Dass Meister Metalgod jetzt scheinbar auf Deibel komm raus alles FIGHT-Material der Vermarktung zuführt, wirft vielleicht nicht das beste Licht auf den Künstler. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Songs der Band zum Teil wirklich Klasse sind, ein Ohrwurm reiht sich an den nächsten. So toll ist es leider um die Qualität dieses Outputs nicht bestellt. Zwar stimmt die Aufmachung (Ausklappbares Papp-Pack, fettes Booklet, schickes Design), doch vor allem bleibt die DVD ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Die groß angekündigte Doku ist gerade mal 15 Minuten lang (Spötter werden behaupten, das reicht auch für FIGHT), Rob sabbelt von doller Band-Chemie und bla und blubb. Die Live-Mitschnitte machen musikalisch einen sehr authentischen Eindruck, die Kameraführung aber schwankt zwischen gut und Jugendzentrum-Qualität. Und doch zeigen die Aufnahmen aus fünf Städten der Tour 1993/94, was FIGHT eigentlich drauf hatten. Zusätzlich gibt es die unten aufgeführten Extras. Auf der beiligenden CD schließlich gibt es die Scheibe „War of Words“ remixed und remastered – das ist gelungen und weder zu aufdringlich, noch zu unmerklich. Fans müssen zugreifen, wer das Album noch nicht hat, sollte mal nach Preisen für dieses Paket schauen.
Wenn man an Metal und Piratenthematik denkt, dann fallen einem eigentlich nur RUNNING WILD ein, die allerdings seit Jahren nichts mehr zu sagen haben. Und in diese entstandene Lücke schlagen jetzt die Schotten ALESTORM mit ihrem Debütalbum „Captain Morgan´s Revenge“, das ohne Frage zu den interessantesten Neuerscheinungen der letzten Monate oder gar Jahre zählt. ALESTORM spielen „Piraten-Metal“ mit viel Hingabe, einem großen Gespür für Ohrwurmhymnen und dabei viel Authentizität. Stellt Euch in etwa TURISAS (mächtige Chöre) oder KORPIKLAANI (Trinkkompatibilität) vor, die „Under Jolly Roger“ oder „Death Or Glory“ von Rock´n´Rolfs einstmals geiler Band neu vertonen, und Ihr könnt Euch ungefähr vorstellen, was dieses Quartett hier vom Stapel lässt. Bombast-Kitsch oder Eunuchen-Gekreische (Keyboarder Christopher Bowes setzt nicht nur sein Instrument sehr songdienlich und vielseitig ein, sondern singt auch genauso rau und „kaputt“, wie man es von einem richtig schön abgefuckten Piraten erwarten würde) sucht man hier vergeblich, sondern die Jungs wissen wirklich, wie man Power und Partystimmung verbindet, ohne zum Comedy-Act zu verkommen. Allerdings braucht das Album ein paar Durchläufe bis es zündet, doch dann bekommt man Knaller wie den Titelsong, „Nancy The Tavern Wench“ oder „Wenches & Mead“ nicht mehr aus dem Ohr und summt sie den ganzen Tag vor sich hin. Ausfälle kann man nicht ausmachen, lediglich die etwas dünne Produktion könnte speziell in Sachen Gitarren einen Tick kräftiger daherkommen. Wenn ALESTORM hier jetzt auch noch den ultragenialen Sound früherer RUNNING WILD auffahren, dann ist die Sensation perfekt. Aber auch so geht „Captain Morgan´s Revenge“ als die beste Piratenscheibe seit „The Rivalry“ durch!
