„Of Dreams And Wishes“ ist doch mal ein passender Titel für ein Debut-Album. Dabei gibt es CRAIGH schon seit 2004. Während einige bereits ein halbes Jahr nach Gründung ihren ersten Output lassen die Schweizer Gemütlichkeit walten. Das kann tatsächlich ein gutes Zeichen sein.
Und im Falle von „Of Dreams And Wishes“ ist es das auch. Solider, moderner Metal wird hier geboten. CRAIGH haben ein Händchen für ausgesprochen eingängige Melodien. Die Refrains gehen gut ins Ohr, die Gitarrenarbeit weiß zu punkten, CRAIGH agieren ausgesprochen abwechslungsreich. Der Opener „Orgin“ zeigt eigentlich schon gut womit man es hier zu tun hat: Nicht zu brachialer Metal mit leichten Core-Anleihen und langsamerem (aber nicht billig wirkendem) Clean-Refrain. Diese Herangehensweise findet man hier oft, aber nicht ausschließlich. So findet man auf „Of Dreams And Wishes“ auch Songs ohne Clean-Gesang („Again And Again“).
Was mir bei CRAIGH ausgesprochen gut gefällt ist, dass sie trotz gewähltem Genre so herrlich autentisch sind. Vielleicht ist hier nicht alles perfekt, doch gerade das macht den Reiz aus. Langweilig wird „Of Dreams And Wishes“ nicht so schnell – dafür hat die Band gesorgt. Ebenfalls gut geglückt ist hier der Mix aus Growls und Clean-Gesang. Für mich die beste Veröffentlichung aus diesem Genre seit der „Attitude & Consequences“ von ORPHAN HATE (2012).
Mit der EP „Post Society“ gibt es nach „Target Earth“ von 2013 endlich wieder neues Material der kanadischen Progressive Thrasher zu hören. Abgesehen natürlich von den beiden Split-Singles des vergangenen Jahres, deren beide Beiträge auch auf „Post Society“ enthalten sind. Was „Target Earth“ nicht einlösen konnte, gelingt VOIVOD hier mit neu gewonnener Leichtigkeit: an ihre Hochphase Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre anzuknüpfen. Seltsam bemüht und auch etwas träge klang die Band auf „Target Earth“, und es mangelte an zündenden Song-Ideen. Ganz anders klingt sie auf „Post Society“: Da gibt es wieder diese, eigentlich Piggy-typischen, schrägen Harmonien, die ohne Ende treibenden Beats, krumme Takte, überraschende Breaks und Tempowechsel und immer wieder auch die an die frühen PINK FLOYD erinnernden psychedelische Momente.
Mit dem Opener und Titeltrack geht es tempomäßig erst mal in die Vollen, beim folgenden „Forever Mountain“ wird es dann richtig vertrackt, ohne aber an Energie zu verlieren. „Fall“ beginnt ruhig und türmt sich bis zum Ende immer weiter auf, und bei „We Are Connected“ wird wieder Fahrt aufgenommen, bis der psychedelische Mittelteil einsetzt, der zum Ende hin wieder bis zum Anfangstempo gesteigert wird. Mit „Silver Machine“ folgt dann noch ein HAWKWIND-Cover, das für VOIVOD-Verhältnisse natürlich sehr gerade daherkommt, sich aber trotzdem gut einfügt. Man kann davon ausgehen, dass es sich hierbei um einen Würdigung Lemmys handelt, der den Song im Original auch gesungen hat, und Snake gelingt es sogar ziemlich gut, ein bisschen wie der Ex-MOTÖRHEAD Frontmann zu klingen.
Vier fantastische Stücke plus ein gelungenes Cover – da kann man nicht meckern. Höchstens, dass es noch kein neues volles Album gibt, ist natürlich schade, aber „Post Society“ sorgt dafür, dass man sich jetzt richtig darauf freut.
Was macht man als etablierte Post Metal-Band, wenn einem nach zwei Veröffentlichungen und über hundert Konzerten (mit Bands wie AMENRA, RUSSIAN CIRCLAES und KYLESA) den Sänger verliert? Richtig: Man sucht sich einen neuen. Oder eben nicht. Die aus Mailand stammenden RISE ABOVE DEAD haben sich dazu entschlossen ohne Sänger weiterzumachen – „Heavy Gravity“ ist nun das erste rein instrumentale Album der Band.
