zu Werke. “Disconnected“ dagegen versprüht mit seiner dominanten Gesangslinie diesen wunderbaren 90er Jahre-PRONG-Charme, wie man ihn auf “Beg To Differ“ findet. Nach dem doomigen “Compliant“ bekommt man “Back (NYC)“ auf die Nuss. Da Familie Victor unlängst erst von LA nach New York zurückgezogen ist, wird dieses Ereignis selbstredend hiermit gewürdigt. Wenn man allerdings einen Titel von RUSH covert, sollte man wissen, was man tut, aber in diesem Fall ist die technische Umsetzung von “Working Man“ in den eigenen Kosmos zum Abschluss  bravourös gelungen - Chapeau!

Mit “State Of Emergency“ hat sich PRONG einmal mehr zwischen die Stühle diverser Genres gesetzt und gleichzeitig die eigene charakteristisch-stilistische Ausrichtung untermauert, indem man sich an all diesen Genres bedient hat. Herausgekommen ist exakt das von Bandgründer Victor versprochene und erhofft fesselnde Werk.

 

 

 

PRONG live siehe hier

State Of Emergency


Cover - State Of Emergency Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 41:51 ()
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Desiderium

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SOMNURI. Grün-blaues Artwork. Klar wie Kloßbrühe auf den ersten Blick: Finnischer Power Metal. Aber weit gefehlt. Die Band kommt aus Brooklyn. Macht aber auch keinen Hardcore, sondern hat sich Sludge und Doom auf die Fahne geschrieben. Aber auch das reicht nicht als Stilbeschreibung. Denn die dritte Scheibe „Desiderium“ spannt den Bogen weit. Sehr weit. Der Opener “Death is the Beginning” nimmt bei aller Groove-Schlagseite sogar einen beinahe black-metallischen Abzweig mit Alternative-Kreuzungen. Dann ist da der unglaublich fette und angegrungte Wüsten-Rock-Runner “What A Way to Go”! Einen Grunge-Ausstieg mit „The Way Out“ (was nicht misslingt, weil Sänger Justin Sherell außer Grunzen und Brüllen auch prima klar singen kann) gibt es auch. Und was für eine Mega-Groove-Maschine ist bitte „Paramnesia“??? Hart wie ein Vorschlaghammer kommt "Flesh and Blood", aber mit Melodie und gefühlvollem Gesang – paradox. Außerdem und zwischendurch laufen SOMNURI Crowbar, Mastodon, Mustach und allerlei anderen Kapellen über den Weg, die so unter dem Banner Sludge, Doom oder Stoner ihre Kreise ziehen. Das klingt wirr. Ist es aber nie. Es erstaunt vielmehr über alle Maße, wie gut sich die Band auf das stimmiges Songwriting versteht – da kann auch ein jeder mitgehen, der sich sonst über die verkopfte Attitüde von Bands wie eben Mastodon ärgert oder wenigstens nicht mitkommt. Und dann ist da noch dieser mächtige Sound aus dem Gojira-Studio Silver Cord. Boah! Wem Sludge zu schlammig, Stoner zu staubig, Doom zu trocken und Alternative zu schleimig ist, dem könnten SOMNURI die Augen öffnen, welche Vorzüge jede Stilrichtung hat. Gutes und interessantes Album!

 

 

Desiderium


Cover - Desiderium Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 37:54 ()
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Stiller Held

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Der Marcel ist ein Dummer, aber EXISTENT sind nicht scheiße. Der Opener klingt sehr typisch nach dieser Neuen Deutschen Härte, mit Marcels leidend-pathetischem Gesang und diesen eingängigen-klebrigen Zeilen, leicht aufdringliche Refrain gibt es auf der CD immer wieder. Ab er wer genau hinhört, der bemerkt hier schon einen anderen Ansatz: Nicht Underdog-Gejammer, sondern Gesellschaftskritik ist angesagt. Und in der Folgezeit beschränken sich die Hamburger Jungs nicht auf das Kopieren der Deutschrock- und Metall-Blaupausen von BO über DTH und DÄ bis RS. Das ganze Feeling ist punkiger als vieles im polierteren Deutschrock-Bereich, trotz sehr, sehr, sehr professioneller Produktion. Das Prädikat der Kompetenz verdient sich auch die Präsentation – das golden-schwarze Make-Up der Jungs auf Fotos und in Videos sowie das Layout des Digi-Packs (inklusive Poster) sind echt schick und markieren einen weiteren Schritt nach vorn. Klar, es gibt immer wieder Parallelen zu den genannten Platzhirschen, aber im Groben machen die Hansestädter ihr eigenes Ding und letzteres bringt Spaß. Das Abschluss-Duo „Willkommen im Untergang“ und das Klavier-Outro „Untergang“ – „…die Welt ist abgedreht, bevor dieses Stück zu Ende geht…“ – lässt einen aber recht nachdenklich zurück. Wer hätte schon gedacht, dass die Titanic jemals untergeht? Aber wenn das schon alles so kommen wird, dann gibt es ja immer noch ganz gute Musik. Jedenfalls sind EXISTENT keine stillen Helden, weder plump noch peinlich und schon gar nicht … scheiße.

Stiller Held


Cover - Stiller Held Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 40:29 ()
Label:
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