Mit ihrem vor gut eineinhalb Jahren veröffentlichten Debütalbum "Capture The Magic" konnten mich die Pittsburgher US Metaller ICARUS WITCH nicht gerade aus der Reserve locken. Doch auf seinem Zweitling "Songs For The Lost" hat das Quartett hörbar ein paar Kohlen nachgelegt und sich in allen Bereichen enorm verbessert. Der Gesamtsound erinnert jetzt teilweise an die Schweden WOLF, die Songs klingen wesentlich ausgereifter und hitlastiger, und auch Sänger Matthew Bizilia hat einen Sprung nach vorne gemacht und klingt nicht mehr wie Dickinson oder Midnight für Arme. Zwar findet sich unter den Stücken immer noch eher durchschnittliche Kost wie "Nature Of The Beast" oder "Queen Of Lies", die am Ende leider auch einen "Tipp" verhindert, doch auf der anderen Seite stehen mit dem flotten Opener "Out For Blood", der von Joe Lynn Turner unterstützten Hymne "Mirror Mirror", dem dynamischen "Devil´s Hour" oder dem treibenden, leicht vertrackten "Afterlife" einige echte Perlen, die ICARUS WITCH unerwartet gereift zeigen und nahezu jedem Fan kernigen US-Traditionsstahls empfohlen werden können. Wenn die Jungs nun noch die letzten kleinen Schönheitsfehler ausbügeln, dann können sie bald an die Spitze ihrer Zunft vorstoßen. Sehr gut!
Diese Underdogs aus dem sonnigen Santa Cruz in Kalifornien gehören nicht zu der großen Welle der amerikanischen Trendreiter, sondern sehen ihre Wurzeln bei traditionellen Bands wie LED ZEPPELIN, BLACK SABBATH, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, aber auch bei alteingesessenen, schon moderner orientierten Vertretern wie BLACK LABEL SOCIETY, MEGADETH oder PANTERA. Und so klingt "Doomsday Profits" dann auch: ARCHER bieten kraftvollen, Riff-orientierten, melodischen Heavy Rock, der erwartungsgemäß nicht sonderlich spektakulär daherkommt, aber Fans von grundsolidem Stoff ganz locker gefallen dürfte. Lediglich der Gesang von Gitarrist Dylan könnte eine Ecke kraftvoller und charismatischer tönen, aber auch die etwas blecherne, trockene Produktion verhindert hier höhere Leistungen. Speziell in Sachen Songwriting liegen ARCHER nicht neben der Spur, was Ohrwürmer wie der flotte Opener "Man Who Knows All", das schleppende "Sanctuary" oder das hymnische "Hell Hath No Fury" sehr gelungen unter Beweis stellen. Zwar spielt man noch nicht in der ersten Liga, aber ein sehr hörenswerter Einstand aus eigenem Anbau ist dem Trio zweifelsohne gelungen.
Grammophon-Intro, Doppel-Fuck an die Welt, straighter Sleaze-Glam und pianotische Akustik-Ballade - fertig ist der italienische LA-Haarspray-Ableger. In guten Momenten klingen FUORIUSO wie eine anständige Mötley-Ehrerbietung, in schlechten wie ein wenig saft- und kraftlose Ratten im Keller. Und manchmal eifert die bereits 1995 in Bergamo entstandene Band auch Streetrockern nach. Letzteres etwas arg unoriginell. Vielleicht sind ihnen bei den Aufnahmen Koks und Nutten ausgegangen und somit die Inspiration? Jedenfalls scheint die Scheibe bereits eine Weile auf dem Markt zu sein, sie ist im Februar 2007 erstmals bei Sweet Poison erschienen. Es hätte aber auch Anfang der Neunziger Jahre sein können. Dann hätten die Norditaliener vielleicht auch Erfolg gehabt. Und genuch Weiber.
Geilheit. Schöner Name auch. Echt lecker(y) sozusagen. Muskalisch läuft die schwedische Band aber wesentlich gewöhnlicher zur Hochform auf. Die Herren um Ex-Arch-Enemy Martin Bengtsson haben sich nämlich dem traditionellen Heavy Metal verschrieben - und sonst gar nichts. Gestandene Musiker und ein namhafter Produzent (Rickard Bengtsson) sorgen für grundsätzliche Qualität. Die wird auch durch ausgelutschte Ideen nicht sonderlich geschmälert: Wer Metal will, der kriegt ihn, rau, unverfälscht. Da erinnern die Riffs an Accept, die Melodien an Hammerfall die Stimme an die Briten von Demon. Trotz allen Grooves und trotz aller Melodie verkommt "Violator" niemals zum Weichspüler, daran ändert auch die keineswegs misslungene Semi-Ballade "Open Your Eyes" nicht. Aber: Das Album wird aber letztlich nur sehr historisch interessierte Kuttenfreunde anziehen. Oder kommt gut gemachter Heavy Metal etwa wieder? Wär’ ja ganz geil.