Was hat sich sonst getan, seit der „Stellar Filth“ (2012)? Zunächst einmal nicht viel. Der Opener („The Last Migration“) macht zunächst einmal genau da weiter, wo RISE ABOVE DEAD zuletzt aufgehört haben und beginnt (als Instrumental-Album) mit eingesprochenen Worten. Die Gitarrenarbeit ist hier härter, leicht sludgeig mit einem gewissen Hauch Psychedelic. „ The Last Migration“ entwickelt sich stätig, bringt schöne Melodien mit sich und ist mit seinen knapp vier Minuten höchstens eines: Nämlich zu kurz. Das folgende „Mountain Of The Divine“ schlägt da schon etwas ruhigere, spacigere und auch progressivere Töne an, während man bei dem knapp acht Minütigen „By The Lights“ getrost von Post-Rock sprechen kann. „By The Lights“ ist sehr ausufernd, klingt wenig bis gar nicht nach früheren RISE ABOVE THE DEAD, weiß aber trotzdem auf ganzer Strecke zu unterhalten und ist sehr schön detailliert.
Bis hier hin ist den Herren der Übergang so gut wie nahtlos geglückt.
Leider geht es ab hier leicht bergab, wie ich finde. Der Titelsong ist zwar wieder etwas härter, hat einginge, leicht hypnotisierende Riffs aber weiß über seine komplette Länge leider nicht ganz zu fesseln. Selbiges gilt leider für „The Lone Tower“, bevor es mit dem etwas abwechslungsreicherem „March Of The Locusts“ wieder leicht nach oben geht.
Unter dem Strich ist „Heavy Gravity“ dennoch ein überraschend gutes Album. Natürlich klingen RISE ABOVE DEAD ohne Sänger anders, weniger hart aber dafür atmosphärischer. Doch wer ein komplettes Album im Stil von „End Of Kingdom“ („Stellar Filth“ (2012)) erwartet kann definitiv positiv überrascht werden. Fans von sehr instrumentallastigem Post-Rock sollten hier auf jeden fall mal rein hören.
Anspieltipps: „The Last Migration“ und „By The Lights“.
Aus der Post Metal-Metropole Chicago (die schon Bands wie PELICAN, RUSSIAN CIRCLES, SNOW BURIAL oder MINSK hervorgebracht hat) kommen BLOODIEST, die mit „Bloodiest“ bereits ihr zweites Album via Relapse Records veröffentlichen. BLOODIEST warten mit bis zu vier (!) Bassisten und mit Ex-Mitgliedern von Bands wie 90 DAY MEN, RUSSIAN CIRCLES und STERLING auf. Der Mann am Mikro ist Bruce Lamont, der auch als Sänger und Saxophonist bei CORRECTIONS HOUSE und YAKUZA tätig ist.
Stilistisch bewegt die Band sich auf der weiten, experimentellen Ebene zwischen Metal und Post Rock, nicht ohne ständige Abstecher in Sludge- und Drone-Welten zu tätigen. Das alles wird in einen zähen Ambient-/ Doom-Matsch gehüllt. Hin und wieder kann man industrielle oder psychedelische Elemente raus hören, was der Scheibe einen etwas ritulesken Klang beschert.
Ja, hier geht es sehr experimentell zu. BLOODIEST kreieren düstere Klangwelten, schaffen eine mal mehr, mal weniger packende – aber kontinuierlich beklemmende – Atmosphäre. Die Instrumente kommen in jedem Fall sehr klar zur Geltung, man fühlt sich mittendrinn. Viel zu entdecken gibt es auf „Bloodiest“ auch, die Songs sind in sich sehr verschlungen und haben durchweg einen komplizierten Aufbau. Dabei gelingt es den Musikern leider jedoch nicht immer ganz zum Hörer durchzudringen: Während Songs wie das düstere „The Window“, oder „Broken Teeth“, „He Is Disease“ und „Seperation“ durchaus ihre Höhepunkte besitzen, wollen andere Stücke einfach nicht ganz zum Punkt kommen („Condition“, „Mind Overlaps“). Auch wenn BLOODIEST vieles richtig gemacht haben ist hier dennoch Platz nach oben. Ich finde vor allem die Vocals etwas verbesserungswürdig, wenn auch Herr Lamont sich hier etwas abwechslungsreicher und besser als bei der letzten CORRECTIONS HOUSE-Scheibe („Know How To Carry A Whip“) gibt.
Wer das Debüt „Descent“ (2011) schon gefeiert hat, kann hier aber problemlos zulangen. Selbiges gilt für Fans der oben genannten Bands und insbesondere CORRECTIONS HOUSE.
Aus der Asche von OMEGA MASSIF sind bislang nur saucoole Bands entsprungen. CRANIAL als neues Projekt von Gitarrist Michael will sich da einreihen. "Dead Ends" als erstes Lebenszeichen ist eine gut 20 Minuten lange EP mit gerade einmal zwei Songs. Bei diesen Eckdaten überrascht der Schwerpunkt auf Sludge und Post Metal nicht. NEUROSIS haben klar ihre Spuren im CRANIAL-Sound hinterlassen, ebenso natürlich OMEGA MASSIF und die üblichen Doom-Verdächtigen. Beim Einsatz des Gesangs halten sich CRANIAL zurück, er wird effektiv eingesetzt. Insgesamt ist "Dead Ends" wuchtig, extrem schwer und verdammt bösartig, gerade "Nightbringer" erschlägt und überfährt den Hörer mühelos. Wer jetzt CRANIAL als eindimensionale Schleppmetaltruppe abtut, wird den vielen Ideen, Einflüssen und Bösartigkeit, die die Truppe in den gut 20 Minuten verwurstet hat, nicht gerecht. "Dead Ends" ist eine packende EP voller feiner Ideen. Die gute Tonmeisterei-Produktion trägt ihr Scherflein dazu bei, dass der Gesamteindruck extrem positiv wird.
Schön ist beim CRANIAL-Debüt die gelungene Verbindung von Musik und Layout, es ist ein stimmiges Gesamtpaket. So ist auch der nächste OMEGA MASSIF-Nachfolger mit einem Werk am Start, das den Erwartungen locker gerecht und Krachmaten verzücken wird.
Nanu, was ist denn bei KETZER los? Wer unbedarft an "Starless" rangeht und vielleicht eine knackige Metalplatte erwartet, wird von den zehn neuen Songs des Quintetts überrascht werden. Irgendwo zwischen Dark Rock, Dark Wave, Metal und Black Metal finden sich die neuen KETZER-Sachen ein und verlangen dem Hörer einiges an mentaler Verrenkung ab. Im Gesang findet sich weiterhin der Verweis zum Black Metal, die Worte werden mit Bösartigkeit hingerotzt. Demgegenüber stehen die vielen auf rockigen Riffs basierenden Parts, die von finnisch anmutendem Dark Rock bis hin zu Dark Wave und Post Metal ("When Milk Runs Dry") ein breites Spektrum abdecken und dabei immer eingängig sind. eine gewisse Abgefucktheit und Bösartigkeit liegt dabei jedem Song zugrunde, die Gitarrenarbeit und die Fokussierung auf eingängige Songs kann darüber nicht hinwegtäuschen. "Starless" ist ein zutiefst schwarzes Album. KETZER betonen das neben dem Gesang durch die raue Produktion. Viele Spielereien finden sich auf "Starless" nicht, KETZER haben ihre Musik auf das Wesentliche betont, was Nummern wie dem coolen "Godface" oder dem gut ins Ohr gehendem "Earthborn" sehr zu Gute kommt. Atmosphäre bauen KETZER durchgehend auf - eine dreckige, abgefuckte Atmosphäre, dank der die Wandlung hin zur Dark Rock-Band nicht mit einer Wandlung hin zur glattgebügelten Hochglanzband einhergeht. Wer auf Stromgitarrenmusik mit Charakter steht, ist bei "Starless" genau richtig.
„Natural Causes“ heißt die erste Veröffentlichung von AUDITOPSY. Involviert sind hier Gitarrist Greg Tribbet (MUDVAYNE, HELLYEAH), Drummer Matthew McDonough (MUDVAYNE), Bassist Perry Stern (SKRAPE) und Sänger Billy Keeton (ebenfalls SKRAPE). AUDIOTOPSY spielen modernen Metal mit einem leichten (Post-) Grunge-Einschlag und mitunter progressivem Ansatz. Ein stetiger Wechsel aus bedächtigem Gitarrenspiel mit ruhigen Clean-Vocals und aggressiven Ausbrüchen mit (verständlicher Weise) heftigen Grunts wird hier geboten und ausgereizt. Mal agieren AUDIOTOPSY dabei etwas progressiver und berauschender (wie es in „Swim“ der Fall ist), mal wird das Tempo zu Gunsten einer düsteren Stimmung gedrosselt („Frozen Scars“) um schließlich mächtig Gas zugegeben („Disguise Your Devils“).
Doch was bleibt hier hängen? „Natural Causes“ fehlt es irgendwie an Höhepunkten und „Aha“-Erlebnissen, so hat man den Eindruck vieles was hier geboten wird schon einmal gehört zu haben. Die Songs rauschen mal träger mal schneller an einem vorbei und hängenbleiben will da nicht wirklich viel. Der Höhepunkt des Albums mit prägnantem Refrain und guten Riffs („Headshot“ – direkt am Anfang) ist leider ziemlich schnell vorbei. „Natural Causes“ fehlt es an den ein oder anderen Ecken, was das Album lediglich für Genre-Fans und 90’er (Nu-)Metal-Nostalgisten interessant machen kann. Wer „Natural Causes“ etwas abgewinnen möchte hört am besten bei dem Opener oder „Frozen Scars“ rein.