Hei, was war das für ein Ballyhoo - der schwule Rob macht auf Modern-Metal. Statt Painkiller FIGHT. Heute hört sich das Ganze wesentlich traditioneller an, als früher empfunden - vielleicht dachte sich das auch Halford, als er sein Privatarchiv plünderte, um die Demo-Aufnahmen vom Sommer 1992 wieder zu veröffentlichen. Der erste Eíndruck: Das Ganze klingt viel frischer als weiland das Debüt "War Of Words". Auf der Scheibe befinden sich Titel, die bereits auf der damaligen Veröffentlichung Platz fanden - der schöne Vergleich zwischen organischem Handwerk auf der Demo-Sammlung und Studio-frisiertem Material macht Spaß - und lässt die aktuelle Scheibe gewinnen. Zumal der Sound zwar nicht wirklich fett, aber dafür irgendwie cool und natürlich klingt. Und: Die Frage nach dem Charisma dieser Stimme stellt sich ja wohl nicht, oder? Zudem gibt es fünf Titel - neu stimmt nicht ganz, aber immerhin unveröffentlicht - die ebenfalls aus der damaligen Demo-Phase stammen. Und irgendwie schafft es FIGHT an die guten, alten Zeiten anzuknüpfen. Zwar sind die Songs sicherlich alle keine Highlights des songschreiberischen Schaffens, verglichen mit Priest, aber sie machen Spaß und versprühen die Atmosphäre so großartiger Scheiben wie "British Steel" oder "Point Of Entry". Der Sinn einer solchen Scheibe mag umstritten sein, mir machte das Wiederhören mit dem guten, alten Metalgott sehr viel Spaß. Hintergrund: "K5 - The War Of Words Demos" soll Appetit machen auf die DVD "War Of Words - The Film" (Studioaufnahmen plus Konzertmitschnitte von 1994). Auch, wenn die Tour damals eher durchwachsen war - bei mir hat’s geklappt. Songs:
Schaut man sich das Schaffen der "Kings Of Metal" im neuen Jahrtausend mal genauer an, fällt die Bilanz nüchtern aus: gerade mal ein sehr gutes Album ("Warriors Of The World") hat man auf die Kette bekommen, ansonsten nur Füllmaterial, inklusive eines mäßigen Hörspiels, das in Sachen Intensität und Spannung noch weit unter alten "Hui Buh"-Kassetten liegt. Und nach 27 DVDs erscheint nun das dritte Live-Album von Joey und Co.. Waren die beiden berechtigten Hammerwerke "Hell On Wheels" (jüngeres Material) und "Hell On Stage" (alte Götterhymnen) seinerzeit fast schon überfällig, ist "Gods Of War Live", das auf der letzten Tour zum gleichnamigen Album aufgenommen wurde, ein eher unnötiger Release. Findet sich auf der ersten CD noch ein netter Querschnitt des MANOWAR´schen Schaffens mit alten und neueren Songs (plus dem völlig überflüssigen "Die For Metal", das schon im regulären Set auftaucht), so darf CD 2 neben einem Multimedia-Part (sehr opulenter Livemitschnitt des Songs "Gods Of War", inklusive filmischer Untermalung im "Braveheart"-Stil) für die Stücke des aktuellen Albums herhalten, dem extra der Zugabenblock gewidmet wurde. Wer also meint, am Ende schön "Battle Hymn" um die Ohren zu bekommen, wird schnell ernüchtert. Musikalisch ist alles solide, wobei die Band jedoch meiner Meinung nach weit an ihrem Optimum vorbeispielt, so dass sich manche Stücke seltsam müde anhören. Speziell Jahrhundertröhre Eric Adams klingt über weite Stecken auffällig kraftlos (die hohen Schreie muss man mit der Lupe raushören) und fast schon nach Luft schnappend, was bei einer geilen Hymne wie dem komplett versaubeutelten "Call To Arms" einfach nur grausig ist. Macht sich hier, ähnlich wie beim Kollegen Halford, schon langsam das Alter bemerkbar?! Als Fazit ist "Gods Of War Live" rein objektiv keine schlechte Sache (die neuen Songs klingen hier sogar wirklich fetter und bombastischer als auf dem Studiowerk), aber vor dem Hintergrund der Veröffentlichungspolitik und der musikalischen Qualität, gemessen am früheren Schaffen der Band, ist dieses Doppel-Live-Werk wohl eher nur etwas für beinharte Fans der Metallkönige. Wer die Band gerade neu für sich entdeckt hat und die Bühne ins heimische Wohnzimmer verlegen möchte, sollte erst einmal zu den beiden anderen Live-Alben greifen.