„Arc“ („arrrggh?“) – das ist kein Grincore, was die Grind-Monster AGORAPHOBIC NOSEBLEED hier fabriziert haben. Bekannt ist die US-amerikanische Band für sehr energetische Grindcore-Songs, die oftmals nach weniger als zehn Sekunden und in der Regel nach zwei Minuten enden. (Ein bestes Beispiel dafür: „Alterted States Of America“ (2003) mit 127 Songs).
Auf „Arc“ ist das anders, hier gibt es Sludge mit Doom, stampfenden Drums teils rockigen Riffs und verstörenden Drone-Elementen. „Gnaw“ protzt mit einer Spielzeit von weit über elf Minuten. Was ist in den vier Jahren seit „A Joyful Noise“ passiert? Schlecht klingt das nicht, was AGORAPHOBIC NOSEBLEED hier abliefern. Es gibt zwar einige bessere Bands auf dem Gebiet, aber immerhin – es überrascht. Wer die bisherigen Werke von AGORAPHOBIC NOSEBLEED gefeiert hat und voll (und nur) auf Grindcore steht sollte hier Vorsicht walten lassen.
BLACK TUSK geistern schon eine ganze Weile bei Relapse Records rum und konnten sich mit (insgesammt) drei Alben mehreren Splits und zuletzt zwei EP’s „Tend No Wounds“ (2013) und „Vulture’s Eye“ (2014) sowie vielen Live Shows ein ansehnliches Publikum erspielen. „Pillars Of Ash“ heißt das vierte Album der drei aus Georgia.
Geboten wird hier Sludge mit einem Hauch Punk, Thrash Metal, die Mischung ist leicht. So kommen BLACK TUSK ohne Intro und Wartezeiten mit „God’s On Vacation“ direkt zur Sache: Ein sehr thrashiger Sound mit prägnantem Refrain und typischem Südstaaten-Sludge-Anstrich. Ähnlich verfahren BLACK TUSK auf dem Rest der Scheibe, haben aber auch die ein oder andere Überraschung parat. Seinen es die ausgeprägte Gitarrenarbeit in Songs wie „Born Of Strife“ oder dem etwas langsameren „Still Not Well“, prägnante Mitgröhl-Refrains mit Gangshouts („Beyond The Devide“, „Walk Among The Sky“ ). „Punk Out“ kommt (wenn überrascht es?) ziemlich tempodominiert und punkig daher.
Wer eine Mischung aus Sludge, Thrash Metal und Punk perfekt findet, der sollte hier mal reinhören. Das geniale Artwork entstammt der Feder von Jeremy Hush.
“Deadhead Syndicate” heißt das Debut-Album der deutschen Speed/Thrash Metaller SEPTAGON. Spielerische Finesse und ungestüme Aggressivität sollen hier aufeinander treffen. Sanft läutet das instrumentale Intro „Ignite The Apokalypse“ die Scheibe ein bevor der erste Song „Revolt Against The Revolution“ in einem überlangen Intro die technische Finesse der Herren mit ausgedehnten Soli offenbart. Thrash Metal kommt (für gewöhnlich) schnell zur Sache – SEPTAGON allerdings nicht. Nach zwei Minuten glaubt man, dass es sich hier um einen weiteren Instrumentalsong handelt, bis schließlich der Gesang einsetzt. Hiermit wären wir auch bei dem eigentlichen Problem der Herren: Sehr brillantes, dominantes aber auch (und vor allem) zu viel technisches Gitarrenspiel auf der einen Seite und einen sehr gewöhnungsbedürftigen Sänger auf der anderen. Markus Becker hat sicherlich einiges auf dem Kasten und konnte sich als Vocalist der Heavy/Doom-Band ATLANTEAN KODEX behaupten, doch irgendwie will das hier nicht immer so ganz harmonieren. Als erstes weiß „Septagon Conspiracy“ mit schönen, eingängigen Melodien zu gefallen. „Deadhead Syndicate“ macht nach dem etwas ruhigeren Zwischenspiel „Henchman Of Darkness“ genau da weiter. Hier präsentieren sich SEPTAGON eingängiger und haben sogar die ein oder andere (positive) Überraschung parat. Als „thrashig“ kann man aber eigentlich nur „Secret Silver Panorama Machine“ bezeichnen – wenn überhaupt. Ein interessanter Abschluss eines sehr gewöhnungsbedürftigen Albums, welches mit dreckigem Gelächter endet.