Kurz nach ihrem vielversprechenden Vier-Song-Demo "Born A Bastard" veröffentlichen diese Kölner Jungs ihren ersten Longplayer, der abermals in Eigenregie aufgenommen wurde. Immer noch hört man die Wurzeln der Band deutlich heraus, die nicht nur bei METALLICA, METAL CHURCH und MEGADETH liegen, sondern auch bei ACCEPT und JUDAS PRIEST (bester Indikator: die hohen Schreie beim schnellen Banger "Dark Reign", der deutliche "Painkiller"-Züge trägt), die allesamt in den sehr traditionellen Sound des Quartetts einfließen, der allerdings, wie schon im Review zu "Born A Bastard" erwähnt, mit den Namensgebern OVERKILL nicht wirklich viel am Hut hat. Einen Schritt nach vorne haben BASTARD NATION jedoch im Bereich Songwriting gemacht, das mir noch einen Schuss besser gefällt als auf "Born A Bastard", denn hymnische Granaten wie erwähntes "Dark Reign", das coole "Kill The Lion" oder das bereits bekannte "Emperor´s Fate" sind durchweg gelungen, wie auch der Rest des Albums. Auch der Gesang von Timo Nolden ist eine Ecke kraftvoller geworden, und die Produktion geht für eine Eigenproduktion auf Demo-Niveau ebenfalls in Ordnung. Bleibt nun zu hoffen, dass der Haufen bei einem zahlungswilligen Label unterkommt, denn auch namhafte Plattenschmieden haben deutlich schwächere Traditionsbands im Programm.
Für schwache Nerven ist die New Yorker Heavy Rock/Metal- Kombo KHZ nicht unbedingt geeignet. Auf "Reality On A Finer Scale" geht es mitunter ordentlich heftig zur Sache, daran lässt bereits der Opener "It's Yours" keinen Zweifel aufkommen. Sängerin Raiana steht ihren männlichen Genre-Kollegen was Schreien und Röhren angeht in nichts nach, was sie auch auf "Let It Go" unter Beweis stellt. Andererseits kann sie aber auch sehr wohl ruhigere und melodiösere Töne anschlagen, wie zum Beispiel auf der Fast-Ballade "Broken (What Could've Been)". "Envy" kommt ruhig, aber gleichzeitig heavy und verrucht daher, bei "Inside" hat der Gesang schon fast etwas Säuselndes, bevor dann mit "Rubberhead" wieder härter gerockt wird. "Empty" zeichnet sich durch ruhige Melodieführung unterlegt mit fetten Gitarren aus. Etwas merkwürdig geraten ist "Find Your Way Pt.3", das von den zugehörigen Teilen eins und zwei durch ein anderes Lied getrennt ist und ein wenig wie ein nicht enden wollendes Intro wirkt, das dann fast nahtlos in den letzten und die erste Hälfte über extrem ruhigen Track "Stay All Night" übergeht, der gegen Ende dann aber noch einmal etwas Tempo aufnimmt und einen stimmungsvollen Ausklang bildet. Nicht jedermanns Sache, aber auf jeden Fall gut gemacht.